Brogg sagte leichthin: »Ich muß Sie natürlich festnehmen. Das wird Ihnen klar sein. Das ist Vorschrift.«
»Versteht sich«, sagte Lanoy. »Das versteht sich fast von selbst.«
»Unsicherheit höheren Orts. Es hat viel Zauderei und Unruhe gegeben.« Brogg lächelte den kleinen Mann an. »Ich kann Ihnen ruhig verraten, daß Sie die Hohe Regierung ganz schön ins Schwitzen gebracht haben. Man will Sie unbedingt in Gewahrsam haben, fürchtet aber gleichzeitig, die eigene Machtposition durch Eingriffe in vergangene Ereignisse zu zerstören. Man war also in einer Sackgasse. Die klassische Konfliktsituation: Sie müssen Ihnen Einhalt gebieten und wagen nicht, es zu tun.«
»Ich verstehe die Sorgen«, erklärte Lanoy. »Es ist sogar für Die ein schrecklich kompliziertes Leben, nicht? Na, jetzt sind Sie hier. Kommen Sie mit hinaus. Sehen wir uns den Sonnenuntergang an, ja?«
Brogg ging hinter Lanoy aus der Hütte heraus. Es war schon spät, längst Überstundenzeit, aber Brogg hatte nichts einzuwenden. Den ganzen Tag lang hatten er und Leeward sich auf Lanoy eingepeilt, mit Televektorkonstanten jongliert, bis sie ihn in einem ständig schrumpfenden Radius auszumachen vermochten. Wie Brogg Quellen vorher schon erklärt hatte, war das nur eine Frage von Stunden gewesen. Genau hatte es seit dem Gespräch mit Quellen vier Stunden und einige Minuten gedauert. Geschickt hatte Brogg Leeward vor einer Stunde unter einem Vorwand abgehängt. Jetzt waren Brogg und Lanoy an dieser abgelegenen Hütte allein. Brogg hatte dem Springermann viel zu sagen.
Eine aufgedunsene goldene Sonne schwebte am dunkelnden Himmel. Die letzten Strahlen warfen purpurroten Lichtschein auf den verseuchten See. Er nahm ein unheimliches Glitzern an, und die Schleimwesen, die sich auf der Oberfläche wanden, schienen durch die Aura des versinkenden Tages veredelt zu werden. Lanoy starrte gebannt nach Westen.
»Es ist schön«, sagte er schließlich. »Ich könnte hier nie weggehen, UnterSek Brogg. Ich sehe im Häßlichen die Schönheit. Sehen Sie den See. Hat es je so etwas gegeben? Ich stehe hier jeden Abend bei Sonnenuntergang in Ehrfurcht.«
»Erstaunlich.«
»Sehr. In diesem Schlamm ist Poesie. Der Sauerstoff ist fast völlig verbraucht, wissen Sie. Es hat dort eine Rückentwicklung des organischen Lebens gegeben, so daß wir nur noch anaerobische Formen haben. Ich bilde mir gern ein, daß die Schlammwürmer da unten im Sonnenuntergang tanzen. Immer im Kreis herum, hin und her. Sehen Sie die Farben auf den großen Algenklumpen. Sie werden hier so lang wie Meerestang. Mögen Sie Poesie, Brogg?«
»Meine Leidenschaft gilt der Geschichte.«
»Welche Zeit?«
»Die römische. Das frühe Kaiserreich. Tiberius bis Trajan, ungefähr. Trajans Zeit: wahrlich ein goldenes Zeitalter.«
»Die Republik interessiert Sie nicht?« fragte Lanoy. »Cato? Lucius Junius Brutus? Die Gracchen?«
Brogg war fassungslos.
»Von solchen Dingen wissen Sie?«
»Ich befasse mich mit vielem«, sagte Lanoy. »Es wird Ihnen klar sein, daß ich tagaus, tagein mit der Vergangenheit zu tun habe. Trajan, wie? Sie möchten das Rom von Trajans Zeit besuchen, nicht?« — »Natürlich«, sagte Brogg heiser.
