Thorn hatte eine schlaflose Nacht verbracht. Er saß auf der Terrasse des Schlafzimmers und rauchte eine Zigarette nach der anderen, obwohl ihn deren Geschmack anekelte. Aus dem Zimmer hinter sich hörte er Katherines Stöhnen, und er fragte sich, gegen welchen Dämon sie in ihrem Schlaf kämpfte. War es jener alte Dämon der Depression … war er zurückgekommen, um sie zu verfolgen? Oder rollten die schrecklichen Ereignisse dieses Tages vor ihrem geistigen Auge noch einmal ab?
Um selbst nicht mehr daran denken zu müssen, um sich abzulenken, begann er zu spintisieren. Er floh ins Reich der Fantasie, um von seinen Sorgen loszukommen. Er dachte über Träume nach – über die Möglichkeit, ob ein Mensch die Träume eines anderen sehen könne. Schließlich war bekannt, daß die Gehirntätigkeit etwas mit Elektrizität zu tun hatte; es waren hier Impulse im Spiel – so ähnlich wie bei einer Bildübertragung des Fernsehens. Vielleicht gab’s bei den Menschen wirklich solche ›Übertragungsmöglichkeiten‹? Man konnte sich das gut vorstellen. Zum Beispiel die Träume … man müßte sie speichern können – etwa mit Hilfe eines Videorecorders, so daß der Träumer sie beim Erwachen gleich noch einmal im Detail wiedergeben und erleben könnte. Armer Jeremy Thorn – wie oft bist auch du von Alpträumen heimgesucht worden, doch am nächsten Morgen war alles verflogen. Wie ausgelöscht. Fort jede Einzelheit! Geblieben war nur ein Gefühl allgemeinen Ungehagens.
Abgesehen davon, daß man auf eine solche Weise Träume analysieren könnte – wie unterhaltsam müßte es sein, könnte man manche dieser gespeicherten Träume noch einmal erleben. Allerdings auch: wie gefährlich!
Die Träume großer Menschen könnten in Archiven für die künftigen Generationen gespeichert werden. Was hatte zum Beispiel Napoleon geträumt? Oder Hitler? Oder Lee Harvey Oswald? Vielleicht wäre die Ermordung Kennedys verhindert worden, wenn man Oswalds Träume gekannt hätte. Was war schließlich in unserer Zeit unmöglich? Oder was würde in künftigen Zeiten möglich sein?
Auf diese Weise verbrachte Thorn die Stunden bis zum Morgen.
*
Als Katherine erwachte, war ihr verletztes Auge geschwollen, und ehe Thorn das Haus verließ, schlug er ihr vor, einen Arzt aufzusuchen.
Es war das einzige, was sie miteinander sprachen. Katherine war sehr schweigsam. Thorn beschäftigte sich damit, über die Dinge nachzudenken, die der Tag brachte. Er mußte die letzten Vorbereitungen für seine Reise nach Saudi-Arabien treffen, doch er hatte das Gefühl, daß er besser nicht fliegen sollte.
Er hatte Angst. Angst um Katherine. Angst um Damien, Angst um sich selbst. Aber er wußte nicht, warum. Unheil lag in der Luft, und er hatte das Gefühl, daß das Leben plötzlich brüchig geworden war. Nie zuvor hatte er sich mit dem Tod beschäftigt; denn so weit wollte und konnte er nicht in die Zukunft schauen. Und dennoch war es genau das, was ihn jetzt beunruhigte: daß sein Leben irgendwie in Gefahr war.
In der Limousine, auf dem Weg zur Botschaft, machte er flüchtige Notizen über Versicherungspolicen und geschäftliche Angelegenheiten, die im Falle seines Todes für die Erben wichtig waren. Er tat es leidenschaftslos und ohne klare Vorstellung, daß es etwas war, was er nie zuvor getan, woran er nicht einmal gedacht hatte.
Erst als er fertig war, erschreckte dieser Vorgang ihn, und er saß mit gespanntem Körper da, während sich das Auto der Botschaft näherte. Ihm war, als müsse jeden Augenblick etwas passieren.
Steifbeinig entstieg Thorn dem Wagen. Er wartete, bis sein Chauffeur gewendet hatte und zum Heimweg startete.
Und dann sah er sie auf sich zukommen: zwei Männer, von denen einer Aufnahmen machte und der andere Fragen abschoß, als sie ihn erreicht hatten. Thorn ging auf die Botschaft zu, doch sie stellten sich ihm in den Weg. Er versuchte, ihnen auszuweichen und schüttelte immer nur den Kopf als Antwort auf ihre Fragen.
»Haben Sie schon den heutigen Reporter gelesen, Mr. Thorn?«
»Nein, hab’ ich nicht …«
»Da steht ein Artikel drin über Ihr Kindermädchen, über die Kleine, die vom Dach gesprungen ist …«
»Ich habe nichts davon gesehen!«
»In dem Artikel steht, sie hätte eine Notiz hinterlassen.«
»Unsinn.«
»Könnten Sie mal hierher schauen, bitte?« Es war Haber Jennings mit der Kamera, der schnell auf den Auslöser drückte.
