Dreizehntes Kapitel

Die Maschinen gaben Schub, ein hohles Brüllen der auf die Erde gerichteten Düsen, und die Glück stieg hoch. Pyanfar fiel in das Hintere des dunklen Leitstandes, als das Deck hochkam, traf schwer auf und kauerte sich zusammen, glättete die Decke und das Kissen, die sie mitgebracht hatte, um diese Nische für ihren Rücken zu polstern; auf dem Boden des Leitstandes hinter den drei Sitzen der Rau. Der Kapitän hob die Hand, das Signal, dass ihre Anwesenheit bemerkt worden war, und führte sie dann sofort wieder an das Pult vor sich zurück. Die Glück setzte ihren Anstieg fort. Das Landegestell verschwand dröhnend in seiner Versenkung, und der Druck nahm zu. Pyanfar entdeckte einen Schmerz in der Schulter und stopfte eine Decke dazwischen, um ihn zu lindern.

Der Anstieg war nicht so steil, verglichen mit dem Winkel, in dem sie gelandet waren. Der Lander flog gewissermaßen, zuerst senkrecht hinauf und dann in einer schrägen Bahn, bei der das Heck der Schwerkraft folgend nach unten gerichtet war. Die Haupttriebwerke setzten mit einem Schub ein, der Pyanfars Eingeweide gegen die Wirbelsäule presste.

Ein Teil ihrer Gruppe war achtern in der gepolsterten Fahrgastnische gut dran. Tully und Khym und Ginas Llun saßen dort in dicken Polstern, ebenso Haral, um ihnen Gesellschaft zu leisten und sich um anfallende Probleme zu kümmern. Der unglückliche Rest war an den Schiffsseiten in kippenden und gepolsterten Abteilen untergebracht, die am nächsten Schott begannen — blindes dunkles Elend, zu viert wie eingemachte Fische untergebracht, der nächstliegende Sitz fast vor dem eigenen Gesicht hin- und herschwankend… Götter, Götter, so zu fliegen in einem Schiff, das unterwegs war in den Kampf am Himmel… sie empfand Schuldgefühle angesichts der relativen Bequemlichkeit ihrer eigenen Lage.

Die Co-Pilotin ließ etwas zu ihr herunterfallen. Mühsam streckte sie die Hand aus und holte sich den in Plastik gehüllten Artikel aus der Ecke der Nische, wo er sich festgesetzt hatte, wickelte den Ohrhörer aus und steckte ihn sich an. Keine Informationen kamen während des Anstieges herein, lediglich Statik, aber es war hilfreich, den Kontakt zu haben.

Der Station war es gelungen, diese eine Nachricht abzusetzen, und sie war noch am Senden gewesen, als der Anstieg begonnen hatte, was bedeutete, dass sich das Zentralkommando noch in Hani-Hand befunden hatte und alle Stationsleute die Hände voll zu tun gehabt hatten, so dass es ihnen nicht möglich gewesen war, jemanden zu erübrigen, der Fragen beantwortete. Die Nachricht ging auch weiterhin hinaus, was bedeutete, dass es den Kif nicht gelungen war, sie zum Schweigen zu bringen — oder sie kein entscheidendes Interesse daran hatten, das zu tun.

Aber die Docks… sie stellte sich die panisch fliehenden Arbeiter vor, desorganisiert, unvorbereitet auf eine Aktion, wie sie die Kif durchgeführt hatten. Stationen anzugreifen war nichts, was Hani je tun würden; demzufolge war Derartiges nicht vernünftig; demzufolge war es kein mögliches Ereignis, auf das man sich je vorbereitet hätte.

