Kirygosa hatte eng zusammengerollt geschlafen, ihre Träume waren wirr und beunruhigend gewesen. Als sie einen Moment die Stimme ihres Bruders hörte, glaubte sie, in einem weiteren Albtraum gelandet zu sein. Doch nicht zum ersten Mal entdeckte sie, dass die Realität schlimmer war als die Träume.
Sie richtete sich so weit auf, wie es die Kette um ihren Hals zuließ, hob den Kopf und sah, wie ihr Bruder Arygos sich vor dem Bastard verneigte, der sie alle angegriffen hatte. Ihre Fäuste ballten sich.
Er hob den Kopf und sein Blick fiel auf sie. „Kirygosa“, sagte er. „Wie angenehm... und überraschend... dass du immer noch lebst.“
„Wenn ich meine wahre Gestalt annehmen könnte, würde ich dir die Augen ausreißen“, zischte sie.
„Nun, nun“, unterbrach der Vater des Zwielichts spöttisch. „Ich hasse es, derartigen Zank zwischen Geschwistern zu sehen.“
Kiry fletschte die Zähne. Es war Arygos, der sie verraten und in die Hände dieses... dieses... Wie hatte sie derart naiv sein können? Sie hatte ihren Bruder ihr ganzes Leben lang gekannt. Sie wusste, dass er ihren Vater verehrte. Und dennoch hatte sie ihm geholfen, als er in jener Nacht zu ihr gekommen war, von der Änderung in seinem Herzen berichtete und sie um Hilfe gebeten hatte.
„Komm mit mir“, hatte er gesagt. „Du und ich... wir können einen Plan ersinnen. Ich liebe Vater, Kiry. Was auch immer er getan hat. Wir können einen Weg finden, diesen Krieg zu beenden, ohne ihn zu töten.“
So viele waren damals bereits gestorben gewesen, darunter ihre eigene Mutter, Saragosa, die sich auf die Seite von Malygos gestellt hatte. Ihr Tod hatte sie alle getroffen, aber Kiry war eisern geblieben. Malygos musste aufgehalten werden.
„Denkst du das wirklich?“, hatte Kiry gefragt. Sie hatte ihrem Bruder so gern glauben wollen.
„Das tue ich. Ich erkenne jetzt, dass du recht hattest. Ich habe bereits mit Kalec gesprochen und er erwartet uns. Lass uns aufbrechen. Wenn wir einen vielversprechenden Plan erarbeiten, wird uns vielleicht auch die Lebensbinderin anhören.“
So war sie freiwillig mitgekommen, mit Hoffnung und Liebe im Herzen, mit der Zukunft in ihrem Körper. Und er hatte sie und ihre ungeborenen Kinder dem Vater des Zwielichts wie eine Trophäe ausgeliefert.
Worte kochten in ihrer Kehle hoch, drängten sie, sie auszusprechen: Was für eine Macht hat er dir gewährt? Welche Lügen hat er dir erzählt? Wusstest du, was er mir antun würde? Hast du auch nur einen Moment gezögert? Doch sie würde ihm diese Befriedigung nicht bereiten und so schluckte sie die bitteren Worte hinunter.
Nachdem er ihre Gegenwart zur Kenntnis genommen und sich versichert hatte, dass der Vater des Zwielichts immer noch glücklich mit seiner Gefangenen war, wandte sich Arygos seinem Meister zu.
„Wie laufen die Gespräche?“, fragte der Vater des Zwielichts. „Je eher du herausfindest, was benötigt wird, desto besser für uns alle.“
„Es ist... schwierig“, gestand Arygos. „Keiner von uns weiß, wie wir fortfahren sollen. Niemals war so etwas je zuvor nötig.“
Er klang seiner selbst unsicher – etwas, was Kirygosa noch nie in seiner Stimme gehört hatte. Er will Bestätigung, erkannte sie. Er will hören, dass er es gut gemacht hat, dass er dieses Monster befriedigt hat. Der Gedanke machte sie krank. Doch sie blieb stumm. Was sie herausgefunden hatte, konnte für Kalecgos wertvoll sein – wenn sie je eine Möglichkeit fand, sich zu befreien.
„Du hast mir versichert, dass du einen Weg finden würdest – und dass der Schwarm dich als neuen Aspekt wählen würde“, sprach der Vater des Zwielichts. „Wie sonst willst du sie mir wie versprochen ausliefern?“
„Ich bin sicher, dass ich erwählt werde, es scheint zu funktionieren“, sagte Arygos schnell.
Natürlich, dachte Kirygosa. Nachdem ihr Vater tot war, waren die blauen Drachen ohne Aspekt. Aber einen neuen wählen? Wie war so etwas möglich? Die Titanen hatten die Aspekte ernannt. Konnten niedere Wesen das auch tun?
