Sechs

»Captain Desjani, ich fürchte, ich muss mich Ihrer Einschätzung anschließen.« Geary addierte die Schiffe, die bislang beim Verlassen des Sprungpunkts beobachtet werden konnten. Ein Schwarm Syndik-Jäger flog voran, mehrere Geschwader aus schweren Kreuzern folgten dicht dahinter. Da sich die Syndik-Schiffe exakt zwischen dem Sprungpunkt und der Allianz-Flotte befanden, blockierten die vorderen Verfolger die Sicht auf alles, was sich hinter ihnen abspielte, dennoch war bestätigt worden, das etliche Geschwader Schlachtkreuzer und Schlachtschiffe dieser Vorhut folgten. »Da behindert eine Menge Müll die Sicht auf den Sprungpunkt.«

Desjani grinste. »Sie hatten befohlen, am Austrittspunkt Minen zu platzieren, Sir.«

O ja, stimmt. Geary betrachtete abermals das Display. »Wie viele haben wir erwischt?«

»Die haben die Minen mit Jägern und leichten Kreuzern auf die harte Tour geräumt. Unseren Schätzungen zufolge wurden ungefähr fünfzehn Schiffe zerstört oder schwer beschädigt. Das Trümmerfeld, das wir beobachten können, passt zu der Vernichtung der meisten dieser Schiffe.«

Beim Austritt aus dem Sprungraum direkt in ein Minenfeld zu geraten, überlegte er. Die werden vermutlich gar nicht gewusst haben, wie ihnen geschah. »Glauben Sie, was wir sehen können, ist alles, was uns gefolgt ist?«

Desjanis Blick ließ ihn vermuten, dass sie glaubte, Geary wünsche sich, gegen mehr feindliche Schiffe zu kämpfen, dann betrachtete sie ihr Display. »Es könnte eine zweite Welle folgen. Aber wenn das alle sind, können wir es mit ihnen aufnehmen.«

Ihm entging diese Mischung aus Begeisterung und Sorge in Desjanis Stimme nicht, was die Aussicht auf ein Gefecht betraf. Ihre ganze Ausbildung erwartete von ihr, dass sie zur Tat schritt, doch bei der letzten Konfrontation mit einer großen Syndik-Streitmacht hatte die Allianz-Flotte einen gehörigen Tritt in den Hintern bekommen.

»Das könnten wir«, entgegnete Geary mit einer Zuversicht in seinem Tonfall, die er eigentlich gar nicht verspürte. Nachdem er das Durcheinander gesehen hatte, das beim Angriff auf eine unbedeu-tendere Syndik-Streitmacht in seiner Flotte entstanden war, erfüllte ihn der Gedanke an eine ausgewachsene Raumschlacht keineswegs mit Freude. Allerdings wusste er, dass er seine angebliche Zuversicht nach außen hin demonstrieren musste. Sollte sich herumsprechen (und das würde ganz sicher geschehen), dass er auch nur ange-deutet hatte, der Flotte mangele es an der Fähigkeit, einen Kampf zu gewinnen, dann waren ihre Siegchancen gleich null, noch bevor der erste Schuss abgefeuert worden war. »Aber wir müssten kehrtmachen, um sie in ein Gefecht zu verwickeln. Und ich wüsste keinen Grund, warum wir das machen sollten.« Er versuchte es so hinzu-stellen, als seien die Syndik-Streitkräfte eine solche Mühe nicht wert.

»Ich hatte nicht vor, in diesem System noch weitere Schlachten auszutragen.«

Allem Anschein war seine Absicht von Erfolg gekrönt. Desjani und die Wachhabenden auf der Brücke der Dauntless nickten verstehend.

Geary hantierte an seinen Kontrollen und versuchte, das Display darstellen zu lassen, wie groß die Chancen der Syndiks waren, die Allianz-Streitmacht noch einzuholen. »Habe ich das richtig gemacht?«, fragte er leise Desjani.

Sie schaute zu ihm, einen Moment später nickte sie abermals. »Ja.

Wir sind jetzt nur noch gut vier Lichtstunden vom Sprungpunkt entfernt. Vierzig Stunden Transitzeit, wenn wir mit 0,1 Lichtgeschwindigkeit Weiterreisen. Aber selbst wenn wir aus irgendeinem Grund die Fahrt verlangsamen müssten, hätten wir nach wie vor einen sehr großen Vorsprung. Wir werden den Sprungpunkt nach Kaliban erreicht haben, lange bevor die uns einholen und weiter aufhalten können.« Desjani lächelte. »Einige Captains in der Flotte haben sich gefragt, warum wir uns nicht mehr Zeit damit gelassen haben, das System zu plündern. Das sollte ihre Frage zur Genüge beantworten.«

Geary erwiderte ihr Lächeln, auch wenn ihn zwei Dinge beunruhigten: einerseits Desjanis Billigung einer Sache, die sie eindeutig für Black Jacks abermals unter Beweis gestellte Unfehlbarkeit hielt; andererseits die Tatsache, dass einige seiner Captains sich lautstark genug über seine Entscheidungen beklagten, um von einem so loyalen Offizier wie Desjani gehört zu werden. Plötzlich bemerkte er eine andere Anzeige auf dem Display. »Was ist das? Wer sind die Jungs?« Geary deutete auf eine Gruppe von Schiffen, die sich fast im Schneckentempo von der bewohnten Welt näherten. Obwohl sie erheblich langsamer waren als die Allianz-Flotte, kamen sie von vorn und befanden sich damit eindeutig auf Abfangkurs. »Das sind Syndiks, aber sie sind als unbedenklich gekennzeichnet. Wie kommt das?«

Desjani verzog die Mundwinkel zu einem sehr knappen Lächeln.

»Das sind die Früchte der diplomatischen Bemühungen unserer Co-Präsidentin. Zwanzig Handelsschiffe, allem Anschein nach mit Le-bensmitteln und anderen angeforderten Materialien beladen.«

»Zwanzig Schiffe?«, meinte Geary beeindruckt. »Das dürfte einen anständigen Vorrat ergeben.«

»Ja«, pflichtete Desjani ihm mit unüberhörbarem Widerwillen bei, da ihr der Gedanke nicht gefiel, Co-Präsidentin Rione etwas schuldig zu sein.

»Wie sind wir auf das Rendezvous mit diesen Schiffen vorbereitet?«

»Das sind Handelsschiffe, deren Beschleunigung so gut wie nichts taugt. Aber sie wurden angewiesen, das Äußerste aus ihrem Antrieb herauszuholen, und das scheinen sie auch zu befolgen. Wenn wir sie erreichen, sollten sie in der Lage sein, mit unserer Geschwindigkeit weitestgehend mitzuhalten. Falls wir abbremsen müssen, wird es nur minimal sein.« Desjanis Finger huschten über das Display und zeigten auf verschiedene Anzeigen. »Deren Schiffe befinden sich auf Kurs, um mit uns nahe der Position unserer großen Hilfsschiffe zu-sammenzutreffen. Das bedeutet, dass wir nicht länger als unbedingt nötig brauchen werden, um die Waren umzuladen.« Sie hielt kurz inne. »Wir haben ihre Identität als Handelsschiffe sowohl visuell als auch mit Scans auf ganzem Spektrum bestätigt. Es sind keine Waffen zu erkennen.«

Geary nickte und verspürte deutliche Erleichterung darüber, dass trotz seiner Abwesenheit alles Notwendige in die Wege geleitet worden war. »Wie sieht es mit der Sicherheit aus?«

»Ich habe mir erlaubt, mit Colonel Carabali Kontakt aufzunehmen.

