Sie ritten zwei Stunden in scharfem Tempo nach Süden, über schritten die Grenzen Cearns und drangen mit unverminderter Geschwindigkeit in die Wüste vor. Skar verspürte ein aberwitziges Gefühl der Heimkehr, als sie aus dem Wald hinaussprengten und die sanft gewellte Unendlichkeit der Nonakesh wieder vor ihnen lag. Es war heiß, noch heißer als sonst. Der Himmel hatte eine bleigraue, abweisende Färbung angenommen, und der Wind schien mit unzähligen spitzen Krallen auf ihre Körper einzuschlagen, als biete die Wüste noch einmal alle Kräfte auf, um die schon sicher geglaubte Beute nicht noch im letzten Moment entkommen zu lassen. Die Nonakesh hatte sie nie wirklich losgelassen, das spürte er. Etwas von ihrer schweigenden Präsenz war die ganze Zeit über in ihm gewesen und hatte, ohne daß er sich dessen bewußt geworden wäre, sein Denken und Handeln beeinflußt.
Er ermüdete rasch, und er sah, daß es den anderen nicht besser erging - mit Ausnahme Seshars, der mit einer Eleganz, die seinem Alter und seiner ausgemergelten Gestalt hohnsprach, auf dem Rücken seines Tieres hockte und ihr Tempo bestimmte. Mit jedem Mal, daß sie die Nonakesh betraten, schienen ihre Kräfte schneller zu schwinden. Nach einer Zeit, deren Dauer Skar zu schätzen nicht imstande war, verringerte Seshar sein Tempo; nicht aus Müdigkeit, sondern um den immer häufiger auftretenden Khtaäm-Spuren auszuweichen, die wie stumme Begleiter mit ihnen nach Süden zogen. Die Landschaft begann ihren Charakter zu verändern. Die Hügel wurden flacher, und der Sand ähnelte einer harten, zusammengebackenen Masse, auf der sich das monotone Hämmern der Pferdehufe anhörte, als schlüge Stahl auf Stein. Skar fühlte sich mehr und mehr an jene schwarze, schimmernde Ebene aus seinem Alptraum erinnert, auch wenn der Boden hier hell und fast weiß war und das Sonnenlicht wie ein gigantischer, gnadenloser Spiegel reflektierte. Die Spuren der Khtaäm wurden seltener und endeten immer öfter in flachen, zerborstenen Kratern, als wäre die Erde zu hart geworden, um den Tieren ein Hindurchgraben zu ermöglichen, und einmal preschten sie in einer Entfernung von höchstens zwanzig Metern an einer Gruppe der kleinen schwarzen Monster vorbei, ohne daß die Tiere von ihrem Auftauchen auch nur Notiz genommen hätten.
Obwohl die Hitze ständig zu steigen schien, kamen sie jetzt leichter voran. Die Hufe der Pferde fanden auf dem harten Boden sicheren Halt, und sie legten Meile um Meile zurück, ohne anzuhalten oder von ihrem Kurs abzuweichen. Gegen Mittag tauchte ein dunkler, verschwommener Fleck vor ihnen am Horizont auf. Seshar wandte sich halb im Sattel um und sagte etwas in seiner Heimatsprache, das Skar nicht verstand. Er unterstrich das Wort mit einer winkenden, ungeduldigen Bewegung und trieb sein Pferd zu schnellerem Laufen an. Das Tier wieherte unwillig, gehorchte aber trotzdem und fiel in einen schnellen, langgestreckten Galopp.
