KAPITEL 18

Viele lange tharixanianische Tage verstrichen: Wochen nach der Zeitrechnung der Erde. Nachdem Sir Roger nun den ersten Planeten, den er sich zum Ziel genommen hatte, eingenommen hatte, zog er zum nächsten. Hier stürmte er, während seine Alliierten die Artillerie des Feindes ablenkten, zu Fuß die Hauptburg, wobei er seine Leute mit Blattwerk tarnte. Dies war der Ort, wo Red John Hameward tatsächlich eine gefangene Prinzessin befreite. Sie hatte zwar grünes Haar und Antennen wie Federn, und es bestand auch nicht die leiseste Möglich­keit, daß es zwischen ihrer Art und der unseren Nach­wuchs geben könnte. Aber die Menschenähnlichkeit und die ausnehmende Dankbarkeit der Vashtunari — die gerade im Begriffe waren, erobert zu werden — trugen viel dazu bei, einsame Engländer aufzuheitern. Ob nun die Verbote des Leviticus anwendbar sind oder nicht, wird immer noch heiß diskutiert.

Die Wersgorix erwiderten den Angriff aus dem Welt­raum, wobei sie ihre Flotte in einem Ring von Planetoi­den postierten. Sir Roger hatte unterwegs die Gelegen­heit ergriffen, das künstliche Gewicht an Bord des Schif­fes abzuschalten, um seine Männer unter solchen Gegebenheiten üben zu lassen. So kam es zu jenem berühmten Angriff unserer gegen das Vakuum gepanzer­ter Bogenschützen, der als ›Schlacht der Meteore‹ in die Geschichte eingegangen ist. Ihre Pfeile durchbohrten so manchen Wersgor-Raumanzug, ohne daß ein Feuerblitz oder ein magnetischer Kraftpuls die Position eines Man­nes verriet. Nachdem ihr Stützpunkt so dezimiert war, zog der Feind sich aus dem System zurück. Admiral Bel­jad hatte, während sie so beschäftigt waren, drei andere Sonnen erobert, so daß ihr Rückzug ein ziemlich langer war.

Und auf Tharixan machte Sir Owain Montebelle sich Lady Catherine angenehm. Und er und Branithar tasteten einander vorsichtig unter dem Vorwand der Sprachstu­dien ab. Am Ende glaubten sie, eine gsmeinsame Über­einkunft gefunden zu haben.

Nun galt es nur noch, die Barone zu überzeugen. Ich glaube, beide Monde waren aufgegangen. Ihr Schein hüllte die Baumwipfel in strahlendes Licht, dop­pelte Schatten fielen auf das Gras, in dem der Tau glit­zerte; die nächtlichen Geräusche waren uns inzwischen vertraut geworden und wirkten friedlich. Lady Catherine verließ ihren Pavillon, nachdem ihre Kinder eingeschla­fen waren. In einem Umhang mit Kapuze gehüllt, ging sie einen Weg hinunter, der einmal die Straße des neuen Dorfes werden sollte, vorbei an halb fertiggestellten Strohhütten, die im Mondlicht schwarze Schatten war­fen, hinaus auf eine Wiese, durch die ein kleines Flüßchen plätscherte. Das Wasser spiegelte das Mondlicht wider und gurgelte leise auf den Felsen. Sie trank den warmen, fremdartigen Geruch der Blumen in sich hinein und dachte zurück an das Habichtskraut ihres heimat­lichen England, mit dem die Maikönigin gekrönt wurde. Sie erinnerte sich daran, wie sie am Kiesstrand von Dover stand, kurz nach ihrer Hochzeit, als ihr Mann sich für einen Sommerfeldzug eingeschifft hatte, erinnerte sich daran, wie sie ihm nachgewinkt hatte, bis das letzte Segel am Horizont verschwunden war. Jetzt waren die Sterne ein kälteres Gestade, und niemand würde ihr Tuch sehen, wenn es flatterte. Sie beugte den Kopf und sagte sich, daß sie nicht weinen würde.