Abordnungen der Marines werden mit Shuttles zu jedem der Handelsschiffe fliegen, sie auf verborgene Waffen durchsuchen und für die Dauer des Umladens die Crews im Auge behalten.«

»Sehr gut. Genau das Gleiche hätte ich dem Colonel auch gesagt.«

Desjani strahlte auf eine Weise über sein Lob, die für eine Frau in ihrem Alter unpassend erschien. »Wo ist die Co-Präsidentin Rione jetzt?«

»Ich glaube, sie ruht sich aus.« Desjani ließ das Ausruhen wie eine gänzlich unmilitärische Aktivität klingen, da ihr offenbar entfallen war, dass Geary die letzten Stunden mit exakt der gleichen Tätigkeit verbracht hatte. »Sie hat für Sie eine Nachricht aufgezeichnet.«

»Danke.« Geary rief die Aufnahme ab.

Das Bild zeigte eine sichtlich erschöpfte Rione. »Captain Geary.

Nach umfangreichen Verhandlungen, die durch unsere Entfernung zu dem bewohnten Planeten entsprechend lange in Anspruch nahmen, konnte ich die Behörden der Syndikatwelten davon überzeugen, dass wir bereit sind, von einer vollständigen Auslöschung ab-zusehen, wenn sie uns mit geeigneten Vorräten beliefern. Captain Desjanis Crew konnte mir eine Schätzung zur Zahl der großen Frachtschiffe in diesem System liefern, außerdem eine genaue An-zahl der Schiffe, die in den zeitverzögerten Bildern aus der Umgebung der bewohnten Welt zu sehen sind. Durch diese Information war ich in der Lage, auf insgesamt zwanzig Schiffen zu bestehen, die uns die tatsächlich und die angeblich erforderlichen Materialien liefern sollen. Die Syndikatwelten leisteten eine Fernunterschrift unter eine Erklärung, dass sie nicht versuchen werden, die Frachtschiffe gegen die Allianz-Flotte einzusetzen. Wir haben unsererseits versprochen, bis zu unserer Abreise aus dem System keine weiteren Angriffe zu unternehmen. Den Text dieser Vereinbarung habe ich angehängt. Wenn sich Fragen ergeben sollten, können Sie jederzeit Kontakt mit mir aufnehmen.«

Geary las die Vereinbarung durch, konnte aber nichts Bedenkliches oder gar Beunruhigendes finden. Rione schien an alles gedacht zu haben. Dann kommt es jetzt nur noch darauf an, den Syndiks zu vertrauen. Ich müsste ja verrückt sein, denen über den Weg zu trauen. Aber was sollen die schon anstellen, wenn Carabalis Marines ihnen die ganze Zeit über die Schulter schauen?

Er sah wieder zu Captain Desjani. »Diese Handelsschiffe sind etwas weiter vom Sprungpunkt entfernt als wir, aber sie müssen inzwischen auch unsere Verfolger bemerkt haben.«

»Trotzdem sind sie weiter auf ihrem Kurs«, erwiderte Desjani und antwortete damit auf seine unausgesprochene Frage. »Vielleicht haben sie Angst, wir könnten sie überrennen, wenn sie etwas versuchen. Sie sind nah und träge genug, dass unsere Zerstörer sie längst eingeholt haben werden, falls sie ein Wende-und Fluchtmanöver einleiten sollten. Vielleicht fürchten sie auch, wir könnten daraufhin einen Angriff auf die bewohnte Welt starten.«

»Gut möglich.« Trotz der Syndik-Verfolgerflotte, die ihnen im Nacken saß, schien alles gut zu laufen. Nur laufen die Dinge leider meistens gerade dann erst recht aus dem Ruder, wenn alles unter Kontrolle zu sein scheint. Was kann aber jetzt schiefgehen? Die Titan ? Die sieht ausnahmsweise mal so aus, als stecke sie nicht in Schwierigkeiten.

»Sir.« Geary und Desjani drehten sich gleichzeitig um, als sie hörten, wie sich der Ablauf-Wachhabende zu Wort meldete. »Die Titan meldet, dass eine weitere Primärantriebseinheit wieder arbeitet.«

»Gelobt seien die Vorfahren.« Geary hatte bereits das Schlimmste befürchtet, als er die Worte »Die Titan…« hörte. Tatsächlich benötigte er ein paar Sekunden, bis ihm deutlich wurde, dass es keine schlechten Neuigkeiten waren. Als er einen Blick auf die statistischen Werte des Schiffs warf, stellte er fest, wie deutlich es beschleunigt hatte. Aber sie ist immer noch zu langsam! Welcher Idiot hat diesem Schiffstyp nur den Namen Schnelle Hilfsschiffe gegeben? Die sind nur schnell darin, sich in Schwierigkeiten zu bringen. »Wie stehen die Chancen, die Titan mit ein paar zusätzlichen Primärantriebseinheiten auszurüsten?«

Der Ablauf-Wachhabende machte eine verdutzte Miene und sah den Maschinen-Wachhabenden an, den die Frage ebenfalls überrascht hatte, der dann aber nachdenklich wurde. »Das sollte machbar sein, Sir.« Sein Gesicht begann zu strahlen, da er vor ein komplexes Problem gestellt worden war, das er womöglich würde lösen können.

Geary widmete sich wieder dem Display, um sicherzustellen, dass ihm nicht irgendein Detail durchgegangen war. Doch abgesehen von der Allianz-Flotte, von den Syndik-Verfolgern und den zwanzig Handelsschiffen auf dem Weg zum Rendezvouspunkt schien sich im Corvus-System weiter nichts zu bewegen. Alle übrigen Syndik-Schiffe waren auf dem Weg zum nächsten Dock und hofften darauf, von der Allianz in Ruhe gelassen zu werden. Die Gefechtssysteme der Dauntless schätzten, dass die Verfolger ihre Durchschnittsge-schwindigkeit auf etwas mehr als 30 000 Kilometer pro Sekunde er-höht hatten, aber mit Blick auf die Entfernungen im All krochen die Schiffe mit kaum mehr als einem Zehntel Lichtgeschwindigkeit voran. »Die versuchen nicht uns einzuholen«, stellte er fest.

»Tatsächlich nicht?«, wunderte sich Desjani und studierte die Darstellung der Syndik-Kriegsschiffe.

»Nein. Jedenfalls nicht, wenn diese Anzeigen stimmen. Sie beschleunigen nicht weiter. Sie könnten uns zwar nicht mal einholen, wenn sie auf 0,2 Licht gehen würden. Aber sie versuchen es auch gar nicht.«

»Dann… jagen sie uns nur?«

»Nein, sie treiben uns vor sich her«, berichtigte Geary sie. »Die wollen, dass wir weiterfliegen.«

»Zum Sprungpunkt?«

»Nach Yuon. Darauf würde ich mein Leben verwetten.« Genau genommen mache ich das ja auch. Schlimmer noch: Ich verwette das Leben aller Männer und Frauen auf den Allianz-Schiffen darauf. Was ist, wenn die Syndiks bereits ahnen, dass ich nicht den direkten Heimweg antreten werde? Was, wenn sie wissen, dass Kaliban die beste Alternative ist? Nein, sie können nicht riskieren, dass diese Flotte unbehelligt Yuon passiert, also werden sie dort ihre Streitkräfte konzentriert haben. Ihnen bleibt gar keine andere Wahl.

