Ich bewegte mich unruhig, schüttelte den Kopf. Es war ein schlimmer Traum. Ich hatte den Eindruck, als könne ich mich nicht mehr bewegen. »Sie ist wach?« fragte eine Stimme.
Zwei maskierte Männer standen am Fußende des Bettes. Ich hörte zwei andere im Wohnzimmer sprechen.
Ich bäumte mich auf. Doch man hatte mir die Beine und Arme zusammengebunden und mich noch mit einer zusätzlichen Halsfessel gesichert. Ich sah mich im Spiegel; über dem Knebel rollten meine Augen wild hin und her.
Durch die offene Tür erkannte ich zwei Männer in Polizeiuniform; ihre Gesichter waren nicht zu erkennen. Die beiden Maskierten sahen mich an.
Ich versuchte sie anzuflehen, brachte jedoch keinen Laut über die Lippen. Einer der Männer berührte mich, doch der andere stieß einen kurzen Laut aus, und der kleine Mann wandte sich ab. Es hatte sich um ein Wort gehandelt, zweifellos ein verneinendes Wort, aber in einer Sprache, die ich nicht kannte.
Die Männer hatten das Penthouse nicht durchsucht. Die teuren Gemälde und Orientteppiche schienen sie nicht zu interessieren.
Der Mann, der sich abgewandt hatte und offenbar ein Untergebener war, zog nun eine Art Füllfederhalter aus der Tasche. Er schraubte ihn auf, und ich fuhr zusammen. Es handelte sich um eine Injektionsnadel. Heftig schüttelte ich den Kopf. NEIN!
Er injizierte mir ein Mittel in den Rücken, zwischen Taille und Hüftknochen. Es tat weh, doch ansonsten schien die Spritze keine Wirkung zu haben.
Der größere der beiden Männer blickte auf die Uhr. Diesmal wandte er sich in Englisch an seinen Partner, mit einem Akzent, den ich nicht zu lokalisieren vermochte.
»Wir kommen nach Mitternacht wieder«, sagte er. »Dann geht es einfacher. Wir können Punkt P bei geringem Verkehr in fünf Stunden erreichen. Und ich habe heute abend noch anderes zu erledigen.« »Gut«, sagte der kleinere Mann. »Wir sind dann bereit.« Seine Summe wies nicht den geringsten Akzent auf, und ich bezweifele nicht, daß Englisch seine Muttersprache war. Vielleicht verstand er die Sprache des anderen nicht sehr gut. Als ihm dieser den knappen Befehl gab, hatte er allerdings prompt gehorcht. Ich vermutete, daß er vor dem Großen Angst hatte.
Es schien dunkler im Zimmer zu werden.
Der große Mann trat neben mich und fühlte mir den Puls.
Es schien dunkler und wärmer im Raum zu werden. Ich versuchte die Augen offenzubehalten.
Der große Mann verließ das Zimmer. Sein Begleiter strich um mein Bett. Er trat an den Nachttisch, nahm eine meiner Zigaretten und zündete sie an. Dann senkte sich seine Hand herab und betastete mich zwischen den Beinen. Ich brachte keinen Laut heraus, denn ich war im Begriff, das Bewußtsein zu verlieren. Er blies mir Rauch in die Augen, beugte sich über mich und starrte mich geil durch die Augenlöcher seiner Maske an. Ich wehrte mich schwach in meinen Fesseln.
Da hörte ich die Stimme des großen Mannes, ganz leise. Hastig entfernte sich der kleine Mann. Erschöpft drehte ich den Kopf. Ich sah, wie die beiden Uniformierten das Penthouse verließen, gefolgt von dem kleinen Mann, der, als er über die Schwelle trat, seine Maske abnahm. Aber ich sah sein Gesicht nicht.
Der große Mann blickte mich an. »Wir kommen nach Mitternacht zurück«, sagte er und nickte, als wollte er mich beruhigen. Ich versuchte etwas zu sagen, versuchte mich gegen den Knebel und die Droge zu wehren.
»Du möchtest sicher gern wissen, was mit dir passiert?«
Ich nickte.
»Neugier ist nichts für eine Kajira«, bemerkte er grinsend und verließ das Zimmer.
Ich zerrte an meinen Fesseln und verlor das Bewußtsein.
