Der Marsmensch auf dem Dachboden

Dunlop war klein und dick. Seine Wimpern waren blond, und die Haare waren ihm ausgegegangen. Er sah aus wie die Leute, die man manchmal am Ende des Stadions beim Großen Spiel sieht, die einen Hot Dog in der einen Hand halten und einen Wimpel in der anderen, die mit ihren Frauen da sitzen und ihnen jeden Spielzug erklären müssen. Und er stotterte auch noch.

Das Mädchen im Vorzimmer der LaFitte Enterprises war ein blauäugiges ehemaliges Fotomodell. Sie hatte Dunlop bereits taxiert. Langsam sah sie auf und fragte tonlos: »Ja?«

»Ich möchte Mr. LaF-F-F.«, sagte Dunlop und machte eine Pause, um sich zu räuspern. »Ich möchte Mr. LaFitte sprechen.«

Das Ex-Modell war so verwirrt, daß sie blinzelte. Niemand konnte Mr. LaFitte sprechen! Oh, John D. der Sechste vielleicht schon. Oder Präsident Brockenheimer könnte mal vorbeischauen, nachdem er vorher angerufen hatte. Aber sonst niemand. Mr. LaFitte war ein sehr bedeutender Mann, der einen Großteil der besten amerikanischen Maschinen erfunden und sie um das beste Geld Amerikas verkauft hatte, und er stand ganz gewiß nicht irgendwelchen Leuten zur Verfügung, die einfach hereingeschneit kamen. Vor allem nicht solchen Niemands, die Anzüge von der Stange trugen.

Doch die Empfangsdame hatte ein gutes Herz - was nur ihre Mutter, ihr Chef und die vierzehn Männer wußten, die es nacheinander gebrochen hatten. Dunlop tat ihr leid. Sie beschloß, ihn glimpflich davonkommen zu lassen, und fragte: »Wie war doch Ihr Name, Sir? Dunlop? Mit einem >o<, Sir? Einen Augenblick, bitte!«

Im Empfangszimmer lag ein echter Orientteppich. Nicht so ein schäbiges Nylonding. Nicht einmal ein LaFitton! Und überall waren die Symbole von LaFittes Macht und seinem Genie zu sehen. In einer Nische stand, von Scheinwerfern beleuchtet, ein Acrylmodell seines Solar-Transformers, das transparent schimmerte. Auf einem scharlachroten Podest in der Mitte des Raumes erhob sich das Modell des selbsttätigen LaFitte-Ionen-Austausch-Wasserdestillierapparats, und zwar der kleine Typ, der vierzig Gallonen pro Stunde schaffte. (Zwei Apparate des größeren Typs versorgten ganz London mit funkelndem, kristallklarem Wasser, das aus der schmutzigen, schlammigen, stinkenden Themse stammte.)

»Moment mal!« rief Dunlop heiser. »Sagen Sie ihm, daß er meinen Namen nicht kennen wird - aber wir haben einen gemeinsamen Freund.«

Das Ex-Modell zögerte und dachte über diese neue Information nach. Das änderte natürlich alles. Sogar LaFitte könnte einen Freund haben, der zufallig mit einem kleinen blonden Niemand bekannt war, der ungeputzte Schuhe trug. Es war unwahrscheinlich, aber möglich. Vor allem, wenn man berücksichtigte, daß LaFitte aus ganz einfachen Verhältnissen stammte: Er hatte sogar einmal an einer Universität unterrichtet.

»Ja, Sir«, sagte sie, sehr viel herzlicher als zuvor. »Würden Sie mir bitte den Namen Ihres Freundes nennen?«

»D-den kenne ich nicht.«

»Oh!«

»Aber Mr. LaFitte wird wissen, wen ich m-meine. Sagen Sie nur, der Freund ist ein M - ein M - ein M-Marsmensch.«

Die sanften blauen Augen wurden ausdruckslos. Das glatte, frische Gesicht vereiste zu den harten Fogwe-Zügen, die es besessen hatte, bevor ein unerträgliches Interesse für Schokoladennougat die junge Dame den Kameras der Modefotografen entrissen und hinter einen Schreibtisch verfrachtet hatte.

»Hinaus!« sagte sie. »Ich finde das kein bißchen komisch!«

Der dicke kleine Mann sagte fröhlich: »Vergessen Sie den Namen nicht! Dunlop. Und ich wohne in 449 West, 191th Street. Es ist ein Mietshaus.« Damit ging er. Er wußte, daß sie das niemandem mitteilen würde, aber er wußte auch, und das war ja das Schöne, daß es keine Rolle spielte. Er hatte das kleine, goldbeschlagene Mikrofon gesehen, das auf einer Ecke ihres Schreibtisches stand. Das LaFitte Auto-See, mit dem es verbunden war, würde sich unfehlbar an jedes einzelne Wort erinnern, würde alles analysieren und weitergeben.