„Wir brauchen dich. Unser Drache muss geweckt werden und er braucht eine Armee, wenn die Schwärme geschlagen werden sollen.“
„Das werden sie, ich schwöre es!“ Arygos’ Stimme war voller Eifer. „Wir werden sie schlagen und die Welt vernichten. Alles wird verschwinden, wenn der Schattenhammer fällt!“
Eine Armee. Eine Armee, die aus ihrem eigenen Drachenschwarm bestand... Kirygosa schloss die Augen, kämpfte gegen die Tränen an. Arygos war genauso verloren wie sein Vater.
„Sie werden dir ausgeliefert. Chromatus soll leben.“ Seine Augen leuchteten in der Dunkelheit, sein Körper war gespannt vor Vorfreude.
Der Vater des Zwielichts lächelte.
„Dir soll für diese Aufgabe ihre Energie und meine eigene zur Verfügung stehen, Vater des Zwielichts. Aber... sie müssen erst mir gehören, bevor ich sie dir geben kann.“
„Was ist passiert?“ Der Vater des Zwielichts hatte, genau wie Kiry, seine Unsicherheit gespürt. Hoffnung keimte in ihrem Herzen. Die Dinge liefen nicht glatt.
„Der Orc hat mich vor dir gewarnt. Er ist gekommen, so wie du es befürchtet hattest.“
Thrall! In den Schatten, mit abgewandtem Kopf, konnte Kirygosa ein Lächeln nicht unterdrücken.
Der Vater des Zwielichts fluchte. „Das wird unseren Meister nicht glücklich machen“, grollte er. „Mir wurde gesagt, dass Schwarzmoor Thrall aufhalten würde. Sag mir, welchen Schaden er bislang angerichtet hat – und warum du ihn nicht selbst getötet hast.“
Arygos fuhr auf. „Das habe ich versucht, aber Kalecgos ließ mich nicht und unser Treffen lief in der Öffentlichkeit ab.“
„Thrall ist nur ein Orc!“, zischte der Vater des Zwielichts. „Du hättest ihn leicht töten können, bevor irgendjemand die Gelegenheit gehabt hätte, zu protestieren!“
„Zwei Aspekte haben ihn zu uns geschickt! Ich wäre ihn nicht losgeworden, ohne entweder Verdacht zu erregen oder viele Mitglieder meines Schwarms vor den Kopf zu stoßen – und ich brauche jeden einzelnen von ihnen, um Aspekt zu werden!“
„Muss ich dich wie ein Kind an die Hand nehmen, Arygos?“ Der mächtige Drache zuckte tatsächlich unter dieser Kritik zusammen. „Arrangiere einen Unfall!“
„Du bist hier in Sicherheit, ohne spähende Augen, die auf Schwächen von dir lauern“, spie Arygos wütend. „Es ist leicht für dich, von Unfällen zu reden, solange du nicht dort bist! Wenn irgendetwas passiert, fällt der Verdacht doch sofort auf mich!“
„Glaubst du, ich weiß nichts darüber, seine wahre Natur zu verbergen?“ Der Vater des Zwielichts warf den Kopf zurück und lachte. „Ich bewege mich unter meiner Art wie du unter deiner und keiner ahnt etwas von meinen wahren Plänen. Das ist eine Fähigkeit, die du erlangen musst, junger blauer Drache.“
„Es gibt genug Drachen, die Kalec beherrscht. Ich kann es mir einfach nicht leisten, dass jemand sich fragt, warum ich so scharf darauf bin, einen einfachen Orc zu töten!“
„Er ist kein einfacher Orc!“, erwiderte der Vater des Zwielichts heftig. „Verstehst du das nicht? Thrall wird dich vernichten, wenn du ihn nicht zuvor umbringst! Und genau das will ich und das will Lord Todesschwinge! Willst du deinen Meister enttäuschen, nur weil du Angst hast, beschuldigt zu werden? Ich glaube, da gibst du dich der falschen Furcht hin!“
„Kalec hat ihn unter seine Fittiche genommen“, rechtfertigte sich Arygos und sein Kopf senkte sich. „Ich kann nichts tun. Doch immerhin wissen wir, wo er ist. Wir können ihn im Auge behalten. Und vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit. Bald schon ist das alles unwichtig, weil ich der neue Aspekt sein werde. Dann kann ich tun, was ich will.“
„Hast du ihn gesehen?“
Die Frage des Vaters des Zwielichts und der offensichtliche Wechsel des Themas verwirrten beide blaue Drachen. Den einen, an den sie gerichtet war, und den anderen, der das Gespräch belauschte.
„Wen gesehen?“, fragte Arygos.
„Flieg wieder los“, ordnete der Vater des Zwielichts mit plötzlich ruhiger Stimme an. „Flieg nach Nordwesten. Sieh auf zu ihm und kehre zu mir zurück. Geh!“
Arygos nickte und flog in die Nacht. Der Vater des Zwielichts trat zu der Kante und beobachtete ihn, die Kälte verwandelte seinen Atem in kleine Wölkchen.