Mochten die Götter eine solche Denkweise verfluchen, und ebenso die Selbstgefälligkeit, die sie nährte. Mochten die Götter auch ihr Volk verfluchen und die Natur der Hani, weil sie sich alle nur um ihre eigenen fragmentierten Belange kümmerten, weil ihre ganze Welt derart aufgebaut war. Pyanfar hatte keine andere Wahl gehabt, als nach Chanur heimzukehren, denn ein Hani würde die Herausforderung weitertreiben, während das Haus Feuer fing und das Feuer seine eigene Haut versengte. Hani gingen stets ihre eigenen Wege, verachteten die Belange der Außenwelten, waren heikel beim Eingestehen, dass sie ohne die Mahendo’sat-Forscher, die sie gefunden hatten, gar nicht im All sein würden — aber so war es. Und die Hani fuhren fort, ihre Angelegenheiten nach den alten Methoden zu verfolgen, den Methoden, die funktioniert hatten, als es noch keine Kolonien und keinen Handel mit dem Draußen gab, als die Hani noch die unangefochtenen Besitzer der Welt waren und die Hani-Instinkte für die Welt, die sie besaßen, geeignet waren.

Aber, Götter, es gab andere Ökosysteme. Sie selbst waren an einem solchen beteiligt, dem Pakt selbst, und sie gingen mit unvorstellbaren Weiten um, die über die grasigen Ebenen Anuurns hinausgingen, ebenso mit Geschöpfen, deren Instinkte sich in gleicher Weise geeignet erwiesen hatten, auf ihre eigene Art richtig zu sein.

In einer unvorstellbaren Hölle funktionierten die Methoden der Kif am besten; und, Götter, selbst der Weg der Chi hatte irgendwie funktioniert, so irre er auch zu sein schien und Außenseitern unverständlich. Und Tully — der manchmal zur Hälfte Sinn ergab und manchmal überhaupt nicht.

Hatte Goldzahn sie für ihr Weggehen verachtet, weil sie aufgrund ihres Hani-Seins keine andere Wahl gehabt hätte, während die Vernunft zum Gegenteil riet? Scham machte sich in ihr bemerkbar, der Argwohn, dass die gesamte Hani-Rasse daran gescheitert war, eine Hoffnung der Mahe zu erfüllen, diese Hoffnung, die ihnen diese beiden Schiffe zur Verfügung gestellt hatte; und dass irgendwo dort oben vielleicht die Wracks ihrer mahen Verbündeten und der Stolz selbst trieben und ein Kif wartete, um diese Nussschale von einem Lander zu Gas und Schutt zu zerblasen, zusammen mit dem Hani-Gehirn, das sich gerade kritische Gedanken über die eigene Rasse gemacht hatte — wenn auch viel zu spät.

Wahnsinn. Der Winkel des Anstiegs raubte ihrem Gehirn den Sauerstoff. Ihr Blickfeld wurde grau. Sie hatte kein Gefühl mehr in Rücken und Armen und Beinen, und der Druck stieg weiter an.

Das Geräusch der Maschinen veränderte sich. Sie standen im Begriff, die Umhüllung der Atmosphäre zu verlassen, während sie weiterhin beschleunigten. Sie blinzelte und strengte sich an, den Hals zu bewegen, erblickte durch einen verschwommenen Schleier im Dunkeln blinzelnde Anzeigen, dazu ein Aufflammen von Licht, als der Scannerbildschirm klar wurde.

Sie blinzelte erneut, versuchte, an der Silhouette des Arms der Co-Pilotin vorbeizuschauen, etwas auszumachen, das groß war und dicht an ihrer Position stand.

»…..Glück«, schnappte eine Stimme durch den Stöpsel in ihrem Ohr. »Hier ist die Chanurs Stolz. Wir gleichen an und nehmen euch in Schlepp.«

Tirun!

Wenn es ihr möglich gewesen wäre, aufzuspringen und vor Freude zu schreien, dann hätte sie es getan. Aber durch die Gewalt des Andrucks niedergehalten, blieb ihr nichts anderes übrig, als zu lächeln, ein angespanntes und schwieriges Lächeln, während ihr das Herz gegen die Rippen hämmerte und das Blut Schmerz in ihre Gliedmaßen spülte.

