7


Ohne Frenchs Hilfe hätten sie das letzte Stück des Weges nicht geschafft. Das Shuttle hatte seine Position in den letzten fünfzig Jahren nicht verändert. Charity hatte wie alle anderen damals Bilder der Katastrophe gesehen, aber es waren eben nur Bilder gewesen, die einen Abklatsch der Wirklichkeit zeigten. Was auf den Videoaufnahmen wie ein in die Außenhülle der Orbit-Stadt hineingestanztes Loch ausgesehen hatte, erwies sich in Wirklichkeit als ein zerfetzter Krater mit Rändern wie Dolche, der von einem Gewirr scharfkantiger Trümmer gefüllt war. Es schien nur eine einzige Stelle zu geben, an der ein Hinunterklettern trotz der Schwerelosigkeit nicht zu einem lebensgefährlichen Abenteuer wurde, aber als Charity diese Stelle ansteuern wollte, schüttelte French hastig den Kopf und machte eine erschrockene Geste. Charity bemerkte erst jetzt, daß ein Stück der ursprünglichen Wand dort herausgeschnitten und durch etwas ersetzt worden war, das wie eine riesige Irisblende aussah. Einen Moment später erinnerte sie sich, eine ähnliche Konstruktion schon einmal gesehen zu haben - in einer Station der Moroni. Sie versuchte nicht, French umzustimmen, sondern bedeutete den anderen, sich für das letzte Stück des Weges seiner Führung anzuvertrauen.

Sie näherten sich dem Shuttle nicht im freien Fall, sondern krochen, Frenchs Beispiel folgend, auf Händen und Knien über das Gewirr verbogener Stahlträger und Eisenplatten, das den größten Teil des gewaltigen Explosionskraters ausfüllte. Charitys Blick wanderte immer wieder über das Space Shuttle. Das Raumschiff ähnelte den amerikanischen Shuttles, war aber deutlich kleiner. Bis auf einen Riß in einem Delta-Flügel und dem geschwärzten, ausgefransten Loch, das dort gähnte, wo der explodierte Raketenmotor gewesen war, schien es völlig unbeschädigt zu sein. Unwillkürlich hatte sie angenommen, daß sie die Luftschleuse hinter der Pilotenkanzel ansteuern würden, aber French näherte sich langsam der Unterseite des Schiffes. Charitys Blick glitt über die geborstenen Keramikfliesen des Hitzeschildes, tastete sich weiter am Rumpf entlang und blieb an einem runden, sehr massiv aussehenden Luk hängen. Sie kannte die Konstruktion dieses Raumfahrzeuges gut genug, um zu wissen, daß es nicht dorthin gehörte. Warum auch immer - Frenchs Leute hatten eine neue Schleuse in den Rumpf geschnitten.

Sie waren vielleicht noch zwanzig oder fünfundzwanzig Meter von der gepanzerten Luke entfernt, als Skudder, der hinter ihr kroch, sie plötzlich am Bein berührte und aufgeregt zu gestikulieren begann, als sie den Kopf drehte.

Obwohl sie es sich im Grunde hätte denken können, erschrak Charity. Der Weltraum über ihnen war nicht mehr leer. Mehr als ein Dutzend der großen Gleiter der Moroni war über dem Horizont der Orbit-Stadt erschienen, und noch während sie hinsah, gesellten sich drei weitere Flugscheiben hinzu. Charity blickte mit einer Mischung aus Zorn und Verzweiflung zu der kleinen Armada hinauf. Es gehörte nicht sehr viel Phantasie dazu, sich zu denken, warum diese Schiffe dort oben aufgetaucht waren.

Die Flotte wuchs immer weiter. Sie gab es bald auf, die Schiffe zählen zu wollen, schätzte aber, daß ihre Zahl binnen weniger Augenblicke auf über fünfzig gestiegen war. Doch irgend etwas ... stimmte nicht. Charity war plötzlich nicht mehr sicher, daß diese Schiffe wirklich gekommen waren, um sie und die anderen zu töten.