Als ich erwachte, war ich noch immer gefesselt.
Es war dunkel. Ich hörte den Lärm des nächtlichen Stadtverkehrs durch die offene Terrassentür. Durch die Vorhänge sah ich Zehntausende von erleuchteten Fensterrechtecken. Das Bett war klamm von Schweiß. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es sein mochte. Ich wußte nur, daß es Nacht war. Ich wälzte mich herum, um auf meine Nachttischuhr zu schauen, doch das Zifferblatt war zur Seite gedreht worden. Ich kämpfte gegen meine Fesseln. Ich mußte mich befreien! Aber nach einigen Minuten hatte sich nichts verändert. Es war sinnlos. Dann brach mir von neuem der Schweiß aus. Das Messer!
Ich hatte die Klinge unter dem Kopfkissen versteckt, ehe die Männer in mein Penthouse eindrangen!
Ich rollte mich auf die Seite und wurde fast ohnmächtig vor Erleichterung. Das Messer lag noch dort! Auf dem Laken bemühte ich mich nun, das Messer auf meine gefesselten Hände zuzuschieben. Es war eine schmerzhafte Aufgabe, zentimeterweise rutschte die Waffe abwärts. Einmal fiel sie zu Boden, und ich stieß einen inneren Verzweiflungsschrei aus. Fast erstickt von der Schlinge um meinen Hals, ließ ich mich halb aus dem Bett gleiten und tastete mit den Füßen nach dem Messer. Mit den gefesselten Knöcheln war es keine leichte Aufgabe, das Messer anzuheben, das ich nach mehreren Anläufen schließlich mühsam ans Fußende des Bettes praktizierte. Mit Fuß- und Körperbewegungen schob ich die Klinge unter mir hoch, bis ich sie in den gefesselten Händen hielt. Aber so vermochte ich die Fesseln nicht zu erreichen. Ich hielt das Messer zwar umfaßt, konnte es aber nicht einsetzen! Innerlich vor Freude aufschreiend, stemmte ich die Spitze schließlich ins Bett, stützte den Griff mit dem Körper ab und begann die Fesseln an der Klinge entlangzuführen, hin und her. Viermal glitt das Messer ab, doch jedesmal stellte ich es wieder auf und machte mich erneut an die Arbeit. Dann waren meine Handgelenke frei. Ich packte das Messer und durchschnitt damit die Fesseln um die Fußgelenke und die Schlinge, die sich um meinen Hals zog. Dann sprang ich vom Bett und lief zur Uhr. Es war bereits halb eins!
Hastig befreite ich mich von dem Knebel und eilte zum Schrank. Mit fliegenden Bewegungen zog ich eine braune Hose und eine schwarze Bluse an, die dicht unter dem Busen abschloß. Sandalen vervollständigten meine Garderobe. Es war siebenunddreißig Minuten nach Mitternacht, als ich fertig war.
In einen kleinen Koffer stopfte ich die wichtigsten Sachen, nahm eine Handtasche und brachte sie und den Koffer ins Wohnzimmer. Dort schwenkte ich ein kleines Ölgemälde von der Wand und machte mich an meinem Wandsafe zu schaffen, in dem ich normalerweise etwa fünfzehntausend Dollar und einige Juwelen aufbewahrte. Hastig stopfte ich Geld und Schmuck in die Handtasche.
Auf der Wanduhr war es vierzig Minuten nach Mitternacht. Ich hatte Angst, durch die zersplitterte Tür zu gehen. Im letzten Augenblick dachte ich an das Messer, eilte ins Wohnzimmer, nahm die Waffe an mich und stopfte sie ebenfalls in die Handtasche. Dann schlug ich den Kragen meiner schwarzen Bluse hoch, um das Stahlband zu verdecken, und eilte mit meinem Gepäck den Flur, von wo mich ein Privatfahrstuhl ins oberste Geschoß: des Wolkenkratzers brachte, wo sich vier reguläre Lifts befanden; Zwei waren bereits auf dem Weg nach oben, der eine im siebenten und der andere im neunten Stockwerk.
Ich machte kehrt und lief zum Treppenhaus. Doch hier stockt ich. Hohl hallten die Schritte von Männern aus der Tiefe herauf, und ich eilte zu den Fahrstühlen zurück.
