Das war mein Plan: Ich würde die Leiter in den kleinen Raum hinaufsteigen, den sie sich hinter den Räumen des Königs geschaffen hatten, und die schmale Wand hinter seinem Schrank, durch die wir ihn belauscht hatten, aufbrechen und in den Schrank und vorn dort aus in die Privatgemächer des Königs kriechen. Den König mit irgendeinem Gegenstand bedrohend (womit, wußte ich noch nicht genau), würde ich ihn zwingen, in die Tunnels hinabzusteigen, und ihn Bahadim und den anderen Mitgliedern der Kongreßparteifraktion übergeben. Wenn sie den König in der Hand hatten, konnten sie die Macht mit einem ziemlich unblutigen Staatsstreich übernehmen, einem ähnlichen Staatsstreich, wie König Mahendra ihn 1960 angezettelt hatte. Die Kongreßpartei würde übernehmen und die Ranas mit kräftigen Arschtritten von ihren Ämtern befördern, und alles würde besser werden.
Es funktionierte wie am Schnürchen. Mit einem Brecheisen, das ich von einer der Baustellen mitgenommen hatte, stemmte ich die Wand zum Schrank des Königs auf. Unter mir flüsterten einige von Bahadims Beobachtern scharf »Was tun Sie da?«, doch ich ignorierte sie und arbeitete mich durch die Wand in einen schwarzen Schrank, in dem auf beiden Seiten eindrucksvolle königliche oder militärische Uniformjacken hingen. Es war nicht gerade ein Schrank der Marke Imelda Marcos — Sie verstehen schon —, aber er war immerhin groß genug, daß man darin aufrecht gehen konnte, was ich auch tat, und zwar zu einer Tür, die ich einen spaltbreit öffnete.
Und dort stand er, mir den Rücken zugewandt. Ich warf die Tür auf, packte ihn um den Hals und hielt ihm die Brechstange vors Gesicht, damit er sehen konnte, womit er eins übergezogen bekam, falls er Widerstand leistete. Er leistete keinen, und ich zerrte ihn zurück in den Schrank, wirbelte ihn herum und knurrte mit leiser, mordlüsterner Stimme: »Machen Sie ja kein Geräusch! Na los — durch dieses Loch — gehen Sie schon!« Und ich stieß ihn durch den Durchbruch in der Wand. »Eine Leiter runter«, fügte ich schnell hinzu, aber anscheinend nicht schnell genug, denn mit einem lauten Rums rums rums polterte er unser kleines Schlupfloch hinab.
Ich folgte ihm hinab — wobei ich die Leiter nahm — und kam hinzu, als sich der König gerade wieder aufrappelte. Er zog seine Jacke glatt und sah sich im Kreis von Bahadims Vertrauten um, die uns nun umringten. Ich sah zum ersten Mal sein Gesicht, und eine Sekunde lang wurde mir schwindlig, und ich dachte: Wie zum Teufel haben sie Jerry Lewis in den Palast bekommen? Aber nein — er sah nur aus wie Jerry Lewis, oder Jerry Lewis zumindest so ähnlich, wie der Dalai Lama Phil Silvers ähnlich sah; also nicht sehr, aber doch genug, daß man einen Schrecken bekommt, wenn man ihm tief unten in einer schlecht beleuchteten Höhle begegnet.
Da waren wir also. Wir hatten ihn: Seine Majestät König Birendra Bir Bikram Shah Dav stand direkt vor uns und blinzelte uns an. Die Burschen von der Kongreßpartei, die zumeist zerlumpt und verdreckt waren, weil sie in den Tunnels gegraben hatten, standen sprachlos da. Der König war sprachlos. Ich war sprachlos.
Bahadim drängte sich durch den Kreis. »Was ist hier los, was geht hier vor …«Er hatte den König gesehen und blieb stehen, erstarrte wie Lots Frau. Sein Mund bildete ein perfektes O.
Dann kam wieder Leben in ihn, und er stürmte an meine Seite. »Was haben Sie getan?« schnatterte er. »Was soll das?«
»Das ist der König«, sagte ich und deutete mit meiner Brechstange auf ihn.
»Ja, das weiß ich, aber was macht er hier unten, was haben Sie getan?«
»Ein Staatsstreich«, sagte ich. »Das ist ein Staatsstreich. Wir übernehmen.«
»Arrgh!« sagte er laut und schnitt eine Grimasse. Er hopste an Ort und Stelle auf und ab, er schlug mir heftig auf den Oberarm, er rang seine Hände, bis ich schon glaubte, er würde sich die Finger brachen. Er atmete tief ein und schlurfte dann zum König hinüber, der die ganze Vorstellung benommen beobachtet hatte. Seine gefärbten Brillengläser konnten ihm in der Dunkelheit hier unten kaum von Nutzen sein.
»Eure Majestät«, sagte Bahadim, »es tut uns überaus leid, dieser Mann hat bei dem Versuch, uns zu helfen, einen überaus schrecklichen Fehler begangen, Ihr müßt ihm verzeihen, er ist Amerikaner.«
»Ah«, sagte der König.
»Bitte«, sagte Bahadim. Er streckte eine Hand nach dem König aus, zog sie wieder zurück, streckte sie erneut aus und ergriff den König vorsichtig am Unterarm. Er fiel ins Nepalesische, und sie unterhielten sich emsig, während er den König zum Fuß der Leiter zurückführte und ihn hinaufschob.
Geräusche von oben. Schreie. Bahadim schnappte wieder nach Luft und erklärte dem König etwas so schnell, wie ich noch nie jemanden hatte sprechen hören. Der König nickte und kletterte weiter.
Dann kamen die Schreie die Leiter hinab, und Bahadim fuhr herum und sagte etwas zu seinen Genossen, die augenblicklich in der Dunkelheit verschwanden, und dann lief er zu mir und schlug mich heftig auf den Arm. »Narr! Narr! Argh! Fliehen, kommen Sie — wir müssen fliehen …«
Und plötzlich erschienen große schwarze Stiefel im Loch, stiegen die Leitersprossen hinab und traten dem König auf den Kopf, und Bahadim zerrte mich am Arm, und wir verschwanden in die Dunkelheit.