»Was soll das eigentlich?« fragte Thorn, als ihm Jennings in den Weg trat.
»Ist es wahr, daß die Kleine etwas mit Drogen zu tun hatte?« fragte der andere.
»Unsinn!«
»In dem Bericht des Leichenbeschauers steht aber, daß eine Droge in ihrem Blut nachgewiesen wurde.«
»Es war ein Medikament gegen eine Allergie«, antwortete Thorn durch seine zusammengepreßten Zähne. »Sie hatte Allergien …«
»Aber in dem Bericht steht, es hätte sich um eine Überdosis gehandelt.«
»Könnte das auch Ihre Meinung sein?« fragte Jennings.
»Würden Sie mir bitte aus dem Weg gehen!«
»Hören Sie, Sir, ich tu’ nur meinen Job.«
Thorn trat zur Seite, aber sie waren sofort wieder bei ihm.
»Hat sie Drogen genommen, Mr. Thorn?«
»Ich habe Ihnen gesagt …«
»In dem Artikel steht …«
»Es ist mir völlig gleich, was in dem Artikel steht!«
»Das ist ja prima!« sagte Jennings. »Dann bewahren Sie sich mal Ihre gute Meinung!«
Eine Kamera war jetzt seinem Gesicht so unverschämt nahe, daß Thorn einfach drauflos schlug. Also landete das Gerät ziemlich unsanft am Boden, und alle standen sie für einen Augenblick sprachlos da. Man hätte meinen können, der Blitz sei in sie gefahren.
»Das Wort Respekt scheint nicht in Ihren Wortschatz zu gehören«, sagte Thorn scharf.
Jennings kniete sich hin und sah ihn von unten an.
»Tut mir wirklich leid«, meinte Thorn mit zitternder Stimme. »Schicken Sie mir eine Rechnung über den Schaden.«
Jennings griff nach der zerbrochenen Kamera, dann stand er langsam auf und zuckte mit den Schultern, während er in Thorns Augen schaute.
»Schon gut, Mr. Ambassador«, sagte er. »Bleiben wir dabei … Sie schulden mir etwas …«
Thorn nickte, dann drehte er sich um und betrat die Botschaft, als gerade ein Marinesoldat die Straße heruntergelaufen kam – zu spät, um den Botschafter vor den Männern zu beschützen.
»Er hat meine Kamera zertrümmert«, sagte Jennings zu dem Marinesoldaten. »Der Botschafter hat meine Kamera zertrümmert.«
Eine Weile standen die Männer ganz verwirrt da, dann ging jeder seinen Weg.
Unruhe herrschte in Thorns Büro. Die Reise nach Saudi-Arabien war gefährdet, weil Thorn ohne weitere Erklärung gesagt hatte, er könne diesen Flug jetzt unmöglich unternehmen. Die Männer seines Stabs, die diese Reise so gründlich vorbereitet hatten, mußten sich nun richtig genarrt vorkommen, da sie ihre teure Zeit für nichts vergeudet hatten.
»Sie können nicht absagen«, meinte einer. »Schließlich können Sie doch nicht einfach anrufen und sagen …«
»Sie ist nicht abgesagt«, entgegnete Thorn. »sie ist nur aufgeschoben.«
»Sie werden das als Beleidigung empfinden.«
»Meinetwegen.«
»Aber warum?«
»Mir ist nicht danach zumute, gerade jetzt zu reisen«, erklärte Thorn. »Es ist keine gute Zeit.«
»Ist Ihnen denn klar, was hier auf dem Spiel steht?« fragte der Botschaftsrat.
»Diplomatie«, antwortete Thorn.
»Mehr als das.«
»Sie haben das Öl und sie haben die Macht«, sagte Thorn. »Nichts wird sich daran ändern.«
»Aber das ist es ja, warum …«
»Ich werde meinen Stellvertreter schicken.«
»Der Präsident erwartet von Ihnen, daß Sie reisen.«
»Ich werde mit ihm sprechen. Ich werde es ihm erklären.«
»Mein Gott, Jeremy! Seit Wochen ist die Sache geplant!«
»Dann werden wir sie noch einmal planen!« brüllte Thorn.
Seinem plötzlichen Ausbruch folgte betretene Stille. Dann summte die Gegensprechanlage, und Thorn drückte auf den Knopf.
»Ja?«
»Hier ist ein Pater namens Tassone, der Sie gern sprechen möchte«, hörte er die Stimme einer Sekretärin.
»Wer?«
»Pater Tassone aus Rom. Er sagt, es handele sich um eine dringende persönliche Angelegenheit.«
»Ich habe von dem Mann nie gehört«, erwiderte Thorn.
»Er sagt, es dauere nur eine Minute«, erklärte die Stimme. »Es ist irgend etwas mit einem Hospital.«
Einer der Botschaftsräte murmelte: »Wahrscheinlich will er eine Spende haben.«
»Oder eine Widmung«, fügte der andere hinzu.