Kirygosa schluckte schwer. Sie wusste nun, wen Arygos sich ansehen sollte. Chromatus. Der mit den vielen Köpfen. Der, der niemals hätte atmen sollen. Das war die Art von Groteskem, womit sich ihr Blutsbruder verbündet hatte. Sie spürte ein Prickeln, als der Vater des Zwielichts sie ansah.
„Er wird sterben“, sagte er im Plauderton. „Ich weiß, dass du das wissen willst.“
„Arygos? Sicher“, gab sie zurück.
„Mir ist gerade nicht danach, zu dir rüberzukommen, um dich zu foltern“, sagte er. „Kalec wird sterben, genau wie du. Niemand kann sich gleichzeitig gegen Chromatus und Todesschwinge stellen. Selbst die Welt schreit vor Schmerz unter seiner Folter.“
„Vielleicht stirbt Kalec tatsächlich“, stimmte Kirygosa zu. „Und vielleicht auch ich. Aber jemand wird sich gegen Todesschwinge erheben – und gegen dieses Ding, das sein Sohn erschaffen hat.“
Kiry war wahnsinnig stolz auf Kalec. Sie wusste nicht, ob er bereits vermutete, dass Arygos ihn verriet, oder ob er einfach sicherstellen wollte, dass Thrall vor jedem geschützt war, der ihm aus welchen Gründen auch immer schaden wollte. Sicherlich gab es genügend Mitglieder im blauen Drachenschwarm, die Vorsicht walten ließen.
Ihre Hand wanderte zu der trügerisch einfachen Kette, die sie gefangen hielt. Die andere wanderte zu ihrem Bauch. Sie erinnerte sich an die Folter und ein tiefes Bedauern stieg in ihr auf. Sie ließ zu, dass es sie überkam, durchströmte, und atmete leise aus. Sie war noch nicht gebrochen. Sie würde auch jetzt nicht klein beigeben, egal, wie schrecklich der Gedanke war, sowohl Chromatus mit seinen vielen Köpfen als auch Todesschwinge selbst zu bekämpfen. Nicht, wenn es tatsächlich noch Hoffnung gab.
Wie ein Lied schlugen Flügel in der Nacht und der schwer beeindruckte Arygos kehrte zurück.
Der Vater des Zwielichts musterte den Drachen mit festem Blick, dann sagte er sehr leise: „Du tust, was du versprochen hast.“
Und der große blaue Drache vor ihm erbebte.
„Erzählt mir etwas über dieses himmlische Ereignis“, bat Thrall.
„Azeroth hat zwei Monde“, begann Kalec. „Verschiedene Kulturen mögen unterschiedliche Namen für sie haben, aber gewöhnlich drehen sich diese Begriffe um das Thema Mutter und Kind, weil der weiße Mond viel größer ist als der blaue.“
Thrall nickte. „Mein Volk nennt sie die Weiße Dame und das Blaue Kind“, sagte er.
„Genau. Das Ereignis findet statt, wenn sie in perfekter Konjunktion zueinander stehen. Sie wird oft als Umarmung bezeichnet. Weil es scheint, als ob der weiße Mond, die Mutter, das blaue Kind hält. Es ist ein extrem seltenes Ereignis – einmal in vierhundertdreißig Jahren findet es statt. Ich habe es nie selbst erlebt.“
„Also stimmt Ihr mit denen überein, die glauben, dass dies der richtige Weg ist?“, fragte Thrall. „Dass dieses Ereignis die Macht des Aspekts bringen wird?“
„Die Legende besagt, dass die Monde in Konjunktion standen, als die Titanen die ersten Aspekte schufen“, sagte Kalecgos. „Wenn es irgendeinen Zeitpunkt gibt, an dem unser Schwarm den Titel des Aspekts an einen normalen Drachen vergeben sollte, dann jetzt.“
„Titel? Ihr glaubt nicht, dass irgendetwas Besonderes geschehen wird?“
Kalec seufzte und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Noch so vieles ist unbekannt. Wir müssen einen Aspekt haben, Thrall, und wenn man das am besten tut, indem man Wahlzettel zählt und jemanden Aspekt nennt, dann soll es so sein.“
Thrall nickte. „Es scheint... wie ein stilles Ende von einem großen Musikstück“, meinte er und suchte nach Worten. „Ein Aspekt ist so ein mächtiges Wesen... und Ihr, die blauen Drachen, seid die Hüter der Magie, von so vielem, das so blendend und fantasievoll ist. Und der Schwarm soll einfach wählen...“ Er beendete den Gedankengang nicht. Er musste es nicht.
