Das Bild des Ringes verblaßte auf einer Netzhaut, die nur noch als Information existierte, realisiert in einem Raum, dessen physikalische Eigenschaften mit nichts im Universum auf der anderen Seite der Löcher, Durchgänge und Tore vergleichbar war, die die beiden Teile der Wirklichkeit miteinander verbanden, sie ineinander verwoben, aufeinander abbildeten ... umstülpten und verknoteten. In völliger Stille driftete ein loser Verbund von Gedanken und Ideen dahin, breitete sich in einem leeren, endlosen Nichts aus, bis er es gleichmäßig ausfüllte, sich vollkommen vermischte mit allem anderen, was in diesem seltsamen Stadium einer Existenz im Wartestand erhalten wurde.
Schockwellen liefen durch die schwarze, weiche Wärme, trennten die einzelnen Teile wieder voneinander. Identität wurde wieder möglich, auf dem Weg vom Nirgendwo ins Nirgendwann. Veränderungen setzten ein, formten etwas, das später auf der anderen Seite die Erinnerung an Gedanken sein würde, die tatsächlich niemals gedacht worden waren. Es war, als würde ein Gesicht auf einem Foto im Lauf der Jahre immer neue Falten zeigen, als würde ein Fußabdruck im Sand sich ändern, während sich der Fuß veränderte an einem völlig anderen, weit entfernten Ort, als würde der Abdruck, den die Dinge auf der anderen Seite in diesem Teil der Wirklichkeit hinterließen, heranwachsen und seinerseits die realen Dinge erfassen und mit sich ziehen.
Später würden sie sich an einen Moment flüchtigen Wiedererkennens erinnern. Niemals wieder sollte Bewußtsein so lange im Übergang verharren können wie während der gewaltigen Störung, die die explodierende Black-Hole-Bombe ausgelöst hatte, eine Störung, die wie ein mächtiger Knoten in das ineinander verschlungene Kunstwerk der Schläuche, Tunnel, Falten und Gruben in der Raumzeit hineingewoben war, welche die Menschen das Universum nannten.
In diesem Kontinuum fanden die Dinge nicht statt, sie existierten nur. Möglichkeiten und Realitäten waren nicht zu unterscheiden, einander widersprechende Alternativen existierten gleichzeitig. Dinge, die räumlich weit voneinander entfernt lagen, waren nah beieinander, nur weil sie einander in ihrer Struktur ähnelten, in der Information ... in dem, was ihr eigentliches Wesen ausmachte.
Diesmal gab es keinen Kontakt zwischen ihnen. Jeder von ihnen war für sich allein, so wie es immer gewesen war. Wieder einmal wurden ihre wirklichen Körper auseinandergenommen, umgewandelt, neu zusammengesetzt zum selben Fleisch an einer Stelle oder zu einem anderen Fleisch an derselben Stelle. Entfernung, räumlich wie zeitlich, verlor ihre Bedeutung. Alles existierte gleichzeitig, war nur durch die Zahl mikroskopischer Zustandsänderungen voneinander entfernt, die den Unterschied zwischen den verschiedenen Aspekten der Wirklichkeit ausmachten.
Aspekten, die die Menschen Momente nannten. Aspekte, die menschliches Bewußtsein in ein mühsames Nacheinander ordnete, das es als Ruß der Zeit bezeichnete. In diesem Teil der Wirklichkeit waren die Illusionen, derer sich Bewußtsein bedienen mußte, um verstehen zu können, von anderer Art.
Und trotzdem war es diesmal anders. Um sie herum, in ihnen, zwischen ihnen und durch sie hindurch existierte noch etwas anderes in diesem isoliert ... aufgerührten Teil dieser bizarren Gegenwelt. Diesmal war noch etwas anderes dort, das nach ihnen griff. Ihren Weg manipulierte.
Sie erfaßte. Veränderte. Spuren hinterließ, die an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit die Illusion von Erinnerungen hervorrufen würden.
Von Wissen.
Faßte zu. Veränderte.
Bevor sie wieder entglitten in die Täuschung, die sie die Wirklichkeit nannten.