»Ha-hum«, sagte Dunlop zum Liftboy. »Ihr Jungs müßt doch wirklich viel zu hart arbeiten bei diesem Wetter. Ich werde dafür sorgen, daß ihr eine Klimaanlage bekommt.«

Der Liftboy starrte ihn an wie einen monströsen Geist, aber das störte Dunlop nicht. Warum sollte es auch? Er war ja ein Monstrum. Aber er würde bald ein sehr reiches Monstrum sein.

Hector Dunlop trottete in die Hitze der Fifth Avenue hinaus und atmete pfeifend, weil er Asthma hatte. Trotzdem war er sehr mit sich zufrieden.

An der Straßenecke blieb er stehen und schaute zum La-Fitte-Gebäude hinauf, das ganz aus Kupfer und Glas gebaut war, im Stil der merkwürdigen Architekturperiode, die Lafitte liebte. Soll er nur seinen Spaß dran haben, dachte Dunlop großzügig. Es sieht schrecklich aus, aber wir wollen LaFitte diese kleine Freude gönnen. Es war nur fair, daß LaFitte das Haus hatte, das er sich wünschte. Dunlops Geschmack tendierte eher zu moderneren Linien, und wenn er es wollte, würde ihn nichts daran hindern, auf der anderen Straßenseite ein hundertzwei Stockwerke hohes Gebäude zu errichten. LaFitte hatte ein Recht auf alles, was er nur wollte - solange er bereit war, es mit Hector Dunlop zu teilen. Wozu er ganz gewiß bereit sein würde, wahrscheinlich noch am heutigen Tag.

In heitere Meditationen über die unvermeidliche Großzügigkeit LaFittes versunken, watschelte Dunlop die Fifth Avenue hinab, durch die sengende Hitze, die er nicht spürte. Er hatte viel Zeit. Es würde eine kleine Weile dauern, bis es losging.

Natürlich ist es möglich, daß heute überhaupt nichts passiert, dachte er geduldig. Welchem menschlichen Wesen das Auto-See auch immer die Information übermitteln würde, es könnte sie vergessen. Ja, es konnte einiges schiefgehen. Aber er hatte Zeit. Wenn es nötig war, würde er es eben noch ein paarmal versuchen müssen. Früher oder später würden die magischen Worte LaFitte erreichen. Nachdem die Vorbereitung auf diesen Augenblick acht Jahre gedauert hatte, würde es auf ein paar Tage mehr oder weniger nicht ankommen.

Dunlop hielt den Atem an.

Ein Mädchen ging klickend auf hohen, spitzen Absätzen vorbei. Der heiße Wind ließ den Rock an ihren Beinen festkleben. Sie warf einen zufälligen Blick auf die Stelle, die Hector Dunlop zu okkupieren glaubte, und sah nichts. Dunlop knurrte, aus reiner Gewohnheit. Sie war nicht das erste Mädchen, das seine Hormone in Aufruhr brachte und ihn nicht wahrnahm. Aber er gewann seine Fassung wieder. Zum Teufel mit dir, mein Kind, sagte er sich lächelnd. Wenn ich dich später haben will, werde ich dich nehmen. Ich werde zwanzig Mädchen deinesgleichen haben - oder jeden Tag zwanzig, wenn es mir Spaß macht - und das sehr bald.

Er sprintete über die 42nd Street, und da stand das vertraute, graue, altmodische Gebäude der Bibliothek.

Aus einem sentimentalen Impuls heraus stieg er die Stufen hinauf und ging hinein.

Der Liftboy nickte. »Guten Tag, Mr. Dunlop. Dritter Stock?«

»Genau, Charley. Wie immer.« Hier mochten sie ihn alle. Das war der einzige Ort der Welt, wo man ihn mochte, aber er hatte ja auch nirgendwoanders so viel Zeit verbracht.

Als der langsame Aufzug im dritten Stock knarrend anhielt, stieg Dunlop aus. Von Erinnerungen erfüllt, ging er durch den breiten, warmen Flur, zwischen den Reihen der Schaukästen. Gleich dort hinter dem Trinkbrunnen - dort war die Tür zur Fortescue-Sammlung, flankiert von den Glasschränken mit Fortescues Marsfotos und bislang unerforschten Relikten einer frühen Rasse, die all die Kanäle angelegt hatte.

Dunlop blickte auf die Kärtchen mit den erklärenden Texten und konnte sich eines Kicherns kaum erwehren. Die Marsbewohner waren häßliche, schleimige, kopflose Kreaturen mit Schlangenarmen. Schlimmer noch - Updykes »Marsabenteuer«, Fortescues »Erster Landung« und Wilberts, Shevelsens und Buchbinders »Beobachtung der Mars-Halbfauna« (erschienen in den »Forschungsberichten des Astro-Biologischen Instituts«, Winter 2011) zufolge stanken sie wie faule Fische. Ihre Intelligenz wurde von Fortescue, Burlutzki und Stanko mit jener der »Fehden« verglichen (wenn Gaffney sie auch höher ansetzte und irgend etwas von niederen Menschenaffen gesagt hatte). Sie besaßen keine Sprache. Sie kannten die Geheimnisse des Feuers nicht. Ihr fortschrittlichstes Werkzeug war eine Handaxt. Kurz gesagt, die Marsmenschen waren die Trottel des Solarsystems, und es war nicht erstaunlich, daß LaFittes Empfangsdame es als Unverschämtheit betrachtet hatte, daß man einen Marsmenschen als Freund ihres Chefs ausgab.

