13.

Das Management des Hotels schien seine Haltung gegenüber den Fuzzys geändert zu haben. Vielleicht lag es an Gus Brannhards Drohungen mit einer Klage wegen Rassendiskriminierung oder an der Möglichkeit, daß die Fuzzys sich doch als vernunftbegabte Wesen und nicht als Tiere erweisen würden. Vielleicht schämte sich der Manager auch, als die Lurkin-Geschichte zusammengebrochen war, und wurde von der zunehmenden Welle der Sympathie für diese kleinen Wesen in der Bevölkerung beeinflußt. Vielleicht war der Hoteldirektor aber auch zu der Erkenntnis gekommen, daß die Zarathustragesellschaft doch nicht so allmächtig war, wie er geglaubt hatte. Auf jeden Fall wurde den Fuzzys, die George Lunt und Ben Rainsford für die Verhandlung mitbrachten, ein großer Raum, der üblicherweise für Bankette benutzt wurde, frei gemacht. Die vier Fremden und ihr schwarz-weiß-geschecktes Kätzchen kamen darin unter. Die Leitung lieferte kostenlos Spielzeug und einen großen Fernsehschirm. Die fremden Fuzzys stürzten sich besonders auf letzteres und waren fasziniert von den beweglichen Bildern. Allein die Katze langweilte sich dabei.

Nach einigem Zögern brachte Jack auch Baby mit herunter und stellte ihn den anderen vor. Alle schienen sich über diesen neuen Spielkameraden zu freuen, und Baby wiederum hielt das Kätzchen für das Wunderbarste, was er jemals gesehen hatte. Als es Zeit war, sie zu füttern, ließ Jack sein eigenes Essen in den kleinen Saal bringen und aß mit ihnen. Gus und Gerd gesellten sich später zu ihm.

»Jetzt haben wir diese Lurkin und ihren Vater«, erzählte Gus und fuhr mit hoher Stimme fort: »›Nee, der Alte hat mir verhauen, und die Bullen haben gesagt, ich soll sagen, es waren die Fuzzys‹.«

»Hat sie das gesagt?«

»Unter dem Lügendetektor, dessen Schirm blau wie ein Saphir war, vor einem halben Dutzend Zeugen. Interworld sendet eine Aufzeichnung davon heute abend. Ihr Vater hat es auch zugegeben und mir die Namen der Polizisten genannt. Wir suchen die beiden noch. Solange wir sie nicht gefunden haben, kommen wir Emmert und Grego nicht näher. Die beiden Streifenbeamten haben wir schon, aber sie haben auf Anweisung ihres Leutnants, dieses Wollers, gehandelt.«

Damit war einiges geklärt, aber Brannhard hatte noch viele ungelöste Fragen. Woher waren diese vier Fuzzys gekommen, die durch Emmerts wilde Jagd aufgescheucht worden waren? Irgend jemand mußte sie sich irgendwo gehalten haben — bei ihm hatten sie gelernt, Ex-Te-Drei zu essen, hatten an Bildschirmen herumhantiert. Ihr Erscheinen war zu sehr abgestimmt, um noch Zufall sein zu können. Die ganze Sache roch ihm nach einer üblen Falle.


Ben Rainsford, seine zwei Fuzzys, George Lunt, Ahmed Khadra und die anderen Konstabler und ihre Familien, trafen kurz vor Mittag am Samstag ein. Die Fuzzys wurden in dem geräumten Bankettsaal einquartiert und freundeten sich schnell mit den vier bereits dort befindlichen Artgenossen einschließlich Baby an. Jede Familie richtete sich ihren eigenen Lagerplatz her, aber sie aßen gemeinsam und spielten mit dem Spielzeug der anderen oder saßen gemeinsam vorm Fernseher. Anfangs war die Familie, die man am Fluß gefunden hatte, eifersüchtig, wenn man ihrem Kätzchen zu viel Aufmerksamkeit schenkte, aber das ließ nach, als sie erkannten, daß niemand sie ihnen wegnehmen wollte.

Das alles wäre ein großer Spaß gewesen — elf Fuzzys und ein Baby Fuzzy und eine schwarz-weiße Katze, wenn Jack nicht immer wieder an seine eigene Familie hätte denken müssen, die sich nicht an diesem fröhlichen Treiben beteiligen konnte.


