11. Die Insel des Vergessens

Das Gleitboot überquerte die Palkstraße bei starkem Gegenwind, musste förmlich über die flachen Sturzwellen hinwegspringen. Vor einem Jahrtausend noch verliefen hier eine Sandbank und Korallenriffe, die sogenannte Adamsbrücke. Aber jüngste geologische Prozesse hatten hier einen Tiefseegraben entstehen lassen, und das dunkle Wasser, das jetzt über diesem Meeresabgrund plätscherte, trennte eine rastlos vorwärtsdrängende Menschheit von den Ruhesuchenden.

Mit breit auseinandergestellten Beinen stand Mwen Maas an der Reling und blickte auf die sich allmählich am Horizont abzeichnende Insel des Vergessens. Dieser von einem warmen Ozean umschlossene Ort war ein Naturparadies. Ein Paradies war nach den primitiven, religiösen Vorstellungen des Menschen ein glücklicher Zufluchtsort nach dem Tod, wo es weder Sorgen noch Arbeit gab. Und die Insel des Vergessens war ebenfalls ein Zufluchtsort, nämlich für jene, die von der angespannten Aktivität der Großen Welt nichts mehr wissen wollten, die nicht mehr so wie alle anderen arbeiten wollten.

In den Schoß der Mutter Erde zurückgekehrt, verbrachten sie hier ruhige Jahre bei einfacher, monotoner Arbeit, lebten wie die Bauern, Fischer oder Viehzüchter früherer Zeiten.

Obwohl die Menschheit ihren schwachen Brüdern ein großes Stück fruchtbarer, wunderschöner Erde überlassen hatte, konnte die Insel mit ihrem primitiven Wirtschaftssystem ihren Bewohnern keineswegs immer ein paradiesisches Leben garantieren, vor allem in Zeiten von Missernten und wenn andere Missstände auftraten, wie sie bei so schwach entwickelten Produktivkräften an der Tagesordnung waren. Um die Bewohner der Insel vor Hungersnöten zu schützen, trat die Große Welt ihnen regelmäßig einen Teil ihrer Vorräte ab.

In die drei Häfen — im Norden der Insel, im Süden und am Ostufer — wurden jahrelang haltbare Nahrungsmittel, Medikamente, biologische Schädlingsbekämpfungsmittel und andere lebensnotwendige Dinge geliefert. Die drei obersten Verwalter der Insel lebten ebenfalls im Norden, Osten und Süden und wurden Viehzucht-, Ackerbau- und Fischfangdirektoren genannt.

Beim Anblick der blauen Berge in der Ferne kam Mwen Maas plötzlich der bittere Gedanke, ob er nicht zur Kategorie der „Stiere“, jenen Menschen gehöre, die die Menschheit ständig in Schwierigkeiten brachten. Ein sogenannter Stier war ein starker und energischer Mensch, der jedoch dem Schmerz und Gefühl anderer völlig mitleidlos gegenüberstand und nur an die Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse dachte. Leid, Zwietracht und Unglück vergangener Zeiten waren gerade von solchen Menschen stets noch verstärkt worden, da sie in den verschiedensten Aufmachungen den Wahrheitsanspruch für sich reklamierten, sich das Recht herausnahmen, alle von ihrer Meinung abweichenden Auffassungen zu unterdrücken und andere Denk- und Lebensformen auszurotten. Seit Langem schon ging die Menschheit den geringsten Anzeichen solcher absoluter Wahrheitsansprüche aus dem Weg und hütete sich vor diesen sogenannten Stieren mehr als vor allem anderen. Menschen dieses Schlags lebten für den Augenblick, ohne an die unverletzbaren ökonomischen Gesetze und an die Zukunft zu denken. Die Kriege und die ungeordnete Wirtschaft der Ära der Uneinigen Welt hatten zu einer Ausplünderung des Planeten geführt. Damals wurden die Wälder abgeholzt, Vorräte an Kohle und Erdöl, die sich in Hunderten Millionen von Jahren angesammelt hatten, gedankenlos verbrannt, die Luft mit Kohlenmonoxid und anderem stinkenden Qualm aus Fabrikschloten verpestet, schöne und harmlose Tiere — Giraffen, Zebras, Elefanten — ausgerottet, und diese Phase dauerte so lange weiter, bis die Welt endlich bei der kommunistischen Gesellschaftsordnung angelangt war. Der Boden war verunreinigt, die Flüsse und Meeresufer durch Abflüsse von Erdöl und chemischen Abfällen verschmutzt. Erst nach einer gründlichen Reinigung des Wassers, der Luft und des Bodens hatte die Menschheit das heutige Antlitz ihres Planeten schaffen könnten, auf dem man überall barfuß gehen konnte, ohne sich die Füße zu verletzen.

Und jetzt hatte er, Mwen Maas, nach kaum zwei Jahren auf einem verantwortungsvollen Posten den künstlichen Satelliten zerstört, der durch die Anstrengungen Tausender von Menschen und mithilfe der unglaublichsten Wunder der Technik geschaffen worden war; hatte vier fähige Wissenschaftler in den Tod gestürzt, von denen jeder ein Ren Boos hätte werden können… Ja, und selbst Ren Boos hatte nur mit Mühe gerettet werden können. Und wieder sah er das Bild Bet Lons vor sich, der sich irgendwo dort, in den Bergen und Tälern der Insel des Vergessens verkrochen hatte und für den er nun starkes Mitleid empfand. Mwen Maas hatte sich vor seiner Abreise Fotografien des Mathematikers angesehen und sich sein energisches Gesicht mit dem starken Kiefer, den tief und eng beieinanderliegenden durchdringenden Augen, seine ganze mächtige, athletische Gestalt für immer eingeprägt.

Der Elektromaschinist des Gleitbootes trat zu dem Afrikaner.

„Starke Brandung. Wir werden kaum an die Küste kommen, die Wellen schlagen über die Mole. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als den Südhafen anzulaufen.“

„Nicht nötig. Sie haben doch Rettungsflöße an Bord? Ich kann meine Kleidung darauf verstauen und selbst an Land schwimmen.“

Maschinist und Steuermann sahen Mwen Maas respektvoll an. Trübe, weißliche Wellen türmten sich auf den Sandbänken auf und fielen in schweren, tosenden Kaskaden wieder ins Meer zurück. In Küstennähe wirbelte eine Schlagwelle Sand und Gischt in die Höhe und rollte weit auf den sanft geneigten Strand hinein. Tief hängende Wolken versprühten feinen, warmen Regen, der vom Wind schräg abgetrieben wurde und sich mit den Gischtspritzern vermischte. Durch den Dunstschleier waren schemenhafte graue Gestalten an der Küste zu erkennen.

Die beiden Männer, die das Boot steuerten, beobachteten schweigend, wie Mwen Maas seine Kleider auszog und sie verstaute. Diejenigen, die sich auf die Insel des Vergessens zurückzogen, standen nicht mehr unter der Obhut der Gesellschaft, in der jeder den anderen schützte und ihm half. Mwen Maas’ Persönlichkeit flößte jedoch unwillkürlich Respekt ein, und der Steuermann entschloss sich, ihn vor der großen Gefahr zu warnen. Der Afrikaner winkte unbekümmert ab. Der Maschinist brachte ihm ein kleines, hermetisch verschlossenes Paket.

