Endlich war der Zeitpunkt der Konferenz herangerückt.
Da die meisten seiner wichtigen Gefolgsleute mit dem Studium feindlicher Gerätschaften und Aufzeichnungen beschäftigt waren, füllte Sir Roger die zwanzigköpfige Delegation dadurch auf, daß er deren Damen in ihren schönsten Kleidern mitnahm. Davon abgesehen begleiteten ihn und mich nur ein paar unbewaffnete Soldaten in geliehener Hoftracht.
Während sie über das Feld auf das pergolaähnliche Gebilde zuritten, welches eine Wersgormaschine binnen einer Stunde aus irgendeinem schimmernden perligen Material zwischen den beiden Lagern errichtet hatte, sagte Sir Roger zu seiner Frau: »Wenn ich eine andere Wahl hätte, würde ich dich nicht einer solchen Gefahr aussetzen. Es ist nur, daß wir sie mit unserer Macht und unserem Wohlstand beeindrucken müssen.«
Ihr Gesicht blieb steinern und wandte sich von ihm ab, zurück zu den mächtigen, drohend wirkenden Säulen der abgestellten Schiffe. »Ich befinde mich dort nicht in größerer Gefahr, Mylord, als meine Kinder dort hinten im Pavillon.«
»Beim Namen des Herrn!« stöhnte er. »Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte jenes verfluchte Schiff in Frieden lassen und dem König Nachricht senden sollen. Aber willst du mir unser ganzes Leben lang meinen Fehler vorhalten?«
»Ein langes Leben wird es nicht sein, dank deinem Fehler«, sagte sie.
Er zügelte sein Pferd. »Bei unserer Hochzeit hast du geschworen.«
»O ja. Und hab' ich meinen Eid nicht gehalten? Ich habe dir meinen Gehorsam nicht verweigert.« Ihre Wangen flammten. »Aber nur Gott alleine kann meinen Gefühlen befehlen.«
»Ich werde dich nicht länger belästigen«, sagte er mit belegter Stimme.
Ich hörte dies nicht mit eigenen Ohren. Sie ritten uns allen voran, und der Wind ließ ihre scharlachroten Mäntel, sein federgeschmücktes Barett und die Schleier an ihrer kegelförmigen Kopfbedeckung flattern — das Bild des perfekten Ritters und seiner Dame. Trotzdem zeichne ich es hier auf, mutmaßend im Lichte des Unheils, das sich anschloß.
Da Lady Catherine von edlem Geblüt war, hielt sie ihr Temperament im Zügel. Als wir am Treffpunkt anhielten, zeigten ihre zart geschnittenen Züge nur kalten Groll, der dem gemeinsamen Feinde galt. Sie nahm Sir Rogers Hand und stieg graziös wie eine Katze aus dem Sattel. Er ging etwas schwerfälliger voran, die Brauen finster gefurcht.
Im Inneren der mit Vorhängen verkleideten Pergola stand ein runder Tisch, umgeben von einer Art mit Kissen belegter Kirchenstühle. Die Wersgor-Häuptlinge füllten eine Hälfte, und ihre blauen Gesichter mit den vorspringenden Schnauzen zeigten keine uns begreiflichen Regungen, doch ihre Augen flackerten nervös. Sie trugen Waffenröcke aus geflochtenem Metall, mit Bronze-Rangabzeichen. In Samt und Seide, mit goldenen Ketten, Straußenfedern, geschlitzten Puffärmeln und Schnabelschuhen wirkten die Engländer wie Pfauen in einem Hühnerhof. Ich konnte erkennen, daß die Fremden stutzten. Die kontrastierende Schlichtheit meines Ordenskleides erschreckte sie um so mehr.
Ich faltete im Stehen die Hände und sagte in der Wersgorsprache; »Erlaubt mir, für den Erfolg dieser Verhandlung und als Siegel der Waffenruhe ein Paternoster zu sprechen.«
»Ein was?« fragte der Oberste der Feinde. Er war etwas fett, wirkte aber würdig und hatte ein ausgeprägtes, kräftiges Gesicht.