Aber sie könnten in Kaliban genügend Minen ausgesetzt haben, um diese Flotte in Stücke zu reißen. Hatten sie dafür genug Zeit? Und verfügen sie über genügend Minen in der Nähe von Kaliban, um sie dort hinzuschaffen, bevor wir da eintreffen? Haben sie überhaupt diese Möglichkeit in Erwägung gezogen?

Das lässt sich unmöglich sagen. Ich kann es mir nicht leisten, meine Entscheidung anzuzweifeln. Ich darf nicht zulassen, dass mich die Möglichkeit einer Katastrophe davon abhält, Entscheidungen zu treffen und sie auch auszuführen. Ganz egal was ich mache, es ist immer möglich, dass etwas schiefgeht.

Er atmete tief durch und ignorierte für einen Moment seine Umgebung. Als Geary die Augen wieder öffnete, bemerkte er Desjanis zu-stimmenden Blick.

»Ich weiß nicht, wie Sie es schaffen, in solchen Augenblicken so entspannt zu sein«, gestand sie, »aber ich weiß, meine Crew ist davon sehr beeindruckt.«

»Das ist… ähm… eine Sache, an der ich arbeite.«

Allmählich wurde offensichtlich, dass vorläufig nichts geschehen würde. Geary überprüfte die zeitliche Planung für das Rendezvous mit den Syndik-Handelsschiffen und stellte fest, dass die Shuttles mit den Marines erst in zwei Stunden starten würden. Die Angst, die Situation könnte aus den Fugen geraten, sobald er sie auch nur einen Moment lang aus den Augen ließ, wurde nahezu übermächtig, sodass er sich zwingen musste, von seinem Platz aufzustehen.

»Ich gehe jetzt etwas essen«, sagte er zu Captain Desjani, die nur kurz nickte. Als er sich zum Gehen wandte, bemerkte Geary die be-wundernden Blicke der Wachhabenden auf der Brücke der Dauntless. Die Vorfahren mögen mir beistehen, dass ich niemals auf die Idee komme, so wie diese Leute zu glauben, ich könne einfach nichts verkehrt machen. Wenn ich stolpere und auf meinem Hintern lande, werden sie vermutlich glauben, dass sich Black Jack Geary auf diese Weise bereit macht, um zur Tat zu schreiten, und dann werden sie es mir nachmachen.


Doch der Umgang mit der Brückenmannschaft hatte Geary vor Augen geführt, wie wichtig es war, dass die Crew ihn zu sehen bekam. Sehnsüchtig hatte er daran gedacht, sich wieder in seine Kabine zu verkriechen und an einem Verpflegungsriegel zu knabbern, wo er sich den Blicken all jener Menschen entziehen konnte, die den Boden verehrten, über den Black Jack Geary ging. Und auch den Blicken derjenigen, die ihn für ein hoffnungslos überfordertes Relikt aus einer fernen Vergangenheit hielten. Stattdessen jedoch begab er sich in eine der Messen, stellte sich in die Schlange, um eine Mahlzeit zu holen, dann setzte er sich zu einer Gruppe Matrosen an den Tisch.

Erstaunt sahen die anderen ihn an, wie er auf einem Bissen von etwas völlig Geschmacklosem herumkaute. »Und wie läuft es hier unten?«, fragte er in die Runde, doch statt zu antworten sahen sich die Besatzungsmitglieder nur gegenseitig an. Geary warf dem Petty Officer gleich neben ihm einen Blick zu und stellte die eine Frage, auf die er ganz sicher eine Antwort bekommen würde. »Woher kommen Sie?«

»Von Ko-Kosatka, Sir.«

Das eine Thema, über das Matrosen immer reden wollten, war die Heimat. »Wie Captain Desjani?«

»Ja, Sir.«

»Ich war mal auf Kosatka.« Der Mann bekam vor Erstaunen den Mund fast nicht mehr zu. »Ist natürlich eine Weile her, wie Sie sich denken können. Mir hat’s da gefallen. Aus welcher Ecke des Planeten stammen Sie?«

Der Mann begann über seine Heimat zu reden. Die anderen am Tisch hörten interessiert zu, und Geary erfuhr, dass noch jemand von dieser Welt kam. So wie schon zu seiner Zeit schien es so, als würde der größte Teil der Crew von einem einzigen Planeten stammen, während der Rest aus allen Winkeln der Allianz an Bord gekommen war. Die anderen am Tisch waren auf Welten geboren, bei denen Geary gestehen musste, dass er sie noch nie besucht hatte.

Aber diese Matrosen waren bereits glücklich, dass er an ihnen Interesse zeigte.


Schließlich sprach einer von ihnen die Frage aus, mit der er die ganze Zeit über gerechnet hatte. »Sir, wir werden es doch zurück nach Hause schaffen, oder?«

Geary kaute einen Bissen zu Ende, der mit einem Mal genauso trocken wie geschmacklos war. Bevor er antwortete, trank er einen Schluck, damit nicht seine Stimme versagte. »Ich habe die Absicht, diese Flotte nach Hause zu bringen.«

Ringsum begann man zu lächeln, und ein anderer Matrose fügte rasch an: »Irgendeine Ahnung, wie lange es dauern wird, Sir? Meine Familie… na ja…«

»Ich verstehe schon. Wie lange wir brauchen werden, kann ich momentan noch nicht sagen, weil wir nicht auf direktem Weg heimkehren können.« Das allgemeine Lächeln machte betretenen Mienen Platz. »Die Syndiks werden genau das von uns erwarten, müssen Sie wissen. Also werden sie versuchen, uns auf der direkten Route in weitere Hinterhalte zu locken.« Geary hoffte, dass sein Gesichtsausdruck genügend Zuversicht ausstrahlte. »Stattdessen werden wir ihnen während jeder Lichtsekunde unseres Heimflugs die Hölle heißmachen. Wir werden Wege nehmen, mit denen sie nicht rechnen, und wir werden immer wieder für sie völlig überraschend zuschlagen.« Er hatte überlegt, wie er es am besten formulieren sollte, um diesen verzweifelten Rückzug wie einen triumphalen Feldzug gegen die Syndiks klingen zu lassen. »Wir haben im Heimatsystem der Syndiks zahlreiche Freunde verloren. Wir mussten Hals über Kopf von dort aufbrechen, wie Sie alle wissen. Aber wir werden die Syndiks nicht ungeschoren davonkommen lassen. Wir werden von System zu System springen und immer wieder zuschlagen, und wir werden sie dafür bezahlen lassen. Und wenn wir zu Hause angekommen sind, dann werden sich die Syndiks wünschen, sie hätten sich niemals mit der Allianz angelegt.«

Überall in der Messe strahlten Matrosen angesichts seiner Worte.