„Hier ist ein Vorrat an konzentrierter Nahrung für einen Monat — nehmen Sie!“

Mwen Maas überlegte kurz und steckte dann das Paket zusammen mit seiner Kleidung in den wasserdichten Behälter, schloss die Klappe fest zu und kletterte mit dem Floß unter dem Arm über die Reling.

„Wenden!“, kommandierte er.

Das Gleitboot legte sich in einer scharfen Kurve auf die Seite. Mwen Maas wurde von dem kleinen Schiff geschleudert und nahm verbissen den Kampf mit den Wellen auf. Die Leute auf dem Gleitboot sahen, wie er auf die Kämme der tobenden Wellen emporgehoben wurde, in ihren Tälern unterging und von Neuem zum Vorschein kam.

„Er schafft es!“, sagte der Maschinist nach einigen Minuten erleichtert. „Aber wir müssen zusehen, dass wir von hier wegkommen, sonst werden wir abgetrieben.“

Die Schiffsschraube heulte auf, und das kleine Schiff hüpfte, von einer entgegenkommenden Welle emporgehoben, davon. Mwen Maas’ dunkle Gestalt war jetzt in voller Größe am Ufer erschienen und verschwand Sekunden später im Regenschleier.

Über den von Wellen glatt gewalzten Sandstrand näherte sich eine Gruppe von Menschen, lediglich mit Lendenschurzen bekleidet. Triumphierend zogen sie einen wild um sich schlagenden großen Fisch hinter sich her. Als sie Mwen Maas erblickten, blieben sie stehen und begrüßten ihn freundschaftlich.

„Ein Neuer aus der anderen Welt“, sagte einer der Fischer lächelnd. „Und wie gut er schwimmt! Komm, bleib bei uns!“

Mwen Maas musterte die Fischer mit aufmerksamem und freundlichem Blick und schüttelte dann den Kopf.

„Es fiele mir schwer, hier an der Küste zu leben, ständig auf das weite Meer hinauszusehen und an meine verlorene, wunderschöne Welt zu denken.“

Einer der Fischer mit graumeliertem dicken Bart, was hier offenbar als Zierde des Mannes galt, legte dem Ankömmling die Hand auf die nasse Schulter.

„Ja, hat man dich etwa zwangsweise hierhergeschickt?“

Mwen Maas lächelte kummervoll und versuchte zu erklären, was ihn hergeführt hatte.

Der Fischer sah den Ankömmling traurig und mitfühlend an.

„Wir würden einander nicht verstehen“, sagte er. Dann zeigte er nach Südosten, wo durch ein Loch in der Wolkendecke die blauen Terrassen ferner Berge zum Vorschein kamen. „Geh dorthin. Der Weg ist weit, und hier gibt es kein anderes Fortbewegungsmittel als…“, der Inselbewohner klopfte sich auf die starken Muskeln seiner Beine.

Mwen Maas war froh, so rasch wie möglich wegzukommen, und stieg wie üblich weit ausschreitend und leichtfüßig einen gewundenen Pfad hinauf, der zu sanft geneigten Hügeln führte.

Der Weg ins Innere der Insel betrug etwas mehr als zweihundert Kilometer, aber Mwen Maas hatte es nicht eilig. Wozu auch? Langsam verstrichen die eintönigen, mit keiner nützlichen Tätigkeit ausgefüllten Tage. Anfangs, als er sich von der Katastrophe noch nicht ganz erholt hatte, verlangte sein müder Körper nach der Ruhe der liebkosenden Natur. Wäre er sich nicht ständig des ungeheuren Verlustes bewusst gewesen, so hätte er einfach die Stille der menschenleeren, von Winden umwehten Plateaus, das Dunkel und die urzeitliche Atmosphäre heißer Tropennächte genossen.

Aber als ein Tag nach dem anderen verging und der Afrikaner die Insel auf der Suche nach einer passenden Arbeit durchkämmte, begann seine Sehnsucht nach der Großen Welt immer stärker zu werden. Er konnte sich nicht mehr an den friedlichen Tälern mit ihren von Hand bestellten Obstbaumplantagen freuen; das beinahe hypnotisierende Rieseln der kleinen Gebirgsbäche, an deren Ufern er in der drückenden Mittagshitze oder in mondhellen Nächten nun ungezählte Stunden verbringen konnte, vermochte ihn nicht mehr in den Schlaf zu wiegen.

Ungezählte Stunden… Und weshalb sollte er sie auch zählen, das hatte hier ja überhaupt keinen Sinn: die Zeit? Zeit, so viel er wollte — einen ganzen Ozean von Zeit, und dabei war seine eigene, persönliche Zeit im Vergleich dazu so unbedeutend…! Ein kurzer und bald vergessener Augenblick!

Jetzt erst verstand Mwen Maas, wie gut der Name zur Insel passte! Insel des Vergessens — die stupide Namenlosigkeit des alten Lebens, der egoistischen Handlungen und Gefühle des Menschen! Handlungen, die von den Nachfahren vergessen wurden, weil sie nur der Befriedigung persönlicher Bedürfnisse dienten, das Leben der Gesellschaft weder erleichterten noch verbesserten, es nicht mit neuen kreativen Werken der Kunst verschönten.

Große Taten verschwanden in einem namenlosen Nichts.

Der Afrikaner war in eine Gemeinschaft von Viehzüchtern im Inneren der Insel aufgenommen worden und hütete bereits seit zwei Monaten eine Herde riesiger Gaurs am Fuße eines weitläufigen Gebirges mit einem unsinnig langen Namen in der Sprache jenes Volkes, das die Insel in alter Zeit besiedelt hatte.

Seit längerer Zeit ernährte er sich nun schon von schwarzer Grütze, die er in einem verrußten Topf über einem Kohlenfeuer zubereitete, und vor einem Monat hatte er sich im Wald essbare Beeren und Nüsse suchen müssen, wobei er gefräßigen Affen ins Gehege gekommen war, die ihn mit Speiseresten bewarfen. In diese Lage war er geraten, weil er, der Devise der Welt des Rings folgend, die da lautete, der Mensch empfinde höchstes Glück dadurch, dass er anderen Freude bereitete, seine Nahrungsration einem alten kränklichen Mann in einem abgelegenen Tal überlassen hatte. Erst danach hatte er begriffen, was die Nahrungssuche in menschenleeren öden Gegenden bedeutet. Was für eine unsinnige Zeitverschwendung!

Mwen Maas stand von dem Stein, auf dem er gesessen hatte, auf und sah sich um. Die Sonne ging am Rande des Plateaus im Westen unter, dahinter erhob sich die bewaldete Spitze eines kuppelförmigen Berges.

Unter ihm glitzerte ein rauschender kleiner Fluss, der vom Dickicht riesiger, gefiederter Bambusgräser eingesäumt war. Einen halben Tagesmarsch von dieser Stelle entfernt, befanden sich die jahrtausendealten, dicht verwachsenen Ruinen der einstigen Hauptstadt der Insel. Es gab noch andere, größere und besser erhaltene verlassene Städte. Aber Mwen Maas hatte bisher nicht das Bedürfnis verspürt, sie aufzusuchen.