Dann stoppten die Maschinen der Glück, und sie schnappte in der plötzlichen Erleichterung reflexhaft nach Luft. Die unsichtbare Hand, die sie auf das Deck gedrückt hatte, war nicht mehr, und sie arbeitete sich auf die bereits erprobte Handüber-Hand-Methode zur Kom- Konsole vor, schwebte mit den Füßen an der Decke, duckte sich wieder herab und packte sich das Mikro. »Beeil dich, Tirun, um der Götter willen!« Und zu den Rau. »Wo sind die Kif? Könnt ihr sie ausmachen?«

»Der Stationsscanner läuft nicht mehr«, sagte die Rau-Navigatorin. »Nicht nur der von Gaohn; auch die von Harn und Tyo arbeiten nicht mehr, sind vollständig weg. Wir haben noch unseren eigenen, sonst nichts mehr.«

»Schaltet den Rettungssignalgeber ein!« sagte Pyanfar und verbannte die ernsten Nachrichten in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins. »Die Stolz kann dann übernehmen. Lasst euch von ihrer Automatik fuhren!«

»Durchgegeben«, sagte der Kapitän. »Dein Job jetzt, Ker Chanur. Mögen die Götter uns helfen! Wir sind stockblind gegen jedes Sprungschiff, das sich da draußen herumtreibt.«

»Behaltet Trimmlage konstant bei und achtet auf die Erschütterung.« Eilig begab sich Pyanfar wieder in ihren gepolsterten Schlupfwinkel zurück. »Die Greifer übernehmen die Feinabstimmung. Versucht es nicht mit den Düsen! Die Stolz fliegt unter Comp.«

»Götter, sie ist über uns«, sagte die Co-Pilotin.

»Kommen näher«, drang Gerans Stimme durch den Kom-Stöpsel. »Bereithalten, Glück!«

Ein Nähe-Alarm ging los, wurde über das Schaltpult rasch wieder zum Schweigen gebracht.

Der Scanner setzte aus.

»Oh, Götter!« sagte die Navigatorin.

Pyanfar kauerte sich fest zusammen, drückte sich mit ganzer Kraft in die Polster.

Kopplung. Die Glück dröhnte und hüpfte und Pyanfars Körper wurde hochgeschleudert, da ihr Griff kaum reichte; sie schlug wieder auf, schob sich zurück, als die Greifer knirschten, verlagerte sich. Hielt sich fest. Eine beruhigende Stille herrschte. Gewichtslosigkeit.

»Habe Probleme«, sagte Tiruns Stimme. »Ich blase diese Schleuse leer; wir haben noch eine Röhre an der anderen Seite. Kommt, um der Götter willen, sofort an Bord, verlasst euer Schiff! Wir können euch nicht verteidigen.«

»Haral!« schrie Pyanfar den Zentralkorridor hinunter. »Ihr alle! Macht schon!«

»Kapitän«, sagte Nerafy Rau.

»Komm schon!« sagte Pyanfar, zog sich zum Kapitänssitz und hing dort an einer Hand, blickte auf Nerafy hinab. »Ihr alle… Götter, kommt mit uns! Wir bringen euch zu eurem Schiff zurück, falls es noch eine Chance dazu gibt. Wenn das nicht klappt, dann gibt es noch Kif zu erledigen, und diese Leute auf den Stationen — wollt ihr hier sterben, ohne einen Schuss abgefeuert zu haben?«

»Nein«, erwiderte der Rau-Kapitän und fing an, sich loszuschnallen. Die anderen folgten ihrem Beispiel. Pyanfar beendete ihren Purzelbaum und blickte heckwärts den Korridor hinab, sah einen Menschen in weißem Hemd, der unmittelbar vor einer Flut bewaffneter Hani heraufgesegelt kam. Der Rau-Kapitän zog sich mit den Händen aus dem Leitstand und machte sich auf den Weg zur nahegelegenen Schleuse; während die Besatzung den Stand verließ, packte sich Pyanfar das Mikro vom Pult. »Tirun! Wo stecken die Kif?«

»Das wissen die Götter. Die Mahijiru überwacht die Situation aus der Ferne; den Rest erzähle ich dir, wenn du hier bist.«

Die Leiber ihrer Gefährten purzelten an ihr vorbei. Die Schleuse öffnete sich nach innen, und ein Luftschock rammte sie in einer kalten Bö ins Schiffsinnere. »Ich komme«, gab Pyanfar durch, ließ das Mikro los, trat nach der nächsten Leitung und stieß in die Flut der Körper hinein ab, gelangte in die dunkle und betäubend kalte Schiffzu-Schiff-Greifröhre der Stolz.

