Weitere Mitteilungen mussten verschickt werden, eine davon war für den Feind bestimmt. »Stellen Sie eine Verbindung zum Flaggschiff der Syndiks her«, befahl er, und als die Verbindung stand, setzte er seine beste »Legendärer Held«-Miene auf, dann sprach er: »An den CEO, der die Reserveflotte der Syndikatwelten befehligt. Hier spricht Captain John Geary. Uns ist bekannt, vor wem Sie die Syndikatwelten auf der anderen, dem von der Allianz abgewandten Seite Ihres Territoriums beschützen sollten. Sie wissen, dass es nicht die Allianz war, die das Hypernet-Portal bei Kalixa zerstört hat. Und Sie wissen, wer das in Wahrheit getan hat. Lassen Sie sich nicht zu deren Werkzeug machen. Es wird Ihnen nicht erlaubt werden, Ihre Befehle in diesem Sternensystem auszuführen. Auf die Ehre unserer Vorfahren. Geary Ende.«
Wahrscheinlich würde es nichts bringen, dennoch hatte er es nicht unversucht lassen wollen.
Die nächste Mitteilung: »An das Kommandozentrum der Allianz im Varandal-System, hier spricht Captain John Geary, der befehlshabende Offizier der Allianz-Flotte. Ich werde versuchen, die Syndik-Flotte zu vernichten, und ich benötige jeden Beistand, den Sie uns gewähren können. Sie sollten wissen, dass es das Ziel der Syndiks ist, das hiesige Hypernet-Portal zu zerstören und auf diese Weise eine Energieentladung von der Größenordnung einer Nova zu erzeugen. Auf die Ehre unserer Vorfahren. Geary Ende.«
Desjani gab ihm ein Zeichen. »Cresida sendet ihre Nachricht an jeden im System.«
»Sehr gut.« Er überlegte kurz und sah sich an, wie sich seine Schiffe durchs All bewegten, wobei ihre Flugbahnen auf dem Display ein leuchtendes Netz bildeten. Die Schlachtkreuzer flogen in einem weiten Bogen, während die Schlachtschiffe sich geradewegs durch das System schnitten, damit sie alle ihre Positionen zu beiden Seiten der Syndiks einnehmen konnten.
Hätte er noch etwas zu seiner Großnichte sagen sollen? Aber was? Immerhin befanden sie sich mitten in einer Schlacht. Wahrscheinlich ist dir aufgefallen, dass die Repulse nicht bei der Flotte ist. Das liegt daran, dass dein Bruder wahrscheinlich gestorben ist, als er beim Rückzug aus dem Heimatsystem der Syndiks der Flotte Rückendeckung gab. Übrigens soll ich dir etwas von ihm ausrichten.
Nein, alles Persönliche würde warten müssen. Jane Geary konnte jetzt nichts gebrauchen, was sie von ihren Aufgaben abzulenken vermochte, und das galt für ihn genauso. Solange dieses Gefecht noch nicht hinter ihnen lag, war er an erster Stelle der Flottenbefehlshaber, an zweiter Stelle Captain John Geary, und erst an dritter Stelle war er der Großonkel von Jane Geary.
Die Schlachtkreuzer nahmen gemeinsam mit den Leichten Kreuzern und den Zerstörern ihre Formation ein, während die Schlachtschiffe bereits hinter ihnen zurückfielen. Nach der kurzzeitigen Hektik folgte nun eine lange Phase des Wartens. Trotz der höheren Geschwindigkeit würden die Schlachtkreuzer fünfundzwanzig Stunden benötigen, ehe sie ihr Ziel erreichten, einen Orbit zwischen den Syndiks und dem Hypernet-Portal. In gut zweieinhalb Stunden würde die Reserveflotte die Ankunft der Allianz-Flotte im System beobachten können, und nicht ganz drei Stunden später konnte die Allianz-Flotte dann feststellen, zu welcher Reaktion sich die Syndiks entschlossen hatten.
Geary wandte sich an die Flotte: »Status der sofortigen Gefechtsbereitschaft ist aufgehoben. Ihre Leute sollen sich eine Weile ausruhen.«
»Sir, die Howitzer bittet um Instruktionen.«
Er nahm die Anfrage entgegen und sah, wie die Befehlshaberin der Howitzer ihn entgeistert anstarrte. »Wie lauteten Ihre Befehle, Captain?«, fragte Geary.
Die Offizierin benötigte einen Moment, ehe sie sich wieder im Griff hatte. »Ähm … Sir, unser Befehl lautete, in der Nähe des Sprungpunkts zu bleiben, um notfalls als Späher und als Kurier zu handeln.«
»Sehr gut. Ich weiß, das ist kein Auftrag, um den man sich reißt, dennoch erfüllen Sie eine sehr wichtige Funktion. Bleiben Sie auf Ihrem Posten. Sollte es den Syndiks gelingen, das Hypernet-Portal zu zerstören, dann können Sie zuvor beobachten, wie sie die Trossen vernichten. Wenn Sie das sehen, dann warten Sie nicht ab, bis das Portal zusammenbricht, sonst wird die Energiewelle Ihr Schiff auslöschen. Wenn sich der Zusammenbruch des Portals abzeichnet, müssen Sie sofort in den Sprungraum entkommen und melden, dass Varandal wahrscheinlich komplett zerstört wurde.«
»J-ja, Sir.«
»Vielen Dank.« Nachdem das Bild der Befehlshaberin der Howitzer verschwunden war, widmete er sich wieder dem Display und dachte über all die Dinge nach, die schiefgehen konnten. »Tanya, welchen Stand werden die Brennstoffzellen der Schlachtkreuzer haben, wenn wir die Syndiks erreichen?«
»Etwa fünfzehn Prozent, Sir. Das hängt auch davon ab, wie die Syndiks reagieren.«
»Wie viel verbraucht die Flotte bei einem typischen Gefecht?«
Desjani machte eine vage Geste mit den Händen. »Einem Ihrer typischen Gefechte oder einem der Gefechte, bevor Sie das Kommando übernommen haben?«
»Ersteres.«
»Bei Ihnen gibt es keine typischen Gefechte, Sir«, meinte sie und lächelte ihn aufmunternd an. »Wir kommen mit fünfzehn Prozent schon hin.«
»Wenn man Vertrauen in Brennstoffzellen abfüllen könnte, Captain Desjani, dann könnten Sie die gesamte Flotte mit Energie versorgen.«
»Ich bin nicht die Einzige, die Ihnen vertraut, Captain Geary.« Mit ihren Blicken deutete sie auf die Wachhabenden auf der Brücke, die ruhig dastanden oder voller Eifer über die aktuellen Ereignisse diskutierten. Niemand ließ Angst oder Unsicherheit erkennen. »Keiner von ihnen fürchtet sich vor dem Ausgang dieses Kampfs.«
Gut fünf Stunden später beobachtete Geary sein Display. In einem Fenster, das sich dort geöffnet hatte, war Captain Jane Geary zu sehen, die den Erhalt seiner Befehle bestätigte. Haltung und Tonfall waren steif, in ihren Augen loderte ein Feuer. Sie machte einen erschöpften Eindruck, offenbar eine Folge des lang anhaltenden Gefechts, das sie sich mit den Syndiks geliefert hatte, bevor die Allianz-Flotte eingetroffen war. Er wusste, dass sie wegen des Jahrhunderts, das er im Kälteschlaf verbracht hatte, älter war als er, obwohl sie seine Großnichte war. Dennoch empfand er es als eigenartig, eine Verwandte zu sehen, die unter normalen Umständen mehr als eine Generation jünger hätte sein müssen als er. »Hier spricht Captain Jane Geary. Ich bestätige die empfangenen Befehle des Flottenbefehlshabers. Wir werden bis zum Tod kämpfen, um die Syndiks daran zu hindern, das Hypernet-Portal zu zerstören. Geary Ende.«
Sie hatte es vermieden, seinen Namen zu nennen, aber sie hatte seine Befehlsautorität auch nicht angezweifelt. Einen Moment lang verspürte er Verärgerung, weil Jane Geary nicht salutiert hatte, aber dann fiel ihm ein, dass außerhalb seiner Flotte niemand diesen Gruß benutzen würde, den er nach der Übernahme des Kommandos erst wieder eingeführt hatte. Der fehlende Salut war nicht als Beleidigung gemeint gewesen.
Jane Geary hatte den Befehl eindeutig verstanden, dass die Syndiks um jeden Preis aufgehalten werden mussten. War ihr aber auch klar, dass sie dafür sorgen musste, ihre Schiffe so lange wie möglich vor einer Zerstörung zu bewahren?
»Alles in Ordnung, Sir?«, fragte Desjani beiläufig.
»Ich wünschte, meine Familienzusammenführung würde unter weniger anstrengenden Umständen stattfinden. Augenblick, die Syndiks reagieren.« Zweieinhalb Stunden zuvor hatte die Reserveflotte den Kurs geändert – in Richtung Hypernet-Portal. Geary berechnete die Zeiten und stellte fest, dass die Syndiks vor seinen Schlachtkreuzern das Portal erreichen würden. »Jetzt hängt alles von Jane Geary ab. Wird sie die Syndiks aufhalten können?«
»Wollen wir’s hoffen.«
Die verbliebenen Verteidiger der Dreadnaught-Eingreiftruppe hatten sich vor den Syndiks zurückfallen lassen und bewegten sich in gleichbleibendem Abstand vor ihnen her in Richtung Hypernet-Portal. Geary verfolgte diesen Rückzug fast eine halbe Stunde lang, während er sich immer wieder fragte, was Jane Geary unternehmen würde.