»Oh, das ist ja Mr. Dunlop!« rief die Bibliothekarin und spähte durch das Drahtgitter in der Tür. Sie erhob sich und sperrte ihm die Tür der Fortescue-Sammlung auf.

»Nein, danke«, sagte er hastig. »Ich gehe heute nicht hinein, Miß Reidy. Heiß ist es, was? Nun ja - ich muß weiter.«

Wenn die Hölle zufriert, gehe ich rein, fügte er in Gedanken hinzu, als er sich abwandte, obwohl Miß Reidy in den vergangenen acht Jahren immer sehr hilfsbereit gewesen war. Sie hatte ihm die gesamten Bibliotheksarchive zur Verfügung gestellt, nicht nur die extraterrestrischen Sammlungen, sondern alles, worauf seine Forschermasse gestoßen war. Ohne sie wäre es ihm viel schwerer gefallen, alles über LaFitte herauszufinden, was er jetzt wußte. Andererseits trug sie eine Brille. Ihre Haut war bleich. Einer ihrer Vorderzähne war abgebrochen. Dunlop würde sich nur mit TV-Stars und Gesellschaftsdebütantinnen abgeben, das gelobte er sich feierlich, und sogar die würde er wie nassen Staub behandeln.

Die Bibliothek bedrückte ihn. Sie erinnerte ihn zu stark an die mühsamen acht Jahre, die nun vorbei waren. Er verließ das Gebäude und fuhr mit dem Bus nach Hause.

Nur knapp zwei Stunden waren verstrichen, seit er in LaFittes Büro gewesen war.

Das war noch nicht genug. Nicht einmal der Mitarbeiterstab des großen LaFitte konnte in so kurzer Zeit eine Information aufschnappen und entsprechend agieren. Dunlop hatte plötzlich keine Lust mehr, die Wartezeit daheim zu verbringen. Er blieb vor einem billigen Restaurant stehen, lächelte breit, dann ging er über die Straße und in ein kleines, gemütliches, teures Lokal mit Topfpalmen in den Fenstern. Hier würde er seine gesamte restliche Barschaft ausgeben, aber was machte das schon?

Dunlop aß seinen besten Lunch seit zehn Jahren und nahm sich viel Zeit dazu. Als er das Gefühl hatte, daß genug Minuten verstrichen waren, schlenderte er die Straße hinab, zu dem Mietshaus, in dem er wohnte. Die Männer waren schon da.

Die Zimmerwirtin spähte verängstigt hinter dem Fenstervorhang hervor.

Dunlop lachte laut auf und winkte ihr zu, als sie ihn in ihre Mitte nahmen. Es waren zwei große Männer mit ausdruckslosen Gesichtern. Der dickere roch nach Chlorophyll-Kaugummi, der dünnere nach Tod.

Dunlop hängte sich bei ihnen ein, grinste breit und wandte der Zimmerwirtin den Rücken zu. »Was habt ihr der Dame denn erzählt, w-wer ihr seid, Jungs? Finanzamt? Oder FBI?«

Sie gaben keine Antwort, aber das spielte keine Rolle. Sollte sie doch glauben, was sie wollte! Er würde sie nie, nie, nie wiedersehen. Die paar erbärmlichen Habseligkeiten in seinem billigen Koffer konnte sie ruhig haben. Hector Dunlop würde sehr bald nur das Beste vom Besten besitzen.

»Ihr kennt das Geheimnis eures Chefs nicht, was?« fragte Dunlop die Männer, als sie im Wagen saßen. »Aber ich kenne es. Ich habe acht Jahre gebraucht, um es herauszufinden. Also behandelt mich ein b-bißchen respektvoller, oder er wird euch feuern.«

»Halten Sie den Mund!« sagte der Chlorophyll-Geruch liebenswürdig, und Dunlop gehorchte höflich. Es war unwichtig, wie alles andere, was jetzt passierte. In kurzer Zeit würde er LaFitte gegenüberstehen, und dann.

»St-stoßen Sie doch nicht so!« sagte er ärgerlich, als er vor den beiden aus dem Wagen stolperte.

Sie packten ihn, jeder an einem Ellbogen, Chlorophyll öffnete das Riesentor am Ende des Weges, und Tod schob ihn hindurch. Einer von Dunlops Brillenbügeln löste sich vom Ohr, und er griff danach.