Die Gliedmaßen wurden taub. Der Atem stach in den Lungen und Feuchtigkeit drohte ihr die Augäpfel zu überfrieren. Es tat weh, Götter, es tat weh! Eine grüne Lampe schimmerte, als sie die Nullschwerkraft des äußeren Rahmens der Stolz erreichte, ein Sicherheitsleuchtzeichen, ein Leitstern weit jenseits der Dunkelheit, der die Lage des Personallifts kennzeichnete. Eine blaue Lichterkette zog sich durch die Schwärze hindurch dorthin, eine Rettungsleine. »Khym!« rief Pyanfar, als ihr seine Unerfahrenheit einfiel.

»Blau ist die Leitlinie, Khym… Tully! Zu den blauen Lampen!«

»Ich hab‘ ihn«, rief Hilfys Stimme von weiter vorn. »Ich hab‘ sie beide.«

Die Lifttür ging auf. Jemand hatte sie erreicht. Ein fernes, blendend weißes Rechteck öffnete sich, und etwa zwanzig dunkle Körper mühten und kämpften sich den blaugesprenkelten Kurs entlang darauf zu, durch die Entfernung bedingt groß oder klein wirkend, manche wie Schwimmer in der Luft, andere benutzten das Seil und trieben die Schwimmer voran. Körper stießen zusammen und fingen einander und schwebten weiter, einer nach dem anderen in die Liftkabine hinein, wo sie wieder Farbe und Identität annahmen. Pyanfar fand sich über das letzte Stück hinweg in den Lift gezogen; und mit den letzten gelangten die Rau in dieses blendende Gleißen.

»Wir sind drin!« schrie Chur in den Korn. Haral rief eine Warnung und schloss die Lifttür, und plötzlich strebten die schwebenden Körper dem Boden zu, als sich die Kabine in Fahrt setzte. »Abstützen!« fuhr Pyanfar die Neulinge an, aber die erfahrenen Raumfahrer schnappten sie sich, und auf einmal donnerte und schrammte die Kabine in Synchronisation mit dem rotierenden inneren Zylinder. Es herrschte volle Schwerkraft, und der Lift fuhr weiter nach oben, wobei ein übelkeitserregender rückwärtiger Beschleunigungsdruck einsetzte, als die Stolz sachte Fahrt aufnahm. In der Ferne knallte etwas. — »Der Greifer ist drin«, sagte Haral. Der Lift fuhr weiter hinauf, am Unterdeck vorbei zur Hauptebene. Fuße fanden wieder den Boden, und beschmutzte Weltlinge klammerten sich mit angelegten Ohren und wild blickenden Augen aneinander.

Auf dem Hauptdeck hielt die Kabine an, und die Tür öffnete sich. Pyanfar stieß sich zwischen den anderen hindurch und hinaus, eilte durch den Hauptkorridor zur Bogentür der Brücke, wobei sie sich mit scharrenden Krallen auf dem Deck gegen den Zug der Beschleunigung vorarbeitete. Haral folgte ihr dicht auf den Fersen. »Unterdeck!« rief hinter ihnen Chur. »Fahrt runter!

Dort gibt es sichere Unterbringungsmöglichkeiten.« Die Tür ging zu; der Lift summte wieder in Betrieb. Pyanfar blickte nicht zurück. Sie warf sich über das letzte schwierige Stück, vorbei an Geran und Tirun in den Sitzen Drei und Zwei, und auch Haral erreichte ihren Sitz und glitt hinein. Pyanfar fand ihren leeren Sessel und warf sich hinein, ohne ein Wort zu sagen. Scannerbilder tauchten auf den Schirmen auf, zeigten ihre Position relativ zum Planeten und zur Station. Ein Punkt mit Knnn-Symbol hielt sich dem Durcheinander der anderen Punkte fern; zwei waren als Mahe gekennzeichnet, und die schreckliche Gefahr in Stationsnähe war eine Horde von nicht identifizierten Punkten, von Trümmerbogen, die angaben, wo Schiffe vernichtet worden waren und wohin ihre Überreste trieben.

