Geschwätziger Pippo



»Man hat euch falsch informiert«, sagte Butterblume zu ihm.

»Hier ist kein Dorf, auf viele Meilen nicht.«

»Dann ist ja auch niemand da, der dich schreien hört«, sagte der Sizilianer und sprang sie mit erstaunlicher Behendigkeit an.

William Goldman, Die Brautprinzessin



Am nächsten Morgen, es war vielleicht zehn Uhr, rief Elinor bei Fenoglio an. Meggie saß oben bei Mo und sah zu, wie er ein Buch von seinem angeschimmelten Einband befreite, so vorsichtig, als zöge er ein verletztes Tier aus einer Falle.

»Mortimer!«, rief Fenoglio die Treppe hinauf. »Da ist ein hysterisches Weibsbild an meinem Telefon und schreit mir unverständliches Zeug ins Ohr. Behauptet, eine Freundin von dir zu sein.«

Mo legte das kleiderlose Buch zur Seite und ging nach unten. Fenoglio hielt ihm mit finsterer Miene den Hörer entgegen. Elinors Stimme spuckte Wut und Verzweiflung in das friedliche Arbeitszimmer. Mo hatte Mühe, sich auf das, was sie ihm ins Ohr schimpfte, einen Reim zu machen.

»Wie wusste er ... ach ja, natürlich ...«, hörte Meggie ihn sagen. »Verbrannt? Alle?« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und sah Meggie an, aber sie hatte das Gefühl, dass er durch sie hindurchblickte. »In Ordnung«, sagte er. »Ja, sicher, obwohl ich fürchte, dass sie dir auch hier kein Wort glauben werden. Und für das, was mit deinen Büchern passiert ist, ist die hiesige Polizei nicht zuständig ... ja, gut. Natürlich ... Ich hol dich ab. Ja.«

Dann legte er den Hörer auf.

Fenoglio konnte seine Neugier nicht verhehlen. Er witterte eine neue Geschichte. »Was war das nun wieder?«, fragte er ungeduldig, während Mo nur dastand und das Telefon anstarrte. Es war Samstag. Rico hing wie ein Äffchen auf Fenoglios Rücken, aber die anderen beiden Kinder waren noch nicht aufgetaucht. »Mortimer, was ist? Redest du nicht mehr mit uns? Sieh dir deinen Vater an, Meggie! Steht da wie ausgestopft.«

»Das war Elinor«, sagte Mo. »Die Tante von Meggies Mutter. Ich habe dir von ihr erzählt. Capricorns Männer sind bei ihr eingebrochen. Sie haben im ganzen Haus die Bücher aus den Regalen gerissen und als Fußabtreter benutzt, und die Bücher, die in Eli-nors Bibliothek standen -«, er zögerte einen Moment, bevor er weitersprach, »- ihre kostbarsten Bücher haben sie nach draußen geschafft und im Garten verbrannt. Alles, was sie noch in ihrer Bibliothek vorgefunden hat, war ein toter Hahn.«

Fenoglio ließ seinen Enkel vom Rücken rutschen. »Rico, sieh mal nach den Kätzchen!«, sagte er. »Das hier ist nichts für deine Ohren.« Rico protestierte, aber sein Großvater schob ihn unbarmherzig aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter ihm. »Wieso bist du so sicher, dass Capricorn dahinter steckt?«, fragte er, als er sich wieder zu Mo umwandte.

»Wer sonst? Außerdem ist der rote Hahn doch, soweit ich mich erinnere, sein Wahrzeichen. Hast du deine eigene Geschichte vergessen?«

Fenoglio schwieg bedrückt. »Nein, nein, ich erinnere mich«, murmelte er.

»Was ist mit Elinor?« Meggie wartete mit klopfendem Herzen auf Mos Antwort.

»Die war zum Glück noch nicht zu Hause, hat sich Zeit für den Rückweg genommen. Dem Himmel sei Dank. Aber du kannst dir ja vorstellen, wie es ihr geht. Ihre schönsten Bücher, mein Gott ...«

Fenoglio sammelte mit fahrigen Fingern ein paar Spielzeugsoldaten von seinem Teppich. »Ja, Capricorn liebt das Feuer«, sagte er mit belegter Stimme. »Wenn er es wirklich war, dann kann eure Freundin sehr froh sein, dass er sie nicht gleich mit verbrannt hat.«

»Ich werde es ihr bestellen.« Mo griff nach einer Streichholzschachtel, die auf Fenoglios Schreibtisch lag, zog sie auf und schob sie langsam wieder zu.

»Was ist mit meinen Büchern?« Meggie wagte die Frage kaum zu stellen. »Meine Kiste - ich hatte sie unter dem Bett versteckt.«

Mo legte die Streichholzschachtel zurück auf den Schreibtisch. »Das ist die einzige gute Nachricht«, sagte er. »Deiner Kiste ist nichts passiert. Sie steht immer noch unter dem Bett. Elinor hat nachgesehen.«

Meggie holte tief Luft. Ob Basta die Bücher angesteckt hatte? Nein, Basta hatte Angst vor Feuer, sie konnte sich noch zu gut erinnern, wie Staubfinger ihn damit aufgezogen hatte. Aber letztendlich war es ja egal, wer von den Schwarzjacken es gewesen war. Elinors Schätze waren fort, und nicht einmal Mo konnte sie zurückbringen.