Einer stoppte in meinem Stockwerk, und ich preßte mich mit dem Rücken an die Wand. Ein Mann und eine Frau stiegen aus.
Schweratmend stürzte ich an den beiden vorbei.
Als sich die Tür meines Fahrstuhls hinter mir schloß, hörte ich wie sich der benachbarte Lift öffnete, und ich sah die Rücken von zwei Männern in Polizeiuniformen.
Langsam, sehr langsam, sank der Fahrstuhl in die Tiefe. Viermal stoppten wir — drei Paare und ein einzelner Mann kamen in die Kabine. Als wir endlich das Erdgeschoß erreichten, hastete ich in die Vorhalle. Mehrere Personen saßen dort, lasen oder warteten. Einige musterten mich desinteressiert. Der Mann mit der Zeitung — gehörte er zu ihnen ? Aber er senkte den Blick wieder. Ich mußte in die Garage — aber ich wollte außen herum gehen.
Der Portier hob die Hand an die Mütze, und ich lächelte. Draußen wurde mir zum erstenmal bewußt, wie warm es wirklich war. Unbewußt berührte ich den Stahlkragen, der sich eng um meinen Hals legte. Sah man mir an, was mit mir geschah?
Ich betrat die Garage des Gebäudes, kramte die Schlüssel hervor und reichte sie dem Garagenwärter. »Stimmt etwas nicht, Miß Brinton?« fragte er.
»Nein, nein«, sagte ich. »Und bitte beeilen Sie sich.«
Ich wartete — jahrelang, wie mir schien. Ich begann meine Herzschläge zu zählen.
Dann wurde der Wagen vorgefahren — perfekt surrend, ein Spezial-Maserati, und der Garagenwärter stieg aus. Ich schob ihm einen Geldschein in die Hand.
Er bedankte sich und hielt mir die Tür auf. »Alles in Ordnung?« fragte er noch einmal.
Er kam mir zu nahe. »Ja, ja!« sagte ich, warf den Gang ein; und raste davon.
Der Fahrtwind erfrischte mich in der heißen Nacht. Ich hatte es geschafft! Ich war geflohen!
Ich kam an einem Polizisten vorbei und hätte fast angehalten, um ihn um Schutz zu bitten. Aber er hätte mich vielleicht zu lange aufgehalten. Dabei mußte ich fort aus der Stadt, in der sie waren. Sie warteten vielleicht auf mich. Ich kannte sie nicht. Ich wußte nicht einmal, was sie wollten. Sie konnten überall sein.
Aber die Luft belebte mich. Ich hatte bald die Stadt über die George-Washington-Brücke verlassen und fuhr auf der schnellen Autobahn nach Norden. Minuten später war ich in Connecticut, inzwischen war es ein Uhr sechsundvierzig.
Ich begann zu singen. Endlich war ich wieder Elinor Brinton. Gleich darauf fiel mir ein, daß ich mich lieber abseits der belebten Schnellstraßen halten sollte. Ich verließ die Autobahn um 2.07 Uhr; dabei folgte mir ein anderer Wagen. Ich dachte mir zunächst nichts dabei, doch als das Fahrzeug vier Abzweigungen später immer noch hinter mir war, bekam ich es mit der Angst und drehte auf. Doch der Verfolger hielt Schritt.
Ich verlor fast die Nerven. Aber schließlich nahm ich mich zusammen. Nein, Elinor Brinton wollte sich nicht so leicht ergeben! Wenn man sie jagen wollte, bitte sehr! Wer immer es auf sie abgesehen hatte, sollte sich an der geschickten Elinor Brinton die Zähne ausbeißen! Über fünfundvierzig Minuten lang raste ich dahin, vergrößerte ab und zu meinen Vorsprung, verlor ihn wieder. Auf einer kiesbestreuten Nebenstraße holten meine Verfolger bis auf vierzig Meter auf, doch ich zog ihnen Meter um Meter wieder davon.
Die Jagd machte mir beinahe Spaß — ich würde ihnen entwischen. Als ich schließlich auf einer gewundenen Strecke über zweihundert Meter vor dem anderen Wagen war, schaltete ich die Beleuchtung aus und steuerte den Maserati von der Straße zwischen einige Bäume. Es gab hier viele Abzweigungen und Kurven; sie würden annehmen, ich wäre ihnen entwischt.
