19.

Es dauerte lange, bis Skar der sonderbare Unterton in Coars Stimme auffiel. Sie lachte, aber es war ein schmerzhaftes, von krampfhaften Schluchzern und mühsamen, würgenden Geräuschen unterbrochenes Lachen, und als er sich herumdrehte und auf sie zuging, sah er, daß ihr Gesicht verzerrt war und Tränen über ihre Wangen rannen. Er berührte sie zaghaft an der Schulter, aber sie schlug seine Hand zur Seite und fuhr mit einer so abrupten Bewegung herum, daß er erschrocken zurückprallte. »Coar«, murmelte er leise, »was ... was ist los?« Sie antwortete nicht, aber ihr Lachen klang plötzlich schriller und ging allmählich in ein hysterisches Kreischen über. Skar wollte erneut nach ihrer Schulter greifen, aber seine Hand erstarrte mitten in der Bewegung, als er den Ausdruck auf ihrem Gesicht gewahrte. Mit einem Mal fühlte er sich furchtbar hilflos.

»Laß sie, Skar«, murmelte Bernec hinter ihm. Auch seine Stimme zitterte. Er schien Mühe zu haben, die Worte überhaupt hervorzubringen.

Skar ließ die Arme sinken und drehte sich um. Bernec war, ohne daß er es bemerkt hätte, an ihm vorbeigegangen und dicht vor der Felskante stehengeblieben. Er hatte die Kapuze zurückgeschlagen, und die rechte Hälfte seines Gesichtes wurde vom flackernden roten Licht von Dels Fackel rot und gelb erleuchtet, während die Linke im Dunkel lag; verborgen hinter einer messerscharfen Trennlinie zwischen Licht und Schatten. Zum ersten Mal, seit Skar den jungen Krieger getroffen hatte, sah er ihn wirklich so, wie er war - es gab zwei Bernecs, das begriff er jetzt. Die Hälfte, die er bis dahin gesehen hatte, der junge, ungeduldige, stolze Krieger, war nicht der wirkliche Bernec. Nicht der Mann, den Coar einmal geliebt und mit dem sie ein Kind bekommen hatte. Trotz des harten, blutigen Lichtes, das sein Gesicht wie einen Ausschnitt aus einem dräuenden Alptraum dem Dunkel entriß, wirkten seine Züge weich und verwundbar, beinahe sanft.

»Laß sie«, sagte er noch einmal. »Sie ... sie muß auf ihre Art damit fertig werden.«

»Womit?« schnappte Skar. Seine Verwirrung verwandelte sich schlagartig in Zorn. »Verdammt - was ist hier überhaupt los? Dort unten fließt ein unterirdischer Fluß, aber das ist doch kein Grund ...«

»Es ist nicht irgendein Fluß«, murmelte Bernec. »Es ist der Koch.«

»Und was ist daran so außergewöhnlich?« fragte Del. »Ich habe die ganze Zeit mit so etwas gerechnet. Cearn mag groß sein, aber lange nicht groß genug, um überhaupt ein eigenes Klima zu entwickeln.«

»Umsonst«, murmelte Bernec, als hätte er Dels Worte überhaupt nicht gehört. »Es war alles umsonst. All die Jahre, alle Hoffnung, alles ...« Er fuhr plötzlich herum, warf den Kopf in den Nacken und stieß einen gellenden Schrei voll unendlicher Verzweiflung aus. Seine Stimme brach sich irgendwo an der unsichtbaren Höhlendecke hoch über ihren Köpfen und wurde vom Rauschen und Gurgeln des Flusses aufgesogen. »Es ist der Koth, der verschwundene Fluß aus unseren Legenden. Und er fließt nach Westen! Nach Urc!!« Seine Stimme kippte um, wurde zu einem unverständlichen, mühsamen Schluchzen. Er wankte, brach in die Knie und schlug sich drei-, viermal hintereinander wuchtig mit den Fäusten vor die Schläfe. »Belogen«, murmelte er immer wieder. »Sie haben uns belogen. All die Jahre hindurch. Es war umsonst. Umsonst!«

Del schien etwas sagen zu wollen, aber Skar brachte ihn mit einem raschen, warnenden Blick zum Verstummen. Bernecs Verhalten wirkte theatralisch und gekünstelt, und doch glaubte er zu verstehen, was in dem jungen Mann vorging. In ihm, in Coar und den anderen, die mit ihnen hier herunter gekommen waren. Sie waren in gerader Linie aus Cearn heraus nach Westen geritten, und nun trafen sie auf diesen Fluß. Der gleiche Fluß, der das gewaltige grüne Areal von Cearn mit Wasser versorgte, dessen Weg die unendlich langsame Wanderung des Waldes und seiner Bewohner vorausbestimmte, ein Fluß, der irgendwo in den Weiten Enwors entsprang und tief unter der Nonakesh hindurchfloß. Ein Fluß, dachte er noch einmal, und erst jetzt, beim zweiten Mal, wurde ihm die volle Tragweite des Gedankens klar, der die tödliche Unendlichkeit der Nonakesh umging, auf dem es möglich sein mußte, die Küste und Urc zu erreichen!!

Wieder fühlte er sich hilflos, eine Hilflosigkeit, die mit Wut gemischt war und dadurch noch schlimmer wurde. Er begriff plötzlich, was Bernec gemeint hatte, als er sagte, man hätte sie belogen. Generation um Generation hatten die Herrscher Ipcearns die Geschiche ihres Volkes gelenkt, ihnen immer und immer wieder eingehämmert, daß es nur einen einzigen Weg gab, die Nonakesh zu durchqueren und das Gelobte Land ihrer Vorfahren zu erreichen. Aber sie mußten es gewußt haben, dachte er entsetzt. Cearn war ein durch und durch künstliches Gebilde. Jeder Baum, jeder Strauch, jeder Fußbreit Boden dieses gewaltigen wandernden Waldes war geplant. Wer immer den Gedanken an dieses phantastische Unternehmen gefaßt hatte, mußte von diesem Fluß gewußt haben!

»Warum haben sie das getan?« flüsterte er fassungslos. »Warum?«

Bernec sah auf. Sein Gesicht zuckte, und für einen Moment glaubte Skar so etwas wie Haß in seinen Augen aufflammen zu sehen. »Ich weiß es nicht«, flüsterte er. »Und ich will es auch gar nicht wissen. Das einzige, was ich weiß«, sagte er, während er mühsam aufstand und abwechselnd in die unsichtbare Tiefe zu seinen Füßen und geradeaus ins Nichts starrte, »ist, daß unser Volk umsonst gelitten hat. All die Generationen vor uns sind umsonst gestorben. Unsere Heimat lag die ganze Zeit in unserer Reichweite, Skar. All die Jahrhunderte voller Hoffnung und Schmerzen waren umsonst. Ich will nicht wissen, warum sie uns das angetan haben. Aber ich will, daß die Männer, die es waren, dafür bezahlen.«

»Aus dir spricht der Schmerz, Bernec«, sagte Skar sanft, obwohl er sich darüber im klaren war, daß seine Worte in diesem Moment wie boshafter Hohn klingen mußten. »Es muß einen Grund dafür geben. Ich habe Seshar kennengelernt, Bernec. Er mag ein harter Mann sein, ein gnadenloser Mann vielleicht, aber er ist nicht grausam. Es muß einen Grund geben.«

