13. Die Schlacht in Anvard

Gegen elf Uhr hatte sich die ganze Kompanie wieder in Marsch gesetzt. Sie ritten nach Westen. Zu ihrer Linken lagen die Berge. Corin und Shasta ritten als Nachhut, gleich hinter den Riesen. Lucy, Edmund und Peridan waren damit beschäftigt, Schlachtpläne zu schmieden. Lucy sagte zwar einmal: „Wo ist eigentlich dieser Tunichtgut, Hoheit?“ Doch Edmund entgegnete nur: „Zumindest ist er nicht vorne an der Spitze, und darüber sollten wir schon froh sein.“

Shasta erzählte Corin von seinen Abenteuern. Er erklärte, daß ihm ein Pferd das Reiten beigebracht habe und daß er nicht so recht wisse, wie man die Zügel handhabt. Corin zeigte es ihm. Nebenbei erzählte er von ihrer Flucht aus Tashbaan.

„Und wo ist Königin Suse?“

„In Feeneden“, antwortete Corin. „Sie ist nicht wie Lucy, die so tapfer und stark ist wie ein Mann – oder zumindest wie ein Junge. Königin Suse ist eben eine richtige Dame ...“

Der Bergpfad, den sie eingeschlagen hatten, wurde immer schmäler und der Abhang zu ihrer Rechten immer steiler. Schließlich mußten sie im Gänsemarsch am Rand des Abgrunds entlangreiten, und Shasta schüttelte es, wenn er daran dachte, daß er in der vergangenen Nacht ganz allein hier geritten war. „Aber mir drohte natürlich keine Gefahr, denn zwischen mir und dem Abgrund ging ja der Löwe.“ Nun schwenkte der Pfad nach links, in Richtung Süden, weg von den Felsen. Zu beiden Seiten stand jetzt dichter Wald. Es ging steil aufwärts auf den Paß zu. Wäre die Bergspitze nicht so dicht bewaldet gewesen, hätte man von dort oben eine prächtige Sicht gehabt. Aber so sah man – abgesehen von ein paar über die Baumwipfel hinausragenden Felsen und einem oder zwei hoch in den blauen Lüften schwebenden Adlern – gar nichts.

Als sie den Paß überwunden hatten und ein Stück bergab gegangen waren, kamen sie auf eine freie Anhöhe. Von hier aus sah Shasta ganz Archenland, das sich blau und dunstig unter ihm erstreckte. Er vermeinte sogar, ein klein wenig von der Wüste dahinter zu entdecken. Aber es waren nur noch zwei Stunden bis Sonnenuntergang, die tiefstehende Sonne schien Shasta direkt in die Augen, und so sah er nicht besonders gut.

Jetzt hielten alle an. Sie stellten sich in einer Reihe auf und gruppierten sich um. Eine ganze Gruppe von sehr gefährlich aussehenden, vorwiegend katzenartigen sprechenden Tieren wie Leoparden, Panther und so weiter, die Shasta bisher nicht gesehen hatte, tapste fauchend nach links und stellte sich dort auf. Die Riesen wurden nach rechts geschickt. Doch bevor sie sich an den ihnen zugewiesenen Platz stellten, nahmen sie etwas vom Rücken und setzten sich einen Augenblick lang auf die Erde. Erst jetzt sah Shasta, was sie da getragen hatten und jetzt anzogen: es waren ganz fürchterlich große, schwere und mit Eisen beschlagene Stiefel, die ihnen bis zu den Knien reichten. Nun legten sie sich ihre riesigen Knüppel über die Schultern und nahmen ihre Schlachtposition ein. Die Bogenschützen, unter ihnen Königin Lucy, stellten sich am Ende des Zuges auf. Shasta sah, wie die Königin prüfend ihren Bogen spannte, und dann machte es twing-twing, als alle die Bogensehnen ausprobierten. Jetzt stecke ich mittendrin – jetzt stecke ich wirklich und wahrhaftig mittendrin, dachte Shasta.

Aus der Ferne hörte man das Geschrei vieler Männer und ein gleichmäßiges Bumm-bumm-bumm.