»All right«, seufzte Thorn. »Schicken Sie ihn rein.«
»Ich wußte gar nicht, daß man Sie so leicht weichkriegen kann«, bemerkte einer seiner Botschaftsräte.
»Public Relations«, murmelte Thorn.
»Treffen Sie doch wegen Saudi-Arabien jetzt noch keine Entscheidung. Okay? Sie sind heute ein bißchen down. Warten Sie noch.«
»Die Entscheidung ist getroffen«, sagte Thorn müde. »Jemand anders soll fliegen, oder aber wir verschieben die Sache.«
»Bis wann sollen wir’s verschieben?«
»Bis später«, erwiderte Thorn. »Bis ich Lust dazu habe.«
Die Türen öffneten sich, und in dem breiten Eingang stand ein kleiner Mann. Es war ein Priester. Seine Robe war zerknittert, er sah angespannt aus, und alle in dem großen Raum spürten, daß ihn irgend etwas bedrückte. Die Herren tauschten untereinander Blicke aus. Sie waren nicht ganz sicher, ob man gut beraten war, das Zimmer zu verlassen.
»Wäre es … wäre es in Ordnung …«, sagte der Priester mit italienischem Akzent. »… wenn ich mit Ihnen allein sprechen könnte?«
»Geht es um ein Krankenhaus?« fragte Thorn.
»Si.«
Einen Augenblick zögerte Thorn, dann nickte er, und die anderen beiden verließen das Zimmer. Als sie gegangen waren, schloß der Priester die Türen hinter ihnen. Dann drehte er sich um. Thorn sah in ein Gesicht, das vom Schmerz geprägt schien.
»Ja?« fragte er.
»Wir haben nicht viel Zeit.«
»Was?«
»Bitte, hören Sie mich jetzt an!«
Der Priester rührte sich nicht von der Stelle. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Tür.
»Und was haben Sie mir zu sagen?« fragte Thorn.
»Sie müssen Christus als Ihren Heiland annehmen. Jetzt müssen Sie ihn annehmen.«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Thorn war sprachlos.
»Bitte, Signore …«
»Entschuldigen Sie«, unterbrach ihn Thorn. »Habe ich Sie richtig verstanden, daß es sich um eine dringende, persönliche Angelegenheit handelt?«
»Sie müssen das Abendmahl nehmen«, fuhr der Priester fort. »Das Blut Christi trinken, Sein Fleisch essen, denn nur wenn Er in Ihnen ist, können Sie das Kind des Teufels besiegen.«
Die Atmosphäre im Zimmer war zum Zerreißen gespannt. Thorn griff nach der Gegensprechanlage.
»Er hat einmal getötet«, flüsterte der Priester. »und er wird wieder töten. Er wird töten, bis alles, was Ihnen gehört, sein ist.«
»Wenn Sie bitte draußen warten möchten …«
Nun begann der Priester sich ihm zu nähern, und lauter wurde seine Stimme.
»Nur durch Christus können Sie ihn besiegen«, rief er. »Weihen Sie sich unserem Herrn Jesus Christus. Trinken Sie von Seinem Blut.«
Thorn fand den Knopf der Gegensprechanlage und drückte.
»Ich habe die Tür abgeschlossen, Mr. Thorn«, sagte der Priester.
Thorn richtete sich auf, die Stimme des Priesters flößte ihm Furcht ein.
»Ja?« hörte er die Stimme der Sekretärin durch den Lautsprecher.
»Schicken Sie einen Sicherheitsbeamten her«, antwortete Thorn.
»Was ist denn, Sir?«
»Ich bitte Sie, Signore«, flehte der Priester. »Hören Sie auf das, was ich zu sagen habe.«
»Sir?« wiederholte die Sekretärin.
»Ich war in dem Hospital, Mr. Thorn«, erklärte der Priester. »In jener Nacht, als Ihr Sohn geboren wurde.«
Thorn zuckte zusammen. Wie angewurzelt blieb er stehen.
»Ich … war … ein … Geburtshelfer«, sagte der Priester mit brechender Stimme. »Ich … war bei … der Geburt anwesend.«
Wieder erklang die Stimme der Sekretärin, diesmal sehr besorgt.
»Mr. Thorn?« sagte sie. »Es tut mir leid, ich habe Sie nicht verstanden.«
»Nichts«, antwortete Thorn. »Nur … halten Sie sich in Bereitschaft.«
Er ließ den Knopf los und warf einen mißtrauischen Blick auf den Priester.
»Ich bitte Sie …«, sagte Tassone, während er mit den Tränen kämpfte.
»Was wollen Sie?«
»Sie retten, Mr. Thorn. Auf daß Christus mir vergeben möge.«
»Was wissen Sie von meinem Sohn?«
»Alles.«
»Was wissen Sie?« wiederholte Thorn.
Der Priester begann jetzt zu zittern. Seine Stimme klang, als ob tief in seinem Innern etwas weinte.
