Der rasende Foxley

Seit sechsunddreißig Jahren fahre ich fünfmal in der Woche mit dem Zug um acht Uhr zwölf in die Stadt. Er ist nie übermäßig voll, und von seiner Endstation, dem Bahnhof Cannon Street, habe ich nur noch elf und eine halbe Minute bis zu meinem Büro in Austin Friars zu gehen.

Ich bin schon immer gern mit der Vorortbahn gefahren; diese kleine Reise bereitet mir in jeder ihrer Phasen Vergnügen, und ihr geregelter Ablauf ist für mich, einen Mann von festen Gewohnheiten, angenehm und beruhigend. Außerdem dient mir die Fahrt als eine Art Rutschbahn, auf der ich sanft, aber sicher in das Wasser der täglichen Pflichten gleite.

Unsere Station ist ein kleiner Landbahnhof, und morgens finden sich dort höchstens zwanzig Leute ein, um auf den Achtuhrzwölf zu warten. Wir bilden eine Gruppe, deren Zusammensetzung sich selten ändert, und wenn gelegentlich ein neues Gesicht auf dem Bahnsteig erscheint, läuft eine kleine Protestwelle durch die Reihen – wie in einem Käfig voller Kanarienvögel, in dem ein neuer Mitbewohner aufgetaucht ist.

Aber im Allgemeinen sind wir unter uns, wenn ich morgens vier Minuten vor Abfahrt des Zuges eintreffe; sie stehen auf ihren gewohnten Plätzen, diese guten, soliden, verlässlichen Leute, mit den gewohnten Regenschirmen, Hüten, Krawatten und Gesichtern, die Zeitung unter dem Arm, jahraus, jahrein so unverändert und unveränderlich wie die Möbel in meinem Wohnzimmer. Ich schätze das.

Ich schätze auch meinen Fensterplatz, auf dem ich beim ratternden Rollen des Zuges die Times lese. Dieser Teil der Fahrt dauert zweiunddreißig Minuten, und er beruhigt sowohl meinen Geist als auch meinen reizbaren alten Körper wie eine gute, gründliche Massage. Glauben Sie mir, Regelmäßigkeit ist das beste Mittel, sich ein ausgeglichenes Gemüt zu bewahren. Ich habe diese morgendliche Fahrt alles in allem etwa zehntausendmal gemacht, und ich genieße sie von Tag zu Tag mehr. Im Laufe der Jahre (unwichtig, aber interessant) bin ich zu einer Art lebender Uhr geworden. Ich kann jederzeit sagen, ob wir zwei, drei oder vier Minuten Verspätung haben, und ich brauche nicht aufzuschauen, um zu wissen, an welcher Station wir halten.

Was den Weg von der Cannon Street zu meinem Büro betrifft, so ist er weder zu lang noch zu kurz – ein gesunder kleiner Spaziergang inmitten eines Stromes von Menschen, die ebenso wie ich jeden Morgen in die Stadt fahren und mit zuverlässiger Pünktlichkeit ihrem Arbeitsplatz zustreben. Es gibt mir ein Gefühl der Sicherheit, mich in Gesellschaft so vieler ordentlicher, vertrauenswürdiger Menschen zu wissen, die einen festen Beruf haben und sich nicht in der Welt herumtreiben. Ihr Leben wird wie das meine von dem Minutenzeiger einer genaugehenden Uhr bestimmt, und in vielen Fällen kreuzen sich unsere Wege täglich zur gleichen Zeit und am gleichen Ort.

Wenn ich zum Beispiel in die St. Swithins’s Lane einbiege, kommt mir unweigerlich eine elegante Dame in mittleren Jahren entgegen, die einen silbernen Kneifer trägt und eine schwarze Aktentasche bei sich hat – eine erstklassige Buchhalterin, würde ich sagen, oder eine leitende Angestellte in der Textilindustrie. Überquere ich bei grünem Licht die Threadneedle Street, so treffe ich in neun von zehn Fällen einen Herrn, dessen Knopfloch jeden Tag mit einer anderen Blume geschmückt ist. Seine Hosen sind schwarz, seine Gamaschen grau, und er ist offensichtlich ein pünktlicher und äußerst gewissenhafter Mensch, ein Bankier vielleicht oder ein Anwalt wie ich selbst. Seit fünfundzwanzig Jahren eilen wir morgens aneinander vorbei, und wir haben des Öfteren einen flüchtigen Blick der Achtung und Anerkennung gewechselt.

Mindestens die Hälfte aller Gesichter, denen ich auf diesem kurzen Weg begegne, ist mir seit langem vertraut. Und es sind gute Gesichter, Gesichter, die mir liegen, Menschen, die mir liegen – solide, fleißige Geschäftsleute, ohne jene Unruhe und die glitzernden Augen, die man bei den sogenannten Intellektuellen sieht, bei diesen Typen, die die Welt auf den Kopf stellen wollen mit ihrer Labour-Regierung, ihrer sozialen Gesundheitsfürsorge und allem, was sonst noch dazugehört.

