Wir waren unser sechs beim Dinner an jenem Abend im Hause meines Freundes Mike Schofield in London: Mike, seine Frau und seine Tochter, meine Frau und ich sowie ein gewisser Richard Pratt.
Richard Pratt, ein berühmter Gourmet, war Vorsitzender eines kleinen Vereins, genannt ‹die Epikureer›. Jeden Monat verschickte er privat an die Mitglieder eine Broschüre über Speisen und Weine, und er organisierte auch Festessen, bei denen erlesene Gerichte und seltene Weine serviert wurden. Um sich seinen Geschmackssinn voll und ganz zu bewahren, rauchte er nicht, und wenn er über Weine sprach, hatte er eine seltsame, fast verschrobene Art, jeden einzelnen wie ein lebendes Wesen zu charakterisieren.
«Ein intelligenter Wein», sagte er etwa, «ein wenig schüchtern und zurückhaltend, aber sehr intelligent.» Oder: «Ein gefälliger Wein, freundlich und heiter – ein bisschen frivol vielleicht, aber dennoch gefällig.»
Mike hatte mich schon zweimal mit Pratt zusammen eingeladen, und in beiden Fällen hatten die Schofields weder Mühe noch Kosten gescheut, um dem berühmten Gourmet ein exquisites Menü vorzusetzen. Und diesmal wollten sie sich offenbar selbst übertreffen. Als wir das Speisezimmer betraten, sah ich sofort, dass der Tisch für ein Festmahl gedeckt war. Die schlanken Kerzen, die gelben Rosen, das viele glänzende Silber, die drei Weingläser für jede Person und dazu der leichte Bratengeruch aus der Küche – das alles ließ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Wir setzten uns, und plötzlich erinnerte ich mich, dass Mike bei jedem der vorangegangenen Besuche gefragt hatte, ob Richard Pratt sich zutraue, das Wachstum und den Jahrgang des französischen Rotweins zu bestimmen. Als Pratt erwiderte, dass dies nicht allzu schwierig sein dürfte, sofern es sich um einen der großen Jahrgänge handelte, hatte Mike Zweifel geäußert und ihm eine Wette angeboten. Pratt war auf den Vorschlag eingegangen und hatte beide Male eine Kiste des betreffenden Weines gewonnen.
Ich war sicher, dass sich das kleine Spiel an diesem Abend wiederholen würde, denn Mike nahm gern eine verlorene Wette in Kauf, wenn er dadurch beweisen konnte, dass sein Wein gut genug war, erkannt zu werden. Und was Pratt betraf, so fand er ein großes, nur schlecht verhehltes Vergnügen daran, seine Kennerschaft zur Schau zu stellen.
Der erste Gang wurde aufgetragen: Sehr kross in Butter gebratene Sprotten. Dazu gab es einen Mosel. Mike erhob sich und füllte eigenhändig die Gläser. Als er sich wieder setzte, fiel mir auf, dass er Richard Pratt beobachtete. Er hatte die Flasche vor mich hingestellt, sodass ich das Etikett lesen konnte.
‹Geierslay Ohligsberg, 1945› stand darauf. Er beugte sich vor und flüsterte mir zu, dass Geierslay ein kleines Dorf an der Mosel sei, außerhalb Deutschlands nahezu unbekannt. Bei diesem Wein, fügte er hinzu, handle es sich um eine Rarität, denn die Produktion des Weinguts sei so gering, dass ein Fremder kaum hoffen dürfe, etwas davon zu bekommen. Er selbst habe Geierslay im vorigen Sommer besucht, und es sei ihm unter großen Schwierigkeiten gelungen, ein paar Dutzend Flaschen zu erstehen.
«Ich bezweifle, dass außer mir jemand in England diesen Wein hat», sagte er mit einem Blick auf Richard Pratt. «Das Gute am Mosel ist», fuhr er mit erhobener Stimme fort, «dass er sich glänzend dazu eignet, vor dem Rotwein getrunken zu werden. Viele Leute servieren stattdessen Rheinwein, aber nur, weil sie es nicht besser wissen. Ein Rheinwein erdrückt einen delikaten Rotwein, ist Ihnen das bekannt? Es ist barbarisch, Rheinwein vor Rotwein zu servieren. Aber ein Mosel – ah! – ein Mosel ist genau das Richtige.»
Mike Schofield, ein liebenswürdiger Mann in mittleren Jahren, war Börsenmakler. Zwischenhändler an der Börse, um genau zu sein. Und er schien, wie viele Menschen seiner Art, Unbehagen, wenn nicht gar Scham zu empfinden, weil er so viel Geld in einem Beruf verdient hatte, der so wenig Bildung erforderte. Im Grunde seines Herzens wusste er, dass er in Wirklichkeit nicht viel mehr als ein Buchmacher war – ein würdevoller, unendlich ehrbarer, insgeheim jedoch skrupelloser Buchmacher –, und er wusste, dass seine Freunde es auch wussten. So war er jetzt bestrebt, ein Mann von Kultur zu werden, sich auf literarischem und ästhetischem Gebiet zu vervollkommnen, Gemälde zu sammeln, Schallplatten, Bücher und alles, was sonst noch dazugehört. Sein kleiner Sermon über Rhein- und Moselweine war ein Teil dieser Bildung, dieser Kultur, nach der er strebte.