Die Antwort kam umgehend, als auf dem Display Minentreffer an den Schiffen der Syndik-Reserveflotte angezeigt wurden. »Sehr schön«, lobte Desjani. »Sie haben gewartet, bis die Syndiks auf einen festen Verfolgerkurs eingeschwenkt waren, und dann haben sie die Minen ausgelegt. Sehen Sie, dieser Syndik-Schlachtkreuzer hat drei Treffer abbekommen.«
»Und sie haben einen ihrer Schweren Kreuzer verloren«, ergänzte Geary. Keines der anderen Syndik-Schiffe schien ernstere Schäden davongetragen zu haben, aber auf ihre Weise trugen die Minen dennoch dazu bei, dass der Feind ein wenig geschwächt wurde.
Doch die Syndiks rückten weiter vor, bis fünfzehn Minuten später ein weiteres Minenfeld zwei Jäger zerstörte und zahlreiche weitere Schiffe beschädigte. »Wie viele Minen hat sie wohl noch?«, überlegte Desjani.
»Diese Frage werden sich die Syndiks wohl auch stellen.«
Diesmal blieb die Reserveflotte nicht auf ihrem Kurs, sondern beschleunigte und stieg auf, um die Dreadnaught-Eingreiftruppe aus einem anderen Winkel anzufliegen. Doch die Allianz-Schiffe reagierten prompt mit einem Ausweichmanöver, woraufhin die Syndiks auf einen Verfolgungskurs gingen, der sie vom Hypernet-Portal wegführte. »Sie versucht, die Syndiks abzulenken«, bemerkte Desjani erfreut. »Sie ist eben eine Geary.«
Allerdings setzte nicht die gesamte Flotte zur Verfolgung an, denn auf einmal teilte sich die Kastenformation auf. Ein halbes Dutzend Schlachtschiffe, zwei Schlachtkreuzer und eine Reihe von Eskortschiffen folgten den Allianz-Schiffen, während der Rest wieder auf den alten Kurs einschwenkte und weiter auf das Portal zuflog.
»Was soll …?« Bevor Geary ausreden konnte, hatten die Dreadnaught, die Dependable und die Intemperate erneut den Kurs geändert und stürmten nun auf ihre Verfolger los. Allerdings war das Kräfteverhältnis auch so aus der Sicht der Allianz-Schiffe noch immer sehr ungünstig. Mit einem unguten Gefühl verfolgte Geary, was sich weiter abspielte, wobei er wusste, dass das alles schon vor zwei Stunden geschehen war.
Dann strebten die beiden Kriegsschiffgruppen plötzlich wieder voneinander fort, ohne dass eine von beiden Seiten irgendwelche erkennbaren Verluste davongetragen hatte. »Sie ist ihnen ausgewichen. Die Syndiks haben damit gerechnet, dass sie ihnen geradewegs in die Arme fliegt, aber sie hat ihre Schiffe wegtauchen lassen, um Treffer zu vermeiden.« Fasziniert sah Desjani auf ihr Display. »Sir, die Dreadnaught macht absichtlich einen Bogen um die Syndiks. Sie hat erkannt, dass die Syndiks die ferngelenkten Schweren Kreuzer nicht losschicken können, solange sich die Dreadnaught und die anderen Schiffe in der Nähe des Portals aufhalten. Sie könnte diese Kreuzer mühelos erledigen, wenn sich die anderen Syndiks zurückziehen.«
»Da müssten sich wohl erst ein paar Syndiks mit einem Himmelfahrtskommando einverstanden erklären«, meinte Geary. »Das ist nicht das Gleiche wie bei Lakota: Diese Schiffe wissen, was passiert, wenn das Portal zusammenbricht. Könnte der Befehlshaber der Reserveflotte genügend Schiffe überreden, in der Nähe des Portals zu bleiben, um die Dreadnaught fernzuhalten, während sie die Trossen zerstören?«
»Das möchte ich bezweifeln. Eine kleine Spezialeinheit auf ein Selbstmordkommando zu schicken, ist eine Sache, aber eine komplette Schiffsbesatzung? Das gehört nicht zu deren Aufgabenbeschreibung.«
Geary rief Lieutenant Iger. »Ich benötige Ihre Einschätzung, ob Syndik-Schiffe wissentlich auf eine Selbstmordmission gehen würden.«
Iger schüttelte den Kopf. »Üblicherweise nicht, Sir. Syndiks kämpfen bis zum Tod, aber eine Selbstmordmission ist nicht ihre Art.« Nach einer kurzen Pause fügte er an: »Da ist noch etwas, das für diese Frage von Interesse sein könnte. Die Gefangene an Bord der Dauntless ist medizinisch versorgt worden, und die Ärzte sagen, dass sie ein Trauma erlitten hat, weil sie die Zerstörung des Kalixa-Systems mitansehen musste. Sie braucht sogar Schlafmittel.«
»Das überrascht mich gar nicht, Lieutenant«, sagte Geary. »Aber was hat das mit unserer gegenwärtigen Situation zu tun?«
»Sir, Sie erinnern sich sicher, dass die Frau sagte, dass die CEOs der Reserveflotte ihr befahlen, ihnen die Kopien der Aufzeichnungen der Katastrophe zu schicken, die ihr Kreuzer gesammelt hatte. Das bedeutet, dass zumindest einige Syndik-Offiziere dieser Flotte genau das gesehen haben, was unsere Gefangene bei Kalixa so heftig hat reagieren lassen.«
»Verstehe.« Wenn der Anblick der noch vergleichsweise harmlosen Szenen bei Lakota bei seinen eigenen Offizieren Abscheu ausgelöst hatte, welche Wirkung würde dann etwas viel Schlimmeres auf die Syndiks haben? »Ich nehme allerdings an, die CEOs halten diese Aufzeichnungen unter Verschluss.«
Iger lächelte. »Sie werden es zumindest versuchen, Sir. Aber die Syndik-Systeme sind wie unsere. Sie stecken voller Hintertürchen und inoffiziellen Subnetzen. Derart komplexe Netze lassen sich gar nicht einrichten und warten, ohne dass auch solche Möglichkeiten geschaffen werden. Und wir wissen, dass das Personal der Syndik-Streitkräfte diese Lücken genauso ausnutzt, wie es unsere Leute tun.«
»Dann könnten also bereits zahlreiche Syndiks in dieser Flotte die Aufzeichnungen gesehen haben. Gut, vielen Dank, Lieutenant.« Er wandte sich um und berichtete Rione und Desjani, was er von Iger erfahren hatte.
Als er fertig war, nickte Desjani. »Ich weiß, dass der Anblick bei Lakota mich von jedem Restverlangen geheilt hat, mit der Dauntless ein Portal zum Zusammenbruch zu bringen.«
»Können die CEOs, die diese Reserveflotte befehligen, nicht einfach eines ihrer Schiffe unter ihre Kontrolle bringen und es fernlenken?«, warf Rione ein. »So sind sie doch auch bei Sancere vorgegangen.«
»Das könnten sie«, stimmte Geary ihr zu. »Aber den Besatzungen dieser Schiffe war es auch gelungen, zum Teil die Kontrolle zurückzuerlangen, bevor sie zerstört wurden. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass diese Besatzungen dort alles unternehmen werden, um die automatische Kontrolle über ihr Schiff auszuschalten. Immerhin wissen sie, welches Schicksal ihnen blüht, wenn sie das nicht machen.«
»Dann haben wir also eine Chance, solange die Dreadnaught der Vernichtung entgeht«, schloss Desjani.
»So sieht es aus.« Geary schickte eine weitere Nachricht an die Dreadnaught, in der er die aktuellen Erkenntnisse zusammenfasste. »Ich muss zugeben, ich bin überrascht, dass Jane Geary ein Gefecht mit den Syndiks meidet. Es ist zwar genau das, was sie tun soll, aber es ist völlig untypisch für die Art, wie … ähm …«
»Für die Art, wie die Flotte vor Ihrer Rückkehr gekämpft hat?«, führte Desjani seinen Satz zu Ende. »Es ist gar nicht so untypisch. Wir haben uns doch gefragt, warum eine Geary ein Schlachtschiff befehligt, aber keinen Schlachtkreuzer. Wissen Sie noch? Da haben Sie Ihre Antwort: mangelnde Aggressivität.«
Mit anderen Worten: Sie dachte taktisch, anstatt gedankenlos auf den Feind loszustürmen. Gearys Hoffnung, doch noch seine Großnichte Jane kennenzulernen, bekam durch diese Erkenntnis neuen Auftrieb. Er überprüfte, wie lange es noch dauerte, bis seine Schlachtkreuzer die Syndik-Flotte erreichte. Neunzehn Stunden. »Captain Desjani, haben wir schon irgendein Wort von den Behörden auf Varandal gehört?«
»Nein, Sir.«
»Nicht mal eine ›verstümmelte‹ Nachricht?«
»Nein, Sir. Wir haben auch keine Befehle aufgefangen, die an die Dreadnaught gerichtet waren. Sieht so aus, als würden sie Ihnen die Leitung dieser Schlacht überlassen.«
»Ich Glückspilz. Was schätzen Sie, wann die Eingreiftruppe der Illustrious hier eintreffen wird?«
Desjani machte eine nachdenkliche Miene. »Einige Stunden wird das auf jeden Fall noch dauern. Nachdem sie bei Atalia die Rettungskapseln an Bord genommen haben, können sie nicht annähernd auf 0,1 Licht beschleunigt haben, da sie ansonsten ihre Brennstoffzellen fast völlig aufgebraucht hätten. Badaya ist kein Genie, aber so dumm ist er nun auch wieder nicht.«
Geary korrigierte den Kurs seiner Schlachtkreuzer, um sie an die Flugbewegungen der Syndiks anzupassen, dann schickte er den Befehl zur Kurskorrektur auch an die Schlachtschiffe. Für den Augenblick gab es weiter nichts zu tun, als zu beobachten, wie die Syndiks versuchten, die Dreadnaught-Eingreiftruppe in ein Gefecht zu verwickeln, während die sich immer aus deren Reichweite entfernte.