Max Fane strahlte, als er sah, wer da auf seinem Bildschirm erschien.

»Nun, Colonel Ferguson, freut mich, Sie zu sehen.«

»Marshal.« Ferguson grinste breit. »In einer Minute werden Sie sich noch mehr freuen. Zwei meiner Leute von Station Acht haben Woller und seinen Sergeanten, diesen Fuentes, aufgegriffen.«

»Ha!« Er spürte eine innere Wärme, als hätte er soeben einen Becher Honig-Rum von Baldur getrunken. »Wie?«

»Nun, Sie wissen doch, daß Nick Emmert dort unten eine Jagdhütte besitzt. Station Acht paßt für ihn darauf auf. Heute nachmittag flog einer von Lieutenant Obefemis Gleitern darüber hinweg, und man ortete mit einem Detektor Strahlen im Infrarotbereich, als ob der Generator in der Hütte eingeschaltet ist. Als er landete, fanden die Beamten Woller und Fuentes, die sich dort wie zu Hause fühlten. Sie verhafteten sie, und beide gestanden unter dem Lügendetektor, daß Emmert ihnen die Schlüssel gegeben und sie hingeschickt hatte, damit sie sich bis nach dem Verfahren versteckten.

Sie leugneten, daß der Plan von Emmert inspiriert sei. Das war einer von Wollers Geistesblitzen gewesen, aber Emmert wußte, worum es ging, und machte sofort mit. Sie werden sofort morgen früh hierher gebracht.«

»Nun, das ist wirklich großartig, Colonel. Wissen die Nachrichtenagenturen schon davon?«

»Nein, wir möchten sie beide zuerst hier in Mallorys Port verhören und ihre Geständnisse zu den Akten nehmen, ehe wir die Geschichte verbreiten. Sonst könnte jemand noch auf den Gedanken kommen, sie für immer zum Schweigen zu bringen.«

Daran hatte der Marshal auch gedacht, und das sagte er Ferguson, worauf dieser nickte. Dann zögerte er einen Augenblick und sagte:

»Max, was halten Sie von der Situation hier in Mallorys Port? Mir gefällt sie gar nicht.«

»Wie meinen Sie das?«

»Es sind so viele Fremde in der Stadt«, führte Ian Ferguson aus. »Und alles Fremde von einer bestimmten Sorte — stämmige, junge Männer, zwischen zwanzig und dreißig; sie laufen zu zweit oder in kleinen Gruppen herum. Das ist mir seit vorgestern aufgefallen, und jedesmal, wenn ich mich umdrehe, scheinen es mehr geworden zu sein.«

»Nun, Ian, dies ist ein Planet der jungen Leute, und wir müssen schon mit einem großen Zuschauerandrang für den Prozeß rechnen.«

Ferguson schüttelte den Kopf.

»Nein, Max, das sind keine Prozeßbesucher; wir wissen beide, von welchem Schlag sie sind. Sie erinnern sich, wie es bei dem Verfahren gegen die Gebrüder Gawn war? Kein Radau in den Bars, keine Schlägereien, kein Gestänker. Die Leute gehen einfach spazieren und verhalten sich ruhig, als erwarten sie von irgend jemandem ein Stichwort.«

»Eine Infiltration!« Verdammt, jetzt hatte er es doch als erster gesagt! »Victor Grego beginnt, sich Gedanken zu machen.«

»Ich weiß, Max. Und Victor Grego verhält sich wie ein Veldtier-Bulle: Er ist ungefährlich, solange er keine Angst hat, aber dann muß man auf ihn aufpassen. Und gegen die Bande, die sich hier einnistet, haben die Leute, die Sie und ich aufbieten können, genauso lange keine Chance wie ein Glas billigen Gins auf einer Beerdigung auf Sheshan gefüllt bleibt.«

»Sie wollen doch nicht etwa auf den Feuermeldeknopf drücken?«

Der Konstabler-Commander runzelte die Stirn. »Das möchte ich natürlich nicht, denn man würde es auf der Erde als äußerst unangenehm vermerken, wenn ich es ohne Not täte. Noch mehr würde man es mir allerdings verübeln, wenn es notwendig sein sollte, und ich tue es nicht. Ich werd’ mir die Sache erst noch einmal genau ansehen.«

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