*
Die Welt war ein wirbelndes Durcheinander aus Dunkelheit und Lärm. Charity hatte auf Infrarot umgeschaltet, noch bevor sie selbst wußte, was sie tat. Das Lastschiff flog, sich mehrfach überschlagend, in geringer Höhe über eine Ebene dahin, die rasch näher kam. Sie konnte die Kapsel gerade noch aufrichten, als sie auch schon den Boden berührten. Staub und Dreck stoben nach allen Seiten auseinander, und eine Düne stoppte die leere Hülle bereits nach wenigen Metern.
»Jemand verletzt?« fragte Charity in die Dunkelheit hinein. Die Notbeleuchtung vertrieb die schwarze Finsternis und zauberte ein paar dunkle Ränder unter die Augen ihrer Begleiter.
»Du bist eine lausige Pilotin«, sagte Skudder scherzhaft. »Hast das Ding hier auch ruiniert?«
»Das war die Notabschaltung«, antwortete sie. »Ich glaube, die Hülle ist intakt. Die Triebwerke sind es nicht, und Treibstoff haben wir auch nicht mehr viel.«
»Prima«, kommentierte Skudder fröhlich.
»Wir hatten ziemlich viel Schwung«, sagte Charity achselzuckend. »Dafür war es eine weiche Landung.«
»Nur gut, daß da keine Mauer war«, stöhnte Harris und befreite sich von den Gurten. Die KEEP COOL lag mit Schlagseite im Staub.
»Gibt es irgend etwas zu sehen?« fragte Skudder.
Charity musterte die Bildschirme. »Wir befinden uns in einer Art Höhle, so wie es aussieht. Zwanzig Kilometer hoch, dreißig breit. Die eine Wand liegt einen halben Kilometer hinter uns.« Sie justierte die Kamera. »Da ist auch der Transmitter.« Sie runzelte die Stirn.
»Was ist?«
»Sie haben ihn schon wieder abgeschaltet«, erklärte sie. Niemand gab einen Kommentar ab. Verdammt knapp, sagte sie sich und bekam eine Gänsehaut.
»Dieser Transmitter ist noch größer als der am Pol«, bemerkte Skudder nachdenklich und tippte mit dem Finger auf das Entfernungsgitter, das der Computer in das restlichtverstärkte Bild hineingelegt hatte.
»Sieh dich mal um«, versetzte Charity. »Das ganze Zeug aus Grube II ist hier unten. Um die Schaufelbagger hindurchzubekommen, mußten sie schon einen großen Ring bauen. Ich vermute, er hat dafür auch sehr viel weniger Reichweite und verbraucht trotzdem viel Energie.«
»Ich empfange ein Funksignal«, rief Dubois von ihrem Pult aus.
»Moroni?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist eine unserer Frequenzen«, sagte sie. »Ein schwaches Bereitschaftssignal von einem kleinen Funkgerät.«
Sie sahen sich an. »Eine Falle?« argwöhnte Skudder.
»Könnte auch Hartmann sein«, sagte Charity.
»Sollen wir antworten?«
Sie überlegte kurz. »Vorerst nicht. Irgend jemand da draußen will dringend mit uns sprechen. Mit ein wenig Glück können wir nachsehen, wer es ist, bevor wir uns in ein Gespräch verwickeln lassen.«
»Aus welcher Entfernung kommt das Signal?« fragte Skudder.
»Etwa fünf Kilometer«, sagte Dubois. »Da ist eine Schleusenanlage. Kein Spaziergang bei diesen Lichtverhältnissen und dem Boden.«
»Ist auch nicht das erste Mal«, antwortete Charity. In diesem Moment leuchteten überall um sie herum Scheinwerferbatterien auf, und gleichmäßig weißes Licht verscheuchte die Dunkelheit. Sie hielten den Atem an und warteten auf den Angriff, aber nichts geschah.
»Suchen wir unsere Sachen zusammen und verschwinden wir«, sagte Charity hastig. »Ich möchte nicht mehr hier sein, wenn die Moroni nachsehen kommen, was sie für ihre Gleiter eingetauscht haben.«
Draußen konnten sie erkennen, wie knapp das Lastschiff den Komplex aus Wartungshallen und Kraftwerken verfehlt hatte. Eines der auf Trägerbeinen montierten Transportbänder war einfach durchgebrochen. Direkt hinter ihnen erhob sich die gewaltige Masse eines Schaufelbaggers, den sie nur um ein paar Dutzend Meter verfehlt haben konnten.
