21

Der Vorhang bestand aus rotem, schwerem Samt. Eine kleine goldene Spange, die mit komplizierten Gravuren versehen war, verband die beiden Hälften miteinander und verwehrte den Blick auf das, was dahinter lag.

Bis auf den Vorhang war der Raum vollkommen leer.

Mildes, gelbes Licht kam aus einer unsichtbaren Quelle, und durch die dünnen Wände drang unverständliches Stimmengemurmel, unterlegt mit den zahlreichen, nicht einzeln wahrzunehmenden Geräuschen, wie eine größere Menschenmenge sie verursacht.

Zwischen Ulthars Brauen erschien eine steile, tiefe Falte. Auf seinem Gesicht lag ein besorgter Ausdruck, und seine Bewegungen wirkten fahrig. Er war nervös. Die Ereignisse hatten sich in letzter Zeit nicht nur nach seinen Vorstellungen entwickelt. Die Mächte, die hinter ihm standen, schätzten es nicht, wenn ihre Befehle nicht zu ihrer vollen Zufriedenheit ausgeführt wurden.

Der Vorhang schien sich merklich zu bewegen. Es klirrte leise, als die beiden Teile des goldenen Verschlusses aneinanderschlugen, und in den schweren roten Samtfalten schienen geheimnisvolle Schattenwesen zum Leben zu erwachen. Der Magier trat zögernd an den Vorhang heran. Seine Finger berührten die goldene Schnalle. Seine Lippen formten leise, unverständliche Worte in einer Sprache, deren Sinn er selbst nicht verstand. Der Verschluß löste sich. Die beiden Hälften des Samtvorhangs glitten wie von Geisterhand bewegt auseinander.

Dahinter lag ein riesiger, konkav gebogener Spiegel.

Ulthar blickte endlos lange auf das, was darin abgebildet war. Er spürte den Fluß dunkler, böser Kraft, der aus dem Zentrum des Spiegels zu ihm hinüber strömte. Eine Energie, die so fremdartig und böse war, daß sie selbst ihn noch manchmal erschreckte. Nach einer Ewigkeit schloß er den Vorhang wieder.

»Melissa!« brüllte er. Schritte näherten sich, dann wurde die Tür lautlos auf gestoßen.

»Sie haben mich gerufen, Meister?«

Ulthar lächelte dünn. »Hast du diese Kreatur getötet?« fragte er.

Melissa lächelte und nickte knapp. »Sie ist tot, wie ihr es befohlen habt, Herr.« Ihre Stimme klang starr. Da der Körper, in dem er Melissa zuletzt gekannt hatte, unwiederbringlich zerstört war und sie in Vivians Körper lebte, gehörte auch die Stimme Missis Taylor, aber sie hörte sich an wie eine schlechte Kopie. Irgend etwas fehlte, ein wichtiger, nicht näher zu bestimmender Teil. Ihr Bewußtsein war nicht einfach nur in Vivian Taylors Körper eingesperrt gewesen, sondern innerhalb dieses Vierteljahrhunderts viel stärker mit dem Vivians verschmolzen, als er geglaubt hatte. Jede der beiden Frauen besaß eine eigene Persönlichkeit - Melissa vielleicht etwas mehr als ihre Gegnerin, weil sie unterdrückt worden war und sich weitgehend abgekapselt hatte -, aber erst beide zusammen bildeten den Charakter Vivian Taylors. Und auch Melissa konnte nicht wirklich leben ohne den Teil ihres Charakters, der mit Vivian Taylor verschmolzen war. Die Bewußtseinsspaltung war nicht wie geplant verlaufen, und was er erschaffen hatte, war nicht mehr als die seelenlose Kopie Melissas.

Solange Vivian nicht so wie die Seelen der anderen Sklaven zu einer Gefangenen der Spiegel geworden war, blieb Melissa unvollkommen. Etwas fehlte. Initiative, Entschlußkraft und all die tausend anderen kleinen Dinge, die aus einem Menschen erst einen Menschen machten. Sie besaß noch weniger eigene Persönlichkeit als seine anderen Spiegelsklaven. Melissa war im Grunde nicht mehr als ein lebender Roboter, der seinen Befehlen gehorchte, aber nicht zu eigenen Entscheidungen fähig war. Sie war nicht die Frau, die er einmal geliebt hatte und nach der er so lange gesucht hatte.