Sie waren immer noch zehn Stunden vom Ort des Geschehens entfernt, als der Syndik-CEO offenbar die Geduld verlor. Mit einem Mal zerfiel die Kastenformation, und jedes Schiff begann auf eigene Faust, sich der Dreadnaught-Eingreiftruppe zu nähern. Nur vier Syndik-Schlachtschiffe verharrten in der Formation, die um zehn Schwere Kreuzer und einen Schwarm aus Leichten Kreuzern und Jägern herum angeordnet waren. »Dort sind die Schweren Kreuzer, mit denen sie das Portal zerstören wollen. Es wird für die Dreadnaught schwierig werden, all diesen Schiffen zu entwischen«, äußerte sich Geary voller Unbehagen. Angesichts schnellerer und mobilerer Schlachtkreuzer, Kreuzer und Jäger, die von allen Richtungen kamen, konnte ein Schlachtschiff nicht darauf hoffen, auf lange Sicht unversehrt zu bleiben.
Das versuchte die Dreadnaught-Eingreiftruppe auch gar nicht erst. Stattdessen beschleunigten die Schiffe auf einem Vektor, der auf die kleine Formation aus Syndik-Schlachtschiffen und Schweren Kreuzern zielte, um sich in den Schwarm aus Syndik-Schiffen zu bohren, der sich zwischen ihnen und ihren Zielen befand.
Nacheinander fielen drei Allianz-Zerstörer aus, entweder weil sie unter dem feindlichen Beschuss in Stücke gerissen wurden oder weil ein Totalausfall aller Systeme sie unkontrolliert durchs All trudeln ließ. Der einzige Leichte Kreuzer fiel dem Feuer eines Dutzends Syndik-Schiffe zum Opfer, die an ihm vorbeirasten. Ein Schwerer Kreuzer erzitterte unter den Treffern, dann verging er in einer heftigen Explosion. Die Intemperate steckte einen Treffer nach dem anderen ein, kämpfte aber weiter. Ein weiterer Zerstörer wurde auf umherwirbelnde Trümmerteile reduziert.
Dann hatte die Allianz-Eingreiftruppe sich durch die feindlichen Schiffe gekämpft und nahm Kurs auf die kleinere Syndik-Formation.
Die vier Syndik-Schlachtschiffe schleuderten ihnen Flugkörper und Kartätschen entgegen, aber die Allianz-Gruppe hatte sich bereits geteilt, um nicht zu viele Treffer abzubekommen. Dennoch fielen ein Schwerer Kreuzer und zwei weitere Zerstörer dem Sperrfeuer zum Opfer.
Die Dreadnaught-Eingreiftruppe raste auf die Syndik-Formation zu, die Schlachtschiffe Dreadnaught und Dependable schirmten dabei den Schlachtkreuzer Intemperate vor dem feindlichen Beschuss ab, während sie alle ihr eigenes Feuer auf die Schweren Kreuzer der Syndiks konzentrierten.
Geary sah, wie sich die Formationen wieder entfernten, und wartete ungeduldig darauf, dass das Display die Bewertungen der Flottensensoren darstellte.
»Wow«, meinte Desjani. Acht von zehn Schweren Kreuzern der Syndiks waren außer Gefecht gesetzt worden, einige völlig zerstört, andere kampfunfähig geschossen. »Gebt dieser Frau doch einen Schlachtkreuzer. So viel zum Plan der Syndiks. Jetzt werden sie noch ein paar Schwere Kreuzer mehr evakuieren müssen.«
»Allerdings.« Geary schüttelte den Kopf, als er sah, was von der Dreadnaught-Eingreiftruppe noch übrig war. Die Dreadnaught und die Dependable hatten beide Treffer abbekommen, waren aber weiterhin gefechtsbereit. Die Intemperate hatte die Hälfte ihrer Waffen eingebüßt und war so langsam geworden, dass sie nur mit Mühe mit den Schlachtschiffen mithalten konnte. Von den Eskortschiffen hatten nur zwei Schwere Kreuzer und ein einzelner Zerstörer überlebt. »Noch mal kann sie das aber nicht machen.«
»Vielleicht noch einmal«, widersprach Desjani. »Aber dann werden nur die beiden Schlachtschiffe durchkommen. Wenn sie schlau ist, wird sie den Syndiks eine Weile aus dem Weg gehen.«
Die eigenständig agierenden Syndik-Kriegsschiffe hatten inzwischen gewendet und versuchten erneut, die Dreadnaught-Eingreiftruppe abzufangen, doch die flog weiter in Richtung Hypernet-Portal. »Sie werden eine Weile brauchen, um diese Schiffe einzuholen«, sagte Geary. »Allerdings keine neun Stunden.« Die Auseinandersetzungen zwischen Syndiks und Allianz vor dem Eintreffen der Allianz-Flotte hatte beiden Seiten herbe Verluste zugefügt, doch nach dem letzten Gefecht verfügte die Reserveflotte immer noch über vierzehn Schlachtschiffe, elf Schlachtkreuzer, acht Schwere Kreuzer, dreiunddreißig Leichte Kreuzer und fünfundachtzig Jäger. »Acht Schwere Kreuzer. Würden die für die Syndiks genügen, um das Portal zu zerstören?«
»Das kommt darauf an, wie lange sie auf das Portal schießen.« Desjani schüttelte den Kopf. »Dieser CEO muss doch einsehen, dass er nicht an seinem ursprünglichen Plan festhalten kann. Die Dreadnaught und ihre Begleiter verschaffen uns zu viel Zeit. Die Syndiks werden anders vorgehen müssen.«
Plötzlich nahm Gearys Unbehagen Konturen an. »Sie werden versuchen, uns nacheinander auszuschalten. Sie werden erst unsere Formation besiegen. Dann werden Sie unsere Schlachtschiffe unschädlich machen, sobald die hier eintreffen. Danach können sie sich Zeit lassen, den Rest der Dreadnaught-Eingreiftruppe zu eliminieren, um schließlich in aller Ruhe das Portal hochgehen zu lassen.«
Desjani nickte. »Das ist genau das, was ich auch tun würde.«
»Aber wir besitzen nicht mehr genügend Brennstoffzellen, um mit den Syndiks Fangen zu spielen, bis unsere Schlachtschiffe uns eingeholt haben.«
»Wissen die Syndiks das?«
»Ich will es nicht hoffen.«
Noch sieben Stunden. Vier Syndik-Schlachtschiffe hatten die Verfolgung der Dreadnaught-Eingreiftruppe fortgesetzt, der Rest nahm wieder die gewohnte Kastenformation ein, wobei die überlebenden Schweren Kreuzer gut geschützt im Zentrum der Formation platziert wurden. Geary wog die Optionen ab. Ihm war klar, dass er seine Schlachtkreuzer vielleicht durch die Mitte dieser Kastenformation zu steuern vermochte, um an die Schweren Kreuzer heranzukommen. Das bedeutete allerdings, dass wahrscheinlich keines seiner Schiffe lange genug überlebte, um auf der anderen Seite der Syndiks deren Formation auch wieder zu verlassen.
Noch sechs Stunden bis zum Kontakt. Die kompakte Kastenformation begann zu wenden, um sich den Schlachtkreuzern der Allianz in den Weg zu stellen. »Richtig geraten, Captain Desjani. Was die großen Schiffe angeht, sind sie uns im Verhältnis zwei zu eins überlegen, aber mit Blick auf ihre vielen Schlachtschiffe verfügen die Syndiks über mindestens dreimal mehr Feuerkraft als wir.« Sein Blick fiel auf die vier Schlachtschiffe, die die Dreadnaught-Eingreiftruppe verfolgt hatten, nun aber auf einen neuen Kurs gegangen waren, um sich wie ein Schild zwischen die Allianz-Schiffe und die Hauptformation der Syndiks zu schieben.
Es war, als hätte Desjani seine Gedanken gelesen. »Vier Schlachtschiffe. Die können wir ausschalten.«
»Wenn wir es richtig anstellen.« Er studierte die Position der Allianz-Schlachtschiffe, die stetig ihrem Kurs folgten, aber über eine Stunde hinter seinen Schlachtkreuzern herhinkten. Die Bestände an Brennstoffzellen aller Schiffe schwanden zusehends. Geary konzentrierte sich auf die Rifle, die mit sechs Prozent Reserven den niedrigsten Stand der gesamten Flotte erreicht hatte. »Ich hätte die Rifle am Sprungpunkt zurücklassen sollen.«
»Das hätte die Crew Ihnen niemals verziehen.«
Sorgfältig widmete er sich der Annäherung an den Feind und korrigierte den Kurs der Schlachtkreuzer so, dass es aussah, als würden die mitten in die Syndik-Formation hineinrasen wollen. Tatsächlich war ihr Vektor aber so ausgerichtet, dass sie die Syndiks genau im richtigen Moment erreichen würden, um erneut den Kurs zu ändern.
»Wie lange noch?«, fragte Rione. Sie hatte so schweigsam dagesessen, dass man ihre Anwesenheit auf der Brücke leicht vergessen konnte.