Der verschwommene Fleck am Horizont wuchs langsam zu einem runden, aus verwittertem braunen Sandstein errichteten Turm heran, der wie der Zeiger einer gigantischen Sonnenuhr in den Himmel ragte. Sein messerscharf gezogener Schatten wies nach Norden, zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren; eine letzte, stumme Mahnung, umzukehren und einen anderen Weg zu suchen. Sie galoppierten in weitem Bogen um das Gebäude herum und hielten vor einer halbrunden, mit einem schweren rostigen Gitter verschlossenen Tür an. Seshar sprang aus dem Sattel und zog eine silberne Kette, an der ein Schlüssel befestigt war, unter seinem Hemd hervor. Skar wollte absitzen, aber der König hielt ihn mit einem raschen Kopfschütteln zurück. »Bleibt in den Sätteln«, sagte er. »Wir werden die Pferde noch brauchen.«
Skar gehorchte achselzuckend, und Seshar machte sich mit nervösen Bewegungen am Schloß zu schaffen. Skar fiel auf, wie zernarbt die Steine des Turmes waren. Das Gebäude mußte unermeßlich alt sein. Aber es war keineswegs unbewohnt - der Boden vor dem Eingang war in weitem Umkreis zertrampelt und aufgewühlt, als wären erst vor kurzer Zeit zahlreiche Menschen hier ein- und ausgegangen. Seshar sperrte das Tor auf, schwang sich wieder in den Sattel und ritt ins Innere des Turmes hinein. Hinter dem Eingang lag eine weite, runde Halle, die den gesamten Innenraum einzunehmen schien. Sie besaß keine Fenster oder sonstige Öffnungen, und der schmale Lichtstreifen, der durch das Tor hereinfiel, reichte kaum aus, um mehr als vage Umrisse und Schatten wahrzunehmen.
Seshar drängte sein Pferd mit sanftem Schenkeldruck zur Seite und wartete, bis Skar und die anderen ihm gefolgt waren. »Ihr wart schon einmal dort unten«, sagte er. Er gab sich Mühe, leise zu sprechen, aber der hohe, leere Raum verzerrte seine Stimme und verlieh ihr einen unwirklichen, fast drohenden Nachhall. »Aber dieser Weg ist ... anders. Wir müssen vorsichtig sein.«
Skar sah sich neugierig um. Seine Augen begannen sich allmählich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Der Boden war nicht eben, sondern fiel auf der rechten Seite sanft ab und wand sich, der Krümmung der Wand folgend, in der Art eines Schneckenhauses in die Tiefe. Ein schwacher Hauch tropischer Feuchtigkeit und Verwesung schien ihnen von unten entgegenzuwehen, und Skar fühlte sich erneut an seinen bizarren Traum erinnert. Er schauderte.
»Khtaäm?« fragte er.
Seshar nickte. »Ja. Aber sie können uns nicht gefährlich werden, wenn wir vorsichtig sind. Sie greifen hier unten nur an, wenn man sie provoziert.«
Skar sah für einen winzigen Moment die Vision von drei entstellten, verstümmelten Leichen vor sich, schwieg aber.
»Es gibt weniger als ein Dutzend Menschen in Cearn, euch mitgerechnet«, fuhr Seshar fort, »die von der Existenz dieses Turmes wissen. Und so soll es auch bleiben. Dort unten gibt es ... Wächter, die darauf achten, daß kein Fremder diesen Weg benutzt. Euch kann nichts geschehen, wenn ihr bei mir bleibt und nicht vom Weg abweicht.«
»Wohin führt dieser Weg?« fragte Del.
»Nach unten. Zum Fluß«, antwortete Seshar. »Doch wir haben später viel Zeit, miteinander zu reden. Nun kommt.« Er schnalzte mit der Zunge, und sein Pferd trabte gehorsam los. Skar und Del folgten ihm in geringem Abstand, während Coar und Bernec den Abschluß bildeten.
Skar begann rasch zu begreifen, was Seshar gemeint haben mochte, als er sie gewarnt hatte, vorsichtig zu sein. Die Rampe führte in steilem Winkel in die Tiefe. Der verschwommene Halbkreis des Einganges fiel hinter ihnen zurück und verschwand schon bald hinter der Biegung des spiraligen Tunnels, aber es wurde nicht dunkel. Im Gegenteil. Decke und Wände des Ganges fluoreszierten in einem geheimnisvollen, grünlichen Schein, und als seine Augen sich an die unwirkliche Beleuchtung gewöhnt hatten, konnte er erstaunlich weit sehen.