Ulthar verspürte ein leises Gefühl der Beunruhigung, als er an die ungeheuren Kräfte dachte, die diese so zerbrechlich wirkende Frau entfesseln konnte, denn er war sich auch der Gefahr bewußt, die in ihrem gegenwärtigen Zustand lag. Sie besaß schon jetzt wieder ihre frühere Macht, nicht aber ihr Wissen, ihre Erinnerungen, und vor allem war sie unfähig, auch nur die geringste Verantwortung für ihr Handeln zu tragen. Er mußte sich praktisch jedes Wort, das er in Melissas Gegenwart sprach, zehnmal überlegen. Das Spiegelwesen würde jeden Befehl wortwörtlich ausführen - ganz egal, welchen Schaden es dabei vielleicht anrichtete.

»Sie war viel stärker als Conellys andere Kreaturen. Wenn er eine von ihnen erschaffen konnte, wird es ihm auch bei weiteren gelingen. Die Schonzeit für ihn ist vorbei. Wir werden ihn töten, bevor er uns noch einmal gefährlich werden kann.«

»Das ist nicht mehr nötig, Herr«, entgegnete Melissa. »Er ist bereits tot.« Sie sprach auch jetzt mit völlig gleichgültiger Stimme. »Wir haben seinen Leichnam gefunden, hier im Labyrinth. Es scheint, als hätte Vivian Taylor ihn umgebracht.«

»Vivian?« keuchte Ulthar aufgeregt. »Was ist mir ihr?«

»Es hat eine starke Erschütterung des Labyrinths gegeben.« Melissa stockte kurz. »Es deutet alles darauf hin, als wäre sie durch die Spiegel gegangen. Hinüber auf die andere Seite.«

Ulthar fuhr zusammen. »Die andere ...« Er stieß ein ersticktes Stöhnen aus. »Wir müssen sie zurückholen. Wenn sie die Kristallfestung erreicht ...« Er straffte sich. »Hole Mark her. Sofort.«

Melissa verließ den Raum und kehrte wenig später mit dem Spiegelbild Mark Taylors zurück.

»Vivian ist entkommen«, berichtete Ulthar noch einmal. »Aber ich weiß, wo sie ist.« Ein häßliches Lächeln überzog sein Gesicht. »Sie sitzt in der Falle. Es gibt von dort, wo sie ist, kein Entkommen. Sie ist auf der anderen Seite.«

Mark runzelte die Stirn. »Sie meinen ...«

»Auf der Spiegelwelt.« Ulthar nickte. »Ganz recht. Dort drüben ist sie hilflos, sie hat keine Chance. Wir brauchen sie nur noch aufzusammeln. Und diesmal werden wir dafür sorgen, daß sie uns nicht noch einmal entwischt. Wir können uns keine Fehler mehr leisten.«

Mark Taylor bewegte sich unruhig. Er spürte die Nervosität, die hinter Ulthars scheinbar ruhig ausgesprochenen Worten lauerte. Der Magier hatte Angst. Das Spiegelwesen fragte sich unwillkürlich, wovor ein Mensch mit Ulthars Macht Angst haben mochte.

»Du wirst ein paar Männer auf die andere Seite schicken, um Vivian zu fangen«, befahl Ulthar nach einer Pause. »Aber suche zuverlässige Leute aus. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«

Mark nickte. »Ich werde selbst gehen. Wenn Sie erlauben, nehme ich Melissa mit.«

Der Magier schüttelte hastig den Kopf. »Nein, auf keinen Fall. Ich brauche sie hier.« Er fuhr ruckartig herum, biß sich auf die Lippe und ballte die Faust. Sein Blick hing wie hypnotisiert an den Falten des Samtvorhangs. Wieder hatte er den Eindruck, daß der Stoff sich bewegte. Etwas ungeheuer Fremdes schien für Augenblicke in den Raum zu greifen und sich dann wieder zurückzuziehen.

