Kapitel 46

Was aus den Leuten im Dorf geworden ist

Horatio Cleaver erzählte nie jemandem etwas von der vergifteten Pastete. Als er noch einmal in Jeremiahs Haus ging, um sie zu holen, stellte er mit Verblüffung und Erleichterung fest, dass sie nicht angerührt worden war. Lediglich ein Stückchen Kruste war abgebrochen, und das lag – nach dem matschigen Aussehen zu urteilen – ausgespuckt auf dem Teller. Daraus schloss Horatio erleichtert, dass Dr. Mouldereds Diagnose richtig gewesen war.

Was Jeremiah anging, so wurde er auf dem Friedhof von Pagus Parvus begraben – in einem drei Meter tiefen Grab. Obadiah hatte es mit kaum verhohlener Begeisterung ausgehoben. Man hätte annehmen können, dass nicht viele Menschen an diesem Begräbnis teilnehmen würden, doch das Gegenteil war der Fall. Es schien, dass aus meilenweitem Umkreis alle gekommen waren, um Ratchets Bestattung mitzuerleben. Geweint wurde natürlich wenig. Im Gegenteil, es herrschte eine fast heitere, ausgelassene Stimmung, und in der Blauen Forelle floss hinterher reichlich Bier, und es wurde gelacht, dass die Wände wackelten.

Jeremiahs Grab wurde nur wenige Tage nach der Beerdigung geplündert. Der zusätzliche Meter Tiefe brachte die Missetäter zwar ins Schwitzen, hinderte sie aber nicht an der Ausführung ihres Plans. Nach dem Erhalt ihrer Bezahlung von zwanzig Shilling und sechs Pence endete Jeremiah auf dem kalten Tisch einer Anatomie-Schule in der Stadt. Als der wissbegierige Chirurg seine Brust öffnete, entdeckte er etwas höchst Ungewöhnliches: Jeremiahs Herz war so klein, dass es in einem Marmeladenglas Platz gefunden hätte.

Nachdem bedeutende Ärzte und Chirurgen von dieser abnormen Herzgröße gehört hatten, rätselten viele, wie ein derart kleines Organ das Leben eines so groß gewachsenen Mannes hatte gewährleisten können. Manche überlegten sogar, ob nicht doch die Alten recht gehabt hatten mit ihrer Theorie, die Quelle des Lebens allein der Leber zuzuschreiben. Man nimmt an, dass Jeremiahs Herz den medizinischen Fortschritt mindestens um ein Jahrzehnt zurückgeworfen hat.

Jeremiah hatte keine Familie, und da es kein Testament gab, wurde entschieden, dass seine Pächter Besitzanspruch auf ihre Häuser stellen konnten. Ob das juristisch in Ordnung war oder nicht, darüber dachte man nicht groß nach. Manchmal hat es eben Vorteile, in einem abgelegenen Teil der Welt zu leben.

Polly jedoch hielt nicht mehr viel in Pagus Parvus: Jeremiah war tot, und Joe und Ludlow waren weggegangen. So kam es, dass sie sich ein paar Tage später in Perigoes Einspänner mit in die Stadt nehmen ließ. Dass es dort so schlimm sein könnte, wie Ludlow es ihr beschrieben hatte, hielt sie nach wie vor für unmöglich.

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