Vor ihnen erstreckte sich ein gut ausgeleuchtetes Plateau, und dahinter erhob sich eine glatte Wand. Hier und da standen winzige Lichter, die sich bei näherer Betrachtung als gewaltige Scheinwerfer entpuppten, zu atemberaubender Winzigkeit geschrumpft nur aufgrund der gewaltigen Entfernung. Zwischen den kleinen Inseln der Helligkeit, die Abraumhalden markierten, zeichneten sich die schattenhaften Silhouetten weiterer Schaufelbagger ab. Transportbänder zogen sich wie schimmernde Bahnen aus Mondlicht weit hinein in die Dunkelheit und verloren sich zwischen einigen gewaltigen Felssäulen, die anscheinend die gewaltige Last des Deckengewölbes trugen.
»Sie müssen diese Kavernen mit Wasserstoffbomben gesprengt haben«, sagte Charity. »Das müssen Gigatonnen gewesen sein.«
Die anderen schwiegen. Harris ließ sich einfach aus der Schleuse fallen und kam auf dem Boden auf. Staub stieg hoch.
»Ich fühle mich leicht wie eine Feder«, sagte er von unten her. »Stimmt was nicht mit meiner Luftversorgung.«
»Ihre Luft ist okay«, sagte Charity. »Wartet mal einen Moment.« Sie ging in die Knie und sprang auf die Hülle der KEEP COOL. Dann kletterte sie eine schrägstehende Verstrebung hinauf, bis sie etwa sieben Meter Höhe über dem Boden erreicht hatte. Dort nahm sie ihre Lampe aus dem Gürtel und hielt sie am ausgestreckten Arm ins Leere.
Skudder, der inzwischen mit dem Würfel auf dem Rücken den Boden erreicht hatte, warf Harris einen verwirrten Blick zu.
Über ihnen ließ Charity die Lampe los, den Blick auf den Zeitgeber an ihrem Handgelenk gerichtet. Die Lampe hing einen Sekundenbruchteil scheinbar reglos, dann setzte sie sich in Bewegung. »Eins ... zwei ... drei ... vier ... fünf«, zählte sie langsam, während die Lampe erst langsam, dann immer rascher zu Boden sank. »Sechs«, sagte sie, als die kleine Staubwolke in Zeitlupe vom Boden aufstieg.
»Und?« fragte Skudder.
»Halt den Mund«, antwortete sie. »Ich konnte noch nie gut rechnen.« Sie richtete sich auf und sprang von der Strebe. Skudder beobachtete ihren Fall und hielt unwillkürlich den Atem an. Ihre Stiefel sanken tief in den Boden ein, und sie ächzte kurz, aber der Fall schien ihr nicht geschadet zu haben.
»Und?« fragte er noch einmal, während sie die Lampe wieder aus dem Dreck heraussuchte.
»Die Schwerebeschleunigung beträgt hier nur ein Viertel des Wertes an der Mondoberfläche«, sagte sie. »Das heißt, wir sind ziemlich tief unten.«
»Wie tief?« fragte Skudder und sah besorgt zu der unsichtbaren Decke der Blase auf.
»Drei Viertel des Mondradius tief«, antwortete Harris.
Charity nickte in ihrem Helm. »Bei etwa dreitausendvierhundert Kilometern Durchmesser sind das etwa eintausenddreihundert Kilometer. Der Mittelpunkt des Mondes liegt keine vierhundert Kilometer unter uns.«
»Prima«, sagte Harris fröhlich. »Das bedeutet, daß wir keine Probleme haben werden, uns mit unserer Bombe abzuschleppen.«
»Von wegen«, sagte Charity. »Wir haben ein Problem. Bei dieser Schwerkraft werden wir nicht gehen, sondern hüpfen wie die Frösche. Es wird Stunden dauern, bis wir die Schleuse erreichen, wenn wir nicht in diesem verdammten Staub steckenbleiben.«
»Und?« fragte Harris ahnungslos.
»Wir brauchen ein Fahrzeug«, sagte sie entschlossen. »Und da wir keins haben, werden wir eines stehlen.«
»Und von wem?« Skudder breitete die Hände aus. »Ich habe hier unten nichts gesehen, keinen Traktor, keinen Lastwagen, keinen Gleiter, nichts.«
»Dann mach die Augen auf«, sagte Charity.