»Die Syndiks kommen uns jetzt entgegen«, erklärte Geary. »Zwei Stunden, vierzig Minuten bis zum Kontakt, plus/minus ein paar Minuten. Bei zwei Stunden und zwanzig Minuten werden sie eine Überraschung erleben.«
»Sie könnten bereits damit rechnen«, wandte Desjani ein. »Die Dreadnaught hat genau das Gleiche gemacht.«
»Ja, stimmt. Dann werden wir eben auf eine unerwartete Weise ausweichen.«
Bei einer Stunde bis zum Kontakt hatte die Dreadnaught-Eingreiftruppe ihren Kurs geändert, um sich den vier Syndik-Schlachtschiffen zu nähern, die daraufhin ihrerseits gewendet hatten. Da die Dreadnaught nur noch fünfzehn Lichtminuten entfernt war, schickte Geary ihr einen weiteren Befehl: »Captain Geary, hier spricht … Captain Geary. Vermeiden Sie es diesmal, den vier Syndik-Schlachtschiffen zu nahe zu kommen. Wir sind zu Ihnen unterwegs und wollen versuchen, Ihnen unter die Arme zu greifen.«
Es kam keine Rückmeldung, obwohl die Zeitverzögerung nur noch fünfzehn Minuten betrug. Da es bis zum Kontakt mit der Reserveflotte keine halbe Stunde mehr dauerte, konnte sich Geary keine Gedanken darüber machen, ob Jane Geary seine Befehle ausführen würde. »An alle Einheiten der Formation Indigo eins, wir werden diesmal an der Syndik-Formation vorbeifliegen, diese vier Schlachtschiffe unter Beschuss nehmen und dann zurückkommen, damit wir uns der Flotte widmen können. Sparen Sie sich Ihre Munition bis dahin auf.«
Zwanzig Minuten bis zum Kontakt. Die Reserveflotte der Syndiks und die Schlachtkreuzer waren nur noch vier Lichtminuten voneinander entfernt, als sie mit einer Gesamtgeschwindigkeit von 0,2 Licht aufeinander zurasten. Die Syndiks hatten ihre Geschwindigkeit auf 0,1 Licht gedrosselt, damit die relativistischen Verzerrungen nicht ihre Chancen minderten, die Kriegsschiffe der Allianz zu treffen.
Fünfzehn Minuten bis zum Kontakt. Zehn Minuten. »An alle Einheiten der Formation Indigo eins, drehen Sie bei Zeit vier null neun nach backbord zwei null Grad, nach unten eins fünf Grad.«
Die Schlachtkreuzer und ihre Eskortschiffe bogen nach links unten ab, weg vom Stern Varandal in Richtung der Unterseite der Systemebene. Eine Minute war vergangen, ehe die Syndiks erkennen konnten, dass die Allianz-Flotte ausgewichen war, als die beiden Streitmächte keine sieben Minuten mehr voneinander entfernt gewesen waren. Geary betätigte seine Kontrollen. »An alle Einheiten der Formation Indigo eins, drehen Sie bei Zeit vier eins drei nach oben zwei null Grad.«
Die Syndiks würden selbst auch eine Kursänderung vornehmen, und zwar seitlich nach unten, um die Allianz-Schiffe abzufangen, doch die Schlachtkreuzer waren längst wieder in eine Aufwärtsbewegung übergegangen, während der Countdown bis zum Kontakt den Sekundenbereich erreichte. »Die Syndiks haben Flugkörper und Kartätschen abgefeuert«, meldete der Wachhabende für die Gefechtssysteme.
Das Feuermuster der Syndiks zielte in die Richtung, in die die Allianz-Schlachtkreuzer zuerst ausgewichen waren. Die Syndiks waren davon ausgegangen, dass ihr Gegner noch steiler nach unten ausweichen würde, und dementsprechend war ihr Beschuss ausgerichtet. Damit ging der jedoch deutlich ins Leere, denn Gearys Schiffe hatten längst Kurs auf die vier einzelnen Schlachtschiffe genommen.
Hinter ihnen begann die Syndik-Formation ein so extremes Wendemanöver, dass ein Leichter Kreuzer plötzlich zerbrach, weil seine Trägheitskompensatoren überlastet worden waren.
»Macht sie verrückt, macht sie irre«, merkte Desjani amüsiert an. »Wissen Sie, es ist noch gar nicht so lange her, da wäre ich wirklich außer mir gewesen, mit ihnen nur Fangen zu spielen, anstatt sie frontal anzugreifen. Aber jetzt ist es eine richtige Genugtuung, wenn ich daran denke, was dieser Syndik-CEO gerade von sich gibt.«
»Danke.« Die vier Syndik-Schlachtschiffe würden jetzt allmählich aufwachen und merken, dass zwölf Schlachtkreuzer aus der einen Richtung auf sie zukamen, während sich aus der anderen Richtung die Dreadnaught-Eingreiftruppe näherte. »Das kommt dabei heraus, wenn ein Commander Kompromisse eingeht, weil er versucht, an seinem ursprünglichen Plan festzuhalten, obwohl sich die Umstände drastisch verändert haben. Dieser CEO hätte niemals seine Streitmacht teilen dürfen, sondern sich darauf konzentrieren sollen, entweder uns oder die Dreadnaught-Eingreiftruppe anzugreifen.«
Eine Viertelstunde später war die Reserveflotte noch immer mit ihrem Wendemanöver beschäftigt, als die Allianz-Schlachtkreuzer bereits massiv verzögerten, um auf 0,1 Licht herunterzugehen und an den vier Syndik-Schlachtschiffen vorbeizufliegen. Dabei bombardierten sie die Syndiks mit zahlreichen Höllenspeer-Salven, gefolgt von den Null-Feldern der hinteren Schlachtkreuzer.
»Zwei erledigt«, meldete Desjani triumphierend, als eines der Schiffe explodierte und das andere unkontrolliert aus der Formation brach. Die Dauntless erzitterte noch immer von den Treffern, die ihre Schilde abbekommen hatten.
Trotz der überlegenen Feuerkraft der Allianz-Schiffe hatten auch die Leviathan, die Implacable und die Brilliant schwere Schäden davongetragen. »Dreadnaught, die beiden anderen Schlachtschiffe gehören Ihnen«, sendete Geary, während er die Allianz-Schlachtkreuzer erneut wenden ließ.
Als sie auf einen Vektor gingen, der auf die Kastenformation der Syndiks zielte, die mit 0,1 Licht auf sie zugeflogen kam, ertönte auf der Brücke der Dauntless ein Alarm. »Captain, unser Bestand an Brennstoffzellen hat soeben zehn Prozent unterschritten«, meldete der Wachhabende für den Maschinenraum. »Die Steuer- und Gefechtssysteme des Schiffs empfehlen, dass wir den Kampf abbrechen und sofort den Bestand auffüllen.«
»Dass ich daran nicht gedacht habe«, bemerkte Desjani trocken. »Die Empfehlung des Systems wurde zur Kenntnis genommen.«
»Ähm … Captain, die Systeme warnen davor, dass sie automatisch einen Logbucheintrag vornehmen werden, dass der befehlshabende Offizier das Schiff in Gefahr bringt, wenn ihre Empfehlung missachtet wird.«
»Sagen Sie dem System, es soll sich seine Warnung sonstwohin stecken, Lieutenant.«
»Captain? Wie …?«
»Übergehen Sie sie einfach!« Dann sah sie Geary an. »Es wäre eine Überlegung wert, diese Schlacht in nächster Zeit zu beenden.«
»Ich werde sehen, was sich machen lässt.« Vor ihnen kam die Kastenformation schnell näher, dicht dahinter befanden sich die Schlachtschiffe der Allianz.
»Die Dreadnaught-Eingreiftruppe greift die beiden verbliebenen Syndik-Schlachtschiffe der vormaligen Vierergruppe an. Die versuchen jedoch, zur Hauptformation zurückzukehren.«
Die Kastenformation enthielt noch immer zehn Schlachtschiffe und elf Schlachtkreuzer, auch wenn zwei der Letzteren zuvor zahlreiche Treffer hatten einstecken müssen.
Nach den Bewegungen der Syndik-Flotte zu urteilen, war deren Befehlshaber inzwischen offenbar so wütend und frustriert, dass er allmählich unvorsichtig wurde. Geary wiederholte das letzte Ausweichmanöver nach links unten. Dann aber ließ er die Schlachtkreuzer so steil nach rechts oben aufsteigen, dass sich dort gleich eine Ecke der Formation vor ihnen befinden musste; vorausgesetzt, der gegnerische Befehlshaber ging davon aus, dass sie das komplette Manöver flogen.
Die Finte funktionierte, die Flugkörper und Kartätschen der Syndiks flogen über die Allianz-Flotte hinweg, die ihrerseits auf ein Schlachtschiff und zwei Schlachtkreuzer zusteuerte, die die Ecke der Formation bildeten, die die Allianz ins Visier genommen hatte.
Die beiden Streitmächte zuckten im Bruchteil einer Sekunde aneinander vorbei, automatische Systeme erfassten ihre Ziele und feuerten. Als sich die beiden Flotten nach einem Augenblick wieder trennten, sah Geary, dass zwei Schlachtkreuzer der Syndiks nicht länger funktionstüchtig waren und dass das Schlachtschiff erhebliche Schäden davongetragen hatte.
Erst eine Sekunde später wurde ihm bewusst, dass in der Allianz-Formation eine Lücke klaffte. Dort hatte sich zuvor die Furious aufgehalten. Hinter ihnen, wo die beiden Streitmächte einander begegnet waren, trieb eine Trümmerwolke, die alles darstellte, was von der Furious noch geblieben war.