Kalec erwiderte leise: „Ich hege keine besonderen Ambitionen auf den Titel, Thrall, aber ich sage Euch eins: Ich habe Angst um meinen Schwarm und die Welt, wenn Arygos der blaue Aspekt wird.“
Thrall lächelte. „Nicht alle, die Anführer werden, sehnen sich nach der Macht, die damit verbunden ist“, sagte er. „Ich tat es nicht. Aber ich brannte darauf, meinem Volk zu helfen. Es zu befreien. Eine Heimat zu finden, wo es hingehört. Es zu beschützen, damit unsere Kultur erblühen konnte.“
Kalec blickte ihn abschätzend an. „Und das habt Ihr wahrlich getan. Selbst einige Mitglieder der Allianz sprechen gut von Euch. Man könnte sagen, dass Euer Volk Euch gerade jetzt mehr denn je braucht, mit der Welt in diesem Zustand. Und dennoch seid Ihr hier, als einfacher Schamane.“
„Ich erhielt einen anderen Ruf“, sagte Thrall. „Wie Ihr sagtet... die Welt braucht eher Hilfe als mein Volk. Ich ging, um meiner Welt zu helfen. Und durch eine sehr merkwürdige Wendung des Schicksals helfe ich meiner Welt, indem ich hier bin. In der Gesellschaft von blauen Drachen, die herausfinden wollen, wer ihr Aspekt werden soll. Das ist eine riesige Verantwortung, Kalec. Ich weiß zwar nicht viel, aber nach allem, was ich gesehen habe, glaube ich, dass Ihr die beste Wahl seid. Ich hoffe nur, der Rest Eures Schwarms sieht das ebenso.“
„Ich würde sicher nicht Aspekt werden, wenn ich nicht müsste“, sagte Kalec. „Auf eine Art bin ich mir nicht sicher, worauf ich hoffen soll: auf einen Aspekt, der nur dem Namen nach einer ist. Oder auf einen Aspekt mit all der Macht, die er haben sollte. Für mich wäre es sehr schwer, mich in etwas zu ergeben, was so anders ist. Das ist etwas, über das ich bislang nie nachdenken musste. Etwas, was niemand je getan hat. Es... ist eine große Bürde.“
Thrall beobachtete, wie Kalec sprach, und glaubte, dass er verstand.
Kalec... hatte... Angst.
„Ihr glaubt, dass es Euch verändert, wenn es wirklich passiert“, sagte Thrall und die Worte waren keine Frage.
Still nickte Kalec. „Dafür halten mich die meisten Leute in der alten Welt bereits: für ein mächtiges Wesen. So war es schon immer und so ist diese Verantwortung leicht zu tragen. Aber... ein Aspekt?“ Er sah einen Moment lang zur Seite, sein Blick in die Unendlichkeit gerichtet. „Thrall... ein Aspekt ist nicht einfach ein Drache mit besonderen Kräften. Es ist etwas ganz anderes. Etwas...“ Er suchte nach Worten. „Es wird mich verändern. Das muss es. Aber... zwei der fünf Aspekte wurden verrückt. Alexstrasza mag auf diesem schmalen Grat ja wandern können und Nozdormu ist tatsächlich in seinem eigenen Reich der Zeit verloren gegangen. Was wird aus mir, wenn ich Aspekt werde?“
Es war richtig, Angst zu haben. Thrall hatte etwas Ähnliches erlebt, an dem Tag, an dem Orgrim Schicksalshammer gefallen war und er Thrall zu seinem Nachfolger ernannt hatte. Er hatte nicht um diese Bürde gebeten, doch er hatte sie angenommen. Er war etwas Größeres als er selbst geworden, mehr als einfach Thrall, Sohn von Durotan und Draka. Er war der Kriegshäuptling geworden. Und jahrelang hatte er diese Verantwortung getragen. Er war, wie es Aggra in ihrer nervigen, doch liebenswert ehrlichen Art beschrieben hatte, ein „Thrall“, ein „Sklave“ der Horde geworden. Kalec wäre nie in der Lage, den Titel des Aspekts einfach abzulegen. Und er würde sehr viel länger leben als ein Orc. Es würde ihn verändern und er könnte es niemals rückgängig machen. Er wäre vielleicht Kalecgos, der blaue Drachenaspekt, doch er wäre niemals mehr Kalec. Was würde das für ihn bedeuten?
„Das ist eine sehr wichtige Frage, mein Freund“, sagte Thrall leise. „Ihr wisst nicht, was es aus Euch machen wird. Und es wird immer Dinge geben, die auch ein Drache nicht vorausahnen kann. Ihr könnt nur nach dem handeln, was Ihr wisst. Was Euer Herz, Euer Verstand und Euer Bauchgefühl Euch sagen. Die Frage – was es aus Euch machen wird – braucht Ihr Euch nicht zu stellen. Ihr habt bereits die richtige Frage gestellt.“
„Was mit meinem Volk geschehen wird, wenn Arygos Aspekt wird?“, fragte Kalec.
Thrall nickte. „Seht Ihr? Ihr wisst bereits, was Ihr fragen müsst. Und Ihr kennt die Antwort darauf ebenfalls nicht. Doch Ihr wisst, dass Ihr Euch der Verantwortung stellen werdet, statt Euer Volk Arygos’ Herrschaft zu überlassen.“
Kalec schwieg.