»Ich sehe nichts«, meinte er ungehalten.
»Prima«, versetzte sie fröhlich. »Es ist also zumindest unauffällig.«
»Was?«
Sie deutete mit dem Daumen über die Schulter.
»O nein«, sagte Harris.
»O doch«, versetzte sie grimmig, drehte sich um und legte den Kopf in den Nacken, um zum Cockpit des Schaufelbaggers hinaufzublicken. »Ich wollte schon lange mal wieder einen Wagen mit einem starken Motor fahren. Mit Getriebe und einer richtigen Gangschaltung.«
Skudder blickte hilfesuchend zu Harris und Dubois.
»Lassen Sie ihr ihren Willen«, riet ihm Dubois weise.
Es dauerte eine Viertelstunde, die Bombe aus dem Lastschiff herauszubugsieren. Harris und Skudder konnten den zentnerschweren Behälter ohne Probleme halten, aber der Transport erwies sich als so umständlich, wie Charity es befürchtet hatte. Mühsam arbeiteten sie sich an den Schaufelbagger heran. Nach hundert Metern hatten sie die beiden Frauen eingeholt.
»Stimmt was nicht?« fragte Skudder keuchend.
Charity leuchtete mit ihrer Lampe zwischen die Bergbaumaschinen, die vor dem Schaufelbagger aufgestapelt waren. »Sieh mal«, sagte sie.
Der Moroni hielt sich nur aufgrund der niedrigen Schwerkraft auf seinen dürren Beinen. Der Chitin-Panzer war nicht glänzend schwarz, sondern hatte eine stumpfe, graubraune Farbe angenommen, und war hier und da mit helleren Flecken gesprenkelt. Die Zangen hatten sich kraftlos geöffnet, und die Facettenaugen schimmerten farblos. Flüssigkeit war zwischen seinen Kieferzangen zu einer zähen Masse vertrocknet, dort, wo ein einfaches Atemgerät vor seinem Mund und an seinen Flanken befestigt war.
»Er ist tot«, sagte Harris nach einiger Zeit. Charity nickte stumm. Sie ließ den Lichtstrahl ihrer Lampe wandern. Dubois tat es ihr nach, und schließlich schalteten auch Skudder und Harris ihre Lampen ein.
»Sieht nicht so aus, als hätten wir von den Moroni noch viel zu befürchten«, sagte Harris schließlich. Zwischen den Tagebaumaschinen standen, lagen, kauerten und hockten Hunderte von Ameisen, die meisten mit Atemgeräten, aber keine mit einem vollständigen Schutzanzug, und keine von ihnen war weniger als einige Wochen tot.
»Sie haben sie ohne Druckanzug ins Vakuum hinausgeschickt«, sagte Charity fassungslos. »Hier unten ist das schon schlimm genug, aber sie müssen auch oben in Grube II gewesen sein.«
»Die Sonnenstrahlung hat sie umgebracht«, vermutete Harris. »Das ist Wahnsinn.«
»Der Shait hat sie in den Tagebauanlagen verheizt«, sagte Charity. Der Lichtkegel ihrer Lampe wanderte weiter, erfaßte immer mehr der toten Moroni. Sie hatte gedacht, nach der Invasion und dem Krieg auf der Erde könnte sie nichts mehr beeindrucken, aber der Anblick der toten Ameisen erschütterte sie bis in den hintersten Winkel ihres Verstandes. Zum ersten Mal begriff sie, was die Jared den Herrschern Morons gegenüber empfinden mußten.
»Es können nicht mehr viele übrig sein«, sagte Dubois nachdenklich. »Sie werden es nicht riskiert haben, eine Königin hier hinaufzubringen. Nicht, nachdem der Sprung stattgefunden hat.«
»Was zum Teufel haben die hier unten bloß gemacht?« fragte Skudder beklommen. »Uranbergbau hätten sie auch an der Oberfläche haben können.«
»Keine Ahnung«, sagte Charity.