«Ein köstliches Weinchen, nicht wahr?», fragte er mich, beobachtete aber nach wie vor Richard Pratt. Ich stellte fest, dass er ihm jedes Mal, wenn er den Kopf senkte, um einen Bissen Fisch in den Mund zu schieben, einen raschen, verstohlenen Blick zuwarf. Ich konnte fast fühlen, wie er auf den Moment wartete, da Pratt den ersten Schluck trinken und mit einem erfreuten, erstaunten, vielleicht sogar verblüfften Lächeln von seinem Glas aufsehen würde. Und dann musste sich ja eine Diskussion entwickeln, die Mike Gelegenheit gab, über das Dorf Geierslay zu berichten.
Aber Richard Pratt rührte den Wein nicht an. Seine Aufmerksamkeit war voll und ganz von Mikes achtzehnjähriger Tochter Louise in Anspruch genommen. Er hatte sich ihr halb zugewandt, lächelte sie an und erzählte ihr irgendeine Geschichte von einem Küchenchef in einem Pariser Restaurant. Beim Sprechen beugte er sich immer weiter vor, schien in seinem Eifer beinahe mit ihr zusammenzustoßen, und die arme Louise lehnte sich zurück, so weit sie nur konnte, nickte höflich, wenn auch recht verzweifelt, und wich Pratts Blick aus, indem sie starr auf den obersten Knopf seines Smokings sah.
Wir waren fertig mit dem Fisch, und das Dienstmädchen ging von einem zum anderen, um die Teller abzuräumen. Als sie zu Pratt kam, bemerkte sie, dass er noch nichts gegessen hatte, und blieb unschlüssig stehen. Pratt hob den Kopf, winkte sie fort und begann hastig zu essen. Mit flinken, ruckartigen Bewegungen schaufelte er sich die kleinen, knusprig braunen Fische in den Mund, griff dann nach seinem Glas, leerte es mit zwei raschen Schlucken und wandte sich sogleich Louise Schofield zu, um das unterbrochene Gespräch wiederaufzunehmen.
Mike hatte alles gesehen. Ich erinnere mich, dass er sehr ruhig und beherrscht dasaß, die Augen auf seinen Gast gerichtet. Sein rundes, freundliches Gesicht schien leicht zu erschlaffen, aber er hielt sich zurück und sagte kein Wort.
Bald darauf brachte das Dienstmädchen den zweiten Gang, einen großen Rinderbraten. Sie stellte ihn vor Mike auf den Tisch, und er stand auf, um ihn zu tranchieren. Er schnitt die Scheiben sehr dünn und hob sie behutsam auf die Teller, die das Mädchen ihm reichte. Als alle – auch er selbst – versorgt waren, legte er das Tranchiermesser hin, stützte die Hände auf die Tischkante und beugte sich ein wenig vor.
«So», sagte er zu uns allen, blickte dabei aber nur Richard Pratt an, «und nun der Rotwein. Ich muss ihn erst holen, also entschuldigen Sie mich einen Moment.»
«Holen, Mike?», fragte ich. «Wo ist er denn?»
«In meinem Arbeitszimmer, mit aufgezogenem Korken – damit er atmen kann.»
«Warum im Arbeitszimmer?»
«Wegen der Zimmertemperatur natürlich. Er steht schon seit vierundzwanzig Stunden dort.»
«Aber warum gerade im Arbeitszimmer?»
«Weil das der beste Platz im Haus ist. Richard hat mir bei seinem letzten Besuch dazu geraten.»
Als Pratt seinen Namen hörte, wandte er sich um.
«Das stimmt doch, nicht wahr?», fragte Mike.
«Ja», antwortete Pratt und nickte ernst mit dem Kopf. «Das stimmt.»
«Auf dem grünen Karteikasten in meinem Arbeitszimmer», sagte Mike. «Das ist die Stelle, die wir ausgesucht haben. Ein zugfreies Plätzchen in einem Raum mit gleichmäßiger Temperatur: Einen Augenblick bitte, ich bin gleich wieder da.»
Der Gedanke, dass er noch einen Wein auszuspielen hatte, belebte ihn sichtlich, und er eilte beschwingten Fußes hinaus. Eine Minute später kehrte er zurück. Er ging jetzt bedeutend langsamer und trug vorsichtig einen Weinkorb, in dem eine dunkle Flasche lag. Das Etikett war nach unten gekehrt, also nicht sichtbar. «Nun», rief er, als er sich dem Tisch näherte, «wie steht’s mit diesem hier, Richard? Den werden Sie nie erraten!»