Mit tonloser Stimme meldete Desjani: »Die müssen ihr Feuer auf die Furious konzentriert haben. Es ist zu einer Überladung des Hauptantriebs gekommen. Niemand kann der Explosion entkommen sein. Verdammt.«
Einen Moment lang sah Geary Captain Gaylen Cresida vor sich, wie er sie zum ersten Mal im Heimatsystem der Syndiks gesehen hatte. Sie hatte sich ohne zu zögern hinter ihn gestellt und ihn gegen Zweifel und Anfeindungen verteidigt. Und er sah ihr Gesicht vor sich, wie er bei Atalia mit ihr über die Vorrichtung für die Sicherung der Hypernet-Portale sprach, mit der sie die Menschheit vor deren eigener Dummheit retten wollte, weil die ein Hypernet aufgebaut hatten, ohne irgendetwas über dessen Gefahren und Risiken zu wissen.
Dann schüttelte er den Kopf. Nicht jetzt. Später würde er noch Zeit haben zu trauern. »Die Dragon ist schwer beschädigt, die Implacable hat weitere Treffer abbekommen.« Elf Schlachtkreuzer waren noch übrig, und gut die Hälfte davon war in ihren Fähigkeiten stark eingeschränkt.
Sein Blick wanderte zu seinen Schlachtschiffen, die noch eine Lichtminute entfernt waren, als die Syndik-Kastenformation erneut wendete. Achtzehn Stück, dazu etliche Eskortschiffe. Instinktiv überlegte er, wie die Schlachtschiffe angesichts der geringen Zeitverzögerung zwischen ihnen und der Dauntless den Anflugvektor anpassen sollten. »Formation Indigo zwei, drehen Sie nach rechts null null zwei Grad, nach unten null zwei Grad.«
Der Flottenbefehlshaber der Syndiks, der ganz auf die Allianz-Schlachtkreuzer konzentriert war, musste einen ordentlichen Schock erlitten haben, als ihm klar wurde, dass die Schlachtschiffe der Allianz nahe genug gekommen waren, um ins Geschehen eingreifen zu können. Die Kastenformation hatte sich kaum ausgerichtet, um erneut die Allianz-Schlachtkreuzer zu attackieren, da flogen die Schlachtschiffe durch eine Seite des Kastens und zerstörten mit ihrer enormen Feuerkraft zwei Syndik-Schlachtschiffe und sechs Schlachtkreuzer.
Nachdem die Allianz-Schiffe hindurchgeflogen waren, hatten sie alle acht großen Schiffe der Syndiks außer Gefecht gesetzt, und einige der Schlachtkreuzer waren wie eine Vergeltungsmaßnahme für das Schicksal der Furious buchstäblich zerrissen worden.
Aber Gearys Freude währte nur kurz, da der Ablauf-Wachhabende im nächsten Moment meldete: »Die Brennstoffzellen der Rifle sind aufgebraucht, der Hauptantrieb hat sich abgeschaltet. Der Antrieb der Culverin hat die Abschaltung eingeleitet. Die restlichen Schiffe des Achten Leichten Kreuzergeschwaders haben für weniger als fünf Minuten Energie. Die Schiffe des Dreiundzwanzigsten Zerstörergeschwaders melden, dass ihre Brennstoffzellen aufgebraucht sind und die Abschaltung des Hauptantriebs unmittelbar bevorsteht.«
Auf dem Display waren die beiden Zerstörer zu sehen, die hilflos durchs All trieben. »Wie lange kann die Notversorgung die Lebenserhaltungssysteme versorgen?«, wollte Geary wissen.
»Zwölf Stunden«, antwortete Desjani sofort. »Ich dachte mir bereits, dass wir das würden wissen wollen. Bis dahin sollte dieses Gefecht beendet sein.«
»Ganz bestimmt.« Er befahl seinen Schiffen zu wenden. Dabei konnte er beobachten, wie eine wachsende Zahl an Zerstörern und Leichten Kreuzern auf ihrer bisherigen Flugbahn aus der Formation davontrieb. Sie hatten keine Energie mehr, um zu manövrieren.
Er spürte, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren, und er musste gar nicht erst auf die Statusanzeige schauen, weil er auch so wusste, wie es um den Bestand an Brennstoffzellen auf seinen Schiffen bestellt war. Die zahlenmäßige Überlegenheit der Allianz-Flotte würde schon bald keine Rolle mehr spielen, weil dann fast alle Schiffe reglos im All treiben würden.
Die Syndiks befanden sich jetzt zwischen den Schlachtkreuzern und den Schlachtschiffen der Allianz, die Schlachtkreuzer wiederum hielten sich zwischen der Syndik-Flotte und dem Hypernet-Portal auf. Trotzdem nahmen die Syndiks keine größere Kursänderung vor, sondern versuchten nur, die Kastenformation wiederherzustellen, nachdem deren eine Seite zerschmettert worden war.
»Denen muss klar sein, dass uns die Brennstoffzellen ausgehen«, murmelte Desjani.
»Bislang haben sie nur gesehen, dass die Eskortschiffe keine Energie mehr haben. Wir müssen sie in dem Glauben lassen, dass unsere großen Schiffe damit noch lange kein Problem haben.« Geary betätigte seine Kontrollen. »Formation Indigo eins, drehen Sie sofort nach links eins neun null Grad, nach oben eins zwei Grad, und beschleunigen Sie auf 0,6 Licht.« Die Struktur der Dauntless ächzte, als das Schiff das geforderte Manöver auf so engem Raum ausführte, wie es die Trägheitskompensatoren aushielten. Ringsum folgten die verbliebenen Schlachtkreuzer ihrem Beispiel und richteten sich auf die Seite der Syndik-Kastenformation aus, die noch immer Lücken aufwies. »Konzentrieren Sie das Feuer auf die vorderen Syndik-Schiffe!«
Sie jagten am Rand der Formation vorbei, und wieder schauderte die Dauntless bei den Treffern, die die Syndiks landeten. »Die Valiant meldet schwere Schäden, die Daring hat bis auf Höllenspeer-Batterie Bravo und den Null-Feld-Generator alle Waffen verloren. Die Implacable hat die Antriebs- und Steuerkontrolle verloren.«
Geary blickte weiter aufmerksam auf sein Display, das die Ergebnisse der jüngsten Salve anzeigte. Eines der überlebenden Syndik-Schlachtschiffe war in einen Trümmerhaufen verwandelt worden, und der einzelne Schlachtkreuzer am Rand der Formation existierte ebenfalls nicht mehr.
Die Allianz-Schlachtschiffe drehten bei, und auf Gearys Display leuchteten immer mehr Warnungen auf, was den Bestand an Brennstoffzellen auf seinen Schiffen betraf. Doch sie erweckten von außen den Eindruck, als wären sie unverändert bereit, wieder und wieder auf die Syndiks einzuschlagen. Die Allianz-Schlachtkreuzer, die sich jetzt auf der gleichen Seite der Syndiks befanden wie die Schlachtschiff-Formation, näherten sich weiter diesen Schlachtschiffen, während mehr und mehr Leichte Kreuzer und Zerstörer hinter ihnen zurückfielen, weil sich ihre Hauptantriebe nach und nach abschalteten. Die Dreadnaught, die Dependable und die Intemperate waren nur zwei Lichtminuten entfernt, aber auch wenn sie noch über genügend Energiereserven verfügten, hatten sie bei den vorangegangenen Gefechten mit den Syndiks schwer gelitten.
Abermals blinkte ein Warnlicht auf seinem Display auf. »Allianz-Schiffe am Sprungpunkt von Atalia. Wir können soeben sehen, dass die Illustrious-Eingreiftruppe eingetroffen ist.« Er sah zu den Syndiks und wartete darauf, wie sie reagieren würden.
Die drehten sich ein kleines Stück weit nach rechts und beschleunigten, während die beschädigten Schiffe zurückblieben und Rettungskapseln ausstießen. »Sie ergreifen die Flucht.« Desjani grinste ihn an. »Sie haben die Schiffe gesehen, die die Illustrious begleiten, aber sie haben nicht überprüft, in welchem Zustand die sich befinden. Sie haben nur weitere Allianz-Schiffe eintreffen gesehen, und da wir ihnen den Weg zum Hypernet-Portal versperren und so aussehen, als hätten wir den längeren Atem, treten sie die Flucht an.«
Geary konnte nicht glauben, dass das wahr sein sollte, und ließ das Display nicht aus den Augen. Jeden Moment rechnete er damit, dass sie doch noch umkehrten. Doch die entfernten sich immer weiter und beschleunigten, so schnell sie konnten. Sieben Syndik-Schlachtschiffe und zwei Schlachtkreuzer mitsamt den überlebenden Eskortschiffen rasten wie vom Teufel besessen in Richtung Sprungpunkt nach Atalia davon.
»Das Zehnte Leichte Kreuzergeschwader und das Dritte Zerstörergeschwader melden, dass die Brennstoffzellen aufgebraucht sind. Das Gleiche gilt für den Schweren Kreuzer Camail.«
Plötzlich begann Desjani schallend zu lachen, Geary sah sie verwundert an.