„Ein Rammbock“, flüsterte Corin. „Sie versuchen das Tor gewaltsam zu öffnen.“

Selbst Corin sah jetzt sehr ernst aus. „Wenn König Edmund doch bloß endlich den Befehl zum Aufbruch geben wollte!“ beklagte er sich. „Ich kann diese Warterei nicht vertragen. Kalt ist es auch.“

Shasta nickte. Er hoffte, daß man ihm nicht ansah, welche Angst er hatte.

Endlich erklang das Trompetensignal! Alle setzten sich in Bewegung. Vor ihnen flatterte das Banner im Wind. Kurz darauf standen sie auf der Spitze einer kleinen Anhöhe, und nun hatten sie auch klare Sicht. Vor ihnen lag das kleine, mit unzähligen Türmchen geschmückte Schloß. Schloßgraben gab es bedauerlicherwese keinen, aber das Tor war geschlossen, und die Fallgitter waren heruntergelassen. Vor dem Schloß standen ungefähr fünfzig Kalormenen und bearbeiteten mit einem riesigen Baumstamm das Tor. Doch plötzlich veränderte sich das Bild. Ein Großteil der Kalormenen hatte sich zu Fuß für einen Angriff auf das Schloßtor bereitgehalten. Nun sahen sie, wie die Narnianen den Hang herunterstürmten. Es gab keinen Zweifel, daß die kalormenischen Krieger eine ausgezeichnete Ausbildung genossen, denn schon eine Sekunde später saßen viele von ihnen wieder im Sattel, wirbelten herum und stürmten den Narnianen entgegen.

Auch die Narnianen fielen in Galopp. Der Abstand zwischen den bei den Heeren verringerte sich zusehends. Schneller, schneller. Alle Schwerter waren gezückt, alle Schilde bis zur Nase hochgezogen, alle Gebete waren gesprochen, und jeder biß die Zähne zusammen. Shasta fürchtete sich schrecklich. Doch dann kam ihm plötzlich der Gedanke: Wenn ich diesmal kneife, werde ich mein ganzes Leben lang kneifen. Jetzt oder nie.

Aber als sich die beiden Linien schließlich trafen, bekam er gar nicht so recht mit, was da eigentlich geschah. Um ihn herum herrschte entsetzlicher Lärm und ein schreckliches Durcheinander. Gleich am Anfang wurde ihm das Schwert aus der Hand geschlagen. Kurz darauf verwickelten sich seine Zügel. Dann merkte er, wie er vom Pferd glitt. Plötzlich kam ein Speer geradewegs auf ihn zu, er duckte sich, fiel aus dem Sattel, schlug sich hart die Handknöchel an irgendeiner Rüstung an, und dann ...

Was sich in dieser Schlacht wirklich zutrug, läßt sich am besten verfolgen, indem wir das Schlachtfeld verlassen und dorthin zurückkehren, wo der Einsiedler der Südmark mit Bree, Hwin und Aravis zusammen unter dem ausladenden Baum saß und in den glatten Teich blickte.

Immer wenn der Einsiedler wissen wollte, was jenseits der grünen Mauer seiner Einsiedelei draußen in der Welt vor sich ging, schaute er in diesen Teich. Dort konnte er wie in einem Spiegel sehen, was im weiten Umkreis und bis über die Grenzen des Landes hinaus zu Land oder zu Wasser geschah. Den ganzen Tag über hatte er sich kaum vom Teich weggerührt, nicht einmal gegessen oder getrunken hatte er, denn er wußte, welch bedeutende Dinge sich in Archenland zutrugen. Auch Aravis und die Pferde starrten ins Wasser. Sie sahen, daß es ein Zauberteich war: denn nicht der Baum und der Himmel spiegelten sich dort, sondern in seinen Tiefen waren verschwommene, bunte Gestalten zu sehen, die sich bewegten. Aravis und die Pferde sahen kein klares Bild, das sah nur der Einsiedler, und von Zeit zu Zeit schilderte er ihnen, was er da erblickte. Kurz bevor Shasta in seinen ersten Kampf ritt, begann der Einsiedler seine Schilderung.