»Einen Grund, ein Volk jahrhundertelang zu täuschen?« fragte Bernec ruhig. »Du glaubst das wirklich, wie? Du glaubst, es muß einen Grund geben, unzählige Generationen zu betrügen und zu belügen, unzählige Kinder in dem Wissen aufwachsen zu lassen, das Ziel, für das sie leben und kämpfen werden, niemals erreichen zu können? Glaubst du das wirklich? Oder glaubst du nur, einen Grund finden zu müssen, weil die Vorstellung sonst unerträglich wäre?«

»Bernec, ich -«

»Nein, Skar«, unterbrach ihn Bernec. Er hatte sich jetzt wieder vollkommen in der Gewalt, und seine Stimme klang ruhig und emotionslos, beinahe unnatürlich ruhig. »Ich will nichts mehr hören. Ich weiß, das du besser reden und argumentieren kannst als ich, aber deine Argumente interessieren mich nicht mehr. Ich will nicht wissen, warum Seshar und alle, die vor ihm Ipcearn beherrscht haben, uns belogen haben. Vielleicht hatten sie Gründe, aber die zählen nicht mehr. Ich will nur noch Rache.«

»Rache?« Del schüttelte den Kopf. »Ich habe viele Männer kennengelernt, die für die eine oder andere Sache Rache geschworen haben, Bernec. Keiner von ihnen ist ...« Er brach ab, als ihn Bernecs Blick traf. »Verzeih«, murmelte er. »Es war sehr dumm von mir.«

»Nein, das war es nicht«, sagte Bernec überraschend. »Du hast vollkommen recht. Wahrscheinlich wird Cearn zugrunde gehen, wenn wir uns gegen die Könige erheben. Aber wir werden es trotzdem tun. Die Zeit des Wartens ist endgültig vorbei, Del. Wir werden unser Volk in die Freiheit führen - oder sterben.«

»Dazu müssen wir erst einmal hier herauskommen«, sagte Skar. »Ich verstehe deine Gefühle, Bernec, aber bevor es soweit ist, müssen wir zurück nach Went.« Er ließ sich auf Hände und Knie niedersinken, kroch zur Felskante und streckte die Hände aus. Das Licht seiner Fackel verlor sich irgendwo unter ihm. Die Höhle mußte gewaltig sein. Er überlegte einen Moment, holte dann aus und warf das brennende Holz :mit Schwung in die Tiefe. Der Sturz schien endlos zu dauern, ue_ti die Fackel war nicht mehr als ein winziger roter Funke, als sie schließlich tief unter ihnen im Wasser landete und verzischte. »Ich fürchte, wir müssen zurück«, murmelte er. »Zu tief, um abzusteigen. Das sind mindestens fünfzig Meter.« Er stand auf und trat zögernd von der Kante zurück. Er fühlte sich immer noch wie betäubt von dem, was er erfahren hatte, aber wenn es überhaupt einen Weg gab, damit fertig zu werden, dann den, sich an reale Probleme zu klammern, das Chaos in ihren Gedanken mit Schmerzen und Anstrengung und so banalen Dingen wie Laufen und Klettern zu betäuben. Er spürte, daß die anderen ihn jetzt dringender denn je brauchten. Wenn Bernec das Kommando jemals wirklich geführt hatte, so hatte er es gerade wortlos an ihn abgegeben.

»Gehen wir zurück zur Höhle«, sagte er halblaut. »Es muß noch einen anderen Weg geben, hier herauszukommen.«

»Du willst zurück?« fragte Del überrascht.

Skar nickte. »So schnell wie möglich.«

»Und die Hoger?«

»Wir werden ihr Rätsel ein andermal lösen«, sagte Bernec, bevor Skar antworten konnte. »Falls das dann noch nötig ist. Jetzt müssen wir zurück. Die ... Menschen in Went müssen erfahren, was wir hier entdeckt haben. Alles andere ist unwichtig.« Skar lächelte flüchtig. Zumindest war Bernec durch den Schock nicht vollständig gelähmt. Er versuchte, einen Blick von Coar zu erhaschen, aber ihr Gesicht war unter der tief in die Stirn gezogenen Kapuze ihres Mantels verborgen, und als er näher trat, wandte sie sich ab. Vielleicht war es doch besser, wenn er sie jetzt allein ließ.

Sie verließen den Sims, durchquerten den Stollen und die dahinterliegende Höhle und drangen hintereinander in den niedrigen Gang ein, durch den sie hier heruntergekommen waren. Der Rückweg schien Skar weiter und mühseliger, aber das mochte daran liegen, daß sie bergauf kriechen mußten und der schlammige Boden ihren Händen und Füßen kaum Halt bot, um rasch vorwärtszukommen. Das unablässige Grollen und Donnern des Flusses schien nun, da sie seine Ursache kannten, lauter und unheimlicher als zuvor. Skar stieß ein paarmal mit dem Kopf gegen die niedrige Decke, und einmal versank er fast bis an die Ellbogen in einer besonders schlammigen Stelle im Boden. Irgendwann, nach einer Ewigkeit, wurde der Stollen wieder hoch genug, daß sie aufrecht gehen konnten, und nach einer Weile sagten ihnen der feuchtwarme Luftzug und die veränderten Echos ihrer Schritte, daß sie den Gang verlassen und die Haupthöhle wieder erreicht hatten. Bernec entzündete seine Fackel neu und blieb ungeduldig neben dem Tunnelausgang stehen.

»Du willst auf demselben Weg zurück?« fragte Skar.

Bernec nickte. »Ja. Wir werden klettern müssen, aber es wird gehen.«

»Und dann?« murrte Del. »Wir haben die Pferde davongejagt, vergiß das nicht.« Bernec schüttelte unwillig den Kopf. »Sie sind sicher nicht allzu weit gelaufen. Und selbst wenn sie fort sind - es ist Nacht, und auch wenn wir zu Fuß gehen müssen, haben wir ein gute Chance. Der Rückweg«, fügte er mit absichtlich übertriebener Leichtigkeit hinzu, »ist immer leichter. Komm jetzt.« Er wandte sich um und ging dicht an der Wand entlang den Weg zurück, den sie gekommen waren. Das flackernde Licht ihrer Fackeln huschte über Boden und Wand und riß in unregelmäßigen Abständen Teile des gewaltigen schwarzen Netzes, das die Höhle durchzog, aus der Dunkelheit. Vielleicht, dachte Skar, war mit ihnen zum ersten Mal, seit diese Höhlen existierten, Licht hier heruntergekommen; Licht, Bewegung und Geräusche, Boten einer fremden, vollkommen andersartigen Welt, von diesem unterirdischen Universum so verschieden, wie sie nur sein konnten.

Skar blieb absichtlich zurück, als Bernec losmarschierte, dicht gefolgt von Del und den neun Kriegern, die von ihrer kleinen Streitmacht noch geblieben waren. Er ging langsamer, blieb schließlich ganz stehen und streckte rasch den Arm aus, als Coar an ihm vorüberging. »Warte einen Moment«, bat er.

Sie zuckte sichtlich zusammen und schien ihre Hand zurückziehen zu wollen, blieb aber trotzdem gehorsam stehen.