»Schweigen bitte.« Ich hätte es erklärt, aber ihre abscheuliche Sprache schien kein Wort für den Begriff Gebet zu besitzen; ich hatte Branithar gefragt. »Pater noster, qui es in coelis«, begann ich, während die anderen Engländer mit mir niederknieten.
Ich hörte, wie einer der Wersgorix murmelte: »Seht, Ich habe euch ja gesagt, daß es Barbaren sind. Das ist irgendein abergläubisches Ritual.«
»Da bin ich nicht sicher«, antwortete der Oberste zweifelnd. »Die Jairs von Boda haben bestimmte Formeln für psychologische Integration. Ich habe selbst erlebt, wie sie zeitweise ihre Kraft verdoppeln oder eine Wunde am Bluten hinderten oder tagelang ohne Schlaf aushielten. Die Kontrolle über die inneren Organe vermittels des Nervensystems. Und wenn es auch unsere Propaganda anders darstellt, wißt Ihr sehr wohl, daß die Jairs genauso wissenschaftlich handeln wie wir.«
Ich konnte diesen geheimen Austausch verstehen, aber ihnen schien das nicht bewußt zu sein. Jetzt erinnerte ich mich auch, daß mir Branithar gelegentlich ein wenig taub vorgekommen war; offensichtlich hatten alle Wersgorix weniger scharfe Ohren als wir Menschen. Wie ich später erfahren sollte, rührte das daher, daß ihr Heimatplanet dichtere Luft als Terra hatte, was dazu führte, daß sie Geräusche lauter vernahmen. Hier auf Tharixan, wo die Luft etwa so wie in England war, mußten sie ihre Stimmen anheben, um gehört zu werden. Zu jener Zeit nahm ich Gottes Geschenk dankbar an, ohne mir die Zeit zu nehmen, darüber nachzudenken oder den Feind zu warnen.
»Amen«, schloß ich. Wir setzen uns alle an den Tisch.
Sir Roger durchbohrte den Anführer der Feinde mit blitzenden grauen Augen. »Verhandle ich mit einer Person von angemessenem Rang?« fragte er. Ich übersetzte.
»Was meint er mit ›Rang‹?« wunderte sich der Anführer der Wersgorix. »Ich bin der Gouverneur dieses Planeten, und dies sind die leitenden Offiziere seiner Sicherheitskräfte.«
»Er meint«, sagte ich, »seid Ihr von genügend hoher Geburt, daß er sich nichts vergibt, wenn er mit Euch verhandelt?«
Sie wirkten noch verwirrter. Ich erklärte den Begriff der edlen Geburt so gut ich konnte, was angesichts meines beschränkten Vokabulars nicht leicht war. Wir mußten uns eine Weile bemühen, bis einer der Fremden zu seinem Herrn sagte:
»Ich glaube, ich verstehe, Grath Huruga. Wenn sie mehr als wir von der Kunst verstehen, durch Zuchtwahl gewisse Wesenszüge zu verstärken. « - ich mußte viele Worte, die mir neu waren, aus dem Zusammenhang interpretieren — ». daß sie das auch auf sich selbst angewendet haben. Vielleicht ist ihre ganze Zivilisation als eine Militärstreit — macht organisiert, und diese sorgfältig gezüchteten Supergeschöpfe führen den Befehl.« Er schauderte bei dem Gedanken. »In dem Fall wäre es ganz natürlich, daß sie keine Zeit damit vergeuden würden, indem sie mit Geschöpfen von geringerer Intelligenz sprechen.«
Ein anderer Offizier rief aus: »Nein, das ist phantastisch! Bei all unseren Forschungsexpeditionen haben wir nie.«
»Wir haben bis jetzt nur einen winzigen Teil der Via Galactica berührt«, antwortete Lord Huruga. »Wir dürfen es nicht wagen anzunehmen, daß sie weniger sind, als sie zu sein behaupten, solange wir nicht weitere Informationen über sie besitzen.«
Ich, der ich belauscht hatte, was sie für Flüstern hielten, beglückte sie mit meinem geheimnisvollsten und rätselhaftesten Lächeln. Der Gouverneur sagte zu mir: »Unser Imperium besitzt keine festgelegten Ränge, sonder setzt jede Person nach seinen Verdiensten ein. Ich, Huruga, bin die höchste Autorität auf Tharixan.«
»Dann kann ich mit Euch verhandeln, bis Euer Kaiser informiert worden ist«, sagte Sir Roger durch mich. Das Wort ›Kaiser‹ bereitet mir Schwierigkeiten. In Wirklichkeit war der Herrschaftsbereich von Wersgor mit nichts zu Hause vergleichbar. Die wohlhabendsten, wichtigsten Personen lebten auf ihren ausgedehnten Ländereien und verfügten über ein Gefolge blaugesichtiger Söldlinge. Sie standen mit anderen über den Weitsprecher in Verbindung und besuchten sich in schnellen LuftFahrzeugen oder Raumschiffen. Dann gab es die anderen Klassen, die ich schon andernorts erwähnt habe, wie Krieger, Kaufleute und Politiker. Aber keiner war auf seinem Platz im Leben geboren. Unter dem Gesetz waren alle gleich, frei, sich nach besten Kräften um Geld oder Position zu bemühen.