Sie sehen also, dass ich in jeder Beziehung ein zufriedener Mensch bin. Oder vielleicht sollte ich lieber sagen, dass ich ein zufriedener Mensch war. Zu der Zeit, da ich die kleine autobiographische Skizze schrieb, die Sie eben gelesen haben – sie war als Mahnung und Beispiel für die Angestellten meines Büros bestimmt –, gab ich völlig wahrheitsgetreu das wieder, was ich dachte und fühlte. Aber das liegt eine volle Woche zurück, und inzwischen ist etwas sehr Merkwürdiges geschehen. Es begann am letzten Dienstag, gerade an dem Morgen, als ich den Entwurf dieser Skizze in der Tasche trug, und alles traf der Zeit und den Umständen nach so genau zusammen, dass ich darin nur eine Fügung Gottes sehen kann. Ja, Gott hatte meinen kleinen Aufsatz gelesen und sich gesagt: «Dieser Perkins wird mir zu selbstgefällig. Es ist höchste Zeit, ihm eine Lektion zu erteilen.» Ich glaube aufrichtig, dass es so war.

Am letzten Dienstag also, dem Dienstag nach Ostern, einem warmen, sonnigen Frühlingsmorgen, trat ich, die Times unter dem Arm, meine Skizze in der Tasche, auf den Bahnsteig unserer kleinen Station und merkte sofort, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Ich fühlte geradezu die eigenartige kleine Protestwelle, die durch die Reihen meiner Mitreisenden lief.

Ich machte halt und sah mich um.

Der Fremde stand genau in der Mitte des Bahnsteigs, breitbeinig, die Arme über der Brust gekreuzt, als wäre er hier der Herr und Gebieter. Er war ein ziemlich großer, kräftiger Mann, der es fertigbrachte, sogar von hinten unerhört arrogant und geschniegelt zu wirken. Ganz entschieden gehörte er nicht zu uns. Er trug einen Spazierstock statt eines Regenschirms, seine Schuhe waren braun statt schwarz, der graue Hut saß ihm lächerlich schief auf dem Kopf, und irgendwie schien dieser Mensch zu viel Seide und Glanz an sich zu haben. Ich hatte keine Lust, ihn noch länger zu betrachten. Starr in die Luft blickend, ging ich an ihm vorbei und gab, wie ich von Herzen hoffe, der Atmosphäre, die bereits kühl war, einen Anflug von Frost.

Der Zug fuhr ein. Und nun stellen Sie sich, sofern Ihre Phantasie dazu ausreicht, mein Entsetzen vor, als der Neue mir ungeniert in mein Abteil folgte! Das hatte mir in den letzten fünfzehn Jahren niemand zu bieten gewagt. Mein Privileg wurde von jeher respektiert. Eines meiner speziellen kleinen Vergnügen besteht nämlich darin, das Abteil bis zur nächsten, manchmal sogar bis zur zweiten oder dritten Station für mich allein zu haben. Aber hier, bitte schön, flegelte sich dieser Kerl, dieser Fremde, auf dem Platz mir gegenüber, schnäuzte sich, raschelte mit der Daily Mail und zündete sich eine abscheuliche Pfeife an.

Ich senkte die Times ein wenig und musterte ihn verstohlen. Er mochte etwa in meinem Alter sein – so um dreiundsechzig herum –, aber er hatte eines dieser grässlich gut aussehenden braunen, von Wind und Wetter gegerbten Gesichter, die man heutzutage in allen Reklameanzeigen für Herrenhemden findet – Löwenjäger, Polospieler, Everest-Bezwinger, Urwaldforscher und Sportsegler in einer Person. Stahlgraue Augen, dunkle Brauen, kräftige weiße Zähne, die fest auf das Mundstück der Pfeife bissen. Ich misstraue allen gutaussehenden Männern. Die oberflächlichen Freuden dieser Welt sind ihnen zu leicht erreichbar, und sie treten auf, als verdankten sie ihr gutes Aussehen einzig und allein sich selbst. Wohlgemerkt, gegen hübsche Frauen habe ich gar nichts. Das ist etwas anderes. Aber bei einem Mann – nein, es tut mir leid, bei einem Mann finde ich so etwas geradezu anstößig. Nun, wie dem auch sei, der Kerl saß mir jedenfalls genau gegenüber, und ich musterte ihn über den Rand meiner Zeitung hinweg, als er plötzlich den Kopf hob und unsere Blicke sich trafen.

«Stört sie die Pfeife?», fragte er und hielt das Ding hoch. Das war alles, was er sagte. Aber der Klang seiner Stimme hatte eine ungeahnte und außerordentliche Wirkung auf mich. Tatsächlich, ich glaube, ich fuhr zusammen. Dann erstarrte ich gleichsam und sah ihn mindestens eine Minute an, bevor ich mich so weit in der Gewalt hatte, dass ich ihm antworten konnte.

«Dies ist ein Raucherabteil», sagte ich. «Tun Sie, was Ihnen beliebt.»