Harfensaiten klimperten in der Finsternis. Sir Owain trat hervor. Er hatte seine Krücke inzwischen aufgegeben, wenn er auch immer noch leicht hinkte. Eine schwere, sil­berne Kette über seinem Waffenrock aus Samt fing das Mondlicht auf, und sie sah ihn lächeln. »Oho«, sagte er, »die Nymphen und Dryaden sind da!«

»Nein.« Trotz allem, wozu sie sich entschlossen hatte, hoben seine Worte ihre Stimmung. Sein leichtes Plaudern und seine Schmeicheleien hatten so manche traurige Stunde erträglich gemacht; sie brachten ihr Erinnerungen an ihre Mädchenzeit bei Hofe zurück. Sie hob protestie­rend die Hände, wußte, daß sie damit kokettierte, konnte aber noch nicht anders: »Nein, guter Ritter, das ziemt sich nicht.«

»Unter einem solchen Himmel und in Eurer Gegen­wart ist nichts unziemlich«, widersprach er. »Denn man hat uns versichert, daß es im Paradies keine Sünde gibt.«

»Sprecht nicht so.« Jetzt erfüllte sie wieder doppelter Schmerz. »Wenn wir irgendwohin gewandert sind, dann in die Hölle.«

»Wo immer Ihr seid, Mylady, ist das Paradies.«

»Ist dies der Ort, um einen Hof der Liebe abzuhalten?« wandte sie bitter ein.

»Nein.« Jetzt wurde er ernst. »In der Tat, ein Zelt — oder auch eine Blockhütte, wenn sie endlich einmal fer­tiggestellt ist — ist kein Ort für jemanden, der allen Her­zen befielt. Und dieses öde Land ist kein angemessenes Zuhause für Euch. oder Eure Kinder. Unter Rosen soll­tet Ihr sitzen als Königin der Liebe und der Schönheit, und tausend Ritter sollten Euch zu Ehren ihre Lanzen bre­chen, tausend Minnesänger Eure Schönheit preisen.«

Sie versuchte zu protestieren. »Es würde mir schon genügen, England wiederzusehen.« Aber dann stockte ihre Stimme.

Er stand da und blickte in das Flüßchen, wo zwei Mondscheiben sich spiegelten. Schließlich griff er unter seinen Umhang. Sie sah Stahl in seiner Hand blitzen. Einen Augenblick lang zuckte sie zurück. Aber er hob das Kreuzschaft nach oben und sagte mit jener vollen Stimme, die er so gut einzusetzen wußte: »Bei diesem Zeichen meines Heilands und meiner Ehre schwöre ich Euch, daß Euch Euer Wunsch erfüllt werden soll!«

Sein Schwert sank herunter. Er starrte es an. Sie konnte ihn kaum hören, als er hinzufügte: »Wenn Ihr es wahr­haft wünscht.«

»Was meint Ihr?« Sie zog ihren Mantel um sich, als sei es kalt. Sie Owains Fröhlichkeit war nicht wie das heisere Ungestüm von Sir Roger und sein augenblick­licher Ernst vielsagender als die stammelnden Proteste ihres Mannes. Und doch hatte sie einen Augenblick lang Angst vor Sir Owain und hätte all ihre Geschmeide darum gegeben, wenn Sir Roger jetzt aus dem Wald gekommen wäre.

»Ihr sagt nie deutlich, was Ihr meint«, flüsterte sie.

Sein Gesicht, das er ihr jetzt zuwandte, wirkte entwaff­nend knabenhaft. »Vielleicht habe ich nie die schwere Kunst dieser Sprache gelernt. Aber wenn ich jetzt zögere, dann weil ich Mylady ungern sage, was so schwer ist.«

Sie richtete sich auf. Einen Augenblick lang wirkte sie in dem unwirklichen Licht Sir Roger seltsam ähnlich; es war eine Geste, die an ihm vertraut war. Und dann war sie wieder nur Catherine, die mit scheuem Mut hervor­stieß: »Sagt es mir dennoch.«

»Branithar kann Terra wiederfinden«, sagte er.

Sie war nicht jemand, der ohnmächtig wurde. Aber die Sterne schwankten. Als sie wieder Herrin ihrer Sinne war, lehnte sie an Sir Owains Brust. Seine Arme hielten Ihre Taille umfangen, und seine Lippen bewegten sich an ihren Wangen entlang auf ihren Mund zu. Sie scheute zurück, und seine Lippen lösten sich von ihr. Aber sie war zu schwach, um seine Umarmung zurückzustoßen.

»Ich nenne das eine schwere Nachricht«, sagte er, »aus Gründen, die ich schon häufig erwähnt habe. Sir Roger wird seinen Krieg nicht aufgeben.«

»Aber uns könnte er nach Hause schicken!« stieß sie hervor.