Tatsächlich hatten sie sogar die Idee der Familie aufgegeben. Keiner der Wersgor hatte einen Familiennamen, man identifizierte sie statt dessen vermittels einer Nummer in einer zentralen Registratur. Mann und Frau lebten selten länger als ein paar Jahre zusammen. Kinder wurden im frühen Alter auf Schulen geschickt, wo sie bis zur Reife wohnten, weil ihre Eltern sie häufiger als Last denn als Segen empfanden.
Und doch war dieses Reich, wenn auch der Theorie nach eine Republik von Freien, in der Praxis eine schlimmere Tyrannei, als die Menschheit sie je gekannt hat, selbst in Neros schlimmer Zeit. Die Wersgorix besaßen keine besondere Zuneigung für den Ort ihrer Geburt und erkannten keinerlei unmittelbare Bindungen der Verwandtschaft oder der Pflicht an. Demzufolge hatte kein Individuum jemanden, der zwischen ihm und der allmächtigen Zentralregierung stand. Als in England König Johann anmaßend wurde, führte das zu einer Kollision sowohl mit dem alten Gesetz als auch den angestammten örtlichen Interessen; also zügelten ihn die Barone und schrieben damit ein paar wichtige Worte der Freiheit für alle Engländer ins Buch der Geschichte. Die Wersgor waren eine Rasse von Speichelleckem und außerstande, gegen willkürliche Entscheidungen eines Vorgesetzten Protest einzulegen. »Beförderung gemäß Verdienst« bedeutete nur »Beförderung gemäß der Nützlichkeit gegenüber den Ministem des Imperiums«.
Aber damit weiche ich ab, eine schlechte Gewohnheit, für die mich zu tadeln sich mein Erzbischof oft gezwungen gesehen hat. Ich kehre also zu jenem Tag an den Ort des Perlmutts zurück, als Huruga seine schrecklichen Augen auf uns richtete und sagte: »Es scheint, daß es zwei Arten von euch gibt. Zwei Gattungen?«
»Nein«, sagte einer seiner Offiziere. »Zwei Geschlechter, dessen bin ich sicher. Es sind ganz offensichtlich Säuger.«
»Ah, ja.« Huruga starrte die Gewänder auf der anderen Seite des Tisches an, die der modernen Mode gemäß schamlos tief ausgeschnitten waren. »Das sehe ich.«
Als ich dies Sir Roger übersetzt hatte, meinte der: »Sag ihnen, falls sie neugierig sind, daß unser Weibsvolk Seite an Seite mit den Männern mit dem Schwerte zu kämpfen vermag.«
»Ah«, hakte Huruga hier ein. »Jenes Wort Schwert. Bedeutet das eine Schneidewaffe?«
Ich hatte keine Zeit, den Rat meines Herrn zu erbitten. Ich betete innerlich um Haltung und antwortete: »Ja. Ihr habt sie im Lager an uns gesehen. Wir haben sie als die besten Werkzeuge für den Nahkampf erkannt. Fragt jeden beliebigen Überlebenden der Garnison von Ganturath.«
»Mmm. ja.« Einer der Wersgorix blickte grimmig.