Die Herde lag schwarzen Felsblöcken gleich im dunklen Gras verstreut. Bald würde es finster sein. Die Sterne begannen bereits zu Tausenden am verblassenden Himmel zu leuchten. Der Astronom nahm die altgewohnte Dunkelheit, die vertrauten Umrisse der Sternbilder, die hellen Lichter der größeren Sterne wahr. Auch der verhängnisvolle Tucan war von hier aus zu sehen… Aber wie schwach war doch das bloße menschliche Auge! Nie wieder würde er das majestätische Schauspiel des Kosmos sehen, die Spiralen der gigantischen Galaxien, die geheimnisvollen Planeten und blauen Sonnen. Sie waren für ihn nur noch kleine Lichter in unendlicher Entfernung. Und war es nicht einerlei, ob es Sterne waren oder doch nur Laternen in einer Kristallkugel, wie sie die Alten zu nennen pflegten! Für das bloße Auge war es dasselbe!

Der Afrikaner machte sich eilig daran, das gesammelte Reisig zusammenzurechen. Ja, noch etwas war für ihn lebensnotwendig geworden — ein kleines Feuerzeug. Vielleicht würde er dem Beispiel einiger Einheimischer folgen und bald Rauschgift rauchen, um die endlose Langeweile zu vertreiben.

Die Zungen der Flammen begannen zu tanzen, verscheuchten das Dunkel und löschten das Licht der Sterne aus. In der Nähe schnauften friedlich die Gaurs. Mwen Maas blickte nachdenklich ins Feuer.

War der helle Planet nicht ein dunkles Heim für ihn geworden?

Nein, seine stolze Selbstverleugnung war bloß Überheblichkeit aus Unkenntnis. Unkenntnis seiner selbst, Unterschätzung des erhabenen, von Kreativität erfüllten Lebens, das er gelebt hatte, das Nichtbegreifen seiner starken Liebe zu Tschara. Lieber hätte er sein Leben hingegeben, um eine Stunde der großartigen Idee der Großen Welt zu dienen, als hier noch ein ganzes Jahrhundert zu leben!

Auf der Insel des Vergessens gab es an die zweihundert medizinische Stationen, wo Ärzte aus der Großen Welt die Einwohner mit allem, was die moderne Medizin vermochte, freiwillig versorgten. Auch Jugendliche aus der Großen Welt arbeiteten in den Schädlingsbekämpfungstrupps, damit die Insel nicht zu einer Brutstätte vergessener Krankheiten oder schädlicher Tiere wurde. Mwen Maas ging diesen Menschen absichtlich aus dem Weg, um nicht das Gefühl haben zu müssen, er sei ein Ausgestoßener aus der Welt der Schönheit und des Wissens.

Bei Sonnenaufgang wurde Mwen Maas von einem anderen Hirten abgelöst. Der Afrikaner nahm sich zwei Tage frei und beschloss, in eine kleine Stadt zu wandern, um sich einen Umhang zu besorgen, denn die Nächte in den Bergen begannen kühl zu werden.

Es war ein stiller, drückend heißer Tag, als Mwen Maas das Plateau verließ und in die breite Ebene, ein von bunten Insekten umschwirrtes Meer aus blassvioletten und goldgelben Blumen, hinunterstieg. Leichte Brisen bewegten die Köpfe der Pflanzen, und die Blumen berührten mit ihren Kronen sanft seine nackten Knie. Als Mwen Maas die Mitte einer riesigen Wiese erreicht hatte, blieb er stehen und gab sich dem Genuss der einfachen und fröhlichen Schönheit und dem starken Duft dieses wilden Gartens hin. Versonnen bückte er sich und fuhr mit der Hand über die im Winde wogenden Blütenblätter — es war ihm, als träumte er einen alten Kindheitstraum.

Plötzlich drang ein kaum hörbares klopfendes Geräusch an sein Ohr. Mwen Maas hob den Kopf und sah ein Mädchen durch die hohe Blumenwiese rennen. Sie bog zur Seite ab, und Mwen Maas blickte mit Vergnügen ihrer schlanken Gestalt inmitten des Blumenmeeres hinterher. Ein heftiges Gefühl des Bedauerns ergriff ihn — das hätte Tschara sein können… wenn die Dinge anders gelaufen wären…

Seine Beobachtungsgabe als Wissenschaftler sagte ihm, dass das Mädchen ruhelos war. Sie sah sich des Öfteren um und beschleunigte ohne jeden Grund ihre Schritte, so als hätte sie vor irgendetwas hinter sich Angst. Mwen Maas änderte seine Richtung und ging, jetzt zu voller Größe aufgerichtet, rasch auf das Mädchen zu.

Die Unbekannte blieb stehen. Ein buntes Tuch war eng um ihren Körper gewickelt, der Zipfel ihres roten Rockes war vom Tau feucht. Die dünnen Reifen an ihren nackten Armen klirrten lauter, als sie sich die vom Wind zerzausten dunklen Haare aus dem Gesicht strich. Ihre Augen blickten traurig unter den kurzen, unordentlich in die Stirn und auf die Wangen fallenden Locken hervor. Das Mädchen atmete schwer, wahrscheinlich vom Laufen. Ein paar Schweißtropfen standen in ihrem dunklen, schönen Gesicht. Das Mädchen tat einige unsichere Schritte auf ihn zu.

„Wer sind Sie, und wohin wollen Sie so eilig?“, fragte Mwen Maas. „Brauchen Sie vielleicht Hilfe?“

Das Mädchen musterte ihn eingehend.

„Ich bin Onar aus der fünften Siedlung“, sagte sie hastig und stockend. „Nein, ich brauche keine Hilfe.“

„Das scheint mir aber nicht so! Sie sind müde, und es quält Sie etwas. Wovor haben Sie Angst? Weshalb lehnen Sie meine Hilfe ab?“

Das unbekannte Mädchen hob den Blick, der so tief und klar wie der einer Frau in der Großen Welt war.

„Ich weiß, wer Sie sind. Ein großer Mann, von dort…“, sie zeigte in Richtung Afrika. „Sie sind gutmütig und vertrauensselig.“

„Ich wünschte, auch Sie wären es. Verfolgt Sie jemand?“

„Ja!“, stieß das Mädchen verzweifelt hervor. „Er ist stets hinter mir her…“

„Wer ist er, der sich untersteht, Ihnen Angst zu machen und Sie zu verfolgen?“

Das Mädchen wurde rot und senkte den Blick.

„Ein Mann. Er will, dass ich seine…“

„Aber Sie werden sich doch frei entscheiden können, ob Sie ihn wollen oder nicht? Kann man denn jemanden zur Liebe zwingen? Wenn er kommt, sage ich ihm…“

„Oh, nein! Er ist auch aus der Großen Welt gekommen, aber schon vor langer Zeit, und er war auch ein großer Mann… Doch nicht so wie Sie… Er ist schrecklich!“

Mwen Maas lachte unbekümmert.

„Wohin gehen Sie?“

„In die fünfte Siedlung. Ich war in der Stadt, und auf dem Rückweg begegnete mir…“

Mwen Maas nickte und nahm das Mädchen an der Hand. Sie legte folgsam ihre Finger in seine Hand, und sie schlugen einen Seitenpfad ein, der zur Siedlung führte.