»Ich muß mit dir reden«, begann Skar. Obwohl er mit gedämpfter Stimme sprach, schienen seine Worte weit durch die schweigende Finsternis der Höhle zu hallen. Er warf einen hastigen Blick über die Schulter zurück, aber Bernec und die anderen gingen weiter, ohne von ihrem Zurückbleiben Notiz zu nehmen. »Jetzt nicht«, flüsterte Coar. Sie versuchte erneut, ihr Handgelenk aus seinem Griff zu befreien, und diesmal ließ er sie los.

»Ich ... wollte dir nur sagen, wie leid es mir tut«, begann Skar unsicher. »Nicht nur das mit Cornec und Larynn ... alles.«

Coar lachte leise; ein Laut, so vollkommen ohne Hoffnung, daß Skar einen schmerzhaften Stich in der Brust zu verspüren glaubte. »Ich weiß«, murmelte sie tonlos. »Aber jetzt laß uns weitergehen.«

Skar vertrat ihr hastig den Weg. »Bitte, Coar«, sagte er hilflos. »Wahrscheinlich kann ich das, was in dir oder Bernec oder den anderen vorgeht, gar nicht verstehen, aber ich ...« Er stockte, suchte einen Moment lang hilflos nach den passenden Worten und fing dann noch einmal von vorne an. »Vielleicht kommen wir nie wieder nach Went zurück«, sagte er ernsthaft. »Vielleicht sterben wir hier unten oder bei dem Versuch, die Wüste zu Fuß zu durchqueren, aber vorher möchte ich dir etwas sagen.«

»So?« Coar sah auf, schlug mit einer fast andächtigen Bewegung ihre Kapuze zurück und atmete hörbar ein. Ihr Gesicht war im schwächer werdenden Licht der Fackel kaum mehr zu erkennen, aber Skar sah trotzdem, daß sie weinte, still und ohne den geringsten Laut. Mit einemmal schien alles, was er sich zurechtgelegt hatte, jedes Wort, das er auf seinem Weg hier herauf sorgsam überlegt und abgewogen hatte, aus seinem Gedächtnis verschwunden. Er hielt ihrem Blick sekundenlang stand, senkte dann den Kopf und ballte hilflos die Fäuste. »Ich ... ich glaube, ich liebe dich«, murmelte er.

Coar schwieg sekundenlang. Dann berührte sie scheu seine Schulter, stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn, kurz und flüchtig, aber ganz, ganz anders als bisher. »Ich weiß«, flüsterte sie.

»Es ist vielleicht ein seltsamer Ort, um so etwas zu sagen«, stotterte Skar. »Und sicher nicht die passende Gelegenheit, aber ... aber ich wollte, daß du es weißt. Und ich will auch, daß du noch etwas weißt. Wenn ... wenn du zu Bernec zurückwillst, werde ich mich nicht zwischen euch stellen. Ich ...«

Coar legte ihm den Zeigefinger über die Lippen, schüttelte unmerklich den Kopf und preßte sich für Sekunden an ihn. »Nicht«, flüsterte sie. »Sprich nicht weiter. Bitte.«

»Skar!«

Dels Schrei schnitt gellend durch die Stille. Skar fuhr herum und riß in einem Reflex seine Waffe aus dem Gürtel. Die anderen hatten sich während der wenigen Augenblicke, die er mit Coar gesprochen hatte, bereits ein gutes Stück entfernt. Skar zögerte eine halbe Sekunde, packte Coars Hand und lief los, die Rechte mit der quergehaltenen Waffe tastend vorgestreckt, um nicht im Dunkeln gegen ein Hindernis zu laufen. Er rannte, Coar hinter sich herzerrend, auf die Männer zu und blieb abrupt stehen, als er den verkrümmten Körper zu ihren Füßen erkannte. Es war einer der beiden Krieger, die sie oben am Höhleneingang zurückgelassen hatten. Seine Glieder waren verrenkt und wirkten seltsam falsch, als wäre jeder einzelne Knochen in seinem Leib gebrochen, und der Boden unter seinem Kopf war dunkel von eingetrocknetem Blut. Seine Augen waren im Tode weit geöffnet, und auf seinen erstarrten Zügen lag ein Ausdruck ungläubigen, entsetzten Staunens. Das Seil, an dem sie herabgestiegen waren, lag wie der Körper einer zusammengeringelten braunen Schlange neben ihm.

»Was ... ist passiert?« keuchte Skar.

Bernec zuckte die Achseln, trat zurück und hob die Fackel hoch über den Kopf. Aber der Lichtschein reichte nicht bis zum Höhleneingang hinauf, sondern verlor sich irgendwo auf halber Höhe.

»Er muß abgestürzt sein«, murmelte Del. Er kniete neben ihm nieder, untersuchte ihn flüchtig und drehte ihn vorsichtig herum. »Kein Verletzungen«, stellte er fest. »jedenfalls keine, die nicht vom Sturz stammen könnten.«

Bernec schwenkte die Fackel ein paarmal hin und her, legte den Kopf in den Nacken und formte mit den Händen einen Trichter vor dem Mund. »Heda!« schrie er. »Vornash! Melde dich! Wir sind zurück!«

Aber die einzige Antwort war das verzerrte Echo seiner eigenen Stimme. Er rief noch einmal, wartete sekundenlang auf eine Reaktion und schüttelte den Kopf. »Sinnlos«, sagte er. »Da oben ist niemand mehr.«

»Du glaubst, er ist auch tot?« fragte Del.

»Tot oder geflohen. Irgend etwas ist passiert. Horum ist nicht von selbst abgestürzt. Ich kenne ihn. Er ist ein vorsichtiger Mann. Jemand hat ihn gestoßen.«

»Die Hoger?«

»Nein. Hoger schlagen ihre Beute und nehmen sie mit oder verzehren sie an Ort und Stelle, aber sie töten nicht aus reiner Mordlust und lassen das Opfer dann liegen.«

»Das mag für Went gelten«, gab Skar zu bedenken. »Aber wir sind hier in ihrem Gebiet, vergiß das nicht. Vielleicht greifen sie alles an, was sich hier hereinwagt.« Bernec schüttelte entschieden den Kopf. »Nein«, beharrte er. »Du kennst die Wunden, die Hogerkrallen und Schnäbel schlagen. Was immer Horum getötet hat - es war etwas anderes.«

»Nicht unbedingt. Er könnte das Gleichgewicht verloren und abgerutscht sein.«

»Er könnte ...«, mischte sich Del ein. »Es interessiert mich ehrlich gesagt im Moment wenig, was ihn umgebracht haben könnte. Ich fürchte, das werden wir noch eher feststellen, als uns lieb ist. Aber vielleicht hat irgend jemand einen Vorschlag, wie wir jetzt hier herauskommen.« Er schürzte die Lippen, sah zuerst Bernec, dann Skar abschätzend an und trat dann wortlos an die Wand. Seine Finger glitten über Vorsprünge und Risse und suchten nach Halt, aber das lockere Erdreich gab sofort nach, als er versuchte, sich daran emporzuziehen.