»Elinor kommt mit dem Flugzeug her, ich soll sie abholen«, sagte Mo. »Sie hat sich in den Kopf gesetzt, Capricorn die Polizei auf den Hals zu hetzen. Ich habe ihr gesagt, dass ich das für aussichtslos halte. Selbst wenn sie beweisen könnte, dass es seine Männer waren, die bei ihr eingebrochen sind, wie will sie beweisen, dass er den Befehl gegeben hat? Aber du kennst ja Elinor.«

Meggie nickte düster. Ja, sie kannte Elinor - und sie konnte sie nur zu gut verstehen.

Aber Fenoglio lachte. »Die Polizei! Capricorn kann man doch nicht mit der Polizei kommen!«, rief er. »Er macht sich seine eigenen Regeln, seine eigenen Gesetze ...«

»Hör auf! Das ist kein Buch, das du schreibst!«, unterbrach Mo ihn barsch. »Wahrscheinlich macht es Spaß, jemanden wie Capricorn zu erfinden, aber glaub mir, es macht nicht den geringsten Spaß, ihm zu begegnen. Ich fahre zum Flughafen, Meggie lass ich hier. Pass gut auf sie auf.«

Bevor Meggie protestieren konnte, war er aus der Tür. Sie lief ihm nach, aber auf der Gasse kamen ihr Paula und Pippo entgegen. Sie hielten sie fest und wollten sie mit sich ziehen. Den Menschenfresser sollte sie spielen, die Hexe, das sechsarmige Ungeheuer -Figuren aus den Geschichten ihres Großvaters, mit denen sie die Welt und ihre Spiele bevölkerten. Als Meggie es endlich geschafft hatte, die kleinen Hände abzuschütteln, war Mo längst fort. Der Platz, an dem er den Leihwagen geparkt hatte, war leer und Meggie stand auf der Piazza, allein mit dem Denkmal für die Toten und ein paar alten Männern, die, die Hände in den Hosentaschen vergraben, aufs Meer blickten.

Unschlüssig schlenderte sie zu den Stufen vor dem Denkmal und setzte sich. Ihr war nicht danach zumute, Fenoglios Enkel durch sein Haus zu jagen oder Verstecken mit ihnen zu spielen. Nein, sie wollte einfach dasitzen und auf Mos Rückkehr warten. Der heiße Wind, der in der letzten Nacht durch das Dorf geweht und feinen Sand auf den Fensterbrüstungen hinterlassen hatte, war weitergezogen. Die Luft war kühler als an den vergangenen Tagen. Über dem Meer war der Himmel noch klar, doch von den Hügeln trieben graue Wolken heran, und jedes Mal, wenn die Sonne hinter ihnen verschwand, legte sich ein Schatten über die Dächer des Ortes, der Meggie frösteln ließ.

Eine Katze schlich auf sie zu, steifbeinig, den Schwanz in die Höhe gestreckt. Es war ein mageres kleines Ding mit Zecken im grauen Fell und Rippen, die sich wie Streifen unter dem feinen Haar abzeichneten. Meggie lockte sie mit leiser Stimme, bis sie ihr den Kopf unter den Arm schob und schnurrend um ein paar streichelnde Finger bat. Sie sah nicht aus, als ob sie jemandem gehörte, kein Halsband, kein Gramm Fett, das von einem fürsorgenden Besitzer kündete. Meggie kraulte ihr die Ohren, das Kinn, den Rücken, während sie die Straße hinuntersah, die gleich hinter dem Dorf mit einer scharfen Biegung hinter den Häusern verschwand.

Wie weit war es zum nächsten Flugplatz? Meggie stützte das Gesicht in die Hände. Über ihr ballten sich die Wolken immer bedrohlicher zusammen. Dichter und dichter trieben sie heran, grau vom Regen.

Die Katze rieb den Rücken an ihrem Knie, und während Meg-gies Finger über das schmutzige Fell strichen, kam ihr plötzlich eine neue Frage in den Sinn. Was, wenn Staubfinger Capricorn nicht nur von Elinors Haus berichtet hatte? Was, wenn er ihm auch erzählt hatte, wo sie und Mo zu Hause waren? Erwartete sie dann auch ein Haufen Asche auf dem Hof? Nein. Sie wollte nicht daran denken. Er weiß es nicht!, flüsterte sie. Er weiß gar nichts. Staubfinger hat es ihm nicht erzählt. Immer wieder flüsterte sie es, wie eine Beschwörung.