»Ich habe seine Mutter gesehen«, erwiderte er.
»Sie haben meine Frau gesehen?«
»Ich habe seine Mutter gesehen!«
»Sie meinen doch damit meine Frau?«
»Seine Mutter, Mr. Thorn!«
Thorns Gesicht verhärtete sich. Er starrte den Priester wie entgeistert an.
»Ist dies eine Erpressung?« fragte er ruhig.
»Nein, Sir.«
»Was wollen Sie dann eigentlich?«
»Es Ihnen sagen, Sir.«
»Was wollen Sie mir sagen?«
»Seine Mutter, Sir …«
»Weiter. Was ist mit ihr?«
»Seine Mutter, Sir … war ein Schakal!« Ein Schluchzen entrang sich der Kehle des Priesters. »Er wurde von einem Schakal geboren, einem weiblichen Schakal. Ich habe ihn selbst gesehen!«
Mit einem plötzlichen Krachen flog Thorns Tür auf. Ein Matrose kam herein. Thorns Botschaftsräte und die Sekretärin folgten ihm. Thorn war aschgrau, er konnte sich nicht bewegen, und über das Gesicht des Priesters liefen Tränen.
»Stimmt hier irgend etwas nicht, Sir?« fragte der Marinesoldat.
»Ihre Stimme klang so merkwürdig«, fügte die Sekretärin hinzu. »Und die Tür war verschlossen.«
»Ich möchte, daß dieser Mann hinausbegleitet wird«, sagte Thorn. »Und sollte er jemals wieder hier auftauchen … dann möchte ich, daß man ihn ins Gefängnis steckt.«
Niemand bewegte sich. Auch der Soldat zögerte, Hand an einen Priester zu legen. Langsam drehte sich Tassone um und ging zur Tür. Dort blieb er stehen und wandte sich noch einmal an Thorn.
»Nehmen Sie Christus an«, flüsterte er traurig. »Trinken Sie jeden Tag Sein Blut.«
Dann ging er. Der Soldat folgte ihm. Alle andern blieben in betretenem Schweigen stehen.
»Was wollte er überhaupt?« fragte jemand.
»Ich weiß es nicht«, flüsterte Thorn, während er dem Priester nachblickte. »Er ist verrückt.«
Auf der Straße vor dem Botschaftsgebäude lehnte sich Haber Jennings an ein Auto und überprüfte seine Ersatzkamera, nachdem er die zerbrochene sanft in ein Etui gebettet hatte. Plötzlich sah er, daß ein Marinesoldat den Priester die Vordertreppe hinunterbegleitete. So kam er zu zusätzlichen Schnappschüssen, als der Priester langsam davonging. Der Wachtposten entdeckte Jennings. Er ging auf ihn zu und musterte ihn geringschätzig.
»Haben Sie mit dem Ding da heute nicht schon genug Ärger gehabt?« fragte er und deutete auf die Kamera.
»Genug Ärger!« lächelte Jennings. »Davon kann ich nie genug kriegen.«
Und schon hatte er zwei weitere Aufnahmen von dem Marinesoldaten gemacht, ehe dieser wieder zum Botschaftsgebäude zurückging. Dann wechselte Jennings die Objektive aus und sah sich nach dem kleinen Priester um. Er richtete das Teleobjektiv auf ihn, schaute durch den Sucher und drückte auf den Auslöser.
*
Spät an diesem Abend saß Jennings in seiner Dunkelkammer und betrachtete seine Beute. Neugierig und verwirrt sah er sich den Film an. Um ganz sicher zu sein, daß seine Ersatzkamera funktionierte, hatte er eine Rolle von sechsunddreißig Bildern mit verschiedenen Belichtungszeiten aufgenommen. Drei Bilder waren nicht in Ordnung. Es war übrigens der gleiche Defekt, wie er ihn vor einiger Zeit auf dem Bild mit der unglücklichen Chessa entdeckt hatte. Diesmal tauchten diese sonderbaren Flecken auf den Fotos auf, die er von dem Priester gemacht hatte … dieses sonderbare Ding auf der Emulsion – nun erschien es gleich an mehreren Stellen! Er kam zweimal hintereinander vor, bei den nächsten beiden Schnappschüssen nicht, dann wieder, und zwar genau an derselben Stelle wie zuvor. Noch seltsamer war, daß diese verflixte Stelle sich auf das Objekt zu beziehen schien, denn der seltsame Schleier hing über dem Kopf des Priesters, als ob er in Wirklichkeit dort gewesen wäre.
Jennings nahm fünf Bilder aus dem Wasser und studierte sie aufmerksam. Zwei Aufnahmen des Priesters mit dem Soldaten, zwei Aufnahmen des Soldaten allein, dann Fotos vom Priester, die er mit dem Teleobjektiv gemacht hatte.