Richard Pratt drehte sich ohne Hast um, schaute zu Mike auf und ließ dann den Blick zu der Flasche in dem kleinen Weidenkorb hinunterwandern. Er hob die Augenbrauen, bis sie einen hochmütigen Bogen bildeten, und schob die Unterlippe vor. Unglaublich anmaßend und hässlich sah er auf einmal aus.
«Sie kommen nie dahinter», beteuerte Mike. «Nicht in hundert Jahren.»
«Ein französischer Rotwein?», fragte Pratt herablassend.
«Selbstverständlich.»
«Von einem der kleineren Weingüter?»
«Vielleicht, Richard. Vielleicht auch nicht.»
«Aber es ist ein guter Jahrgang? Einer der großen Jahrgänge?»
«Ja, dafür garantiere ich.»
«Dann dürfte es nicht allzu schwierig sein», meinte Richard Pratt. Er sprach in einem näselnden Ton, und seine Miene drückte äußerste Langeweile aus. Auf mich machten die affektierte Redeweise und die überbetonte Gleichgültigkeit einen eigenartigen Eindruck, umso mehr als zwischen seinen Augen ein Schatten von Bosheit lag und seine Haltung gespannte Aufmerksamkeit verriet. Ich spürte ein leichtes Unbehagen, als ich ihn beobachtete.
«Der hier ist wirklich schwer zu erraten», versicherte Mike. «Ich will Sie nicht drängen, darauf eine Wette abzuschließen.»
«So. Und warum nicht?» Wieder das langsame Heben der Brauen, der kühle, gespannte Blick.
«Weil es zu schwer ist.»
«Na, hören Sie, das ist nicht gerade ein Kompliment für mich.»
«Mein Lieber», sagte Mike, «wenn Sie Wert darauf legen, können wir natürlich gern wetten.»
«Es dürfte nicht allzu schwierig sein, ihn zu bestimmen.»
«Sie meinen, Sie wollen wetten?»
«Aber ja, ich bin durchaus dazu bereit», antwortete Richard Pratt.
«Gut, dann also um das Übliche. Eine Kiste des betreffenden Weines.»
«Sie glauben wohl nicht, dass ich ihn bestimmen kann, wie?»
«Offengestanden und mit allem Respekt gesagt, nein.» Mike war nach wie vor bemüht, höflich zu bleiben, während der andere kaum verbarg, wie sehr das alles ihn langweilte. Und doch schien Pratts nächste Frage von einem gewissen Interesse zu zeugen.
«Wollen wir den Einsatz erhöhen?»
«Nein, Richard. Eine Kiste ist genug.»
«Würden Sie um fünfzig Kisten wetten?»
«Das wäre töricht.»
Mike stand kerzengerade hinter seinem Stuhl am Kopfende des Tisches und hielt vorsichtig die Flasche in ihrem albernen Flechtkorb. Eine Spur von Blässe lag jetzt um seine Nasenflügel, und die Lippen waren fest zusammengepresst.
Pratt lehnte sich lässig zurück und blickte zu ihm auf, die Brauen gewölbt, die Lider halb geschlossen, ein kleines Lächeln in den Mundwinkeln. Und wieder sah ich oder glaubte zu sehen, wie etwas ausgesprochen Beunruhigendes in seinem Gesicht aufflackerte – bösartige, gespannte Aufmerksamkeit zwischen den Augen, und in den Augen selbst, genau im Zentrum, im Schwarz der Pupille, ein lauerndes Fünkchen Verschlagenheit.
«Sie wollen also den Einsatz nicht erhöhen?»
«Was mich betrifft, alter Junge, mir ist es völlig egal», erklärte Mike. «Ich wette mit Ihnen um alles, was Sie wollen, um alles!»
Die drei Frauen und ich saßen schweigend da und beobachteten die beiden Männer. Mrs. Schofield wurde ärgerlich; ihr Mund bekam etwas Verkniffenes, und ich hatte den Eindruck, sie werde im nächsten Augenblick dazwischenfahren. Die Bratenscheiben lagen vor uns auf den Tellern und dampften leicht.
«Sie wetten wirklich um alles, was ich will?»
«Ich sagte es bereits. Wenn Sie das Risiko nicht scheuen – ich wette so hoch, wie es Ihnen beliebt.»
«Selbst um zehntausend Pfund?»
«Natürlich. Alles, was Sie wünschen.» Mikes Stimme klang jetzt sehr zuversichtlich. Er wusste genau, dass er jede Summe halten konnte, die Pratt ihm vorschlug.
«Sie sagen also, ich darf den Einsatz bestimmen?», vergewisserte sich Pratt noch einmal.
«Das habe ich gesagt.»