„Ich sehe ein – zwei – drei Adler über der Schlucht beim Sturmkopf kreisen. Einer von ihnen ist der Älteste aller Adler. Er flöge nicht am Himmel, stünde nicht eine Schlacht bevor. Ich sehe ihn hin und her fliegen, manchmal blickt er nach Anvard hinunter, manchmal nach Osten über den Sturmkopf hinweg. Ah – jetzt sehe ich, was Rabadash und seine Männer den ganzen Tag über getrieben haben. Sie haben einen mächtigen Baum gefällt und behauen, und jetzt kommen sie aus dem Wald und tragen ihn als Rammbock mit sich. Sie haben aus dem Scheitern ihres Anschlags gestern abend gelernt. Rabadash wäre besser beraten, hätte er seine Männer angewiesen, Leitern zu bauen: aber das dauert länger, und er ist ungeduldig. Narr! Er hätte sofort nach dem mißlungenen ersten Angriff nach Tashbaan zurückreiten sollen, denn sein Plan war ja, schnell und überraschend anzugreifen. Jetzt bringen sie ihren Rammbock in Position. König Lunes Männer nehmen die Kalormenen von den Mauern aus unter Beschuß. Fünf Kalormenen sind gefallen, aber viel mehr werden nicht mehr zu Boden gehen, denn sie halten alle ihre Schilde über den Kopf. Rabadash erteilt Befehle. Er ist umringt von seinen treuesten Lords – wilden Tarkaanen aus den östlichen Provinzen. Ich kann ihre Gesichter sehen. Da ist Corradin von Schloß Tormunt, Azrooh und Chlamash, Ilgamuth mit der verformten Lippe und ein großer Tarkaan mit einem roten Bart ...“

„Bei der Mähne des Löwen, das ist mein ehemaliger Herr, Tarkaan Anradin!“ rief Bree.

„Pssst!“ befahl Aravis.

„Jetzt setzen sie den Rammbock ein. Was für ein Lärm das wäre, wenn ich genausogut hören könnte, wie ich sehen kann! Es geht Schlag auf Schlag: das hält kein Tor lange aus. Aber halt! Oben beim Sturmkopf hat etwas den Vögeln angst gemacht. Sie kommen in Scharen herausgeflogen. Wartet ... ich kann noch nichts sehen ... ah! Jetzt sehe ich! Der ganze Hügelkamm im Osten ist voller Reiter. Wenn nur der Wind die Standarte erfassen und sie ausbreiten wollte! Jetzt haben sie den Hügel hinter sich gelassen, wer immer es sein mag. Aha! Nun habe ich das Banner gesehen. Narnia, Narnia! Es ist der rote Löwe. Sie kommen im Galopp den Hang herunter. Ich kann König Edmund sehen. Hinten, zwischen den Bogenschützen, ist eine Frau. Oh ...“

„Was ist?“ fragte Hwin atemlos.

„Alle seine Katzen kommen von links her angerannt.“

„Katzen?“ fragte Aravis.

„Großkatzen – Leoparden und so weiter“, sagte der Einsiedler ungeduldig. „Ich sehe, ich sehe. Die Katzen bilden einen Kreis, um die reiterlosen Pferde anzugreifen. Ein guter Einfall! Die kalormenischen Pferde sind schon fast verrückt vor Angst. Jetzt haben sich die Katzen zwischen ihnen verteilt. Aber Rabadash hat die Hälfte seiner Männer neu abkommandiert. Hundert Männer sitzen im Sattel. Sie reiten den Narnianen entgegen. Jetzt liegen nur noch zehn Pferdelängen zwischen den beiden Linien. Nur noch fünf. Ich kann König Edmund und Lord Peridan sehen. Bei den Narnianen reiten zwei Kinder mit. Was mag der König wohl im Sinn haben, daß er sie in die Schlacht mitnimmt? Nur noch eine Pferdelänge – jetzt sind die beiden Kampflinien aufeinandergestoßen. Die Riesen zur Rechten leisten wahre Wunder ... aber einer ist zu Boden gegangen ... er wurde ins Auge getroffen, glaube ich. Im Zentrum herrscht ein schlimmes Durcheinander. Zur Linken kann ich mehr sehen. Da sind wieder die beiden Jungen. Beim Löwen! Der eine ist Prinz Corin. Der andere gleicht ihm aufs Haar. Es ist euer kleiner Shasta. Corin kämpft wie ein Mann. Er hat einen Kalormenen getötet. Jetzt sehe ich ein bißchen von dem, was im Zentrum passiert. Fast wären Rabadash und Edmund aufeinandergestoßen, doch sie wurden auseinandergedrängt!“

„Was macht Shasta?“ fragte Aravis.