»Du bist zu schwer«, sagte Coar. Sie schlug ihren Mantel zurück, schob Del zur Seite und versuchte ebenfalls, an der Wand emporzusteigen. Aber obwohl sie wahrscheinlich nicht einmal halb soviel wog wie der junge Satai, gelang es ihr ebensowenig.

»Es hat keinen Sinn«, sagte Del. »Wir müssen einen anderen Weg suchen.« Er drehte sich einmal um seine Achse und blinzelte zu der unsichtbaren Decke über ihren Köpfen empor, als könne er die Dunkelheit mit Blicken durchdringen. »Dieses Rattenloch muß noch mehr Ausgänge haben.« Er zögerte einen Moment und deutete dann mit einer Kopfbewegung auf das schwarze Gewebe. »Was ist mit dem Zeug? Man müßte daran emporklettern können. Es sieht stabil genug aus, das Gewicht eines Mannes zu tragen.« Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern trat entschlossen auf einen der armdicken schwarzen Stränge zu und rüttelte daran. »Fest ist es jedenfalls«, murmelte er.

»Das gefällt mir nicht«, sagte Bernec.

Del lachte kurz und hart auf. »Mir auch nicht. Aber hast du vielleicht eine bessere Idee, wie wir hier herauskommen?«

»Es muß Hunderte von Gängen geben. Der Stollen, den wir entdeckt haben, war sicher nicht der einzige.«

»Natürlich«, antwortete Del ernsthaft. »Wahrscheinlich hast du recht, und es gibt sogar Tausende von Stollen. Aber ich habe keine Lust, sie der Reihe nach zu erkunden. Das Zeug hier«, fuhr er mit einer Geste auf das schwarze Gewebe fort, »führt auf zwei oder drei Meter an den Stollen heran. Wenn ich hoch genug komme, kann ich springen.«

»Und wenn du es nicht schaffst?«

»Dann fängst du mich auf«, grinste Del. Er rüttelte noch einmal prüfend an dem Strang, trat dann zurück und begann mit raschen Bewegungen, Harnisch und Stiefel auszuziehen. »Das Seil«, verlangte er. Skar bückte sich und gab es ihm. Del wickelte die Lederschnur um seinen Oberkörper, verknotete das Ende sorgfältig und streckte die Hand nach einer Fackel aus. »Wenn ich oben bin«, sagte er, »dann kommt als erstes der leichteste Mann. Zu zweit können wir die anderen dann leicht heraufziehen.« Er schob das Ende der Fackel unter die Lederschnur, die seinen Oberkörper umgab, legte die Hände auf den schwarzen Strang und begann mit sicheren Bewegungen nach oben zu steigen. Die Flammen leckten kaum eine Handbreit neben seinem Gesicht in die Höhe, aber die Hitze schien ihm nichts auszumachen.

Skar trat ein paar Schritte zur Seite und verfolgte mit klopfendem Herzen, wie Del rasch emporkletterte. Er erreichte eine der Verdickungen, setzte den Fuß darauf und ruhte ein paar Sekunden aus, ehe er weiterstieg. Das Netz bebte unter seinem Gewicht, aber es hielt. Aber darum machte Skar sich die geringsten Sorgen. Er wußte, daß Del ein geschickter Kletterer war, und vermutlich würde er auch den Sprung zum Stolleneingang bewältigen können. Die Gefahr war eine andere. Was immer den Mann zu ihren Füßen - und vermutlich auch den anderen - getötet hatte, konnte noch dort oben lauern. Del wußte sich seiner Haut zu wehren und würde sicher auch mit einem einzelnen Hoger fertig werden, aber irgendwie glaubte Skar trotz seiner eigenen Worte nicht mehr daran, daß die beiden Männer wirklich einem Hoger zum Opfer gefallen waren. Sie hatten das Geheimnis dieser Höhlen entschleiert, aber er war plötzlich sicher, daß sie noch ein zweites, schrecklicheres bargen.

»Ich bin da!« drang Dels Stimme von oben zu ihnen herab.

»Wie sieht es aus?«

»Finster!« antwortete Del. »Sehr finster.«

»Hör mit dem Blödsinn auf!« rief Skar.. »Kannst du den Stollen sehen?« Del antwortete nicht sofort. Ein leises, schleifendes Geräusch drang zu ihnen herab, und der dunkelrote Lichtschein seiner Fackel begann für einen Moment wild hin und her zu schwanken.

»Was ist los?« rief Skar besorgt.

»Nichts. Ich versuche Schwung zu nehmen. Es ist weiter, als ich dachte.«

»Spring nicht, wenn du es nicht schaffst!« warnte Skar.

»Keine Sorge«, antwortete Del. »Der Eingang ist groß genug. Wenn ich ihn verfehle, wirst du es hören.« Er fuhr fort, auf dem Strang hin und her zu pendeln, um Schwung zu holen. Für einen Moment verwandelte sich seine Fackel in einen funkensprühenden, sanft nach unten geneigten Strich, dann war er verschwunden. Ein dumpfes, polterndes Geräusch erklang.

»Del?«

Keine Antwort. Ein Stein löste sich von der Wand und polterte lautstark hinab, und irgendwo über ihnen schien sich etwas zu bewegen.

»Del?!« rief Skar noch einmal. »Bist du in Ordnung?«

Wieder vergingen endlose Sekunden voller quälender Ungewißheit, dann erschien Del unter dem Höhleneingang und winkte mit der Hand. »Schrei nicht so«, sagte er übellaunig. »Ich bin schließlich nicht taub. Und andere auch nicht.«

»Was ist da oben los?« fragte Skar.

»Nichts. Das heißt ... komm rauf und sieh es dir selbst an. Und beeilt euch.« Er trat vom Eingang zurück, hantierte eine Zeitlang im Dunkeln herum und erschien dann wieder unter der Tunnelöffnung. »Vorsicht da unten. Tretet ein Stück zurück!« Er holte aus, warf das Seil zu ihnen herab und zog es so weit wieder hoch, daß das Ende einen halben Meter über dem Boden pendelte. »Los jetzt«, befahl er. »Der erste! Und beeilt euch.« In seiner Stimme war ein leiser, nervöser Unterton, unhörbar für die anderen, aber für Skar Signal genug, ihn davon zu überzeugen, daß da oben längst nicht alles so in Ordnung war, wie Del sie glauben machen wollte. Er fingerte nervös an seinem Schwert und trat beiseite, als Coar nach dem Seil griff und sich das Ende ein paarmal um die Handgelenke wickelte.

»Sei vorsichtig«, mahnte er.

Sie nickte, stemmte den rechten Fuß in die Wand und begann sich langsam am Seil emporzuziehen. Die dünne Leine straffte sich und begann zu vibrieren, als Coar auch den anderen Fuß vom Boden löste und für einen Moment scheinbar frei in der Luft hing. Eine Lawine kleiner Steine und losen Erdreiches polterte von oben herab und überschüttete sie mit Staub. Del keuchte vor Anstrengung; ein Laut, der trotz der großen Höhe noch deutlich zu vernehmen war.

»Hilf ihm«, sagte Skar hastig. »Er kann dich nicht allein hinaufziehen. Du mußt klettern.« Er sah, wie sich Coars Gesicht vor Anstrengung verzerrte. Aber sie gehorchte, beugte sich weiter hintenüber und stemmte mühsam einen Fuß vor den anderen in die Wand, um langsam nach oben zu steigen.

