19 Gespräche über Drachen

Mat zupfte an dem derben braunen Mantel. Die Knöpfe waren aus Messing, aber sonst gab es keine Verzierungen. Aus dicker Wolle gewebt, wies er ein paar Pfeileinschüsse auf, die Mat eigentlich hätten töten müssen. Eines der Löcher war fleckig von Blut, aber es war größtenteils herausgewaschen worden. Es war ein hübscher Mantel. Als er noch in den Zwei Flüssen gelebt hatte, hätte er eine stolze Summe für so einen Mantel auf den Tisch legen müssen.

Er rieb sich das Gesicht und schaute in den Spiegel seines neuen Zeltes. Er hatte den verdammten Bart endlich abrasiert. Wie hielt Perrin bloß diese verdammte Juckerei aus? Der Mann musste Haut wie Schmirgelpapier haben. Nun, falls nötig würde er eben eine andere Methode der Tarnung finden.

Er hatte sich ein paarmal beim Rasieren geschnitten. Aber es war keinesfalls so, dass er vergessen hatte, wie man alles selbst erledigt. Er brauchte keinen Diener, um das zu tun, was er selbst tun konnte. Er nickte sich zu, setzte den Hut auf und nahm den Ashandarei aus der Zeltecke; die Raben auf der Klinge schienen sich in Erwartung der kommenden Schlachten aufgeregt zu ducken. »Da habt ihr verdammt noch mal recht«, sagte Mat und legte den Ashandarei auf die Schulter, während er das Zelt verließ. Er nahm sein Bündel und hängte es sich über die andere Schulter. Ab dem heutigen Abend würde er seine Nächte in der Stadt verbringen.

Er ging durch das Lager und nickte einer Gruppe entgegenkommender Rotwaffen zu. Die Wachen hatte er verdoppelt. Der Gholam bereitete ihm Sorgen, aber das galt auch für die vielen Militärlager in der Gegend. Die Hälfte bestand aus Söldnern, die andere Hälfte aus den Gefolgsleuten irgendwelcher unbedeutender Adliger, die ihrer Königin den Respekt erweisen wollten – und verdächtigerweise nach dem Ende der Kämpfe eintrafen.

Zweifellos verkündete jeder Einzelne von ihnen seine aus tiefstem Herzen empfundene Loyalität zu Elayne und behauptete, dass seine Männer die ganze Zeit auf ihrer Seite gewesen waren. Vermutlich stießen ihre Worte auf taube Ohren, da Mat aus verlässlicher Quelle von drei Betrunkenen in Schenken wusste, dass Elayne ununterbrochen auf das Reisen zurückgegriffen hatte, um ihre Verteidigung zu rekrutieren. Eine verspätete Ankunft ließ sich leichter vortäuschen, wenn man auf einen Brief reagierte.

»Mat! Mat!«

Mat blieb stehen, als Olver angerannt kam. Der Junge hatte angefangen, ein rotes Band am Arm zu tragen, so wie es auch die Rotwaffen taten, aber bekleidet war er noch immer mit braunen Hosen und Mantel. Unter dem einen Arm trug er das zusammengerollte Spielbrett für Schlangen und Füchse, auf der anderen Schulter ruhte ein Bündel.

In der Nähe stand Setalle zusammen mit Lussin und Edder, den beiden Rotwaffen, die Mat dazu abkommandiert hatte, auf sie und den Jungen aufzupassen. Sie würden bald in die Stadt aufbrechen.

»Mat«, sagte Olver keuchend. »Du gehst?«

»Ich habe jetzt keine Zeit, mit dir zu spielen, Olver«, sagte Mat und legte den Ashandarei in die Armbeuge. »Ich muss mich mit einer Königin treffen.«

»Ich weiß«, sagte Olver. »Aber ich dachte mir, da wir beide in die Stadt gehen, könnten wir zusammen reiten und planen. Ich habe da ein paar Ideen, wie man die Schlangen und die Füchse besiegen kann! Wir zeigen es ihnen, Mat. Soll man mich doch zu Asche verbrennen, aber das werden wir verdammt noch mal!«

»Wer hat dir bloß diese Ausdrucksweise beigebracht?«

»Mat. Das ist wichtig! Wir müssen planen! Wir haben nicht darüber gesprochen, was wir tun werden.«

In Gedanken verfluchte sich Mat, dass er über Moiraines Rettung in Olvers Anwesenheit gesprochen hatte. Es würde dem Jungen gar nicht gefallen, wenn man ihn zurückließ.

»Ich muss darüber nachdenken, was ich der Königin sagen will«, erwiderte er. »Aber ich glaube, du hast recht, planen ist wichtig. Warum gehst du nicht zu Noal und erzählst ihm deine Ideen?«

»Das habe ich bereits«, verkündete Olver. »Und Thom auch. Und Talmanes.«

Talmanes ? Der würde sie doch gar nicht in den Turm begleiten! Beim Licht, wem hatte Olver allen davon erzählt?

Er ging in die Hocke, um sich auf Augenhöhe mit dem Jungen zu befinden. »Olver, du darfst das nicht allen erzählen. Wir wollen nicht, dass zu viele Leute wissen, was wir vorhaben.«

»Ich habe es niemandem gesagt, dem wir nicht vertrauen, Mat«, sagte Olver. »Keine Angst. Die meisten waren Rotwaffen.«

Na toll, dachte Mat. Was würden die Soldaten von einem Befehlshaber halten, der losziehen und gegen eine Horde von Märchenungeheuern kämpfen wollte? Hoffentlich würden sie Olvers Behauptungen als die Fantasie eines kleinen Jungen abtun.

»Sei einfach nur vorsichtig«, sagte er. »Ich besuche dich morgen in deinem Gasthaus, dann können wir eine Partie spielen, darüber reden. In Ordnung?«

Olver nickte. »Also gut, Mat. Aber … Blut und verdammte Asche!« Er drehte sich um und ging.

»Und hör auf zu fluchen!«, rief ihm Mat hinterher, um dann den Kopf zu schütteln. Die verfluchten Soldaten würden Olver völlig verdorben haben, bevor er zwölf war.

Er ging weiter und legte den Speer wieder auf die Schulter. Thom und Talmanes saßen am Lagerrand bereits auf ihren Pferden, umringt von einer Streitmacht aus fünfzig Rotwaffen. Thom trug einen extravaganten weinroten Mantel mit passenden Hosen, dessen Ärmel goldene Stickereien aufwiesen, dazu ein Hemd mit Spitzenbesatz an den Manschetten und einer silbernen Krawatte um den Hals. Die Knöpfe waren aus glänzendem Gold. Sein Schnurrbart war gestutzt und gekämmt. Die ganze Ausstattung war neu, einschließlich des schwarzen Umhangs mit dem goldenen Futter.

Mat blieb wie angewurzelt stehen. Wie hatte sich der Mann nur so perfekt aus einem heruntergekommenen alten Gaukler in einen Höfling verwandeln können? Beim Licht!

»Ich entnehme deiner Reaktion, dass meine Aufmachung gelungen ist«, sagte Thom.