Auf den beiden Bildern des Soldaten kein Fleck! Er tauchte bei der letzten Aufnahme wieder auf, allerdings war er diesmal kleiner, weil ja auch dieser Geistliche in den Hintergrund des Bildes gerückt war. Wie damals war es eine Art Heiligenschein, doch jener hatte das Gesicht der Kinderschwester unkenntlich gemacht, dieser hier aber war länglich und entsprach genau der Kopfform des Priesters. Das Schleiergebilde um den Kopf der Kinderschwester hatte eine merkwürdige Ruhe, eine Art friedlichen Gefühls ausgestrahlt, doch jenes über dem Kopf des Priesters war dynamisch, als ob es in Bewegung wäre. Es glich einem geisterhaften Speer, der den Priester in den Boden zu schmettern schien.
Jennings griff nach einem Joint und setzte sich hin, um darüber nachzudenken. Er hatte einmal gelesen, daß Filmemulsion sich bei extremer Hitze genauso verhielt wie bei Lichteinfall. Der Artikel erschien in einem fotografischen Magazin und handelte von geisterhaften Erscheinungen, die sich auf einem Film gezeigt hatten, der in einem der berühmtesten Spukhäuser Englands aufgenommen worden war. Der Verfasser, ein Experte der Fotografie, hatte gemeint, daß bei verändernder Temperatur sich auch die Verbindungen des Nitrats verändern und erklärt, daß bei Experimenten im Laboratorium starke Hitze die gleiche Wirkung auf Filmemulsion gehabt habe wie Licht.
Hitze war Energie, und Energie war Hitze, und wenn sich unter gewissen Umständen der Energiehaushalt im menschlichen Körper verändert, dann konnte das bei filmischen Aufnahmen zutage treten. Aber die Energie, von der in dem Artikel gesprochen wurde, bezog sich nicht auf den menschlichen Körper.
Was war die Bedeutung von Energie, die sich nur an der Außenseite einer menschlichen Gestalt befand? War es nur ein Zufall oder hatte es irgendwelche Bedeutung? Hatte es etwas mit externen Einflüssen zu tun oder war diese Energie vielleicht aus Angstgefühlen entstanden, die jemand durchlebte?
Daß Angst oder Unruhe Energie schuf, das war das Prinzip des Polygrafen, den man für Lügendetektoren verwendete. Diese Energie war von Natur aus elektrisch. Elektrizität war auch Hitze. Vielleicht strahlte die Hitze, die durch eine ungewöhnliche Angst oder Unruhe im menschlichen Körper entstand, durch das menschliche Fleisch aus und konnte fotografiert werden, weil diese Menschen sich im Zustande eines großen Streß befanden.
Es waren erregende Überlegungen, die Jennings anstellte, und er durchforschte seine Aufzeichnungen, bis er die Bestellnummer des höchstempfindlichen Filmes fand, des TRI-X-600. Dieser Film war so empfindlich, daß man selbst bei Kerzenlicht noch Momentaufnahmen machen konnte. Wahrscheinlich war er auch der hitzeempfindlichste …?
*
Am nächsten Morgen kaufte Jennings die TRI-X-600-Filme und dazu die passenden Filter, um im Freien mit dem Film experimentieren zu können. Die Filter ließen kein Licht durch, möglicherweise aber Hitze, und er würde eine bessere Chance haben, das zu finden, wonach er suchte.
Er brauchte Menschen im Zustand des äußersten Streß, und so ging er denn in ein Hospital und machte heimlich Aufnahmen auf einer Station, wo die Moribunden lagen.
Die Ergebnisse waren enttäuschend, denn obwohl er zehn Filmrollen verknipst hatte, tauchte nicht ein einziger Flecken auf. Nun war es völlig klar – was auch immer diese Flecken bedeuten mochten –, sie hatten nichts mit dem Wissen um den nahenden Tod zu tun.
Jennings war enttäuscht, doch er verzagte nicht, denn er spürte instinktiv, daß er einem hochinteressanten Phänomen auf der Spur war. In seiner Dunkelkammer machte er weitere Abzüge von den Aufnahmen des Priesters und der Kinderschwester.
Er experimentierte mit verschiedenen Abzugspapieren, indem er jede Körnung untersuchte. Bei der Vergrößerung stellte es sich heraus, daß tatsächlich etwas da war. Mit bloßem Auge konnte man es nicht sehen, aber das Nitrat hatte reagiert.
Dies alles nahm ihn eine gute Woche in Anspruch. Dann aber beschloß er, sich wieder ausschließlich um Thorn zu kümmern. Der Botschafter war zu einer ganzen Reihe von Vorträgen eingeladen worden, und bei solchen Anlässen hatte Jennings leichtes Spiel. Thorn besuchte die Universität. Er war zum Frühstück bei einer Versammlung bedeutender Geschäftsleute eingeladen. Er inspizierte ein oder zwei Fabriken, und jedermann konnte ihn sehen.
Rhetorik und Diktion des Botschafters waren ausgezeichnet, er sprach lebhaft, und er schien die Gunst der Zuhörer zu gewinnen, wo immer er auftauchte.