Auf dem Weg erzählte das Mädchen, sich von Zeit zu Zeit besorgt umblickend, dass sie der Mann überallhin verfolge.

Ihre Angst, offen zu sprechen, verwirrte Mwen Maas aufs Höchste. Er konnte sich nicht mit dem Gedanken an Unterdrückung abfinden, auch wenn er wusste, dass sie nur noch selten auf der geordneten Erde vorkam!

„Weshalb unternehmen Ihre Leute nichts dagegen?“, sagte Mwen Maas. „Und weiß denn die Ehren- und Rechtskontrolle nichts davon? Lehrt man euch in der Schule etwa nicht Geschichte, und wisst ihr nicht, wozu die kleinste Gewalttätigkeit führen kann?“

„Doch, wir lernen Geschichte… und wir wissen es…“, antwortete Onar, vor sich hin starrend.

Die blühende Ebene war nun zu Ende, und der Pfad verschwand in einer scharfen Kurve im Gestrüpp. Hinter der Biegung tauchte ein großer, finster dreinblickender Mann auf und versperrte ihnen den Weg. Sein Oberkörper war nackt, und seine athletischen Muskeln zuckten unter den grauen Haaren, die seine Brust bedeckten. Das Mädchen machte sich ruckartig los.

„Ich habe Angst um Sie“, flüsterte es. „Gehen Sie fort, Mensch der Großen Welt…“

„Stehen bleiben!“, dröhnte eine gebieterische Stimme.

In einem solch rauen Ton sprach niemand in der Epoche des Rings. Mwen Maas stellte sich instinktiv schützend vor das Mädchen.

Der große Mann ging auf ihn zu und versuchte, ihn wegzustoßen, aber Mwen Maas stand da wie ein Fels.

Da verabreichte ihm der Unbekannte mit blitzartiger Geschwindigkeit einen Fausthieb ins Gesicht. Mwen Maas schwankte. Noch nie in seinem Leben hatte er so harte Schläge einstecken müssen, deren Absicht es war, starken Schmerz und Betäubung zuzufügen und den Menschen zu demütigen.

In seiner Betäubung hörte Mwen Maas Onar jämmerlich aufschreien. Er stürzte sich auf den Gegner, aber wurde von zwei dröhnenden Hieben zu Boden gestreckt. Onar warf sich auf die Knie, um ihn mit ihrem Körper zu schützen, aber der Gegner packte sie mit einem triumphierenden Schrei. Er drehte ihr die Arme auf den Rücken, und sie krümmte sich und begann, hochrot vor Zorn, zu weinen.

Inzwischen war Mwen Maas jedoch wieder zu sich gekommen. In seiner Jugend, bei der Ableistung seiner Herkulestaten, hatte er heftige Kämpfe mit Feinden, die sich nicht an die menschlichen Regeln hielten, auszufechten gehabt. Er versuchte sich an alles zu erinnern, auch an die Tricks, die er über den Nahkampf mit gefährlichen Tieren gelernt hatte.

Mwen Maas stand langsam auf, warf einen Blick auf das wutverzerrte Gesicht des Gegners, um sich einen Zielpunkt für den vernichtenden Schlag auszusuchen, und wich plötzlich wie vom Blitz getroffen zurück. Er hatte dieses charakteristische Gesicht wiedererkannt, das ihn bei seinen quälenden Gedanken über die Rechtmäßigkeit des tibetischen Experiments verfolgte.

„Bet Lon!“

Dieser ließ das Mädchen los und erstarrte. Eindringlich fixierte er den ihm unbekannten, dunkelhäutigen Mann, aus dessen Gesicht jede Spur von Gutmütigkeit gewichen war.

„Bet Lon, ich habe oft über eine Begegnung mit Ihnen nachgedacht, habe Sie für einen Kameraden im Unglück gehalten“, schrie Mwen Maas. „Nie hätte ich mir vorgestellt, dass sie so stattfindet!“

„Ach, wie denn?“, fragte Bet Lon frech und versuchte die Wut in seinen Augen zu verbergen.

Der Afrikaner machte eine abwehrende Geste.

„Wozu die leeren Worte? In der Großen Welt hatten Sie das nicht nötig, sondern Sie handelten, wenn auch verbrecherisch, im Namen einer großen Idee. Aber in welchem Namen handeln Sie hier und jetzt?“

„In meinem eigenen, und nur in meinem eigenen!“, stieß der andere verächtlich zwischen den Zähnen hervor. „Lange genug habe ich mich um die Menschheit und um das allgemeine Wohl gekümmert! Jetzt habe ich begriffen, dass der Mensch das alles nicht braucht. Auch einige weise Männer der alten Zeit wussten das.“

„Sie haben niemals an andere gedacht, Bet Lon“, unterbrach ihn der Afrikaner. „Sie haben sich in allem gehen lassen, bis Sie zu dem geworden sind, was Sie heute sind — ein Gewalttäter, ja, fast ein Tier!“

Der Mathematiker machte eine Bewegung, als wollte er sich auf Mwen Maas stürzen, aber dann beherrschte er sich.

„Mir reicht’s, Sie reden zu viel!“

„Ich sehe, dass Sie zu viel verloren haben, und ich will…“

„Aber ich will nicht! Aus dem Weg!“

Mwen Maas rührte sich nicht von der Stelle. Mit leicht gesenktem Haupt stand er selbstsicher und drohend vor Bet Lon und fühlte die Berührung der Schultern des zitternden Mädchens. Und dieses Zittern erfüllte ihn mit weit größerer Erbitterung als die Schläge, die er hatte einstecken müssen.

Der Mathematiker sah, ohne sich zu bewegen, in die zornentbrannten Augen des Afrikaners.

„Gehen Sie!“, stieß er laut hervor und gab den Weg frei.

Mwen Maas nahm Onar wieder an der Hand und führte sie zwischen die Sträucher hindurch. Er konnte Bet Lons hasserfüllten Blick auf seinem Rücken spüren. An der Wegbiegung blieb Mwen Maas so plötzlich stehen, dass Onar gegen seinen Rücken rannte.

„Bet Lon, lassen Sie uns gemeinsam in die Große Welt zurückkehren!“

Der Mathematiker lachte, doch Mwen Maas’ geschultes Ohr vernahm einen Anflug von Bitterkeit in der zynischen Ablehnung.

„Wer sind Sie, dass Sie mir so etwas vorschlagen? Wissen Sie überhaupt…?“

„Ich weiß. Ich habe ebenfalls ein verbotenes Experiment durchgeführt und mir anvertraute Menschen ins Verderben gestürzt. Ich bin ähnliche Wege wie Sie in der Forschung gegangen, und wir… Sie, ich und andere sind dem Sieg schon ganz nahe! Die Menschen brauchen Sie, nur nicht so, wie Sie jetzt sind…“

Der Mathematiker trat einen Schritt auf Mwen Maas zu und senkte den Blick zu Boden, doch dann drehte er sich plötzlich um und entfernte sich eilig, wobei er dem Afrikaner unflätige Worte des Verzichts über die Schulter zuwarf. Wortlos setzte Mwen Maas seinen Weg fort.

Bis zur fünften Siedlung waren es noch ungefähr zehn Kilometer.