Sie zeigte auf die Anzeige für die Brennstoffzellen ihres eigenen Schiffs, die zwischen ein und zwei Prozent schwankte. Genauso plötzlich verstummte Desjani, schien ihm um den Hals fallen zu wollen, hielt sich aber davon ab und ballte stattdessen eine Faust, um Geary gegen die Schulter zu boxen. »Sie haben’s geschafft! Bei den lebenden Sternen, Sie haben’s geschafft!«
»Wir haben es geschafft«, berichtigte er sie und rieb sich die Schulter. Mit einem Mal fühlte er sich versucht, ebenfalls in hysterisches Gelächter auszubrechen. »Jeder in dieser Flotte hat es geschafft.« Er hörte, dass überall auf der Dauntless Jubel zu hören war. Die Crew feierte die Heimkehr.
Einen Moment lang merkte Geary, wie sich wieder die Erinnerungen an die letzten Minuten der Merlon regten. Er hatte den Schweren Kreuzer nicht retten können, und es war ihm auch nicht gelungen, dessen Besatzung nach Hause zu bringen. Ganz gleich, was alle anderen über die Schlacht bei Grendel sagten, ihm war es immer so vorgekommen, als habe er versagt. Aber diesmal nicht.
»Sir?«, fragte Desjani, die immer noch grinste, ihn aber ein wenig rätselnd ansah. »Stimmt etwas nicht?«
Er erwiderte ihr Lächeln. »Nein, Tanya, es ist alles in Ordnung. Ich musste nur gerade an etwas denken.« Etwas sagte ihm, dass die Rückblenden an die letzten Augenblicke an Bord der Merlon ihn zwar vermutlich niemals loslassen würden, doch er wusste: Sie würden nie wieder so schmerzhaft sein.
»Captain«, meldete der Ablauf-Wachhabende. »Drei Schnelle Transporter mit Bauplattformen im Schlepp fliegen zum Hypernet-Portal.«
Desjani wurde ernst und atmete tief durch. »Captain Cresidas Sicherheitsvorrichtung wird installiert. Mögen Ihre Vorfahren Sie mit den Ehren willkommen heißen, die Sie verdient haben, Jaylen. Grüßen Sie Roge von mir.«
»Ihr Ehemann?«, fragte Geary, der Mühe hatte, sich nicht von seinen Gefühlen überwältigen zu lassen.
»Ja. Seit er tot ist, hat sie immer gesagt, dass er auf sie wartet.« Mit einer schroffen Geste wischte Desjani sich über ein Auge und drehte sich zu ihren Wachhabenden um. »Beginnen Sie mit maximalen Energiesparmaßnahmen, bis wir neue Brennstoffzellen bekommen.«
Durch ihren Befehl fühlte sich Geary an seine eigenen Aufgaben erinnert. Er wandte sich ab und betätigte verschiedene Tasten. »An alle Einheiten der Allianz-Flotte: Verringern Sie Ihre Geschwindigkeit so weit wie möglich, ohne dabei die Brennstoffreserven unter ein Prozent sinken zu lassen.« Dann wechselte er auf einen anderen Kanal: »An alle Allianz-Einrichtungen im Varandal-System, hier spricht Captain John Geary, Befehlshaber der Allianz-Flotte. Die Schiffe dieser Flotte verfügen über extrem niedrige Bestände an Brennstoffzellen. Einige Schiffe mussten sogar bereits abgeschaltet werden. Ich bitte darum, dass mit höchster Priorität alle verfügbaren Kräfte mobilisiert werden, um die Schiffe mit neuen Brennstoffzellen zu versorgen. Auf die Ehre unserer Vorfahren. Geary Ende.«
Und noch eine Nachricht musste er senden: »Dreadnaught, verfolgen Sie mit Ihren Schiffen die auf dem Rückzug befindlichen Syndiks.« Die Dreadnaught würde sie bei dem bereits bestehenden Vorsprung nicht mehr einholen können, aber es konnte nicht schaden, die Syndiks noch ein wenig unter Druck zu setzen.
Und noch eine Nachricht: »Captain Badaya, die Syndiks sind auf der Flucht aus dem System. Es könnte sein, dass sie auf dem Weg zum Sprungpunkt nach Atalia noch versuchen, eine Salve auf Sie abzufeuern. Vermeiden Sie jeden Kontakt mit ihnen. Wir holen sie uns später, und dann möchte ich Sie und die anderen Schiffe in meiner Flotte haben.«
Rione hatte schweigend dagesessen und mit leerem Blick vor sich auf den Boden gestarrt. Schließlich erwachte sie aus ihrer Trance und schaute Geary an, als wisse sie nicht so recht, was sie da sah. »Meinen Glückwunsch. Der Kampf ist noch nicht vorbei, aber Sie haben schon jetzt das Unmögliche vollbracht.«
Der Krieg war noch nicht zu Ende, doch die verloren geglaubte Flotte war heimgekehrt.
Geary stand in seinem Quartier und betrachtete das Display, in dessen Mitte sich nun Varandal befand. Die Schiffe der Flotte kreisten als großer Schwarm um den Stern. Zum ersten Mal, seit er das Kommando übernommen hatte, befanden sie sich in einem System, in dem keine Bedrohung auf sie lauerte. Die Planeten, Städte und Anlagen waren bereit, der Flotte zu helfen und sie stellten keine Gefahr für sie dar. Was vierundzwanzig Stunden ausmachen konnten …
Vor zwei Stunden hatten die Syndiks Varandal verlassen, immer noch so in Eile, als wolle der Teufel persönlich sie in ein Schwarzes Loch ziehen. Noch während sie sich auf der Flucht befanden, waren aufgrund von Gearys Aufruf Schiffe aller Art von den Welten, Kolonien und Orbitaleinrichtungen im System zu Hilfe geeilt, um so viele Brennstoffzellen herbeizuschaffen, wie sie nur transportieren konnten. Nun war keines seiner Schiffe mehr in Gefahr, ohne Energieversorgung dazustehen, während die Schiffe, die alle Vorräte aufgebraucht hatten, neu gestartet wurden. Die am schwersten beschädigten Kriegsschiffe waren bereits auf dem Weg zu den weitläufigen Raumdocks mit ihren umfassend ausgerüsteten Werkstätten.
Geary verspürte eine drückende Schwere, als er an die Schiffe und die Matrosen dachte, die so kurz vor der Heimat noch gestorben waren. Die Furious war nicht der einzige Verlust, doch der hatte ihn am tiefsten getroffen. Auch die Schweren Kreuzer Kaidate und Quillion waren so schwer beschädigt worden, dass sie nicht gerettet werden konnten. Die Leichten Kreuzer Estocade, Disarm und Cavalier waren in Stücke geschossen worden, und die Zerstörer Serpentine, Basilisk, Bowie, Guidon und Sten waren entweder in Wracks verwandelt worden oder während der Kämpfe explodiert. Und das waren nur die Schiffe, die zur Flotte gehört hatten. Nicht mitgerechnet waren all jene Schiffe, die an der Seite der Dreadnaught gekämpft hatten und dabei zerstört worden waren. Und nicht mitgerechnet waren auch all jene Matrosen, die an Bord jener Schiffe getötet oder verletzt worden waren, die »nur« Schäden davongetragen hatten.
Doch die Flotte war heimgekehrt. Nicht unversehrt, nicht mehr vollzählig, aber sie war heimgekehrt.
Es hatte Zeiten gegeben, da er sich diesen Augenblick vorgestellt und sich selbst gesehen hatte, wie er erleichtert das Kommando über die Flotte abgab. Was genau er danach hätte unternehmen wollen, war ihm nie so ganz klar gewesen. Von dem Wunsch abgesehen, noch einmal Kosaka zu besuchen, hatte Geary keine Ahnung gehabt, wo er sich vor der Legende von Black Jack Geary verstecken konnte.
Das hatte sich grundlegend geändert. Er hatte gesehen, wohin die Pflicht ihn führte und was die Ehre von ihm verlangte. Und er hatte jemandem gegenüber einen Eid abgelegt, der ihm sehr wichtig war. Natürlich konnte er immer noch versuchen, allem den Rücken zu kehren, seine Vorstellungen von Pflicht und Ehre über Bord zu werfen und seine Versprechen zu vergessen. Doch wenn er das tat, dann ging das Töten zweifellos weiter. Der Krieg würde weitergeführt werden, so wie es schon seit Jahrzehnten der Fall war, und er würde den einen Menschen verlieren, dessen Gegenwart diese brutale, gewalttätige Zukunft zu einem Ort machte, an dem er trotz allem sein wollte.
Aus diesem Blickwinkel betrachtet, fiel ihm die Entscheidung nicht so schwer. Vielleicht machte er sich auch nur etwas vor. Vielleicht litt er sogar am Geary-Syndrom, das die Ärzte in den letzten Jahrzehnten als einen Zustand definiert hatten, bei dem die betroffene Person glaubte, nur sie könne die Allianz retten. Aber die Menschen, denen er vertrauen konnte, sagten ihm, dass er als Einziger eine Chance hatte, den Krieg zu beenden. Er glaubte alles andere, was sie ihm sagten, also musste er ihnen auch dies glauben.
Und so stand er nun da, betrachtete seine Flotte und fragte sich, ob er das Kommando behalten und seine Vorgesetzten von dem überzeugen konnte, was unternommen werden musste.