Plötzlich blitzte es über ihnen auf. Ein dünner, harmlos aussehender Lichtfaden griff von der Oberfläche der Orbit-Stadt aus nach einem der Schiffe, durchbohrte es und ließ es in einer orangefarbenen Feuerwolke explodieren. Und noch ehe die grellen Flammen in der luftleeren Weite des Weltalls auch nur ganz erloschen waren, detonierte eine zweite, eine dritte und schließlich eine vierte Flugscheibe.

Dann feuerten die Gleiter zurück. Eine ganze Salve kurzer, unerträglich greller Laserblitze schlug in die Oberfläche der Orbit-Stadt ein. Der Explosionspunkt lag weit außerhalb ihres Blickfeldes, aber Charity konnte das lang anhaltende Vibrieren und Zittern spüren, das die gesamte, riesige Station erschütterte.

»Was geht da vor?« fragte Skudder fassungslos.

Wie um Charity eine Antwort abzunehmen, wurde die Schwärze des Weltalls über ihnen in diesem Moment abermals von dem grellen Weiß der Lasersalven durchbrechen. Aber diesmal feuerten die Gleiter nicht auf die Orbit-Stadt, sondern auf eine Gruppe anderer Gleiter, die in einer weit auseinandergezogenen Formation herangerast kamen. Zwei von ihnen explodierten auf der Stelle, ein dritter geriet ins Trudeln, einen Schweif aus glühendem Gas hinter sich herziehend, und verschwand dann aus ihrem Blickfeld. Kaum eine Sekunde später erbebte die Basis unter einem ungeheuren Schlag. Greller Feuerschein löschte für einen Moment das Dunkel des Weltalls aus.

»Sie ... kämpfen miteinander«, murmelte Charity.

»Wunderbar«, sagte Skudder. »Dann sollten wir machen, daß wir weiterkommen, solange sie damit beschäftigt sind, sich gegenseitig umzubringen.«

Sie wußte, daß er recht damit hatte. Trotzdem hob sie noch einmal den Blick. Der Kampf tobte mit unverminderter Heftigkeit, aber die beiden Gleiterformationen hatten sich mittlerweile so ineinander verkeilt, daß sie unmöglich sagen konnte, wer zu wem gehörte. Automatisch fragte sie sich, wie die Moroni Freund und Feind unterschieden - oder ob sie es überhaupt taten.

Über ihnen schien das gesamte Weltall in Flammen zu stehen, als sie die runde Schleuse auf der Unterseite des Shuttles erreichten. French streckte die Hand nach dem Hebel aus, zog sie dann noch einmal zurück und richtete sich nervös auf. Charity registrierte seinen Blick und beeilte sich, an seine Seite zu kriechen.

»Es ... es wäre vielleicht besser, wenn ich zuerst hineinsteige«, sagte er stockend. »Die anderen könnten ... erschrecken.«

Charity nickte. »Gut. Aber bitte - beeilen Sie sich.«

French machte eine nervöse, zustimmende Geste und wandte sich dann hastig wieder dem primitiven Öffnungsmechanismus der Schleuse zu. Charity wich vorsichtig ein Stück zurück, als die Tür wie das Turmluk eines Unterseebootes nach außen schwang, warf aber trotzdem einen Blick in die dahinterliegende Kammer. Sie war winzig. Wahrscheinlich hätte sie ohnehin Schwierigkeiten bekommen, sich zusammen mit French hineinzuquetschen. Die Wände bestanden aus groben, unsauber zusammengeschweißten Eisenplatten.

Skudder und auch Gurk blickten sie verblüfft an, als sie beobachteten, wie sich French in die winzige Kammer hineinzwängte und das Tor dann hinter sich schloß.

»Was soll das?« fragte Skudder.

»Laß ihm einen Moment Zeit, mit seinen Leuten zu reden«, sagte Charity.

»Oh, sicher«, murrte Skudder.

»Machen wir es uns inzwischen hier gemütlich und trinken einen Kaffee.«

Charity antwortete nicht darauf. Sie verstand Skudders Nervosität nur zu gut, aber sie konnte sich auch vorstellen, welchen Schock es für Frenchs Leute bedeutet hätte, wäre sie einfach zusammen mit ihm in den Hort gekommen. Die wenigen Minuten, die sie möglicherweise hier draußen warten mußten, konnten über ihr Leben entscheiden.