«Ich wollte mich nur vergewissern.»

Da war sie wieder, diese vertraute, eigenartig scharfe Stimme, die die Endsilben verschluckte und die Worte hart und schnell hervorspie wie ein Maschinengewehr, das Obstkerne verschießt. Woher kannte ich diese Stimme? Und wie kam es, dass jedes Wort einen winzigen empfindlichen Punkt weit hinten in meiner Erinnerung traf? Du meine Güte, dachte ich, nimm dich zusammen. Was ist denn das für ein Unsinn?

Der Fremde wandte sich wieder seiner Zeitung zu. Ich gab vor, das Gleiche zu tun. Mittlerweile war ich jedoch so aufgewühlt, dass ich mich nicht mehr zu konzentrieren vermochte. Ich beobachtete ihn also weiterhin verstohlen über den Rand der Leitartikelseite hinweg. Ja, er hatte ein unerträgliches Gesicht, gut aussehend, aber mit einem Stich ins Vulgäre, fast ins Laszive. Und dieser ekelhaft ölige Schimmer auf der Haut … Hatte ich dieses Gesicht wirklich schon einmal gesehen? Ich zweifelte jetzt kaum noch daran, denn ich brauchte es nur anzuschauen, um sofort ein seltsames Unbehagen zu empfinden, das ich nicht definieren konnte – ich wusste nur, dass es mit Schmerz, mit Gewalt, vielleicht sogar mit Furcht zu tun hatte.

Wir wechselten kein Wort mehr während der Fahrt, aber Sie dürfen mir glauben, dass mein gewohntes Gleichmaß durch diese Begegnung empfindlich gestört wurde. Der Tag war für mich verdorben. Mehr als einer meiner Angestellten bekam eine scharfe Antwort von mir, vor allem nach dem Mittagessen, als ich auch noch Schwierigkeiten mit meiner Verdauung hatte.

Am nächsten Morgen stand er wieder da, in der Mitte des Bahnsteigs, mit seinem Spazierstock, seiner Pfeife, seinem seidenen Schal und seinem widerlich gut aussehenden Gesicht. Ich ging an ihm vorbei und trat auf einen gewissen Mr. Grummitt zu, einen Börsenmakler, der schon seit achtundzwanzig Jahren mit mir fährt. Normalerweise hätte ich nie eine Unterhaltung mit ihm angefangen – wir sind alle ziemlich zurückhaltend –, aber eine solche Krise bricht eben das Eis.

«Grummitt», fragte ich leise, «wer ist dieser ordinäre Kerl?»

«Keine Ahnung», erwiderte Grummitt.

«Recht unsympathisch.»

«Sehr.»

«Hoffentlich fährt er nicht regelmäßig.»

«Um Himmels willen», sagte Grummitt. Dann lief der Zug ein.

Diesmal stieg der Mann zu meiner großen Erleichterung in ein anderes Abteil.

Aber am nächsten Morgen hatte ich ihn wieder bei mir.

«Hm», sagte er, als er es sich auf dem Platz mir gegenüber bequem gemacht hatte, «famoser Tag heute.» Und von neuem spürte ich voller Unbehagen, wie sich in meiner Erinnerung langsam etwas regte, stärker jetzt, dichter an der Oberfläche, wenn auch noch immer nicht ganz in meiner Reichweite.

Dann kam Freitag, der letzte Arbeitstag der Woche. Morgens regnete es, aber es war einer jener warmen, sprühenden Aprilschauer, die nur fünf, sechs Minuten dauern, und als ich auf den Bahnsteig kam, waren alle Regenschirme eingerollt, die Sonne schien, und große weiße Wolken trieben am Himmel. Trotzdem fühlte ich mich bedrückt. Für mich hatte die Fahrt zur Stadt ihren Reiz verloren. Ich wusste, dass der Fremde da sein würde. Und wirklich, dort stand er, breitbeinig, als wäre er unser aller Herr und Gebieter, und diesmal schwang er seinen Spazierstock lässig hin und her.

Der Stock! Das gab den Ausschlag! Ich blieb wie angewurzelt stehen.

«Es ist Foxley!», flüsterte ich. «Der rasende Foxley! Und er schwingt noch immer seinen Stock!»

Ich trat näher an ihn heran, um mir Gewissheit zu verschaffen. Glauben Sie mir, ich habe noch nie im Leben so einen Schock bekommen. Es war tatsächlich Foxley. Bruce Foxley – der rasende Foxley, wie wir ihn nannten. Das letzte Mal hatte ich ihn in der Schule gesehen, und ich war damals – lassen Sie mich überlegen – ja, ich war nicht älter als zwölf, dreizehn Jahre gewesen.

In diesem Augenblick kam der Zug, und so wahr ich lebe, er stieg wieder in mein Abteil. Er legte Hut und Stock ins Gepäcknetz, wandte sich dann um, nahm Platz und setzte seine Pfeife in Brand. Durch den Rauch hindurch sah er mich mit seinen kleinen, kalten Augen an und sagte: «Kolossaler Tag, was? Wie im Sommer.»