»Es war schlimmer als befürchtet«, sagte Rione. »Meine Kontakte im System haben mir berichtet, dass die Syndiks seit Monaten die Behauptung verbreitet haben, diese Flotte sei zerstört worden. Dann sprach sich herum, sie sei im Feindgebiet verschollen. Das führte zu zivilem Ungehorsam und zu Demonstrationen in zahlreichen Sternensystemen. Die Menschen der Allianz sind im Begriff, die Hoffnung zu verlieren.« Sie ließ eine kurze Pause folgen. »Sie waren im Begriff, die Hoffnung zu verlieren. Wenn man Varandal zum Maßstab erheben kann, dann weckt Ihre Rückkehr mitsamt der Flotte einen gewaltigen Optimismus.«
»Großartig.« Er musste an einige der Nachrichtensendungen denken, die in den Städten auf Varandal ausgestrahlt worden waren. Fröhliche Gesichter hatten die neuesten Informationen verbreitet, die bekannt geworden waren. Offiziell weigern sich das Militär und die Regierung, irgendetwas zu bestätigen, aber unsere Kontakte in der Flotte haben uns versichert, dass die Gerüchte der Wahrheit entsprechen! Black Jack ist zurückgekehrt, so wie die Legende es vorhergesagt hat! Er hat die Flotte gerettet! Und er hat Varandal gerettet! Kann er auch die Allianz retten? Nach seiner wundersamen Rückkehr scheint für den Helden der Allianz alles möglich zu sein!
Es folgten Bilder von grimmig dreinblickenden Pressesprechern. Die Regierung gibt dazu derzeit keinen Kommentar ab.
Was ist mit den Nachrichten, die Captain Geary während des Gefechts mit den Syndiks bei Varandal gesendet hat?
Die Regierung gibt dazu derzeit keinen Kommentar ab.
Was ist mit den Aussagen von Syndik-Gefangenen, wonach Black Jack Geary die Flotte durch das Herz der Syndikatwelten geführt und fast deren gesamte Raumschiff-Flotte vernichtet haben soll?
Die Regierung wird sich dazu äußern, sobald ihr weitere Informationen vorliegen.
Die Nachricht der Flotte, dass die Hypernet-Portale eine ernste Bedrohung darstellen, ist mit großer Sorge aufgenommen worden. Können Sie bestätigen, dass die in der Nachricht angesprochene Sicherheitsvorrichtung bei Varandal installiert worden ist?
Das Hypernet-Portal bei Varandal stellt keine Bedrohung dar. Aus Sicherheitsgründen können wir keine weiteren Informationen dazu herausgeben.
Beobachtungen des Hypernet-Portals haben ergeben, dass erst vor Kurzem neue Elemente dort installiert worden sind. Können Sie dazu etwas sagen?
Nein. Das Hypernet-Portal ist sicher.
»Warum gibt die Regierung nicht einfach zu, was ohnehin jeder weiß?«, wunderte sich Geary. »So stehen sie jetzt wie ein paar Idioten da.«
»So stehen Regierungen oft da, wenn sie versuchen, Informationen zu kontrollieren. Ich hoffe, Sie erwarten nicht von mir, dass ich diesen Ansatz diesmal rechtfertige. Angesichts der Zahl der Schiffe, die seit Ihrer Ankunft Varandal per Sprung und per Hypernet verlassen haben, muss sich die Neuigkeit rasend schnell herumsprechen. Und es ist eine gute Neuigkeit«, beharrte Rione. »Die Allianz braucht Hoffnung, und Sie verkörpern diese Hoffnung. Machen Sie sich gar nicht erst die Mühe, einen Schmollmund zu ziehen. Sie wissen, dass es wahr ist, auch wenn Sie es für noch so irrational halten. Und per definitionem ist Hoffnung an sich schon irrational.«
»Vermutlich kann ich mich nicht darüber beklagen, wenn ich bedenke, was ich der Regierung vorschlagen will«, räumte Geary ein. »Ob man das als rational bezeichnen könnte, wage ich eher zu bezweifeln.«
»Wollen Sie immer noch um die Erlaubnis bitten, mit der Flotte ins Heimatsystem der Syndiks zurückzukehren?«
»Ja, sobald sich jemand die Zeit nimmt, mit mir zu reden.« Er drehte sich zu Rione um. »Haben Sie irgendeine Ahnung, wie lange das noch dauern wird?«
»Schwer zu sagen«, erwiderte sie nachdenklich. »Möglicherweise kommt der komplette Große Rat her, um sich mit Ihnen zu unterhalten.«
»Das ist doch lächerlich!«
»Ist es nicht!«, schnaubte sie aufgebracht. »Sie besitzen mehr Macht als der Rat. Sie müssen das begreifen, und doch dürfen Sie nicht so handeln, als wäre es so. Diese Leute müssen Sie sehen und sich anhören, was Sie zu sagen haben, weil sie entscheiden müssen, ob Sie der Allianz den Untergang oder die Erlösung bringen. Wenn der Große Rat herkommt, dann können wir beide diese Leute davon überzeugen, dass sie Ihrem Plan zustimmen sollten. Selbst ich kann erkennen, dass es kein verrückter Plan ist. Ich dachte immer, Blochs Plan war ziemlich aussichtslos, aber nach den Verlusten, die Sie den Syndiks zugefügt haben, sehe ich das anders. Wenn Sie dann noch innerhalb kürzester Zeit die Zustimmung bekommen, einen Schlag gegen die Führung der Syndikatwelten zu wagen, stehen die Chancen gut, dass wir der Bestie den Kopf abschlagen. Aber das muss wirklich bald geschehen, denn wenn wir den Syndiks genug Zeit lassen, um neue Kriegsschiffe zu bauen, sehe ich schon jetzt eine neue Pattsituation auf uns zukommen, die sich erst auflösen wird, wenn beide Regierungen zusammengebrochen sind.«
Geary nickte. »Das wäre durchaus möglich. Was glauben Sie, wie sie die Nachricht von den Aliens aufnehmen werden?«
»Nicht gut. Aber wir haben eindeutige Beweise. Sie werden verstehen, dass wir uns so schnell wie möglich mit den Aliens und mit den Syndiks befassen müssen. Wir haben schließlich keine Ahnung, mit welchen verlockenden Fallen diese Aliens noch aufwarten werden.«
»Die Aliens müssen erfahren, dass sie teuer dafür bezahlen werden, wenn sie Kalixa irgendwo wiederholen. Und es würde mir auch nichts ausmachen, sie für Kalixa büßen zu lassen. Ich werde mein Bestes geben, um unsere Führer zu überzeugen. Dann werden wir die Syndiks besiegen und anschließend ein ernstes Wort mit den Aliens reden, natürlich unterstützt von ausreichender Feuerkraft.«
»Wenn man die jüngste Geschichte als Maßstab nehmen kann, dann dürfte Ihr Bestes genügen.« Rione wandte sich zum Gehen, doch als sie die Luke öffnete, wollte gerade Desjani eintreten. Beide Frauen warfen sich kühle Blicke zu und gingen wortlos aneinander vorbei.
»Captain Geary.« Desjani ging zu ihrer Komm-Einheit und aktivierte sie. »Sie erinnern sich bestimmt an meinen Befehl, dass alle verstümmelten Nachrichten erst an mich geleitet werden. Nun, vor Kurzem ist eine Nachricht eingegangen.« Sie betätigte eine Taste, dann sah Geary einen Admiral, der sich äußerlich ruhig gab, dessen Augen aber seine Nervosität verrieten.
»Hier ist Admiral Timbale mit einer persönlichen Mitteilung für Captain John Geary. Alle Menschen im Varandal-System und überall in der Allianz sind außer sich vor Freude über Ihre Rückkehr. Außer sich vor Freude und … ähm … verblüfft.« Der Admiral sah flüchtig zur Seite.
»Da hatte er seinen Text vergessen«, murmelte Desjani.