»Blut und verdammte Asche!«, rief Mat aus. »Was ist passiert? Hat dir ein verdorbenes Frühstückswürstchen den Magen versaut?«

Thom schlug den Umhang zurück und enthüllte, dass er seine Harfe an der Seite trug. Er sah aus wie ein Hofbarde! »Ich dachte mir, wenn ich schon … also wenn ich schon nach all diesen Jahren in Caemlyn auftrete, dann sollte ich auch entsprechend gekleidet sein.«

»Kein Wunder, dass du jeden Tag gesungen hast. Die Leute in diesen Schenken haben einfach zu viel Geld.«

Talmanes hob eine Braue – bei diesem Mann war das so gut wie ein Grinsen. Manchmal schien er so verdrießlich zu sein, dass sich Gewitterwolken verglichen mit ihm fröhlich fühlen mussten. Auch er trug edle Kleidung; seine Farben waren ein dunkles Kobaltblau und Silber. Mat berührte seine Manschetten. Er hätte etwas Spitzenbesatz brauchen können. Wäre Lopin da gewesen, hätte er die richtige Kleidung herausgelegt, ohne dass Mat ihn darum hätte bitten müssen. Ein bisschen Spitzenbesatz tat einem Mann gut. Machte ihn vorzeigbar.

»Wollt Ihr das beim Besuch der Königin anziehen, Mat?«, fragte Talmanes.

»Natürlich. Was denn sonst?« Die Worte hatten seinen Mund verlassen, bevor er darüber hatte nachdenken können. »Das ist ein guter Mantel.« Er ging zu Pips und griff nach den Zügeln.

»Vielleicht für einen Übungskampf«, meinte Talmanes.

»Elayne ist jetzt die Königin von Andor«, sagte Thom. »Und Königinnen sind ein seltsamer Haufen. Du solltest ihr Respekt erweisen.«

»Ich erweise ihr verfluchten Respekt«, erwiderte Mat, reichte einem der Soldaten seinen Speer und stieg in den Sattel. Er nahm den Speer zurück, dann drehte er Pips, damit er Thom ansehen konnte. »Das ist ein guter Mantel für einen Bauern.«

»Aber Ihr seid kein Bauer mehr«, sagte Talmanes.

»Und ob ich das bin«, erwiderte Mat stur.

»Aber Musenge nannte dich …«, fing Thom an.

»Er hat sich geirrt. Nur weil ein Mann jemanden heiratet, heißt das noch lange nicht, dass er plötzlich ein verdammter Adliger ist.«

Thom und Talmanes wechselten einen Blick.

»Mat«, sagte Thom. »Genauso funktioniert das und nicht anders. Das ist so ziemlich die einzige Möglichkeit, wie man in den Adelsstand kommt.«

»Hier schon, vielleicht«, sagte Mat. »AberTuon kommt aus Seanchan. Wer weiß schon, wie sie es da machen? Wir wissen doch alle, wie merkwürdig sie sein können. Also können wir es nicht wissen, bevor wir mit ihr gesprochen haben.«

Thom runzelte die Stirn. »Also den Dingen nach zu urteilen, die sie sagte, bin ich mir sicher, dass …«

»Wir wissen es nicht, bevor wir mit Tuon gesprochen haben«, wiederholte Mat, dieses Mal nur etwas lauter. »Bis dahin bin ich Mat. Schluss mit diesem Unfug Prinz von was auch immer.«

Thom erschien verwirrt, aber Talmanes’ Lippen verzogen sich eine Spur nach oben. Sollte man diesen Mann doch zu Asche verbrennen. Mat neigte zu dem Gedanken, dass seine ernste Natur bloß ein Schauspiel war. Lachte er insgeheim?

»Nun, Mat«, sagte Talmanes, »Eure Handlungen haben noch nie irgendwelchen Sinn ergeben, also warum sollten wir das ausgerechnet jetzt von Euch erwarten? Also los, reiten wir zur Königin von Andor. Seid Ihr sicher, dass Ihr Euch vorher nicht noch im Schlamm wälzen wollt?«

»Das muss nicht sein«, sagte Mat trocken und zog sich den Hut tief in die Stirn, während ein Soldat sein Bündel auf seinem Sattel festschnallte.

Er trieb Pips an, und die Prozession begann mit dem mittlerweile vertrauten Ritt nach Caemlyn. Die meiste Zeit davon verbrachte Mat damit, in Gedanken noch einmal seinen Plan durchzugehen. Aludras Aufzeichnungen steckten in einer Ledermappe, und sie enthielten eine Auflistung ihrer Forderungen. Jeder Glockengießer in Caemlyn, große Mengen Bronze und Eisen, und Pulver, das alles im Wert Tausender Kronen. Und sie behauptete, dass das das Minimum dessen war, was sie brauchte.

Wie beim Licht sollte er die verdammte Elayne Trakand nur dazu bringen, ihm das alles zu überlassen? Da war viel Lächeln gefragt. Aber Elayne hatte sich seinem Lächeln gegenüber schon früher als resistent erwiesen, und Königinnen waren nicht wie normale Menschen. Die meisten Frauen lächelten für gewöhnlich zurück oder sahen einen finster an, und da wusste man, wo man stand. Elayne schien aber der Typ zu sein, der einen anlächelte, um einen dann trotzdem in den Kerker zu werfen.

Wie schön wäre es doch gewesen, hätte sein Glück dafür gesorgt, dass er irgendwo seine Pfeife und eine nette Würfelpartie genießen konnte, mit einer hübschen Schankmagd auf dem Schoß und keinerlei Sorgen, die über den nächsten Wurf hinausgingen. Stattdessen war er mit einer Angehörigen des seanchanischen Hohen Blutes verheiratet und unterwegs, um die Königin von Andor um Hilfe zu bitten. Wie geriet er bloß immer in diese Situationen? Manchmal glaubte er, dass der Schöpfer wie Talmanes sein musste. Mit reglosem Gesicht, während er sich innerlich geradezu prächtig über Mat amüsierte.

Seine Prozession passierte einige Lager auf der Ebene um Caemlyn. Die Söldner mussten mindestens in einem Abstand von einer Meile lagern, aber die Streitkräfte der Lords durften näher kampieren. Das brachte Mat in eine schwierige Position. Zwischen Söldnern und loyalen Waffenmännern gab es immer Spannungen, und da die Söldner so weit von Caemlyn entfernt waren, gab es ständig irgendwelche Kämpfe. Und die Bande saß genau in der Mitte.

Er nahm die aufsteigenden Rauchsäulen der Lagerfeuer zur Grundlage einer schnellen Berechnung. Es hielten sich mindestens zehntausend Söldner in der Gegend auf. War Elayne eigentlich klar, unter was für einem brodelnden Kessel sie das Feuer schürte? Zu viel Hitze, und das ganze verdammte Ding würde überkochen!

Mats Prozession erregte Aufmerksamkeit. Einer seiner Soldaten trug das Banner der Bande der Roten Hand, und seine Männer erwarben einen Ruf. Nach Mats Zählung stellten sie die größte Gruppe außerhalb von Caemlyns Mauern dar – egal ob man die Söldner oder die Streitkräfte eines Lords nahm. Sie waren so organisiert und diszipliniert wie eine reguläre Armee und wurden von einem persönlichen Freund des Wiedergeborenen Drachens angeführt. Seine Männer gaben ständig damit an, auch wenn es Mat lieber gewesen wäre, sie hätten den Mund gehalten.