»Die Aja Jin wurde beschädigt«, sagte Tirun ruhig. »Kif sind in die Verkehrskontrolle der Station eingedrungen und haben den Scanner zerstört. Die Llun hatten alle Hände voll zu tun. Jedermann ging an Bord aller verfügbaren Schiffe. Wir haben das Dock verlassen und sind mit den anderen geflohen… haben uns ausgerechnet, dass die Kif heimlich einfliegende Schiffe tarnen wollten, als sie den Scanner zerstörten. Der Angriff ist dann vor einer dreiviertel Stunde erfolgt. Jetzt auswärts gerichtet. Wir sind beim gegenwärtigen Kurs auf dem Weg zurück zur Station. Die Fortune hat ein Landekommando abgesetzt. Noch einige andere sind gefolgt. Wie gehen wir vor?«

»Sprich weiter! Kurs beibehalten!« Sie streckte die Hand aus und schaltete die Flugwarnung ein. »Wir haben Fahrt«, sagte sie über Rundspruch. »Haltet euch fest! Ich werde den Kom an unserem Ende offen halten. Wir stecken in Schwierigkeiten, und ich will nicht, dass sich da unten irgend jemand herumtreibt. — Tirun, was sagt der Comp über diese Kif-Bewegung? Gibt es da ein Kursschema?«

Die Daten blitzten auf den Schirm. »Alle Stationen haben Scanner-Sendungen eingestellt.«

»Ein paar Kif haben das Dock verlassen, aber wir wissen nicht, welche. Das einzig Gute daran, dass sie den Scanner der Station eine gute Weile vor dem Angriff ausgeschaltet haben, besteht darin, dass sie sich nur auf unsere letztbekannten Positionen stützen konnten und der Angriff daher die meisten von uns nicht traf. Die Aja Jin hat, da fest positioniert, etwas abbekommen; zumindest ein Frachter wurde getroffen und nach unseren Erkenntnissen auch ein paar Kif, aber wir wissen nicht, wen es erwischt hat, denn niemand sendet jetzt viel Unterhaltung, und eine ganze Menge Frachter haben sich der Scanner-Erfassung entzogen und verstecken sich. Ich schätze, beim nächsten Angriff werden sie sich die fixen Ziele vornehmen… die Station, die letzte Position der Aja Jin…«

»Vielleicht Anuurn.«

Tirun warf ihr mit angelegten Ohren einen Blick zu.

»Ihr habt unsere Maßnahmen in Gang gebracht«, meinte Pyanfar. »Ich mache damit weiter. Nennt mir noch eure übrigen Überlegungen. Wo meint ihr, steckt Akukkakk?«

»Ich glaube, er ist bei denen, die die Station verlassen haben; und er kann nicht schnell genug beschleunigt haben, um mit den Angreifern zu fliegen. Ich schätze, er steckt auf einem der Schiffe da draußen, verhält sich ruhig wie die anderen auch. Und wir werden herausfinden, welches seins ist, ganz einfach dann, wenn die Angriffsmacht zum nächsten Anflug kommt.«

Pyanfar nickte. Das Manöver zu übernehmen, das sie ihm vorexerziert hatte — das Ablegen der Frachter —, und es zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen — das war sehr wahrscheinlich.

So war Akukkakks Stil, für dessen Wahrnehmung sie ein Gespür zu entwickeln begonnen hatte; Ein Muster von Zügen, eine Tendenz, die Einsätze zu erhöhen, sobald er herausgefordert war.

»Er wird seine Kräfte weiterhin gegen die Station hetzen«, urteilte sie, »um sie zu zertrümmern. Das hat er als Lektion für uns parat. Aber er weiß verdammt gut, welches Schiff wir sind, Kusinen. Wir sind allzu auffällig, und ich habe so eine Vorstellung, in welche Richtung er geht, wenn er kann — gleiche Chancen zwischen uns und der Mahijiru. Und da die Mahijiru Jik dabei hat…« Sie warf einen kurzen Blick auf den Scanner, wo die Mahe als Doppelblip dicht bei der Kif-Position an der Station zu sehen waren. »Sie wird ihren eigenen Scanner überlagern, diese Angriffsmacht, aber Akukkakk wird ein gutes charakteristisches Bild für sie haben. Mögen die Götter ihn verfluchen!«