Eine Pause trat ein. Pratt blickte langsam in die Runde, erst auf mich, dann nacheinander auf die drei Frauen. Er schien uns daran erinnern zu wollen, dass wir Zeugen des Angebots waren.
«Mike!», mahnte Mrs. Schofield. «Mike, lass uns endlich mit diesem Unsinn aufhören und unseren Braten essen. Er wird ganz kalt.»
«Das ist kein Unsinn», sagte Pratt ruhig. «Wir schließen eine kleine Wette ab.»
Ich bemerkte, dass das Dienstmädchen mit einer Schüssel Gemüse im Hintergrund stand und offensichtlich nicht wusste, ob weiterserviert werden sollte oder nicht.
«Nun gut», meinte Pratt, «dann werde ich also den Einsatz nennen.»
«Legen Sie los», erwiderte Mike unbekümmert. «Mir ist es schnurzegal, worum wir wetten – Sie sind dran.»
Pratt nickte, und abermals spielte das kleine Lächeln um seine Mundwinkel. Ohne Mike aus den Augen zu lassen, sagte er langsam: «Ich wette mit Ihnen um die Hand Ihrer Tochter.»
Louise Schofield fuhr auf. «Halt!», rief sie. «Nein! Das ist nicht sehr witzig! Hör mal, Daddy, das ist überhaupt nicht witzig.»
«Beruhige dich, Kind», sagte ihre Mutter. «Sie scherzen ja nur.»
«Ich scherze nicht», erklärte Richard Pratt.
«Das ist lächerlich.» Mike konnte nicht verbergen, dass er einigermaßen fassungslos war.
«Sie sagten doch, Sie würden um alles wetten, was ich wollte.»
«Ich meinte Geld.»
«Gesagt haben Sie’s nicht.»
«Aber gemeint.»
«Dann ist es schade, dass Sie sich nicht deutlicher ausgedrückt haben. Nun, wie dem auch sei, wenn Sie von Ihrem Angebot zurücktreten möchten, soll es mir recht sein.»
«Hier geht’s gar nicht darum, ob ich von meinem Angebot zurücktreten möchte, alter Junge. Die Wette lässt sich ohnehin nicht durchführen, da Sie keinen gleichwertigen Einsatz zu bieten haben. Woher wollen Sie denn die Tochter nehmen, die Sie mir geben müssten, falls Sie verlieren? Und selbst wenn Sie eine hätten, würde ich sie bestimmt nicht heiraten.»
«Das freut mich, mein Lieber», warf Mrs. Schofield ein.
«Ich setze alles dagegen, was Sie wollen», verkündete Pratt. «Mein Haus zum Beispiel. Wie wär’s mit meinem Haus?»
«Welches?», fragte Mike, natürlich im Scherz.
«Das Landhaus.»
«Warum nicht auch noch das andere?»
«Na schön, dann eben meine beiden Häuser.»
Hier sah ich Mike zögern. Er trat einen Schritt vor und stellte die Flasche in ihrem Korb behutsam auf den Tisch. Er schob den Salzstreuer zur Seite, den Pfefferstreuer, dann nahm er sein Messer in die Hand, betrachtete nachdenklich die Klinge und legte es wieder hin. Seine Tochter hatte ebenfalls bemerkt, dass er zögerte.
«Daddy!», rief sie. «Sei nicht albern! Es ist einfach zu blöde. Ich weigere mich, so verwettet zu werden.»
«Ganz recht, Liebes», kam ihr die Mutter zu Hilfe. «Hör sofort auf, Mike, setz dich hin und iss.»
Mike beachtete sie nicht. Er blickte hinüber zu seiner Tochter und lächelte – ein leichtes, väterliches, beruhigendes Lächeln. Aber in seinen Augen war ein kleines triumphierendes Leuchten. «Weißt du», sagte er, noch immer lächelnd, «weißt du, Louise, wir sollten uns das doch mal überlegen.»
«Nun sei aber still, Daddy! Mir reicht’s jetzt! Wirklich, etwas so Unsinniges ist mir noch nie vorgekommen!»
«Reg dich nicht auf, Kindchen. Hör dir erst mal an, was ich zu sagen habe.»
«Aber ich will es nicht hören.»
«Louise! Bitte! Die Sache ist so: Richard hat uns eine ernstgemeinte Wette angeboten. Er ist es, der darauf besteht, nicht ich. Und wenn er verliert, geht ein beträchtliches Vermögen in deinen Besitz über. Nein, warte einen Augenblick, Kindchen, unterbrich mich nicht. Jetzt kommt nämlich das Wichtigste: Er kann unmöglich gewinnen.»
«Er scheint es aber zu glauben.»