Dann, nach einer Zeit des Wartens, die ihr unendlich lang vorkam, schwang die Tür wieder auf. Doch die Gestalt, die aus der Schleuse herausschwebte, war nicht French. Es war ein junger Mann, der einen zerschlissenen, an zahllosen Stellen geflickten einteiligen Anzug von ehemals weißer Farbe trug.

Er war nicht in einen Raumanzug gehüllt, sondern steckte in einer jener durchsichtigen Transportblasen, wie sie French aus dem Regal im Lagerraum genommen hatte.

Charity konnte weder auf noch in seinem improvisierten Schutzanzug ein Sauerstoffpack entdecken. Offensichtlich zehrten Frenchs Leute bei ihren Ausflügen ins Vakuum nur von dem Luftvorrat, der in ihren Anzügen eingeschlossen war.

Die Gestalt trieb ein kleines Stück aus der Schleuse heraus, ehe sie sich mit der linken Hand an der Luke festklammerte und mit der anderen eine Bewegung machte, die Schleuse zu betreten.

Charity gab Stone ein Zeichen, ihr zu folgen. Ihr Blick streifte das Gesicht des jungen Mannes, als sie an ihm vorüberschwebte. Seine Augen waren weit aufgerissen und starr vor Unglaube, Ehrfurcht - aber auch Angst. Zweifellos waren sie die ersten Menschen, die dieser junge Mann außer den Bewohnern des Hortes in seinem Leben zu Gesicht bekam. Wenn Charity daran dachte, wie French auf ihren Anblick reagiert hatte, so würden ihnen vielleicht einige sehr schwierige Augenblicke bevorstehen.

Sie bugsierte Stone vor sich in die winzige Schleusenkammer, quetschte sich selbst hinein und zog die Luke hinter sich zu. Es gab keine Beleuchtung hier drinnen, so daß sie für einige Sekunden blind war, aber der schwere Riegel war kaum eingerastet, als sie auch schon hörte, wie sich in der Wand hinter ihr ein zweiter, gleichartiger Mechanismus bewegte und zischend Sauerstoff in die Kammer zu strömen begann. Gleichzeitig bekam ihr Körper etwas von seinem Gewicht zurück. Offensichtlich wirkte die künstliche Schwerkraft auch hier, die die Moroni in der Orbit-Stadt erzeugten.

Aus der gegenüberliegenden Wand öffnete sich eine runde Luke über ihren Köpfen. Gelbes, sehr blasses Licht erfüllte die Luftschleuse. Charity sah Schatten, blinzelte und kniff die Augen zusammen, aber die Beleuchtung im Inneren des Shuttles reichte einfach nicht aus, um die Gestalten, die im Kreis um die Luke herumstanden und zu ihnen herabblickten, genauer erkennen zu können. Stone wollte nach dem Rand der Luke greifen und sich herausziehen, aber Charity hielt ihn mit einer raschen Bewegung zurück. Sie konnte die Gesichter über sich noch immer nicht erkennen, um so deutlicher fühlte sie die Spannung, die in der Luft lag. Sie hatten so entsetzlich wenig Zeit, aber sie mußten diesen Menschen die Gelegenheit geben, sich an ihren Anblick zu gewöhnen.

Der gefährliche Moment verging. Plötzlich beugte sich einer der Schatten vor. Charity erkannte French, der auf die Knie gesunken war und ihr die Hand entgegenstreckte. Mit einem erleichterten Aufatmen griff sie danach und ließ sich in die Höhe ziehen.

Charity glitt ein gutes Stück über den Rand der Schleuse hinaus und landete ungeschickt neben French. Einen Moment zu spät begriff sie, daß der Boden aus einem offensichtlich nicht-magnetischen Metall bestand. Ihre Haftsohlen griffen nicht. Sie machte einen weiteren, unsicheren Schritt, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden, und wäre trotzdem gestürzt, hätte French sie nicht aufgefangen.

Sie nickte dankbar, drehte sich vollends zu ihm herum und ließ ihren Blick flüchtig über das knappe Dutzend Gesichter streifen, das sie umgab. Jedes einzelne Gesicht ähnelte French: schmal und ausgezehrt, mit dunklen, tief in den Höhlen liegenden Augen, rissigen Lippen und einer Haut, die niemals mit Sonnenlicht in Berührung gekommen war und die von kleinen eiternden Geschwüren bedeckt wurde. Es waren fünf oder sechs Frauen und die gleiche Anzahl Männer, und bis auf einen schien kaum jemand älter zu sein als French. Hinter der Reihe der Erwachsenen, die sie unverwandt und mit dem gleichen Ausdruck von Entsetzen und Ehrfurcht wie die Gestalt draußen anstarrten, erblickte sie drei oder vier Kinder.