»Wir haben jahrhundertelang die Taktik des Nahkampfes vernachlässigt, Grath Huruga. Es schien keine Notwendigkeit dafür zu bestehen. Aber ich erinnere mich an eine unserer inoffiziellen Grenzauseinandersetzungen mit den Jairs. Das war auf Uloz IV, und sie haben lange Messer benutzt — mit teilweise schrecklicher Wirkung.«
»Für besondere Zwecke… ja, ja«, brummte Huruga. »Aber die Tatsache bleibt bestehen, daß diese Invasoren auf lebenden Tieren herumtanzen.«
»Die keinen Treibstoff brauchen, Grath, nur Vegetation.«
»Aber die einem Hitzestrahl oder einer Kugel nicht widerstehen können. Sie haben Waffen aus der prähistorischen Vergangenheit. Sie kommen nicht in ihren eigenen Schiffen; sondern in einem der unseren.« Er unterbrach sein Murmeln und herrschte mich an:
»Seht her! Ich habe lange genug gezögert. Unterwerft Euch unserem Urteil, oder wir vernichten Euch.«
Ich übersetzte.
»Das Kraftfeld schützt uns vor Euren Flammenwaffen«, sagte Sir Roger. »Wenn Ihr zu Fuß anzugreifen wünscht, werden wir Euch willkommen heißen.«
Hurugas Gesicht verfärbte sich ins Purpurne. »Bildet Ihr Euch ein, ein Kraftschirm würde Explosivgeschosse aufhalten?« dröhnte er. »Wir brauchen bloß eine einzige Granate hinüberzuschleudern und sie innerhalb des Feldes zerplatzen lassen, dann würden wir jeden einzelnen von Euch auslöschen!«
Sir Roger schien das weniger zu erschrecken als mich. »Wir haben auch schon Gerüchte von solchen zerplatzenden Waffen gehört«, sagte er zu mir. »Natürlich versucht er uns einzuschüchtern, wenn er sagt, ein einzelner Schuß würde genügen. Kein Schiff könnte eine so große Masse Schießpulver befördern. Hält er mich für einen Dorftrottel, der jedes Schauermärchen glaubt? Aber ich gebe zu, daß er viele Explosivfässer in unser Lager schleudern könnte.«
»Was soll ich ihm also sagen?« fragte ich furchtsam.
Die Augen des Barons funkelten. »Gib das ganz genau wider, Bruder Parvus: ›Wir halten unsere eigene Artillerie von dieser Art zurück, weil wir mit Euch sprechen wollen, nicht bloß Euch alle töten. Aber wenn Ihr darauf besteht, uns zu bombardieren, dann beginnt bitte. Unsere Verteidigungseinrichtung wird euren Angriff vereiteln. Erinnert Euch aber daran, daß wir unsere Wersgor-Gefangenen nicht innerhalb dieser Verteidigungseinrichtungen halten werden!‹«
Ich sah, daß diese Drohung sie erschütterte. Selbst diese hartherzigen Geschöpfe waren nicht bereit, bewußt ein paar hundert Angehörige ihres eigenen Volkes zu töten. Nicht daß die Geiseln, die wir in unserer Gewalt hatten, sie für immer aufhalten würden, aber immerhin war es ein Punkt, über den man verhandeln konnte und mit dem wir Zeit gewinnen würden. Ich fragte mich freilich, wie wir diese Zeit nutzen sollten, davon abgesehen, daß wir in ihr unsere Seelen auf den Tod vorbereiteten.