»Wie wär’s mit Hadrian? Immer noch ein goldenes Zeitalter. Wenn Sie Trajan nicht bekommen könnten, würden Sie sich mit Hadrian zufriedengeben? Sagen wir, eine Fehlerspanne von einer Generation — wir könnten Trajan verfehlen, würden dann aber irgendwo bei Hadrian landen. Es wäre am besten, auf das Ende von Trajans Herrschaft zu zielen, sonst führt uns die Abweichung in die andere Richtung, und das würde Ihnen nicht so gefallen, wie? Sie kämen bei Titus an, bei Domitian oder irgendeinem dieser üblen Burschen. Würde Ihnen gar nicht gefallen.«
Brogg brachte nur heisere, krächzende Töne heraus.
»Wovon reden Sie?«
»Das wissen Sie ganz genau.« Die Sonne war untergegangen. Das zauberische Leuchten zerfloß auf dem zerstörten See. »Gehen wir hinein?« meinte Lanoy. »Ich zeige Ihnen etwas vom Gerät.«
Brogg ließ sich hineinführen. Er überragte den kleinen Mann. Lanoy war nicht größer als Koll und besaß etwas von Kolls nervöser innerer Energie. Aber Koll quoll über von Haß und Bösartigkeit; Lanoy wirkte völlig zuversichtlich, mit einem Kern innerer Ruhe.
Lanoy öffnete in der Trennwand, die das Gebäude teilte, eine Tür. Brogg schaute hinein. Er sah Stangen aus einem glänzenden Material, einen Gitterkäfig, Skalen, Schalter, eine Reihe von Schiebereglern. Farbige Tafeln an den Geräten strahlten hell leuchtende Daten aus. Alles schien im Hinblick auf bewußte Verwirrung zusammengestellt zu sein.
»Das ist die Zeitmaschine?« fragte Brogg.
»Ein Teil davon. Es gibt zeitliche und räumliche Ergänzungen dazu. Ich will Sie nicht mit den Einzelheiten plagen. Das Prinzip ist jedenfalls einfach. Ein plötzlicher Druck auf das Gefüge des Kontinuums; wir stoßen Material von heute hinein, holen eine gleiche Masse aus der Vergangenheit heraus. Erhaltung der Masse, wissen Sie. Wenn unsere Berechnungen um einige Gramm abweichen, gibt es Störungen, Implosionen, meteorologische Auswirkungen. Wir geben uns Mühe, nicht zu verfehlen, aber manchmal kommt es vor. Im Innersten liegt ein Fusionsplasma. Es gibt keinen besseren Weg, um das Kontinuum aufzureißen; wir verwenden unsere eigene kleine Sonne dazu. Wir zapfen die Thetakraft ab, wissen Sie. Jedesmal, wenn jemand ein Stat benützt, baut sich Zeitpotential auf, das wir uns nehmen und nutzen. Trotzdem kommt das Verfahren teuer.«
»Was verlangen Sie für einen Sprung?«
»In der Regel zweihundert Kred. Das heißt, wenn wir überhaupt bereit sind, Geld zu nehmen.«
»Sie schicken manche Menschen umsonst?« fragte Brogg.
»Nicht direkt. Wir nehmen von bestimmten Leuten kein Geld, meine ich. Wir bestehen auf Bezahlung in anderer Weise — Dienstleistungen, Informationen, dergleichen. Wenn sie nicht bereit sind, uns zu liefern, was wir brauchen, transportieren wir sie nicht. Bei diesen Leuten könnte uns keine noch so hohe Summe verlocken.«
»Ich verstehe nicht ganz.«
»Das werden Sie«, sagte Lanoy. Er schloß die Tür und ließ sich im Büroraum in sein Netz fallen. »Wie geht das mit der Verhaftung in meinem Fall vor sich?« fragte er.