„Arygos gibt viel auf seine Herkunft“, sagte er schließlich. „Doch er versteht nicht, dass unser ganzer Schwarm, unser ganzes Volk eine Familie sein sollte. Vereinigt sein sollte. Arygos’ Art, zu denken, wird uns nicht mehr helfen – das hat es nie getan. Und wenn der Schwarm ihm folgt, dann werden sie unabhängige blaue Drachen sein, als Schwarm geteilt, doch ganz sie selbst. Aber sie werden auch tot sein oder Schlimmeres.“ Er lächelte. „Mein Kopf, Herz und Bauch sagen mir das.“
„Dann habt Ihr Eure Entscheidung längst getroffen.“
„Ich habe immer noch Angst. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass mich das zu einem Feigling macht.“
„Nein“, sagte Thrall. „Es macht Euch nur weise.“
Es war an der Zeit.
Thrall zog den schweren Pelzumhang enger um sich. Er stand auf der obersten der schwebenden Plattformen des Nexus, von wo er einen perfekten Blick auf den freien Himmel hatte. Einige Drachen standen in Menschengestalt neben ihm, während andere in der Luft schwebten und warteten. Die Nacht war bitterkalt wie üblich und sie war klar. Die Sterne glitzerten vor dem pechschwarzen Hintergrund. Thrall freute sich darüber, auch wenn es größere Kälte bedeutete. Er wollte dieses bemerkenswerte, seltene Ereignis sehen, obwohl die blauen Drachen ihm versichert hatten, dass Wolken keinerlei Einfluss darauf hatten.
Sie standen bereits nahe beieinander, die Weiße Dame und das Blaue Kind, und bald würde die Umarmung stattfinden. Die blauen Drachen waren äußerst still, was Thrall zuvor noch nie erlebt hatte. Trotz ihrer kalten Art schienen sie ein sehr lebhafter Schwarm zu sein. Die Bronzedrachen waren bedächtiger. Zweifellos lastete auf einer gewissen Ebene jedes Wort und jede Tat der Zeitwege auf ihnen. Die grünen Drachen schienen ruhiger, nachdem sie Jahrtausende lang geträumt hatten. Doch die blauen Drachen waren so lebendig wie das Knistern der Magie, die ein Teil von ihnen war. Ihr Geist war messerscharf und ihre Stimmung schwankend, ihre Bewegungen schnell und lebendig. Zuzusehen, wie sie alle zusammen so ruhig beieinanderstanden oder einfach nur schwebten, ihre Augen unverwandt auf den Himmel gerichtet – das War bemerkenswert.
Selbst Kalecgos war ungewohnt bedrückt. Wie alle anderen hatte er seine Drachengestalt angenommen. Obwohl Thrall es als angenehmer empfunden hätte, mit ihm in seiner Halbelfengestalt zu reden, war er doch mit dem jungen blauen Drachen vertraut genug geworden, sodass Kalec für ihn nun einfach Kalec war, egal in welcher Gestalt. Thrall trat näher und legte tröstend eine Hand auf das untere Vorderbein des mächtigen Drachen, das so hoch war, wie er gerade noch greifen konnte. Es entsprach einem Schulterdrücken und Kalec sah zu ihm herab. Seine Augen spiegelten sein Lächeln, bevor er wieder den mächtigen blauen Kopf hob, um das Phänomen am Himmel zu beobachten.
Thrall dachte darüber nach, was er sah und welche Bedeutung darin lag. Die Umarmung. Die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Er dachte an Malygos. Nach allem, was er gesehen und gehört hatte, war Malygos, bevor er dem Wahn verfallen war, so fröhlich und großherzig gewesen wie Kalec. Was Todesschwinge ihm, den blauen Drachen und eigentlich allen Drachenschwärmen auf dieser Welt angetan hatte... Thrall schüttelte traurig den Kopf angesichts des grimmigen Schicksals, dem einzigen Grund, warum dieses Ereignis überhaupt stattfinden musste.
Das Kind ging gerade zur Mutter. Thrall lächelte, selbst als er wegen der fürchterlich kalten Luft zitterte. Eine Umarmung. Ein Moment, um zu pausieren und über Liebe und Magie nachzudenken und darüber, dass beide nicht so unterschiedlich waren.
Es war zu spät, um noch jemanden mit einem vernünftigen Argument zu überzeugen, weshalb Arygos gefährlich und Kalec die bessere Wahl war. Alles, was gesagt werden konnte, war bereits gesagt worden. Jeder Drache war ein Individuum. Jeder würde ganz individuell wählen. Thrall dachte an Nozdormu und die Natur der Zeit und dass diese Entscheidung bereits getroffen worden war. Es gab weder Hoffnung noch Furcht. Es gab nur noch diesen Moment. Hier in der Kälte zu stehen und zuzusehen, wie etwas Schönes und Seltenes direkt vor seinen Augen geschah. Der Moment würde sich wandeln und zu einem anderen Moment werden. Dann wäre dieser Moment die Vergangenheit und für immer fort – außer in seinem Gedächtnis. Doch im Moment war er einfach nur.
