12

»Es müssen mindestens fünfzig Schiffe im Kanal stehen«, sagte Callimachus und ließ das Glas der Häuserbauer zuschnappen.

»Bring Kliomenes auf die Mauer!« befahl ich. »Er soll schön angekleidet sein, damit er seine Freunde aus dem Westen begrüßen kann. Gewiß gibt es in der Mannschaft Reginalds einige Männer, die ihn kennen, gar nicht zu reden von Reginald selbst.«

»Jawohl, Jason«, sagte der Angesprochene und verließ im Laufschritt die Mauer. Kliomenes hatte einen großen Teil des gestrigen Tages und die Nacht an der Torwinde verbracht, dabei hatten ihm etliche andere Piraten Gesellschaft geleistet. Sein Auftritt auf der Mauer, das hofften Callimachus und ich, würde bei der anrückenden Flotte Mißtrauen gar nicht erst aufkommen lassen.

»Wie viele Schiffe passen in das Innenbecken?« wollte ein Mann wissen.

»Bestimmt fünfzig oder mehr«, antwortete Callimachus. »Aber ich glaube nicht, daß so viele in die Festung einfahren werden.«

Die Tuka, und Tina und die Tais hatten das Becken bereits wieder verlassen.

»Sind das Tassa-Pulver und die Willkommenskelche bereit?« fragte Callimachus.

»Ja, Kapitän«, antwortete ein Mann ernst, »aber es ist viel zu wenig für so viele.«

»Die Verliese der Festung sind vorbereitet?« wandte sich Callimachus an einen seiner Offiziere.

»Jawohl, Kapitän«, antwortete der Mann.

»Die Flotte rückt vor«, meldete jemand. »Die Erkennungssignale werden aufgezogen.«

»Antwortet mit dem Willkommenszeichen!« befahl Callimachus.

»Jawohl, Kapitän«, erwiderte ein Mann und gab einen Befehl.

»Sind die Feuerkrüge bereit?« erkundigte sich Callimachus.

»Sowohl hier auf den Mauern als auch an der Zufahrt, Kapitän«, erwiderte ein Mann.

Schmale gelbe Dreieckswimpel stiegen auf und begrüßten die Ankommenden.

Eine Brandbombe wurde von einem der vorderen Schiffe in die Luft katapultiert und zog einen braunen Rauchstreifen hinter sich her. In schönem Bogen stieg das Geschoß empor und stürzte dann in die Sümpfe, die sich zu beiden Seiten des Kanals erstreckten.

»Signal erwidern!« befahl Callimachus.

Gleich darauf stieg zur Antwort eine Rauchbombe von der Festung empor, beschrieb einen anmutigen Bogen, verharrte einen Moment lang und stürzte irgendwo ab.

Wir beobachteten die Ruder der näherkommenden Schiffe. Sie ließen keinerlei Zögern erkennen.

»Sie nähern sich zuversichtlich«, sagte jemand.

»Gut«, antwortete Callimachus.

Dicht neben uns rasselte eine Kette; Kliomenes, der um die Füße eine Metallfessel trug, wurde auf den Wehrgang geschoben. Er trug eine scharlachrote Robe. Auf dem Kopf saß ein quastenverziertes gelbes Barett. »Lächle, Kliomenes!« sagte ich aufmunternd. Er verkniff das Gesicht. Die Spitze meines Dolches lag an seinem Rücken.

Schon befand sich die erste Galeere in unmittelbarer Nähe des Flußtors. Auf unser Betreiben erstieg Kliomenes eine Erhöhung hinter der Brustwehr, um von unten besser gesehen zu werden. Armbrustpfeile waren auf seinen Rücken gerichtet. Er lächelte. Er hob die Hand und winkte. Ich nahm nicht an, daß wir ihn töten mußten, wenigstens nicht sofort. Von den Vorderkastellen und Decks der anfahrenden Galeeren waren seine Fußfesseln nicht zu sehen.