Sir Owain blickte finster. »Glaubt Ihr, daß er das tun wird? Er braucht jede Menschenseele, um seine Garniso­nen zu besetzen und den Anschein von Stärke zu erwecken. Ihr erinnert Euch, was er proklamierte, ehe die Flotte Tharixan verließ. Sobald ein Planet ihm stark genug befestigt erscheint, wird er nach Leuten aus diesem Dorf schicken, um sich jenen wenigen Männern anzu­schließen, die er neuerdings zu Herzögen und Rittern geschlagen hat. Was ihn selbst angeht — o ja, er redet davon, die Gefahr zu beseitigen, die England droht, aber hat er je davon gesprochen. Euch zur Königin zu machen?«

Sie hatte dafür nur ein Seufzen und erinnerte sich an ein paar fallengelassene Worte.

»Branithar selbst soll erklären.« Sir Owain pfiff. Der Wersgor trat aus einem Röhricht, in dem er gewar­tet hatte. Er konnte sich jetzt frei genug bewegen, da er nicht die geringste Hoffnung hatte, der Insel zu entflie­hen. Seine massive Gestalt trug geplünderte Kleidung, die von tausend winzigen Perlen funkelte. Das runde, haar­lose, langohrige Gesicht mit der Schnauze wirkte nicht länger häßlich; die gelben Augen erschienen sogar fröh­lich. Catherine konnte inzwischen seine Sprache gut genug verstehen, daß er sie ansprechen konnte.

»Mylady wird sich fragen, wie ich je einen Weg auf einer Zickzack-Route finden könnte, die quer durch schwärmende, nicht auf Karten erfaßte Sterne führt«, sagte er. »Als die Aufzeichnungen des Navigators in Ganturath verlorengingen, verzweifelte ich selbst. Im Radius unserer Fahrt liegen so viele Sonnen, selbst von der Art der Eueren, daß es tausend Jahre dauern müßte, wollte man willkürlich suchen. Das trifft um so mehr zu, als viele Nebel im Weltraum eine ganze Anzahl Sterne ver­bergen, bis man zufällig einem von ihnen nahe kommt. Sicher, wenn irgendein Deckoffizier meines Schiffes über­lebt hätte, dann wäre es möglich gewesen, die Suche etwas einzuengen. Aber ich selbst habe an den Maschi­nen gearbeitet. Ich sah nur gelegentlich Sterne, und sie bedeuteten mir nichts. Als ich Eure Leute austrickste — Jammer über jenen Tag! — tat ich nichts anderes, als einen Notschalter umzulegen, der einen Automaten instruierte, uns hierherzuführen.«

Die Erregung machte Catherine ungeduldig. Sie löste sich aus Sir Owains Armen und herrschte hn an: »Ich bin keine völlige Närrin. Mein Herr hat mir genügend Respekt entgegengebracht, um zu versuchen, mir diese Dinge zu erklären, wenn ich auch nicht richtig zuhörte. Was habt Ihr Neues entdeckt?«

»Nicht entdeckt«, sagte Branithar. »Nur erinnert. Es ist ein Gedanke, der mir schon früher hätte kommen sollen, aber es ist so vieles geschehen — nun.

Wisset denn, Mylady, daß es gewisse Sterne gibt, die gleich Leuchttürmen sind, hell genug, um im ganzen Spi­ralarm der Via Galactica sichtbar zu sein. Man benutzt sie in der Navigation. So muß man sich, wenn man die Sonnen, die (von uns) Ulovarna, Yariz und Gratch genannt werden, in eine gewisse Konfiguration zuein­ander sieht, in einer bestimmten Region des Weltraums befinden. Selbst wenn man die Winkel nur visuell abschätzte, könnte man damit seine eigenen Positionen auf etwa zwanzig Lichtjahre genau bestimmen. Das ist keine zu große Sphäre, um darin eine bestimmte gelbe Zwergsonne wie die Eure zu finden.«

Sie nickte, langsam und nachdenklich. »Ja. Ihr denkt an helle Sterne wie Sirius und Rigel.«

»Die Hauptsterne im Himmel eines Planeten sind viel­leicht nicht die, die ich meine«, warnte er. »Vielleicht liegen sie nur zufälligerweise in der Nähe. Tatsächlich würde ein Navigator eine gute Skizze Eurer Konstella­tionen brauchen, mit zahlreichen hellen Sternen, die far­big markiert sind (wie man sie vom luftlosen Weltraum aus sieht). Wenn er genügend Daten besäße, könnte er analysieren und dann feststellen, was die Leuchtriesen sein müssen. Und dann könnte er aus ihren relativen Positionen erkennen, von wo aus sie beobachtete wur­den.«

»Ich denke, daß ich den Zodiacus für Euch zeichnen könnte«, sagte Lady Catherine unsicher.