Am Straßenrand passierten sie ganze Gruppen, die einen neugierigen Blick auf »Lord Mat« werfen wollten. Er hielt den Blick stur nach vorn gerichtet. Falls sie einen Gecken in einem teuren Mantel erwartet hatten, dann würden sie enttäuscht sein! Obwohl er vielleicht doch einen besseren Mantel hätte nehmen können. Der hier war steif, und der Kragen kratzte.

Der Art und Weise nach zu urteilen, wie einige auf sie zeigten, schienen sie der Ansicht zu sein, dass Talmanes der »Lord Mat« war, was vermutlich an seiner Kleidung lag. Verfluchte Asche!

Diese Unterhaltung mit Elayne würde schwierig werden. Aber er hatte ein Ass im Ärmel, von dem er hoffte, dass es sie über die Kosten von Aludras Vorschlag hinwegsehen lassen würde. Obwohl er die Befürchtung hatte, dass sie ihn durchschauen würde und daran teilhaben wollte. Und wenn eine Frau an irgendetwas »teilhaben« wollte, dann bedeutete das, dass sie die Befehle geben wollte.

Sie durchquerten die stetig wachsende Vorstadt und näherten sich dem Tor in Caemlyns weißgrauer Mauer. Die Soldaten winkten ihn durch. Mat tippte sich an die Hutkrempe, und Thom winkte der kleinen, dort versammelten Menge elegant zu. Sie jubelten. Großartig. Einfach nur großartig. Verflucht!

Der Marsch durch die Neustadt verlief ohne Zwischenfälle, wenn man einmal davon absah, dass es noch mehr Schaulustige gab. Würde jemand sein Gesicht von diesen Zeichnungen erkennen? Mat wollte von den Hauptdurchgangsstraßen herunter, aber Caemlyns schmale Straßen waren ein verschlungenes Labyrinth. Eine Streitmacht aus fünfzig Reitern war zu groß, um diese Wege benutzen zu können.

Schließlich passierten sie die hellweiße Mauer der Innenstadt, wo die Straßen breiter waren, die von Ogiern erbauten Häuser weniger eng beieinander standen und alles nicht so dicht bevölkert war. Hier kamen sie öfter an Gruppen Bewaffneter vorbei, einschließlich den Gardesoldaten in Weiß und Rot. Voraus konnte Mat ihr Lager sehen, das mit seinen Zelten und Pferdeseilen auf dem grauen Pflaster des Schlosshofes aufgebaut stand.

Der Palast von Caemlyn war wie eine weitere kleine Stadt innerhalb der Stadt innerhalb der Stadt. Er verfügte über einen niedrigen Wall, und obwohl genügend Türme und Spitzdächer dem Himmel entgegenstrebten, wies er viel mehr Ähnlichkeit mit einer Festung auf als beispielsweise der Sonnenpalast. Seltsam, aber so hatte Mat das nie gesehen, als er noch jünger gewesen war. Sollte Caemlyn fallen, konnte sich der Palast selbst verteidigen. Allerdings hätten sie noch mehr Unterkünfte innerhalb der Palastmauern gebraucht. Dieses Lager auf dem Hof war einfach lächerlich.

Mat nahm Talmanes, Thom und eine Streitmacht von zehn Rotwaffen als Eskorte. Am Palasteingang wartete ein Mann, der einen auf Hochglanz polierten Harnisch trug und auf dessen Umhangschulter drei goldene Knoten baumelten. Er war noch jung, aber die Weise, wie er da stand – entspannt und doch für alles bereit, die Hand auf dem Schwertknauf -, wies ihn als erfahrenen Soldaten aus. Zu schade, dass er ein so hübsches Gesicht hatte. Ein Leben beim Militär würde das am Ende vermutlich zerstören.

Der Mann nickte Mat, Thom und Talmanes zu. »Lord Cauthon?«, wandte er sich an Mat.

»Einfach nur Mat.«

Der Mann runzelte die Stirn, enthielt sich aber jeder Bemerkung. »Mein Name ist Charlz Guybon. Ich führe Euch zu Ihrer Majestät.«

Also hatte sie Guybon geschickt, um ihn zu eskortieren. Er bekleidete einen hohen Rang, war der stellvertretende Kommandant des Heeres. Das kam unerwartet. Fürchtete sich Elayne vor ihm, oder wollte sie ihn ehren? Vielleicht hatte Guybon ihn auch nur selbst kennenlernen wollen. Sie würde ihn nicht ehren, nicht nachdem sie ihn so lange auf eine Audienz hatte warten lassen! Eine schöne Begrüßung für einen alten Freund. Sein Misstrauen verstärkte sich noch, als Guybon sie nicht in den Großen Saal führte, sondern in einen abgeschiedeneren Teil des Palasts.

»Ich habe viel von Euch gehört, Meister Cauthon«, sagte Guybon. Er schien einer dieser steifen Soldaten zu sein. Solide, aber vielleicht etwas zu solide. Wie ein Bogen, der nicht genug federn konnte.

»Von wem?«, erkundigte sich Mat. »Von Elayne?«

»Es waren hauptsächlich Gerüchte in der Stadt. Die Leute reden gern über Euch.«

Das tun siel, dachte Mat. »Die Hälfte davon habe ich nicht getan«, murmelte er grimmig, »und die andere Hälfte war nicht meine verdammte Schuld.«

Guybon lachte. »Und was ist mit der Geschichte, dass Ihr neun Tage lang von einem Baum gehangen habt?«

»Ist nicht passiert«, sagte Mat und widerstand dem Reflex, an seinem Halstuch zu zupfen. Neun Tage lang? Wo kam das denn her? Er hatte dort nicht einmal neun verdammte Minuten gehangen! Neun Sekunden waren zu lang gewesen.

»Es heißt auch«, fuhr Guybon fort, »Ihr würdet niemals beim Würfelspiel verlieren, auch in der Liebe nicht, und Euer Speer verfehlt niemals sein Ziel.«

»Ich wünschte, die letzten beiden stimmten. Verflucht noch eins, das wünschte ich wirklich.«

»Aber Ihr gewinnt immer beim Würfeln?«

»So gut wie.« Mat zog die Hutkrempe ein Stück herunter. »Aber verbreitet das nicht, sonst finde ich nie ein Spiel.«

»Es heißt, Ihr hättet einen der Verlorenen getötet«, sagte Guybon.

»Das ist nicht wahr.« Wie war das denn entstanden?

»Und was ist mit den Geschichten, dass Ihr Euch in einem Ehrenduell mit dem König der Aiel-Invasoren geschlagen habt? Habt Ihr für den Wiedergeborenen Drachen wirklich die Loyalität der Aiel gewonnen?«

»Verdammte Asche. Ich tötete Couladin, aber das war alles andere als ein Duell! Ich stieß auf dem Schlachtfeld auf ihn, und einer von uns beiden musste sterben. Und ich wollte es verdammt noch mal nicht sein.«

»Interessant«, sagte Guybon. »Ich dachte mir schon, dass das stimmt. Zumindest gehörte es zu den wenigen Geschichten, die wahr sein könnten. Im Gegensatz zu…« Er verstummte.