»Sie müssen mit ins Amt kommen, um mit KrimSek Quellen zu sprechen. Er hat in der Sache zu entscheiden. Inzwischen müssen wir das hier mit einem Breitband-Radion absperren. Bis zu einer Entscheidung bleibt das so. Alle Anträge auf Freilassung gehen automatisch an die Hohe Regierung. Wenn Sie mit Quellen zurechtkommen, ändert sich natürlich alles.«
»Aber muß ich mit ins Amt?«
»Ja.«
»Was für ein Mensch ist dieser Quellen? Beeinflußbar?«
»Ich denke schon. Vor allem, wenn Sie es richtig anstellen«, sagte Brogg.
»Kostet die richtige Methode viel?«
»Nicht sehr viel.« Brogg beugte sich vor. »Ist Ihre Maschine wirklich auf eine Reichweite von nur fünf Jahrhunderten beschränkt?«
»Durchaus nicht. Wir verbessern uns laufend. Wir hatten ziemlich lange Zeit eine kontrollierte Reichweite von fünf Jahrhunderten, aber eine unkontrollierte, die sich viel weiter erstreckt.«
»Ja«, sagte Brogg. »Die Schweine und Hunde, die ins 12. Jahrhundert zurückbefördert wurden, und dergleichen.«
»Davon wissen Sie?«
»Ich bin sehr gründlich gewesen. Wie groß ist Ihre kontrollierte Reichweite jetzt?«
»Unterschiedlich«, erwiderte Lanoy achselzuckend. »Wir können innerhalb von zweitausend Jahren fast überallhin, aber der eingebaute Fehler wird um so größer, je weiter es geht. Wir haben es inzwischen auf dreißig Jahre hin oder her verfeinert, aber das ist ein großer Spielraum. Bei der größten Reichweite, meine ich. 1492 oder 1776 könnten wir ganz genau treffen, glaube ich fest.« Er lächelte. »Mit welcher Methode ist bei Quellen etwas auszurichten?«
»Das hat seinen Preis«, sagte Brogg. »Was kostet eine Fahrkarte zu Hadrian?«
»Die Methode für Quellen.«
»Sie nehmen kein Bargeld?«
»Nicht von Ihnen.«
Brogg nickte.
»Verhandeln wir«, sagte er. »Ich glaube, wir können uns einigen.«
Bis zum Sonnenuntergang war Helaine Pomrath davon überzeugt, daß ihr Mann ein Springer geworden war.
Es war beinahe Telepathie. Er war zum Abendessen nicht heimgekommen, aber in den letzten Wochen hatte er sich oft verspätet. Diesmal war es trotzdem anders. Helaine war sich seiner Abwesenheit deutlich bewußt. Sie hatte ihr Leben mit ihm so lange geteilt, daß sie an sein Hiersein gewöhnt war, selbst wenn er körperlich nicht bei ihr sein mochte. Nun fühlte sie sich in Gesellschaft seiner Abwesenheit.
Das Zimmer wirkte kleiner und dunkler. Die Augen der Kinder waren groß. Helaine sprach beruhigend auf sie ein. Sie gab sich Mühe, nicht an Beth Wisnack und ihre düstere Prophezeiung zu denken, Norm werde bald Springer werden. Helaine fragte nach der Zeit, und die Ohrenuhr teilte mit, es sei halb-neunzehn. Sie gab den Kindern ihr Abendessen, aß selbst aber nichts.
Viertel nach Neunzehn rief sie ihren Bruder in seiner Wohnung an.
»Ich störe dich ungern, Joe, aber es geht um Norm. Er ist zum Abendessen nicht heimgekommen, und ich mache mir Sorgen.«
Am anderen Ende blieb es lange still. Helaine beobachtete Quellens Gesicht, aber der Ausdruck verwunderte sie. Seine Lippen waren fest zusammengepreßt.
