16

Nervös studierte Gamba die Aufzeichnungen des Alchimisten. Der alte Trottel hatte sich in ein Schwert gestürzt, nachdem die Flotte der Kaiserlichen durch seine Hilfe in Flammen aufgegangen war. So ein Dummkopf! Gamba warf wütend einige Pergamentseiten auf den Boden. Die Gunst Uigar Kais wäre Promos gewiß gewesen, auch wenn der größere Teil der Schiffe doch noch entkommen war.

Gamba dachte an sein letztes Zusammentreffen mit dem Alchimisten. Der Alte hatte ihn nach einem Mädchen gefragt, das angeblich von den Orks gefangen gehalten wurde. Gamba hatte gedacht, Promos wolle ihn veralbern und eine entsprechende Antwort gegeben. Vielleicht war das ein Fehler gewesen. Er hatte dem Alchimisten gesagt, alle Menschenfrauen im Lager seien weniger Gefangene, als vielmehr willige Gespielinnen der Häuptlinge und Krieger. Dasselbe würde auch für die Frauen gelten, die in Khezzara lebten.

Der Alte war darauf ganz blaß geworden, hatte irgend etwas gemurmelt und war in sein Zelt zurückgegangen. Als Gamba ihn nach dem Brand der kaiserlichen Flotte zu seinem Erfolg beglückwünschen wollte, lebte Promos nicht mehr. Er lag in einer Blutlache am Boden des Zeltes und hielt selbst im Tod noch das Kurzschwert umklammert, das er sich in den Bauch gestoßen hatte.

Drei Tage waren seitdem vergangen. Am Morgen hatte Sadrak Whassoi mit der Hauptmacht des Heeres das Lager vor Greifenfurt erreicht. Von den Geschützen, die Kolon gebaut hatte, brachten sie nur wenige wieder zurück. Auch der Zwerg war seit dem Gefecht an der Mündung der Breite verschollen. Vermutlich hatte er im Kampf gegen die Reiter des Prinzen den Tod gefunden. Seinen alten Plan, die Garnison sturmreif zu schießen, konnte man nun endgültig begraben.

Noch immer erhoben sich die Mauern der Burg über den Fluß, auch wenn große Teile der Stadt in Trümmern lagen. Mit den Truppen des Marschalls wären sie eigentlich stark genug gewesen, Greifenfurt trotz des Nachschubs, der mit den Schiffen gekommen war, zu erobern. Doch ihnen fehlte der Zwerg. Sein Wissen über den Bau von Belagerungsmaschinen war nicht zu ersetzen. Die wenigen Katapulte und Rotzen, die noch zur Verfügung standen, würden nicht ausreichen, um einen Sieg zu erzwingen. Deshalb war Sadrak Whassoi auf den Plan verfallen, Hylailer Feuer über die Mauern der Garnison zu schleudern. Der Schwarze Marschall war der Überzeugung, daß die Besatzung in Panik die Festung verlassen würde, wenn erst einmal überall auf den Mauern und in den Höfen Feuer brannten, die auf herkömmliche Weise nicht zu löschen waren. Auch die Tatsache, daß alle Greifenfurter mitangesehen hatten, wie ein Teil der Flotte auf dem Fluß verbrannt war, würde ihnen gewiß keinen Mut machen, gegen das Feuer anzukämpfen.

Mißmutig blickte Gamba über die Papiere, die auf dem Tisch vor ihm lagen. Er war kein Alchimist. Mit dem, was er hier vorgefunden hatte, konnte er nichts anfangen. Er wußte zwar, welche Bestandteile nötig waren, um das Hylailer Feuer herzustellen, doch in welchem Verhältnis man sie mischte, davon hatte er keine Ahnung.

Gamba grübelte eine Weile vor sich hin. Er sah nur eine Möglichkeit, den Wunsch des Marschalls zu erfüllen. Er mußte einen Dämonen beschwören und damit beauftragen, hundert Tonkrüge mit Brandsätzen aus dem Arsenal der Kriegsflotte von Al’Anfa zu stehlen. Das war der einzige Ort, von dem man gewiß sein konnte, daß dort eine größere Menge des gefährlichen Gemischs gelagert wurde.

Aber sollte er es wagen? Jede Dämonenbeschwörung war riskant. Zu oft hatte er in den letzten Monaten schon mit seinem Glück gespielt. Falls die Beschwörung aber gelingen sollte und er dem Marschall diesen beinahe unmöglichen Wunsch erfüllte, hatte er eine eindrucksvolle Demonstration seiner Macht geliefert.

Gamba wußte, daß Sadrak Whassoi den Hohepriester Uigar Kai nicht sehr schätzte. Sicher fürchtete und respektierte der Marschall die Macht des Schamanen, doch sie waren alles andere als Freunde. Gamba hatte schon erlebt, wie sich der Feldherr zähneknirschend den Wünschen des Schamanen gefügt hatte, wenn es darum ging zu entscheiden, an welchen Tagen es günstig sei, sich zur Schlacht zu stellen.