»Im Gegensatz wozu?« Sie kamen an einigen Sälen vorbei, wo sich Diener versammelt hatten und sie untereinander tuschelnd betrachteten.

Guybon schien zu zögern. »Ihr habt das sicherlich gehört.«

»Zweifelhaft.« Sollte man ihn doch zu Asche verbrennen! Was kam denn jetzt? Hatten die Mitglieder der Bande diese Gerüchte unters Volk gebracht? Aber selbst ihnen waren viele dieser Dinge unbekannt!

»Nun, es gibt da dieses Gerücht, dass Ihr das Reich des Todes betreten habt, um ihn herauszufordern, und Antworten auf Eure Fragen verlangt habt.« Guybon sah richtig verlegen aus. »Und dass er Euch diesen Speer gab, den Ihr da haltet, und Euch Euren Todestag verriet.«

Mat verspürte ein Frösteln. Das lag nahe genug an der Wahrheit, um erschreckend zu sein.

»Albern, ich weiß«, sagte Guybon.

»Aber ja«, erwiderte Mat. »Albern.« Er wollte lachen, aber es wurde ein Husten daraus. Guybon sah ihn neugierig an.

Beim Licht!, wurde Mat klar, er glaubt, ich weiche der Frage aus! »Das sind natürlich nur Gerüchte«, sagte er schnell. Vielleicht zu schnell. Blut und verdammte Asche!

Guybon nickte nachdenklich.

Mat wollte das Thema wechseln, traute sich aber nicht, den verdammten Mund aufzumachen. Ihm fiel auf, dass immer mehr Palastdiener stehen geblieben waren, um sich die Prozession anzusehen. Das hätte ihn am liebsten noch mehr fluchen lassen, aber dann fiel ihm auf, dass sich die meisten auf Thom zu konzentrieren schienen.

Thom war in Caemlyn Hofbarde gewesen. Er sprach nie darüber, aber Mat wusste, dass er sich mit der Königin entzweit hatte. Seitdem hatte er im Grunde im Exil gelebt und Caemlyn nur betreten, wenn es nicht anders ging.

Morgase war mittlerweile tot, also kehrte Thom nun anscheinend aus seinem Exil zurück. Vermutlich hatte er sich deswegen so prächtig angezogen. Mat warf einen Blick auf seinen Mantel. Verflucht, ich hätte doch etwas Netteres anziehen sollen.

Guybon führte sie zu einer mit Schnitzwerk verzierten Tür, die den brüllenden Löwen von Andor zeigte. Er klopfte leise, hörte die Aufforderung zum Eintreten und bedeutete Mat, die Tür zu öffnen. »Die Königin empfängt Euch in ihrem Wohnzimmer. «

»Thom, du kommst mit mir«, sagte Mat. »Talmanes, Ihr passt auf die Soldaten auf.« Der Adlige sah tief enttäuscht aus, aber Elayne würde ihn zweifellos in Verlegenheit bringen, und er wollte nicht, dass Talmanes das mitbekam. »Ich stelle Euch später vor«, versprach er. Verdammte Adlige. Dauernd hielten sie alles für eine Beleidigung ihrer Ehre. Er wäre begeistert gewesen, draußen warten zu können!

Er trat vor die Tür, holte tief Luft. Er hatte in einem Dutzend Scharmützeln und Schlachten gekämpft, ohne die geringste Nervosität zu verspüren, letzt zitterten ihm die Hände. Warum hatte er nur das Gefühl, sich ohne Rüstung mitten in einen Hinterhalt zu begeben?

Elayne. Als Königin. Verdammt, das würde jetzt wehtun. Er öffnete die Tür und trat ein.

Sein Blick fand Elayne sofort. Sie saß vor einem Kamin und hielt eine Tasse in der Hand, die allem Anschein nach Milch enthielt. Sie sah blendend aus in ihrem dunkelroten und goldenen Kleid. Wunderschöne, volle rote Lippen, gegen deren Kuss er nichts einzuwenden gehabt hätte, wäre er nicht ein verheirateter Mann gewesen. Ihr rotblondes Haar schien im Licht des Kamins zu leuchten, und ihre Wangen waren rosig. Sie schien etwas an Gewicht zugelegt zu haben. Das erwähnte er aber besser nicht. Oder erst recht? Manchmal gerieten Frauen in Wut, wenn man erwähnte, dass sie anders aussahen, und manchmal gerieten sie in Wut, wenn man es nicht bemerkte.

Sie war ein hübsches Ding. Natürlich nicht so hübsch wie Tuon. Dazu war Elayne zu blass und zu groß und hatte viel zu viel Haar. Das lenkte nur ab. Dennoch war sie hübsch. Eigentlich eine Verschwendung, dass sie Königin war. Sie hätte eine ausgezeichnete Schankmagd abgegeben. Nun ja. Irgendjemand musste ja die Königin sein.

Mat warf Birgitte einen Blick zu, die die einzige andere Person im Raum war. Sie sah aus wie immer. Wie eine Heldin aus den verdammten Märchen mit diesem goldenen Zopf und den hochschäftigen Stiefeln. Was sie ja auch war. Es war schön, sie wiederzusehen; die einzige Frau, von der er wusste, dass sie keine Szene machen würde, wenn er die Wahrheit aussprach.

Thom trat hinter ihm ein, und Mat räusperte sich. Sie würde von ihm erwarten, der Etikette zu gehorchen. Nun, er würde sich weder verneigen noch einen Kratzfuß machen, und vor allem würde er nicht…

Elayne sprang auf. Sie rannte durch den Raum, während Birgitte die Tür schloss. »Thom, ich bin so froh, dass du wohlauf bist! « Elayne riss ihn in eine Umarmung.

»Hallo, meine Liebe«, sagte Thom liebevoll. »Wie ich gehört habe, geht es dir und Andor gut.«

Elayne weinte! Verwirrt nahm Mat den Hut ab. Sicher, Thom und Elayne hatten sich nahegestanden, aber Elayne war jetzt die Königin. Sie wandte sich Mat zu. »Es ist auch gut, dich zu sehen, Mat. Glaub nicht, dass die Krone vergessen hat, welche Dienste du mir erwiesen hast. Thom zurück nach Andor zu bringen ist eine weitere Schuld, die wir einlösen müssen.«

»Nun, äh«, sagte Mat. »Das ist nichts Besonderes, weißt du, Elayne. Verdammt. Du bist Königin! Wie ist das so?«

Elayne lachte und ließ Thom endlich los. »Du bist immer so wortgewandt, Mat.«

»Ich verbeuge mich aber nicht vor dir oder so«, warnte er. »Oder mühe mich mit Unsinn wie ›Euer Majestät‹ ab.«

»Das habe ich auch nicht erwartet«, sagte Elayne. »Es sei denn natürlich, wir sind in der Öffentlichkeit. Ich meine, für das Volk muss man den Schein waren.«

»Das ist wohl wahr«, stimmte Mat ihr zu. Das machte Sinn. Er streckte Birgitte die Hand entgegen, aber sie kicherte nur und umarmte ihn, schlug ihm wie einem alten Kumpel, den man zu einem Becher Ale traf, auf den Rücken. Und vielleicht waren sie das ja auch. Nur ohne Ale.

Er hätte ein Ale gebrauchen können.