Aus der Deckung der Brustwehr schaute ich mir das Vorderkastell der ersten Galeere an. Drei Männer standen darauf. Nur von einem wußte ich sicher, daß ich ihn kannte, und er trug interessanterweise eine Maske. Trotz seiner Verkleidung war er mir auf seine Weise nicht unbekannt. Ich war ihm spätnachts im Hafen von Victoria begegnet. Er hatte mich töten wollen. Dieser Mann war der echte Kurier Ragnar Voskjards. Die anderen beiden Männer trugen Kapitänskleidung. Keiner der beiden schien jene Aura der Macht oder zumindest jenes Selbstbewußtsein zu besitzen, das ich von einem Ragnar Voskjard erwartet hätte. Voskjard war also wohl gar nicht bei seiner Flotte. Schon vorher hatte ich vermutet, daß die Schiffe nicht unter Voskjards Kommando standen, sondern unter dem eines Rädelsführers; Voskjard selbst war in seiner Festung geblieben, um sich nicht mit einem so alltäglichen Kampf zu belasten, dessen Ausgang doch von vornherein feststand.

»Wer ist das da auf dem Deck des Vorderkastells?« wandte ich mich an Kliomenes.

»Reginald«, antwortete dieser, »ehemals Kapitän der Tamira

»Wer noch?« Ich hatte Reginald noch nicht von Angesicht gesehen, wenn ich mich auch schon auf seinem Schiff befunden hatte. Er schien mir ein großer, beeindruckender Mann zu sein.

»Der Kurier Ragnar Voskjards«, fuhr Kliomenes fort. »Damit meine ich den Maskierten.«

»Und der andere?« wollte ich wissen.

»Den kenne ich nicht«, antwortete Kliomenes.

»Ist es Ragnar Voskjard?«

»Ich glaube nicht.«

Reginald rief etwas zu Kliomenes empor. Die verabredeten Losungssignale konnten nicht ausgetauscht werden, da die versiegelten Dokumente, in denen alles stand, mit der Tamira untergegangen waren und jetzt auf dem Boden des Vosk ruhten. Natürlich fand sich Kliomenes, im Schußfeld der Armbrüste, bemüßigt, diese Erklärung zu akzeptieren. Außerdem waren unter den gegebenen Umständen Losungsworte sicher nicht erforderlich. Reginald war persönlich anwesend. Er war selbst schon in der Festung gewesen, bei Policrates und Kliomenes.

Wir gaben Befehl, und das schwere Tor wurde angehoben. Diesmal aber mühten sich Piraten an der Winde. Ich bedauerte, daß Kliomenes nicht mit ihnen schwitzen konnte. Der dritte Mann auf dem Vorderkastell der ersten Galeere, das erfuhren wir nun, war Alcibron, der ehemalige Kommandant der Tuka. Nur gut, daß wir dieses Schiff (wie auch die Tina und die Tais) aus dem Festungsbecken entfernt hatten. Alcibron – und vielleicht nicht nur er – hätte sie bestimmt sofort erkannt und zum Rückzug geblasen. Unsere Falle hätte dann nutzlos zugeschnappt. Noch etwas anderes, das einmal Alcibron gehört hatte, befand sich in der Nähe, ein Mädchen, das ich ihm fortgenommen und zu meiner Sklavin gemacht hatte. Sie, Lola, wurde mit Shirley, einer anderen Sklavin aus meinem Besitz, in der Festung gehalten. Diese Mädchen, ebenso wie die kastanienbraune Schönheit, für die sich Miles aus Vonda interessierte, und die kleine Brünette, an der ich ein gewisses Interesse zeigte, wußten nicht, was aus ihnen werden würde. Und das war ganz richtig so, denn sie waren Sklavinnen.

Ich sah die führende Galeere am Steg hinter der Festungsmauer anlegen, auf der anderen Seite des Innenbeckens. Leinen wurden vertäut. Piraten kamen an Land.

»Es wird dir niemals gelingen!« fauchte Kliomenes.

»Tritt zurück«, befahl ich, »damit deine Fußfesseln nicht zu sehen sind!«

Er gehorchte!

»Und jetzt lächelst und winkst du«, forderte ich ihn auf. »Es sei denn, du möchtest sterben.«

Er lächelte und winkte.