Irgendwann spürte sie einen Regentropfen auf der Hand, dann noch einen. Sie sah zum Himmel hinauf. Kein Fleckchen Blau war mehr zu entdecken. Wie schnell das nahe Meer das Wetter umschlagen ließ! Na gut, dann warte ich eben in der Wohnung, dachte sie. Vielleicht war sogar noch etwas Milch da für die Katze. Das arme Ding wog kaum mehr als ein trockenes Handtuch, Meggie hatte Angst, ihm etwas zu brechen, als sie es hochhob.

In der Wohnung war es stockdunkel, Mo hatte am Morgen die Fensterläden geschlossen, damit es drinnen nicht stickig wurde von der Sonne. Meggie fröstelte, als sie nass von dem staubfeinen Regen in das kühle Schlafzimmer kam. Sie setzte die Katze auf ihr ungemachtes Bett, schlüpfte in Mos viel zu großen Pullover und lief in die Küche. Die Milchtüte war fast leer, aber verdünnt mit etwas warmem Wasser reichte es gerade noch für ein Schüsselchen.

Die Katze stolperte fast über die eigenen Pfoten, so hastig huschte sie heran, als Meggie ihr die Milch neben das Bett stellte. Draußen regnete es immer heftiger. Meggie hörte, wie die Tropfen auf das Pflaster prasselten. Sie ging zum Fenster und öffnete die Läden. Der Streifen Himmel zwischen den Dächern war so dunkel, als würde die Sonne bereits untergehen. Meggie schlenderte zu Mos Bett und setzte sich darauf. Die Katze schleckte immer noch die Schüssel aus, gierig fuhr die kleine Zunge über die geblümte Glasur, auf einen letzten köstlichen Tropfen hoffend. Meggie hörte Schritte draußen auf der Gasse und dann ein Klopfen an der Tür. Wer war das? Mo konnte doch unmöglich schon zurück sein. Oder hatte er etwas vergessen? Die Katze war verschwunden, vermutlich hatte sie sich unter dem Bett versteckt. »Wer ist da?«, rief Meggie.

»Meggie!«, rief eine Kinderstimme. Natürlich, Paula oder Pippo. Ja, bestimmt war es Pippo. Wahrscheinlich wollten sie mit ihr trotz des Regens wieder nach den Ameisen sehen. Unter dem Bett kam eine graue Tatze hervor und zog an ihrem Schuhband. Meggie trat auf den winzigen Flur hinaus. »Ich hab jetzt keine Zeit zum Spielen!«, rief sie durch die verschlossene Tür.

»Bitte, Meggie!«, flehte Pippos Stimme.

Mit einem Seufzer öffnete Meggie die Tür - und blickte Basta ins Gesicht.

»Na, wen haben wir denn da?«, fragte er mit bedrohlich leiser Stimme, während seine Finger sich um Pippos dünnen Hals legten. »Was sagst du dazu, Flachnase? Sie hat keine Zeit zum Spielen.« Basta stieß Meggie unsanft zurück und trat mit Pippo durch die Tür. Natürlich, Flachnase war auch da. Er passte kaum durch die Tür mit seinem breiten Kreuz.

»Lass ihn los!«, fuhr Meggie Basta mit zitternder Stimme an. »Du tust ihm weh.«

»Tu ich das?« Basta blickte hinunter in Pippos blasses Gesicht. »Das ist nicht nett von mir, wo er uns doch gezeigt hat, wo du steckst.« Bei den letzten Worten drückte er Pippos Hals noch etwas fester. »Weißt du, wie lange wir in dieser dreckigen Hütte gelegen haben?«, zischte er Meggie an.

Sie wich einen Schritt zurück.

»Seeehr lange!« Basta dehnte das Wort und schob sein Fuchsgesicht so nah an Meggies Gesicht, dass sie ihr eigenes Spiegelbild in seinen Augen sah. »Stimmt's, Flachnase?«

»Die verdammten Ratten hätten mir fast die Zehen weggefressen«, knurrte der Riese. »Dafür würde ich der kleinen Hexe zu gern die Nase umdrehen, bis sie ihr verkehrt herum im Gesicht sitzt.«

»Vielleicht später.« Basta schob Meggie in das dunkle Schlafzimmer. »Wo ist dein Vater?«, fragte er. »Der Kleine hier« - er ließ Pippos Hals los und gab ihm einen so unsanften Stoß in den Rücken, dass er gegen Meggie stolperte - »hat uns gesagt, dass er weggefahren ist. Wohin?«

»Einkaufen.« Meggie konnte kaum atmen vor Angst. »Wie hast du uns gefunden?«, flüsterte sie. Und gab sich selbst die Antwort. Staubfinger. Natürlich. Wer sonst? Aber wofür hatte er sie diesmal verraten?