Wenn das seine Stärke war, dann war es das Wertvollste, das ein Politiker, der Karriere machen wollte, überhaupt haben konnte. Er sprach die Leute an, und sie glaubten ihm, ob es sich nun um Arbeiter oder um Unterprivilegierte handelte, denn der Botschafter schien sich aufrichtig für ihre Belange zu interessieren.
»Wir sind in so vieler Hinsicht geteilt«, hörten sie ihn sagen. »In Alte und Junge, in Reiche und Arme … aber was am wichtigsten ist, in diejenigen, die eine Chance haben und diejenigen, die keine haben. Aber die Demokratie gibt jedem die Möglichkeit, etwas zu erreichen. Und ohne eine solche Möglichkeit wäre das Wort Demokratie eine Lüge!«
Wenn er unterwegs war, um solche Reden zu halten, dann stellte er sich dem Publikum zur Verfügung, dann machte er oft große Anstrengungen, um den Kontakt mit Menschen herzustellen, die er in der Menge entdeckte und die auf irgendeine Weise gehandikapt waren.
Er schien das Abbild eines Champions zu sein, aber noch viel wichtiger als seine eigenen Fähigkeiten war die Tatsache, daß er den Leuten die Fähigkeit zum Glauben einflößte.
In Wahrheit jedoch war es ein wenig anders. Der Eifer, auf den die Leute reagierten, war aus der Verzweiflung geboren. Thorn hatte das Gefühl, unbewußt ständig auf der Flucht zu sein, und er benutzte seine öffentlichen Verpflichtungen, um seinem persönlichen Kummer zu entfliehen, denn ein wachsendes Vorgefühl eines Unheils verfolgte ihn, wohin er auch gehen mochte.
Zweimal hatte er in der Menge, die ihm bei seinen Reden zuhörte, die vertraute schwarze Kutte entdeckt, und er begann zu fühlen, daß der kleine Priester ihn verfolgte.
Natürlich sprach er mit niemandem darüber, denn er fürchtete, seine Fantasie spiele ihm einen Streich. Trotzdem begann er sich immer mehr damit zu beschäftigen. Seine Blicke glitten über die Gesichter der Leute, wenn er zu ihnen sprach, und er hatte Angst vor dem Auftauchen des Priesters, wenn er sich irgendwo länger aufhielt.
Tassones Worte bedeuteten ihm nichts mehr. Offensichtlich war der Mann geisteskrank – ein religiöser Eiferer, der sich auf eine Figur der Öffentlichkeit konzentrierte, und die Tatsache, daß seine Besessenheit Thorns Kind einschloß, konnte höchstens Zufall sein. Dennoch aber verfolgten ihn die Worte des Priesters, ob er es nun wollte oder nicht. So unmöglich sie waren, sie tauchten immer wieder in Thorns Kopf auf, und er kämpfte ständig dagegen an, ihnen irgendwelches Gewicht beizumessen.
Er hatte bereits daran gedacht, daß der Priester möglicherweise ein potentieller Attentäter sein könnte, denn in den Fällen Lee Harvey Oswald und Arthur Bremmer hatten die Attentäter versucht, zuvor persönlichen Kontakt mit ihrem Opfer aufzunehmen, so wie es der Priester getan hatte.
Aber er verwarf diesen Gedanken wieder. Er konnte sich nicht länger so bewegen wie er sich eigentlich hätte bewegen müssen, wenn er das Gefühl hatte, daß der Tod in der Menge auf ihn lauerte.
Dennoch aber blieb der Priester bei ihm; am Tage und in seinem Schlaf, bis Thorn schließlich erkannte, daß der Mann eine Zwangsvorstellung von ihm geworden war, genauso wie er vielleicht für diesen Mann. Tassone war das Raubtier, Thorn die Beute. Er fühlte sich, wie eine Feldmaus sich fühlen mußte, da sie ständig in der Furcht lebte, daß hoch über ihr ein Raubvogel kreiste.
Nach außen war in Pereford alles ruhig. Aber in den Tiefen unausgesprochener Gefühle loderten die Feuer der Angst.
Thorn und Katherine sahen sich nicht oft. Jeder ging seinen Verpflichtungen nach.
Wenn sie zusammen waren, sprachen sie über alltägliche Dinge und vermieden alles, was Kummer verursachen konnte. Katherine widmete Damien mehr Zeit, wie sie es versprochen hatte, aber es vergrößerte nur ihre Distanz, denn das Kind verbrachte die Stunden mit ihr schweigend.
Es schien die Zeit nicht abwarten zu können, bis Mrs. Baylock zurückkehrte.
Bei seiner Kinderfrau konnte er lachen und spielen. Katherine gegenüber war er verschlossen. Enttäuscht suchte sie Tag für Tag nach neuen Wegen, um das Schneckenhaus zu durchbrechen, in dem er zu stecken schien.