Zweifellos, das war Foxleys Stimme. Sie hatte sich überhaupt nicht verändert. Jedenfalls nicht im Klang – die Worte, die sie sprach, waren nicht die von früher.

«Na schön, Perkins», hatte diese Stimme damals etwa gesagt: «Na schön, du ungezogener Bursche. Dann werde ich dir also wieder mal ein paar überziehen.»

Wann war das gewesen? Es musste fast fünfzig Jahre her sein. Erstaunlich, dass sich auch seine Gesichtszüge kaum verändert hatten. Noch immer das arrogant vorspringende Kinn, die hochmütig geblähten Nasenflügel, die verächtlich blickenden Augen, die zu klein waren und etwas zu eng zusammenstanden; noch immer diese Art, den Kopf herausfordernd vorzuschieben und einen mit dem Blick in die Enge zu treiben; sogar an das Haar konnte ich mich erinnern – dicht, leicht gewellt, ölig schimmernd wie ein gut gemischter Salat. Er hatte immer eine Flasche mit grünem Haarwasser auf seiner Kommode stehen – wenn man in einem Zimmer Staub wischen muss, lernt man die Gegenstände darin allmählich kennen und hassen. Auf dem Etikett der Flasche prangten das königliche Wappen und der Name einer Firma in der Bond Street; darunter standen die kleingedruckten Worte: ‹Hoflieferant und Friseur Seiner Majestät König Edward VII. Dieser Satz hat sich mir eingeprägt, weil ich es immer so komisch fand, dass jemand damit prahlte, der Friseur eines Mannes zu sein, der zwar ein König, aber nichtsdestoweniger fast kahl war.

Und jetzt saß ich also Foxley gegenüber und beobachtete, wie er sich zurücklehnte und anfing, die Zeitung zu lesen. Es war ein seltsames Gefühl, nur einen Meter von diesem Mann entfernt zu sein, der mich vor fünfzig Jahren derart gequält hatte, dass ich mitunter dem Selbstmord nahe gewesen war. Mich hatte er nicht wiedererkannt, und wegen meines Schnurrbarts war das auch nicht zu befürchten. Ich fühlte mich völlig sicher. Nichts hinderte mich, ihn zu betrachten, so lange ich wollte.

Wenn ich zurückdenke, wird mir erst klar, wie entsetzlich ich in meinem ersten Schuljahr unter Foxley gelitten habe. Schuld daran war seltsamerweise mein Vater, natürlich ohne dass er es wusste.

Ich war zwölfeinhalb Jahre alt, als ich in diese traditionsreiche alte Public School kam. Das war – einen Moment bitte –, richtig, im Jahre 1907. Mein Vater, der einen seidenen Zylinder und einen Cutaway trug, brachte mich zum Bahnhof. Ich erinnere mich noch sehr gut: Wir standen zwischen Koffern und Kartons, inmitten einer – so schien es mir jedenfalls – tausendköpfigen Schar sehr großer, sehr lebhafter, sehr laut miteinander sprechender Jungen, als plötzlich jemand, der an uns vorbeiwollte, meinen Vater von hinten so heftig anstieß, dass er ihn fast zu Boden warf.

Mein Vater, ein kleiner, höflicher, würdiger Mann, drehte sich erstaunlich schnell um und packte den Schuldigen am Handgelenk.

«Bringt man euch in eurer Schule keine besseren Manieren bei, junger Mann?», fragte er.

Der Junge, der mindestens einen Kopf größer als mein Vater war, sah mit einem kalten Blick auf ihn herunter, lächelte arrogant und schwieg.

«Mir scheint», sagte mein Vater und erwiderte den Blick ebenso kalt, «dass eine Entschuldigung angebracht wäre.»

Aber der Junge stand nur da und sah mit diesem merkwürdigen arroganten Lächeln in den Mundwinkeln auf meinen Vater hinunter, während sein Kinn sich weiter und weiter vorschob.

«Du bist ein unverschämter und schlecht erzogener Bursche», fuhr mein Vater fort. «Ich kann nur hoffen und wünschen, dass du in deiner Schule eine Ausnahme bist. Ich lege nicht den geringsten Wert darauf, dass mein Sohn solche Manieren annimmt.»

Hier wandte der große Junge den Kopf in meine Richtung, und zwei kleine, kalte, ziemlich eng zusammenstehende Augen starrten auf mich herab. Ich ließ mich nicht einschüchtern; ich wusste damals noch nicht, welche Macht in Public Schools die älteren Schüler über die jüngeren haben. Um meinen Vater zu unterstützen, den ich liebte und achtete, hielt ich diesem Blick tapfer stand.

Mein Vater wollte noch etwas hinzufügen, aber der Junge drehte sich einfach um und schlenderte gemächlich den Bahnsteig entlang, bis er in der Menge verschwand.