»Joe? Warum antwortest du nicht? Hör doch, ich weiß, ich bin dumm und mache mir ohne Anlaß Sorgen, aber ich kann mir nicht helfen. Ich habe das starke Gefühl, daß etwas Schreckliches geschehen ist.«
»Es tut mir leid, Helaine. Ich habe getan, was ich konnte.«
»Wovon redest du?«
»Es hat eine Festnahme gegeben. Wir haben den Kerl, der das Springerunternehmen betreibt. Aber es blieb einfach nicht genug Zeit, Norm zu erreichen. Er ist durchgeschlüpft.«
Sie spürte, wie die Kälte an den Beinen heraufkroch und in ihr Inneres drang, wie ihre Organe der Reihe nach zu vibrierenden Eisklumpen wurden.
»Joe, ich verstehe dich nicht. Weißt du etwas von Norm?«
»Wir haben ihn überwacht. Er machte sich heute früh auf die Suche nach Lanoy. Das ist der Kerl.«
»Den ihr verhaftet habt?«
»Ja. Lanoy betreibt das mit den Springern. Betrieb es. Er ist in Gewahrsam. Ich werde ihn morgen früh vernehmen. Norm ging zu ihm. Es war weit draußen — die Fahrt hat den ganzen Vormittag gedauert. Wir haben uns auf Lanoy eingepeilt, wohlgemerkt, aber es gab einfach keine Möglichkeit, rechtzeitig an Norm heranzukommen. Ich habe eine Bandaufzeichnung von der ganzen Sache, wie sie über das Ohr kam.«
»Er ist — fort?«
»Fort«, sagte Quellen. »Sein Ziel war 2050. Lanoy war nicht sicher, ob sie dieses Jahr genau treffen können, aber er sagte, die Aussichten dafür seien günstig. Ich möchte dir sagen, Helaine, daß Norm bis zum Absprung hin an dich gedacht hat. Du kannst dir die Bänder selbst anhören. Er sagte, er liebe dich und die Kinder. Er wollte es so einrichten, daß du und die Kinder ihm nach 2050 folgen könnt. Lanoy erklärte seine Bereitschaft dazu. Das ist alles aufgezeichnet.«
»Fort. Er ist einfach gesprungen.«
»Er war in sehr schlechter Verfassung, Helaine. Was er heute vormittag alles gesagt hat — er hatte praktisch den Verstand verloren.«
»Ich weiß. Er war schon seit Tagen so. Ich habe versucht, ihn zu einem Freudel zu bringen, aber —«
»Kann ich irgend etwas tun, Helaine? Soll ich hinüberkommen und bei dir bleiben?«
»Nein.«
»Ich kann jemanden von einem zugelassenen Trostdienst kommen lassen.«
»Nein.«
»Helaine, du mußt mir glauben. Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand, um das zu verhindern. Und wenn du ihm den Sprung nachmachen willst, sorge ich dafür, daß du Gelegenheit dazu bekommst. Das heißt, wenn die Hohe Regierung weitere Sprünge zuläßt, jetzt, da wir Lanoy gefaßt haben.«
»Ich überlege es mir«, sagte Helaine leise. »Ich weiß noch nicht, was ich mache. Laß mich jetzt nur in Ruhe. Ich danke dir jedenfalls für alles, Joe.« Sie löschte den Schirm und unterbrach die Verbindung. Nun, da das Schlimmste geschehen war, fühlte Helaine sich sonderbar ruhig. Eisig ruhig. Sie würde nicht in die Vergangenheit gehen und ihren Mann suchen. Sie war die Witwe Pomrath, verraten, verlassen.
»Mami, wo ist Papi?« fragte Joseph.
»Er ist fortgegangen, mein Sohn.«
»Kommt er bald wieder?«
»Das glaube ich nicht«, sagte Helaine.
Marina hob den Kopf.
»Heißt das, Papi ist tot?«
»Nicht ganz«, sagte Helaine. »Es ist zu verwickelt. Ich erkläre es euch ein andermal. Schließt euch an und macht eure Hausaufgaben, Kinder. Es ist fast schon Schlafenszeit.«
Sie ging zu der Schublade, wo sie die Alkoholröhrchen aufbewahrte. Sie nahm hastig eines heraus, preßte die Düse an ihre Haut und schoß den Inhalt ins Fleisch. Sie fühlte sich weder belebter noch bedrückter. Sie war erstarrt, bei einem Gefühlspegel Null.