»Das hätte wenig Sinn, Herrin«, meinte Branithar. »Ihr seid nicht darin erfahren. Sterntypen mit dem Auge zu identifizieren. Ich räume ein, daß auch ich sehr wenig solcher Erfahrung besitze: überhaupt keine Aus­bildung, nur was ich gelegentlich von anderen gehört habe. Und wenn ich auch einmal im Kontrollraum war, während unser Schiff um Terra kreiste, habe ich nicht besonders auf die Konstellation geachtet. Ich erinnere mich nicht, wie sie aussahen.«

Das Herz sank ihr. »Aber dann sind wir immer noch verloren!«

»Nicht ganz, möchte ich sagen. Ich habe keine bewußte Erinnerung. Und doch wissen wir Wersgorix schon lange, daß der Geist aus mehr als nur dem bewußten Teil besteht.«

»Das ist wahr«, pflichtete Catherine ihm weise bei. »Da ist noch die Seele.«

»Äh. das ist genau, was ich meine. Es gibt im Geist ein Unbewußtes oder Halbbewußtes, was in der Tiefe liegt, die Quelle der Träume und — nun, wollen wir es dabei bewenden lassen, daß dieses Unbewußtsein nie vergißt. Er zeichnet selbst die trivialsten Dinge auf, die den Sinnen je dargeboten wurden. Wenn man mich in Trance versetzte und richtig lenkte, könnte ich ein ziem­lich genaues Bild des terrestrischen Himmels zeichnen, so wie ich selbst es sah.

Dann könnte ein geschickter Navigator, der seine Sterntafeln zur Hand hat, daraus seine Schlüsse ziehen. Es würde Zeit erfordern. Viele blaue Sterne könnten bei­spielsweise Gratch sein, und man würde nur in detaillier­ten Studien jene aussondern können, die (sagen wir) in einer unmöglichen Beziehung zu dem Kugelhaufen ste­hen, den wir Torgelta nennen. Am Ende jedoch würde er die Möglichkeiten auf jene kleine Region einschränken, von der ich sprach. Dann könnte er dorthin flitzen, mit einem Raumpiloten, um ihm zu helfen, und sie könnten alle gelben Zwergsterne in der Umgebung absuchen, bis sie Sol gefunden hätten.«

Catherine schlug die Hände zusammen. »Aber das ist wunderbar!« rief sie. »Oh, Branithar, was für eine Beloh­nung wünscht Ihr Euch? Mein Herr wird Euch ein Königreich schenken!«

Er spreizte seine dicken Beine ein, blickte in ihr umschattetes Gesicht und sagte mit jenem mürrischen Mut, an den wir uns so gewöhnt hatten.

»Welche Freude würde mir ein Königreich geben, das doch nur aus den Scherben des Imperiums meines Volkes erbaut wäre? Weshalb sollte ich mithelfen, euer England wiederzufinden, wenn es nur noch mehr Engländer hier­herschickte, um das Land der Meinen zu verwüsten?«

Sie ballte die Fäuste und sagte mit normannischer Kälte: »Vor dem einäugigen Hubert werdet Ihr Euer Wissen nicht verbergen.«

Er zuckte die Achseln.

»Es ist nicht leicht, den unbewußten Geist zu wecken, Mylady. Eure barbarischen Folterungen könnten eine unüberwindliche Sperre errichten.« Er griff unter seinen Rock. Plötzlich funkelte ein Messer in seiner Hand. »Nicht daß ich sie erdulden würde. Zurück! Owain hat mir dies gegeben. Ich weiß gut genug, wo mein eigenes Herz liegt.«

Catherine wirbelte mit einem kleinen Schrei herum.