Bruce Foxley vergaß diesen Zwischenfall nie. Es war natürlich mein besonderes Pech, dass ich – wie sich bei meiner Ankunft in der Schule herausstellte – zu demselben ‹Haus› gehörte wie er. Schlimmer noch, ich war in seiner Gruppe. Er absolvierte sein letztes Jahr, und er war Vertrauensmann – Präfekt, wie das bei uns hieß. In dieser Eigenschaft war er offiziell berechtigt, jeden Schüler der unteren Klassen zu verprügeln. Und da ich in seiner Gruppe war, wurde ich automatisch sein persönlicher Sklave. Als Foxleys Kammerdiener, Koch, Dienstmädchen und Laufbursche war es meine Pflicht, darauf zu achten, dass er keinen Finger krumm machte, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Ich kenne keine Gesellschaftsordnung, in der ein Diener so ausgebeutet wird, wie wir unglücklichen ‹Füchse› von den Präfekten der Schule ausgebeutet wurden. Im Winter musste ich mich sogar jeden Morgen auf die Toilette hocken – sie befand sich in einem ungeheizten Bretterverschlag –, um den Sitz anzuwärmen, bis Foxley kam.

Ich erinnere mich noch genau an seine schlaksige, lässig elegante Art, durch ein Zimmer zu schlendern. Wenn ihm ein Stuhl im Wege war, stieß er ihn um und überließ es mir, ihn aufzuheben. Er trug seidene Hemden und hatte immer ein seidenes Taschentuch im Ärmelaufschlag stecken. Seine Schuhe wurden von einem Mann namens Lobb angefertigt, der ebenfalls den Titel Hoflieferant führte. Es waren spitze Schuhe, und ich musste das Leder jeden Tag fünfzehn Minuten lang mit einem Knochen polieren.

Aber die schlimmsten Erinnerungen sind mit dem Umkleideraum verbunden.

Wie oft habe ich, ein schmaler, blasser Knirps, in Pyjama, braunem Kamelhaarmorgenrock und Pantoffeln an der Tür dieses riesigen Raumes gestanden. Eine helle elektrische Birne hing an einer Schnur von der Decke herab. Auf die Garderobenhaken an den Wänden waren schwarze und gelbe Fußballhemden gestülpt, denen ein durchdringender Schweißgeruch entströmte. Und die Stimme, diese scharfe, Endsilben verschluckende, Obstkerne spuckende Stimme sagte: «Na, wie viele sollen es diesmal sein? Sechs im Morgenrock oder vier ohne?»

Ich konnte mich nie überwinden, diese Frage zu beantworten. Ich stand nur da und starrte auf die schmutzigen Dielen, schwindlig vor Furcht, unfähig, an etwas anderes zu denken als daran, dass dieser große Junge gleich anfangen würde, mich mit seinem langen, dünnen weißen Stock methodisch geschickt und mit offensichtlichem Vergnügen zu schlagen, bis ich blutete. Vor fünf Stunden hatte ich mich erfolglos bemüht, das Kaminfeuer in seinem Arbeitszimmer in Gang zu bringen. Ich hatte mein Taschengeld für eine Schachtel Spezialfeueranzünder ausgegeben, ich hatte die Kohlen mit einer Zeitung gefächelt, ich hatte auf den Knien gelegen und aus Leibeskräften geblasen – alles vergebens.

«Wenn du störrischer Bursche nicht antworten willst», sagte die Stimme, «dann muss ich eben für dich entscheiden.»

Ich brachte kein Wort heraus. Und dabei hätte ich so gern geantwortet, weil ich genau wusste, was ich zu wählen hatte. Es ist das Erste, was ein neuer Schüler lernt. Immer den Morgenrock anbehalten und die Extraschläge in Kauf nehmen. Sonst gibt es mit ziemlicher Sicherheit blutige Striemen. Selbst drei mit Morgenrock sind besser als einer ohne.

«Zieh dich aus, geh in die Ecke und bück dich, bis deine Hände die Zehen berühren. Ich werde dir vier geben.»

Langsam zog ich den Morgenrock aus und legte ihn auf den Stiefelschrank. Langsam ging ich in die Ecke, frierend und ungeschützt in meinem Baumwollpyjama. Ich trat leise auf, und alles um mich herum war plötzlich hell und flach und weit entfernt wie das Bild einer Laterna magica, sehr groß, sehr unwirklich und wegen des Wassers in meinen Augen sehr verschwommen.

«Los, bück dich. Tiefer – viel tiefer.»

Nun ging er zum anderen Ende des Umkleideraums, und ich beobachtete ihn durch meine Beine hindurch, bis er die Tür erreicht hatte, die über zwei Stufen in den sogenannten Waschflur führte, einen fliesenbelegten Korridor, an dessen einer Wand Waschbecken angebracht waren. Dahinter befand sich das Badezimmer. Ich konnte Foxley jetzt nicht mehr sehen, aber ich wusste, dass er den Waschflur entlang bis zum Badezimmer ging. Das tat er immer. Dann hörte ich ein fernes, aber laut zwischen den Becken und Röhren widerhallendes Geräusch: Seine Schuhe schlugen auf den Steinfußboden auf, als er zu laufen begann. Durch meine Beine hindurch sah ich, wie er die beiden Stufen zum Umkleideraum hinaufsprang und mit vorgestrecktem Kopf, den Stock hoch erhoben, auf mich zugerast kam. Das war der Moment, in dem ich die Augen schloss, auf den Hieb wartete und mir befahl, mich um alles in der Welt nicht aufzurichten.