Vielleicht war es sogar möglich, mit dem Marschall ein Komplott gegen den Schamanen zu schmieden? Wenn Uigar Kai nicht mehr lebte, wäre Gamba mit Abstand der fähigste Zauberer im Lager der Orks. In dieser Position würde es nicht schwerfallen, gemeinsam mit Sadrak Whassoi einen Schamanen für das Amt des Hohepriesters auszuwählen, der sich von ihnen beeinflussen ließ.

Wieder dachte Gamba an die herablassende Art, mit der ihn Uigar Kai in jener Nacht behandelt hatte, in der sich Sharraz Garthai das Leben genommen hatte. Ruhig richtete sich der Druide auf, schritt zum Eingang des Zeltes und schlug die Lederplane zurück. Sein Entschluß stand fest. Er würde es noch einmal wagen, einen Dämonen zu beschwören. Damit mochte für ihn der Aufstieg zu ungeahnten Machtpositionen beginnen.


Mit festem Blick musterte der Druide die bläuliche Gestalt im Bannkreis. Der Dämon hatte zunächst getobt und geschrien, weil Gambas Macht ihn gegen seinen Willen nach Dere geholt hatte. Doch nun wurde er ruhiger. Drei große, rote Hörner ragten aus seinem Rücken, und mit geschlitzten, gelben Augen spähte die fremdartige Gestalt im Zelt umher.

»Kannst du mich verstehen?« fragte Gamba laut.

Der Dämon nickte.

»Du bist hier, um mir einen Dienst zu erweisen. Du sollst für mich in dieser Nacht in das Flottenarsenal von Al’Anfa eindringen und mir von dort hundert Krüge mit Hylailer Feuer in dieses Zelt bringen. Hast du verstanden?«

Wieder nickte der Dämon stumm.

»Dann mach dich auf den Weg! Wenn du diese Aufgabe erfüllt hast, werde ich dich aus meinem Bann entlassen.«

Augenblicklich war die Gestalt aus dem doppelten Schutzzirkel verschwunden, den Gamba auf den gestampften Boden seines Zeltes gezeichnet hatte. Obwohl es draußen bitter kalt war, schwitzte der Druide. Der Dämon hatte sich ungewöhnlich schnell gefügt. Ob ihm bei der Beschwörung vielleicht ein Fehler unterlaufen war?

Noch einmal ging er in Gedanken alle Schritte der Anrufung durch. Dann war er sich sicher, keinen Fehler gemacht zu haben! Auch der Auftrag, den er erteilt hatte, war klar und unmißverständlich formuliert gewesen. Vielleicht war er ja schon so mächtig, daß selbst gehörnte Dämonen es nicht mehr wagten, gegen ihn aufzubegehren? Er hatte die richtige Entscheidung getroffen, als er vor Jahren den toten Magier in den Bergen gefunden hatte und damit begann, sein Zauberbuch zu studieren. Der Tote mußte ein mächtiger Dämonologe gewesen sein. Sein Zauberbuch jedenfalls war ein Schatz gewesen. Es hatte ihn von der ersten Stunde an gefangen genommen, und seit diesem Sommertag hatte er sich sehr weit von den Pfaden entfernt, die Druiden für gewöhnlich zu beschreiten pflegen.

Gamba schreckte auf. Unmittelbar neben ihm war aus dem Nichts ein großer, runder Tonkrug erschienen. Sofort darauf stand noch einer im Zelt, und so ging es nun einige Zeit weiter. Der Dämon hatte Al’Anfa erreicht und teleportierte die Krüge ins Zelt, ganz wie er es sich gewünscht hatte. Zufrieden räkelte Gamba sich und dachte an seinen triumphalen Auftritt vor dem Marschall, wenn er ihm berichten konnte, daß das Hylailer Feuer bereit stand.

Ein bläuliches Leuchten erfüllte das Lederzelt. Der Dämon erschien wieder in seinem Bannkreis. Einen Augenblick lang war Gamba vom hellen Licht geblendet.

»Ich hoffe, ich konnte deinen Wunsch zu deiner Zufriedenheit erfüllen«, sprach die Gestalt mit öliger Stimme.

»Gewiß!« Der Druide schirmte seine Augen mit den Händen ab, um besser sehen zu können. Der Dämon hielt irgend etwas in der Hand. Was sollte das?

»Du hast mir nicht verboten, sonst noch etwas aus Al’Anfa mitzubringen, und deshalb habe ich mir die Freiheit genommen, ein ganz persönliches Geschenk für dich zu besorgen.« Die Stimme der Gestalt hatte alle Unterwürfigkeit verloren und wuchs zu einem Donnern an, das die Tonkrüge im Zelt leise klirrend aneinanderstoßen ließ.