»Das schafft er nicht«, sagte Bernec nervös. »Kein Mensch hat soviel Kraft.« Er begann unruhig auf der Stelle zu treten und mit den Händen zu ringen. »Wenn ich wüßte, wie sicher diese Dinger sind«, murmelte er mit einem Blick auf den schwarzen Strang, an dem Del nach oben gestiegen war, »könnte ich hinaufklettern und ihm helfen ...«

»Er schafft es schon«, versuchte ihn Skar zu beruhigen. »Coar wiegt nicht viel. Wenn sie oben ist und ihm helfen kann, ist es leichter. Und jetzt hör auf, uns alle nervös zu machen«, fügte er etwas schärfer hinzu.

Bernec zuckte zusammen und sah ihn einen Herzschlag lang wütend an. Dann senkte er den Blick und nickte unmerklich. Skar konnte seine Gefühle nur zu gut verstehen. Er hatte zuviel hinnehmen müssen, um nun auch noch Coar zu verlieren. Aber wenn es in ihrer Situation überhaupt noch etwas gab, was ihnen helfen konnte, dann nur Ruhe.

Coar brauchte nur wenige Minuten, um mit Dels Hilfe an der senkrechten Wand emporzusteigen und den Stollen zu erreichen, aber Skar und den anderen erschien es, als vergingen Stunden, bis Del sie endlich an den Handgelenken ergreifen und mit einem letzten Ruck zu sich heraufziehen konnte.

Das Licht über ihnen begann zu flackern. Für einen Moment hörten sie gedämpfte Stimmen, ohne die Worte zu verstehen, dann fiel das Seil ein zweites Mal zu ihnen herab und pendelte lose an der Wand.

»Skar - jetzt du.«

Skar griff nach dem dünnen Lederriemen, zögerte aber noch einen Moment. »Du solltest dich einen Augenblick ausruhen!« rief er hinauf. »Ich bin schwerer als Coar, weißt du.«

»Hör auf, blöd rumzuquatschen, und komm endlich!« brüllte Del. Diesmal war die Angst in seiner Stimme nicht mehr zu überhören. Skar zog das Seil straff, stemmte den Fuß in das lockere Erdreich der Wand und begann rasch und sicher hinaufzusteigen. Das Seil zitterte in seinen Händen. Er wußte, daß sein Gewicht und die grausamen Rucke Del halbwegs die Arme aus den Gelenken reißen mußten. Trotzdem stieg er so schnell wie möglich weiter. Auch Dels Kräften waren Grenzen gesetzt, und Coar würde ihm kaum viel helfen können.

Er brauchte nur wenig mehr als eine Minute, um die fünfzehn Meter hinaufzusteigen und den Stolleneingang zu erreichen. Dels Hand erschien über der zerbröckelten Kante und tastete nach seinen Fingern. Skar ergriff sie, zog sich mit einer letzten, verzweifelten Anstrengung hinauf und blieb keuchend auf Händen und Knien hocken. Neben ihm brach Del mit einem wimmernden Schmerzlaut zusammen. Sein Körper glänzte vor Schweiß, und die dünne rote Narbe an seiner Schulter schien wild im Rhythmus seines Herzschlages zu pulsieren. Seine Hände waren blutig, wo der dünne Lederriemen eingeschnitten hatte. Er versuchte etwas zu sagen, bekam aber nur ein schmerzhaftes Keuchen heraus.

Skar blieb sekundenlang reglos hocken. Seine überanstrengten Muskeln schrien vor Schmerz, und vor seinen Augen flimmerten rote und grüne Punkte. Der Gang schien für einen Moment zu verschwimmen, wand und bog sich auf unmögliche Weise und kippte dann um. Erneut fühlte sich Skar an seinen sonderbaren Traum erinnert, und wieder hatte er das Gefühl, dies alles schon einmal erlebt zu haben, schon einmal hiergewesen zu sein.

»Was ... ist passiert?« fragte er schweratmend.

Del stemmte sich mühsam hoch, fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und deutete wortlos hinter sich. »Vornash«, stieß er hervor. »Er liegt dort hinten. Sieh selbst.«

Skar stand auf und ging schwankend in die Richtung, in die Del gewiesen hatte. Coar hockte zusammengekauert neben einem verkrümmten, reglosen Körper. Ihre Haltung erschien ihm unnatürlich und steif, als wäre sie mitten in der Bewegung erstarrt.

Der Mann vor ihr war tot, ebenso tot wie Horum, den sie unten in der Höhle gefunden hatten. Aber er war keinem Hoger zum Opfer gefallen, und auch keiner anderen Alptraumbestie, die vielleicht in diesem Reich der Dunkelheit und des Schweigens lauern mochte.

Jemand hatte ihm die Kehle von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt.

»Seshar«, murmelte Bernec, »ich bin sicher, daß Seshar dahintersteckt. Er, Mergell oder ein anderer dieser Speichellecker.«

Er war der letzte gewesen, der vom Grund der Höhle hinaufgestiegen war, und nun war er der erste, der das betäubte Schweigen, das sich wie ein Hauch klammer Angst über der Gruppe ausgebreitet hatte, brach. Er beugte sich vor, drückte dem Toten mit einer fast zärtlichen Bewegung die Augen zu und stand schwerfällig auf. Die Männer hatten die restlichen Fackeln entzündet, und der niedrige Stollen war auf eine Länge von dreißig, vierzig Schritt beinahe taghell erleuchtet. Skar sah es mit gemischten Gefühlen. Die Fackeln brannten rasch herunter, und sie hatten keinen sehr großen Vorrat davon mitgenommen. Aber er verstand die Männer nur zu gut. Mehr als alles andere war die Dunkelheit ihr Feind; eine Finsternis, die ganz anders zu sein schien als jene, die sie bisher kennengelernt hatten. Es war eine Dunkelheit, die ihn erneut an seinen bizarren Traum erinnerte, die wie die Leere auf jener gläsernen Ebene nicht bloß die Abwesenheit von Licht, sondern vielmehr die Anwesenheit von etwas anderem, Bösen zu bedeuten schien.

»Sie könnten sich gegenseitig getötet haben«, murmelt Del, aber er schien selbst zu spüren, was er für einen Unsinn redete. »Du hast keinen Beweis, daß ...« Bernec fuhr mit einer abrupten Bewegung herum. »Keinen Beweis?« schrie er. »Sind zwei tote Männer nicht Beweis genug? Keiner, der je diese Höhlen betreten hat, ist zurückgekommen, Del! Keiner! Bisher haben wir geglaubt, daß die Hoger jeden Eindringling getötet hätten, aber ich habe noch keinen zu Gesicht bekommen, seit wir hier herabgestiegen sind!«

»Trotzdem beweist das nichts«, beharrte Del.

»Und wer soll es sonst gewesen sein?« schnappte Bernec. »Vielleicht ein Volk von kleinen blinden Männchen, das in diesen Höhlen lebt und Pilze züchtet, wenn es nicht gerade neugierige Eindringlinge umbringt, wie?«

Del seufzte. »Natürlich nicht«, sagte er, »aber ...«

»Laß ihn, Del«, unterbrach ihn Skar. »Er hat recht. Es ist die einzige Erklärung. Wenn Seshar wirklich von diesem unterirdischen Fluß weiß, dann muß er auf jeden Fall verhindern, daß sein Geheimnis gelüftet wird.«

Del starrte ihn fassungslos an. »Sag mal - weißt du, was du da behauptest?« fragte er.