Doch dieses Licht war nicht das einzig Unwirkliche hier unten. Irgend etwas Körperloses, Finsteres schien sie auf ihrer stummen Wanderung in die Tiefe zu begleiten, etwas, das er nicht beschreiben oder auch nur ansatzweise erfassen konnte und das ihm trotzdem einen eisigen Schrecken einjagte. Er hatte das Gefühl, durch eine unsichtbare Wolke purer Bosheit zu reiten, mit etwas - irgend etwas - unsagbar Fremdem und Tödlichem konfrontiert zu werden. Ein Empfinden, wie er es erst einmal in seinem Leben verspürt hatte, als er mit dem Hoger kämpfte. Aber diesmal war es stärker. Viel stärker.
Er drehte sich halb im Sattel um und sah Del an. Der junge Satai wirkte blaß und verkrampft. Seine Hände spielten nervös mit dem Zaumzeug des Pferdes, und sein Blick wanderte unablässig durch den gewölbten Stollen. Er spürte es also auch. Skar atmete hörbar auf, als sie nach einer Ewigkeit den gewundenen Stollen verließen und in eine niedrigeren, ebenerdig verlaufenden Tunnel eindrangen. Das gleiche grünliche Licht, das sie auf dem Weg hier herunter begleitet hatte, herrschte auch in diesem Gang, aber es war schwächer und unregelmäßiger, und je weiter sie in das unterirdische Labyrinth vordrangen, desto häufiger passierten sie Stellen, an denen das mattleuchtende Grün von grauen, pockennarbigen Flecken durchsetzt war. Es wurde kälter, und nach einiger Zeit hörten sie wieder das dumpfe Grollen und Rauschen des unterirdischen Flusses. Der Stollen endete unvermittelt vor einem schwarzen, bodenlosen Abgrund.
Seshar stieg vom Pferd und deutete auf einen kaum meterbreiten, sanft nach außen geneigten Sims, der neben dem Abgrund an der Felswand entlangführte und sich irgendwo im Dunkel verlor. »Von hier ab müssen wir laufen und die Pferde führen«, sagte er. »Aber es ist nicht mehr weit.«
Del verzog mißbilligend die Lippen. »Gibt es keinen anderen Weg?«
»Nein«, antwortete Seshar. »Keinen, der ungefährlicher wäre.«
Del seufzte und schwang sich mit einem fatalistischen Achselzucken aus dem Sattel. Er trat an Seshar vorbei, blinzelte in das schwarze, bodenlose Nichts vor ihnen hinunter und schüttelte abermals den Kopf. Aus der Tiefe drang ein machtvolles Rauschen und Gurgeln zu ihnen hinauf. »Der Fluß?«
Seshar nickte. »Ja. Ich sagte bereits, es ist nicht mehr weit. Aber ihr müßt vorsichtig sein. Wenn ihr einen Fehltritt macht, seid ihr rettungslos verloren. Und nun kommt.« Er wandte sich um, nahm sein Pferd bei den Zügeln und führte es unter beruhigendem Zureden auf den schmalen, feuchtglänzenden Sims hinaus. Das Tier scheute vor dem Abgrund zurück und schlug nervös mit den Hinterbeinen aus, so daß Del sich mit einem erschrockenen Satz in Sicherheit bringen mußte.
»Es wäre besser, die Pferde hier zurückzulassen«, sagte er. »Wenn es wirklich nicht mehr weit ist, können wir genausogut zu Fuß gehen.«
»Wir brauchen die Tiere für den Rückweg«, gab Seshar unwillig zurück. »Und nun kommt. Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
Del schluckte die spöttische Antwort, die ihm auf den Lippen lag, hinunter und blickte ihm kopfschüttelnd nach. »Ich möchte wissen, wovor er Angst hat«, murmelte er.
Skar dachte an das körperlose, böse Etwas, das ihnen auf dem Weg hier herunter gefolgt war, und schwieg. Er griff nach dem Zaumzeug seines Pferdes, streichelte dem Tier sanft und beruhigend die Nüstern und machte sich daran, Seshar zu folgen.