Sie hatten den Hudson überquert und waren außerhalb der Stadt. Dunlop hatte nur eine verschwommene Ahnung von Geographie, da er die vergangenen acht Jahre profitableren Studien gewidmet hatte, aber er nahm an, daß sie sich irgendwo in den Bergen hinter Kingston befanden. Sie gingen in ein großes Steinhaus und sahen niemanden. Es war ein Frankenstein-Haus, aber es amüsierte Dunlop sehr, denn es war genau das Haus, das er sich vorgestellt hatte - genau das Haus, das LaFitte brauchen würde, um sein Geheimnis zu hüten.

Sie stießen Dunlop durch eine Tür in ein Zimmer mit Kamin. In einem Ledersessel vor dem Feuer - obwohl es draußen so heiß war - saß ein Mann, der Quincy LaFitte sein mußte.

»Hallo!« sagte Dunlop würdevoll und ging auf ihn zu. »Ich v-vermute, Sie w-wissen, warum ich. He! Was m-machen Sie denn da?«

Chlorophyll streifte einen grauen Handschuh über eine Hand. Er ging zu einem Schreibtisch, öffnete eine Schublade und nahm etwas heraus - einen Revolver. Er hielt ihn in der erhobenen behandschuhten Hand und feuerte auf die Wand. Platsch! Es war ein leises, dünnes Geräusch - aber aus der Wand fiel ein großes Stück Mörtel.

»He!« sagte Dunlop noch einmal.

Mr. LaFitte beobachtete ihn mit höflichem Interesse. Chlorophyll ging rasch auf Dunlop zu, und Tod griff plötzlich nach -nach.

Chlorophyll gab Dunlop die Waffe, die er gerade abgefeuert hatte. Dunlop umfaßte sie automatisch, während Tod eine noch größere hervorzog, die viel gefahrlicher aussah.

Dunlop sprang abrupt nach hinten, ließ den Revolver fallen und begann alles zu verstehen. »Warten Sie!« schrie er in wilder Panik. »Ich h-h-h.« Er schluckte und sank auf die Knie. »Nicht schießen! Ich h-h-habe alles aufgeschrieben -imB-B-B. ImB-B-B.«

»Einen Augenblick, Jungs«, sagte LaFitte sanft.

Chlorophyll blieb stehen und wartete. Tod richtete sein Schießeisen auf Dunlop und wartete.

»Im B-Büro meines Anwalts!« brachte Dunlop mühsam hervor. »Wenn mir was passiert, wird er es l-l-lesen.«

LaFitte seufzte. »Nun«, sagte er mit milder Stimme, »das war das Risiko, das wir eingehen mußten. Okay, Jungs, laßt uns allein.« Chlorophyll und Tod trugen ihre Gerüche und ihre Bedrohlichkeit zur Tür hinaus.

Dunlop keuchte. Er wußte, daß er seinem Ende sehr nahe gewesen war. Ein Mann hatte ihm einen Revolver gegeben, und der andere sollte ihn erschießen. Dann hätten sie die Polizei gerufen, um ihr einen erfolglosen Attentäter zu übergeben. Zu schade, Officer, aber er hat uns wirklich zum Narren gehalten. Sehen Sie? Dort in der Mauer steckt seine Kugel. Ich versuchte dem armen Irren den Revolver zu entreißen, aber. Ein Schulterzucken.

Dunlop schluckte. »Pech für Sie«, sagte er heiser. »Aber ich mußte natürlich gewisse V-V-Vorsichtsmaßnahmen treffen. Hören Sie mal - kann ich einen Drink haben?«

Mr. LaFitte zeigte auf ein Tablett. Er hatte viel Zeit. Er wartete nur, mit Geduld und wenig Besorgnis. Er war ein großer alter Mann mit kahlem Schädel, aber wenn er wollte, konnte er sich sehr schnell bewegen. Das hatte Dunlop bereits bemerkt. Komisch - er hatte nicht erwartet, daß LaFitte eine Glatze haben würde.

Aber alles andere verlief genau nach Plan.

Er goß einen doppelten, zwölf Jahre alten Bourbon in ein Glas aus Steubens bestem handgeschliffenem Kristall und leerte es in einem Zug.

»Ich habe Sie am Wickel, LaFitte«, sagte er. »Und das wissen Sie auch, nicht wahr?«

LaFitte schenkte ihm einen herzlichen, verzeihenden Blick.

»Das ist ja Klasse!« jubelte Dunlop. »Sie sind ein guter V-V-Verlierer. Sie wissen also, daß ich herausgefunden habe, worauf Ihr Vermögen basiert.« Er trank noch einen Whisky und spürte, wie sich das brennende Prickeln in seinem Körper ausbreitete. »Nun, um mm-mal anzufangen - vor acht Jahren studierte ich an der Universität, an der Sie unterrichtet haben. ch stolperte über ein Zitat aus einer Dissertation, betitelt >Gewisse Beobachtungen zur Ontogenese der Mars-P-Paraprimaten<. Von einem Burschen namens Quincy A.W. L-L-LaFitte, Bakkalaureus der Naturwissenschaft.«

LaFitte nickte kaum merklich und lächelte. Seine Augen können einen leicht täuschen, dachte Dunlop. Es sind die Augen eines Mannes, der sich an den Erfolg gewöhnt hat. Ich muß auf der Hut sein.