Jeder, der schon einmal richtige Prügel bezogen hat, wird Ihnen bestätigen, dass man den Schmerz erst acht bis zehn Sekunden nach dem Schlag fühlt. Den Schlag selbst empfindet man nur als einen derben Stoß gegen das Gesäß, der einen völlig benommen macht. (Ich habe gehört, bei einer Schussverletzung sei es genauso.) Aber später, mein Gott, später ist es, als hätte einem jemand einen glühenden Feuerhaken auf das nackte Gesäß gelegt, und ob man will oder nicht, man muss einfach nach hinten greifen und versuchen, den Schmerz mit den Händen zu dämpfen.

Foxley wusste um diese Verzögerung, und der langsame Rückweg zur Tür des Badezimmers – eine Entfernung von etwa fünfzehn Metern – gab jedem Schlag viel Zeit, den Höhepunkt des Schmerzes zu erreichen, bevor der nächste fiel.

Beim vierten Schlag richtete ich mich unweigerlich auf. Ich konnte nicht anders. Es war die automatische Abwehrreaktion eines Körpers, der nicht fähig ist, mehr zu ertragen, als man ihm bereits zugemutet hat.

«Du hast gezuckt», sagte Foxley. «Der letzte zählt nicht. Los – bück dich.»

Diesmal war ich vorsichtig genug, meine Fußknöchel zu umklammern.

Danach pflegte er mich zu beobachten, wenn ich – sehr steif jetzt und mir die Rückseite reibend – zum Stiefelschrank ging, um meinen Morgenrock anzuziehen. Ich versuchte immer, den Kopf so zu halten, dass er mein Gesicht nicht sah. Und beim Hinausgehen hörte ich jedes Mal sein: «He, du! Komm zurück!»

Ich blieb dann stehen, drehte mich um und wartete.

«Komm her. Na los, komm schon. Hast du nicht etwas vergessen?»

Alles, woran ich in diesem Augenblick denken konnte, war der schreckliche Schmerz im Gesäß.

«Du bist ein unverschämter und schlecht erzogener Bursche.» Er ahmte die Stimme meines Vaters nach. «Bringt man euch in eurer Schule keine besseren Manieren bei?»

«Danke … schön», stammelte ich. «Danke … schön … für die Schläge.»

Und dann schlich ich über die dunklen Treppen zum Schlafsaal, wo mir viel besser wurde, weil jetzt alles vorbei war und der Schmerz nachließ. Die anderen standen um mich herum. Sie behandelten mich mit einem gewissen rauen Mitgefühl, denn ihnen war ja oft genug das Gleiche widerfahren.

«He, Perkins, lass mal sehen.»

«Wie viele hast du bekommen?»

«Fünf, nicht wahr? Wir haben’s von hier deutlich gehört.»

«Na los, Mann, zeig mal die Striemen.»

Ich streifte meine Pyjamahose herunter, damit die Fachleute den Schaden gewissenhaft begutachten konnten.

«Ziemlich weit auseinander, finde ich. Habe schon Besseres von Foxley gesehen.»

«Hier, die beiden sind ganz dicht zusammen. Berühren sich fast. Donnerwetter, das sind zwei Prachtstücke.»

«Der hier unten ist miserabel gezielt.»

«Ist er bis zum Ende des Waschflurs gegangen, um seinen Anlauf zu nehmen?»

«Du hast einen extra bekommen, weil du gezuckt hast, nicht wahr?»

«Weiß der Teufel, der alte Foxley hat wirklich einen Pik auf dich, Perkins.»

«Es blutet ein bisschen. Wasch dich lieber, hörst du?»

Da ging die Tür auf, und Foxley erschien. Alle stoben auseinander, und jeder tat so, als sei er mit Zähneputzen beschäftigt oder spreche sein Gebet, während ich mit heruntergelassener Hose allein in der Mitte des Schlafsaals stand.

«Was ist denn hier los?», fragte Foxley und prüfte mit einem raschen Blick das Werk seiner Hände. «He, Perkins! Zieh dir gefälligst die Hose hoch und mach, dass du ins Bett kommst.»

Und das war das Ende des Tages.

In der Woche hatte ich nie Zeit für mich selbst. Foxley brauchte nur zu sehen, dass ich im Arbeitszimmer nach einem Roman griff oder mein Briefmarkenalbum aufschlug, und schon gab er mir irgendetwas zu tun. Einer seiner Lieblingsaufträge für mich, besonders wenn es draußen regnete, war dieser: «Ach, Perkins, ich glaube, ein paar wilde Schwertlilien würden sich auf meinem Schreibtisch ganz gut ausnehmen, meinst du nicht auch?»