»Beeil dich«, sagte er leise, ohne sich umzudrehen. »Schick die Männer los. Uns bleibt nicht viel Zeit.«


Die Luft zwischen zwei der Häuser begann unmerklich zu flimmern. Ein großer, rechteckiger Umriß schien sich dicht über dem Boden materialisieren zu wollen. Er flackerte, wurde fester, verlor dann wieder an Substanz und wurde zu einer nebelhaften, kaum sichtbaren Erscheinung. Der Prozeß wiederholte sich, und diesmal stabilisierte sich der Umriß. Ein großes, an eine Tür erinnerndes Rechteck erschien mitten in der Gasse.

Eine Tür in eine andere Welt.

Nacheinander erschienen vier, fünf hochgewachsene Gestalten in der Öffnung, traten zögernd auf die Straße hinaus und blieben stehen.

Dann erlosch das Tor hinter ihnen von einem Augenblick zum anderen.

Mark Taylor sah sich vorsichtig um. Die Straßen schienen leer und verlassen zu sein, aber er spürte, daß er und seine Begleiter nicht allein waren. Irgendeine körperlose Bedrohung lauerte hier, die sie aus tausend unsichtbaren Augen zu mustern schien.

»Beeilen wir uns«, sagte er. Seine Stimme klang seltsam schrill und krächzend. »Diese Richtung.« Er wies mit einer vagen Geste in Richtung Stadtmitte. »Sie kann noch nicht weit sein. Je eher wir sie fangen, desto besser.«

Sie setzten sich in Bewegung. Ihre Schritte klangen seltsam hart und auf dem nassen Asphalt, überlaut in der hier herrschenden Stille. Mark bemerkte, wie Masterton unwillkürlich vorsichtiger auftrat, als befürchte er, durch das Geräusch seiner Schritte eine schlafende Bedrohung aufzuwecken. Wahrscheinlich verspürte er das gleiche, unsichere Gefühl wie Mark. Wahrscheinlich spürten sie es alle.

Mark hatte Masterton bewußt ausgewählt. Andere von Ulthars Geschöpfen mochten jünger und kräftiger sein, aber Masterton kannte er im Gegensatz zu ihnen, und vielleicht würde sich das inmitten dieser vollkommen fremden Welt als wichtig erweisen.

Mark starrte aus zusammengekniffenen Augen zu den Silhouetten der Stadt hinüber. Ulthar hatte ihn gewarnt. Sie bewegten sich in einer Umgebung, die sich völlig von allem unterschied, was Menschen je kennengelernt hatten. Die scheinbare Ähnlichkeit täuschte - dieses New York war eine spiegelverkehrte Ausgabe des echten New York, eine Stadt, die genauso rustikal und kompromißlos ins Gegenteil verkehrt worden war wie Mark, Masterton und die anderen. Hinter den scheinbar vertrauten Umrissen lauerte ein Grauen, das in seiner Gesamtheit menschliches Vorstellungsvermögen überstieg.

Mark spürte, wie die seltsame Ausstrahlung, die er gleich bei seiner Ankunft bemerkt hatte, etwas in ihm in Bewegung zu bringen schien. Das Gefühl war nicht in Worte zu kleiden. Er sah sich nervös um.

»Irgend etwas ...« begann Masterton zögernd, »stimmt hier nicht.«

Mark nickte impulsiv. Masterton spürte es also auch. »Ich glaube, Ulthar hat uns etwas verschwiegen«, murmelte er. Er erschrak über seine eigenen Worte oder vielmehr über die Gedanken, denen sie entsprangen. Jeder Zweifel an Ulthars Befehlen wäre ihm noch vor wenigen Minuten völlig unmöglich gewesen. Er bemerkte, daß Masterton ihn überrascht ansah, und runzelte ärgerlich die Stirn. »Gehen wir weiter«, sagt er barsch. »Wir haben nicht viel Zeit.«

Aber er spürte, wie die nagenden Zweifel wuchsen, während sie langsam tiefer in die Stadt eindrangen. Und langsam, ganz langsam machte sich in ihm die Überzeugung breit, daß Ulthar einen verhängnisvollen Fehler begangen hatte, sie hierher zu schicken.