«Nun hör doch schon zu. Schließlich weiß ich, wovon ich rede. Ein Fachmann, der einen französischen Rotwein kostet – sofern es sich nicht um einen der berühmten großen Weine wie Lafitte oder Latour handelt –, ist keinesfalls imstande, genaue Angaben über das Weingut zu machen. Er kann dir natürlich sagen, aus welchem Bordeaux-Gebiet der Wein stammt, ob er aus Saint-Émilion, Pomerol, Graves oder Médoc kommt. Aber jedes Gebiet hat mehrere Gemarkungen, und jede Gemarkung hat viele, viele kleine Weingüter. Es ist unmöglich, sie nur vom Geschmack und Geruch her zu unterscheiden. Auch wenn ich sage, dass der Wein, den ich hier habe, von einem kleinen Weingut stammt, das inmitten vieler anderer kleiner Weingüter liegt, wird Richard den Namen nie erraten. Es ist unmöglich.»
«Das kannst du nicht wissen», widersprach Louise.
«O doch, verlass dich drauf. Ich will mich ja nicht selbst loben, aber was Weine betrifft, da weiß ich so ziemlich Bescheid. Und dann, bedenke doch, Kind, ich bin dein Vater. Glaubst du etwa, ich würde dich in etwas hineinmanövrieren, was du nicht willst? Ich versuche nur, dir Geld zu verschaffen.»
«Mike!», rief seine Frau scharf. «Hör jetzt auf, Mike, bitte!»
Wieder beachtete er sie nicht. «Wenn diese Wette zustande kommt», sagte er zu seiner Tochter, «bist du in zehn Minuten die Besitzerin von zwei großen Häusern.»
«Aber ich brauche keine zwei großen Häuser, Daddy.»
«Dann verkauf sie. Verkauf sie ihm auf der Stelle zurück. Ich arrangiere das für dich. Und dann, stell dir das nur einmal vor, mein Kind, dann bist du reich! Unabhängig für den Rest deines Lebens!»
«Daddy, mir gefällt das nicht. Ich finde es leichtfertig.»
«Ich auch», erklärte die Mutter energisch und nickte dabei mit dem Kopf wie ein pickendes Huhn. «Du solltest dich schämen, Michael, überhaupt so einen Vorschlag zu machen! Noch dazu deiner eigenen Tochter!»
Mike hatte nicht einmal einen Blick für sie. «Sag ja!», drängte er, die Augen fest auf das Mädchen gerichtet. «Sag schnell ja! Ich garantiere dir, dass du nicht verlierst.»
«Aber mir gefällt es nicht, Daddy.»
«Los, Kind, sag doch ja!»
Mike setzte seiner Tochter schwer zu. Er beugte sich zu ihr, sah sie unverwandt mit seinen harten, hellen Augen an, und es war nicht leicht für Louise, ihm zu widerstehen.
«Und wenn ich nun verliere?»
«Begreife doch endlich, dass du nicht verlieren kannst. Ich garantiere es dir.»
«Ach, Daddy …»
«Ich verschaffe dir ein Vermögen. Also los jetzt. Was sagst du, Louise? Ja?»
Ein letztes Zögern. Dann zuckte sie hilflos mit den Schultern. «Na gut. Aber nur, wenn du schwörst, dass ich auf keinen Fall verliere.»
«Großartig!», rief Mike. «Dann ist ja alles in Ordnung. Die Wette gilt.»
«Ja», bestätigte Richard Pratt und sah das Mädchen an. «Die Wette gilt.»
Sofort griff Mike nach dem Wein, goss ein Schlückchen in sein Glas und lief dann aufgeregt von einem zum anderen, um die Gläser zu füllen. Wir alle beobachteten nun Richard Pratt, beobachteten gespannt sein Gesicht, als er langsam die rechte Hand nach dem Glas ausstreckte. Der Mann war etwa fünfzig Jahre alt, und er hatte kein angenehmes Gesicht. Es schien nur aus Mund zu bestehen, aus Mund und Lippen – den fleischigen, feuchten Lippen des professionellen Gourmets. Die Unterlippe hing leicht nach unten, eine weiche, vorgewölbte Feinschmeckerlippe, die ständig auf den Rand eines Glases oder auf einen Leckerbissen zu warten schien. Wie ein Schlüsselloch, dachte ich, als ich ihn betrachtete; sein Mund gleicht einem großen Schlüsselloch.
Langsam hob er das Glas an die Nase. Die Nasenspitze tauchte ins Glas und bewegte sich leicht schnüffelnd über die Oberfläche des Weines. Er schwenkte den Wein sacht im Glas, damit das Bouquet zu ihm aufstieg. Die Augen hatte er geschlossen. Er war völlig konzentriert. Die obere Hälfte seines Körpers, der Kopf, der Hals und die Brust, schien sich in eine große, sensible Riechmaschine zu verwandeln, in der die Botschaft der schnüffelnden Nase aufgefangen, gefiltert und analysiert wurde.