»Staubfinger«, antwortete Basta, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Es gibt nicht viele Verrückte in dieser Welt, die herumstreunen, Feuer spucken und einen zahmen Marder besitzen, von einem gehörnten ganz zu schweigen. Also mussten wir nur ein wenig herumfragen, und sobald wir Staubfingers Spur hatten, hatten wir natürlich auch die deines Vaters. Und wir hätten euch bestimmt schon eher einen Besuch abgestattet, wenn dieser Dummkopf« - er stieß Flachnase den Ellbogen so heftig in den Magen, dass er ein schmerzvolles Grunzen ausstieß - »euch nicht auf dem Weg hierher aus den Augen verloren hätte. Ein Dutzend Dörfer haben wir abgesucht, uns die Lippen fransig gefragt und die Hacken schief gelaufen, bis wir endlich hierher kamen und sich einer von den alten Kerlen, die den ganzen Tag aufs Meer stieren, an Staubfingers Narbengesicht erinnert hat. Wo steckt er? Ist er auch« - Basta verzog spöttisch den Mund - »einkaufen?«

Meggie schüttelte den Kopf. »Er ist fort«, antwortete sie mit tonloser Stimme. »Schon lange.« Also hatte Staubfinger sie doch nicht verraten. Diesmal nicht. Und er war Basta durch die Finger geschlüpft. Meggie hätte fast gelächelt.

»Ihr habt Elinors Bücher verbrannt!«, sagte sie, während sie den vor Angst immer noch sprachlosen Pippo an sich drückte. »Das wird euch noch Leid tun.«

»Ach ja?« Basta lächelte böse. »Warum sollte es? Cockerell hatte sicher eine Menge Spaß dabei. Aber jetzt Schluss mit dem Gerede, wir haben nicht ewig Zeit. Der Junge da« - Pippo wich vor Bastas Zeigefinger zurück, als wäre er ein Messer - »hat uns ein paar seltsame Dinge erzählt von einem Großvater, der Bücher schreibt, und von einem Buch, an dem dein Vater ganz besonders interessiert war.«

Meggie schluckte. Dummer Pippo. Dummer, geschwätziger kleiner Pippo.

»Hast du deine Zunge verschluckt?«, fragte Basta. »Soll ich dem Kleinen vielleicht noch mal den mageren Hals zudrücken?«

Pippo begann zu weinen, er presste das Gesicht in Mos Pullover, den Meggie immer noch trug. Tröstend strich sie ihm über das krause Haar.

»Das Buch, an das du denkst, besitzt sein Großvater gar nicht mehr!«, fuhr sie Basta an. »Ihr habt es längst gestohlen!« Ihre Stimme klang rau vor Hass und ihr war übel von den eigenen Gedanken. Sie wollte Basta treten, schlagen, ihm sein Messer in den Bauch stoßen, das funkelnagelneue Messer, das in seinem Gürtel steckte.

»Gestohlen, na so was.« Basta grinste Flachnase zu. »Davon überzeugen wir uns lieber selbst, nicht wahr?«

Flachnase nickte abwesend und sah sich um. »He, hörst du das?«

Unter dem Bett drang ein Scharren hervor. Flachnase kniete sich daneben, schob das herabhängende Laken zur Seite und stocherte mit dem Flintenlauf unter dem Bett herum. Fauchend schoss die Graue aus ihrem Versteck und zog Flachnase, als er nach ihr greifen wollte, die Krallen über das hässliche Gesicht. Mit einem Schmerzensschrei kam er auf die Füße. »Der dreh ich den Hals um!«, brüllte er. »Den Nacken breche ich ihr!«

Meggie wollte ihm in den Weg springen, als er der Katze nachstürzte, doch Basta kam ihr zuvor. »Gar nichts tust du!«, fauchte er Flachnase an, während die Graue unter dem Schrank verschwand. »Es bringt Unglück, Katzen zu töten. Wie oft soll ich dir das noch sagen?«

»Schwachsinn! Abergläubischer Schwachsinn! Ich hab schon etlichen von den Biestern den Hals umgedreht!«, schimpfte Flachnase, während er die Hand gegen die blutende Wange presste. »Hab ich deshalb mehr Unglück gehabt als du? Manchmal kannst du einen wirklich wahnsinnig machen mit deinem Geschwätz. Tritt nicht in den Schatten da, das bringt Unglück ... He, du hast den linken Stiefel zuerst angezogen, Unglück! ... Da hat einer gegähnt! Teufel, morgen fall ich tot um!«

»Hör auf!«, fuhr Basta ihn an. »Wenn hier einer schwätzt, dann du! Schaff die Kinder zur Tür.«

Pippo klammerte sich an Meggie, als Flachnase sie auf den Flur hinausschubste. »Was heulst du denn so?«, knurrte er ihn an. »Wir besuchen jetzt deinen Großvater.«

Pippo ließ Meggies Hand nicht ein einziges Mal los, während sie Flachnase hinterherstolperten. Er klammerte sich so fest daran, dass seine kurzen Fingernägel sich in ihre Haut gruben. Warum hat Mo nur nicht auf mich gehört?, dachte sie. Wir hätten nach Hause fahren können.