Aber, so sagte er sich zuversichtlich, er hatte ja alle Trümpfe in der Hand. »Ich s-suchte nach der Dissertation und konnte sie nicht f-finden. Aber das wissen Sie ja sicher.« Er hatte sie nicht finden können? Nein, nicht in der Bibliothek, nicht in den Akten des Dekans, nicht einmal in den Archiven. Ein Glück, daß Dunlop so ein beharrlicher Mann war. Er hatte den Drucker aufgestöbert, der die Dissertation gedruckt hatte, und da fand er sie, immer noch an die alte, verstaubte Quittung geheftet.

»Ich erinnere mich an den g-genauen Wortlaut«, sagte Dunlop und zitierte aus dem letzten Absatz. Dabei stotterte er kein einziges Mal.

»Deshalb ist anzunehmen, daß die Mars-Paraprimaten in früheren Zeiten eine reife Kultur besessen haben, die den höchst gebildeten Millieux auf unserem Planeten vergleichbar ist. Die Kunstwerke und Ruinen stammen nicht von einer anderen Rasse. Vielleicht besteht hier ein Zusammenhang mit der sogenannten Shternweiser-Anomalie, der zufolge der Mars durch eine Explosion von planetaren Ausmaßen seiner Wasservorräte beraubt wurde.'«

»Shternweiser!« unterbrach ihn LaFitte. »Wissen Sie, diesen Namen hatte ich vergessen. Es ist schon so lange her. Aber Shternweiser vertrat in seiner Dissertation die Ansicht, daß der Mars sein Wasser in unseren eigenen historischen Zeiten verloren haben könnte. Der Rest ist dann ganz einfach.«

Dunlop beendete sein Zitat.

»Diese Faktoren führen unweigerlich zu folgendem Schluß: Die Mars-Paraprimaten brauchen eine Aqueus-Phase, um sich von der Made zum Imago zu entwickeln, wie es bei vielen terrestrischen wirbellosen Tieren der Fall ist. Aber seit der Zeit der von Shternweiser vermuteten Explosion hat es nicht genügend freies Wasser auf der Marsoberfläche gegeben. Deshalb ist es wahrscheinlich, daß die derzeitigen Überlebenden auf dem Mars bloße, in Geschlechter geteilte Maden sind und daß die erwachsenen Mars-Paraprimaten nicht in vivo existieren, wenn ihre historische Existenz auch durch die bemerkenswerten Relikte ihrer Werke erwiesen ist.«

Dunlop machte eine kleine Pause. »Und dann w-wurde Ihnen klar, was Sie da entdeckt hatten. Sie v-vernichteten alle Kopien Ihrer Dissertation. Alle, b-b-bis auf eine.«

Es funktionierte! Es klappte genauso, wie er sich das ausgedacht hatte.

LaFitte hätte ihn natürlich schon längst hinausgeworfen, wenn er das wagte. Er wagte es nicht. Er wußte, daß Dunlop einer langen, gewundenen Beweiskette bis zum Ende gefolgt war.

Jede Erfindung, die den Namen LaFitte trug, entstammte einem Mars-Gehirn.

Die Tatsache, daß die Dissertation verschwunden war, hatte als erster Anhaltspunkt gedient. Warum war sie verschwunden? Der Name, der mit der Dissertation in Verbindung stand, war der zweite Hinweis gewesen - obwohl schon einige Phantasie dazu gehört, einen mickrigen Bakkalaureus der Naturwissenschaft mit dem Chef der LaFitte Enterprises in Verbindung zu bringen.

Alle anderen Anhaltspunkte hatte er sich fleißig und mühsam erarbeitet, war der Spur gefolgt, die an Miß Reidys Zimmer in der Bibliothek vorbeiführte, in den Raumforschungsflügel des Smithsonian, in die Halle der extraterrestrischen Fauna im Museum für Naturgeschichte, in Tausende kleine Lesesäle, die im ganzen Land verstreut lagen.

LaFitte seufzte. »Sie wissen also alles, Mr. Dunlop. Sie sind einen langen Weg gegangen.«

Er goß sich eine vornehm kleine Kognakmenge in einen großen Schwenker und erwärmte sie mit seinem Atem. Dann sagte er nachdenklich: »Sie haben natürlich viel gearbeitet - aber ich habe noch mehr getan. Zum Beispiel mußte ich zum Mars fliegen.«

»Mit der S-Solar Argosy!« verkündete Dunlop prompt.

LaFitte hob die Brauen. »So gründlich sind Sie vorgegangen?