Skar nickte grimmig. »Ich weiß es«, sagte er. »Seshar hat nicht nur sein Volk belogen, sondern auch mich. Ein Grund mehr«, fügte er entschlossen hinzu, »hier herauszukommen.«

»Worauf warten wir dann noch?« fragte Del. »Gehen wir.«

»Aber sicher«, nickte Skar. »Am besten gehst du allein vor, und wir kommen etwas später nach. Ich verspreche dir ein anständiges Begräbnis.« Er wurde übergangslos wieder ernst und deutete mit einem Kopfnicken auf die Dunkelheit, die wie eine massive schwarze Wand am Ende des Stollens lauerte. »Wer immer diese Männer getötet hat«, fuhr er fort, »ist noch hier. Und ich kann dir sogar sagen, wo sie uns erwarten werden. Irgendwo dort vorne, an einer Stelle, an der wir vollkommen ohne Deckung und hilflos sind. Zwei oder drei Mann mit Bögen oder Armbrüsten reichen, um diesen verdammten Gang gegen eine ganze Armee zu halten.«

»Und was schlägst du vor, daß wir tun sollen?« fragte Coar. Sie schien sich jetzt wieder vollkommen in der Gewalt zu haben. Ihrer Stimme war nichts mehr von dem Schmerz anzumerken, der in ihrem Inneren tobte. Skar wußte nicht, ob er erschrecken oder die Kraft dieser zarten Frau bewundern sollte.

»Wir haben nur zwei Möglichkeiten«, antwortete er irritiert. »Wir können wieder in die Höhle hinuntersteigen und versuchen, einen anderen Weg zur Oberfläche zu finden. Oder wir versuchen, uns den Weg freizukämpfen. Beides wäre Selbstmord. Wir werden nichts davon tun.«

Coar schien verwirrt. »Wie meinst du das?« fragte Bernec verwirrt. »Ich sehe keinen anderen Weg.«

»Hoffentlich denken die, die deine beiden Kameraden umgebracht haben, ebenso«, murmelte Skar. »Wenn sie wirklich irgendwo dort vorne auf uns warten, werden sie früher oder später zurückkommen und nachsehen. Und wir werden sie empfangen.«

»Empfangen?« echote Bernec. »Aber wie ...?«

Del grinste flüchtig. »Wir gehen zurück in die Höhle«, sagte er. »Jedenfalls sollen sie das glauben. Skar und ich bleiben hier.«

Bernec verzog mißbilligend die Lippen. »Das ist Wahnsinn«, sagte er. »Sie sehen euch lange, bevor ihr sie seht. Es gibt hier keine Deckung, und ...«

»Hier nicht«, unterbrach ihn Skar. »Aber dort draußen.« Er drehte sich um, ging mit raschen Schritten zum Ende des Stollens und deutete auf das Gewirr schwarzer Linien und Striche, das die Höhle durchzog. »Du wirst mit den anderen wieder hinuntersteigen und dich ein Stück weit entfernen. Del und ich warten dort draußen. Wir brauchen das Seil und ein bißchen Glück, mehr nicht.«

Bernec keuchte überrascht. Er schien nur langsam zu begreifen, was Skar vorhatte. »Du bist verrückt!« stieß er hervor. »Ihr werdet dort draußen wie lebende Zielscheiben sitzen. Sie schießen euch herunter, ehe ihr auch nur eine Hand heben könnt.«

»Natürlich«, nickte Skar. »Wenn sie uns sehen, sicher. Aber ich glaube kaum, daß sie nach oben schauen werden.«

»Das ist Wahnsinn«, beharrte Bernec. »Ihr könnt nicht stundenlang an diesem Zeug hängen und warten. Vielleicht ... vielleicht kommen sie nie.«

»Sie werden kommen«, sagte Skar überzeugt. »Seshar ist zu vorsichtig, um auch nur das geringste Risiko einzugehen. Er kann nicht riskieren, auch nur einen einzigen von uns hier wegzulassen. Sie werden kommen. Und es wird noch nicht einmal sehr lange dauern.« Im stillen betete er, daß er recht hatte. Es war ebensogut möglich, daß die Mörder darauf vertrauten, daß ihre Opfer ohne Hilfe niemals den rettenden Stollen erreichen und hier unten elend verhungern und verdursten würden. Und es war denkbar, daß sie sich nur geduldig irgendwo dort vorne in der Dunkelheit auf die Lauer legen und einfach abwarten würden. Aber das wagte er gar nicht erst einzukalkulieren. Sie hatten nur diese eine Chance. Zu versuchen, einen anderen Weg zur Oberfläche zu finden, hieße Selbstmord zu begehen. »Los jetzt«, sagte er. »Es tut mir zwar leid, daß die Anstrengung vergebens war, aber ihr werdet wohl noch einmal hinuntersteigen müssen.«

»Und wie kommt ihr hinab?«

»Gar nicht«, antwortete Del an Skars Stelle. »Einer von euch muß an dem Zeug heraufklettern, bis er hier über uns ist, und uns das Seil zuwerfen. Es ist nicht so schwer, wie es aussieht.« Er packte das Seil, ließ etwa einen Meter überhängen und wickelte sich die Schnur sorgsam um beide Hände. Skar ergriff das überstehende Ende und verfuhr genauso. Dann trat er einen Schritt von der Kante zurück, spreizte die Beine und suchte mit den Füßen nach festem Halt. »Beeilt euch«, sagte er, als Bernec immer noch keine Anstalten machte, nach dem Seil zu greifen. »Wir haben noch eine Menge zu tun, ehe sie kommen. Oder möchtest du vielleicht zehn Meter über dem Boden hängen, wenn wir hier oben angegriffen werden?« Bernec zuckte sichtlich zusammen, griff nach dem Seil und begann zum zweiten Mal in die Höhle hinabzusteigen.

Nach Skars Zeitgefühl schienen Stunden zu vergehen, ehe sich das Seil zum letzten Mal in seinen Händen entspannte und er seine verkrampften Muskeln endlich lockern konnte. Er keuchte, wankte einen Schritt zur Seite und ließ sich erschöpft gegen die Wand sinken. Sein Rücken schmerzte unerträglich. Seine Unterarme waren verkrampft und schienen hart wie Holz, und er hatte das Gefühl, seine Hände niemals wieder bewegen zu können. Sein Herz dröhnte, und unter seinen Rippen hatte sich ein kleiner, stechender Schmerz eingenistet. Er blieb sekundenlang schweratmend gegen die Wand gelehnt stehen, richtete sich dann mühsam auf und bückte sich nach dem Seil, das er fallen gelassen hatte. Del schien kaum weniger erschöpft als er selbst zu sein. Er hockte auf Händen und Knien neben dem Abgrund, rang keuchend nach Atem und schüttelte unablässig den Kopf, als versuche er das Dröhnen in seinem Schädel wegzublinzeln.