»Kommt, setzt euch«, sagte Elayne und zeigte auf die Stühle am Feuer. »Es tut mir leid, dass ich dich so lange habe warten lassen, Mat.«

»Das macht nichts«, erwiderte er. »Du hast viel zu tun.«

»Es ist peinlich. Einer meiner Statthalter hat dich in dieselbe Kategorie wie die Söldner eingestuft. Es ist so schwierig, sie alle im Kopf zu behalten! Wenn du magst, gebe ich dir die Erlaubnis, näher an der Stadt zu lagern. Ich fürchte, innerhalb der Stadtmauer ist nicht genug Platz für die Bande.«

»Das wird nicht nötig sein«, sagte Mat und setzte sich auf einen der Stühle. »Trotzdem vielen Dank.« Thom setzte sich, und Birgitte blieb lieber stehen, obwohl sie sich am Kamin zu ihnen gesellte und gegen die Steine lehnte.

»Du siehst gut aus, Elayne«, sagte Thom. »Mit dem Kind ist alles so, wie es sein sollte?«

»Kinder«, verbesserte Elayne ihn. »Es werden Zwillinge. Und ja, alles ist gut. Einmal davon abgesehen, dass man mich bei jeder Gelegenheit abtastet und untersucht.«

»Warte«, sagte Mat. » Was?« Er warf einen erneuten Blick auf Elaynes Bauch.

Thom verdrehte die Augen. »Hörst du eigentlich nie zu, wenn du in der Stadt spielst?«

»Ich höre sehr wohl zu «, murmelte Mat. » Normalerweise.« Er warf Elayne einen anklagenden Blick zu. »Weiß Rand darüber Bescheid?«

Sie lachte. »Ich hoffe, er ist nicht zu überrascht.«

»Da soll man mich doch zu Asche verbrennen!«, sagte Mat. »Er ist der Vater!«

»Der Vater meiner Kinder ist in der Stadt Anlass zu vielen Spekulationen«, sagte Elayne ernst. »Und im Augenblick zieht es die Krone vor, dass es auch Spekulationen bleiben. Aber genug von mir! Thom, du musst mir alles erzählen. Wie seid ihr aus Ebou Dar entkommen?«

»Vergiss Ebou Dar«, fauchte Birgitte. »Wie geht es Olver? Habt ihr ihn gefunden?«

»Das haben wir«, sagte Thom. »Und es geht ihm gut, auch wenn ich fürchte, dass der Junge für ein Leben als Soldat bestimmt ist.«

»Das ist kein schlechtes Leben«, sagte Birgitte. »Nicht wahr, Mat?«

»Es gibt Schlimmeres«, erwiderte er und versuchte noch immer sein Gleichgewicht wiederzufinden. Wieso hatte der Aufstieg zur Königin Elayne weniger hochnäsig gemacht? Hatte er etwas übersehen? Sie schien doch jetzt tatsächlich richtig umgänglich zu sein!

Nun ja, das war jetzt ungerecht gewesen. Es hatte auch schon zuvor Zeiten gegeben, in denen sie umgänglich gewesen war. Dazwischen hatte es bloß die Augenblicke gegeben, in denen sie Mat herumgescheucht hatte. Er ertappte sich bei einem Lächeln, als Thom die Einzelheiten ihrer Flucht erzählte und wie sie Tuon gefangen genommen hatten, gefolgt von ihren Reisen mit Meister Lucas Wanderzirkus. Aus dem Köcher eines Geschichtenerzählers gezogen klang die Begebenheit bedeutend eindrucksvoller, als sie in Wahrheit gewesen war. Wenn er Thom so zuhörte, hielt er sich fast schon selbst für einen Helden.

Bevor Thom jedoch zu dem Teil mit Tuons Heiratsgelübde kam, hustete er und unterbrach ihn. »Und wir besiegten die Seanchaner, entkamen nach Murandy und fanden schließlich eine Aes Sedai, die uns durch ein Wegetor herschaffte. Übrigens, habt ihr Verin in letzter Zeit gesehen?«

»Nein«, sagte Elayne. Thom warf Mat einen amüsierten Blick zu.

»Verdammt.« Nun, und da löste sich seine Gelegenheit in Luft auf, sich von ihr ein Wegetor zum Turm von Ghenjei machen zu lassen. Aber darüber konnte er sich noch später Sorgen machen. Er zog die Ledermappe aus dem Gürtel, öffnete sie und holte Aludras Papiere hervor. »Elayne«, sagte er, »ich muss mit dir sprechen.«

»Ja, du erwähntest etwas von ›Glockengießern‹ in deinem Brief. In was für Schwierigkeiten steckst du nun schon wieder, Matrim Cauthon?«

»Das ist wirklich ungerecht«, sagte er und breitete die Papiere aus. »Ich bin es nicht, der in Schwierigkeiten gerät. Hätte ich …«

»Du willst doch jetzt wohl nicht wieder damit anfangen, dass ich im Stein von Tear in Gefangenschaft geriet, oder?«, fragte sie und verdrehte die Augen.

Er hielt inne. »Natürlich nicht. Das ist doch eine Ewigkeit her. Ich kann mich kaum noch daran erinnern.«

Sie lachte, und es klang hübsch. Er fühlte, dass er errötete.

»Aber egal, ich stecke nicht in Schwierigkeiten. Ich brauche bloß ein paar Dinge.«

»Was für Dinge?«, fragte Elayne, die neugierig wurde, als er die Seiten auf dem Tisch neben ihrem Stuhl ausbreitete. Birgitte beugte sich vor.

»Nun.« Mat rieb sich das Kinn. »In der Stadt gibt es drei Glockengießer; die brauche ich. Und wir brauchen irgendwelche Pulver. Die sind auf dieser Seite aufgelistet. Und wir brauchen … etwas Eisen.« Er verzog das Gesicht und reichte ihr eine von Aludras Listen.

Elayne las sie und blinzelte. »Bist du verrückt?«

»Manchmal glaube ich tatsächlich, dass ich genau das bin«, sagte er. »Aber soll man mich doch zu Asche verbrennen, ich glaube, das hier wird seine Kosten wert sein.«

»Worum handelt es sich denn?«, wollte Elayne wissen, während Birgitte eine Seite überflog und dann an sie weiterreichte.

»Aludra nennt sie Drachen«, sagte Mat. »Thom sagte, du kennst Aludra?«

»Ja, das ist richtig«, erwiderte Elayne.

»Nun, das sind Abschussröhren, so wie die für ihr Feuerwerk. Nur dass sie aus Metall sind, und sie sind riesig. Und anstatt Nachtblumen zu verschießen, verschießen sie kopfgroße Eisenstücke.«

»Warum sollte man Eisenstücke in die Luft schießen?«, fragte Elayne stirnrunzelnd.