Jetzt wußte Gamba, welchen Fehler er gemacht hatte! Er hätte verbieten müssen, mehr als das zu bringen, was er sich gewünscht hatte ... Diese Floskel gehörte zu jeder Beschwörung. Wie hatte er sie nur vergessen können? Jeder, der sich mit Dämonologie beschäftigte, wußte, wie wichtig es war, die Aufgaben der Dämonen genau zu bestimmen, denn diese Wesen aus fremden Spähren versuchten, den Sinn der Worte ihres Meisters so zu verdrehen, daß sie ihm schaden konnten.

Gamba begann zu zittern. Gleichzeitig wurde das intensive Leuchten ein wenig blasser, das von der Gestalt im Bannkreis ausging.

»Nimm nun mein Geschenk!« Die Stimme des Dämons ließ das Zelt erbeben und mußte im ganzen Lager zu hören gewesen sein.

Jetzt konnte der Druide endlich sehen, was die Kreatur in Händen hielt. Eine Fackel und einen weiteren Tonkrug mit Hylailer Feuer! Gamba hastete zum Zelteingang. Hinter sich hörte er das Klirren des Tonkrugs. Ein feuriger Sturmwind, tödlicher als der Atem eines Drachen, traf ihn im Rücken und riß ihn von den Beinen ...


Marcian lehnte gegen die verwitterte Mauer des Turmes nah dem Rondra-Tempel und genoß den warmen Frühlingswind. Sein Blick schweifte über das verwüstete Land rings um die Stadt. Dort, wo noch vor drei Tagen die Orks gelagert hatten, standen jetzt die Zelte und Banner des Reichsheeres. Gestern abend war Prinz Brin mit großem Gefolge in die zerstörte Stadt eingezogen, die einst das stolze Greifenfurt gewesen war.

Der Inquisitor dachte noch einmal an die letzten Monate. Nachdem Cindira auf dem Fluß gestorben war, hatte er sein Kommando an den verwundeten Anshelm abgegeben. Von diesem Tag an schien sich das Blatt zu Gunsten der Verteidiger gewendet zu haben.

Marcian lächelte melancholisch. Vielleicht lag ja tatsächlich ein Fluch auf ihm? Noch bevor Anshelm so weit genesen war, daß er sich wieder von seinem Lager erheben konnte, hatte die Orks ein schweres Unglück getroffen. Eines Nachts war aus unerklärlichen Gründen mitten in ihrem Lager ein schwerer Brand ausgebrochen. Eine riesige Flammensäule hatte sich wohl an die hundert Schritt in den Himmel erhoben, und das Feuer setzte die meisten der Zelte im Hauptlager in Brand. Noch bis in den nächsten Tag hinein brannte das Feuer. Danach war es zu keinem Angriff mit dieser schrecklichen Waffe mehr gekommen.

Nach dem Brand kehrte der Winter mit all seiner Härte zurück. Tagelang tobte ein Schneesturm, dem die Schwarzpelze ohne ihre Zelte schutzlos ausgeliefert waren. Es mußten Dutzende Krieger erfroren sein. Jedenfalls hatte Firun, der Gott des Winters, in diesen Tagen den größten Sieg gegen die Orks errungen.

Viele Bürger sprachen danach davon, daß die Götter ein Zeichen gegeben hätten und sich nun alles zum Guten wenden würde. Der harte Frost hatte auch den Fluß mit einem Panzer aus schillerndem Eis überzogen. Kaum daß der Sturm vorüber war, gelang es den Orks auf diesem Weg in die Stadt einzudringen. Die Schwarzpelze fochten mit dem Mut der Verzweiflung. Sie wußten, daß sie Winterquartiere brauchten, oder verloren waren. Angeführt wurden sie von Sadrak Whassoi und Uigar Kai persönlich.

Es gelang ihnen, den Hügel, auf dem der Platz der Sonne lag, und die östliche Hälfte der Stadt zu erobern. Doch dann war die Wucht des Angriffs gebrochen. Für den Rest des Winters kam es nur noch zu kleineren Scharmützeln.

Marcian hatte in dieser Zeit das Kommando über Lysandras Freischärler geführt. Der wilde Haufen aus Jägern, Bauern und Banditen war die einzige Truppe in der Stadt, die ihn noch als Anführer duldete. Bei ihnen zählte allein die Kraft des Schwertarms. Sie gaben wenig um die Vergangenheit. Vielleicht, weil viele von ihnen selbst manch dunklen Tag zu vergessen hatten. Sie stellten niemals Fragen und waren ein Haufen, in dem jene seltsame Art von melancholischer Fröhlichkeit herrschte, die Menschen an den Tag legten, die jede Stunde so lebten, als wäre es ihre letzte. Der Inquisitor war in das kleine Zimmer eingezogen, in dem vor ihm Lysandra untergebracht gewesen war. Er kannte es noch gut von den Krankenbesuchen, die er der Amazone abgestattet hatte, als sie mit Fieber und Durchfall ans Bett gefesselt war, weil er ihr ein leichtes Gift in ihr Essen rühren ließ. Manchmal verließ er diese Kammer tagelang nicht. Marcian versuchte zu vergessen, was in den letzten Monaten geschehen war, doch Nacht für Nacht quälten ihn Alpträume. Er sah den brennenden Fluß und Scheiterhaufen, der auf seinen Befehl auf dem Platz der Sonne errichtet worden war. Und er sah wie die Bastion an der Ostmauer in Trümmer versank oder wie Darrag mit Tränen in den Augen neben dem Scheiterhaufen stand, auf dem sein Sohn aufgebahrt lag. In seinen schlimmsten Träumen aber erschien ihm Jorinde und Cindira. Um sie herum züngelten Flammen, und sie streckten die Arme aus, so als wollten sie ihn zu sich holen. Doch noch bevor sie ihn berühren konnten, war er bisher jedesmal erwacht. Schweißüberströmt und allein saß er dann bis zum Morgengrauen in seiner Kammer und dachte an das, was er verloren hatte.