Als der Afrikaner hörte, dass das Mädchen ganz allein lebte, riet er ihr, an die Ostküste, in die Küstensiedlungen zu ziehen, um dem grausamen und rohen Menschen nicht mehr begegnen zu müssen. Der einst berühmte Wissenschaftler hatte sich in dem ruhigen und abgeschiedenen Leben der kleinen Bergsiedlungen zu einem Tyrannen entwickelt. Um ähnlichen Vorfällen vorzubeugen, beschloss Mwen Maas, die Menschen der Siedlung unverzüglich darum zu bitten, diesen Mann zu beobachten. Am Eingang zur Siedlung verabschiedete sich Mwen Maas von Onar. Das Mädchen riet ihm noch, sich vor den Tigern in Acht zu nehmen, die angeblich vor Kurzem wieder in den Wäldern des kuppelförmigen Berges aufgetaucht seien. Die wilden Tiere waren entweder aus dem Naturschutzpark ausgebrochen oder lebten noch immer in dem undurchdringlichen Urwald, der diesen höchsten Berg der Insel umgab. Sie ergriff seine Hand und bat ihn, vorsichtig zu sein und auf keinen Fall nachts den Berg zu überqueren. Mwen Maas machte sich eilig auf den Rückmarsch, und während er das Vorgefallene in Gedanken nochmals durchging, sah er vor sich immer wieder den letzten Blick des Mädchens, der voll Sorge und Anhänglichkeit war. Zum ersten Mal dachte Mwen Maas an die wahren Helden der fernen Vergangenheit, die trotz Erniedrigung, Bosheit und physischen Leids in einem mächtigen Reich von tierischer Selbstsucht eine wahrhaft große Heldentat begingen, indem sie wahre und gute Menschen blieben.

Die Zwiespältigkeit des Lebens an sich hatte den Menschen stets mit Widersprüchen konfrontiert. In der alten Welt, inmitten von Gefahren und Demütigungen, war die Kraft der Liebe, Ergebenheit und Sanftmut gerade am Rande des Todes oder in feindseliger und roher Umgebung am größten gewesen. Die Unterwerfung unter die Launen roher Macht ließ alles vergänglich und unsicher erscheinen. Das Schicksal des einzelnen Menschen konnte sich in jedem beliebigen Augenblick radikal ändern, seine Pläne, Hoffnungen und Vorhaben zunichtemachen, da in der ungeordneten Gesellschaft der alten Zeit zu viel von Zufälligkeiten abhing. Doch diese Vergänglichkeit von Hoffnung, Liebe und Glück ließ die Gefühle nicht verflachen, sondern stärkte sie noch.

Das war der Grund, weshalb das Gute im Menschen selbst unter den schwersten Prüfungen der Sklaverei des Mittelalters oder der Ära der Uneinigen Welt nicht abgetötet werden konnte.

Zum ersten Mal dachte der Afrikaner daran, dass es auch im alten Leben, das dem modernen Menschen so hart erschien, Glück, Hoffnung, Schöpfertum gegeben haben musste, ja, mitunter sogar in einem stärkeren Ausmaß als jetzt in der stolzen Ära des Rings.

Fast zornig erinnerte sich Mwen Maas an die Theorien damaliger Wissenschaftler, die von einer falsch verstandenen Langsamkeit bei der Mutation von Spezies in der Natur ausgingen und vorhersagten, die Menschheit würde sich selbst in Millionen von Jahren nicht bessern.

Hätten sie die Menschen mehr geliebt und die Dialektik der Entwicklung verstanden, dann wäre ihnen niemals ein solcher Unsinn eingefallen!

Die untergehende Sonne hatte die Wolkendecke hinter dem abgerundeten Rücken des gigantischen Berges rot gefärbt. Mwen Maas sprang in einen kleinen Fluss.

Erfrischt und endlich etwas beruhigt, setzte er sich auf einen flachen Stein, um sich trocknen zu lassen und ein wenig auszuruhen. Vor Einbruch der Dunkelheit würde er die kleine Stadt nicht mehr erreichen. Daher beschloss er, nach Mondaufgang den Berg zu überqueren. Als er gedankenverloren in das zwischen den Steinen brodelnde Wasser blickte, fühlte er plötzlich, dass er von jemandem beobachtet wurde, konnte aber niemanden sehen. Dieses Gefühl, von unsichtbaren Blicken verfolgt zu werden, verließ ihn auch nicht, als er den Fluss überquerte und den Aufstieg begann.

Mit raschen Schritten schritt Mwen Maas den von Fuhrwerken festgefahrenen Weg entlang, der auf ein Plateau von eintausendachthundert Metern führte. Er passierte eine Terrasse nach der anderen, um den bewaldeten Ausläufer des Bergs zu überqueren und auf kürzestem Weg in die Stadt zu gelangen. Die schmale Sichel des Neumondes würde den Weg nicht länger als anderthalb Stunden beleuchten, und der steile Bergpfad würde in einer mondlosen Nacht nur schwer zu bewältigen sein. Mwen Maas beeilte sich. Die spärlichen und niedrigen Bäume warfen lange Schatten, die Fächer schwarzer Streifen über den vom Mond beleuchteten trockenen Waldboden legten. Mwen Maas achtete aufmerksam auf den Weg, um nicht über die unzähligen kleinen Wurzeln zu stolpern, und hing seinen Gedanken nach.

Da ertönte auf der rechten Seite in einiger Entfernung, wo der Abhang flacher war und in tiefem Schatten lag, ein drohendes Knurren, das den Boden erzittern ließ. Es wurde mit einem tiefen Brüllen aus dem Wald beantwortet. In diesen Lauten lag eine Kraft, die durch Mark und Bein ging und längst vergessene Gefühle der Angst und der Hilflosigkeit wachrief, wie sie das Opfer eines unbezwingbaren Raubtiers empfand. Aber genauso, wie der Widerstand gegen diese alte Angst wuchs, so flammte auch die nicht weniger alte Kampfeswut in ihm auf, das Erbe unzähliger Generationen von namenlosen Helden, die das Recht des Menschengeschlechts auf Leben inmitten von Mammuts, Löwen, Riesenbären, wilden Stieren und grausamen Wolfsrudeln in den zermürbenden Tagen der Jagd und den Nächten hartnäckiger Abwehr verteidigt hatten.

Mwen Maas blieb stehen und sah sich mit angehaltenem Atem um. Nichts regte sich in der nächtlichen Stille, doch als er die nächsten Schritte tat, merkte er, dass ihm jemand auf den Fersen war. Tiger? Sollte Onar recht behalten?

Mwen Maas begann zu laufen und überlegte, was er tun sollte, wenn sich die Raubtiere — es waren ihrer zweifellos zwei — auf ihn stürzen würden.