Geary dagegen stand auf und betete zu den Vorfahren, sie mögen verstehen, warum er Dinge gesagt hatte, von denen er wusste, dass sie die Situation in ihr Gegenteil verkehrten. Er achtete darauf, noch dann weiter zu lächeln, während er die Messe verließ.


Offenbar verbreitete sich seine kleine Ansprache schneller, als er sich auf dem Schiff voranbewegen konnte, doch das war keine Überraschung. Immerhin hatte jeder Matrose in Hörweite seine Worte mit der persönlichen Komm-Einheit aufzeichnen können, und zweifellos hatten etliche genau das getan. Er strebte seiner Kabine zu und versuchte, es nicht so aussehen zu lassen, als würde er davonlaufen und den Matrosen und Offizieren entkommen wollen, die daran glaubten, dass er irgendwie jedes seiner Worte in die Tat umsetzen werde.

Eine Stunde später zwang er sich dazu, seine Zuflucht zu verlassen und auf die Brücke zurückzukehren. Desjani war noch immer dort und beschäftigte sich mit irgendwelchen Anzeigen auf ihrem mobilen Display. Die Position der Syndik-Verfolger in Relation zur Allianz-Flotte hatte sich kaum verändert, doch falls die Syndiks innerhalb der letzten vier Stunden ihre Taktik geändert haben sollten, hatten diese Bilder die Dauntless bislang nicht erreichen können. Allerdings waren die Handelsschiffe inzwischen deutlich nähergekommen. Ihre Flugbahnen beschrieben weite Bögen, die sich dem Kurs der Allianz-Schiffe beständig annäherten.

Captain Desjani schüttelte den Kopf über das, was sie soeben las, machte ein paar Notizen und wandte sich an Geary. »Personalange-legenheiten«, ließ sie ihn wissen. »Ich wünschte, jemand wüsste eine Lösung, wie man unter den Besatzungsmitgliedern brisante persönliche Beziehungen verhindern kann.«

»Das hatte sich mein Erster Offizier auch schon gewünscht«, gab Geary ironisch zurück. »Nicht, dass er mich damit gemeint hätte.«

Desjani sah ihn entsetzt an. »Natürlich nicht, Sir.«

Einen Moment lang spielte Geary mit dem Gedanken, jetzt und hier über Tanya Desjani herzufallen, nur um ihr zu beweisen, dass er ein Mensch wie jeder andere war. Immerhin war es mehr als ein Jahrhundert her, seit er zum letzten Mal einen körperlichen Kontakt mit einer Frau gehabt hatte. Und das war eine verdammt lange Durststrecke, egal wie man es zu drehen und wenden versuchte.

Der Gedanke erheiterte ihn wenigstens so sehr, dass sich seine Laune ein wenig besserte. »Aber er hätte mich damit meinen können. Es gab da eine schwarzhaarige Frau, ein Lieutenant, die war heißer als ein Plasmafeld. Zum Glück für die Disziplin an Bord hielt sie mich für einen kauzigen jungen Ensign ohne nennenswerte Eigenschaften.«

Desjani lächelte höflich und glaubte ihm erkennbar kein Wort.

»Colonel Carabali bittet Sie, mit ihr Kontakt aufzunehmen, bevor ihre Marines sich auf den Weg machen.«

»Freut mich, dass mein Timing genau richtig ist.« Geary rief den Colonel an und war sekundenlang überrascht, dass Carabali nicht ihren Kampfanzug trug. Aber das geht ja auch gar nicht. Ihre Verantwortung liegt darin, alle Teams zu befehligen, die sich auf die Handelsschiffe begeben. Da kann sie nicht eines der Teams begleiten. »Ja, Colonel?«

»Captain Geary, ich wollte fragen, ob Sie noch irgendwelche Anweisungen für meine Marines haben, bevor die Shuttles ablegen.«

»Nicht dass ich wüsste, Colonel. Nach meiner Erfahrung kennen sich Marines mit ihrer Arbeit besser aus als ich. Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass ich den Syndiks nicht über den Weg traue.«

Carabali grinste. »Meine Leute gehen in voller Kampfmontur rüber. Selbst wenn es auf den Handelsschiffen von Syndik-Truppen wimmeln sollte, werden sich meine Marines den Weg nach draußen freikämpfen können.«

»Wenn es dazu kommen sollte, Colonel, dann versichere ich Ihnen, dass meine Kriegsschiffe keines dieser Handelsschiffe überleben lassen werden. Ich will nur hoffen, es kommt gar nicht erst dazu. Mir sind die Vorräte lieber, die sie transportieren.«

»Verstanden, Sir.« Carabali schaute zur Seite. »Zehn Minuten bis zum Start der Shuttles. Ich werde Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden halten.«

»Vielen Dank.« Geary entspannte sich wieder, da Carabalis kühle, zuversichtliche Art ihm Mut machte. Ist schon verdammt gut, die Marines im Rücken zu haben. Er schaute auf das Flottendisplay und überlegte, welche Kriegsschiffe in der besten Position waren, um notfalls die Syndik-Handelsschiffe anzugreifen. Sieht aus, als wären wir auf alles vorbereitet. Die Überlegung weckte eine Erinnerung an seinen alten XO, der schon lange tot war, obwohl Geary das ganz anders empfand. Geary hatte zu ihm mal das Gleiche gesagt und daraufhin seinem XO einen besorgten Blick entlockt, zusammen mit dem Kommentar, dass er sich frage, was sie übersehen haben könnten. Tja, Patros, du bist jetzt bei deinen Vorfahren sicher aufgehoben, während ich immer noch überlege, was ich vielleicht übersehen habe.

Geary verbrachte die nächsten Minuten damit, gegen die düstere Stimmung anzukämpfen, die sich seit dem Gedanken an seinen Kameraden auf ihn gelegt hatte. Patros hatte auf der Brücke der Dauntless nichts zu suchen, aber das Gleiche galt auch für Geary. Zwei Geister. Das sind Patros und ich. Was zum Teufel mache ich eigentlich, dass ich noch lebe und in einem Krieg mitkämpfe, der eigentlich die Sache unserer Nachfahren ist?

Schließlich war der Zeitpunkt für die Marines gekommen, um mit ihren Shuttles abzulegen, und gab Geary die Gelegenheit, sich auf etwas anderes konzentrieren zu können. Auf dem Display war zu sehen, wie jedes dieser Raumfahrzeuge sich in einer lang gestreck-ten Kurve dem jeweiligen Handelsschiff näherte. Er spürte, wie er sich anspannte, als sich die kleinen, schnellen Shuttles auf die großen, plumpen Syndik-Schiffe zubewegten.

Der Anblick erinnerte an eine Salve aus Phantomen, die ihren Zielen entgegenflogen, bis die Shuttles drehten und abzubremsen begannen, anstatt zu beschleunigen und so wie Raketen beim Aufprall zu detonieren. Erst mit Verspätung dachte der nach ersten Meldungen fiebernde Geary an die ihm zur Verfügung stehende Video-wand und drückte auf die entsprechenden Kontrollen, um sie anzeigen zu lassen. Zwanzig Bildschirme leuchteten nahe dem Display auf und erwachten zum Leben, indem sie das Bild anzeigten, das vom jeweiligen Geschwaderführer gesendet wurde.