Marcian betrachtete sein Spiegelbild in einer Pfütze auf dem Wehrgang der Mauer. Sein Gesicht hatte sich kaum verändert, doch sein ehemals schwarzes Haar war schlohweiß geworden. Auch jetzt, wo er über die grünen Wiesen vor der Stadt blickte, mußte er wieder an Cindira und Jorinde denken und wie sie ihm in seinen Träumen aus den Flammen zuwinkten.

Der Inquisitor wußte, daß Anshelm Nachforschungen über Zerwas anstellte. Er vermutete auch, daß Odalbert und Riedmar, zwei der Zauberer, die ihm als Agenten gedient hatten, Anshelm alles verraten hatten, was sie wußten. Eigentlich mußte der Hochgeweihte ihm den Prozeß machen. Täte er es nicht, würde er gegen die Gelübde seines Ordens verstoßen.

Hätte Marcian damals, als Anshelm mit Zerwas kämpfte nur wenige Augenblicke später ins Horn gestoßen, dann wäre der Praiosgeweihte nicht mehr dazu gekommen, irgendwelche Untersuchungen anzustellen. Aber Marcian wußte, daß er selber noch vor kurzem nicht anders als Anshelm gehandelt hätte. Der Geweihte tat nur seine Pflicht. Vielleicht konnte er ihm ja entfliehen. Sadrak Whassoi hatte nordöstlich der Stadt seine Truppen gesammelt, und in den nächsten Tagen würde es zur alles entscheidenden Schlacht kommen, und dann ergab sich vielleicht eine Möglichkeit zur Flucht.

Marcian blickte nach Norden. Das neue Lager der Orks lag außerhalb seiner Sichtweite irgendwo zwischen den Hügeln. Die letzten Monate mußten bitter gewesen sein. Seit Ende des Winters hatte Hunger im Lager der Orks geherrscht. Von Gefangenen hatten sie erfahren, daß die Schwarzpelze zum Schluß sogar ihre Toten gefressen hatten. Erst vor drei Wochen war wieder ein Wagenzug mit Verpflegung und neuen Truppen über den Finsterkamm gekommen. Zu diesem Zeitpunkt war schon fast die ganze Markgrafschaft in offener Rebellion gegen die Besatzer gewesen. Die Namen der Baroninnen von Greifenberg, Reichsweg und Schattengrund sowie des Barons von Orkenwall waren in aller Munde. Sie hatten sich zu einem Bund vereint und die Schwarzpelze aus den Städten Reichsweg und Orkenwall vertrieben.

Ihnen war geglückt, was ihm verwehrt geblieben war, dachte Marcian. Der Inquisitor blickte über die Ruinen der Stadt. Er war ein ganzes Jahr zu früh gekommen. Die Orks waren noch zu stark gewesen, und so hatte er der Stadt anstelle von Freiheit nur Tod und Verderben gebracht. Aber vielleicht war dieses Opfer auch notwendig gewesen? Die Armee des Schwarzen Marschalls hatte vor Greifenfurt ihre Kampfkraft und ihren Siegesmut verloren.

In den letzten beiden Wochen vor der Befreiung, als Sadrak Whassoi schon wissen mußte, daß Prinz Brin mit einem Heer auf dem Weg nach Greifenfurt war, hatte der Orkgeneral Tag für Tag ihre Stellungen berannt. Haus um Haus, Straße um Straße hatten die Schwarzpelze den Verteidigern in endlosen blutigen Kämpfen abgerungen. Wieder einmal waren die Garnison der Stadtwache und der Rondra-Tempel zu Inseln inmitten einer von Orks besetzten Stadt geworden. Bis fast unter die Mauern der Garnison waren die Schwarzröcke gekommen und hätte der Prinz die Stadt auch nur eine Woche später erreicht, wäre sie vielleicht nach einem Jahr des erbittersten Widerstands doch noch an die Orks verlorengegangen.

Marcian hatte oft darüber nachgedacht, warum der Marschall nicht zu Beginn des Frühjahrs die Belagerung aufgegeben hatte und bis zum Schluß um die Stadt kämpfte. Xarvlesh, die Kultwaffe, um die es den Orks ursprünglich einmal gegangen war, war von Lysandra fortgeschafft worden. Warum also der erbitterte Kampf?