Das Blaue Kind bewegte sich langsam – und dann geschah es. Nach all dem Warten und Beobachten, nach all der Zeit, die so langsam verstrichen war, passierte es. Der größere weiße Mond „hielt“ den kleineren. Und Thrall fühlte Freude und äußersten Frieden und sah einfach zu.
Die eisige, kalte Stille des Moments wurde plötzlich zerstört, als Arygos aufwärts in den Himmel schoss. Seine kräftigen Flügel schlugen kräftig und ließen ihn an Ort und Stelle schweben. Er hob den Kopf und rief: „Lasst mich euch führen! Gebt mir den Segen zum Aspekt! Ich bin meines Vaters Sohn und ich sollte es sein!“
Neben Thrall keuchte Kalec. „Nein“, flüsterte er. „Er wird uns alle vernichten...“
Arygos entschiedener Schritt erregte Aufmerksamkeit. Die Drachen wandten sich um, fast erschreckt von dem Ausbruch, und blickten Arygos statt des Ereignisses am Himmel an.
Davon ermutigt fuhr Arygos fort, seinen Schwarm um sich zu sammeln. „Ja! Ich stehe für das, was wahrlich wahr ist: die wahren Meister der Magie. Diejenigen, die die Kräfte des Arkanen leiten! Ihr kennt meine Fähigkeiten – ich bin noch kein Aspekt, aber ich bin der wahre Sohn meines Vaters. Ich glaube an das, wofür er gekämpft hat. Ich glaube daran, dass wir unsere eigene Bestimmung wählen sollten! Wir sollten die arkane Magie als Werkzeug nutzen, und zwar für unsere Zwecke, unseren Vorteil! Für die blauen Drachen! Dafür wurde die Magie gemacht!“
Die Monde, Mutter und Kind, interessierten sich nicht für das, was im Nexus vor sich ging. Sie leuchteten weiter sanft, ihr blauweißer Schein wurde von dem Schnee reflektiert. Es war schön und gespenstisch. Thrall spürte, dass seine Augen nicht auf den brüllenden Drachen gerichtet waren, dessen Flügel im Wind schlugen, sondern auf die Stille des Augenblicks.
Und langsam drehten sich auch die anderen Köpfe wieder um. Wandten sich von Arygos und seinem Versprechen von Magie als Werkzeug ab. Wandten sich dem atemberaubenden Anblick der himmlischen Körper in perfekter Anordnung zu, dem Wunder ihres gefrierenden Atems in der kalten Luft.
Und Thrall erkannte, dass der blaue Drachenschwarm sich zwischen den beiden Wegen entschieden hatte – zwischen Arygos und seiner Anrufung des Ruhms der Vergangenheit und zwischen der simplen Betrachtung der Umarmung. Die Drachen hatten die stille Ruhe gewählt... die Magie... des Augenblicks.
Arygos rief weiter, prahlte, bettelte. Dennoch schienen ihm die blauen Drachen nicht zuhören zu wollen. Wie Statuen, die unter dem blauen und weißen Licht der beiden Monde standen, richteten sie ihre Aufmerksamkeit auch weiterhin auf die Umarmung. Sie schienen... überrascht, wie schön sie war.
Thrall bemerkte, dass das blauweiße Licht eine magische Illusion erschuf, die auf die ruhigen Leviathane selbst wirkte. Sie schienen zu leuchten, waren von einem besonderen Licht erfüllt und wirkten so überwältigend, dass Thrall sich von den Monden abwandte und stattdessen die Drachen bestaunte.
Und dann änderte sich das Licht. Es schien zu schwinden, löste sich von Arygos und legte sich auf den versammelten Drachenschwarm. Selbst Thrall wusste, dass er zu diesem erlesenen Kreis gehörte. Und dann langsam schwand es auch von ihnen.
Es schwand nicht von Kalecgos.
Und dann verstand Thrall.
Dieses Ritual war keine Sache des Geistes. Ebenso wenig ging es um eine Wahl unter den blauen Drachen, wen sie für den besten Kandidaten hielten. Es ging nicht darum, den „Titel“ des Aspekts zu vergeben, damit der ihn als Werkzeug für sich selbst und seinen Schwarm nutzte.
Das himmlische Phänomen wurde Umarmung genannt. Dabei ging es um das Herz des blauen Drachenschwarms, nicht um sein Gehirn. Dem neuen Aspekt konnten die Kräfte nie durch Gedanken allein übertragen werden. Die Titanen hatten getan, was sie für richtig hielten. Und in diesem Moment hatte der blaue Drachenschwarm das gleiche getan.
Sie hatten nicht einfach auf ihren Verstand gehört, sondern auf ihr Herz, als er und Kalec gesprochen hatten. Sie hatten Thrall und seine Reaktionen beobachtet, wie er sie beobachtet hatte. Offensichtlich hatten sie ihn gehört. Was er zum Thema „im Augenblick leben“ gesagt hatte, über das Wunder, mit dem sie ihre eigenen Leben betrachten sollten, ihre eigenen Fähigkeiten, ihr eigenes Ich. Sie waren etwas wirklich Schönes und Magisches – mit der Kraft, die nur aus ihrer Anmut und Seltenheit entsprang und die keinerlei Dominanz oder Macht bot. Als sie zu ihnen gekommen war, hatten sie sich ihr zugewandt wie eine Blume der Sonne. Und ihre Herzen wurden bewegt, aus Angst wurde Hoffnung, statt um Aussperren ging es um das Hereinlassen.