Diesmal gab es nichts anderes, um das er sich hätte kümmern können, also sah Geary fasziniert zu, wie die Marines an Bord der Handelsschiffe gingen, wie sie mit ihrer Durchsuchung begannen und in wichtigen Bereichen wie dem Maschinenraum und der Brücke Posten aufstellten. Alles verlief reibungslos, die Syndiks leisteten keinen Widerstand und gaben sich steif und förmlich, aber nicht offen feindselig. Im Gegensatz zu der hohen Zahl an Besatzungsmitgliedern eines Kriegsschiffs, die nötig waren, um den besonderen Anforderungen gerecht zu werden, die mit Gefechten und den damit verbundenen Schäden einhergingen, belief sich die Crew eines Handelsschiffs auf gut ein Dutzend Leute. Für die Marines war es daher kein Problem, sie jeweils alle im Auge zu behalten.

Geary kannte das Innere von Syndik-Handelsschiffen aus der Zeit vor dem Krieg, als seiner Crew die Aufgabe zufiel, Schiffe zu durchsuchen, die auf dem Weg durch Allianz-Territorium waren. Beim Blick auf die Monitore erkannte er das eine oder andere wieder, was ihn vor die Frage stellte, ob die Schiffe wohl so alt waren oder ob man seit damals das Design praktisch nicht mehr verändert hatte. In einem System, das wegen des Hypernets auf der Strecke geblieben war, konnte beides möglich sein.

Einer nach dem anderen meldeten sich die Staffelführer und er-klärten, das von ihnen auf den Kopf gestellte Schiff sei nach bestem Wissen und Gewissen frei von Waffen, sodass man wie geplant zum Rendezvouspunkt weiterfliegen könne. Es entging Geary nicht, dass die Marines dabei in ihrer Wachsamkeit jedoch kein bisschen nachließen. Wieder überkam ihn eine Art Mitgefühl, da er sich fragte, wie sich wohl die Besatzungen der Handelsschiffe fühlen mochten, die mit schwer bewaffneten Marines konfrontiert und auf ihren eigenen Schiffen von Wildfremden genauestens beobachtet wurden.

Solange sie keine Dummheiten machen, wird ihnen nichts geschehen. Das sollten sie eigentlich wissen, nachdem sie mitbekommen haben, wie wir mit den Gefangenen auf der Basis verfahren sind. Es sollte sie von allen Dummheiten abhalten.

Die Handelsschiffe krochen näher und näher an die Allianz-Flotte heran, und Geary beobachtete weiter die Bilder, die von den Marines übertragen wurden, während auf dem anderen Display die zwanzig Schiffe zu sehen waren, die fast gemächlich auf den Rendezvouspunkt mit der Allianz zusteuerten.

Alles schien in bester Ordnung zu sein. Absolut alles. Was übersehe ich bloß? Geary ging jeden Aspekt durch, aber ihm wollte nichts in den Sinn kommen. Vielleicht haben wir dieses eine Mal an wirklich alles gedacht.

»Captain Geary, hier ist Colonel Carabali.«

Ein neues Fenster hatte sich geöffnet, das Carabalis Gesicht zeigte.

Sie machte keinen glücklichen Eindruck. »Sir, es gibt da etwas, das mir gar nicht gefällt.«

Aber vielleicht haben wir ja doch etwas übersehen. Geary sah zu Captain Desjani und machte sie auf sich aufmerksam. »Dem Colonel ge-fällt etwas nicht.«

Desjani stutzte und schaltete sich in die Unterhaltung ein.

»Reden Sie weiter, Colonel«, wies Geary sie an.

Carabali zeigte auf etwas, das Geary nicht sehen konnte. »Verfolgen Sie die Videobilder von den Syndik-Schiffen mit, Sir?«

»Ja.«

»Kommt Ihnen an den Besatzungen etwas eigenartig vor, Sir? Aus Ihrer Sicht als Flottenoffizier?«

Auch Geary wurde nun stutzig und sah sich die Bilder genauer an.

Tatsächlich war da etwas eigenartig, nachdem Carabali ihn darauf aufmerksam gemacht hatte. »Sollen sich die Senioroffiziere alle auf ihrer jeweiligen Brücke aufhalten?«

»Ja, und das tun sie auch, Sir.«

Desjani gab einen Laut von sich. »Die Syndiks haben ziemlich junge Senioroffiziere, nicht wahr?«

Carabali nickte. »Ja, genau. Ich vermute, die Syndiks haben ihre Schiffe mit Freiwilligen bemannt, aber soweit ich das auf den Kame-rabildern erkennen kann, gibt es dort keinen Mann und keine Frau älter als Ende zwanzig.«

»Interessanter Haufen an Freiwilligen«, stellte Geary fest. »Ich kenne kaum einen Captain, der sein Handelsschiff Fremden überlassen würde, nicht mal für einen solchen Auftrag.«

»Ich habe meine Marines befragt, und sie melden mir, dass viele der sogenannten Crewmitglieder mit den Schiffen kaum vertraut sind. Sie meinen, es hänge damit zusammen, dass man die Freiwilligen aus dem Pool an verfügbaren Matrosen heraus den Schiffen zugeteilt hatte. Doch ich bin mir nicht so sicher, ob das wirklich der Grund ist.«


Geary dachte über ihre Worte nach und kam zu dem Schluss, dass es ihm gar nicht gefiel. Handelsschiffe waren für gewöhnlich mit älteren Offizieren bemannt, die ihren Beruf erlernt, sich viele Jahre lang hochgearbeitet hatten und entsprechende Erfahrung besaßen.

Es war eine ganz andere Art von Professionalität als bei Flottenoffizieren, aber auf ihre Weise genauso intensiv. Wieder sah er sich die angeblichen Besatzungsmitglieder an. »Jung sind sie, und körperlich sehr fit, nicht wahr?«

»Sehen Sie sich die Augen an, Sir. Achten Sie darauf, wie sie auftreten«, beharrte Carabali.

»Verdammt!« Geary und Desjani tauschten einen kurzen Blick aus.

»Das sind keine Handelsmatrosen. Die sehen aus wie Soldaten.«

»Ich würde meine Karriere darauf verwetten, dass es sich bei ihnen um Militärs handelt«, stimmte Carabali ihm zu. »Aber nicht irgendwelche Militärs. Diese Leute versuchen sich wie Zivilisten zu verhalten, dabei wissen sie schon gar nicht mehr, wie man sich entsprechend locker geben muss. Dafür sind sie viel zu sehr gedrillt.

Auf mich wirken sie wie Leute, denen man bei Stoßtruppen begegnet.«

»Stoßtruppen«, wiederholte Geary bedächtig. »Die Art von Truppen, die man bei verzweifelten Missionen einsetzt.«

»Oder bei Himmelfahrtskommandos. Jawohl, Sir.«

Desjani wirkte bereit, einen Massenmord zu befehligen, und diesmal konnte Geary es ihr nicht verübeln. »Also gut, Colonel. Was glauben Sie, was die planen? Einen Angriff?«

Carabali biss sich auf die Unterlippe. »Keinen konventionellen Angriff. Dafür sind sie zu wenige, und sie tragen keine schusssichere Kleidung. Sie können auch keine Waffen griffbereit haben, weil wir nichts Entsprechendes gefunden haben.