Vielleicht hatte Sadrak Whassoi geplant, sich selber in der Stadt zu verschanzen, die sich ihm so lange erfolgreich widersetzt hatte? Ob er hier dem Heer des Prinzen trotzen wollte? Vielleicht war es ihm auch nur darum gegangen ein Exempel zu statuieren und den Nimbus der Unschlagbarkeit seiner Armee wiederherzustellen, indem er Greifenfurt doch noch eroberte. Während der letzten zwei Wochen war Marcian mit den Freischärlern in der Garnison der Stadtwache eingeschlossen gewesen. Unter den rauhbeinigen Kriegern hatte in diesen Tagen eine seltsame Geschichte die Runde gemacht. Manche behaupteten, Lysandra sei zurückgekehrt. Ein bärtiger Bogenschütze hatte Marcian erzählt, die Amazone habe ihn spät in der Nacht, als er kurz davor war, vor Erschöpfung auf Wache einzuschlafen, aufgerüttelt und ihn vor einem Überraschungsangriff der Orks gewarnt, der dann auch tatsächlich wenig später stattfand. Andere berichteten, Lysandra habe plötzlich an ihrer Seite gestanden, wenn der Kampf gegen die Schwarzpelze schon fast verloren schien, und habe sie angefeuert, nicht aufzugeben. Marcian hatte die Amazone nie zu Gesicht bekommen. Doch erinnerte er sich mit Unbehagen an eine Nacht, die er am Lager einer Sterbenden verbracht hatte. Die Frau hatte, kurz bevor Golgari kam, um sie zu Boron zu holen, angefangen zu phantasieren und im Fieberwahn so gesprochen, als stünde Lysandra an ihrer Seite.

Wann immer er mit den Freischärlern über diese seltsamen Vorkommnisse sprach, hatten sie ihn an den Satz erinnert, mit dem sich die Amazone von ihren Kriegern verabschiedet hatte. Wenn eure Stunde gekommen ist, werde ich wieder hier sein. Also mußte Lysandra tot sein und ihren Frieden mit den Göttern gemacht haben. Ob ihm auch ein so gnädiges Schicksal bestimmt war? Der Inquisitor war am Morgen in den Tempel der Rondra gegangen und hatte ein langes Dankgebet zur Göttin des Krieges gesprochen. Vielleicht würde wenigstens sie für ihn sprechen, wenn die Stunde seines Todes gekommen war. Daß er vor Praios keine Gnade finden konnte, war ihm bewußt. Der Gott würde niemals einem Inquisitor vergeben, der sich mit den Mächten der Finsternis eingelassen hatte, um mit einem Vampir einen Pakt zu schließen.

Über eine schmale Steintreppe stieg Marcian in den Hof der kleinen Festung herab, deren Herzstück der Rondra-Tempel bildete. Er konnte sich schon die Rede des Anklägers vorstellen, die ihn erwartete, falls er tatsächlich vor ein Gericht der Inquisition gestellt würde. Man würde ihm vorwerfen, daß er dem Glauben an Praios verloren hatte. Das schlimmste Verbrechen, dessen ein Inquisitor angeklagt werden konnte. Vermutlich, würde man argumentieren, daß gerade weil er sich mit Zerwas eingelassen hatte, die Stadt keinen Beistand von den Göttern erhalten hatte. Auf jeden Fall würde die Anklage dafür plädieren, ihn wegen Verrats an der heiligen Aufgabe der Inquisition zum Tod auf dem Scheiterhaufen zu verurteilen. Marcian war sich sicher, daß sein alter Feind Roderick sich darum reißen würde, die Rolle des Anklägers zu übernehmen. Schon einmal hatte er versucht, ihn auf den Scheiterhaufen zu bringen.

Der Inquisitor dachte an den stürmischen Frühlingstag, an dem seine Geliebte, Jorinde, wegen Hexerei verbrannt worden war. Er hätte sich damals zu ihr bekennen und mit ihr auf den Scheiterhaufen steigen sollen. Wie viele Tode wären dadurch verhindert worden! Es schien sein Schicksal zu sein, in den Flammen der Inquisition zu sterben. Seitdem er vor diesem Tod davongelaufen war und er seine Liebe verleugnet hatte, hatten die Götter ihn nur ein weiteres Mal auf den Weg zu einem Scheiterhaufen geführt. Es schien ihm bestimmt zu sein, so zu sterben ... Hatte er also das Recht wieder zu fliehen? Welchen neuen Kreislauf aus Tod und Verderben würde er mit seiner Flucht beschreiten? Und würde er nicht am Ende seines Weges wieder vor einem Scheiterhaufen stehen?

Sein Blick schweifte über den Hof. Nur ein paar Schritt von der Stelle, an der er jetzt stand, hatte man vor einem Jahr die Leiche von Lucilla, der Tochter des Bäckers Dromgast gefunden. Egal, wohin er in dieser Stadt ging, überall würde er an Tote erinnert. Auf der anderen Seite des Hofes wuchs neben dem Tempel ein Rosenbusch aus der rissigen Wehrmauer. Er hatte Winter und Krieg überstanden und trug nun die ersten Blüten. Wie gerne hätte er Cindira jetzt eine Rose geschenkt, hätte mit ihr die Befreiung der Stadt gefeiert und wäre am Morgen in ihren Armen erwacht.