Ein eisiger Schauer durchlief sie. Frenchs Anblick war unheimlich gewesen. Aber dieses Dutzend Menschen (Menschen? Waren das wirklich Menschen?) erfüllte sie mit Furcht und einer an Ekel grenzenden Abscheu, für die sie sich selbst schämte, die sie aber nur schwer unterdrücken konnte.

French sagte etwas. Sie konnte die Worte nicht richtig verstehen, hob rasch die Hand zu dem kleinen Schalter an ihrem Anzug und atmete tief und erleichtert ein, als sich der durchsichtige Kunststoffhelm öffnete und in ihrem Nacken zusammenfaltete.

Einen Augenblick später wünschte sie sich, es nicht getan zu haben.

Die Luft war so schlecht, daß ihr schwindelig wurde. Und der Geruch war unerträglich. Charity schloß die Augen, unterdrückte mit Macht die Übelkeit, die aus ihrem Magen emporsteigen wollte, und zwang sich, tief einzuatmen. Sie würde das, was French und seine Freunde anscheinend für eine atembare Luft hielten, so oder so für eine Weile ertragen müssen. Besser, sie gewöhnte sich so schnell wie möglich daran.

Als sie die Augen wieder öffnete, hatte sich ein erschrockener Ausdruck auf Frenchs Gesicht ausgebreitet. »Ist ... ist Ihnen nicht gut, Herr ... Charity?« verbesserte er sich hastig.

Charity versuchte zu lächeln. »Nein«, sagte sie. »Es ... es ist schon in Ordnung.«

French sah sie noch eine Sekunde lang voller Zweifel an, dann deutete er auf den ältesten Mann der Gruppe. »Das ist Stark«, sagte er. »Unser Führer.« Er lächelte. »Und das«, fügte er mit einer Geste auf eine der Frauen hinzu, »ist Pearl, meine Gefährtin. Wir werden ...«

»Sei still, French«, unterbrach ihn Stark. Seine Stimme war rauh und heiser. Es war die Stimme eines Menschen, der wenig sprach. Trotzdem hörte sie den befehlsgewohnten Ton darin, einen Ton, der ihr zusammen mit der Härte in seinem Blick verriet, daß Stark vielleicht ein guter, sicherlich aber kein angenehmer Führer war. Stark betrachtete sie und Stone mit unverhohlenem Mißtrauen. Auch in seinem Blick lag Furcht, aber sie war von völlig anderer Art als die, die sie in Frenchs Augen gelesen hatte. Sie nahm sich vor, sich sehr genau zu überlegen, was und in welchem Ton sie mit diesem Mann sprechen würde.

Stark kam langsam auf sie zu. Er bewegte sich seltsam; auf den ersten Blick fast ungeschickt. Trotzdem schien er keinerlei Schwierigkeit mit der geringen Schwerkraft an Bord des Shuttles zu haben. Seine Augen tasteten über ihr Gesicht, ihren Körper, den Anzug, verweilten für einen kurzen, aber spürbaren Moment auf der gelben Sauerstoffflasche auf ihrem Rücken und suchten dann wieder ihren Blick. Charity vermochte nicht zu sagen, ob ihm das, was er sah, gefiel.

»Wer sind Sie?« fragte er. Er sprach jetzt leise, aber seine Stimme war fast schneidend. Seine Hand lag auf etwas, das mit einem Stück Nylonschnur an seinem Gürtel befestigt war und wie eine Miniaturausgabe von Frenchs Harpunenwaffe aussah.