»Macht man nicht«, sagte Birgitte und riss die Augen weit auf. »Man schießt sie auf ein anderes Heer.«

Mat nickte. »Aludra behauptet, einer dieser Drachen könnte eine Eisenkugel bis zu einer Meile weit schießen.«

»Muttermilch in einem Becher!«, sagte Birgitte. »Das ist nicht dein Ernst.«

»Sie behauptet es«, sagte Mat. »Und ich glaube ihr. Ihr solltet sehen, was sie bereits erschaffen hat, und sie behauptet, dass das ihr Meisterstück sein wird. Seht her, da stellt sie Drachen dar, die aus einer Entfernung von einer Meile eine Stadtmauer beschießen. Mit fünfzig Drachen und zweihundertfünfzig Soldaten könnte sie eine Stadtmauer wie die um Caemlyn in wenigen Stunden zerstören.«

Elayne sah blass aus. Glaubte sie ihm? Oder würde sie ärgerlich auf ihn sein, weil er ihre Zeit verschwendete?

» Mir ist klar, dass das in der Letzten Schlacht nicht von großem Nutzen sein wird«, sagte er schnell. »Trollocs haben keine Mauern. Aber seht hier. Ich ließ sie eine Ladung aus sich ausbreitenden Eisenstückchen entwickeln. Feuert man die aus einer Entfernung von vierhundert Schritten auf eine Reihe Trollocs, erledigt einer dieser Drachen die Arbeit von fünfzig Bogenschützen. Verdammt, Elayne, aber wir werden im Nachteil sein. Der Schatten kann immer mehr Trollocs gegen uns werfen, als wir Soldaten haben, und die verdammten Kreaturen sind doppelt so schwer zu töten wie ein Mensch. Wir brauchen einen Vorteil. Ich erinnere mich noch an …«

Er unterbrach sich. Er hatte sagen wollen, dass er sich noch an die Trolloc-Kriege erinnerte, was aber keine gute Idee gewesen wäre. Auf diese Weise brachte man nur peinliche Gerüchte in Umlauf. »Schau mal«, sagte er. »Ich weiß, dass das lächerlich klingt, aber du musst ihm eine Chance geben.«

Sie schaute zu ihm auf und… weinte sie schon wieder? Was hatte er getan?

»Mat, ich könnte dich küssen«, verkündete sie. »Das ist genau das, was ich brauche!«

Mat blinzelte. Was?

Birgitte kicherte. »Erst Norry, jetzt Mat. Du musst aufpassen, Elayne. Rand wird noch eifersüchtig.«

Elayne schnaubte und betrachtete die Konstruktionspläne. »Das wird den Glockengießern nicht gefallen. Die meisten Handwerker freuten sich darauf, sich nach der Belagerung wieder ihrem Tagewerk widmen zu können.«

»Ach, das würde ich so nicht sagen«, meinte Birgitte. »Zu meiner Zeit habe ich ein paar Handwerker gekannt. Alle beschwerten sich über die königlichen Privilegien während des Krieges, aber solange die Krone sie entschädigt, sind sie insgeheim doch zufrieden. Regelmäßige Arbeit wird immer geschätzt. Außerdem wird sie so etwas neugierig machen.«

»Das müssen wir geheim halten«, sagte Elayne.

»Also macht ihr mit?«, fragte Mat überrascht. Er hatte nicht einmal seinen geheimen Bestechungsversuch gebraucht, um sie abzulenken!

»Natürlich brauchen wir zuerst einen Beweis, dass das funktioniert«, sagte Elayne. »Aber wenn diese Geräte, diese Drachen, nur halb so gut funktionieren, wie Aludra behauptet… nun, ich wäre eine Närrin, würde ich nicht jeden Mann daransetzen, den wir haben!«

»Das ist sehr großzügig von dir.« Mat kratzte sich am Kopf.

Elayne zögerte. »Großzügig?«

»Sie für die Bande bauen zu lassen.«

»Für die Bande … Mat, die sind für Andor bestimmt!«

»Nicht so schnell«, sagte Mat. »Das sind meine Pläne.«

»Und meine Mittel!«, erwiderte Elayne. Plötzlich saß sie viel aufrechter da. »Sicherlich wirst du einsehen, dass die Krone eine wesentlich verlässlichere und nützlichere Kontrolle für den Einsatz solcher Waffen bietet.«

Thom grinste nur.

»Was gibt es dazu grinsen?«, verlangte Mat zu wissen. »Nichts«, sagte Thom. »Deine Mutter wäre stolz auf dich, Elayne.«

»Danke, Thom.« Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Auf welcher Seite stehst du?«, wollte Mat wissen. »Auf jeder.«

»Das ist keine verdammte Seite«, erwiderte Mat und wandte sich wieder Elayne zu. »Es hat mich viel Mühe und Kopfzerbrechen gekostet, Aludra diese Konstruktionspläne zu entlocken. Ich habe nichts gegen Andor, aber ich kenne nur einen, dem ich diese Waffen anvertrauen würde, und das bin ich.«

»Und wenn die Bande ein Teil von Andor wäre?«, fragte Elayne. Plötzlich klang sie jeden Zoll wie eine Königin. »Die Bande ist niemandem verpflichtet.«

»Das ist bewundernswert«, sagte Elayne, »aber das macht euch zu Söldnern. Und ich glaube, dass die Bande mehr verdient hat, etwas Besseres. Mit offizieller Unterstützung hättest du Zugang zu Mitteln und Autorität. Wir könnten dich für Andor in Dienst nehmen, mit deiner eigenen Kommandostruktur. «

Das war tatsächlich verführerisch. Jedenfalls ein bisschen. Aber es spielte keine Rolle. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Elayne glücklich darüber sein würde, ihn in ihrem Reich zu haben, sobald sie von seiner Beziehung zu den Seanchanern erfuhr. Irgendwann wollte er zu Tuon zurückkehren, irgendwie. Und wenn auch nur, um herauszufinden, welche Gefühle sie wirklich für ihn hatte.

Er hatte nicht die Absicht, den Seanchanern den Zugang zu diesen Drachen zu gewähren, aber er wollte sie auch nicht Andor überlassen. Unglücklicherweise musste er zugeben, dass es nicht möglich sein würde, die Herstellung Andor zu überlassen, ohne diese Waffen dann auch dieser Nation zur Verfügung zu stellen.

»Ich will nicht, dass die Bande ein Teil einer fremden Armee wird«, sagte er. »Wir sind freie Männer, und so gefällt uns das auch.«

Elayne sah beunruhigt aus.

»Aber ich wäre bereit, die Drachen mit dir zu teilen«, fuhr er fort. »Ein paar für uns, ein paar für dich.«

»Und wie wäre es, wenn ich sämtliche Drachen herstelle und sie mein Eigentum wären, aber verspreche, dass allein die Bande sie benutzen darf? Keine anderen Streitkräfte hätten dann Zugang zu ihnen.«

»Das wäre sehr nett von dir«, sagte Mat. »Aber auch verdächtig. Nichts für ungut.«

»Es wäre besser für mich, wenn die Adelshäuser sie nicht in die Finger bekämen, zumindest nicht am Anfang. Irgendwann verbreiten sie sich weiter. Das tun Waffen immer. Ich stelle sie her und verspreche, sie der Bande zur Verfügung zu stellen. Keine Eingliederung in unsere Streitkräfte, nur ein Kontrakt, mit dem ich euch auf lange Sicht gesehen beschäftige. Ihr könnt jederzeit gehen. Aber dann lasst ihr die Drachen hier.«

Mat runzelte die Stirn. »Fühlt sich an, als würdest du eine Kette um meinen Hals legen.«

»Ich schlage lediglich eine vernünftige Lösung vor.«

»An dem Tag, an dem du vernünftig wirst, fresse ich meinen Hut«, sagte Mat. »Nichts für ungut.«

Elayne sah ihn mit hochgezogener Braue an. Ja, sie war eine Königin geworden. Einfach so.