Aus dem Fluß, der jetzt nur noch wenig Wasser führte, ragten noch immer die verkohlten Spanten der ausgebrannten Schiffe. Sie waren wie Mahnmale für die Toten des Winters. Nach der letzten Schlacht würde er zum Ufer reiten, und dort, wo Cindira gestorben war, sein Schwert und seinen Schild ablegen. Er würde in keinen Kampf mehr ziehen. Vielleicht sollte er sich dann der Inquisition stellen und sich seinem Schicksal fügen?

Doch erst würde er zu Darrag, dem Schmied, gehen, dessen Werkstatt auf der Rückseite der kleinen Tempelfestung lag. Marcian hatte den bulligen Mann seit Monaten nicht mehr gesprochen. Obwohl die Stadt nicht groß war, hatten sich ihre Wege nicht mehr gekreuzt. Darrag sollte ihm das Schwert schleifen. Die Klinge war in den vielen Kämpfen der letzten Wochen schartig geworden, so daß ein Wetzstein allein nicht mehr viel nutzte.


Anshelm brütete bei Kerzenschein über den Papieren. Er hatte mehr als ein Dutzend Verhöre durchgeführt und zu Protokoll gebracht. Die Beweislast gegen Marcian war erdrückend. Er hatte so ziemlich alles verraten, was der Inquisition heilig war.

Odalbert und Riedmar, zwei der Agenten der KGIA, die mit Marcian in die Stadt gekommen waren, hatten Anshelm alles über die Geschichte von Zerwas verraten und über den Pakt, den der Inquisitor mit diesem Vampirfürsten geschlossen hatte. Dafür würde Marcian auf dem Scheiterhaufen stehen. Nicht einmal Baron Dexter Nemrod könnte ihn jetzt noch retten.

Trotzdem war Anshelm nicht glücklich über seinen Erfolg. Er verdankte Marcian sein Leben. Hätte der Inquisitor nicht rechtzeitig in sein Horn gestoßen, so hätte Zerwas ihn getötet, dessen war sich Anshelm sicher. Er strich sich geistesabwesend mit dem breiten Ende des Federkiels über die Wange. Er würde Marcian durch die Tempelgarden verhaften lassen, auch wenn ihm das im Grunde widerstrebte. Er würde nicht der Versuchung erliegen ... Aber vielleicht blieb noch etwas Zeit. Der Prinz wollte Marcian nach der letzten Schlacht gegen die Orks adeln und in den Ritterstand erheben. Brin wußte nichts von den Bedenken der Inquisition.

Anshelm legte den Federkiel zur Seite. Er würde warten, bis der Prinz die Stadt verlassen hatte. Dann sollte Marcian seinem Schicksal zugeführt werden. Die Garde würde ihn nachts gefangennehmen und in einem geschlossenen Wagen zur Stadt des Lichts bringen. Es würde dem Ansehen der Inquisition schaden, wenn er diese Verhaftung in aller Öffentlichkeit vornahm. Es war besser, wenn das, was hier in Greifenfurt wirklich geschehen war, ein Geheimnis der Inquisition blieb. Dabei stellte sich allerdings die Frage, was er mit den Agenten machen sollte, die gemeinsam mit Marcian vor einem Jahr in die Stadt gekommen waren. Man mußte davon ausgehen, daß sie alle über das Bescheid wußten, was vorgefallen war. Anshelm blickte auf die Liste der Männer und Frauen, die vor ihm lag. Sartassa, Nyrilla und Ulf der Söldner waren tot.

Arthag war wahnsinnig geworden. Odalbert und Riedmar dienten treu der Sache der Inquisition. Auch dem Ingerimm-Geweihten konnte man trauen. Nur die Jägerin und der Magier Yonsus mochten vielleicht gefährlich werden. Sie hatten sich bis zuletzt geweigert, Aussagen zu machen, die Marcian vor der Inquisition belasten konnten. Selbst die Drohung, daß man ihnen wegen Mittäterschaft einen Prozeß machen könnte, hatte sie nicht erschüttert. Diese Verstocktheit würde nur dazu führen, daß man sie gemeinsam mit Marcian anklagte.

Der Hochgeweihte stand auf und ging zu dem Fenster hinüber, das auf die Stadt wies. Vor ihm hatten hier Markgraf Shazar, der Orkgeneral Sharraz Garthai und Marcian gestanden. Ob auch sie mit dem Blick über das weite Land Ablenkung von ihren Sorgen gesucht hatten? In der Finsternis war nicht viel zu sehen. Irgendwo im Norden lagerten jetzt die Orks, und es würde nicht mehr lange dauern, bis Brin mit seinem Heer zur letzten Schlacht aufbrach. Sadrak Whassoi waren nur wenig mehr als dreitausend Krieger geblieben. Brin konnte mehr als doppelt so viele Streiter ins Feld führen. Vielleicht würde die Schlacht zumindest seine Probleme lösen. Wenn Marcian und seine letzten Getreuen den Tod fanden, dann würde der Inquisition ein unrühmlicher Prozeß erspart bleiben.