Der Ritter legte beide Hände auf ihre Schultern. »Hört mich an, ehe Ihr urteilt«, sagte er schnell. »Ich habe wochenlang versucht, Branithar auszuhorchen. Er hat Andeutungen fallenlassen. Ich meinerseits habe auch Andeutungen fallenlassen. Wir haben miteinander gefeilscht wie zwei sarazenische Händler, dabei nie offen zugegeben, daß wir feilschen. Am Ende nannte er mir jenen Dolch als Preis dafür, daß er mir seine Waren vor­legte. Ich ko nnte mir nicht vorstellen, daß er jemanden von uns damit verletzte. Selbst unsere Kinder tragen heutzutage bessere Waffen als ein Messer. Ich nahm es auf mich, ihm zuzustimmen. Dann sagte er mir, was er jetzt Euch gesagt hat.«

Ihre Starre löste sich. Sie hatte in all der Zeit einfach zuviel erduldet, und zwischen hatte zuviel Furcht und Einsamkeit gelegen. Ihre Kraft war aufgezehrt.

»Was verlangt Ihr?« fragte sie.

Branithar fuhr mit dem Daumen über die Messer­schneide, nickte und schob es in die Scheide zurück. Dann sagte er ganz sanft: »Zuerst müßt Ihr einen guten Wersgor-Geist-Arzt besorgen. Ich kann ihn mit Hilfe des Reichsgrundbuches dieses Planeten finden, das in Darova aufbewahrt wird. Ihr könnte es unter irgendeinem Vor­wand von den Jairs ausleihen. Dieser Arzt muß mit einem geschickten Wersgor-Navigator zusammenarbei­ten, und der kann ihm sagen, welche Fragen mir gestellt werden müssen, und meinen Stift dann führen, wenn ich in meiner Trance die Karte zeichne. Später werden wir auch einen Raumpiloten benötigen, und außerdem bestehe ich auf zwei Kanonieren. Auch diese kann man irgendwo auf Tharixan finden. Ihr könnt Euren Verbün­deten sagen, daß ihr ihnen helfen wollt, die technischen Geheimnisse des Feindes aufzuspüren.«

»Und wenn Ihr dann Eure Sternkarte habt, was dann?«

»Nun, ich werde sie Eurem Gemahl nicht freiwillig übergeben! Ich schlage vor, daß wir insgeheim an Bord Eures Raumschiffes gehen. Das wird dann ein faires Gleichgewicht der Kräfte sein: Ihr Menschen werdet die Waffen haben und wir Wersgorix das Wissen. Wir wer­den uns bereithalten, jene Notizen zu zerstören, wenn Ihr uns verratet. Auf lange Sicht können wir mit Sir Roger verhandeln. Eure eigenen Bitten sollten ihn umstimmen. Wenn er sich aus dem Kriege zurückzieht, läßt sich der Transport nach Hause arrangieren, und unser Reich wird sich verpflichten, das Eure künftig in Frieden zu lassen.«

»Und wenn er nicht zustimmt?« Ihre Stimme blieb stumpf.

Sie Owain beugte sich vor und flüsterte ihr in Fran­zösisch zu: »Dann werdet Ihr und die Kinder. und ich. nichtsdestoweniger zurückgebracht. Aber das darf Sir Roger natürlich nicht erfahren.«

»Ich kann nicht denken.« Sie bedeckte ihr Gesicht. »Vater im Himmel, ich weiß nicht, was ich tun soll!«

»Wenn Euer Volk an diesem wahnsinnigen Krieg fest­hält«, sagte Branithar, »so kann der nur in seiner Vernich­tung enden.«

Sir Owain hatte ihr dasselbe gesagt, immer wieder, die ganze Zeit, als er die einzige Person ihres Ranges auf die­sem Planeten war, der einzige, mit dem sie frei sprechen konnte. Sie erinnerte sich an verkohlte Leichen in den Festungsruinen, sie dachte daran, wie die kleine Matilda während der Belagerung Darovas jedesmal geschrien hatte, wenn eine Granate die Mauern erzittern ließ, an die grünen englischen Wälder, wo sie in den ersten Jahren ihrer Ehe mit ihrem Herrn auf Falkenjagd gegangen war, an die Jahre, die er jetzt im Kampf um ein Ziel, das sie nicht begreifen konnte, verbringen wollte. Sie hob ihr Gesicht dem Mond entgegen, und das Licht schien auf ihre Tränen, und sie sagte: »Ja.«

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