»Nun denn«, plusterte Huruga sich auf, »ch habe ja nicht gesagt, daß ich nicht bereit wäre. Euch anzuhören. Ihr habt uns noch nicht gesagt, weshalb Ihr in dieser ungebührlichen, durch nichts provozierten Art hierhergekommen seid.«
»Ihr wart es gewesen, die uns zuerst angegriffen habt, uns, die wir Euch nie etwas zuleide getan hatten«, antwortete Sir Roger. »In England erlauben wir keinem Hund mehr als einen Biß. Mein König hat mich ausgesandt, Euch eine Lektion zu erteilen.«
Huruga: »In einem Schiff? Nicht einmal Eurem eigenen?«
Sir Roger: »Ich halte nichts davon, mehr zu bringen als das, was unbedingt notwendig ist.«
Huruga: »Nur interessehalber, was fordert Ihr?«
Sir Roger: »Euer Imperium muß sich meinem mächtigen Herrn von England, Irland, Wales und Frankreich unterwerfen.«
Huruga: »Wir wollen doch ernst bleiben.«
Sir Roger: »Was ich sage, ist mein feierlicher Ernst. Aber um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, bin ich bereit, mich im Kampf Mann gegen Mann jedem zu stellen, den Ihr mir schickt, mit jeder Waffe. Möge Gott den Gerechten verteidigen!«
Huruga: »Seid Ihr alle einem Hospital für im Geiste Kranke entwichen?«
Sir Roger: »Bedenkt unsere Position. Wir haben Euch plötzlich entdeckt, eine heidnische Macht mit Künsten und Waffen, die den unseren ähnlich, wenn auch unterlegen sind. Ihr könntet uns ein gewisses Leid zufügen, unsere Schiffahrt belästigen oder unsere weniger gut gefestigten Planeten überfallen. Das würde Eure Vermehrung erfordern, und wir sind zu barmherzig, um daran Freude zu finden. Das einzig Vernünftige ist also. Bre Unterwerfung zu akzeptieren.«
Huruga: »Und Ihr erwartet ernsthaft, daß wir… einer Mütze voll Geschöpfen, die auf Tieren reiten und Schwerer schwingen. bub-bub-bub-bub.«
Er wandte sich seinen Offizieren zu. »Dieses verdammte Übersetzungsproblem!« beklagte er sich. »Ich bin nie ganz sicher, ob ich sie richtig verstanden habe. Es könnte sein, daß sie eine Strafexpedition sind, denke ich. Aus Gründen militärischer Geheimhaltung könnten sie eines unserer eigenen Schiffe eingesetzt und ihre mächtigeren Waffen in Reserve gehalten haben. Es ergibt bloß keinen Sinn. Aber es ergibt auch keinen Sinn, daß Barbaren kaltschnäuzig vom mächtigsten Reich im bekannten Universum verlangen, seine Autonomie aufzugeben. Wenn das Ganze nicht bloß reine Prahlerei ist. Aber wir könnten ihre Forderungen natürlich völlig mißverstehen. und dabei ein falsches Urteil über sie fällen, und das könnte sehr gefährlich sein. Hat denn keiner eine Idee?«
Unterdessen sagte ich, zu Sir Roger gewandt: »Das ist doch nicht Euer Ernst, Mylord?«
Lady Catherine konnte nicht an sich halten und meinte: »Doch, das ist es ganz bestimmt.«
»Nein.« Der Baron schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Was würde auch König Edward mit einem Haufen ungebärdiger Blaugesichter anfangen? Sind nicht schon die Iren schlimm genug? Nein, ich hoffe nur, daß er mich herunterhandelt. Wenn wir ihnen irgendeine Garantie abringen können, Terra in Frieden zu lassen — und vielleicht ein paar Kisten Gold für uns.«
»Und einen Lotsen nach Hause«, sagte ich besorgt.
»Das ist ein Rätsel, über das wir später nachdenken müssen«, herrschte er mich an. »Dafür ist jetzt keine Zeit. Wir werden es ganz sicher nicht wagen, dem Feind zu offenbaren, daß wir uns verirrt haben.«
Huruga wandte sich uns wieder zu. »Ihr müßt begreifen, daß Eure Forderung lächerlich ist«, sagte er. »Aber wenn Ihr demonstrieren könnt, daß Euer Reich die Mühe wert ist, wird unser Kaiser mit Vergnügen bereit sein, einen Gesandten Eures Reiches zu empfangen.«
Sir Roger gähnte und meinte dann beinahe gelangweilt: »Spart Euch Eure Beleidigungen. Mein Monarch wird vielleicht Euren Emissär empfangen, wenn jene Person den wahren Glauben annimmt.«
»Was ist dieser Glauben!« fragte Huruga.