Darrag preßte die glänzende Klinge gegen den rotierenden Schleifstein, so daß die Funken stieben. Seine Werkstatt war fast unbeschädigt geblieben, auch wenn sein Haus bei den letzten Kämpfen zum Teil ausgebrannt war. Erst gestern hatte er die Werkzeuge ausgegraben, die er unter der Esse versteckt hatte, als die Orks die Stadt stürmten. Abgesehen von einer dünnen Schicht Rost, die auf allen Eisenteilen lag, waren sie unbeschädigt geblieben.

Wütend drehte der Schmied an der Kurbel des Schleifsteins. Daß Marcian die Stirn gehabt hatte, ihn darum zu bitten, das Schwert zu schärfen! Der Schmied hatte sich sehr zusammenreißen müssen, um dem Inquisitor nicht an die Kehle zu springen. Er war der Mann, der für den Tod seiner Frau und seiner Kinder verantwortlich war. Daß er sich überhaupt noch hierher wagte! Merkte Marcian denn nicht, was für eine Stimmung in der Stadt herrschte? Die meisten Bürger würden ihn am liebsten tot sehen.

Nur weil Darrag genau wußte, daß man ihn für einen Mord an Marcian hängen würde, hatte er nicht die Hand gegen den Inquisitor erhoben, als er gestern hier hereingekommen war. Dessen Kampf gegen die Orks hatte Greifenfurt vernichtet. Es gab nicht eine Familie, die keinen Toten zu beklagen hätte, und als endlich der Prinz mit dem Ersatzheer gekommen war, hatte es auch kaum noch unverwundete Verteidiger gegeben.

Viele erinnerten sich an die Prophezeiung von Uriens. Der Tod trägt rot. Marcian mit seinem roten Umhang war für Greifenfurt zum Boronsboten geworden, und wenn er jetzt einen schwarzen Umhang trug, dann paßte das nur um so besser ins Bild.

Gestern war der Schmied noch einmal im verwüsteten Apfelhain gewesen, um nach der Stelle zu suchen, an der er die Asche seiner Frau beigesetzt hatte. Vergebens! Die Orks hatten alle Bäume während des Winters verfeuert und waren nicht einmal davor zurückgeschreckt, die Gräber zu schänden und die Leichen der Toten wieder aus der Erde zu holen, um sie an ihre wilden Kampfhunde zu verfüttern.

So erbittert wie in den letzten Wochen war der Kampf in den ganzen Monaten vorher nicht geführt worden. Die Schwarzpelze hatten gefangene Soldaten vor den Toren der Garnison gepfählt, um Anshelm zur Übergabe zu bewegen. Jeden Morgen waren die Verteidiger von Todesschreien geweckt worden.

Doch Darrag hatte sich auf seine Weise an den Orks gerächt. Als ihm einmal ein verwundeter Schwarzrock in die Finger geraten war, hatte er ihm mit seinem Schmiedehammer beide Hände zertrümmert und dann laufen lassen. Er wußte genau, daß dieser Ork nie mehr in seinem Leben eine Waffe halten könnte und deshalb von seinen Kameraden getötet würde. Für unnütze Esser war kein Platz in der Armee des Sadrak Whassoi.

Darrags Rachedurst war noch lange nicht gestillt. Seit dem Tag, an dem er seine kleine Tochter Jorinde auf dem Flußschiff hatte verbrennen sehen, dachte der Schmied nur noch daran, wie er Marcian für seine Untaten ermorden könnte. Jetzt endlich hatte ihm das Schicksal die Gelegenheit gegeben, den Inquisitor zu bestrafen. Der Schmied nahm das Schwert vom Schleifstein und betrachtete die Klinge. Die Schneide war nun wieder tödlich scharf. Kein orkischer Lederpanzer würde ihr widerstehen.

Der Schmied griff nach der kleinen Feile, die auf der Werkbank lag. Dort, wo der blanke Stahl auf die schön geschmiedete Parierstange des Schwertes traf, feilte er die Waffe an. Als er die Arbeit beendet hatte, war das Schwert des Inquisitors an beiden Breitseiten mit einer feinen Bruchkante versehen. Sorgfältig rieb Darrag das Schwert mit Fett ein und schmierte ein wenig Metallstaub in die verräterischen Kerben. Sobald Marcian mit der Waffe einen heftigen Schlag führte, würde das Schwert gleich über der Parierstange abbrechen. Von den Freischärlern wußte Darrag, daß der Inquisitor immer in vorderster Reihe kämpfte und keiner Gefahr aus dem Wege ging. Einer hatte ihm sogar erzählt, daß er ganz den Eindruck habe, Marcian suchte geradezu den Tod.