»Ich will das Recht haben, ein paar dieser Drachen bei unserem Abzug zu behalten«, sagte Mat. »Ein Viertel für uns, drei Viertel für dich. Aber wir erklären uns mit dem Kontrakt einverstanden, und solange wir in deinen Diensten stehen, steht die Benutzung allein uns zu. Wie du vorgeschlagen hast.«

Ihr Stirnrunzeln wurde stärker. Sollte man ihn doch zu Asche verbrennen, aber sie hatte schnell verstanden, welche Macht diese Drachen verliehen. Er dürfte nicht zulassen, dass sie jetzt zögerte. Die Drachen mussten unbedingt sofort hergestellt werden. Und er würde sich nicht die Chance entgehen lassen, dass die Bande sie bekam.

Mit einem Seufzen hob er die Hände und entknotete den Riemen um seinen Hals, dann zog er das Fuchskopf-Medaillon unter dem Hemd hervor. In der Sekunde, in der er es abnahm, kam er sich entblößt vor, als hätte er sich nackt ausgezogen. Er legte es auf den Tisch.

Elayne betrachtete es kurz, und er konnte das Verlangen in ihren Augen aufblitzen sehen. »Wofür ist das?«

»Es soll die Sache versüßen«, sagte Mat, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Wenn du versprichst, noch heute Abend mit der Herstellung eines Versuchsdrachens anzufangen, kannst du das einen Tag lang haben. Mir ist egal, was du mit dem Medaillon anstellst – studiere es, schreib ein verdammtes Buch darüber, häng es dir um. Aber du gibst es morgen zurück. Dein Wort darauf.«

Birgitte stieß einen leisen Pfiff aus. Elayne wollte dieses Medaillon seit dem Augenblick in die Finger bekommen, in dem sie entdeckt hatte, dass es sich in seinem Besitz befand. Natürlich galt das für jede verdammte Aes Sedai, der er begegnet war.

»Der Kontrakt für die Bande gilt für mindestens ein Jahr«, sagte Elayne, »und kann verlängert werden. Wir zahlen dir, was du in Murandy bekommen hast.«

Woher wusste sie das denn schon wieder?

»Du kannst ihn jederzeit lösen, vorausgesetzt, du kündigst es einen Monat vorher an – aber ich behalte vier von fünf Drachen. Und jeder Mann, der sich dem Militär von Andor anschließen will, erhält dazu die Gelegenheit.«

»Ich bekomme eine von vier«, sagte Mat. »Und einen neuen Diener.«

»Einen was?«, fragte Elayne.

»Einen Diener. Du weißt schon, der sich um meine Garderobe kümmert. Du wirst besser als ich darin sein, den passenden zu finden.«

Elayne warf einen Blick auf seinen Mantel, dann auf seine Frisur. »Den kriegst du, ganz egal, wie die Verhandlungen ausgehen.«

»Eine von vier?«

»Ich bekomme das Medaillon drei Tage lang.«

Er fröstelte. Drei Tage, wo der Gholam in der Stadt war. Sie würde noch sein Tod sein. Es ihr nur für einen Tag zu überlassen war bereits ein Glücksspiel. Aber ihm fiel nichts anderes ein, was er ihr sonst anbieten konnte. »Was willst du eigentlich überhaupt mit dem Ding anstellen?«, wollte er wissen.

»Es kopieren«, erwiderte sie nachdenklich, »wenn ich Glück habe.«

» Wirklich?«

»Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, bevor ich es studiert habe.«

Plötzlich stand Mat das schreckliche Bild von jeder Aes Sedai auf der ganzen Welt vor Augen, die eines dieser Medaillons trug. Er wechselte einen Blick mit Thom, der genauso überrascht zu sein schien, das zu hören.

Aber spielte das überhaupt eine Rolle? Er konnte die Macht nicht lenken. Zuvor hatte er sich darüber gesorgt, dass Elayne möglicherweise einen Weg fand, ihn mit der Einen Macht zu berühren, auch wenn er es trug – falls sie es studierte. Aber wenn sie bloß eine Kopie haben wollte … nun, er verspürte Erleichterung. Und eine gewisse Neugier.

»Es gibt da noch etwas, das ich erwähnen wollte, Elayne«, sagte er. »Der Gholam ist hier. In der Stadt. Er bringt Menschen um.«

Elayne blieb ganz ruhig, aber die Tatsache, dass sie noch förmlicher klang, als sie wieder das Wort ergriff, verriet ihm, dass diese Neuigkeit sie beunruhigte. »Dann sorge ich dafür, dass du das Medaillon rechtzeitig zurückbekommst.«

Er verzog das Gesicht. »Also gut«, sagte er. »Drei Tage.«

»Sehr gut. Ich möchte, dass die Bande sofort anfängt. Ich Reise bald nach Cairhien, und ich habe das Gefühl, dass sie dort eine bessere Streitmacht zur Unterstützung abgibt als die Königliche Garde.«

Also darum ging es! Elayne wollte nach dem Sonnenthron greifen. Nun, das erschien ein vernünftiges Unterfangen für die Männer zu sein, zumindest bis Mat sie brauchte. Jedenfalls war es besser, als sie faul herumsitzen und Streit mit Söldnern provozieren zu lassen.

»Damit bin ich einverstanden«, sagte er. »Aber Elayne, die Bande muss freie Hand haben, um in der Letzten Schlacht kämpfen können, so wie Rand es für nötig hält. Und Aludra muss die Drachen überwachen. Ich habe das Gefühl, dass sie darauf bestehen wird, bei dir zu bleiben, falls die Bande Andor verlässt.«

»Damit habe ich kein Problem«, sagte Elayne und lächelte.

»Das dachte ich mir. Aber nur damit alles klar ist, bis zu unserem Aufbruch kontrolliert die Bande die Drachen. Du kannst diese Technologie nicht weiterverkaufen.«

»Jemand wird sie kopieren, Mat.«

»Kopien werden nicht so gut wie Aludras Originale sein«, sagte er. »Das verspreche ich dir.«

Elayne musterte ihn, ihre blauen Augen schätzten ihn ab. »Mir wäre es immer noch lieber, ich hätte die Bande als andoranische Streitmacht unter meinem Befehl.«

»Nun, ich wünschte, ich hätte einen Hut aus Gold, ein fliegendes Zelt und ein Pferd, das Diamanten scheißt. Aber wir beide werden uns mit dem zufriedengeben müssen, was vernünftig ist, nicht wahr?«

»Es wäre nicht unvernünftig, die …«

»Wir würden tun müssen, was du sagst, Elayne«, erwiderte Mat. »Das lasse ich nicht zu. Manche Schlachten sind die Mühe nicht wert, und ich entscheide, wofür meine Männer den Hals riskieren. Und damit ist diese Diskussion beendet.«

»Es gefällt mir nicht, Männer zu haben, die mich jederzeit verlassen können.«

»Du weißt, dass ich sie nicht zurückhalten würde, nur um dir eins auszuwischen«, sagte Mat. »Ich tue, was richtig ist.«

»Was du für richtig hältst«, korrigierte sie ihn.