»Und das mir«, stöhnte er zwischen zwei schnellen, hektischen Atemzügen. »Ich hätte Bergführer werden sollen statt Satai.«

Skar grinste flüchtig. Es war Dels Art, innere Spannungen mit einer sarkastischen Bemerkung - oder was er dafür hielt - abzutun, aber er kannte ihn zu lange, um nicht zu merken, wie nervös der junge Satai in Wahrheit war. Er ging zu ihm hinüber, hockte sich dicht neben ihm auf den Boden und legte ihm die Hand auf die Schulter. Dels Haut war feucht vor Schweiß, und sein Herz pochte so heftig, daß er die Schläge bis in die Fingerspitzen fühlen konnte.

»Wenn es zuviel für dich wird«, sagte er leise, »mache ich es allein. Ich glaube kaum, daß es mehr als zwei oder drei Mann sein werden.«

Del hob müde den Kopf und versuchte zu lächeln. »Den Tag, an dem ich vor dir aufgebe, erlebst du nicht mehr, alter Mann«, sagte er spitz.

Skar schüttelte den Kopf. »Ich meine es ernst. Du hast eine Menge hinter dir, vergiß das nicht. Und du tust mir keinen Gefallen, wenn du den Helden spielst. Wir haben auch so genug Probleme. Und ich habe keine Lust, dich an die Oberfläche tragen zu müssen.«

Del richtete sich in eine hockende Stellung auf und schob seine Hand beiseite. »Ich bin in Ordnung«, sagte er verärgert. »Aber ich beginne allmählich an deinem Verstand zu zweifeln. Ich wollte dir vorhin nicht in den Rücken fallen, aber hältst du es wirklich für eine gute Idee, wie ein Affe in dem Zeugs da draußen herumzuklettern und zu warten, bis sie kommen? Wer immer sie sein mögen.«

»Nein«, gestand Skar. »Aber hast du eine bessere?«

Del wandte den Kopf und starrte eine Zeitlang in den schwarzen Abgrund neben sich hinab. »Nein«, gestand er. »Aber es gefällt mir trotzdem nicht.«

»Mir auch nicht«, murmelte Skar. »Aber es ist möglich. Seshar hat sicher nicht mehr als zwei oder drei Mann hinter uns hergeschickt. Wir steigen an dem gleichen Strang empor, den du vorhin benutzt hast. Du kletterst etwas höher und suchst eine Stelle, an der du das Seil festbinden kannst. Wenn sie kommen, schwinge ich mich daran in den Tunnel und überrumpele sie. Selbst wenn es drei oder vier sind, habe ich den Vorteil der Überraschung auf meiner Seite.«

»Aber sicher«, bestätigte Del. »Es kann ja auch gar nichts schiefgehen. Wenn dieses Zeug da draußen das Gewicht von zwei Männern trägt, heißt das. Wenn das Seil nicht reißt und du dich nicht verschätzt und dir an der Wand den Schädel einrennst, und wenn du nicht mit einem Schwertstreich oder einem Pfeil empfangen wirst.«

»Du hast eine herzerfrischende Art, mir Mut zu machen«, sagte Skar säuerlich. Del grinste. »Ich weiß noch mehr.«

»Oh, danke. Es reicht, es reicht. Heb dir deine Phantasie auf, bis wir hier heraus sind. Ich habe das Gefühl, der Ärger geht dann erst richtig los.«

»Was ist aus deinem festen Vorsatz geworden, dich nicht einzumischen?« fragte Del überrascht. »Ich dachte, du wolltest so rasch wie möglich weg von hier?«

»Das will ich immer noch«, entgegnete Skar. »Aber glaubst du wirklich, daß sie uns so einfach gehen lassen werden? Seshar wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um uns mundtot zu machen. Außerdem habe ich noch eine Rechnung zu begleichen. In Ipcearn.«

»Seit wann bist du rachsüchtig?« spottete Del.

Skar dachte an einen zehnjährigen Jungen mit großen, unschuldigen Augen und schwieg. Ein leises, schabendes Geräusch drang aus der Tiefe des Stollens zu ihnen herauf und verklang, ehe er sicher sein konnte, ob er es wirklich gehört oder sich nur eingebildet hatte. Er wandte den Kopf, versuchte einen Moment lang, die Dunkelheit mit Blicken zu durchdringen, und kroch dann auf Händen und Knien zur Kante hinüber. Das rote Licht der Fackeln drang wie ein geheimnisvolles Leuchten aus einem schwarzen, grundlosen See zu ihnen hinauf.

»Wie weit seid ihr?« rief er hinab.

Einen Augenblick lang erfolgte keine Reaktion auf seine Worte, dann drang Bernecs Stimme leise und verzerrt zu ihnen hinauf: »Wir sind fertig. Thenan kann mit dem Aufstieg beginnen, wenn ihr wollt.«

Skar tauschte einen raschen Blick mit Del und nickte. »In Ordnung«, rief er. »Fangt an.«

Der armdicke schwarze Strang vor dem Stollenausgang begann zu beben. Ein dumpfer, vibrierender Laut dicht an der untersten Grenze des überhaupt Hörbaren lief durch die Höhle und verklang. Skar schauderte. Obwohl er sich dagegen wehrte, begann ein eisiges, lähmendes Gefühl der Angst in ihm emporzukriechen. Er war es gewohnt zu kämpfen, auch in Situationen, die jedem anderen aussichtlos erschienen wären, und gegen Feinde, die ihm weit überlegen waren. Aber dies hier war etwas anderes. Sie kämpften weniger gegen einen körperlichen Feind als vielmehr gegen die Dunkelheit und das Schweigen, und die Angst, die er verspürte, war anders als sonst, schleichend und leise, ein Gefühl, das die Schutzmauern seines Willens nicht durchbrach, sondern unterlief und gegen das er hilflos war. Er stand auf, machte einen Schritt in den Stollen hinein und blieb abrupt stehen. »Was ist los?« fragte Del.

Skar winkte hastig ab. »Still!« zischte er. »Ich glaube, ich höre etwas!« Er schloß die Augen, legte den Kopf auf die Seite und lauschte mit angehaltenem Atem. Diesmal war er sicher, sich das Geräusch nicht nur eingebildet zu haben, und nach einer Weile hörte er es wieder: ein hoher, unangenehmer, schwingender Laut, vermischt mit einem Rascheln und Zerren, als würde Horn oder versteinertes Holz über Fels geschleift.

Und dann wußte er, wo er den Laut schon einmal gehört hatte ...