Darrag lächelte grimmig. So gesehen hatte er dem Inquisitor sogar einen Gefallen getan. Er würde jetzt finden, was er suchte! Wenn die Klinge mitten in der Schlacht brach, käme für den Zerstörer Greifenfurts jede Hilfe zu spät.

Dann bliebe nur noch, Rache an den Orks zu nehmen! Der Schmied hatte gehört, daß einige Barone aus dem Gebiet der Markgrafschaft Kopfgelder auf Orks ausgesetzt hatten. Eigentlich ging es ihm nicht um Geld. Er wollte Orks töten! Wollte dieses elende Pack verrecken sehen. Sie alle sollten dafür büßen, daß sie ihm Frau und Kinder genommen hatten. Er mußte nur genug von ihnen töten, dann würde vielleicht sogar die Mörder seiner Familie ihr Schicksal ereilen.

Für ihn würde es niemals mehr Frieden geben! Alles, was sein Leben ausgemacht hatte, war vernichtet. Und es ging genug anderen Greifenfurter genauso. Darrag war sich gewiß, daß er keine Schwierigkeiten haben würde, Frauen und Männer in der Stadt zu finden, die wie er alles verloren hatten und nur noch Rache wollten.


Am Morgen des zweiten Ingerimmondes war Prinz Brin an der Spitze seiner Offiziere in den Rondra-Tempel gegangen, um vor dem Standbild der Göttin für einen guten Ausgang der Schlacht zu beten. Danach wurden die Tagesbefehle an die Truppen ausgegeben und der mehr als zwei Meilen lange Heerzug setzte sich nach Norden in Bewegung.

Zur Mittagszeit traf die kaiserliche Armee drei Wegstunden nordöstlich von Greifenfurt auf die Armee Sadrak Whassoi. Der Orkgeneral hatte bei der Wahl des Schlachtfeldes erneut sein Geschick als Feldherr bewiesen. Seine Armee hielt eine langgezogene Hügelkette besetzt. Sadrak Whassoi hatte keine Reiter und keine Schlachtwagen mehr. Auch die schweren Geschütze hatte er auf dem Rückzug nicht retten können. Doch durch das unebene Gelände verlor auch die kaiserliche Reiterei ihren Wert. Eine massive Kavallerieattacke war unmöglich geworden.

Prinz Brin plazierte die Reiterregimenter deshalb auf den Flügeln seiner Schlachtformation. Sie erhielten den Auftrag, den Feind zu umgehen und den Orks jede Möglichkeit für einen Rückzug zu nehmen. Der Prinz und seine Offiziere waren fest entschlossen, die Streitmacht der Schwarzpelze ein für allemal zu vernichten.

Umgeben von einer Leibwache aus Baronen und Ordensrittern marschierte der junge Herrscher auf das Zentrum von Whassois Armee, dort, wo die Blutrote Standarte des Schwarzen Marschalls aufgepflanzt war.

Stundenlang wogte der Kampf hin und her. Trotz schwerer Verluste wichen die Orks um keinen Fuß von den Hügelkuppen. Erst als kurz vor Sonnenuntergang die Standarte ihres Marschalls zu Boden ging, wandten sich die Schwarzpelze zur Flucht. Doch nun wurden sie ein Opfer der Reiterschwadronen, die in ihrem Rücken plaziert waren. Nur durch die einbrechende Nacht vermochten einige den Schwertern der Kaiserlichen zu entkommen.

Auch diesmal war es nicht gelungen, Sadrak Whassoi und Uigar Kai gefangen zu nehmen. Doch mehr als zweitausend ihrer Krieger lagen tot auf der Walstatt. Die Macht der Orks war damit endgültig gebrochen.

Unter den Toten befand sich auch Marcian. Seine Kämpfer berichteten, daß er gleich beim ersten Angriff auf die Hügel umgekommen war. Am vierten Tag des Ingerimm, als das Schlachtfeld gesäubert war, und man die Toten begraben hatte, wurde auf Befehl des Prinzen auf dem Hügel, auf dem Sadrak Whassoi gekämpft hatte, ein Scheiterhaufen für Marcian errichtet. Obwohl ihm einige Offiziere und insbesondere der Hochgeweihte Anshelm davon abgeraten hatten, ließ Prinz Brin das ganze Heer am Fuß des Hügels Aufstellung nehmen.

Mit schlichten Worten, die leichter die Herzen der Soldaten rührte, als jede pathetische Rede dankte der Prinz dem Toten dafür, ein Jahr lang der Geißel Tairachs standgehalten zu haben, so daß ihm Gelegenheit blieb, ein schlagkräftiges Heer aufzubauen, um die Orks auf immer aus den Grenzen des Kaiserreichs zu vertreiben.

Als die Flammen an dem Scheiterhaufen emporschlugen, warf der junge Monarch das Feldzeichen des Sadrak Whassoi ins Feuer, das für mehr als zwei Jahre ein Symbol des Schreckens gewesen war.

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