»Wir setzen unsere Leute auf der Station ab«, sagte Haral vom vierten Sitz her, »und dann eine enge Kurve fliegen, möglicherweise; diesen Haufen da aussortieren.«

»Müssen etwas unternehmen, soviel ist sicher. Tirun: zu dir.« Sie schaltete die Aufgabenbereiche wieder zurück, die ihr Pult übernommen hatte. »Flieg uns rein! Ich rede mit den anderen. Ich werde euch alle hier oben brauchen. Bleib wo du bist, Haral!«

»Okay«, brummte Haral.

Pyanfar drehte den Sessel, glitt heraus und eilte mit äußerster Anstrengung in die Richtung der Antriebskraft, suchte mit den Krallen Halt. Am Lift kollidierte sie rutschend mit der Wand, drückte den Rufknopf und schnappte nach Luft, während sie wartete.

Er traf ein; sie ging hinein und wartete, während er sie rasch zum Unterdeck trug. Ihre Muskeln bebten, und sie neigte zum Zittern, obwohl es eigentlich nicht hätte kalt sein sollen.

Unterdecks-Hauptkorridor. Dort fand sie die Chanur versammelt, wie sie an die Wände gelehnt im Durchgang saßen, die Gewehre auf dem Schoß — der sicherste Platz, den sie in der Nähe des Ausgangs finden konnten. Sie rappelten sich bei ihrer Ankunft auf — und da war Chur unter ihnen, mit Khym und Tully und Hilfy; außerdem die Llun und die Chanur- Kapitäne mit ihren Besatzungen. Sie ging zwischen sie, packte Chur am Arm und betrachtete die anderen. »Ihr habt verstanden?«

»Verstanden«, bestätigte Rhean Chanur. »Wir versuchen, die Stationsleute zusammenzuholen, und wenn wir einem weiteren Angriff ausgesetzt werden, suchen wir das Zentrum auf und warten darauf, dass du uns nachher abholst. Mögen die Götter uns helfen.«

»Die Stolz wird zurückkommen, Rhean; es war dein Schiff, das den Durchbruch erzwang, deine Besatzung, mögen die Götter auf sie herabschauen. Ich weiß nicht, welche Beschädigungen es vielleicht abbekommen hat. Bereitet euch besser auf jede Abholung vor, die für euch kommt. Anfy, für dich dasselbe, jedes erreichbare Schiff. Besorgt Systeminterne, um die Posten auf den Sprungschiffen zu besetzen — alles, was wir kriegen können. Die Götter allein wissen, wer wo steckt. Die anderen von euch: Wenn ihr diese Gewehre benutzt, dann tut euch mit den Besatzungen zusammen und gebt Deckung. Trefft einmal das falsche Ziel, und schon habt ihr eigene Leute getroffen, kapiert? Oder auch, wenn ihr ein Schott zerschießt; behaltet euren Verstand beisammen und überzeugt euch davon, was sich hinter dem versteckt, worauf ihr schießt. Ihr werdet auf einer Station schießen, versteht mich richtig, und wenn eure Schüsse das Deck treffen, werden die Beine anderer ganz schön hochgehen.«

Ohren sanken bedrückt herab; Augen starrten aus schwarzen Pupillen. Hilfys Blick zeigte wieder etwas anderes, die Ohren aufgerichtet, sachlich. Pyanfar starrte sie an, gleichzeitig angetan und krank im Herzen. Keine Möglichkeit, sie aus der Sache rauszuhalten. Keine Notwendigkeit. Diejenigen, die auf die Station gingen, und die, die auf der Stolz blieben, befanden sich in gleich großer Gefahr. Vielleicht war sie für die auf dem Schiff größer.

Akukkakk wurde dafür sorgen, wenn sich ihm die Gelegenheit bot.