Mike hatte sich, wie ich feststellte, bequem zurückgelehnt, scheinbar unbeteiligt, obgleich er alles genau verfolgte. Mrs. Schofield saß starr und steif am anderen Ende des Tisches und blickte missbilligend geradeaus. Louise hatte ihren Stuhl ein wenig herumgerückt, sodass sie dem Gourmet das Gesicht zuwandte, und wie ihr Vater ließ sie ihn nicht aus den Augen.
Die Riechprobe dauerte mindestens eine Minute; dann senkte Pratt das Glas, ohne die Augen zu öffnen oder den Kopf zu bewegen und kippte sich fast die Hälfte des Inhalts in den Mund. Er wartete, den Mund voller Wein, und empfing den ersten Geschmack. Darauf ließ er etwas Wein die Kehle hinunterrinnen, und ich sah, wie sich sein Adamsapfel beim Schlucken bewegte. Das meiste behielt er jedoch im Mund. Und nun, ohne noch einmal zu schlucken, sog er durch die Lippen ein wenig Luft ein, die sich im Mund mit den Düften des Weines vermischte und in die Lungen drang. Nach einer Weile stieß er den Atem durch die Nase aus und begann, den Wein unter der Zunge herumzurollen und zu kauen. Er kaute ihn buchstäblich mit den Zähnen, wie ein Stück Brot.
Es war eine feierliche, eindrucksvolle Darbietung, und ich muss sagen, er machte seine Sache gut.
«Hm», meinte er, als er das Glas absetzte und sich mit seiner rosa Zunge über die Lippen fuhr. «Hm – ja. Ein sehr interessantes Weinchen – sanft und gefällig, fast weiblich im Nachgeschmack.»
Er hatte zu viel Speichel im Mund, und während er sprach, sprühte gelegentlich ein helles Tröpfchen auf den Tisch.
«Nun können wir anfangen zu eliminieren», sagte er. «Sie müssen entschuldigen, wenn ich dabei mit größter Sorgfalt vorgehe – schließlich steht ja viel auf dem Spiel. Normalerweise würde ich vielleicht etwas riskieren, schnell vorpreschen und mitten im Weingut meiner Wahl landen. Aber diesmal – ich muss diesmal sehr vorsichtig sein, nicht wahr?» Er blickte Mike an und lächelte ein dicklippiges, feuchtlippiges Lächeln. Mike verzog keine Miene.
«Zuerst also, aus welchem Gebiet in Bordeaux stammt dieser Wein? Das ist nicht schwer zu erraten. Er ist viel zu leicht in der Substanz, als dass er ein Saint-Émilion oder ein Graves sein könnte. Offensichtlich ein Médoc. Ja, darüber besteht kein Zweifel … Nun die zweite Frage: Aus welcher Gemarkung in Médoc kommt er? Das dürfte, wenn wir eliminieren, auch nicht schwer zu bestimmen sein. Margaux? Nein, ganz gewiss kein Margaux. Er hat nicht das feurige Bouquet eines Margaux. Pauillac? Nein, auch kein Pauillac. Dafür ist er zu zart, zu mild und schmachtend. Der Wein aus Pauillac hat einen Geschmack, der fast herrisch in seinem Charakter ist. Und bei einem Pauillac schmecke ich auch immer ein gewisses Aroma heraus, ein eigenartig erdiges, kerniges Aroma, das die Rebe aus dem Boden jener Gegend annimmt. Nein, nein. Dies – dies ist ein sehr zarter Wein, zurückhaltend und keusch, der sich beim zweiten Schmecken zaghaft, aber sehr anmutig entfaltet. Ein bisschen schelmisch vielleicht beim zweiten Schmecken und auch ein bisschen unartig, da er die Zunge mit einer Spur, einer winzigen Spur von Gerbsäure neckt. Und im Nachgeschmack ist er köstlich – besänftigend und weiblich, mit einer gewissen heiteren Freigebigkeit, die man nur bei Weinen der Gemarkung Saint-Julien findet. Ohne Frage, dies ist ein Saint-Julien.»
Richard Pratt lehnte sich zurück, hielt die Hände in Brusthöhe und legte die Fingerspitzen sorgfältig gegeneinander. Er benahm sich lächerlich anmaßend, aber das war wohl Absicht – er wollte seinen Gastgeber verspotten. Ich war ziemlich gespannt, wie es weitergehen würde. Louise zündete sich eine Zigarette an. Pratt hörte das Zischen des aufflammenden Streichholzes und fuhr herum, plötzlich von Wut gepackt. «Bitte!», rief er. «Bitte, unterlassen Sie das! Es ist eine widerliche Angewohnheit, bei Tisch zu rauchen.»
Sie schaute ihn an, das brennende Streichholz noch in der Hand; der Blick ihrer großen, ruhigen Augen heftete sich auf sein Gesicht, verweilte dort einige Sekunden und entfernte sich dann langsam und verächtlich. Sie senkte den Kopf und blies das Streichholz aus, behielt jedoch die unangezündete Zigarette zwischen den Fingern.