Reginald und Alcibron erwiderten die Geste von dem breiten Holzsteg. Der Mann, der einmal der Kurier Ragnar Voskjards gewesen war, schaute sich mißtrauisch um und betrat dann zusammen mit dem anderen die Festung. Drinnen warteten in einem vorbereiteten Raum auf einem langen Tisch zweihundert Kelche voll Wein, mit Tassa-Pulver versetzt. Waren die Piraten erst ahnungslos in der Festung und widmeten sich dem Trinken, wollten wir die Tür verriegeln. Schon wurden andere Schiffe am Steg vertäut, und nachfolgende Einheiten machten an der Bordwand der ersten Reihe fest. Es konnte nicht lange dauern, dann würde das Innenbecken, wenn alles gut ging, voller Schiffe sein. Dann mochte man das Becken überqueren können, indem man von Deck zu Deck sprang. Mehr als zweihundert Piraten waren inzwischen begrüßt und ins Innere der Festung gewiesen worden. Später sollten Schiffsbesatzungen in kleineren Gruppen in die Tiefe des Gebäudes geführt werden, um dort von größeren Gruppen überwältigt und in die Verliesgruben geworfen zu werden, die von den gefangenen Piraten Kliomenes’ vorbereitet worden waren.

»Es müssen schon zwanzig Schiffe im Becken liegen«, sagte ich.

»Alles geht gut«, sagte Callimachus.

Plötzlich erschien ein Mann am inneren Eingang der Festung, in der Hand ein blutiges Schwert. Es war der ehemalige Kurier Ragnar Voskjards, dessen Kleidung zerfetzt herabhing.

»Zurück! Zurück!« schrie er. »Dies ist eine Falle!«

Piraten starrten ihn verständnislos an.

»Zurück!« brüllte er. »Zurück!« Schon gab es ein Durcheinander bei den Ruderern. Eine Galeere versuchte zu wenden. Eine andere, die gerade durch das Tor hereinglitt, stieß knirschend mit ihr zusammen. Auf den Schiffsdecks begannen Männer herumzulaufen. Niemand wußte, was los war. Der Mann mit der Maske begann nun schwertschwingend und brüllend von Schiff zu Schiff zu springen und sich dabei dem Außentor zu nähern. Das Geschrei pflanzte sich schnell über das ganze Innenbecken fort, wenn es auch mehr verwirrt als alarmierend klang. Ein weiteres Schiff wollte durch das Tor herein.

»Der Mann darf mir nicht entwischen«, sagte Callimachus ernst. Er hob und senkte die Hand. Dieses Signal wurde unverzüglich an den westlichen Torturm weitergeleitet, und als der Maskierte unten gerade ins Wasser sprang, um zur Durchfahrt zu schwimmen, raste das Tor mit donnerndem Geprassel von Ketten und Gegengewichten, bebend und scharrend herab, krachte halb achtern auf eine Galeere, durchtrennte sie und bohrte sich in die Löcher tief unter Wasser. Der Kurier Ragnar Voskjards hatte keine Fluchtchance mehr.

»Feuerbomben!« rief Callimachus. »Gebt unseren Leuten in den Sümpfen Bescheid! Zieht die Angriffswimpel auf!« Jubelgeschrei tönte von den Mauern. Männer erhoben sich auf den Wehrgängen, entzündeten Lunten aus ölgetränkten Lumpen, die in ölgefüllten Tongefäßen endeten; eine Signalbombe, die roten Rauch verströmte, wurde von einem Mauerkatapult hoch über das Sumpfgebiet geschossen. Rote Angriffsflaggen knatterten im Wind. Tonkugeln, die ganze Flammenseen verbreiteten, platzten auf den Decks der im Innenbecken festgekeilten Galeeren. Soldaten aus Ar-Station tauchten zu beiden Seiten aus den Sümpfen auf und schleuderten ähnliche Brandgeschosse gegen die Schiffe, die noch im Kanal standen. Unsere Kämpfer stürmten durch die Metalltür der Festung ins Freie, um die Innenstege zu besetzen, die das Schiffsbecken säumten. Es kam zu Scharmützeln, sogar auf den brennenden Decks. Unsere Männer strömten von den Mauern herab, um ihren Gefährten zu helfen.

»Behalt diesen Kerl im Auge!« sagte ich zu einem Mann und deutete auf Kliomenes.

»Auf den Bauch, Urt!« befahl der Mann. »Und leg die Hände auf dem Rücken zusammen, damit ich dich fesseln kann.«

Kliomenes gehorchte unverzüglich.