Dann wissen Sie vermutlich auch, daß der Absturz der Solar Argosy kein Zufall war. Ich mußte die Tatsache vertuschen, daß ich einen jungen Marsmenschen auf die Erde mitnahm. Das war nicht einfach. Und als ich ihn hier hatte, war erst die halbe Schlacht gewonnen. Es ist äußerst schwierig, eine exogene Lebensform auf der Erde großzuziehen.«

Er trank einen Tropfen Kognak und beugte sich mit ernster Miene vor. »Ich mußte warten, bis sich der Marsmensch entwickelt hatte. Das bedeutete, daß ich ihm eine Aqueus-Umgebung bieten mußte, die den Umweltbedingungen auf dem Mars vor der Shternweiser-Explosion möglichst ähnlich war. Ich konnte nur raten, Mr. Dunlop. Und ich kann nur sagen, daß das Glück auf meiner Seite war. Und auch dann - nun, stellen Sie sich doch vor, Sie wären ein Baby. Nehmen Sie an, Ihre Mutter hätte Sie verlassen und Sie würden auf dem Jupiter liegen und schreien und in die Windeln machen. Stellen Sie sich vor, daß Sie von einem seltsam gestalteten Geschöpf, das Mummy etwa so ähnlich sieht wie Ihre Mutter einem Baum, aufgezogen werden.«

Er schüttelte langsam den Kopf. »Er war mir überhaupt keine Hilfe. Allein das Problem der Disziplin! Das Töpfchen-Training! Und dann hatte ich nichts weiter als ein nacktes Gehirn, sozusagen, das erst einmal mit Wissen gefüllt werden mußte, bevor es kreativ werden konnte. Und dazu brauchte ich sechs Jahre, Mr. Dunlop.«

Er stand auf. »So, und jetzt sagen Sie mir bitte, was Sie wollen.«

Dunlop war völlig überrumpelt und begann schrecklich zu stottern. »Ich w-w-w-will d-d-die H-H-Hälfte.«

»Sie wollen die Hälfte meines Vermögens?«

»G-g-genau.«

»Ich verstehe. Sie werden mein Geheimnis nur dann nicht verraten, wenn ich Ihnen die Hälfte des gesamten Vermögens gebe, das ich mit meinen Mars-Erfindungen verdient habe. Und wenn ich nein sage?«

Dunlop geriet plötzlich in Panik. »Aber Sie müssen darauf eingehen. Wenn ich Ihr Geheimnis überall r-r-rumerzähle, können ja alle anderen das gleiche tun.«

»Aber ich habe mein Geld schon, während die anderen es erst erwerben müßten, Mr. Dunlop«, sagte LaFitte völlig logisch. »Und die Konkurrenz wäre so groß, daß sie nicht weit kämen. Aber ich bezweifle, daß eine so vernünftige Überlegung Ihnen den Mund stopfen wird. Außerdem möchte ich tatsächlich verhindern, daß das alles an die Öffentlichkeit kommt. Immerhin sind beim Absturz der Solar Argosy sechs Männer ums Leben gekommen, und bei solchen Vergehen gibt es keine Verjährung.«

Höflich legte er eine Hand auf Dunlops Arm. »Kommen Sie mit! Sie haben sich doch sicher schon gedacht, daß der Marsmensch hier im Haus ist? Nun, ich werde Ihnen zeigen, daß Sie recht hatten.«

Als sie durch einen langen, mit Teppichen ausgelegten Korridor gingen, hörte Dunlop immer wieder leise klickende und raschelnde Geräusche, die aus den Wänden zu kommen schienen. »Sind das Ihre L-L-Leibwächter, LaFitte? Ich warne Sie - keine faulen Tricks!«

LaFitte zuckte mit den Schultern. »Kommt raus, Jungs«, sagte er, ohne die Stimme zu erheben. Ein paar Fuß weiter vorn öffnete sich ein Paneel, und Tod und Chlorophyll stiegen hindurch.

»Tut mir leid wegen vorhin, Mr. Dunlop«, sagte Chlorophyll.

»Schon g-gut«, erwiderte Dunlop.

LaFitte blieb vor einer Tür mit doppeltem Schloß stehen. Er sperrte sie auf, und sie führte in einen dunklen Raum.

»Chrrrrummmmm, chrrrrummmmm!« Ein tiefes dröhnendes Knurren kam aus der Finsternis.

Dunlops Pupillen weiteten sich langsam, um mehr Licht aufzunehmen, und er begann einzelne Umrisse zu erkennen.

Eine Reihe von Stahlpfählen erhob sich in den Raum, und dahinter, an einen Pfosten gekettet, saß.

Ein Marsmensch!

Angekettet?

Ja, ein Eisenring umschloß seine Fußknöchel, und er war angekettet. Ein metallischer Gegenstand, der nur der Schlüssel sein konnte, hing an einer Stelle, wo der Marsmensch ihn ständig sah, doch nie erreichen würde. Dunlop schluckte und starrte in den Käfig.

Die Marsbewohner auf Fortescues Fotos waren schleimige, klebrige, häßliche Kreaturen, wie dünne Meeresanemonen, mannshoch und kopflos. Aber das angekettete Geschöpf, das ihn jetzt anknurrte, glich jenen Marsbewohnern wie ein Frosch einer Kaulquappe. Es besaß einen runden Kopf mit Glotzaugen und einen Mund, der auf und zu klappte und große quadratische Zähne zeigte.