Sie kaufte Malbücher, Farben und Spielzeug aller Art, aber er reagierte auf all das kaum. Eines Nachmittags schien er Interesse für ein Buch zu zeigen, aus dem man Tiere ausschneiden konnte, und da beschloß sie, mit ihm den Zoo zu besuchen.
*
Während sie verschiedene Sachen in ihren Kombiwagen packte (denn sie wollte den ganzen Tag fortbleiben), wurde ihr mit einem Male klar, wie sehr sich ihr Leben vom Alltag normaler Leute unterschied. Ihr Kind war viereinhalb Jahre alt und noch niemals in einem Zoo gewesen.
Dem Botschafter wurde schließlich alles ins Haus gebracht. Nur selten suchten sie die Dinge selbst aus und kauften sie dann. Vielleicht lag es am Fehlen normaler kindlicher Abenteuer, daß Damien sich über nichts freuen konnte?
Aber an diesem Tage waren seine Augen lebhafter, und als er neben ihr im Auto saß, hatte sie das Gefühl, endlich das Richtige getan zu haben. Er sprach sogar. Nicht viel, aber mehr als sonst – er mühte sich mit dem Wort ›Hippopotamus‹ ab und kicherte, als er es schließlich aussprechen konnte.
Wie wenig bedurfte es doch, um Katherine glücklich zu machen: ein Lachen ihres Kindes – und sie blühte auf.
Als sie auf die Stadt zufuhren, hörte sie nicht auf zu sprechen, und Damien lauschte aufmerksam. Löwen waren bloß große Katzen, Gorillas nur große Affen und Eichhörnchen waren mit den Ratten, das Pferd mit dem Esel verwandt.
Er war entzückt. Er versuchte alles zu begreifen, immer wieder lachte er, wenn seine Mutter ihm kleine Tiergeschichten erzählte, und sie lachte mit. Den ganzen Weg bis zum Zoo war das Auto von ihrem Lachen erfüllt.
An einem strahlenden Wintersonntag versuchen die Londoner, alles mögliche zu unternehmen. Überall sind Leute, die das Gesicht dem Himmel zurecken, sich von der Sonne bescheinen lassen, frische Luft einatmen. Es war ein ungewöhnlich schöner Tag, und im Zoo drängten sich die Menschen.
Sogar die Tiere schienen die Sonne zu genießen. Schon am Eingangstor zum Zoo hörten sie ihr Heulen und Grollen. Katherine mietete einen Kinderwagen, damit Damien nicht zu laufen brauchte und damit er ihnen durch seine Müdigkeit nicht den Tag verdarb.
Zuerst blieben sie bei den Schwänen stehen und beobachteten die schönen Geschöpfe, die sich von den Kindern füttern ließen. Kathy und Damien schoben sich heran bis zum Wasser, doch in diesem Augenblick verloren die Schwäne jegliches Interesse am Gefüttertwerden. Sie paddelten langsam bis zur Mitte des Teiches und starrten zu den Kindern zurück, welche riefen, lockten und Brot ins Wasser warfen. Doch die Schwäne kehrten nicht zurück. Erst als Katherine und Damien gegangen waren, glitten sie in majestätischer Ruhe zum Ufer, um sich wieder füttern zu lassen.
Es war zur Frühstückszeit, und immer mehr Menschen belebten den Zoo. Katherine suchte nach einem Käfig oder Freigehege, die nicht von Menschen belagert waren.
Da entdeckte sie rechts ein Schild mit der Aufschrift ›Präriehunde‹. Sie schob Damiens Wagen dorthin und erzählte ihm unterwegs alles, was sie über Präriehunde wußte.
Sie lebten in Höhlen in der Prärie, erklärte sie ihm, und seien sehr anhänglich; die Leute in Amerika fingen sie oft und hielten sie als Haustiere. Als sie sich ihnen näherte, sah Katherine, daß auch dort überall Menschen waren und daß alle in eine Grube hinunterschauten. Sie bahnte sich ihren Weg durch die Leute, aber sie sah die Tiere bloß einen Augenblick, denn urplötzlich verschwanden sie in ihren Höhlen.
Die Leute waren enttäuscht und begannen sich zu zerstreuen.
Als Damien den Hals reckte, um nach den Tieren zu schauen, sah er nur einen Erdhügel mit Löchern. Er starrte seine Mutter enttäuscht an.
»Vielleicht ist bei denen auch gerade Frühstückszeit«, sagte Katherine achselzuckend.
Sie fuhren weiter, blieben an einem Stand stehen, kauften Würstchen und setzten sich auf eine Bank.
»Wir werden jetzt mal zu den Affen gehen«, sagte Katherine. »Möchtest du gern die Affen sehen?«
Der Weg zum Affenhaus war deutlich markiert. Als sie den Zeichen folgten, näherten sie sich einer Reihe von Käfigen. Erregt leuchteten Damiens Augen auf, als er das erste Tier entdeckte. Es war ein Bär, der in seinem Käfig unaufhörlich hin und her ging, ohne sich um die Leute zu kümmern, die ihn durch die Stäbe betrachteten.