Sich auf hohe Bäume zu flüchten war sinnlos, da Tiger besser klettern konnten als der Mensch. Kämpfen? Um ihn herum gab es nur Steine, ja, nicht einmal einen anständigen Knüppel würde er sich von den Zweigen, die stark wie Eisen waren, losreißen können. Und als Mwen Maas das Knurren ganz nahe hinter sich vernahm, wurde ihm klar, dass er verloren war. Die Zweige, die über den staubigen Pfad herabhingen, erwürgten ihn fast. Er wollte aus den unendlichen Tiefen des Sternenhimmels, denen sein ganzes vergangenes Leben gewidmet war, Mut für die letzten Minuten schöpfen. Mwen Maas rannte mit Riesensätzen los, und das Schicksal meinte es gut mit ihm — er erreichte den Rand einer großen Waldlichtung. In ihrer Mitte sah er einen Haufen großer Steinblöcke liegen, stürzte auf diesen zu, packte einen dreißig Kilogramm schweren, scharfkantigen Brocken und wandte sich dem Wald zu. Jetzt erblickte er die sich bewegenden Gespenster. Sie waren gestreift und verloren sich immer wieder zwischen den sich kreuzenden Schatten des lichten Waldes. Der Mond streifte mit seinem Rand bereits die Kronen der Bäume. Die immer länger werdenden Schatten lagen quer über der Lichtung, und auf ihnen schlichen sich wie auf dunklen Pfaden zwei riesige Katzen an Mwen Maas heran. Wie damals, in der unterirdischen Kammer des Tibetischen Observatoriums, fühlte Mwen Maas auch jetzt den Tod nahen. Dieses Mal kam er nicht von innen, sondern von außen, kam in der Form eines grünen Feuers in den phosphoreszierenden Augen der Raubtiere. Mwen Maas atmete einen Windhauch ein, der durch die drückend heiße Luft geflogen kam, blickte nach oben, auf die leuchtende Pracht des Kosmos, und hob den Stein über den Kopf.

„Ich bin bei dir, mein Freund!“

Ein hoher Schatten stürzte aus der Dunkelheit des Abhangs auf die Lichtung und hielt drohend einen knorrigen Ast zum Schlag erhoben. In seiner Verblüffung vergaß Mwen Maas für einen Augenblick die Tiger und erkannte den Mathematiker. Völlig außer Atem vom schnellen Laufen, stellte sich Bet Lon neben Mwen Maas und schnappte mit offenem Mund nach Luft. Die riesigen Katzen, die sich im ersten Moment zurückgezogen hatten, begannen von Neuem unerbittlich näher zu kommen. Der Tiger auf der rechten Seite war nur noch dreißig Schritte entfernt — da setzte er auch schon zum Sprung an.

„Schnell!“, ertönte ein gellender Schrei über die Lichtung.

Die fahlen Blitze von Granatwerfern flammten von drei Seiten hinter dem Rücken von Mwen Maas auf, der vor Überraschung seinen Stein fallen ließ. Der am nächsten stehende Tiger bäumte sich zu voller Größe auf, die lähmenden Granaten zerbarsten wie Trommelschläge, und das Raubtier fiel auf den Rücken. Der zweite Tiger tat einen Satz in Richtung Wald. Von dort tauchten die Silhouetten dreier Berittener auf. Eine Glasgranate mit einer starken elektrischen Ladung zerschellte auf der Stirn des Raubtieres; es streckte sich aus, und sein schwerer Kopf schlug hart auf dem trockenen Gras auf.

Einer der Reiter sprengte nach vorn. Noch nie war Mwen Maas die Arbeitskleidung der Großen Welt — weite, über dem Knie endende kurze Hosen, das saloppe Hemd aus blauem Kunstleinen mit offenem Kragen und zwei Taschen auf der Brust — so elegant vorgekommen.

„Mwen Maas, ich habe gefühlt, dass Sie in Gefahr sind!“

Diese hohe, jetzt so besorgt klingende Stimme kannte er doch! Tschara Nandi…!

Er vergaß zu antworten und blieb reglos stehen, bis das Mädchen vom Pferd sprang und auf ihn zurannte. Hinter ihr kamen ihre fünf Begleiter angeritten. Mwen Maas konnte ihre Gesichter nicht erkennen, weil die Mondsichel hinter dem Wald verschwunden war und die schwüle Dunkelheit der Nacht nun den Wald und die Lichtung einhüllte. Tscharas Hand fand Mwen Maas’ Ellbogen. Er nahm das schmale Handgelenk des Mädchens und legte die Hand an seine Brust, unter der das Herz wie wild schlug. Tscharas kaum fühlbare Fingerspitzen strichen über eine gewölbte Muskelplatte, und diese sanfte Zärtlichkeit erfüllte Mwen Maas mit einem nie gekannten Gefühl der Ruhe.

„Tschara, das ist Bet Lon, ein neuer Freund…“

Mwen Maas drehte sich um und sah, dass der Mathematiker verschwunden war. Da rief er aus allen Kräften in die Dunkelheit:

„Bet Lon, gehen Sie nicht fort!“

„Ich komme wieder!“, ertönte aus der Ferne eine starke Stimme, und in ihr lag nichts mehr von der bitteren Dreistigkeit von früher.

Einer von Tscharas Begleitern — offensichtlich der Führer der Gruppe — nahm eine Signallampe von seinem Sattel. Das schwache Licht richtete sich zusammen mit einem unsichtbaren Funkstrahl gen Himmel. Mwen Maas begriff, dass sie auf einen Flugapparat warteten. Alle fünf sahen sie fast noch wie kleine Jungen aus. Sie gehörten einem Schädlingsbekämpfungstrupp auf der Insel an — eine Arbeit, die sie sich zur Ableistung einer ihrer Herkulestaten ausgesucht hatten. Tschara Nandi hatte sich auf der Suche nach Mwen Maas diesem speziellen Trupp angeschlossen.

„Sie irren sich, wenn Sie uns für so scharfsinnig halten“, sagte der Gruppenleiter, als sie sich um die Lampe gesetzt hatten und Mwen Maas ihnen Fragen zu stellen begann. „Ein Mädchen mit einem altgriechischen Namen hat uns geholfen.“

„Onar!“, rief Mwen Maas aus.

„Ja, Onar. Unser Trupp näherte sich gerade der fünften Siedlung, als ein vor Erschöpfung halb totes Mädchen angelaufen kam. Sie bestätigte die Gerüchte über die Tiger, die uns hergebracht hatten, und überredete uns in ihrer Angst, Sie könnten auf ihrem Rückweg in die Stadt von Tigern angefallen werden, sofort nach Ihnen zu suchen. Wie Sie sehen, sind wir gerade noch zur rechten Zeit gekommen.

Jeden Augenblick wird ein Transportfluggleiter auftauchen und Ihre augenblicklich gelähmten Feinde in den Naturschutzpark bringen. Wenn sich herausstellt, dass sie tatsächlich Menschenfresser sind, werden sie erschossen. Aber ohne einen Versuch darf eine solche Rarität nicht getötet werden.“

„Welcher Versuch?“

Der Junge zog die Brauen hoch.

„Das liegt nicht in unserer Kompetenz. Wahrscheinlich wird man sie erst einmal beruhigen — sie bekommen eine Infusion, die ihre Lebensaktivität herabsetzt. Solange ein Tiger schwach ist, kann man ihm vieles beibringen.“

Ein lautes vibrierendes Geräusch unterbrach den Jungen. Ein dunkles Etwas senkte sich von oben herab. Blendendes Licht überflutete die Waldlichtung. Die gestreiften Katzen wurden in weiche Container gebettet, wie man sie für zerbrechliche Lasten verwendete. Das in der Dunkelheit kaum sichtbare riesenhafte Flugschiff verschwand und überließ die Waldlichtung wieder dem ruhigen Licht der Sterne. Einer der fünf Jungen war mit den Tigern mitgeflogen, und Mwen Maas erhielt sein Pferd.