Das Leuchten um Kalecgos wurde intensiver, selbst als es um die anderen Drachen schwand, und dann bewegte sich am Himmel das blaue Kind aus der liebenden Umarmung der Mutter.
Kalec atmete jetzt schnell, seine Augen waren vor Erstaunen weit geöffnet. Auf einmal schoss er in den Himmel. Thrall hob eine Hand, um sich vor der Helligkeit zu schützen, die der neugeborene Aspekt ausstrahlte. Es war unerträglich, Kalecgos anzusehen, so grell war er, wie ein Stern – nein, wie eine Sonne – strahlend, schön und schrecklich. Ihm oblag nun die ultimative Herrschaft der arkanen Magie, die ihm freiwillig von seinem Schwarm gegeben worden war. Voller Hoffnung, Liebe und Vertrauen, von Mutter und Kind, von dem Echo dessen, was die Titanen bereitwillig vor langer Zeit gegeben hatten.
Und dann plötzlich, als seine Flügel beim Schlagen schon den Himmel zu zerschneiden drohten, geschah etwas Unerwartetes.
Kalecgos lachte.
Das fröhliche Geräusch ging von ihm aus. Es war hell und kristallin wie der weiße Schnee, leicht wie eine Feder, rein wie die Liebe einer Mutter. Es war nicht der zischende Laut eines Siegers, der vor Triumph lachte. Es war so köstlich, dass man es nicht zurückhalten konnte. Etwas so Starkes, Lebendiges und wahrlich Magisches, was mit anderen geteilt werden musste.
Thrall bemerkte, dass auch er vor Freude lachte. Er konnte den Blick nicht von der Gestalt des blauweißen Drachen lösen, der am Nachthimmel tanzte. Drachengelächter, glockenhell und merkwürdig süß, stieg um ihn herum auf. Thralls Herz war unglaublich erfüllt, und als er sich umsah, fühlte er in diesem verzauberten Moment eine Verbundenheit mit den größten Drachen dieser Welt. Er sah auch in ihren Augen Tränen der Freude glitzern. Sein Herz wurde leicht und gleichzeitig ruhig und für einen Moment glaubte er, er könnte auch fliegen.
„Ihr Narren!“ Wut und Schrecken in Arygos Stimme ließen den Moment in tausend Scherben zerbersten. „Ihr dummen Narren! Ihr seid diejenigen, die den Schwarm verraten haben, nicht ich!“
Bevor Thrall die Chance hatte, die Worte zu verdauen, warf Arygos den Kopf zurück und stieß einen schrecklichen Schrei aus. Thrall spürte, wie er ihn fast körperlich traf. Es lag mehr als Luft und Stimme in diesem Schrei. Darin steckte auch Magie und sie bebte durch Thralls Blut und Knochen und warf ihn auf die Knie.
... Ihr seid diejenigen, die den Schwarm verraten haben, nicht ich...
Er sah zu Kalecgos auf, dem neuen blauen Drachenaspekt, der immer noch hell strahlte vor arkaner Magie. Kalecgos war nun sichtbar größer als sein ehemaliger Rivale, der weniger wie ein glorreiches Wesen aussah, sondern mehr wie ein hässlicher Schmierfleck vor dem Nachthimmel. Immer noch strahlend, immer noch herrlich war Kalecgos nicht mehr ein freudvoller Herrscher, sondern ein rächender Gott. Er faltete die Flügel und stieß auf Arygos zu.
„Nein, Arygos! Ich werde nicht zulassen, dass du uns zerstörst!“
In diesem Moment erfüllte ein grässliches Geräusch die Luft – das Geräusch Dutzender mächtiger schlagender Flügel. Thralls Augen weiteten sich beim Anflug der Zwielichtdrachen. Sie waren wie dunkle Geister, lebendige Schatten in der Gestalt von Drachen, die auf die Feste der blauen Drachen zuhielten.
Die blauen Drachen reagierten mit für diese riesenhaften Wesen erschreckender Geschwindigkeit. Bevor Thrall etwas erkennen konnte, schossen sie schon in den Himmel und rasten auf den Feind zu. Der Nachthimmel wurde von weißen und hellblauen Eruptionen arkaner Energie erleuchtet. Thrall sah zu der Stelle auf, wo Kalec und Arygos in einen Kampf verstrickt waren.