»Chrrrrummmm!« röhrte die Kreatur, und dann hörte Dunlop genauer hin. Es war kein wortloses Löwengebrüll. Es war Englisch. Das Wesen redete mit ihnen. Nur die dicke Erdatmosphäre ließ die Stimme knurren und dröhnen. »Wer sind Sie?« krächzte es in einem verzerrten Schaljapin-Baß.

»G-g-guter Gott!« flüsterte Dunlop. In diesem häßlichen Schädel steckte das Gehirn, das für LaFitte den SolarTransformer, den selbsttätigen lonen-Austausch-

Wasserdestillierapparat, den Negativ-Impedanz-Energieumwandler und viele andere wunderbare Geräte erfunden hatte. Es war kein Marsmensch, auf den Dunlop da blickte - es war eine magische Lampe, deren Licht ihm unerschöpflichen Reichtum bringen würde. Aber es war ein häßliches, ein alptraumhaftes Wesen.

»So«, sagte LaFitte. »Und was denken Sie jetzt, Mr. Dunlop? Finden Sie nicht, daß ich etwas Großartiges vollbracht habe? Der Destillierapparat und der Energieumwandlet waren vielleicht seine Erfindungen - nicht meine. Aber ich habe ihn erfunden.«

Dunlop riß sich zusammen und nickte. »N-n-natürlich.« Er hatte sich vorgestellt, LaFitte würde der Erpressung hilflos zum Opfer fallen, so wie man es in Krimis lesen konnte. Er hatte geglaubt, man müßte dem Mann nur mit wissendem Grinsen ins Ohr flüstern, man hätte die Dissertation, und schon würden Billionen vom Himmel regnen. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß LaFitte von ehrlichem Stolz auf seine Tat erfüllt sein könnte. Jetzt, wo er dies wußte oder zu wissen glaubte, wandte er eine bessere Taktik an.

»Großartig? N-nein, LaFitte, es ist noch mehr als das. Es überrascht mich, daß Sie ihn großgezogen haben, ohne daß er R-Rachitis bekam - oder daß er straffällig wurde, oder was es auch immer sein mag, das junge Marsmenschen kennzeichnet, wenn sie die richtige Fürsorge entbehren mußten.«

LaFitte nickte zufrieden. »Nun, kommen wir zur Sache. Sie wollen also mein gleichberechtigter Partner in den LaFitte Enterprises werden?«

Dunlop zuckte mit den Schultern. Er brauchte nicht zu antworten, und das war gut so. Denn er war plötzlich so nervös, daß er kein Wort hervorgebracht hätte.

»Warum nicht?« rief LaFitte fröhlich. »Was soll ich denn allein mit dem vielen Geld anfangen? Außerdem kann es nicht schaden, wenn mal ein frischer Wind durch die Firma weht.« Er blickte auf den zitternden Marsmenschen. »Unser Freund hier war in letzter Zeit ein bißchen lethargisch. Okay, Sie können die Hälfte von allem haben, aber Sie müssen dafür arbeiten.«

»D-d-danke.«, stotterte Dunlop mühsam.

»Oh, gern geschehen, Dunlop. Wie wollen wir's denn machen? Ich nehme nicht an, daß Sie sich auf mein Wort verlassen werden.«

Dunlop lächelte.

LaFitte war nicht beleidigt. »Also gut, dann werden wir alles schriftlich festlegen. Ich werde meine Anwälte beauftragen, einen Vertrag aufzusetzen. Ich vermute, Sie haben einen Anwalt, mit dem sie sich in Verbindung setzen können?« Er schnippte mit den Fingern. Tod trat mit einem silbernen Kugelschreiber vor und Chlorophyll mit einem Notizblock.

»S-s-sehr gut!« sagte Dunlop eifrig. »Mein Anwalt heißt P. George M-M-Metzger - im Empire State Building, einundvierzigster St.«

»Narr!« brüllte der Marsmensch in grausiger Freude. LaFitte notierte sich rasch den Namen und die Adresse und faltete den Zettel zu einem kleinen Quadrat zusammen. Dann gab er ihn dem Mann, der nach Chlorophyll-Kaugummi roch.

»Das ist nicht d-d-derselbe Anwalt«, sagte Dunlop verzweifelt.

LaFitte wartete höflich. Dann fragte er: »Was für ein Anwalt?«

»Mein anderer Anwalt ist der, d-d-der die D-D-Dissertation und meine schriftliche Erklärung hat.«

LaFitte schüttelte lächelnd den Kopf.

Dunlop schluchzte. Er konnte nichts dagegen tun. Vor seinen Augen war eine Billion Dollar entschwunden, und er hatte die letzte Prämie seiner Lebenversicherung nicht bezahlt. Sie hatten Metzgers Namen. Sie wußten, wo sie den dicken Manilapapierumschlag finden würden, der das Ergebnis einer acht Jahre langen Arbeit enthielt.