»Der wahre Glaube natürlich, unser Bekenntnis«, sagte ich. »Die Tatsachen über Ihn, der der Quell aller Weisheit und aller Gerechtigkeit ist und zu dem wir in aller Bescheidenheit um die richtige Erkenntnis beten.«
»Was plappert der jetzt, Grath?« murmelte ein Offizier.
»Ich weiß nicht«, flüsterte Huruga. »Vielleicht unterhalten diese, äh, Engländer irgendeinen riesigen Computer, dem sie die wichtigen Fragen zur Entscheidung vorlegen. ich weiß es nicht. Dieses verdammte Übersetzungsproblem! Am besten verzögern wir ein wenig. Laß uns sie beobachten, ihr Verhalten studieren, ein wenig nachdenken über das, was wir gehört haben.«
»Und inzwischen schicken wir eine Nachricht nach Wersgorixan?«
»Nein, du Narr! Jetzt noch nicht, nicht solange wir nicht noch mehr wissen. Soll das Hauptbüro denn glauben, daß wir nicht mit unseren eigenen Problemen fertig werden können? Wenn das wirklich bloß barbarische Piraten sind — kannst du dir dann vorstellen, was aus unserer Karriere würde, wenn wir die ganze Marine herbeirufen würden?«
Dann wandte Huruga sich wieder mir zu und sagte laut: »Wir haben reichlich Zeit zur Diskussion. Wir wollen uns bis morgen vertagen und in der Zwischenzeit über das nachdenken, was wir bis jetzt besprochen haben.«
Darüber war Sir Roger froh. »Wir wollen nur die Bedingungen der Waffenruhe noch einmal bestätigen«, fügte er hinzu.
Meine Geläufigkeit in der Wersgorsprache nahm von Stunde zu Stunde zu, und so brauchte ich nicht lange, um herauszufinden, daß ihr Begriff von einer Waffenruhe sich nicht mit dem unseren deckte. Ihr unersättlicher Hunger nach Land machte sie zum Feind aller Rassen, so daß sie sich keinen bindenden Eid vorstellen konnten, den sie mit irgend jemand anderem austauschten, der nicht auch blau und geschwänzt war.
Der Waffenstillstand war überhaupt keine formelle Übereinkunft, nur die Feststellung kurzzeitiger gemeinsamer Bequemlichkeit. Sie erklärten, daß sie es im Augenblick nicht zweckdienlich fänden, auf uns zu feuern, selbst wenn wir unsere Ochsen jenseits des Kraftfeldes grasen lassen sollten. Dieser Zustand würde so lange anhalten, als wir davon Abstand nehmen würde, irgendwelche der ihren anzugreifen, die sich im Freien bewegten. Aus Furcht vor Spionage und etwa abgeworfenen Geschossen wünschte keine der beiden Seiten, daß die andere in Sichtweite der Lager fliege, und würde auf jedes sich in die Luft erhebende Fahrzeug schießen. Das war alles. Sie würden diese Übereinkunft ohne Zweifel verletzen, wenn sie zu dem Schluß gelangen sollten, es wäre zu ihrem Vorteil; sie würden uns Leid zufügen, wenn sie eine Möglichkeit sahen, das zu tun, und sie erwarteten, daß wir ähnlich empfanden.
»Das ist zu deren Vorteil, Sire«, klagte ich. »All unsere Flugfahrzeuge sind hier. Jetzt können wir nicht einmal in unsere Raumschiffe springen und fliehen; die würden zuschlagen, ehe wir der Verfolgung entkommen könnten. Wohingegen sie viele andere Schiffe andernorts auf dem Planeten besitzen, die frei und unbehindert jenseits des Horizonts schweben und sich bereithalten könnten, uns anzugreifen.«
»Nichtsdestoweniger«, sagte Sir Roger, »ich erkenne gewisse Vorteile. Keinerlei Verpflichtungen einzugehen oder zu geben — nun gut.«
»Das paßt zu Euch«, murmelte Lady Catherine.
Sein Gesicht wurde weiß, er sprang auf, verbeugte sich vor Huruga und führte uns hinaus.