Der Afrikaner und Tschara ritten nebeneinander her. Der Weg führte hinunter in das Tal des Galle-Flusses, an dessen Mündung, in Küstennähe, eine medizinische Station und ein Stützpunkt des Schädlingsbekämpfungstrupps lagen.

„Zum ersten Mal seit ich hier bin, komme ich wieder ans Meer“, brach Mwen Maas das Schweigen. „Bisher habe ich immer geglaubt, das Meer sei die verbotene Mauer, hinter der, für immer verbogen, meine alte Welt liegt.“

„Die Insel war also wie eine neue Schule für Sie?“, sagte Tschara halb fragend und voller Freude.

„Ja. In der kurzen Zeit habe ich viel erlebt und über sehr vieles nachgedacht. Alle diese Gedanken hatten mich schon lange bewegt…“

Mwen Maas erzählte von seinen alten Bedenken, dass sich die Menschheit zu rational, zu technisch entwickle und die Fehler der Vergangenheit sich wiederholen könnten, wenn auch in weit weniger widerwärtiger Form. Er habe das Gefühl gehabt, dass die sehr ähnliche und genauso schöne Menschheit auf Epsilon Tucanae mehr Nachdruck auf die Vervollkommnung der emotionalen Seite der Psyche gelegt habe.

„Ich habe stark unter einem Gefühl der gestörten Harmonie mit dem Leben gelitten“, entgegnete das Mädchen nach kurzem Schweigen. „Ich wollte immer mehr von den Alten haben und weniger von dem, was uns umgibt. Ich träumte von der Epoche unverbrauchter Kräfte und Gefühle, die sich durch urzeitliche Auslese im Zeitalter des Eros konzentrierten, jenem Zeitalter am antiken Mittelmeer. Und immer strebte ich danach, in meinen Zuschauern echte, starke Gefühle wachzurufen. Aber wahrscheinlich hat nur Ewda Nal mich wirklich verstanden.“

„Und Mwen Maas“, fügte der Afrikaner ernst hinzu. Und während er Tschara in die Augen sah, erzählte er ihr, wie sie ihm einst als die kupferhäutige Tochter des Tucans erschienen war.

Das Mädchen hob den Kopf, und in dem schwachen Licht der aufgehenden Sonne sah Mwen Maas Augen, die so riesig und tief waren, dass es ihm schwindelte. Er zog sich zurück und lachte.

„Früher einmal stellten sich unsere schriftstellernden Vorfahren in ihren Zukunftsromanen den Menschen als halb toten Rachitiker mit einem überentwickelten Schädel vor. Trotz Millionen sezierter und zu Tode gequälter Tiere begriffen sie lange nicht die Gehirnmaschine des Menschen, da sie mit ihren Messern dort eindrangen, wo feinste Messgeräte von molekularem oder atomarem Maßstab notwendig gewesen wären. Heute wissen wir, dass eine intensive Tätigkeit des Verstandes einen kräftigen, vor Lebensenergie strotzenden Körper voraussetzt, dass aber ein solcher Körper auch starke Emotionen hervorruft.“

„Und wir sind immer noch an den Verstand gefesselt“, stimmte Tschara Nandi zu.

„Obwohl vieles unternommen wurde, ist unsere intellektuelle Seite immer voraus, und die emotionale bleibt zurück… Ihr muss man mehr Aufmerksamkeit widmen, sodass nicht unsere Gefühle an den Verstand gefesselt sind, sondern der Verstand mitunter von ihnen in Fesseln gelegt wird. Für mich ist das so wichtig geworden, dass ich darüber ein Buch schreiben möchte.“

„Oh, natürlich!“, rief Tschara leidenschaftlich. „Nur wenige große Wissenschaftler haben sich der Erforschung der Gesetze des Schönen und der Vollkommenheit der Gefühle gewidmet… Ich spreche nicht von den Psychologen.“

„Ich verstehe Sie!“, entgegnete der Afrikaner und betrachtete das Mädchen mit Entzücken, dass es vor Verlegenheit den Kopf den Strahlen der aufgehenden Sonne zuwandte, die ihre Haut kupferrot färbte.

Tschara saß leicht und ungezwungen auf dem hohen Rappen, der mit dem Rotschimmel von Mwen Maas Schritt hielt.

„Wir bleiben zurück!“, rief das Mädchen und ließ die Zügel locker. Sofort sprengte ihr Pferd davon.

Der Afrikaner holte sie ein, und sie jagten beide nebeneinander auf dem alten Weg dahin. Nachdem sie wieder auf derselben Höhe wie ihre jungen Freunde waren, zügelten sie die Pferde, und Tschara wandte sich zu Mwen Maas um.

„Und dieses Mädchen, Onar?“

„Sie muss in die Große Welt zurückkehren. Sie hat mir erzählt, dass sie nur aus Anhänglichkeit zu ihrer Mutter auf der Insel geblieben ist. Aber die ist vor Kurzem gestorben. Onar wäre bei Weda gut aufgehoben — bei den Ausgrabungen braucht man feinfühlige und zarte Frauenhände. Und es gibt noch tausend andere Dinge, wo man sie braucht. Und Bet Lon, der neue Bet Lon, der zu uns zurückkehrt, wird auf ganz neue Weise zu ihr finden…!“

Tschara zog die Brauen zusammen und sah Mwen Maas eindringlich an.

„Und Sie werden nicht von Ihren Sternen lassen?“

„Wie die Entscheidung des Rates auch ausfallen mag, ich werde beim Kosmos bleiben. Aber zuerst muss ich das Buch schreiben über…“

„Die Sterne der menschlichen Seele?“

„Genau, Tschara! Ihre Vielfalt ist so groß, dass es einem den Atem verschlägt…“ Mwen Maas verstummte, als er bemerkte, dass ihn das Mädchen mit einem zärtlichen Lächeln ansah. „Sind Sie damit nicht einverstanden?“

„Natürlich! Ich musste nur an Ihr Experiment denken. Sie haben es aus dem leidenschaftlichen ungeduldigen Wunsch heraus durchgeführt, den Menschen die Welt vollständig zu schenken. In dieser Hinsicht sind Sie eher ein Künstler denn ein Wissenschaftler.“

„Und Ren Boos?“

„Für ihn war das Experiment lediglich ein weiterer Schritt auf dem Weg seiner Forschungsarbeit.“

„Sie rechtfertigen mein Verhalten, Tschara?“

„Voll und ganz! Und ich bin sicher, dass es noch viele Menschen, ja, die Mehrzahl von ihnen tut!“

Mwen Maas nahm die Zügel in die linke Hand und reichte Tschara seine rechte. Sie waren in der kleinen Siedlung der Station angekommen.