«Entschuldigen Sie, meine Liebe», sagte Pratt, «aber ich kann es einfach nicht ertragen, wenn bei Tisch geraucht wird.»
Diesmal schaute sie ihn nicht an.
«Nun, lassen Sie mich sehen – wo waren wir stehengeblieben?», sprach er weiter. «Ach ja. Dieser Wein ist also aus Bordeaux, aus der Gemarkung Saint-Julien in Médoc. Gut und schön. Aber jetzt kommen wir zu dem schwierigsten Teil – dem Namen des Weinguts. Denn in Saint-Julien gibt es sehr viele Weingüter, und wie unser Gastgeber vorhin so treffend und richtig bemerkte, ist der Unterschied zwischen dem Wein des einen und dem des anderen oft recht geringfügig. Und trotzdem …»
Er hielt inne und schloss die Augen. «Ich versuche, die ‹Lage› zu bestimmen», erklärte er. «Wenn mir das gelingt, ist die Schlacht schon halb gewonnen. Einen Moment bitte … Dies ist offenbar kein Wein erster Lage – nicht einmal zweiter. Es ist kein großer Wein. Ihm fehlt die Qualität, das … das – wie soll ich sagen? – das Feuer, die Kraft. Aber eine dritte Lage – das könnte sein. Und doch bezweifle ich es. Wir wissen von unserem Gastgeber, dass es ein guter Jahrgang ist, und das schmeichelt dem Wein vermutlich etwas. Ich muss vorsichtig sein. Ich muss hier sehr vorsichtig sein.»
Er hob sein Glas und nahm einen kleinen Schluck.
«Ja», sagte er, mit den Lippen schmatzend. «Ich hatte recht. Es ist ein Wein vierter Lage. Jetzt bin ich sicher. Ein Wein vierter Lage von einem sehr guten Jahrgang, sogar von einem ganz großen Jahrgang. Deswegen schmeckte er im ersten Augenblick wie ein Wein dritter oder sogar zweiter Lage. Gut! Ausgezeichnet! Wir kommen der Sache schon näher. Was für Weingüter vierter Lage gibt es in der Gemarkung Saint-Julien?»
Wieder hob er das Glas und hielt den Rand an seine weiche, vorgewölbte Unterlippe. Ich sah die Zungenspitze hervorschießen, rosa und schmal, in den Wein tauchen und zurückschnellen – ein abstoßender Anblick. Mit geschlossenen Augen setzte er das Glas ab. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck schärfster Konzentration; nur die fleischigen Lippen bewegten sich, glitten übereinander wie zwei feuchte Schwammstücke.
«Da ist es wieder!», rief er. «Gerbsäure im Mittelgeschmack und dieses Gefühl, als zöge die Zunge sich leicht zusammen. Ja, ja, natürlich! Jetzt hab ich’s! Der Wein kommt von einem der kleinen Güter um Beychevelle. Ich erinnere mich deutlich … Die Gegend um Beychevelle … der Fluss … der kleine Hafen, der so verschlammt ist, dass die Weinkähne ihn nicht mehr benutzen können. Beychevelle … Vielleicht sogar ein Beychevelle selbst? Nein, das glaube ich nicht. Aber irgendwo in der Nähe … Château Talbot? Könnte es ein Talbot sein? Ja, das wäre möglich. Warten Sie …!»
Er nippte an seinem Glas. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie sich Mike Schofield immer weiter über den Tisch beugte, den Mund ein wenig geöffnet, die kleinen Augen starr auf Richard Pratt gerichtet.
«Nein. Ich hatte unrecht. Es ist kein Talbot. Ein Talbot spricht einen etwas schneller an als dieser hier; das Bouquet ist dichter an der Oberfläche. Wenn es ein Vierunddreißiger ist, was ich glaube, dann kann es kein Talbot sein. Hm … Lassen Sie mich nachdenken. Kein Beychevelle, kein Talbot und doch – und doch den beiden so ähnlich, so nah verwandt, dass der Weinberg eigentlich zwischen ihnen liegen muss. Nun, welcher könnte das sein?»
Er zögerte, und wir blickten ihn mit atemloser Spannung an. Jeder von uns, sogar Mikes Frau, beobachtete ihn jetzt. Ich hörte, wie sich das Dienstmädchen auf Zehenspitzen dem Büfett hinter mir näherte und die Gemüseschüssel sehr vorsichtig absetzte, um die Stille nicht zu stören.
«Ah!», rief er plötzlich aus. «Ich hab’s! Ja, ich glaube, ich hab’s.»
Er trank den letzten Schluck Wein. Dann, das Glas noch in der zum Mund erhobenen Hand, wandte er sich Mike zu, lächelte – ein weiches, öliges Lächeln – und sagte: «Wenn Sie’s genau wissen wollen: Das ist der kleine Château Branaire-Ducru.»