Es regnete immer noch heftig. Die Tropfen rannen Meggie übers Gesicht und liefen ihr den Nacken hinunter. Die Gassen waren menschenleer, niemand war da, der ihnen helfen konnte. Basta ging dicht hinter ihr, sie hörte, wie er leise auf den Regen schimpfte. Als sie Fenoglios Haus erreichten, waren Meggies Füße klitschnass und Pippo klebten die Locken am Kopf. Vielleicht ist er ja nicht zu Hause!, dachte Meggie hoffnungsvoll - und fragte sich gerade, was Basta in dem Fall tun würde, als die rot gestrichene Tür sich öffnete und Fenoglio vor ihnen stand.

»Ja, seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen, bei dem Wetter draußen herumzurennen?«, polterte er. »Gerade wollte ich mich auf die Suche nach euch machen. Kommt rein, aber schnell.«

»Können wir auch rein?«

Basta und Flachnase hatten sich dicht neben die Tür gestellt, den Rücken gegen die Mauer gelehnt, damit Fenoglio sie nicht gleich bemerkte, doch nun trat Basta hinter Meggie und legte ihr die Hände auf die Schultern. Während Fenoglio ihn noch verblüfft musterte, trat Flachnase vor und setzte den Fuß in die geöffnete Tür. Pippo huschte flink wie ein Wiesel an ihm vorbei und verschwand im Haus.

»Wer ist das?« Fenoglio sah Meggie so vorwurfsvoll an, als hätte sie die beiden Fremden freiwillig mitgebracht. »Sind das Freunde deines Vaters?«

Meggie wischte sich den Regen aus dem Gesicht und gab ihm den vorwurfsvollen Blick zurück. »Du müsstest sie eigentlich besser kennen als ich!«, sagte sie.

»Kennen?« Fenoglio blickte sie verständnislos an. Dann musterte er Basta noch einmal - und sein Gesicht wurde starr. »Gütiger Gott!«, murmelte er. »Das gibt's nicht.« Hinter seinem Rücken lugte Paula hervor.

»Pippo weint!«, sagte sie. »Er hat sich im Schrank versteckt.«

»Geh zu ihm!«, sagte Fenoglio, ohne Basta aus den Augen zu lassen. »Ich komm gleich.«

»Wie lange wollen wir noch hier draußen stehen, Basta?«, brummte Flachnase. »Bis wir einlaufen?«

»Basta!«, wiederholte Fenoglio, ohne zur Seite zu treten.

»Ja, das ist mein Name, Alter!« Bastas Augen wurden jedes Mal schmal, wenn er lächelte. »Wir sind hier, weil du etwas hast, das uns sehr interessiert, ein Buch ...«

Natürlich. Meggie hätte fast losgelacht. Er begriff gar nichts! Basta wusste nicht, wer Fenoglio war. Woher auch? Woher sollte er wissen, dass dieser alte Mann ihn erfunden hatte, erschaffen aus Tinte und Papier, sein Gesicht, sein Messer und seine Bosheit.

»Schluss mit dem Gerede!«, knurrte Flachnase. »Mir läuft der Regen schon in die Ohren.« Wie eine lästige Fliege wischte er Fenoglio zur Seite und drängte sich an ihm vorbei ins Haus. Basta folgte ihm mit Meggie. In der Küche schluchzte Pippo immer noch im Schrank. Paula stand davor und redete durch die geschlossene Tür beruhigend auf ihn ein. Als Fenoglio mit den Fremden in die Küche kam, fuhr sie herum und musterte besorgt Flachnases Gesicht. Es war finster wie immer, für ein Lächeln schien es einfach nicht gemacht.

Fenoglio setzte sich an den Tisch und winkte Paula wortlos zu sich.

»Also, wo ist es?« Basta sah sich suchend um, doch Fenoglio war viel zu versunken in den Anblick seiner beiden Geschöpfe, um zu antworten. Vor allem an Basta klebten seine Augen, als könne er nicht glauben, was er sah.

»Ich hab es doch schon gesagt: Es ist keins mehr hier!«, antwortete Meggie an seiner Stelle.

Basta tat, als hätte er sie nicht gehört, und gab Flachnase ungeduldig ein Zeichen. »Such es!«, befahl er, und Flachnase gehorchte murrend. Meggie hörte, wie er die schmale Holztreppe hochpolterte, die zum Dachboden hinaufführte.

»Na, sag schon, kleine Hexe! Wie seid ihr auf den Alten gekommen?« Basta gab ihr einen Stoß in den Rücken. »Woher wusstet ihr, dass er noch ein Exemplar hat?«

Meggie warf Fenoglio einen warnenden Blick zu, aber die Zunge saß bei ihm leider ebenso locker wie bei Pippo.

»Wie sie auf mich gekommen sind? Ich habe das Buch geschrieben!«, verkündete der alte Mann stolz. Vielleicht erwartete er, dass Basta auf der Stelle vor ihm auf die Knie sinken würde, doch der verzog die Lippen nur zu einem mitleidigen Lächeln.

»Natürlich!«, sagte er und zog sein Messer aus dem Gürtel.