Würden sie von unseren Matrosen bewacht, dann bestünde die Chance, dass die sie überwältigen könnten, aber nicht meine Marines, die in voller Montur dastehen.«

»Das habe ich auch überlegt. Aber was dann? Wir haben doch die Bestätigung, dass sich keine Waffen auf den Schiffen befinden.«

Desjani drehte den Kopf zur Seite, als habe sie einen Geistesblitz gehabt, dann schaute sie Geary an und sagte leise, jedoch eindringlich: »Die haben eine Waffe, Sir. Ihren Antrieb.«

Geary zwinkerte und versuchte, diese Information zu verarbeiten, während er gleichzeitig sah, wie Carabali bei diesen Worten blass wurde. »Ihr Antrieb. Sie meinen, die werden ihn überladen, wenn sie nah genug an unseren Schiffen sind?«

»Captain Desjani hat recht, Sir«, erklärte Carabali und nickte mit Nachdruck. »Da bin ich mir sicher. Sehen Sie sich die Augen dieser Syndiks an, Sir. Die sind auf einem Selbstmordkommando unterwegs.«

»Ganz meine Meinung«, ließ Desjani die anderen wissen. »Wir sind uns also einig, dass das keine Besatzungsmitglieder eines Handelsschiffs sind, sondern Kampftruppen, die nur eine einzige Waffe zur Verfügung haben.«

Verdammt! Geary kämpfte gegen den Wunsch an, laut und ausgie-big zu fluchen. »Das sehe ich auch so. Aber wie können die ihren Antrieb überladen, wenn die Marines ihnen auf die Finger schauen?«

Wieder meldete sich Desjani zu Wort. »Sie müssten eine Art Fern-bedienung vorbereitet haben.« Carabali nickte. »Die kann überall versteckt sein und nach allem Möglichen aussehen.« Wieder ein Nicken.

»Sollten wir die Besatzungen von den Schiffen holen?«

Diesmal schüttelte Carabali den Kopf. »Wenn wir versuchen, die von ihren Schiffen zu holen, werden sie vermutlich die Überladung sofort auslösen. Ihre großen Schiffe werden wohl sicher genug sein, Sir, aber wir würden jeden Marine und alle Shuttles verlieren.«

»Und wenn wir sie töten?«, schlug Desjani ruhig vor.

Geary dachte über ihren Vorschlag nach, dann grübelte er, welche Absicht die Syndiks verfolgten. »Ja. Wie sieht es damit aus?«

»Riskant, Sir«, meinte Carabali und verzog das Gesicht. »Es könnte uns gelingen, sie alle schnell genug niederzustrecken, aber wenn sie mit dem Auslöser eines Totmannschalters verbunden sind, dann war’s das ebenfalls für meine Marines.«

»Totmannschalter? Die sieht man doch, und…«


Er hörte auf zu reden, als Carabali einmal mehr den Kopf schüttelte. »Nein, Sir«, erklärte sie. »Die Schalter können implantiert und mit dem Nervensystem oder dem Herz verbunden sein. Wenn die Syndiks erschossen werden und das Herz versagt oder sich das Nervensystem abschaltet, dann könnte das die Überladung auslösen.«

»Verstehe.« Das ist ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zu dem, was es zu meiner Zeit gab, aber als eine Verbesserung würde ich es dennoch nicht bezeichnen.

Carabalis Miene hellte sich auf. »Aber ich wüsste da noch was anderes. Meine Marines sind mit allem Notwendigen ausgerüstet, um einen Aufruhr niederzuschlagen. Wir sind davon ausgegangen, dass wir es mit Zivilisten zu tun haben.«

»Und?«, hakte er nach.

»Unter anderem tragen sie CRX-Gasflaschen bei sich. Das Gas soll Unruhen unterdrücken, aber nicht Aufständische auseinandertrei-ben, darum ist es geruchlos und farblos. Es genügt schon, eine winzige Menge einzuatmen, um sofort bewusstlos zusammenzubre-chen.«

»Sie schlagen also vor, dass wir sie außer Gefecht setzen.«

»Jawohl, Sir. Die werden bewusstlos sein, bevor sie überhaupt wissen, wie ihnen geschieht.«

»Und Sie sind sich sicher, das CRX ruft keine Körperreaktion hervor, die diesen Totmannschalter auslösen könnte?«

»Ziemlich sicher. Ich kann mich bei meinem medizinischen Personal rückversichern.«

»Dann machen Sie das bitte.« Geary wartete ab und gab sich Mühe, sich seine Ungeduld nicht anmerken zu lassen, während die Sekunden verstrichen, bis Carabali sich ihm wieder zuwandte.

»Das medizinische Personal sagt, dass der Einsatz von CRX unbedenklich ist.«

»Dass der Einsatz unbedenklich ist oder dass er wahrscheinlich unbedenklich ist?«, hakte Geary nach.

Carabali grinste. »Ich habe die Leute gefragt, ob sie ihr Leben auf diese Aussage verwetten würden, und keiner von ihnen hat auch nur eine Sekunde gezögert.«


»Sind ja auch Marines«, meinte Desjani ironisch.

»Nicht die Mediziner«, machte Carabali ihr deutlich. »Die sind von der Flotte den Marines zugeteilt worden, und obwohl sie so eng mit uns arbeiten, dass ein bisschen von uns auf sie abfärbt, teilen sie nicht die Denkweise der Marines.«

Diese kurze Unterhaltung amüsierte Geary. »Also gut. Wir wissen jetzt, dass das medizinische Personal anders als ein typischer Marine nicht so versessen darauf ist, in Erfüllung seines Dienstes zu sterben.

Folglich dürfen wir davon ausgehen, dass wir diese Besatzungen außer Gefecht setzen können.«

»Deshalb ist die Gefahr aber noch lange nicht gebannt«, warnte Desjani. »Diese Handelsschiffe könnten auf ein Dutzend Arten präpariert worden sein, damit der Antrieb automatisch überladen wird, sobald sie unseren großen Schiffen nahe genug sind. Eine Hand voll Näherungssensoren an der Außenhülle genügt dafür schon, und wir haben keine Garantie, dass wir die alle rechtzeitig finden.« Desjani ließ eine kurze Pause folgen. »Handelsschiffe sind nicht so mit Ausrüstung vollgestopft wie Kriegsschiffe, sie verfügen dennoch über eine Reihe verschiedener Systeme, sodass sich nicht sagen lässt, was vielleicht noch alles präpariert wurde, um den Antrieb hochgehen zu lassen.«

Zum Beispiel, wenn wir den Kurs oder die Geschwindigkeit dieser Schiffe ändern, ohne dass die Syndik-Crew die Eingaben bestätigt. Ich habe zwanzig fliegende Bomben am Hals, die auf dem Weg zu einem Rendezvous mit den verwundbarsten und wertvollsten Schiffen dieser Flotte sind. Geary zerbrach sich den Kopf. »Okay, angenommen, wir setzen dieses CRX ein. Dann haben wir es mit zwanzig Schiffen zu tun, die wir nicht zu nahe an unsere Flotte heranlassen dürfen, und wir haben auf jedem Schiff gut ein Dutzend bewusstloser Syndiks.« Er wusste, Desjani beobachtete ihn und wartete auf seine Entscheidung, wobei sie sich zugleich fragte, wie er die mit seiner Sorge um mögliche Gefangene in Einklang bringen konnte. Immerhin war es sein gutes Recht, mit allen Mitteln gegen Leute vorzugehen, die einen solchen Selbstmordanschlag auf die Flotte planten. Aber das bedeutet nicht, dass ich auch zu Mitteln greifen muss, die mir nicht behagen. Was ich allerdings möchte, ist den Leuten das Leben schwer zu machen, die das hier geplant und die die Stoßtruppen auf eine Selbstmordmission geschickt haben, während sie selbst auf ihrer bewohnten Welt sicher und glücklich dasitzen. »Wie viel Zeit steht uns zur Verfügung?«