Mit klopfendem Herzen saß ich in meinem Maserati. Wenige Sekunden später raste der Verfolger vorbei.
Ich wartete etwa dreißig Sekunden lang und fuhr dann zur Straße zurück. Dort setzte ich meinen Weg mit abgeschalteten Lichtern fort. Als ich eine belebtere Schnellstraße erreichte, schaltete ich die Scheinwerfer wieder ein.
Ich hatte sie überlistet!
Ich behielt die nördliche Richtung bei. Wahrscheinlich nahmen sie an, ich hätte mich zurückgeschlichen und führe nun nach Süden. Sie glaubten bestimmt nicht, daß ich meine Reise in der ursprünglichen Richtung fortsetzen würde. Sie meinten bestimmt; für so etwas wäre ich zu intelligent. Aber ich war intelligenter als sie!
Es war kurz nach vier Uhr. Ich fuhr bei einem kleinen Motel vor, das ziemlich abseits von der Straße lag, wo es kaum zu sehen war. Niemand würde annehmen, daß ich um diese Zeit irgendwo anhielt. Ich aß in einem kleinen Schnellrestaurant nah der Straße, mietete mir einen Bungalow, verschloß die Tür hinter mir und stellte mich unter die Dusche.
Dabei betrachtete ich noch einmal das Mal an meinem Bein. Es regte mich irgendwie auf, zeichnete es mich doch auf unerklärliche Weise. Wütend betastete ich das Stahlband, das meinen Hals umschloß. Was war das für eine Schrift? Noch nie hatte ich derart fremde Buchstaben gesehen. Morgen würde ich das Ding entfernen lassen.
Ich trat unter die Dusche und begann zu singen.
Mit einem Handtuch um den Kopf, erfrischt, wenn auch müde, kehrte ich schließlich ins Apartment zurück und schlug mein Bett auf. Ich war in Sicherheit.
Es war Viertel vor fünf.
Da sah ich es. Am Spiegel an der Wand des Zimmers. Vor dem Spiegel lag mein geöffneter Lippenstift, und auf dem Glas schimmerte wieder das Zeichen, anmutig geschwungen, das auch mein Bein zierte. Ich griff nach dem Telefon. Die Leitung war tot.
Die Tür zum Bungalow war unverriegelt. Aber ich hatte sie verschlossen! Jemand mußte das Schloß geöffnet und den Riegel zurückgezogen haben. Ich eilte zur Tür, sicherte sie erneut, drückte mich dagegen und begann zu schluchzen.
Hysterisch eilte ich zu meinen Sachen und begann mich anzuziehen. Vielleicht blieb mir genug Zeit. Vielleicht waren sie fort. Vielleicht warteten sie draußen. Ich wußte es nicht.
Ich fummelte in der Handtasche nach den Wagenschlüsseln und hastete zur Tür.
Im letzten Augenblick zögerte ich. Vielleicht lagen sie vor dem Haus auf der Lauer.
Vorsichtig wich ich zurück, schaltete das Licht aus und zog die Gardine des rückwärtigen Bungalowfensters auf. Niemand war zu sehen. Vielleicht waren sie tatsächlich fort und rechneten damit, daß ich das Zeichen auf dem Spiegel erst morgen früh entdeckte. Ich kroch aus dem Fenster. Den kleinen Koffer ließ ich zurück. Wichtiger war die Handtasche, die ich bei mir hatte. Sie enthielt fünfzehntausend Dollar und meine Juwelen. Und vor allen Dingen — die Wagenschlüssel. Leise stieg ich in das Fahrzeug. Ich mußte die Zündung betätigen und den Gang einlegen und beschleunigen, ehe mich jemand aufhalten konnte. Die Maschine war noch warm.
Schnaubend sprang der Maserati an, schleuderte Steine und Staub unter den Hinterrädern hervor, fegte um die Bungalow-Ecke. An der Einfahrt zur Schnellstraße trat ich voll auf die Bremse, glitt seitlich auf den Asphalt und raste dann mit protestierenden Pneus los. Ich hatte nichts gesehen, niemand schien mich zu verfolgen. Ich vermochte nicht zu glauben, daß ich in Sicherheit war. Aber niemand war mir auf den Fersen.