»Er hat es wirklich geschrieben!« Meggie konnte die Worte einfach nicht hinunterschlucken. Sie wollte dieselbe Angst auf Bastas Gesicht sehen, die Staubfinger hatte erblassen lassen, als er von Fenoglio erfuhr, doch Basta lachte nur noch einmal und begann Kerben in Fenoglios Küchentisch zu schnitzen.

»Wer hat sich die Geschichte denn ausgedacht?«, fragte er. »Dein Vater? Wie dumm sehe ich aus, he? Jeder weiß, dass gedruckte Geschichten uralt sind, und dass sie aufgeschrieben wurden von irgendwelchen Leuten, die längst tot und begraben sind.« Er stieß die Messerklinge in das Holz, zog sie wieder heraus und stieß sie erneut hinein. Über ihren Köpfen trampelte Flachnase herum.

»Tot und begraben, interessant.« Fenoglio zog Paula auf seinen Schoß. »Hast du das gehört, Paula? Dieser junge Mann glaubt, alle Bücher wären in grauer Vorzeit verfasst worden, von toten Leuten, die die Geschichten wunderweißwo aufgeschnappt haben. Vielleicht haben sie sie aus der Luft gepflückt?«

Paula musste kichern. Im Schrank war es still geworden. Wahrscheinlich lauschte Pippo mit angehaltenem Atem an der Tür.

»Was ist daran so komisch?« Basta richtete sich auf wie eine Schlange, der man auf den Schwanz getreten war.

Fenoglio beachtete ihn nicht. Er betrachtete lächelnd seine Hände - als erinnerte er sich an den Tag, an dem sie begonnen hatten, Bastas Geschichte aufzuschreiben. Dann blickte er Basta an »Du ... trägst immer lange Ärmel, nicht wahr?«, sagte er. »Soll ich dir sagen, warum?«

Basta kniff die Augen zusammen und warf einen Blick zur Decke hinauf. »Verdammt, warum braucht dieser Idiot so lange, um ein Buch zu finden?«

Fenoglio betrachtete ihn mit verschränkten Armen. »Ganz einfach: Er kann nicht lesen!«, sagte er leise. »Du kannst doch auch nicht lesen, oder hast du es inzwischen gelernt? Nicht einer von Capricorns Männern kann es, ebenso wenig wie Capricorn selbst.«

Basta stieß das Messer so tief in die Tischplatte, dass er Mühe hatte, es wieder herauszuziehen. »Natürlich kann er lesen, was redest du da?« Drohend beugte er sich über den Tisch. »Dein Geschwätz gefällt mir nicht, alter Mann. Wie wär's, wenn ich dir noch ein paar Falten mehr in dein Gesicht schneide?«

Fenoglio lächelte. Vielleicht glaubte er, Basta könnte ihm nichts tun, weil er ihn erfunden hatte. Meggie war sich da nicht so sicher. »Du trägst lange Ärmel«, fuhr Fenoglio so langsam fort, als wolle er Basta Zeit geben, jedes einzelne Wort ganz genau zu verstehen, »weil dein Herr gern mit Feuer spielt. Beide Arme hast du dir verbrannt, bis zu den Schultern, als du für ihn das Haus eines Mannes angezündet hast, der gewagt hatte, Capricorn seine Tochter zu verweigern. Seither legt ein anderer das Feuer und du beschränkst dich auf Messerspiele.«

Basta sprang so plötzlich auf, dass Paula von Fenoglios Schoß rutschte und sich unter dem Tisch versteckte. »Du spielst wohl gern den Neunmalschlauen!«, knurrte er, während er Fenoglio das Messer unters Kinn hielt. »Dabei hast du nur das verfluchte Buch gelesen. Na und?«

Fenoglio sah ihm in die Augen. Das Messer unter seinem Kinn schien ihn nicht halb so zu erschrecken wie Meggie. »Ich weiß alles über dich, Basta«, sagte er. »Ich weiß, dass du jederzeit dein Leben für Capricorn hergeben würdest und dass du jeden Tag nach einem Lob von ihm lechzt. Ich weiß, dass du jünger als Meggie warst, als seine Männer dich aufgelesen haben, und dass du ihn seither für so etwas wie deinen Vater hältst. Aber soll ich dir etwas verraten? Capricorn hält dich für dumm und er verachtet dich dafür. Er verachtet euch alle, seine so ergebenen Söhne, obwohl er selbst dafür gesorgt hat, dass ihr dumm bleibt. Und er würde jeden von euch, ohne zu zögern, an die Polizei verraten, wenn es für ihn von Nutzen wäre. Ist dir das klar?«

»Halt dein schmutziges Maul, alter Mann!« Bastas Messer kam Fenoglios Gesicht bedrohlich nahe. Für einen Augenblick dachte Meggie, er würde ihm die Nase aufschlitzen. »Du weißt gar nichts von Capricorn. Nur das, was du in dem dummen Buch gelesen hast, und ich glaube, ich sollte dir jetzt den Hals durchschneiden!«

»Warte!«

Basta fuhr zu Meggie herum. »Misch dich nicht ein! Zu dir komm ich später, kleine Kröte«, sagte er.