Wilde Lilien wuchsen nur an den Teichen, den Orange Ponds. Um dorthin zu gelangen, musste man drei Kilometer auf der Landstraße und dann einen Kilometer querfeldein gehen. Ich zog den Regenmantel an, setzte den Strohhut auf, nahm meinen Regenschirm und brach zu dieser langen, einsamen Wanderung auf. Laut Vorschrift hatten wir im Freien stets einen Strohhut zu tragen. Stroh verträgt aber bekanntlich keinen Regen, folglich musste zum Schutz des Hutes der Schirm mitgenommen werden. Andererseits kann man sich keinen Schirm über den Kopf halten, wenn man auf dem Waldboden herumkriecht und Lilien sucht. Um den Hut zu schonen, legte ich ihn also am Ufer des Teichs unter den Regenschirm, bis ich die Blumen gepflückt hatte. Auf diese Weise erkältete ich mich sehr oft.

Aber der schrecklichste Tag war der Sonntag. Am Sonntag musste das Arbeitszimmer sauber gemacht werden. Wie gut erinnere ich mich an diese angsterfüllten Morgenstunden, an das wahnwitzige Staubwischen und Scheuern und dann das Warten auf Foxleys Inspektion.

«Fertig?», fragte er, wenn er kam.

«Ich … ich glaube, ja.»

Er schlenderte zu seinem Schreibtisch hinüber, holte einen weißen Handschuh aus der Schublade, zog ihn langsam über die rechte Hand und strich dabei jeden Finger einzeln glatt. Ich stand da und sah zitternd zu, wie er durch den Raum ging und mit dem weiß behandschuhten Zeigefinger über Bilderrahmen, Wandleisten, Regale, Fensterbretter und Lampenschirme fuhr. Ich konnte die Augen nicht von diesem Finger abwenden. Für mich war er ein Werkzeug des Schicksals. Fast immer gelang es ihm, irgendeinen winzigen Spalt zu entdecken, den ich übersehen oder an den ich vielleicht gar nicht gedacht hatte. Dann pflegte Foxley sich ohne jede Hast umzudrehen und jenes gefährliche kleine Lächeln zu lächeln, das keines war. Er hielt den weißen Finger hoch, damit ich die dünne Staubschicht sehen konnte, die darauf lag.

«Hm», sagte er dann. «Du bist also ein kleiner Faulpelz. Stimmt’s?»

Keine Antwort.

«Nun?»

«Ich war sicher, dass ich überall Staub gewischt hätte.»

«Bist du ein ungezogener kleiner Faulpelz, Ja oder nein?»

«J-ja.»

«Aber deinem Vater wäre es gewiss nicht recht, wenn wir dich so aufwachsen ließen. Dein Vater legt großen Wert auf gute Manieren, nicht wahr?»

Keine Antwort.

«Ich habe dich gefragt, ob dein Vater Wert auf gute Manieren legt.»

«Das … das kann schon sein.»

«Ich tue ihm also einen Gefallen, wenn ich dich bestrafe, nicht wahr?»

«Ich weiß nicht.»

«Ja oder nein?»

«J-ja.»

«Gut, dann treffen wir uns nach der Andacht im Umkleideraum.»

Der Rest des Tages verging in quälendem Warten.

Mein Gott, wie die Erinnerungen eine nach der anderen lebendig werden … Der Sonntag war auch der Tag, an dem wir nach Hause schreiben mussten. «Liebe Mami und lieber Papa! Vielen Dank für Euren Brief. Ich hoffe, es geht Euch beiden gut. Mir geht es gut, ich habe mich nur im Regen erkältet, aber das wird bald vorüber sein. Gestern haben wir gegen Shrewsbury gespielt und 4 : 2 gewonnen. Ich habe zugeschaut. Foxley, der in unserem Haus Präfekt ist, hat eines von unseren Toren geschossen. Vielen Dank für den Kuchen. Herzliche Grüße, Euer William.»

Meist ging ich auf die Toilette, um meinen Brief zu schreiben, oder in die Stiefelkammer oder ins Badezimmer – irgendwohin, wo Foxley nicht war. Aber ich durfte darüber die Zeit nicht vergessen. Um halb fünf wurde Tee getrunken, und dann verlangte Foxley seinen Toast. Jeden Tag musste ich für ihn Toast machen. In der Woche wurden die Arbeitszimmer nicht geheizt, und dann drängten sich alle Schüler, die Toast für ihren Präfekten zu machen hatten, um das kleine Feuer in der Bibliothek, sodass es immer Kämpfe um einen einigermaßen günstigen Platz gab. Überdies musste ich darauf achten, dass Foxleys Toast erstens sehr kross, zweitens nicht angebrannt, drittens heiß und viertens rechtzeitig fertig war. Wurde eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, so war das ein ‹strafwürdiges Vergehen›.

«He, du! Was soll das hier sein?»