Der Sims führte auf einer Länge von drei-, vierhundert Metern an der senkrechten Felswand entlang und wurde zum Fels hin so schmal, daß sie ihre Pferde nur noch durch ununterbrochenes Zureden und viel Geduld überhaupt zum Weitergehen bewegen konnten. Auch Skar fühlte eine immer stärker werdende Beklemmung. Der Stein war glitschig und naß, und eine winzige Unachtsamkeit konnte genügen, um abzustürzen. Die Flanke des Pferdes scheuerte hörbar an der rauhen Wand entlang. Das Tier stieß kleine, schmerzhafte Laute aus und versuchte immer wieder stehenzubleiben.
Es wurde dunkel. Der grüne Schimmer blieb hinter ihnen zurück. Die letzten fünfzig Schritte tastete sich Skar durch absolute Finsternis voran.
»Vorsichtig jetzt«, erklang Seshars Stimme vor ihm. »Das letzte Stück ist gefährlich!«
»Witzbold«, knurrte Del böse.
Skars tastender Fuß stieß plötzlich ins Leere, und für einen winzigen Moment durchzuckte ihn ein eisiger, tödlicher Schrecken.
»Spring«, sagte Seshar. »Es ist nicht weit. Ein halber Meter.«
Skar schloß die Augen, zählte in Gedanken bis zehn und stieß sich mit einer kräftigen Bewegung ab. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er das Gefühl, ins Nichts zu stürzen, dann prallte er hart auf den felsigen Untergrund auf. Sein Pferd folgte wenige Sekunden später mit einem ängstlichen Aufschrei.
»Wir sind in Sicherheit«, sagte Seshar erleichtert. Skar hatte das Gefühl, daß seine Worte nicht unbedingt der gefährlichen Klettertour über den Sims galten. Er tastete im Dunkel nach dem Zaumzeug des Pferdes. Das Tier tänzelte nervös auf der Stelle. Auf seiner Haut perlte der kalte, salzige Schweiß der Angst. Skar fuhr ihm beruhigend mit den Fingern durch die Mähne. »Wir hätten eine Fackel mitnehmen sollen«, murmelte er.
»Das ist nicht notwendig«, antwortete Seshar. »Weiter unten gibt es Licht. Von hier aus ist der Weg nicht mehr gefährlich. Wir können wieder reiten.« Skar hörte, wie Seshar sich irgendwo vor ihm in den Sattel schwang und nach dem metallbeschlagenen Zaumzeug griff. Skar zögerte einen Herzschlag lang, stieg dann ebenfalls auf und drängte sein Pferd in die Richtung, in der er Seshar vermutete. Hinter ihm sprang Del vom Sims herunter, prallte hörbar gegen ein Hindernis und fluchte ungehemmt. Irgend etwas klirrte, dann folgte ein Geräusch, als schlüge Fleisch gegen Stein. Ein Pferd wieherte schmerzhaft.
Sie warteten, bis Bernec und Coar ebenfalls bei ihnen angelangt waren, und ritten dann ohne Verzögerung weiter. Es war ein unheimliches, beängstigendes Gefühl, sich durch absolute Dunkelheit zu bewegen, ohne zu wissen, was rechts und links des Weges war. Skar versuchte, sich anhand der Geräusche, die sie verursachten, ein Bild von ihrer Umgebung zu machen, aber es erwies sich als unmöglich. Die Höhle hatte eine fremdartige, verwirrende Akustik, die ihn einmal glauben ließ, sich durch einen niedrigen Stollen zu bewegen, während sich das Echo ihrer Schritte Augenblicke später wieder irgendwo in der Unendlichkeit verlor oder plötzlich von einer nicht existierenden Wand genau vor ihnen zurückgeworfen wurde. Schließlich gab er auf.
Das Geräusch des Flusses wurde nun ständig lauter und steigerte sich schließlich zu einem gewaltigen Brüllen und Tosen, das nach und nach alle anderen Laute übertönte und eine Unterhaltung unmöglich werden ließ. Es wurde kalt, sehr kalt, und nach einer Weile ritten sie durch einen eisigen, feinen Sprühregen, der sie in wenigen Augenblicken bis auf die Haut durchnäßte. Der Fluß konnte nicht mehr weit sein.