Je tiefer Vivian ins Zentrum der Stadt vordrang, desto weniger waren die Häuser noch als Produkte menschlicher Technik zu erkennen. Die Gebilde, die die Straßen rechts und links säumten, ähnelten riesigen Schleimbergen, in denen nur noch dann und wann Andeutungen der ehemaligen Fenster und Türen zu erkennen waren: Große, unregelmäßig geformte Löcher, die Vivian an aufgerissene Münder erinnerten. Schwarze Fäden verbanden die Häuser miteinander und überzogen die Straße mit einem Spinnennetz klebriger Substanz. Zwischen den Fäden tauchten jetzt immer wieder Tümpel einer schwarzen, öligen Flüssigkeit auf, wo sich der Straßenbelag bereits vollkommen verwandelt hatte. Die Tümpel schienen von eigenständigem Leben erfüllt zu sein; Luftblasen stiegen an die Oberfläche, platzten mit peitschenähnlichem Knall und entließen Schwaden eines blauen, übelriechenden Gases, und einmal glaubte Vivian einen unbeschreiblich häßlichen Kopf aus der öligen Brühe auftauchen zu sehen, aber das war wohl nur Einbildung gewesen, denn als sie genauer hinsah, war davon nichts mehr zu entdecken.

Es fiel ihr mittlerweile immer schwerer, die eingeschlagene Richtung beizubehalten. Die finstere, abstoßende Ausstrahlung wurde beständig stärker. Es war, als bewege sie sich immer tiefer in einen unsichtbaren Nebel hinein, einen Nebel, der jeden Funken Menschlichkeit, Mitleid und Güte in ihr zu ersticken drohte.

Die Prozession der Spiegelwesen war verschwunden, aber sie hörte deutlich die Geräusche, die die Gefangenen und ihre Bewacher verursachten. Ab und zu wehte der Wind den Knall einer Peitsche zu ihr hinüber, und die Stille dazwischen wurde immer wieder von den krächzenden, grauenerregenden Schreien der Hornköpfigen zerschnitten.

Vivian bewegte sich vorsichtig über die Straße. Der Regen hatte aufgehört, aber dafür war es noch kälter geworden. Ein seltsames Halbdunkel lag über der Szene. Sie blieb stehen, legte den Kopf in den Nacken und blinzelte zur Sonne empor. Selbst sie wirkte verändert: Ein matter, verschwommener Kreis gelblicher Helligkeit, der kaum die Kraft zu haben schien, die Dämmerung ringsum aufzuhellen.

Vivian fuhr unwillkürlich zusammen, als sie die Schritte hörte. Das Geräusch war hinter ihr, und es waren nicht die monotonen, roboterhaften Schritte der Spiegelwesen, sondern schnelle, hastende Geräusche. Geräusche, wie sie vier oder fünf Menschen verursachen mochten, die sich schnell aber vorsichtig über die Straßen bewegten. Vivian sah sich gehetzt nach einer Deckung um. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich ein Gebäude, das noch nicht vollkommen verändert war. Die oberen Stockwerke bildeten die gleiche, amorphe Masse wie überall, aber das Erdgeschoß und die erste Etage schienen einigermaßen unverändert.

Sie stieß sich von der Wand ab, hetzte über die Straße und warf sich durch die offenstehende Eingangstür.

Beinahe wäre es ihr letzter Schritt geworden.

Hinter der Tür befand sich ein keilförmiger Streifen Parkettfußboden, der in fünf oder sechs Metern Entfernung in ein einzeln dastehendes Wandstück überging.

Rechts und links davon aber war - nichts.