Carabali sah zu Desjani, die hastig etwas eintippte. Auf Gearys Display bildeten sich große Sphären rings um die Syndik-Handelsschiffe. »Das ist der geschätzte Schadensradius, wenn der Antrieb eines der Handelsschiffe gesprengt wird. Sie sehen, dass der Radius bei jedem Schiff an einer Seite etwas ausgeprägter ist. Das hängt mit dem Vektor der Flugbahn zusammen. Wenn sich unsere Schiffe von diesen Radien fernhalten, sollten ihre Schilde in der Lage sein, alle Trümmerteile abzuhalten, die auf sie geschleudert werden.«

Geary betrachtete aufmerksam, wie viel Zeit und Abstand noch verblieben, bevor sie den Hilfsschiffen zu nahe kamen. Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr, aber hoffentlich würde sie noch ausreichen.

»Okay, Colonel. Wir machen Folgendes.«

Zwanzig Minuten später sah Geary auf der Monitorwand mit an, wie der letzte bewusstlose Syndik unfeierlich in einer Rettungskapsel abgeladen wurde. Da keiner von ihnen auf einem Sitz saß und angegurtet war, würden sie beim Start der Kapsel ziemlich durchgeschüttelt werden. Aber sie hatten geplant, sich mit dem Schiff in die Luft zu sprengen. Da werden ein paar Prellungen und Knochenbrüche kein Grund sein, um sich zu beklagen.

Die Schleusen der Kapseln wurden als Vorsichtsmaßnahme gegen eine Sprengfalle offen gelassen, und die Marines eilten zu ihren Shuttles zurück, wo sie mit ihren Kameraden zusammentrafen. Die kamen von der Brücke des jeweiligen Schiffs, wo sie die Autopiloten neu programmiert hatten.

Geary atmete erleichtert aus, als die Shuttles sich von den Handelsschiffen entfernten, obwohl ihm gar nicht bewusst gewesen war, dass er so gebannt den Atem angehalten hatte. Er überprüfte die noch verbleibende Zeit und wünschte, die Shuttles könnten sich schneller von der Stelle bewegen, damit sie den Schadensradius verließen, bevor die an die Marines geschickten Instruktionen griffen.

»Dreißig Sekunden«, ließ Desjani überflüssigerweise verlauten.

Geary nickte nur. Sein Blick wanderte zwischen den Shuttles der Marines, den Schadensradien der Handelsschiffe und den Hilfsschiffen der Allianz-Flotte hin und her, die immer weiter auf den Rendezvouspunkt zusteuerten.

»Jetzt.«

Abermals hielt er den Atem an und wartete gebannt darauf, ob es zur Selbstzerstörung der Syndik-Schiffe kommen würde, nachdem sich nun die Schleusen der Rettungskapseln geschlossen hatten. Die Shuttles sollten inzwischen weit genug entfernt sein und sich in Sicherheit befinden, falls sie mit ihren Schätzungen richtig lagen. Aber »Schätzungen« kann auch bedeuten, dass sie falsch liegen.

»Die Kapseln sollten jetzt starten«, verkündete Desjani.

»Da.« Geary zeigte auf sein Display, auf dem die Systeme der Dauntless die Flugbahn der Rettungskapseln nachvollzogen, die soeben von den Handelsschiffen ausgestoßen worden waren. Sekundenlang hing die Frage im Raum, ob denn vielleicht der Start dieser Kapseln die Überladung auslösen würde, aber auch jetzt flogen die Schiffe weiter auf den Treffpunkt mit der Allianz-Flotte zu, und das mit einer Beharrlichkeit, die an den Nerven zehrte. »Wollen wir doch mal sehen, was passiert, wenn wir ihren Kurs ändern.«

Einen Augenblick später befahlen die von den Marines überspiel-ten neuen Befehle den Steuersystemen, sich zu aktivieren und die Schiffe in eine andere Richtung zu schicken. Die großen, trägen Schiffe, die mit all den von der Allianz geforderten Vorräten beladen waren, drehten gemächlich bei, bis der Bug von der Flotte wegzeig-te. »Eine Sache fehlt jetzt noch«, merkte Desjani an.

Der Hauptantrieb der Syndik-Schiffe flammte auf und stemmte sich gegen deren Masse und den Schwung der Vorwärtsbewegung, um sie eine andere Flugbahn einschlagen zu lassen. Geary versuchte, die Wirkung des Antriebs einzuschätzen, während die Schiffe sich immer noch der Flotte annäherten. »Sollten die Titan und die Jinn ihre Position verändern, um sicherzustellen, dass diese Dinger ihnen nicht zu nahe kommen können?«


Desjani schürzte die Lippen, achtete auf die relative Bewegung der Schiffe, dann schüttelte sie den Kopf. »Wir sollten jeden Augenblick sehen können, wie sich der Abstand vergrößert. Falls nicht irgendetwas dafür sorgt, dass der Hauptantrieb abgeschaltet wird, dürften diese Schiffe gleich keine Bedrohung mehr für uns darstellen.«

Der Antrieb keines der Schiffe schaltete sich ab, sondern arbeitete mit aller Kraft daran, es auf einen anderen Kurs zu bringen. Ganz allmählich veränderte sich dann auch der Kurs der schwerfälligen Raumfahrzeuge, und schließlich war auf dem Display zu erkennen, wie sich der Abstand vergrößerte und die Schiffe beschleunigten, um mit höchstmöglicher Geschwindigkeit dem neuen Kurs zu folgen.

»Wohin fliegen die?«, wollte Colonel Carabali wissen.

Geary lächelte flüchtig. »Nach Hause.«

Carabali runzelte ratlos die Stirn.

»Wirklich, Colonel«, versicherte er ihr. »Wir geben den Syndiks ihre Schiffe zurück, allerdings werden sie die Geste nicht zu schätzen wissen. Wir mussten mit diesen zwanzig Schiffen irgendwas anfangen, und wir wollten die Leute, die uns dieses Selbstmordkommando auf den Hals gehetzt hatten, dafür bezahlen lassen. Im Orbit um diese bewohnte Welt kreisen zwei militärische Einrichtungen.