Harris drehte sich um. »Diese Idioten«, sagte er fassungslos. Seine zitternde, sich überschlagende Stimme zeigte, daß er am Rand eines Nervenzusammenbruchs stand. »Diese lupenreinen Vollidioten.«
Charity warf Skudder einen verwirrten Blick zu. »Was ist los?«
»Sehen Sie nur.« Harris’ Stimme schwankte vor aufrichtiger Empörung. »Diese von allen guten Geistern verlassenen insektoiden Narren. Diese algenfressenden Nachtwächter. Sie haben die ganze Grube hier herunter geschafft, Bagger, Bänder, Beleuchtung, Kraftwerke und Kabeltürme, einfach alles. Die ganze verdammte Grube ...«
»Na und ...« begann Skudder.
»... einschließlich der beschissenen Verbotsschilder.« Harris begann hysterisch zu lachen, und der Lichtkegel seines Handscheinwerfers begann zu tanzen, aber Charity konnte trotzdem noch den Text des Schildes erkennen, das sauber und akkurat an einer der Trägersäulen vor ihnen angebracht war.
»Unbefugten ist das Betreten der Anlage untersagt«, las sie laut und begann ebenfalls zu lachen. Nahezu vom ersten Tag hatte sie gewußt, daß die Moroni in technischer Hinsicht Dummköpfe waren, fähig nachzuahmen, aber unfähig, die einfachsten Zusammenhänge zu begreifen. Jetzt, Monate später, kurz vor dem vermutlichen Ende eines Krieges, der die ganze Welt vernichtet hatte, begriff Charity wirklich, was dieser Satz bedeutete.
Sie starrte auf das rotgelbe Schild und lachte Tränen, und hinter ihr fiel Skudder auf die Knie und hielt sich den Bauch. Später einmal sollte sie begreifen, wie nahe sie alle in diesem Moment daran waren, den Verstand zu verlieren, aber für solche Gedanken hatte sie keine Zeit, während drei Lichtkegel immer wieder über das nutzlose Schild tanzten.
»Okay, wir haben unseren Spaß gehabt«, sagte Charity dann endlich. »Schluß jetzt.« Es wird Zeit, diesem Spuk ein Ende zu machen.
Die anderen sahen ihr Gesicht, geisterhaft bleich im Schein der Helmbeleuchtung. Der Anblick ernüchterte sie schlagartig.
Sie deutete auf eine der aufragenden Raupenketten. »Da vorne ist eine Leiter. Wir werden dich dort vorne absetzen, 370/98.«
»Es hat wohl wenig Sinn ...« begann der Würfel maulend.
»Hat es nicht«, schnitt ihm Charity das Wort ab.
Sie ließen auch die Bombe auf einer Plattform am Fuß der Steigleiter zurück und kletterten die zwanzig Meter bis zum Cockpit des Schaufelbaggers hinauf. Keiner von ihnen verlor ein Wort, bis sie die Zugangsluke geöffnet und die Steuerzentrale betreten hatten.
Charity ließ den Scheinwerfer über die Pulte und Bildschirme wandern. Das Baggercockpit erinnerte an die Zentrale eines Öltankers. »Keine Toten«, sagte sie schließlich erleichtert.
Harris ging die Sitzreihe entlang und schob sich in den Beifahrersitz.
»Sie glauben wirklich, daß Sie das Ding in Bewegung setzen können?« fragte er ungläubig und sah die großen Schaltfelder an.
Skudder seufzte. »Warten Sie’s ab«, sagte er. »Die Maschine, die sie nicht kaputtkriegt, ist noch nicht gebaut worden.«
»Danke für das Vertrauen, Leute«, sagte Charity und schwang sich in den Fahrersitz, indem sie eine Vorwärtsrolle über die Rückenlehne machte, die in der niedrigen Schwerkraft ausgesprochen elegant ausfiel.
»Und?« fragte Harris spöttisch, während sie ratlos die Armaturen betrachtete.
»Gebt mir ein wenig Zeit«, sagte sie und warf ihm einen Blick zu. »Wie wäre es, wenn ihr euch ein wenig umseht.«
Harris machte keine Anstalten, sich zu erheben.
»Draußen«, betonte sie.
»Oh.« Er erhob sich hastig. »Schon verstanden. Kommen Sie«, sagte er zu Skudder, »wir sehen nach, ob die Bremslichter noch funktionieren.«