Ich hastete nach unten.

Schon knieten entwaffnete Piraten vor unseren Männern. Ich folgte dem Steg bis zum großen Tor. »Du da!« sagte ich und deutete mit meiner Klinge auf einen Mann. »Komm herauf zu mir und knie nieder!«

Durchnäßt, ohne Waffe, allerdings noch immer maskiert, kam der Kurier Ragnar Voskjards diesem Befehl nach.

Callimachus, der die hohe Mauer ebenfalls verlassen hatte, erschien hinter mir. »In den Sümpfen läuft alles nach Plan. Schiffe stehen in Flammen. Piraten versuchen zu fliehen.« Sein Blick fiel auf den Mann, der unter meiner Schwertspitze kniete. »Du bist also der Kurier Ragnar Voskjards«, sagte er grimmig. »Nun endlich tust du, was dir geziemt: Du kniest vor ehrlichen Männern am Boden.« Er war so zornig, daß ich ihn kaum verstehen konnte und mir Sorgen machte, er würde meinen Gefangenen mit dem Schwert durchbohren. »An ihn oder einen seiner Agenten hat Peggy uns verraten«, fuhr Callimachus fort, »jene verräterische Dirne von der Erde, die Pagasklavin Tasdrons.«

Ich schwieg.

»Wie sollte ich sie wohl bestrafen?« wandte sich Callimachus an mich.

»Wenn sie schuldig ist, steht dir die Wahl frei, denn sie ist Sklavin.«

»Wenn sie schuldig ist?« fragte Callimachus.

»Jenes hübsche Mädchen von der Erde«, sagte ich, »hatten wir absichtlich so plaziert, daß sie von unseren Diskussionen kaum etwas mitbekommen konnte, wenn sie uns bediente. Sie mag zwar geahnt haben, was wir im Schilde führten, doch meine ich, daß sie von den Einzelheiten unseres Planes wenig oder gar nichts wußte.«

»Wer kann es dann gewesen sein?« wollte Callimachus wissen.

»Außerdem glaube ich nicht, daß sie dich verraten würde«, fuhr ich fort, »denn ich meine, daß sie im Grunde ihres Herzens deine Sklavin ist.«

»Unmöglich!« sagte Callimachus.

»Kauf sie Tasdron ab«, sagte ich, »leg ihr deinen Kragen um, dann wirst du es sehen.«

»Wer kann es dann gewesen sein?«

»Ein anderer.«

»Aber wer?«

»Er«, sagte ich und zog dem Kurier Ragnar Voskjards die Maske vom Gesicht.

Zornig blickte der Mann auf. Sein Gesicht war erstmals entblößt.

»Callisthenes!« rief Callimachus.

»Gewiß«, sagte ich.

»Wie lange weißt du es schon?« wollte Callimachus wissen.

»Ich ahnte es seit einiger Zeit. Er überfiel mich im Hafen von Victoria. Bei meiner Verteidigung verwundete ich ihn. Am gleichen Abend erschien Callisthenes zu unserem Treffen mit einer verletzten Schulter und behauptete, er sei gestürzt. Trotz dieses Umstands und seiner Ähnlichkeit mit dem Kurier Ragnar Voskjards hielt ich es nicht für möglich, daß er der Schuldige sein könnte. Er war dir bestens bekannt, du hattest für ihn gebürgt. Außerdem gehörte er zu uns und war ein hoher Offizier Port Cos’. Dann wieder wollte mir scheinen, er müsse doch dahinterstecken, denn wir wurden verraten, und es gab nur eine kleine Zahl von Leuten, die von unseren Plänen wußten, und er ähnelte Ragnar Voskjards Kurier und war verwundet. Aber wieder wies ich diese Möglichkeit von mir – wegen seiner Position und des Vertrauens, das du in ihn setztest. Ich kam zu dem Schluß, die Erdensklavin Peggy müsse die Verräterin sein. Sie kam als einzige noch in Frage. Als dann aber die im Süden der Kette postierte Flotte aus Port Cos uns nicht unterstützte, obwohl wir die Hilfe dringend benötigt hätten, verhärtete sich mein Verdacht. Und so mancher fehlende Teil des Puzzles fand plötzlich seinen Platz.«

»Warum hast du nicht mit mir gesprochen?« fragte Callimachus.