„Oh, dieser Narr!“ stöhnte der Einsiedler. „Armer, mutiger kleiner Narr. Er ist dieser Schlacht überhaupt nicht gewachsen. Er benutzt seinen Schild nicht. Von der Seite her ist er völlig ungeschützt. Er hat nicht die geringste Ahnung, was er mit seinem Schwert anfangen soll. Oh, jetzt ist es ihm wieder eingefallen. Er fuchtelt wild damit in der Gegend herum ... er hat seinem Pony fast den Kopf abgeschlagen, und wenn er nicht aufpaßt, wird ihm das demnächst auch gelingen. Jetzt hat man ihm das Schwert aus der Hand geschlagen. Duck dich, du Narr – oh, er ist zu Boden gegangen.“

„Ist er tot?“ fragten drei atemlose Stimmen.

„Woher soll ich das wissen?“ sagte der Einsiedler. „Die Katzen haben das Ihre geschafft. Alle reiterlosen Pferde sind inzwischen tot oder davongerannt: die werden den Kalormenen beim Rückzug fehlen. Jetzt wenden sich die Katzen wieder der eigentlichen Schlacht zu. Sie springen die Männer am Rammbock an. Jetzt haben die Kalormenen den Rammbock fallen gelassen. Oh, gut! Gut! Die Tore öffnen sich von innen: man will wohl einen Ausfall versuchen. Drei haben es schon geschafft. Es ist König Lune mit seinen Brüdern Dar und Darrin. Hinter ihnen kommen Tran und Shar und Cole mit seinem Bruder Colin. Jetzt sind schon zehn – zwanzig – nein, fast dreißig draußen. Die Kalormenen werden zu ihnen zurückgedrängt. König Edmund verteilt phantastische Hiebe. Unzählige Kalormenen haben ihre Waffen weggeworfen und rennen auf die Wälder zu. Diejenigen, die zurückgeblieben sind, haben einen schweren Stand. Von rechts schließen die Riesen auf – von links die Katzen – von hinten König Lune. Sie haben die Kalormenen in die Zange genommen, und diese kämpfen Rücken an Rücken. Dein Tarkaan ist zu Boden gegangen, Bree. Lune und Azrooh kämpfen Mann gegen Mann; es sieht aus, als könne der König siegen – der König hält sich gut – er hat gewonnen. Azrooh ist gefallen. König Edmund ist auch zu Boden gegangen – nein, er steht wieder. Er kämpft genau im Toreingang gegen Rabadash. Einige Kalormenen haben sich ergeben. Darrin hat Ilgamuth getötet. Ich kann nicht sehen, was mit Rabadash geschehen ist. Ich glaube, er ist tot. Er lehnt an der Schloßmauer, aber genau weiß ich es nicht. Chlamash und König Edmund kämpfen noch, aber ansonsten ist die Schlacht vorüber. Chlamash hat sich ergeben. Die Schlacht ist tatsächlich vorüber. Die Kalormenen sind geschlagen.“

Als Shasta vom Pferd fiel, war er sicher, sein letztes Stündchen habe geschlagen. Nachdem etwa zehn schreckliche Minuten vergangen waren, wurde Shasta plötzlich klar, daß in seiner unmittelbaren Umgebung keine Pferde mehr herumstampften. Shasta setzte sich auf und schaute sich um. Nach allem, was er sah, konnte kein Zweifel darüber bestehen, daß die Archenländer und die Narnianen die Schlacht gewonnen hatten. Die Kalormenen, die noch am Leben waren, hatte man gefangengenommen, die Schloßtore standen weit offen, und König Lune und König Edmund schüttelten sich gerade über den Rammbock hinweg die Hände. Die Lords und die Krieger, die im Kreis um die beiden herumstanden, unterhielten sich atemlos und erregt, aber voller Freude. Plötzlich brachen alle in schallendes Gelächter aus.

