Anmerkungen des Autors

Es hat sich hier einiges verändert.


Captain Tanya Desjani

Damals im 20. Jahrhundert (Ende der 60er-Jahre, um genau zu sein) lebte ich einige Jahre lang auf Midway Island mitten im Pazifischen Ozean. In jener Zeit war Satellitenfernsehen buchstäblich Zukunftsmusik. Das einzige Fernsehprogramm auf der Insel wurde von einem Lokalsender ausgestrahlt, der jeden Tag ein paar Stunden lang außer alten Serien nichts zu bieten hatte. Manchmal konnten da sogar weiße Sandstrände, eine von einem Korallenriff geschützte Lagune und die Possen der Schwarzfußalbatrosse aller Schönheit zum Trotz nur Langeweile verbreiten. Wenn es mir langweilig wurde, konnte ich immer noch lesen, vor allem Geschichtsbücher.

Aber es gab noch etwas anderes, womit man sich die Zeit vertreiben konnte. Jeden Samstag und Sonntag gab es im Kino auf der Militärbasis eine Frühvorstellung, in der es eine Episode von Kobra, übernehmen Sie oder Big Valley und eine Star-Trek-Episode (natürlich aus der Originalserie) zu sehen gab. Während der Rest der USA Kirk, Spock und McCoy auf einem kleinen Fernsehbildschirm vorgesetzt bekam, konnte ich ihre Abenteuer auf der Kinoleinwand erleben.

Als ich mit dem Schreiben begann, stellte ich fest, dass sich diese Einflüsse in meinen Geschichten widerspiegelten. Die Geschichtsbücher brachten mich auf interessante Ideen, und Star Trek hatte mir gezeigt, dass SF spannend und unterhaltsam sein und gleichzeitig zum Nachdenken anregen konnte. Und ich lernte dadurch auch, wie wichtig die Figuren waren. Die Raumschiffe an sich waren cool, aber die Geschichten wären nicht so gut gewesen, wenn es da nicht die Charaktere gegeben hätte, deren Handeln etwas bewirkte und die immer ihr Bestes gaben, auch wenn sie vor fast unlösbaren Problemen standen.

Aber auch viele andere Faktoren haben bei der Entstehung der Verschollenen Flotte eine Rolle gespielt. Die Grundlage bilden zwar diese äußeren Einflüsse, doch wenn ein Autor Charaktere erschafft, dann kommt es vor, dass sie die Geschichte beeinflussen, weil sie einem vorschreiben, was sie tun werden und was nicht, weil sie einem sagen, dass sie sich anders entscheiden würden, als man es selbst für sie geplant hatte. Als ich Black Jacks Geschichte erzählt habe, wurde ich von ihm mehr als einmal überrascht. Er hat Freunde und Verbündete gefunden, er hat eine Vielzahl von Widersachern besiegt, und er hat eine sehr enge Beziehung zu einer bestimmten Befehlshaberin eines Schlachtkreuzers entwickelt. Als sich die Möglichkeit eröffnete, mit ihm neue Schauplätze zu besuchen, wo er sich neuen Herausforderungen stellen musste, da war ich sehr erfreut darüber, Gearys Geschichte in der Reihe Beyond the Frontier weiterzuerzählen.

Wenn ich Black Jack Gearys Geschichte schrieb, dann schrieb ich dabei auch immer über seine Gegner, vor allem über die Syndikatwelten. Bei jedem Problem, das sich ihm stellte, hat Geary sein Bestes gegeben, seine Pflicht zu erfüllen und dabei stets ehrlich und ehrbar zu handeln. Den Gegensatz dazu bildeten die Syndiks, deren Verhalten in jeder Hinsicht Gearys Ansichten und Überzeugungen zuwiderlief. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Syndiks einfach aus dem Grund als die Bösen abzustempeln, dass sie nur böse sind. Aber damit hätte ich der Handlung keinen Gefallen getan, weil es nicht den monolithischen Feind gibt. Jede Person, die zur gegnerischen Seite gehört, ist ein Individuum und unterscheidet sich von den anderen Individuen. Die Angehörigen der Syndikatwelten sind Menschen. Manche haben sich dem System verpflichtet, weil es ihnen Macht gibt, andere sind fest davon überzeugt, dass nur dieses System Ordnung wahren kann. Andere erkennen die Schwächen im System und arbeiten dagegen, und wieder andere haben sich gegen das System gewandt, weil sie dessen Ungerechtigkeit erkannt oder sogar am eigenen Leib erfahren haben.

Viele Leser haben mich gefragt, ob ich nicht mehr über die Syndiks berichten kann, und deshalb wollte ich diese andere Seite der Geschichte über die Verschollene Flotte zeigen. Was ist mit den Syndiks, die ihr System für das beste gehalten haben, bis es letztlich kläglich scheiterte und der Allianz unterlag? Was ist mit denjenigen, die schon vor Langem aufgehört haben, an das System zu glauben, die aber in Kriegszeiten keine andere Alternative sahen? Das Imperium der Syndikatwelten ist im Zerfall begriffen, die Zentralregierung versucht, so viele Sternensysteme wie möglich an sich zu binden, während es ringsum zu Revolten und Rebellionen kommt. Und wenn die Revolution Erfolg hat, welche neue Denkweise ersetzt dann die alte?

Als die Allianz-Flotte gegen Ende der vorliegenden Geschichte ins Midway-System zurückkehrt, muss sie feststellen, dass das System nicht länger der Kontrolle durch die Syndikatwelten untersteht. Es gab Kämpfe auf der bewohnten Welt und auch im All, und die beiden Führer des Sternensystems nennen sich jetzt Präsidentin und General. The Lost Stars: Tarnished Knight erzählt von der Revolte auf Midway. Die CEOs Gwen Iceni und Artur Drakon haben genug von den Syndik-Methoden, aber es sind die einzigen Methoden, die sie kennen. Sie können sich gegenseitig nicht vertrauen, sie können überhaupt niemandem vertrauen, weil das die Art ist, wie die Syndikatwelten Politik machen. Doch Iceni und Drakon sind aufeinander angewiesen, da sie nicht nur ihr eigenes Sternensystem verteidigen müssen, sondern auch noch in die benachbarten Systeme vordringen, die von internen Machtkämpfen und Gegenangriffen der Syndiks zerrissen sind. Zwei Menschen, die vor langer Zeit aufgehört haben, irgendwem zu trauen, müssen etwas finden, woran sie stattdessen glauben können. Vorausgesetzt, sie überleben lange genug…

Es hat mich gefreut, dass die Verschollene Flotte von den Lesern so gut aufgenommen worden ist. Für einen Autor gibt es keine schönere Belohnung als Leser, die mehr von ihm lesen wollen. Im Gegenzug möchte ich meinen Lesern mehr Geschichten aus dem Universum der Verschollenen Flotte präsentieren. Die Reihe The Lost Stars führt uns in einen Teil des Universums, in dem viel passiert, in dem neue Charaktere mit gewaltigen Herausforderungen konfrontiert werden — während über allem der Schatten von Black Jack liegt.

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