Fenoglio hatte die Hände gegen seinen Hals gepresst und sah Basta fassungslos an. Offenbar hatte er endlich begriffen, dass er keineswegs sicher vor seinem Messer war.

»Wirklich! Du kannst ihn nicht töten!«, rief Meggie. »Sonst ...«

Basta strich mit dem Daumen über die Klinge seines Messers »Sonst was?«

Meggie suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. Was sollte sie antworten? Was? »Weil ... Capricorn auch sterben würde!«, stieß sie hervor. »Ja! Genau! Ihr würdet alle sterben, du und Flachnase und Capricorn ... Wenn du den alten Mann tötest, dann sterbt ihr alle, weil er euch erfunden hat!«

Basta verzog die Lippen zu einem höhnischen Lächeln, aber er ließ das Messer sinken. Und für einen Moment glaubte Meggie in seinen Augen sogar so etwas wie Angst zu entdecken.

Fenoglio warf ihr einen erleichterten Blick zu.

Basta trat einen Schritt zurück, musterte die Klinge seines Messers so angestrengt, als hätte er einen Fleck darauf entdeckt, und rieb sie mit einem Zipfel seiner schwarzen Jacke blank. »Ich glaube euch kein Wort, nur dass das klar ist!«, sagte er. »Aber die Geschichte klingt so verrückt, dass Capricorn sie vielleicht auch gern hören würde. Deshalb« - er warf einen letzten Blick auf das blanke Messer, ließ es zusammenschnappen und steckte es zurück in den Gürtel - »werden wir nicht nur das Buch und das Mädchen mitnehmen, sondern auch dich, alter Mann.«

Meggie hörte, wie Fenoglio scharf den Atem einzog. Sie selbst war nicht sicher, ob ihr Herz vor Angst überhaupt noch schlug. Basta würde sie mitnehmen. Nein!, dachte sie. Nein.

»Mitnehmen? Wohin?«, fragte Fenoglio.

»Frag die Kleine!« Basta wies spöttisch in Meggies Richtung. »Sie und ihr Vater hatten schon mal die Ehre, unsere Gäste zu sein. Übernachtung, Verpflegung, alles inbegriffen.«

»Aber das ist doch Unsinn!«, rief Fenoglio. »Ich dachte, es geht um das Buch!«

»Nun, da hast du falsch gedacht. Wir wussten ja nicht mal, dass es noch eins geben soll. Wir sollten nur Zauberzunge zurückbringen. Capricorn mag es gar nicht, wenn seine Gäste ihn verlassen, ohne sich zu verabschieden, und Zauberzunge ist ein ganz besonderer Gast, nicht wahr, Schätzchen?« Basta zwinkerte Meggie zu. »Aber er ist nicht hier und ich hab Besseres zu tun, als auf ihn zu warten. Deshalb werde ich seine Tochter mitnehmen, auf die Art kommt er ganz von selbst hinterhergestolpert.« Basta trat auf Meggie zu und strich ihr das Haar hinter die Ohren. »Ist sie nicht ein hübscher Köder?«, fragte er. »Glaub mir, alter Mann: Wenn man die Kleine hat, hat man ihren Vater wie einen Tanzbären am Nasenring.«

Meggie schlug seine Hand zur Seite. Sie zitterte vor Wut.

»Mach das nicht noch mal!«, flüsterte Basta ihr ins Ohr.

Meggie war froh, dass Flachnase in dem Moment die Treppe heruntergestampft kam. Atemlos erschien er in der Küchentür, mit einem Stapel Bücher unterm Arm. »Da!«, stieß er hervor, während er sie auf dem Tisch ab lud. »Die fangen alle mit diesem abgebrochenen Kreuz an, und der Strich kommt auch jedes Mal hinterher. Genau, wie du es aufgezeichnet hast.« Er legte einen schmierigen Zettel neben die Bücher. Ein ungelenkes T und ein I waren darauf gekritzelt. Die Buchstaben sahen aus, als hätte die Hand, die sie geschrieben hatte, viel Mühe damit gehabt.

Basta verteilte die Bücher auf dem Tisch und schob sie mit dem Messer auseinander. »Falsch«, sagte er und schubste zwei über die Tischkante, sodass sie mit verknickten Seiten auf dem Fußboden landeten. »Und die da auch.« Noch zwei landeten auf dem Boden, und schließlich stieß Basta auch den Rest vom Tisch. »Du bist ganz sicher, dass da nicht noch eins ist?«, fragte er Flachnase.

»Ja!«

»Wehe, du irrst dich. Glaub mir, dann krieg nicht ich den Ärger sondern du!«

Flachnase warf einen beunruhigten Blick auf die Bücher zu seinen Füßen.