Er fuhr herum, riß den völlig verblüfften Del in die Höhe und gab ihm einen Stoß, der ihn zurücktaumeln ließ. »Weg hier!« brüllte er. »Das sind Khtaäm! Spring!« Er erreichte das Stollenende, stieß sich mit aller Kraft ab und sprang mit weit ausgebreiteten Atmen ins Nichts hinaus. Etwas Dunkles, Formloses schien auf ihn zuzurasen. Er griff blind zu, bekam einen der ölig glänzenden schwarzen Stränge zu fassen und klammerte sich mit aller Kraft fest. Ein schmerzhafter Schlag traf ihn an Gesicht und Brust, und für einen Moment drohten seine Finger an der glitschigen Oberfläche des Gewebes den Halt zu verlieren. Er rutschte ab, griff noch einmal mit aller Gewalt zu und kam mit einem grausamen Ruck, der ihm schier die Arme aus den Gelenken zu reißen schien, zum Halten. Wie durch einen Nebel von Schmerzen registrierte er, wie Del sich ebenfalls aus dem Gang herauskatapultierte und verzweifelt einen der Stränge zu fassen versuchte. Er glitt ab, rutschte drei, vier Meter in die Tiefe und prallte auf eine der knollenartigen Verdickungen. Ein keuchender, halberstickter Schrei wehte zu Skar herauf. Del griff in blinder Panik um sich, bekam einen der Stränge zu fassen und hing für eine endlose, schreckliche Sekunde an nur einer Hand in der Luft, ehe es ihm gelang, seine wilden Pendelbewegungen zu bremsen und mit der anderen Hand und den Beinen ebenfalls festen Halt zu finden. Skar hob mühsam den Kopf und blickte zum Tunnelausgang empor. Die dunkle Öffnung schien zu brodelndem, schwarzem Leben erwacht zu sein. Eine riesige, formlose Woge wälzte sich aus dem Gang, quoll über die Kante und begann wie eine träge, zähe Flüssigkeit die Wand hinunterzufließen. Ein hoher, sirrender Laut, als würde irgendwo eine gigantische Bogensehne gespannt, quälte Skars Trommelfelle.

»Khtaäm!« würgte er verzweifelt. »Bei allen Göttern - Coar! Bernec! Flicht! Lauft um euer Leben!!!«

Das Licht unter ihm flackerte. Skar hörte das Geräusch hastig trappelnder Füße, dann einen dumpfen Laut, als schlüge ein schwerer Körper auf den Boden auf. Dann erscholl ein hoher, unmenschlich spitzer Aufschrei, ein Geräusch, das Skar auf grausige Weise bekannt vorkam und ihm schier das Blut in den Adern gerinnen ließ. Das Licht erlosch übergangslos, und dann hörte er nichts mehr außer dem hellen Sirren und Summen der Ungeheuer.

Der Strang, an den er sich klammerte, begann zu vibrieren, und obwohl es absolut finster war, glaubte er deutlich zu erkennen, wie die Höhlenwand dicht neben ihm zu pulsierendem, ekelhaften Leben erwachte.

Der Spuk verging so rasch, wie er gekommen war. Das Geräusch des vorüberziehenden Khtaäm-Schwarmes verklang, aber die darauf folgende Stille erschien Skar fast bedrückender. Irgendwo an der unsichtbaren Decke hoch über seinem Kopf löste sich ein Stein und prallte mit schmatzendem Geräusch auf den Boden, und an der Wand neben ihm, der Spur der Ungeheuer folgend, rieselte ein Strom von losgerissenem Erdreich und Sand herab.

Seine Hände begannen zu zittern. Sein Körper schien plötzlich Tonnen zu wiegen, und er konnte sich nur noch mit Mühe an dem dünnen, glitschigen Strang halten. Er stöhnte, löste vorsichtig die Finger der Rechten von seinem Halt und begann Hand über Hand hinunterzusteigen. Die Dunkelheit hüllte ihn ein wie eine finstere, erstickende Decke. Die Luft schien mit einem Mal trocken und kalt geworden zu sein und schmerzte in seinen Lungen, und in seinem Mund war der bittere, metallische Geschmack von Überanstrengung und Blut.

Ein leises, schmerzerfülltes Stöhnen drang von unten zu ihm herauf.

»Del?« rief er halblaut. »Bist du ... in Ordnung?«

Sekundenlang antworteten ihm nur das Schweigen und das leise, monotone Geräusch rieselnder Erde.

»Ich lebe noch«, sagte Del schließlich. »Jedenfalls glaube ich es. Aber ich hänge fest.«

»Was ist passiert?« fragte Skar erschrocken.

»Meine Schulter«, stöhnte Del. »Ich ... kann den Arm nicht bewegen. Es ... schmerzt höllisch.«

»Rühr dich nicht«, befahl Skar. »Ich hole dich.« Er kletterte schneller, obwohl seine Rücken- und Schultermuskeln bei jeder Bewegung vor Schmerzen zu zerbrechen schienen. Sein Fuß stieß auf etwas Weiches, Nachgiebiges, und unter ihm erscholl ein wütender Grunzer.

»Kein Grund, mir ins Gesicht zu treten«, murrte Del. Seine Stimme schwankte, und Skar konnte hören, wie schnell und hektisch sein Atem ging. »Beeil dich«, stöhnte er. »Ich ... kann mich nicht mehr lange halten. Mein Arm ...«

Skar verharrte einen Moment auf der Stelle, um neue Kraft zu schöpfen, tastete mit den Zehenspitzen nach Dels Schulter und schob sich behutsam daran vorbei. »Versuch dich an meiner Schulter festzuhalten«, sagte er, als sie auf gleicher Höhe waren. »Ich trage dich. Es sind nur noch ein paar Meter.«

Del keuchte. Er roch durchdringend nach Schweiß und Blut, und als Skar vorsichtig eine Hand von seinem Halt löste und nach ihm griff, konnte er spüren, daß er am ganzen Leib zitterte.

»Es ... geht nicht«, murmelte Del. »Ich ... kann mich nicht halten ... mein Arm ...«

»Du mußt!« sagte Skar. »Halt dich fest, Junge. Es dauert nicht lange. Reiß dich zusammen!«

Sein befehlender Ton schien Erfolg zu haben. Del bewegte sich neben ihm in der Dunkelheit. Seine Hand glitt über Skars Gesicht, suchte mit kleinen, hektischen Bewegungen nach den Schulterriemen von Skars Harnisch und sackte kraftlos zurück.

»... kann nicht«, stöhnte er. »Hilf mir, Skar... ich ...«

»In Ordnung«, murmelte Skar. »Dann eben anders. Beiß die Zähne zusammen - wir springen!« Er atmete noch einmal tief ein, schloß die Augen und ließ sich zur Seite fallen. Seine Arme schossen vor und umschlangen Dels Hüfte.

Der Sturz schien endlos zu dauern. Skar war sicher gewesen, sich nicht mehr als vier oder fünf Meter über dem Boden der Höhle zu befinden, aber der schwarze Abgrund, in den sie fielen, schien bodenlos zu sein. Er preßte Del so fest an sich, wie er konnte, zog die Beine an und versuchte, sich auf den bevorstehenden Anprall vorzubereiten, aber die Zeit schien plötzlich träge wie Öl zu fließen und - Ein gigantischer Hammer schlug von unten gegen Skars Füße und versuchte ihm die Beine in den Leib zu rammen, dann traf ihn Dels Gewicht wie der Tritt einer Feuerechse, riß ihm die Arme aus den Gelenken und stauchte sein Rückgrat zusammen. Er fiel hintenüber, kam, durch die Wucht des Aufpralles weitergerissen, noch einmal auf die Füße und stürzte ein zweites Mal. Sein Kopf schlug gegen etwas Weiches, Nachgiebiges. Er rollte weiter, schrammte schmerzhaft mit den Rippen über einen Stein und fiel schwer aufs Gesicht. Dann - endlich - verlor er das Bewußtsein.

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