Ihre Marines haben den Schiffen den Befehl gegeben, mit maximaler Beschleunigung den Punkt anzusteuern, an dem sich diese Einrichtungen befinden werden, wenn die Schiffe dort eintreffen. Zehn von ihnen steuern auf die eine Einrichtung zu, die restlichen zehn auf die andere.«

Das Stirnrunzeln des Colonels machte einem breiten Grinsen Platz. »Zehn Handelsschiffe, randvoll mit Fracht, rasen auf ein Ziel in einem geostationären Orbit zu? Es dürfte den Syndiks einige Mühe bereiten, die alle aufzuhalten.«

»Die werden nicht alle aufhalten können, Colonel«, versicherte Geary ihr und deutete auf das Display mit den schwerfälligen Handelsschiffen. »Unter normalen Bedingungen wären sie so langsam, dass sich niemand Sorgen machen müsste und man sie in aller Ruhe abschießen könnte. Aber diese Schiffe werden nicht langsamer, wenn sie sich dem Orbit nähern, sondern beschleunigen weiter, so gut sie das können.«

»Außerdem«, fügte Desjani gleichermaßen amüsiert hinzu, »wird jeder Treffer sehr viel Masse ablenken müssen. Selbst wenn es ihnen gelingen sollte, die Schiffe in Stücke zu schießen, müssen sie sich mit der Fracht und den Trümmern beschäftigen, die ihnen entgegenflie-gen.«

»Schließlich«, ergänzte ein bestens gelaunter Geary, »müssen wir unseren Bestand an Langstreckenwaffen schonen. Wenn die Syndiks nicht Wort halten wollen und uns dabei auch noch etwas in die Hände spielen, das wir benutzen können, um ihren Wortbruch zu bestrafen, dann müssen sie mit den Konsequenzen leben.« Er sah auf das Display. »Wir sind etwas mehr als zweiunddreißig Minuten von der bewohnten Welt entfernt, also wird es eine halbe Stunde dauern, bis sie erkennen werden, dass ihr Selbstmordattentat nicht wie geplant verlaufen ist. Sie werden mindestens zehn Minuten be-nötigen, um ihre Handelsschiffe ausfindig zu machen und festzustellen, wohin die unterwegs sind. Ich werde also noch eine halbe Stunde warten und erst dann eine Mitteilung senden, damit sie nicht vorgewarnt werden.«

»Eine Nachricht, die in einer Stunde bei ihnen ankommt. Bis die Schiffe ihre Ziele erreichen, vergeht viel mehr Zeit, also werden sie Gelegenheit haben, die Orbitalstationen zu evakuieren«, seufzte Desjani.

»Das lässt sich nicht ändern«, gab Geary mit einem Schulterzucken zurück. »Die werden keine Probleme haben, die Schiffe zu entdecken, lange bevor die die Stationen erreichen. Außerdem hätten die ranghöchsten Offiziere ohnehin als Erste die Flucht ergriffen. Aber die werden auch so nicht ungeschoren davonkommen. Die werden ihren Vorgesetzten ganz bestimmt erklären müssen, wie sie es geschafft haben, alle militärischen Einrichtungen im System zu verlieren und fast alle Handelsschiffe zu zerstören, ohne dass sie uns irgendwelche Verluste beibringen oder unser Vorankommen behin-dern konnten.«

Carabalis Lächeln nahm einen düsteren Zug an. »Vielleicht werden sie ihre Sitzungssäle gegen einen Platz in einem Arbeitslager eintauschen müssen.«

»Könnte sein«, stimmte Geary ihr zu. »Wäre das nicht eine Schande?«

Als die halbe Stunde verstrichen war, setzte sich Geary in seinem Sessel gerade hin und achtete darauf, dass seine Uniform ordentlich, aber nicht zu penibel saß. Schließlich wollte er nicht wie einer von diesen geschniegelten Bürokraten rüberkommen, die auf den Syndikatwelten das Sagen hatten. »Beginn der Übertragung. An die Bewohner des Corvus-Systems«, erklärte er im besten Kommandoton, der etwas tiefer und lauter war als sein normaler Tonfall. »Hier spricht Captain John Geary, Befehlshaber der Allianz-Flotte.« Er hielt einen Moment lang inne, um die Worte bezüglich seiner Identität wirken zu lassen. Wenn die Allianz in Black Jack Geary den Erlöser sah, dann mussten die Syndiks ihn für so etwas wie den bösen schwarzen Mann halten, zumindest jedoch sollte er für sie eine Bedrohung sein, die von einer Aura des Übernatürlichen umgeben war. Der Gedanke bereitete ihm zwar Unbehagen, aber er würde nicht auf einen Trumpf verzichten, der die Chancen der Flotte auf eine Heimkehr verbessern konnte.

»Ich möchte Sie über zwei Dinge in Kenntnis setzen. Erstens haben sich die von Ihnen geschickten Handelsschiffe entgegen unserer Ab-machung als Fallen erwiesen. Wir haben mit den Führern Ihrer Welt in gutem Glauben verhandelt, aber sie haben ihr Wort gebrochen, und als Folge davon sind diese Schiffe verwirkt. In diesem Augenblick kehren sie zu denjenigen zurück, die sie geschickt haben, und dienen als Werkzeug meiner Rache an ihnen. Ich möchte allerdings betonen, dass wir an Ihnen keine Vergeltung verüben werden, auch wenn es Ihre Führer waren, die uns hintergangen haben.

Zweitens sollen Sie wissen, dass die Besatzungen dieser Handelsschiffe unversehrt in den Rettungskapseln ausgesetzt wurden und sich auf dem Weg zurück zu Ihrer Welt befinden. Diese Kapseln wurden von uns weder sabotiert noch mit Sprengfallen versehen.

Wir haben aus ihnen keine Waffen gemacht, an Bord befinden sich ausschließlich die Besatzungsmitglieder.


Wir hätten die Besatzungen dieser Schiffe töten können, da sie einen Hinterhalt planten und sich dabei als Zivilisten tarnten, womit sie sich dem Schutz des Kriegsrechts entzogen haben. Wir hätten einen Vergeltungsschlag gegen Ihre Welt führen können, denn diese Flotte besitzt die Schlagkraft, um in diesem System alles Leben restlos auszulöschen. Aber wir haben es nicht gemacht, weil für die Allianz das Leben der Bürger im Corvus-System etwas zählt, ganz im Gegensatz zur kurzsichtigen Denkweise Ihrer Führer. Vergessen Sie nicht, wer Ihr Leben verschont hat.«

Nach einer kurzen Pause fügte Geary an: »Auf die Ehre unserer Vorfahren.« Als er diese Formel zitierte, die bereits zu seiner Zeit altmodisch gewirkt hatte, fragte er sich unwillkürlich, ob sie inzwischen nicht sogar völlig überholt war. »Ich bin Captain John Geary, befehlshabender Offizier der Allianz-Flotte. Ende der Übertragung.«

Er entspannte sich und bemerkte dabei, dass ein flüchtiges Lächeln Captain Desjanis Lippen umspielte. »Das sollte den Syndiks Stoff zum Nachdenken geben, bis die Handelsschiffe ihre Ziele rammen.

Vor allem die Tatsache, dass Sie Ihre Botschaft auf die alte, förmliche Art beendet haben.«

»Dann verwendet die niemand mehr?«

»Ich kenne sie nur aus historischen Dokumenten.« Desjani nickte und lächelte weiter. »Ja, das sind diese Kleinigkeiten, die den Syndiks das Leben zur Hölle machen, weil es beweist, dass Black Jack Geary zurückgekehrt ist.«

Geary nickte ebenfalls, behielt seine Antwort aber für sich. Ja, großartig. Ich wollte auch schon immer ein Schreckgespenst für ganze Völker sein.

Aber man muss mit den Waffen kämpfen, die einem gegeben wurden.

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