Vivian prallte entsetzt zurück, verlor das Gleichgewicht und rutschte über die Kante des Bodenstückes. Für eine endlose Sekunde schien ihr Körper reglos in der Luft zu hängen, ehe sie sich mit einer verzweifelten Drehung herumwarf und zu Boden stürzte. Ihre Beine pendelten über dem Abgrund. Einen Augenblick lang blieb sie schwer atmend liegen. Aus der unergründlichen Tiefe hinter ihr schlug ihr eine ungeheure Kälte entgegen. Mit vorsichtigen Bewegungen zog sie sich ganz auf den festen Boden hinauf und kroch auf allen vieren bis zur Rückwand.

Sie mußte plötzlich wieder an das unerklärliche Erlebnis denken, das sie vor ein paar Stunden gehabt hatte. Auch in dem leerstehenden Schuppen auf dem Rummelplatz, in dem sie sich hatte verstecken wollen, hatte der feste Boden unmittelbar hinter dem Eingang aufgehört. Vivian versuchte, eine Erklärung zu finden, aber es gelang ihr nicht. Die seltsame, symmetrische Keilform, in der Boden und Wand erhalten waren, erinnerte sie an den Lichtkegel, der beim Öffnen einer Tür in einen dunklen Raum fiel.

Natürlich - das war die Erklärung. Nur was erleuchtet wurde, konnte gespiegelt werden, und schließlich war diese ganze Welt nur ein gespiegeltes Abbild der Realität. Das Stück Boden und Wand, auf dem sie sich befand, stellte den Abschnitt dar, der vielleicht irgendwann einmal im Spiegel eines vorüberfahrenden Wagens erschienen war. Wenn sie den Gedanken in letzter Konsequenz weiterspann, bedeutete dies, daß sie wahrscheinlich überall in der Spiegelwelt nur Dinge finden würde, die irgendwann einmal in einem Spiegel erschienen waren. Alles andere war einfach nicht da, so absurd der Gedanke auch anmutete. Vermutlich würde sie hinter vielen Türen buchstäblich nichts finden.

Die Schritte draußen kamen näher, und das Geräusch riß Vivian in die Wirklichkeit zurück. Sie kroch vorsichtig auf den Eingang zu, griff über die Kante des Bodenstückes hinaus und langte nach der Tür. Mit Quietschen, das ihr überlaut vorkam, schwang die Tür zu. Vivian richtete sich behutsam auf, klammerte sich am Türgriff fest und überzeugte sich davon, daß ihre Füße auf dem glatten Parkett sicheren Halt fanden. Der Ausschnitt der Wirklichkeit war hier an der Tür kaum einen Meter breit. Eine falsche Bewegung, und sie würde hilflos in die Tiefe stürzen. Der Gedanke, ins Nichts zu stürzen, endlos zu fallen, ohne jemals irgendwo anzukommen, ließ sie erschaudern.

Sie lugte vorsichtig durch den Türspalt nach draußen. Am Ende der Straße erschien eine Gestalt, dann noch eine ... drei ... vier, schließlich fünf Männer. Drei von ihnen waren seltsam altertümlich gekleidet, als wären sie aus einem Kostümfilm der frühen fünfziger Jahre entsprungen, die anderen beiden ...

Vivian unterdrückte im letzten Augenblick den Impuls, die Tür aufzureißen und auf die Straße hinauszustürzen. Die beiden anderen Männer waren Jonathan Masterton und Mark.

Aber sie wußte, daß es nicht der Mark war, den sie kannte. Wieder spürte Vivian diese seltsame, verzweifelte Trauer in sich aufsteigen. Obwohl sie genau wußte, daß dieser Mann dort vorne nur ein Ulthar sklavisch ergebenes Spiegelbild war, in dem aber alle negativen Eigenschaften Marks die Oberhand gewonnen hatte, drängte alles in ihr danach, hinauszulaufen und sich an seine Brust zu werfen.

Ulthar hatte also ihre Spur aufgenommen. Und er hatte den einzigen Jäger auf sie angesetzt, vor dem sich Vivian wirklich fürchtete.

Den Mann, den sie liebte.

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