«Es ist Toast.»

«Entspricht das tatsächlich deiner Vorstellung von Toast?»

«Ich … ich …»

«Du bist zu faul, ihn richtig zu machen, was?»

«Ich habe mir wirklich Mühe gegeben.»

«Weißt du, was einem faulen Pferd passiert, Perkins?»

«Nein.»

«Bist du ein Pferd?»

«Nein.»

«Na, jedenfalls bist du ein Esel – ha, ha. Kommt ungefähr auf eins heraus. Wir sprechen uns heute Abend.»

Ach, die Qual dieser Tage! Foxleys Toast anbrennen zu lassen war ein ‹strafwürdiges Vergehen›. Ebenso, zu vergessen, dass Foxleys Fußballstiefel geputzt werden mussten. Ebenso, Foxleys Fußballdress nicht aufzuhängen. Ebenso, Foxleys Regenschirm falsch herum einzurollen. Ebenso, die Tür ins Schloss zu werfen, wenn Foxley arbeitete. Ebenso, Foxleys Badewasser zu heiß einlaufen zu lassen. Ebenso, die Knöpfe auf Foxleys O. T. C.-Uniform nicht richtig blank zu reiben oder etwas von der blauen Metallpolitur auf den Stoff der Uniform zu schmieren. Ebenso, die Sohlen von Foxleys Schuhen nicht zu putzen. Ebenso, in Foxleys Arbeitszimmer auch nur die geringste Unordnung zu dulden. Wirklich, soweit es Foxley betraf, war ich selbst ein strafwürdiges Vergehen.

Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Du meine Güte, ich musste eine ganze Weile vor mich hin geträumt haben. Noch nicht einmal meine Times hatte ich geöffnet. Foxley saß zurückgelehnt mir gegenüber und las die Daily Mail. Durch eine blaue Rauchwolke aus seiner Pfeife sah ich über der Zeitung die obere Hälfte seines Gesichts mit den kleinen hellen Augen, der gerunzelten Stirn und dem welligen, leicht öligen Haar.

Es war ein merkwürdiges, ein aufregendes Erlebnis, ihn nach all den Jahren wiederzusehen. Ich wusste, dass er mir nicht mehr gefährlich werden konnte, aber die alten Erinnerungen machten mir trotzdem zu schaffen, und ich fühlte mich keineswegs behaglich in seiner Gegenwart. Mir war zumute, als hätte man mich mit einem zahmen Tiger zusammen in einen Käfig gesperrt.

Was ist denn das für ein Unsinn?, fragte ich mich. Sei nicht so blöd. Du lieber Himmel, wenn du wolltest, könntest du ihm rundheraus sagen, was du von ihm hältst, und er hätte keine Möglichkeit, seine Wut an dir auszulassen. Halt – das war eine Idee!

Nur … nun ja … lohnte es sich überhaupt? Für so etwas war ich wohl doch schon zu alt. Ich wusste nicht einmal genau, ob ich wirklich noch wütend auf ihn war.

Was sollte ich also tun? Schließlich konnte ich nicht einfach dasitzen und ihn wie ein Idiot anstarren.

In diesem Augenblick kam mir eine kleine boshafte Idee. Am liebsten, schoss es mir durch den Kopf, am liebsten würde ich mich jetzt vorbeugen, ihm leicht auf das Knie klopfen, ihm sagen, wer ich bin, und dabei sein Gesicht beobachten. Und dann anfangen, über die gemeinsame Schulzeit zu sprechen – laut genug, dass die anderen Leute im Wagen es hören können. Ihn scherzhaft an einige Sachen erinnern, die er mir angetan hat. Vielleicht sogar die Prügelszenen im Umkleideraum schildern, um ihn etwas in Verlegenheit zu bringen. Ein bisschen Ärger und Unbehagen würde ihm gar nichts schaden. Und für mich wäre es eine Genugtuung.

Plötzlich hob er den Kopf und ertappte mich dabei, dass ich ihn anstarrte. Es war bereits das zweite Mal, und ich bemerkte ein gereiztes Aufleuchten in seinen Augen.

Nun gut, dachte ich. Also los. Aber sprich freundlich, ungezwungen, höflich. Das ist viel wirkungsvoller und für ihn bedeutend peinlicher.

Ich lächelte ihn also an, nickte ihm verbindlich zu und sagte mit lauter Stimme: «Gestatten Sie bitte, dass ich mich vorstelle.» Ich beugte mich vor und sah ihn aufmerksam an, weil ich mir seine Reaktion nicht entgehen lassen wollte. «Mein Name ist Perkins – William Perkins. Ich war neunzehnhundertsieben in Repton.»

Die anderen im Wagen saßen sehr still. Ich spürte förmlich, dass sie die Ohren spitzten und der Dinge harrten, die da kommen sollten.

«Freut mich, Sie kennenzulernen», erwiderte er und ließ die Zeitung sinken. «Ich heiße Fortescue – Jocelyn Fortescue. Eton, neunzehnhundertsechzehn.»

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