Shasta tat alles weh, aber er stand auf und rannte hinüber, weil er sehen wollte, worüber sie lachten. Und da sah er etwas ungeheuer Komisches. Der unglückliche Rabadash schien an der Schloßmauer zu hängen. Er zappelte wild mit den Beinen, die etwa zwei Fuß über der Erde hingen. Folgendes war passiert. Einer der Riesen hatte mit seinem eisenbeschlagenen Stiefel Rabadash einen Tritt versetzt. Er hatte ihn jedoch knapp verfehlt und nur mit der Stiefelspitze Rabadash Kettenhemd zerrissen. Als Rabadash später im Toreingang auf König Edmund stieß und Edmund ihn nun mehr und mehr zur Wand zurückdrängte, sprang Rabadash auf einen Steinblock, von wo er Schläge auf Edmund herunterregnen ließ. Doch als er dann feststellte, daß er in dieser Position hoch über allen anderen eine ausgezeichnete Zielscheibe für jeden Pfeil bot, der von den narnianischen Bogen abgeschossen wurde, entschloß er sich, wieder herunterzuspringen. Er setzte zum Sprung an und rief: „Der Donnerkeil Tashs fährt auf euch herab!“ Aber sein aufgerissenes Kettenhemd verfing sich an einem Haken in der Mauer, der einmal dazu gedient hatte, Pferde festzubinden. An diesem Haken hing er nun wie ein Wäschestück auf der Leine, und alle lachten ihn aus.

„Laß mich herab, Edmund!“ heulte Rabadash. „Laß mich herunter und kämpfe mit mir! Oder töte mich auf der Stelle, wenn du dazu zu feige bist.“

„Aber gewiß doch“, sagte König Edmund. Doch König Lune unterbrach ihn.

„Mit der Erlaubnis Eurer Majestät“, wandte sich König Lune an Edmund, „aber das sollten wir nicht tun.“ Dann drehte er sich zu Rabadash und sagte: „Wenn Ihr dieses Ansinnen vor einer Woche gestellt hättet, königliche Hoheit, dann hätte es vom König bis zur kleinsten sprechenden Maus keiner abgelehnt. Aber durch Euren Angriff auf Schloß Anvard zu Friedenszeiten und ohne jegliche Herausforderung habt Ihr Euch nicht als Ritter, sondern als Verräter gezeigt, dem es eher gebührt, dem Henker überantwortet zu werden, als mit einem Ehrenmann einen Schwertkampf auszufechten. Holt ihn herunter, bindet ihn, und bringt ihn hinein, bis wir uns entschlossen haben, was wir mit ihm tun wollen.“

Starke Hände entwanden Rabadash das Schwert, und dann trug man ihn ins Schloß. Er schrie, drohte, fluchte und weinte sogar.

In diesem Augenblick kam Corin angerannt, packte Shasta an der Hand und zerrte ihn zu König Lune. „Da ist er, Vater, da ist er!“ rief Corin.

„Ja, und da bist endlich auch du“, sagte der König mit rauher Stimme. „Du hast an der Schlacht teilgenommen, ganz und gar gegen meinen Willen. Eine Tracht Prügel stünde dir besser an als ein Schwert in der Hand, ha!“ Doch jeder konnte sehen – und auch Corin selbst sah es –, daß der König sehr stolz auf ihn war.

„Scheltet ihn nicht weiter, hoher Herr, seid so gut“, sagte Lord Darrin. „Seine Hoheit wäre nicht Euer Sohn, hätte er nicht Euer Ungestüm geerbt. Sicher würdet Ihr Euch mehr grämen, müßtet Ihr ihn der Feigheit bezichtigen.“

„Na ja, na ja“, brummte der König. „Ich will es noch einmal durchgehen lassen. Und nun ... “

Was nun geschah, überraschte Shasta mehr als alles, was er bisher erlebt hatte. Der König nahm ihn fest in den Arm und küßte ihn auf beide Wangen. Dann ließ er ihn wieder los und sagte: „Stellt euch nebeneinander, ihr beiden, damit euch alle gut sehen können. Hebt den Kopf! So, meine Herrschaften, schaut euch die beiden an! Hat einer von euch noch Zweifel?“

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