»Aber das habe ich dir doch gesagt«, sagte French aufgeregt. »Sie kommen von ...«

Stark brachte ihn mit einer unwilligen Geste zum Verstummen. »Ich will es nicht von dir hören, French«, sagte er. »Sondern von ihr.«

»Was soll denn das?« ergriff Stone neben ihr das Wort. Wie Charity hatte er seinen Helm zurückgeklappt und stand jetzt aufrecht da, wenn auch wankend wie ein Betrunkener. Offensichtlich hatte er noch viel größere Schwierigkeiten als sie, mit einer Anziehungskraft fertig zu werden, die allerhöchstens ein Zehntel der Schwerkraft der Erde betrug. »Ist das Ihre Art ...«

»Seien Sie still, Stone«, sagte Charity scharf. »Er hat recht. Ich an seiner Stelle wäre genauso mißtrauisch.«

Sie hatte zu Stone gesprochen, blickte Stark dabei aber unverwandt weiter an. Der Führer des Hortes hielt ihrem Blick ruhig stand. Das Mißtrauen in seinen Augen wurde noch größer.

Charity legte eine genau berechnete Pause ein, ehe sie mit veränderter, sehr ruhiger Stimme von neuem begann. »Mein Name ist Laird, Mister Stark. Captain Charity Laird von der US Space Force.«

»Space Force?« Die Art, in der Stark das Wort wiederholte, sagte ihr, daß es eine ganz bestimmte Bedeutung für ihn hatte. »Dann ... dann hat French die Wahrheit gesagt? Sie und die anderen, Sie ... Sie kommen wirklich von der Erde?«

Betont und sehr ruhig entgegnete Charity: »Ich glaube, Sie und Ihre Freunde benutzen dieses Wort in einem anderen Sinn als wir. Wir kommen von einer Welt, die sehr weit von Ihrer entfernt ist. Und sehr anders ist.«

Ein anderer Ausdruck trat in Starks Blick. Charity begriff, daß sie einen Fehler gemacht hatte, wußte aber nicht, welchen. »Es gibt keine anderen Welten, auf denen Menschen leben«, sagte Stark. »Es gibt nur uns und die Spinnen. Sie haben alle Menschen getötet, vor langer Zeit.«

»Das habe ich auch gedacht«, mischte sich French ein. Stark warf ihm wieder einen zornigen Blick zu, aber diesmal reagierte French nicht darauf, sondern fuhr noch aufgeregter fort. »Sie haben auch sie getötet, sie und ihre Begleiter. Aber sie ... sie können sie nicht töten. Sie haben auf sie geschossen und sie getroffen, aber sie ... sie sind immer wiedergekommen, Stark. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen. Sie sind unsterblich. Nichts kann sie verwunden. Die Spinnen können ihnen nichts anhaben.«

»Ich wollte, es wäre so«, sagte Charity leise. Sie lächelte traurig, dann deutete sie mit einer Kopfbewegung auf den Schleusendeckel, der noch immer aufgeklappt war. »Ich werde versuchen, Ihnen alles zu erklären, Mister Stark«, sagte sie. »Aber dort draußen sind noch zwei von unseren Freunden. Bitte lassen Sie sie herein.«

French wollte den Lukendeckel schließen, aber Stark hielt ihn zurück, und French trat verwirrt beiseite. »Warum sollte ich das tun?« fragte er. »Wenn Sie wirklich so unverwundbar und gefährlich sind, wie French behauptet? Wir wissen nicht, ob Sie unsere Freunde oder Feinde sind.«

»Das ist richtig«, sagte Charity. »Aber wenn wir wirklich so unverwundbar wären, wie French sagt, dann wären wir beide ebenso gefährlich für Sie, wie es vier wären.«

Ein Ausdruck, von dem sie nicht wußte, ob es Schrecken oder Zorn war, huschte über Starks Gesicht. Er antwortete nicht.

»Bitte, lassen Sie unsere Freunde herein«, sagte Charity noch einmal. »Sie wissen nicht, was mit uns geschieht und werden sich sorgen. Und ihr Luftvorrat reicht nicht ewig.«

Sie betete, daß Stone nichts Unüberlegtes sagte oder gar tat, aber er hatte entweder wie sie den Ernst der Situation begriffen, oder er verstand gar nicht, in welcher Gefahr sie in diesem Moment schwebten. Jedenfalls sagte er kein Wort, und nach einer endlosen Sekunde deutete Stark auf die Luke und sagte: »Laßt sie herein. Und Sie«, fügte er, an Charity gewandt, hinzu, »erzählen.«

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