Die Witwe Pomrath. Beth Wisnack wird sich freuen, wenn sie es hört. Sie kann den Gedanken nicht ertragen, daß irgendeine andere Frau noch einen Mann hat.
Sie schloß die Augen und stellte sich vor, wie Norm im Jahr 2050 ankam, ein Fremder, ganz allein. Er würde sich zurechtfinden, das wußte sie. Er besaß seine Fähigkeiten als Mediziner. In dieser primitiven Vergangenheit abgesetzt, würde er sich als Arzt betätigen, vielleicht sogar verheimlichen, daß er Springer war — sonst hätte er in der Liste der registrierten Springer erscheinen müssen, nicht? Er würde reich und erfolgreich werden. Die Patienten würden ihm zuströmen, vor allem weibliche. Er würde den Ausdruck dumpfer Besiegtheit verlieren und das Leuchten des Erfolges annehmen. Er würde aufrechter gehen und öfter lächeln. Helaine fragte sich, was für eine Frau er heiraten würde. Geheiratet hatte. Alles war schon geschehen. Das war das Unheimliche daran. Norm hatte schon gelebt und war gestorben, dies um das Jahr 2100, und sein Leib war vor Jahrhunderten zu Staub zerfallen, zusammen mit den Leibern seiner zweiten Frau und den anderen Kindern. Vielleicht waren seine Nachkommen in der heutigen Welt eine große Schar. Vielleicht gehöre ich selbst dazu, dachte Helaine. Und das Buch war versiegelt; seine Bestimmung war Jahrhunderte vor ihrem Hochzeitstag niedergelegt worden. Schon damals hatte festgestanden, daß er sie verlassen und in die Vergangenheit zurückkehren würde, um Hunderte von Jahren vor seiner Geburt zu sterben.
Um Helaine drehte sich alles. Sie nahm ein zweites Röhrchen. Es half, aber nicht viel. Die Kinder saßen mit dem Rücken zu ihr, angeschlossen an ihre Hausaufgaben-Maschine, und gaben eifrig vor, zu lernen.
Ich bin verloren, dachte sie.
Ich bin nichts.
Ich bin die Witwe Pomrath.
Beim dritten Röhrchen kam ihr ein neuer Gedanke. Ich bin noch ziemlich jung. Wenn ich mich ein paar Monate erholen könnte, wäre ich vielleicht sogar wieder reizvoll. Joe kann sich darum kümmern; es muß eine eigene Staatsrente für die verlassenen Ehefrauen von Springern geben. Ich gehe fort, nehme zu, bekomme ein bißchen Fleisch auf die Knochen. Dann heirate ich wieder. Meine Fortpflanzungsquote habe ich natürlich ausgeschöpft, aber das macht nichts. Ich kann einen Mann finden, der bereit ist, auf Vaterschaft zu verzichten. Er wird Joseph und Manna adoptieren. Ein hochgewachsener, gutaussehender Mann, von höherem Rang. Kann ich einen von Stufe Sechs einfangen?
Einen Witwer, vielleicht sogar einen Mann, dessen Frau Springerin geworden ist, falls es das gibt.
Ich werde es Norm zeigen. Ich bekomme etwas ganz Tolles.
Schon konnte sie spüren, wie ihr Körper aufblühte, ausgefüllt wurde, der Saft darin hochstieg. Monate, ja, Jahre, hatte sie im unfruchtbaren Winter des Schreckens gelebt, sich an ihren Mann geklammert und ihn in seiner Stimmung verzweifelter Leere gepflegt, in der Hoffnung, verhindern zu können, daß er sie allein ließ. Jetzt, da er fort war, brauchte sie nicht länger zu fürchten, daß er gehen würde. Sie kehrte ins Leben zurück. Sie fühlte sich jünger.
Ich zeige es Norm Pomrath schon, dachte Helaine. Es wird ihm noch leid tun, daß er fortgegangen ist.