»Die Last deines Kommandos ruhte schwer auf dir«, antwortete ich. »Da wäre es wenig dienlich gewesen, dich mit quälenden und unbewiesenen Mutmaßungen zu belasten.«

»Das war klug gehandelt«, sagte Callimachus traurig, »denn zweifellos hätte ich sie zurückgewiesen.«

»An deiner Stelle hätte ich bestimmt nicht anders gehandelt«, beruhigte ich ihn. »Hier und jetzt aber kniet der Beweis vor dir.«

»Was geschah mit den Schiffen aus Port Cos, deiner Flotte?« wandte sich Callimachus an Callisthenes.

»Die sind in Sicherheit«, antwortete der Mann. »Ich führte sie nach Port Cos zurück, unter dem Vorwand, ein Angriff auf die Stadt müsse abgewehrt werden. Dann tat ich, als wollte ich eine Kundschafterfahrt unternehmen, und schloß mich Voskjards Flotte an.«

»Wo ist Voskjard jetzt?« fragte Callimachus.

»Er reist in östlicher Richtung auf dem Fluß, in seinem schwarzen Schiff Wendiger Tharlarion. Er gedenkt, mit Policrates hier in der Festung zusammenzutreffen und dann das Kommando der vereinten Streitkräfte zu übernehmen – und die Herrschaft über den Fluß.«

»Kapitän«, sagte ein Offizier zu Callimachus, »der Kampf in den Sümpfen ist abgeschlossen. Fünfzehn Piratenschiffe sind vernichtet. Zahlreiche Piraten haben wir getötet oder gefangengenommen. Zwölf bis fünfzehn Schiffe konnten fliehen. Einzelne Piraten sind uns überdies in die Sümpfe entwischt.«

»Der Sieg ist unser«, sagte ich zu Callimachus.

»Hätten wir noch mehr Kämpfer zur Verfügung«, antwortete dieser, »könnte unser Sieg noch vollkommener sein.«

»Nicht aufstehen!« sagte ich warnend zu Callisthenes.

Dieser blickte lächelnd zu Callimachus auf. »Vergiß nicht, daß wir Freunde sind, Callimachus!« sagte er. »An der Zuneigung, die ich zu dir empfinde, ändert sich nichts. Als Kinder spielten wir zusammen in Port Cos. Wir waren Offiziere derselben Streitkräfte.«

»Du weinst ja«, sagte ich zu Callimachus.

»Das ist der Wind«, antwortete er und wandte sich an den neben ihm stehenden Offizier. »Callisthenes in Ketten!« befahl er.

Wir blickten Callisthenes nach, der unter Aufsicht des Offiziers von zwei Soldaten abgeführt wurde.

»Wäre es dir lieber, wenn die Sklavin Peggy uns verraten hätte?« fragte ich.

»Nein.«

Das hielt ich für eine interessante Antwort. Allerdings blieb mir wenig Zeit, mich damit zu beschäftigen.

»Die Flotte des Policrates!« rief eine Stimme von der Mauerkrone. »Die Flotte des Policrates steht am Eingang des Kanals!«

»Ruft unsere Kämpfer mitsamt ihren Gefangenen in die Festung!« rief Callimachus.

»Policrates kann die Festung nicht zurückerobern«, sagte ich. »Gegen zehntausend Mann könnten wir sie halten!«

Ich folgte Callimachus die Treppe hinauf zum oberen Wehrgang. Natürlich konnten wir nicht hoffen, Policrates auf ähnliche Weise hereinzulegen wie Alcibron und Reginald und die anderen. Geflohene Piraten hatten ihn bestimmt längst über die jüngsten Ereignisse informiert. Außerdem mußten ihn die im Kanal und in der Festung aufsteigenden Rauchsäulen warnen: Dort brannten noch zahlreiche Schiffe.

Callimachus und ich beobachteten Policrates’ Flotte von der Höhe der Mauer aus. Er hatte seine Arbeit im Ostteil des Flusses beendet. Er war zurückgekehrt, um sich mit Voskjard zusammenzutun.

»Wir haben von Policrates nichts zu befürchten«, sagte ich.

»Du kennst Policrates nicht«, antwortete er.

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