Aber als Katherine und Damien näherkamen, schien der Bär Notiz von ihnen zu nehmen. Er blieb stehen, starrte sie an und seine Rückenhaare sträubten sich, als sie langsam vorbeigingen.
Im Nachbarkäfig war eine große Katze. Auch sie hörte auf sich zu bewegen. Ihre gelben Augen verfolgten sie, als sie weitergingen. Plötzlich wurde es Katherine bewußt, welche Wirkung sie auf die Tiere hatten, und sie betrachtete alles sehr aufmerksam, als sie Käfig um Käfig passierten.
Es war Damien, den sie beobachteten. Auch er schien es zu fühlen.
»Ich nehme an, du gefällst ihnen, weil du so hübsch bist«, sagte Katherine lachend.
Aber sie lenkte das kleine Gefährt von den Käfigen weg auf einen anderen Weg. Aus einem Gebäude vor ihnen hörten sie Schnattern und helles Geschrei, und Katherine wußte, daß sie gleich bei den Affen sein mußten. Wie in jedem Zoo standen hier die meisten Leute, und sie mußten sich anstellen.
Katherine schob den Kinderwagen zur Seite und nahm Damien auf den Arm.
Im Inneren des Affenhauses war es sehr heiß und es stank entsetzlich. Das Quieken der Kinder hallte von den Wänden, und die Enge des Raums schien die Laute zu vervielfachen.
Von ihrer Position an der Tür konnten sie nichts sehen, aber Katherine merkte an der Reaktion der Leute, daß in einem der letzten Käfige die Affen vorgeführt wurden. Mit Damien auf dem Arm schob sie sich durch die Leute und bahnte sich einen Weg, bis sie sehen konnte, was geschah.
Es war ein Käfig voller Klammeraffen und sie rasten wie verrückt über die künstlichen Stämme. Sie schwangen sich auf Reifen, sausten in alle Richtungen, erfreuten die Menge mit ihren akrobatischen Künsten. Aufgeregt begann Damien zu lachen, und Katherine schob sich noch weiter vor. Sie war entschlossen, ihn bis dicht an den Käfig zu bringen, damit er alles genau sehen konnte.
Die Affen kümmerten sich nicht um die Leute, doch als Katherine und Damien auftauchten, begann sich das Geschehen im Käfig sofort zu verändern. Die spielerische Aktivität hörte sogleich auf. Ein Tier nach dem anderen begann sich umzudrehen, die kleinen Augen zuckten nervös und suchten die Menge.
Auch die Leute waren plötzlich still. Sie wunderten sich, wieso die Affen aufgehört hatten herumzutollen. Aber sie warteten mit dem Lächeln der Vorfreude auf das, was gleich geschehen mußte. Und als es geschah, war es auf irgendeine Weise anders als die Leute dies erwartet hatten. Im Käfig erhob sich ein plötzliches Geheul. Ein Schrei der Angst? Der Warnung? Als das Geheul lauter wurde, fielen alle Tiere ein.
Wie Irre rasten die Klammeraffen durch den Käfig. Sie zerrten an den Gitterstäben und versuchten hinauszugelangen. Dann drückten sie sich im Hintergrund des Käfigs zusammen und versuchten das Fenster mit dem Drahtgitter davor zu zerbrechen. Voller Panik, als ob ein großes wildes Tier plötzlich in ihrer Mitte wäre, klammerten sie sich aneinander. Blut begann über ihre Nägel zu fließen, als sie verzweifelt um einen Fluchtweg rauften.
Schweigend und völlig verblüfft standen die Leute da. Damien lachte. Er deutete auf den blutigen Kampf und quiekte vor Entzücken. In dem Käfig stieg die Panik. Einem großen Affen gelang es, zu dem Drahtnetz hinaufzugelangen, das den Käfig nach oben abschloß.
Er versuchte den Kopf hindurchzustecken und er schaffte es. Dann aber zuckte sein Körper, bis er erschlaffte. Entsetzt begannen die Leute zu schreien. Einige rannten zu den Türen, doch ihre Schreie gingen im Geheul der Tiere unter, die mit wilden Augen und speichelnd von Wand zu Wand baumelten – den Ausdruck höchster Angst im Gesicht.
Einer von ihnen schlug immer wieder seinen Körper auf den Zementboden, Blut bedeckte sein Gesicht, dann taumelte er. Er fiel, und sein Körper zuckte konvulsivisch, während die anderen um ihn fürchterliche Schreie ausstießen.
Die Menschen im Affenhaus gerieten ebenfalls in Panik. Verzweifelt erkämpften sie sich den Weg zum Ausgang. Obwohl sie von allen Seiten gestoßen und geschubst wurde, blieb Katherine wie paralysiert stehen.
Damien lachte. Er zeigte zum Käfig und lachte, als wolle er die Tiere anspornen, sich umzubringen.
Er war es, der sie in Aufruhr versetzt hatte.
Er war es, der das tat.
Und als immer mehr Tiere starben, begann Katherine zu schreien...