»Ach ja, noch eine kleine Änderung: Den da nehmen wir auch mit!« Basta wies mit dem Messer auf Fenoglio. »Damit er dem Boss seine schönen Geschichten erzählen kann. Glaub mir, sie sind wirklich sehr unterhaltsam. Und für den Fall, dass er doch noch ein Buch versteckt hat: Zu Hause werden wir genug Zeit haben, ihn danach zu fragen. Du behältst den Alten im Auge, ich pass auf die Kleine auf.«

Flachnase nickte und zerrte Fenoglio von seinem Stuhl hoch. Basta aber griff nach Meggies Arm. Zurück zu Capricorn - sie biss sich auf die Lippen, um nicht loszuweinen, während Basta sie auf Fenoglios Küchentür zu zerrte. Nein. Keine Träne würde Basta von ihr zu sehen bekommen, die Freude würde sie ihm nicht machen. Wenigstens haben sie Mo nicht bekommen!, dachte sie. Und plötzlich konnte sie nur noch eins denken: Was, wenn er ihnen über den Weg lief, bevor sie das Dorf verließen? Was, wenn er ihnen mit Elinor entgegenkam?

Mit einem Mal hatte sie es sehr eilig fortzukommen, aber Flachnase war in der offenen Tür stehen geblieben. »Was ist mit der Kleinen und der Heulsuse im Schrank?«, fragte er.

Pippos Weinen verstummte und Fenoglios Gesicht wurde weißer als Bastas Hemd.

»Nun, Alter, was denkst du, was ich mit den beiden mache?«, fragte Basta höhnisch. »Wo du doch alles über mich zu wissen glaubst.«

Fenoglio brachte kein Wort heraus. Wahrscheinlich schoss ihm jede Grausamkeit durch den Kopf, die er Basta je angedichtet hatte.

Basta genoss die Angst auf seinem Gesicht ein paar köstliche Minuten lang, dann drehte er sich zu Flachnase um. »Die Kinder bleiben hier«, sagte er. »Ein Gör reicht.«

Fenoglio fand nur mühsam seine Stimme wieder. »Paula, ihr geht nach Hause!«, rief er, während Flachnase ihn den Flur hinunterschob. »Hört ihr? Ihr geht sofort nach Hause. Sagt eurer Mutter, ich bin ein paar Tage verreist! Verstanden?«

»Wir gehen noch mal an der Wohnung vorbei«, befahl Basta, als sie draußen auf der Gasse standen. »Ich hab ganz vergessen, deinem Vater eine Nachricht zu hinterlassen. Schließlich soll er doch wissen, wo du bist, oder?«

Was für eine Nachricht soll das werden, wo du kaum zwei Buchstaben richtig schreiben kannst?, dachte Meggie, aber das sprach sie natürlich nicht aus. Den ganzen Weg über hatte sie Angst, dass Mo ihnen entgegenkommen würde. Aber als sie vor der Wohnungstür standen, kam nur eine alte Frau die Gasse herunter.

»Ein Wort und ich gehe zurück und drehe den beiden Kindern die Hälse um!«, flüsterte Basta Fenoglio zu, als die Frau ihren Schritt verlangsamte.

»Hallo, Rosalia«, sagte Fenoglio mit belegter Stimme. »Jetzt habe ich schon wieder Mieter für meine Wohnung. Was sagst du dazu?«

Das Misstrauen verschwand von Rosalias Gesicht, und ein paar Atemzüge später war sie am Ende der Gasse verschwunden. Meggie schloss auf und ließ Basta und Flachnase zum zweiten Mal in die Wohnung, in der sie und Mo sich so sicher gefühlt hatten.

Im Flur fiel ihr wieder die Graue ein. Besorgt sah sie sich nach ihr um, aber sie konnte sie nirgendwo entdecken. »Die Katze muss noch raus«, sagte sie, als sie im Schlafzimmer standen. »Sie verhungert doch sonst.«

Basta stieß das Fenster auf. »Nun kann sie raus«, sagte er.

Flachnase schnaubte verächtlich, aber diesmal sagte er nichts über Bastas Aberglauben.

»Kann ich etwas zum Anziehen mitnehmen?«, fragte Meggie.

Flachnase grunzte nur. Und Fenoglio blickte unglücklich an sich herunter. »Ich könnte auch noch was zum Anziehen gebrauchen«, sagte er, aber keiner beachtete ihn. Basta war damit beschäftigt, seine Nachricht zu hinterlassen. Sorgfältig, die Zungenspitze zwischen die Zähne geklemmt, ritzte er mit dem Messer seinen Namen in den Kleiderschrank. BASTA. Die Nachricht würde Mo nur zu gut verstehen.

Meggie stopfte hastig ein paar Sachen in ihren Rucksack. Mos Pullover behielt sie an. Als sie Elinors Bücher zwischen die Kleider stopfen wollte, schlug Basta sie ihr aus der Hand.

»Die bleiben hier!«, sagte er.

Mo kam ihnen nicht entgegen, als sie zu Bastas Wagen gingen.

Den ganzen endlosen Weg lang nicht.



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