Mike saß stumm und starr da.
«Und zwar vom Jahrgang neunzehnhundertvierunddreißig.»
Wir alle sahen auf Mike und warteten, dass er die Flasche in ihrem Korb umdrehte und das Etikett zeigte.
«Ist das Ihre endgültige Antwort?», fragte Mike.
«Ich denke schon.»
«Nun, ist sie es, ja oder nein?»
«Ja.»
«Wie war doch der Name?»
«Château Branaire-Ducru. Hübsches Weingütchen. Reizendes altes Château. Kenne es recht gut. Komisch, dass ich nicht gleich darauf gekommen bin.»
«Na los, Daddy», sagte Louise, «dreh sie um und lass uns den Namen sehen. Ich möchte meine beiden Häuser haben.»
«Einen Augenblick», murmelte Mike. «Nur noch einen Augenblick.» Er saß ganz still, wie vom Donner gerührt, und sein Gesicht wurde schwammig und bleich, als flösse die Kraft langsam aus ihm heraus.
«Michael!», rief seine Frau scharf vom anderen Ende des Tisches. «Was ist los?»
«Bitte, Margaret, halt du dich aus dieser Angelegenheit heraus.» Richard Pratt sah Mike an, mit lächelndem Mund und kleinen, glänzenden Augen. Mike sah niemanden an.
«Daddy!», rief seine Tochter angstvoll. «Daddy, du meinst doch nicht etwa, dass er richtig geraten hat?»
«Reg dich nicht auf, Kindchen», stieß Mike hervor. «Dazu besteht überhaupt kein Grund.»
Ich glaube, es war vor allem der Wunsch, seiner Familie zu entrinnen, der Mike bewog, zu Richard Pratt zu sagen: «Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Richard. Wir beide verziehen uns jetzt ins Nebenzimmer und bereden die Sache in aller Ruhe.»
«Ich will nichts bereden», erwiderte Pratt. «Ich will das Etikett auf der Flasche sehen.» Er wusste, dass er gewonnen hatte; seine Haltung, seine gelassene Arroganz waren die eines Siegers, und ich merkte ihm an, dass er höchst unangenehm werden würde, wenn es Schwierigkeiten geben sollte. «Worauf warten Sie noch?», fuhr er Mike an. «Los, drehen Sie um.»
Dann geschah dies: Das Dienstmädchen, eine kleine, aufrechte Gestalt in Schwarz und Weiß, stand auf einmal neben Richard Pratt und hielt etwas in der Hand. «Ich glaube, das gehört Ihnen, Sir», sagte sie.
Pratt wandte sich um und warf einen Blick auf die horngeränderte Lesebrille, die sie ihm zeigte. Er zögerte einen Moment. «So? Ja, vielleicht ist es meine. Ich weiß es nicht.»
«Doch, Sir, sie gehört Ihnen.» Das Dienstmädchen, eine ältere Frau – den siebzig näher als den sechzig –, lebte schon seit vielen Jahren im Hause und war der Familie treu ergeben. Sie legte die Brille auf den Tisch.
Pratt griff danach und schob sie ohne ein Wort des Dankes in die Brusttasche hinter das weiße Taschentuch.
Aber das Mädchen ging nicht fort. Sie blieb neben Richard Pratt stehen – genau gesagt, einen halben Schritt hinter ihm –, und es war etwas so Ungewöhnliches in ihrem Benehmen und in der Art, wie sie dort stand, klein, unbeweglich, hoch aufgerichtet, dass ich von einer plötzlichen Vorahnung befallen wurde. Ihr altes graues Gesicht mit dem vorgestreckten Kinn hatte einen frostigen und entschlossenen Ausdruck, die Lippen waren zusammengepresst, und die Hände hatte sie ineinandergekrampft. Die komische Haube auf ihrem Kopf und der schmale weiße Schürzenlatz ließen sie wie ein zerzauster, weißbrüstiger Vogel erscheinen.
«Sie haben die Brille in Mr. Schofields Arbeitszimmer liegengelassen», sagte sie mit betonter, unnatürlicher Höflichkeit. «Auf dem grünen Karteikasten, Sir, als Sie vor dem Essen allein im Arbeitszimmer waren.»
Es dauerte einige Zeit, bis wir die volle Bedeutung ihrer Worte erfassten, und in dem Schweigen, das folgte, bemerkte ich, wie sich Mike langsam im Stuhl aufrichtete. Sein Gesicht bekam wieder Farbe, die Augen öffneten sich weit, der Mund wurde hart, und der gefährliche weiße Fleck in der Nähe der Nasenflügel begann sich auszubreiten.
«Bitte, Michael!», flehte seine Frau. «Bleib ruhig, Lieber! Bleib ganz ruhig!»