Trotzdem schien es Skar, als wären Stunden vergangen, ehe die Dunkelheit endlich wich und vor ihnen der rötliche, flackernde Schein brennender Teerfackeln auftauchte.
»Wir sind da«, sagte Seshar. Er hielt an, stieg aus dem Sattel und führte sein Pferd die letzten Meter am Zügel. Skar sah jetzt, daß sie die ganze Zeit durch einen hohen, gewölbten Tunnel geritten waren. Der Boden war sonderbar eben und wirkte an vielen Stellen wie poliert, und entlang der Wände waren ... seltsame Dinge. Der trübe Schein der Fackeln reichte nicht weit genug in den Stollen hinein, um Einzelheiten erkennen zu können, aber es schien ihm, als entzöge sich das, was immer dort an den Felswänden war, auf geheimnisvolle Weise seinen Blicken. Es war jedenfalls kein Stein. Nichts, was er kannte.
Er wandte sich schaudernd ab und beeilte sich, hinter Seshar und Del den Tunnel zu verlassen. Vielleicht war es manchmal besser, nicht alles zu wissen.
Vor ihnen lag der Fluß. Das Licht reichte nicht aus, um sein gegenüberliegendes Ufer erkennen zu können, aber er mußte gewaltig sein. Der Fels unter seinen Füßen bebte, und das Wasser schoß mit so ungeheurer Geschwindigkeit vorüber, daß Skar keine einzelnen Wellen ausmachen konnte, sondern nur eine fließende, glitzernde Masse: Ein formloses schwarzes Ding schoß vorüber und verschwand in der Dunkelheit, ehe er erkennen konnte, was es war.
Del berührte ihn an der Schulter und deutete auf das Floß, das wenige Schritte flußabwärts auf dem Wasser schaukelte. »Dieser Irre glaubt doch wohl nicht, daß ich nur einen Fuß auf dieses Ding setze!« brüllte er über das Tosen der Wellen hinweg.
»Du wirst es müssen!« schrie Skar zurück. »Ich glaube kaum, daß du den Rückweg allein finden würdest!« Aber ihm war selbst nicht sehr wohl bei dem Gedanken, sich dem Fluß anzuvertrauen. Das Floß sah stabil aus - ein mehr als zehn Meter langes Rechteck aus drei Lagen sorgfältig übereinandergeschichteter Baumstämme -, aber die gewaltige Strömung würde es trotzdem wie ein Spielzeug hin und her werfen und am geringsten Hindernis zerbersten lassen. Er überlegte einen Moment, wie es Seshar wohl gelungen sein mochte, das Fahrzeug hier herunterzubringen, und schob den Gedanken dann mit einem Achselzucken beiseite. Nach allen Rätseln und Geheimnissen, auf die sie bisher gestoßen waren, interessierte ihn diese Frage kaum noch.
Er warf Del einen aufmunternden Blick zu und ging mit raschen Schritten auf das Floß zu. Das Heck des Fahrzeuges war mit Kisten und bauchigen, hölzernen Fässern beladen, die sorgsam mit Stricken und ledernen Riemen vertäut waren, und als er näher kam, erkannte er eine Anzahl schwerer Eisenringe, die offensichtlich zum Befestigen weiteren Frachgutes dienten.
Er blieb stehen und sah sich neugierig um. Das Floß lag in einer winzigen Bucht, so daß es nicht von der vollen Wucht der Strömung getroffen werden konnte. An der Wand neben ihm hingen zwei eiserne Fackelständer. Der Fels darüber war schwarz von Ruß. Offensichtlich wurde die Stelle nicht das erstemal als natürlicher Hafen benutzt. Der Stein zu seinen Füßen hatte einen schleimigen, leicht klebrigen Überzug.
Seshar hatte mittlerweile zusammen mit seinem Pferd das Floß betreten und wartete nun voll sichtlicher Ungeduld, daß sie ihm folgten. Er winkte und sagte irgend etwas, aber seine Worte gingen im Toben und Brüllen des Flusses unter. Skar hob resignierend die Schultern und trat neben ihm auf das Floß. Er fror plötzlich.