Die Wellen des Indischen Ozeans schlugen gleichmäßig und donnernd gegen die Steilküste. In ihrem Getöse vermeinte Maas das rhythmische Schlagen der Bässe aus der Symphonie von Sig Sor über das in den Kosmos strebende Leben zu hören. Und ein mächtiger Ton, der Grundton der irdischen Natur, das blaue F, erklang über dem Meer und zwang den Menschen, mit seinem ganzen Herzen darauf einzugehen, eins zu werden mit der Natur, die ihn hervorgebracht hatte.

Der Ozean war durchsichtig und glänzend, frei von Abwässern, gesäubert von räuberischen Haien, giftigen Fischen, Mollusken und gefährlichen Medusen, genauso wie das Leben des modernen Menschen frei war von der Bosheit und der Angst früherer Zeiten. Aber irgendwo in den unermesslichen Weiten des Ozeans gab es geheime Ecken, in denen die Samen des schädlichen Lebens überlebt hatten und noch keimten, und es war nur der Wachsamkeit der Schädlingsbekämpfungstruppe zu verdanken, dass der Ozean ungefährlich und sauber blieb.

Beginnen nicht auf dieselbe Weise in der durchsichtigen Seele der Jugend plötzlich boshafter Starrsinn, die Selbstsicherheit des Kretins und tierischer Egoismus zu keimen? Wenn sich der Mensch da nicht der Autorität der Gesellschaft, die auf Weisheit und Güte ausgerichtet ist, unterordnet, sondern sich von seiner eigenen zufälligen Eigensucht und persönlichen Leidenschaft leiten lässt, dann verwandelt sich Mut in Bestialität, Kunst in grausame List, während Ergebenheit und Selbstaufopferung zum Bollwerk für Tyrannei, grausame Ausbeutung und Demütigung werden… Leicht — schon in ein, zwei Generationen schädlichen Lebens — zerreißt der Schleier der Disziplin und gesellschaftlichen Kultur. Mwen Maas hatte hier, auf der Insel des Vergessens, in das Antlitz der Bestie gesehen. Wenn man sie nicht zügelte, sondern ihrem Willen freien Lauf ließ, dann erblühte ein ungeheurer Despotismus, der alles unter sich zertrampelte und die gewissenlose Willkür zurückbrachte, die die Menschheit jahrhundertelang unterjocht hatte.

Das Erstaunlichste in der Menschheitsgeschichte ist das Auftreten des unauslöschlichen Hasses gegen Wissen und Schönheit, der allen boshaften Ignoranten eigen ist. Dieses Misstrauen, diese Angst und dieser Hass finden sich in allen menschlichen Gesellschaften, angefangen mit der Angst vor den urzeitlichen Zauberern und Hexen bis zur Ermordung jener Denker der Ära der Uneinigen Welt, die ihrer Zeit voraus waren. Das war auch auf anderen Planeten der Fall, die nicht imstande waren, ihre Gesellschaftsordnung vor der Willkür kleiner Gruppen von Menschen zu schützen, und wo plötzlich Oligarchien auf schlaueste Weise in den verschiedensten Varianten entstanden… Mwen Maas erinnerte sich an die Botschaften des Großen Rings über besiedelte Welten, wo die höchsten Errungenschaften der Wissenschaft missbraucht wurden, um die Massen einzuschüchtern, zu foltern und zu bestrafen, und wo Gedankenlesen nur dazu diente, die Bevölkerung in gefügige Halbidioten zu verwandeln, die bereit waren, selbst die ungeheuerlichsten Befehle auszuführen. Der Hilferuf eines solchen Planeten hatte den Ring erreicht und war viele Hundert Jahre, nachdem die Menschen, die ihn gesandt hatten und ihre grausamen Herrscher gestorben waren, durch den Raum geflogen.

Der Planet Erde befand sich zu dem Zeitpunkt bereits in einem Stadium der Entwicklung, das solche Schreckensszenarien undenkbar machte. Und trotzdem war die geistige Entwicklung des Menschen, um die sich Fachleute wie Ewda Nal unermüdlich bemühten, noch immer unzulänglich…

„Der Maler Kart San hat gesagt, dass Weisheit eine Kombination aus Wissen und Gefühl sei“, ertönte Tscharas Stimme plötzlich hinter ihm. „Lasst uns weise werden!“

Und an dem Afrikaner vorbeilaufend, stürzte sich Tschara in den tosenden Abgrund.

Mwen Maas sah, wie sie in der Luft einen eleganten Salto schlug, die Arme zu Flügeln ausstreckte und in den Wellen verschwand. Die im Wasser badenden Jungen des Schädlingsbekämpfungstrupps erstarrten. Mwen Maas lief ein kalter Schauer von Begeisterung und Schrecken über den Rücken. Noch nie war der Afrikaner aus einer solch verrückten Höhe gesprungen, doch nun stellte er sich furchtlos an den Rand der Steilküste und warf seine Kleider ab. Später erinnerte er sich, dass ihm Tschara in diesem Augenblick wie eine antike Königin, die alles vermag, erschienen war. Wenn sie es vermochte, dann auch er!

Das Mädchen stieß einen kurzen Warnschrei aus, der aber Mwen Maas, als er sich in die Tiefe stürzte, durch das Getöse der Wellen nicht mehr erreichte. Der Flug erschien ihm herrlich lang. Mwen Maas, ein gekonnter Taucher, sprang vorbildlich ins Wasser und tauchte tief unter. Das Meer war so erstaunlich klar, dass ihm der Grund gefährlich nahe zu sein schien. Der Afrikaner reckte den Oberkörper und erhielt vom Wasser einen solch betäubenden Schlag, dass für ihn einen Augenblick lang alles zu existieren aufhörte. Wie eine Rakete schoss er an die Oberfläche, legte sich auf den Rücken und ließ sich von den Wellen schaukeln. Als er die Augen öffnete, sah er Tschara Nandi heranschwimmen. Zum ersten Mal hatte die Blässe der Angst ihre bronzefarbene Haut verfärbt. Vorwurf und Bewunderung zugleich sprachen aus ihrem Blick.

„Warum haben Sie das getan?“, flüsterte sie atemlos.

„Weil Sie es getan haben. Ich folge Ihnen überallhin — um unseren Epsilon Tucanae auf unserer Erde zu bauen!“

„Dann kehren Sie mit mir auch in die Große Welt zurück?“

„Ja!“

Mwen Maas drehte sich um und schwamm weiter. Plötzlich stieß er einen Schrei der Überraschung aus. Der Meeresgrund war auch hier, in einiger Entfernung von der Küste, deutlich zu sehen. Er und Tschara schienen in schwindelnder Höhe über dem Meeresgrund zu schweben, der durch das unglaublich saubere Wasser deutlich wie durch Luft zu sehen war. Mwen Maas wurde von einer solchen Kühnheit und Feierlichkeit ergriffen, wie sie Menschen empfanden, die über die Grenzen der irdischen Anziehungskraft hinauskamen. Flüge über einem stürmischen Ozean, Sprünge in den schwarzen Abgrund des Kosmos mit künstlichen Satelliten riefen dieselben Gefühle grenzenloser Kühnheit und grenzenlosen Erfolgs hervor. Mit einem Ruck wandte sich Mwen Maas um und schwamm auf Tschara zu. Er flüsterte ihren Namen und las in ihren Augen die leidenschaftliche Antwort. Ihre Hände und Lippen fanden sich über dem kristallklaren Abgrund.

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