Geary warf ihr einen ironischen Blick zu. »Wie kommt es, dass Sie eine Nachricht ansehen konnten, die mit dem Vermerk ›Persönlich‹ versehen ist?«
»Ich bin Captain dieses Schiffs«, antwortete sie. »Das macht mich zwar nicht zum Gott über die Dauntless, aber es kommt ziemlich nahe heran. Sie sollten sich besser anhören, was der Admiral zu sagen hat.«
»Bis auf Weiteres behalten Sie das Kommando über die Flotte«, redete Admiral Timbale weiter. »Die Kriegsschiffe bei Varandal, die nicht bereits zur Flotte gehören, werden hiermit Ihrem Kommando unterstellt.« Der Admiral lächelte nervös in die Kamera. »Sie werden hiermit autorisiert, die Aufstockung und die Reparaturen an Ihren … an den Schiffen der Flotte nach Ihrem Ermessen zu bestimmen. Ihre Anforderungen werden mit der höchsten Prioritätsstufe behandelt.« Wieder zögerte der Admiral kurz. »Angesichts der vielen Aufgaben, die Sie zu erledigen haben, und mit Blick auf die Tatsache, dass für Varandal noch der Alarmzustand gilt, wird von dem üblichen Anstandsbesuch Ihres vorgesetzten Offiziers abgesehen. Ich werde Sie wissen lassen, wann wir ein Treffen vereinbaren können. Bis dahin hoffe ich, dass Varandal Sie mit allem Nötigen versorgen kann. Timbale Ende.«
Geary legte die Stirn in Falten. »Er will sich nicht mit mir treffen?«
»Wahrscheinlich hat er Angst«, gab Desjani zu bedenken. »Wenn er sich mit Ihnen trifft, könnte man ihm unterstellen, dass er mit Ihnen gemeinsame Sache machen will. Oder er fürchtet, Sie könnten genau das von ihm verlangen. Oder er bietet seine Unterstützung für einen Staatsstreich an, und dann muss er feststellen, dass Black Jacks Loyalität gegenüber der Allianz in keiner Weise übertrieben dargestellt worden ist. Wenn er sich nicht mit Ihnen trifft und auch nicht persönlich mit Ihnen redet, ist es für ihn viel sicherer.«
»Verdammt. So oft wollte ich lieber nichts mit Admirälen zu tun haben, konnte es aber nicht vermeiden. Jetzt, wo ich dringend mit einem Admiral sprechen muss, treffe ich auf einen, der nichts von mir wissen will. Ist Timbale der ranghöchste Admiral im System?«
»Er ist der einzige Admiral, den Varandal noch zu bieten hat«, erwiderte Desjani. »Sie wissen ja, wie heftig die Schlacht im Atalia-System war, und hier ging es nicht viel anders weiter. Admiral Tagos starb bei Atalia, Admiral Tethys kam hier ums Leben. Damit bleibt nur noch Timbale.«
»Tagos, Tethys und Timbale hat man alle im Varandal-System stationiert?«, grummelte Geary. »Das hört sich ja ganz so an, als hätte sich das Personalbüro einen seiner albernen Scherze erlaubt. Machen die so was immer noch?«
»Oh ja.« Sie verdrehte die Augen. »Vor ein paar Jahren wurden auf ein Schiff Offiziere versetzt, die alle den gleichen Nachnamen hatten. Mehr als einmal habe ich mir geschworen: Wenn der Krieg jemals endet, lasse ich auf dem Heimweg ein paar Steine genau auf das Personalbüro fallen.«
»Da mache ich auf jeden Fall mit.«
Desjani deutete auf das Display. »Wenigstens haben Sie formell ein paar neue Schiffe erhalten. Viele Eskortschiffe aus dem System haben nicht überlebt, aber Sie haben zwei weitere Schlachtschiffe und einen Schlachtkreuzer. Die Dreadnaught, die Dependable und die Intemperate sind zwar alle brutal zusammengeschossen worden, aber das heißt eigentlich nur, dass sie zum Rest der Flotte passen.«
»Ja, sieht ganz so aus. Na gut, wenn ich schon mit keinem Admiral reden kann, sorgen diese Befehle wenigstens dafür, dass wir die Flotte so schnell wie möglich wieder auf Vordermann bringen können. Kann ich das mit den verfügbaren automatischen Systemen überwachen?«
Desjani schüttelte den Kopf. »Zu viele Würmer, die in zu viele Richtungen kriechen. Allein die Reparaturarbeiten an den großen Schiffen zu überschauen, ist keine Leichtigkeit. Wenn dann noch die Zerstörer dazukommen, wird es zu einem Albtraum. Es sind so viele und wir haben so wenig Zeit zur Verfügung. Selbst wenn Sie jeden verfügbaren automatischen Assistenten bemühen, benötigen Sie immer noch menschliche Unterstützung, um alles im Blick zu haben. Ich empfehle Ihnen, ein paar Ingenieure von den Hilfsschiffen zu rekrutieren. Ich kann Ihnen aber auch ein paar von meinen Offizieren überlassen, da die Dauntless in nächster Zeit wohl nicht ins Gefecht ziehen wird.«
»Das wäre kein Problem?«
»Überhaupt nicht, Sir«, versicherte Desjani ihm. »Meine Junioroffiziere lieben zusätzliche Herausforderungen.« Ihre Mundwinkel zuckten, aber es gelang ihr, ein Lächeln zu unterdrücken.
»Das glaube ich Ihnen gern. Ich weiß, wie mir so etwas gefallen hat, als ich noch ein Junioroffizier war.« Geary starrte auf die Sterne auf seinem Display und versuchte, an alles zu denken, was erledigt werden musste. »Gibt es sonst noch was?«
»Wir haben die Bestätigung, dass bereits eine Basisversion von Captain Cresidas Vorrichtung am hiesigen Hypernet-Portal installiert worden ist. Eine verfeinerte Version wird derzeit vorbereitet. Wir wissen nicht, wie die von Cresida zusammengestellten Informationen in anderen Sternensystemen aufgenommen worden sind, aber dass man hier so schnell reagiert hat, ist schon mal ein gutes Zeichen. Es sollte sich über das Hypernet rasend schnell verbreiten, und die öffentlichen Quellen hier im System zeigen, dass die Bilder von Lakota die Leute in Angst und Schrecken versetzen.«
»Gut. Sehr gut. Was ist mit dem Hypernet-Schlüssel der Syndiks?«
»Der wurde von der Dauntless geholt und einem Schlüsselfabrikanten auf der bewohnten Welt hier im System übergeben. Eigentlich sollte er jetzt schon damit beschäftigt sein, Duplikate herzustellen.«
Geary schüttelte den Kopf. »Ich kann noch immer nicht fassen, dass wir es hierher geschafft haben. Aber wir werden diesen Hypernet-Schlüssel benötigen.«
»Deshalb bekommen wir ihn ja auch zurück«, fügte Desjani an. »Sobald die Fabrikationsdaten bestätigt worden sind, wird der Schlüssel auf die Dauntless zurückgebracht. Die geschätzte Zeit beläuft sich auf sechsunddreißig Stunden. Diesmal müssen wir seine Position an Bord des Schiffs nicht mehr geheimhalten, weil die Allianz jetzt so viele Kopien herstellen kann, wie sie will. Aber wir werden wieder im Besitz des Originals sein.«
»Hervorragend. Ich hatte schon befürchtet, Theater machen zu müssen, damit wir das Ding zurückbekommen.« Er sah kurz zu Boden und wappnete sich für die nächste Frage, die ihm auf der Zunge lag. »Sonst sind keine Nachrichten für mich eingegangen?«
»Nein, Sir. Von der Dreadnaught haben wir nur aktualisierte Statusmeldungen erhalten, Sir.« Er sah sie verdutzt an. »Sie braucht etwas Zeit. Jane Geary muss sich erst noch an alles gewöhnen, dann wird sie auch auf Ihre persönlichen Nachrichten antworten.«
Einen Moment lang schloss er die Augen. »Möglicherweise haben wir nicht so viel Zeit.«
»Das weiß jeder, sie auch. Denken Sie an Michael Geary. Er konnte sich wochenlang mit der Tatsache befassen, dass Sie noch leben, und erst dann haben Sie mit ihm gesprochen.«
»Und trotzdem hat er mich immer noch gehasst!«, sagte er, öffnete die Augen und musterte abermals die Sterne.
»Aber nicht am Ende, das haben Sie mir selbst gesagt. Ich habe auf die eine oder andere nichtautorisierte Weise den Funkverkehr der Dreadnaught überwacht. Daher weiß ich, dass Jane Geary mit verschiedenen befehlshabenden Offizieren dieser Flotte Kontakt aufgenommen hat. Offiziere, die Jane Geary kennt. Offiziere, die Sie kennen. Sie werden ihr von Ihnen erzählen, sie werden ihr sagen, wer Sie wirklich sind. Geben Sie ihr etwas Zeit, dann wird sie schon Kontakt mit Ihnen aufnehmen.«
»Diese anderen Offiziere sagen ihr, dass ich ihren Bruder im Syndik-Heimatsystem zurückgelassen habe und dass er wahrscheinlich tot ist.«
Desjani machte einen Schritt auf ihn zu und sagte in energischerem Tonfall: »Jane Geary ist eine Offizierin der Flotte. Sie kennt die Risiken so gut wie jeder von uns, sie kann Ihnen nicht die Schuld am Tod ihres Bruders geben, vorausgesetzt er ist tatsächlich umgekommen.«
Er lachte kurz traurig auf. »Sie gehen also davon aus, dass sie das Thema logisch angeht.«
»Mögen die lebenden Sterne verhindern, dass jemals ein Geary etwas logisch angeht!« Desjani schüttelte den Kopf. »Biologisch sind Sie jünger als sie, obwohl Sie ihr Großonkel sind. Sie sind der Berg, in dessen Schatten sie ihr ganzes Leben verbracht hat. Geben Sie ihr Zeit.«
»Okay, es ist ja auch nicht so, als hätte ich in der Zwischenzeit überhaupt nichts zu tun.«
»Stimmt genau.« Desjani sah sich um. »Soll ich die Junioroffiziere in Ihr Quartier schicken, damit Sie mit der Koordinierung beginnen können? Hier ist Platz genug.«
»Ja, sicher. Wie lange wird das dauern?«
»Geben Sie mir eine halbe Stunde, dann habe ich ein paar Junioroffiziere zusammen, die so aussehen, als hätten sie nichts zu tun.« Sie sah ihn einen Moment lang an. »Haben Sie für Jaylen Cresida zu Ihren Vorfahren gebetet?«
Prompt meldete sich Gearys schlechtes Gewissen zu Wort. So viel war zu tun gewesen, dass er das immer wieder verdrängt oder vor sich her geschoben hatte. »Nicht formal.«
»Warum gehen Sie nicht nach unten und erledigen Sie das, während ich mich um die Junioroffiziere kümmere?«
Der Vorschlag hörte sich eher nach einem Befehl an, aber trotzdem war es eine gute Idee und eine längst überfällige Pflicht; für Jaylen Cresida im Besonderen und für die vielen Matrosen im Allgemeinen, die bei diesem letzten Gefecht ihr Leben verloren hatten. »Ja, das werde ich machen.« Gemeinsam gingen sie zur Luke.
Bevor sie sich auf die Brücke begab, drehte sie sich zu ihm um. »Wir kehren doch zurück, nicht wahr?«
»So bald wie möglich«, versicherte er ihr. »Falls ich die Zustimmung bekomme.« Er musste an Riones Worte denken, die die Situation perfekt umrissen. »Wir müssen schnell siegen, sonst werden wir nie siegen.«
»Dann werden wir eben schnell siegen.«
»Ja, das werden wir.«
Oder bei dem Versuch sterben.