„Kalec“, schrie Thrall und dachte, dass der neue Aspekt ihn unmöglich über die Geräusche der Schlacht hinweg hören konnte. Doch ihm war klar, dass er es trotzdem versuchen musste. „Pass auf!“
Einen schrecklichen Moment lang schien es nicht so, als habe Kalec ihn gehört. Dann, in allerletzter Sekunde, ließ er Arygos los und warf sich nach links. Drei der Zwielichtdrachen – obwohl Thrall nie einen gesehen hatte, wusste er, dass es sich um solche Geschöpfe handeln musste – hielten direkt auf Arygos zu. Zu Thralls Schreck wurden alle drei in letzter Sekunde feinstofflich und flogen harmlos durch ihren blauen Verbündeten hindurch, dann wirbelten sie herum, um sich erneut in die Schlacht zu werfen.
Thrall spürte den Drachen hinter sich eher, als dass er ihn hörte. Er wirbelte herum, zog den Schicksalshammer und packte ihn mit beiden Händen, seine Zähne waren gefletscht. Er würde ihn mit seinem ganzen Herzen führen und den Drachenschwarm beschützen, den er zu schätzen und respektieren gelernt hatte. Er war gekommen, um beim Heilen zu helfen.
Er würde die Drachen mit seinem Leben verteidigen.
Der Zwielichtdrache war schön und schrecklich. Er öffnete das Maul, zeigte seine Zähne, die fast so groß waren wie Thralls ganzer Körper. Seine Vorderbeine streckten sich ihm entgegen, die Klauen ausgefahren, um ihn zu packen und zu zerreißen, wenn das klaffende Maul ihn nicht schon vorher tötete.
Thralls Schlachtruf: „Für die Horde!“, kam ihm über die Lippen, doch er hatte ihn nicht gebrüllt. Er kämpfte nicht für die Horde, nicht mehr. Er kämpfte für so viel mehr – für die Allianz und den Irdenen Ring, für den Zirkel des Cenarius und die Zerschlagenen und die Drachenschwärme.
Er kämpfte für Azeroth.
Er hob den Hammer.
Der Zwielichtdrache war fast bei ihm.
Und unvermittelt befand sich Thrall einige Meter in der Luft, etwas Starkes, Unerbittliches und Sicheres legte sich um seinen Körper. Er blickte hinunter und sah, dass ihn Klauen umgaben. Kalecs Stimme erklang. „Auf meinen Rücken, schnell! Dort seid Ihr sicherer!“
Und Thrall wusste, dass das stimmte. Als Kalec den Orc zu seinen riesigen geflügelten Schultern beförderte, öffnete er die Klauen. Thrall sprang, flog ein paar Sekunden durch die Luft, bevor er auf Kalecs breitem Rücken landete.
Trotz der Wesensverwandtschaft der blauen Drachen mit der kalten Magie fühlte sich Kalecgos für Thrall warm an. Wärmer als selbst Desharin oder Tick, als er auf ihnen geritten war. Wenn man seinen Flug auf den beiden Drachen mit einem Flüstern verglich, dann war das Sitzen auf dem Rücken des blauen Aspekts ein freudvoller Schrei. Energie durchfloss Thrall, die Magie knisterte und er hielt sich fest, als Kalecgos losschoss und sich hinabstürzte. Kalec flog auf zwei Zwielichtdrachen zu und stieß seinen tödlichen, eisigen Atem aus. Die Gegner brüllten vor Schmerz und wurden feinstofflich – außer an den Stellen, an denen Kalecs Atem sie vorher getroffen hatte und ihr Fleisch gefroren war. Kalec wendete, schlug mit seinem Schwanz und zerschmetterte das gefrorene Vorderbein des einen. Der Flügel des anderen war vereist und der Zwielichtdrache stürzte ab – sein nutzloser Flügel trug ihn nicht länger.
Der Orc und der Aspekt bewegten sich in schönster Synchronität. Thrall hielt sich auf Kalec, als wäre er dort festgeschweißt, und spürte keine Furcht, als das große Wesen hinabtauchte, wieder stieg und und sich in Kurven legte. Kalec griff mit Magie an, mit Illusionen, die einen der Zwielichtdrachen herbeilockten, während der blaue Aspekt sich auf einen anderen stürzte und sich dabei so geschickt bewegte, dass er einem Dritten derart nahe kam, dass Thrall einen eigenen Angriff starten konnte.
„Der Hinterkopf des Schädels!“, rief Kalecgos.
Thralls Sprung ergänzte Kalecgos’ Bewegungen so perfekt, dass er nicht mal darüber nachdachte. Er landete auf dem Nacken des Zwielichtdrachen und schlug mit dem Schicksalshammer genau auf die Stelle, die Kalec ihm genannt hatte. Die Kreatur war so überrascht, dass sie nicht mal mehr die Chance hatte, sich zu verwandeln, sondern augenblicklich starb und zur Erde hinabstürzte.
Und da war Kalec, der elegant herangeflogen kam, und Thrall sprang erneut vom Rücken eines Drachen zum anderen. Die Flügel des Aspekts schlugen und sie stiegen auf, bereit, die Schlacht fortzusetzen. Der Orc blickte sich um, kaum erschöpft, die Sinne angespannt, und erlaubte sich ein kleines Lächeln.
Die blauen Drachen gewannen.