»Jeder Mann sollte diese Möglichkeit haben«, erwiderte er.

»Nur wenige Männer nutzen sie weise.«

»Wir wollen sie trotzdem. Wir verlangen sie.«

Beinahe verstohlen warf sie sie einen Blick auf die Konstruktionspläne und das Medaillon auf dem Tisch. »Du hast sie«, sagte sie.

»Einverstanden«, sagte er, spuckte in die Hand und streckte sie aus.

Sie zögerte, dann stand sie auf, spuckte in die Hand und hielt sie ihm hin. Er lächelte und schüttelte sie.

»Hast du gewusst, dass ich dich möglicherweise bitten würde, gegen die Zwei Flüsse ins Feld zu ziehen?«, fragte sie. »Hast du darum auf dem Recht bestanden, weiterziehen zu können, wenn du willst?«

Gegen die Zwei Flüsse? Warum beim Licht sollte sie so etwas tun wollen? »Du brauchst nicht gegen sie zu kämpfen, Elayne.«

»Wir werden sehen, wozu mich Perrins Streitkräfte zwingen«, erwiderte sie. »Aber lass uns das nicht jetzt besprechen.« Sie warf Thom einen Blick zu, dann griff sie unter den Tisch und holte eine mit einer Schleife versehene Papierrolle hervor. »Bitte. Ich möchte mehr über eure Erlebnisse während eurer Flucht aus Ebou Dar hören. Wollt ihr heute Abend mit mir essen?«

»Wir wären entzückt«, sagte Thom und stand auf. »Nicht wahr, Mat?«

»Ich schätze schon«, sagte Mat. »Wenn Talmanes kommen darf. Er reißt mir sonst die Kehle heraus, wenn ich nicht zulasse, dass du ihn kennenlernst, Elayne. Mit dir zu Abend zu essen wird ihn den ganzen Rückweg zum Lager tanzen lassen.«

Elayne kicherte. »Wie du magst. Ich lasse dir ein paar Räume zuweisen, in denen ihr euch bis dahin ausruhen könnt.« Sie gab Thom die Papierrolle. »Wenn du willst, wird das hier morgen verkündet.«

»Was ist das?«, fragte Thom stirnrunzelnd.

»Dem Hof von Andor fehlt ein begabter Hofbarde«, sagte sie. »Ich dachte, du wärst vielleicht interessiert.«

Thom zögerte. »Du ehrst mich, aber das kann ich leider nicht annehmen. In nächster Zeit habe ich ein paar Dinge zu erledigen, und ich kann mich nicht an den Hof fesseln.«

»Du musst dich auch nicht an den Hof fesseln«, sagte Elayne. »Du kannst kommen und gehen, wie du willst. Aber wenn du in Caemlyn bist, möchte ich, dass man dich als den erkennt, der du bist.«

»Ich …« Er nahm die Papierrolle. »Ich denke darüber nach, Elayne.«

»Ausgezeichnet.« Sie schnitt eine Grimasse. »Ich fürchte, ich habe jetzt eine Verabredung mit meiner Hebamme, aber ich sehe euch beim Essen. Ich habe noch gar nicht gefragt, was Matrim damit meinte, als er sich in seinem Brief als verheirateten Mann bezeichnete. Ich erwarte einen vollständigen Bericht! Und nicht zensiert!« Sie schenkte Mat ein durchtriebenes Lächeln. »Zensur bedeutet, dass man Teile weglässt, Mat. Für den Fall, dass du das verdammt noch mal nicht weißt.«

Er setzte den Hut auf. »Ich wusste es.« Beim Licht, warum hatte er in diesem Brief bloß seine Heirat erwähnt? Nun, weil er gehofft hatte, dass es Elayne neugierig genug machen würde, um ihn zu empfangen. Darum.

Elayne lachte und brachte sie zur Tür. Thom gab ihr einen väterlichen Kuss auf die Wange, bevor sie gingen – gut, dass er väterlich war! Mat hatte ein paar Dinge über die beiden gehört, die er nicht glauben wollte. Wo Thom doch alt genug war, um ihr Großvater zu sein.

Mat öffnete die Tür.

»Und Mat«, fügte Elayne hinzu, »falls du Geld für einen neuen Mantel brauchst, kann die Krone es dir leihen. Du solltest dich wirklich besser anziehen, wenn man deine Stellung bedenkt.«

Er drehte sich um. »Ich bin kein verfluchter Adliger!«

»Noch nicht«, sagte sie. »Du hast nicht Perrins Dreistigkeit, um dir selbst einen Titel zu verleihen. Ich sorge dafür, dass du einen bekommst.«

»Das wagst du nicht!«

»Aber…«

»Versteh doch«, fuhr er fort, als sich Thom zu ihm auf den Korridor gesellte. »Ich bin stolz darauf, wer ich bin. Und mir gefällt dieser Mantel. Er ist bequem.« Er ballte die Hände zu Fäusten und weigerte sich, sich am Hals zu kratzen.

»Wenn du es sagst«, sagte Elayne. »Ich sehe dich beim Essen. Ich muss Dyelin mitbringen. Sie ist sehr neugierig auf dich.«

Und damit ließ sie Birgitte die Tür schließen. Mat starrte sie einen Augenblick lang rachsüchtig an, dann wandte er sich Thom zu. Talmanes und die Soldaten warteten außer Hörweite ein kurzes Stück weiter den Korridor herunter. Palastdiener versorgten sie gerade mit warmem Tee.

»Das lief ja ganz gut«, sagte Mat und stützte die Hände in die Hüften. »Ich hatte ja Angst, dass sie beißt, aber ich glaube, ich habe sie gut mit der Angel an Land gezogen.« Obwohl die verdammten Würfel noch immer in seinem Kopf klapperten.

Thom lachte und hieb ihm auf die Schulter.

» Was denn?«, verlangte Mat zu wissen.

Thom kicherte bloß, dann schaute er auf die Papierrolle in seiner anderen Hand. »Und das kam auch unerwartet.«

»Nun, Andor hat tatsächlich keinen Hofbarden.«

»Ja«, sägte Thom und las das Papier. »Aber hier wird auch ein Straferlass für sämtliche bekannten und unbekannten Verbrechen verkündet, die ich möglicherweise in Andor oder Cairhien begangen habe. Ich frage mich, wer ihr erzählt hat, dass ich …«

»Ihr was erzählt hat?«

»Nichts, Mat. Gar nichts. Bis zum Abendessen sind es noch ein paar Stunden. Was hältst du davon, wenn wir losziehen und dir einen neuen Mantel kaufen?«

»Also gut«, sagte Mat. »Was meinst du, ob ich auch so einen Straferlass bekomme, wenn ich nett darum bitte?«

»Brauchst du denn einen?«

Mat zuckte mit den Schultern und ging mit ihm zusammen den Korridor entlang. »Kann ja nicht schaden. Was für einen Mantel willst du mir denn kaufen?«

»Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn bezahle.«

»Sei nicht so kleinlich«, sagte Mat. »Ich bezahle das Essen.« Und verdammte Asche, irgendwie wusste er, dass er genau das tun würde.

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