Chlorophyll oder Tod oder irgendein anderer von LaFittes zahllosen Vertrauten würde in Metzgers Büro gehen und vielleicht einen gefälschten richterlichen Durchsuchungsbefehl vorweisen. Oder er würde hineinstürmen, einen Revolver in der Hand und ein Taschentuch vor dem Gesicht. So oder so, sie würden die Dissertation finden. Die Leute, die bei LaFitte beschäftigt waren, würden sich bestimmt nicht vom Bürosafe eines ehemaligen Gerichtsbeamten abschrecken lassen, der eben erst seine eigene Anwaltspraxis eröffnet hatte.

Dunlop schluchzte wieder und wünschte, er hätte sich nicht mit Metzger eingelassen. Aber für solche Überlegungen war es jetzt zu spät. LaFitte wußte, wo sich die Dissertation befand, und er würde sie an sich bringen. Dann brauchte er nur noch die letzte Kopie des Werkes zu vernichten - die Kopie in Hector Dunlops Kopf.

Chlorophyll steckte den Zettel in die Tasche und ging, Tod klopfte auf die Ausbuchtung unter seinem Arm und sah LaFitte an.

»Nicht hier«, sagte LaFitte.

Dunlop holte tief Atem.

»L-l-leb wohl, Marsmensch«, sagte er traurig und wandte sich zur Tür. Hinter ihm lachte die dröhnende, schreckliche Stimme.

»Sie nehmen das alles sehr gelassen hin«, sagte LaFitte überrascht.

Dunlop zuckte mit den Schultern und trat beiseite, um LaFitte durch die Tür gehen zu lassen.

»W-w-was bleibt mir denn anderes übrig? Ich weiß, daß ich verloren bin.« Tod hatte die Schwelle überschritten, ebenso LaFitte, halb umgewandt, um Dunlop höflich zuzuhören. Dunlop griff nach der Tür, zögerte, lächelte. Dann sprang er zurück und schlug die Tür zu, tastete hastig nach dem Schloß und drehte es herum. »Aber erst mal müssen Sie mich erwischen!« schrie er.

Hinter ihm lachte der Marsmensch wie ein verwundeter Wal.

»Sie waren sehr gut«, lobte die Donnerstimme.

»D-d-das war ganz einfach N-N-Notwehr«, erklärte Dunlop.

Er hörte Lärm im Korridor, aber er hatte Zeit. »S-so! Hören Sie zu, Marsmensch! Wir werden fliehen. Sie kommen m-mit mir, denn er w-wird es nicht wagen, Sie zu erschießen. Und Sie, mit Ihrem gewaltigen Gehirn, werden bestimmt einen Fluchtweg für uns beide finden.«

Der Marsmensch sagte mit belegter Stimme: »Ich habe es schon versucht.«

»Aber ich kann Ihnen helfen? Ist das nicht der Sch-Schlüssel für den Käfig?«

Er nahm den glänzenden Metallgegenstand von der Wand und sperrte die Gittertür auf. Der Marsmensch schwang die klebrigen Arme.

»Chrrrrummmm!« knurrte er und starrte Dunlop mit Schlangenaugen an.

»Sprechen Sie doch deutlicher!« verlangte Dunlop ungeduldig und versuchte den Schlüssel, an dem noch ein zweiter für die Fußfessel hing, aus dem Schloß zu ziehen.

»Ich habe gesagt, daß ich auf Sie gewartet habe«, dröhnte die Gigantenstimme.

»Natürlich. Sie m-m-müssen ja ein schreckliches Leben geführt haben.«

Krach! Die Tür des Raumes war aufgeflogen und prallte krachend gegen die Wand. Dunlop wagte nicht hinzuschauen. Und dieser verdammte Schlüssel ließ sich nicht aus dem Schloß ziehen - da endlich hatte er es geschafft. Er sprang an die Seite des Marsmenschen - jetzt würden sie wenigstens nicht wagen, auf ihn zu schießen, aus Angst, ihre kostbare Melkkuh zu töten.

»Mit Ihrer Hilfe werden wir hier r-r-rauskommen!« keuchte Dunlop, suchte nach dem Schloß am Fußring des Marsmenschen und würgte - es stimmte - sie rochen wirklich wie verfaulte Fische. »Aber Sie m-m-müssen jetzt stark sein. LaFitte war zwar eine Art Vater für Sie - aber ein grausamer Vater. Sie schulden ihm keine Loyalität. Er hat Sie versklavt - auch wenn er für Ihre körperliche und geistige Gesundheit gesorgt hat.«

Und hinter ihm stand LaFitte und räusperte sich. »Aber das habe ich nicht getan«, bemerkte er. »Ich habe nicht für seine geistige Gesundheit gesorgt.«

»Nein«, knurrte die heisere Marsstimme. »Das hat er nicht getan.«

Die schleimigen Arme, die nach faulen Fischen stanken, schlössen sich liebevoll und tödlich um Dunlops Hals.

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