Mit einer Hand schloß ich die Knöpfe meiner schwarzen Bluse, zog mir die Armbanduhr über. Es war vier Uhr einundfünfzig. Es war noch immer dunkel, aber wir hatten August; der Tag konnte nicht mehr fern sein. Abrupt, einem Impuls folgend, bog ich in eine kleine Nebenstraße ein — in einen von vielen Wegen, die hier von der Schnellstraße abzweigten. Niemand konnte wissen, welchen Weg ich genommen hatte, und ich begann wieder freier zu atmen. Ich nahm meinen Fuß vom Gaspedal. Ich blickte in den Rückspiegel und drehte mich auch um. Es schien sich nicht um einen Wagen zu handeln, aber da war etwas auf der Straße hinter mir — irgend etwas.
Im ersten Augenblick vermochte ich nicht zu schlucken. Mein Mund fühlte sich zu trocken an.
Das Gebilde war mehrere hundert Meter hinter mir und bewegte sich ziemlich langsam. Es schien nur einen Scheinwerfer zu haben, der zudem noch die Straße unter dem Gefährt erleuchtete. Als es näherkam, schrie ich auf. Das Ding rückte lautlos heran, kein Motorengeräusch war zu hören. Es war rund, schwarz und kreisförmig, vielleicht zwei Meter im Durchmesser, etwa anderthalb Meter hoch. Es schwebte über der Straße. Ich schaltete die Beleuchtung des Maserati aus und fuhr von der Straße, hielt auf eine Baumgruppe zu.
Das seltsame Objekt erreichte die Stelle, an der ich abgebogen war, und folgte mir in aller Ruhe. In seinem Schein sah ich meine Reifenspur im Gras.
In diesem Augenblick fuhr ich gegen einen großen Stein, und der Motor streikte. Verzweifelt versuchte ich ihn wieder zu starten, doch die Zündung wimmerte nur. Plötzlich war ich in gelbes Licht getaucht und schrie auf. Ich stürzte aus dem Wagen und ergriff die Flucht. Das Licht bewegte sich hin und her, fing mich jedoch nicht wieder ein. Zwischen den Bäumen angekommen, blickte ich zurück. Das Ding schwebte über dem Maserati, der plötzlich in bläuliche Schein erbebte und — verschwand! Ich hob die Hand vor der Mund.
Nun bewegte sich das seltsame Objekt wieder in meine Richtung. Ich umklammerte meine Handtasche, nach der ich instinktiv gegriffen hatte. Sie enthielt mein Geld, meine Juwelen, das Küchenmesser. Wieder floh ich durch die Dunkelheit, wobei ich eine Sandalen verlor. Ich verletzte mir die Füße, Äste peitschten mir ins Gesicht, meine Bluse wurde zerfetzt. Ich floh vor dem Licht, das mich nicht einzuholen schien. Von Zeit zu Zeit schier es mir ganz nahe zu sein, doch dann glitt es vorbei, und ich schlug einen Haken und war ihm wieder entkommen. Meine Rechte umklammerte die Handtasche, während ich mir mit der Linken einen Weg durchs Unterholz bahnte. Schließlich konnte ich nicht mehr und brach schweratmend am Fuß eines Baumes zusammen. Jeder Muskel meines Körpers protestierte. Meine Beine zitterten. Das Herz schlug mir bis zum Hals.
Das Licht drehte sich wieder in meine Richtung. Ich rappelte mich auf und stürzte in wilder Flucht davon.
Dann sah ich Lichter zwischen den Bäumen, auf einer Art Lichtung. Ich eilte darauf zu, brach mir blindlings zwischen den Bäumen durchs Unterholz Bahn.
»Guten Morgen, Miß Brinton«, sagte eine Stimme. Im gleicher Moment packten mich Hände von hinten.
Ich versuchte mich zu wehren, doch die Übermacht war zu groß. »Hier ist Punkt P«, sagte der Mann, dessen Stimme ich nur wiedererkannte. Es war die Stimme des größeren Mannes, der am Nachmittag bei mir im Penthouse gewesen war. Er trug seine Maske nicht mehr. Er war dunkelhaarig und gutaussehend. »Du hast uns viel Ärger gemacht«, sagte er ärgerlich und wandte sie an einen anderen. »Bringt Miß Brintons Fesseln.«