»Nähern uns Dock«, sagte der Kom. »Bereithalten für Bremsung!«

»Wir werden keine Zeit verschwenden«, sagte Pyanfar zu den Umstehenden. »Chur, Hilfy, ihr seid alles, was die Stolz entsenden kann; macht eure Arbeit richtig und kommt zurück! Ihr alle… Khym — geh mit meiner Besatzung, ja?«

Er nickte. Es lag etwas Prickelndes in der Luft. Niemand sonst hätte ihn gerne mitgenommen, aber in Churs und Hilfys Augen gab es kein Zurückzucken. Er schaute kurz zu ihnen hin, und die Überreste seiner Ohren richteten sich auf unter dem Blick, den sie ihm widmeten.

Um ihretwillen, dachte sie. Mochten die Götter ihnen helfen… wenn er sich blindwütig in etwas stürzte und jemandem den Tod brachte.

Das Bremsmanöver begann. Sie stützten sich an die Wand des Korridors… ein harter Andruck, schlecht für ein Andockmanöver. Pyanfar schloss für einen Moment die Augen und rutschte wie alle anderen in eine kauernde Stellung hinab, im Augenblick zufrieden, dort zu sein, wo sie sich befand, und von dem Wunsch an alle Götter erfüllt, mit den anderen zu gehen.

Tully kauerte sich neben Hilfy. Pyanfar drehte den Kopf und straffte nachdenklich den Mund.

Er war derjenige, der vielleicht ausbrach. Er war derjenige, der taub war für Anordnungen und wahnsinnig vor Zorn. Khym befand sich weiter unten, schämte sich — wie sie wusste — seines Zustandes, des Misstrauens um ihn herum, Erwartung, dass er eher eine Gefahr als eine Hilfe für die eigene Seite sein würde, dazu neigend, seinen eigenen Weg zu gehen, männlichem Temperament und männlicher Instabilität zum Opfer zu fallen — er, Khym, der all den anderen hier die Haut gerettet und ihnen die Chance gegeben hatte, rechtzeitig zu starten. Wie Kohan, der sich unten auf der Welt in Agonie quälte, weil er in Chanur-Holding in der Falle saß; und, Götter, er hatte gesiegt.

Der Andruck ließ nach; sie verlagerten ihre Positionen in der Weise, dass sie ihre Körper gegen das Zerren der Docking-Düsen aneinander lehnten; und wer einen Halt hatte, hielt ihrerseits die fest, die keinen besaßen.

Kontakt. Die letzte Richtung der Schwerkraft stabilisierte sich und Greifer packten krachend zu. Der Zugang dröhnte in Position. »Habe Kontakt mit Hani-Kräften draußen«, sagte Geran. »Sie halten einen Ausgang frei. Glück für euch alle!«

»Habt selbst welches«, rief Chur zum Kom hinauf. »Hai, da hinauf!« schrie Hilfy, und der ganze Haufen rappelte sich auf, bereit, zur Schleuse zu eilen.

Pyanfar erhob sich mit den anderen. »Tully«, sagte sie und winkte ihm. Sein Gesicht, das Eifer gezeigt hatte, legte jetzt das Begreifen dessen an den Tag, was sie wollte. Sie winkte ein zweites Mal, während die Chanur-Truppen durch den Korridor zur Schleuse marschierten, und als er nicht kam, ging sie hinter ihm her und packte ihn am Arm, während Chur und Hilfy zögerten.

»Geht!« sagte Pyanfar zu den beiden. »Seid vorsichtig!« Sie gingen in geordneter Hast mit den anderen, den Korridor hinab zur Schleuse. Pyanfar legte die Ohren zurück, spürte, wie Tully an ihrer Hand zerrte.

»Bitten«, sagte er. »Sie kämpfen, Pyanfar. Ich…«

»Nein«, sagte sie. »Da draußen kannst du keine Befehle hören, verstehst du? Komm mit mir! Komm mit rauf zur Brücke!«

Wenn sich diese mitleiderregend kleinen Ohren hätten bewegen können, dann hätten sie jetzt herabgehangen, dachte sie; er machte ein entsprechendes Gesicht. »Ja«, erwiderte er leise. »Verstehen.«

Die Schleuse ging auf und schloss sich kurz darauf wieder. »Ich komme rauf!« rief sie in den offenen Kom. »Seid vorsichtig beim Ablegen!«

Tully kam mit, lief neben ihr her. Sie bugsierte ihn in den Lift, und er lehnte sich dort an die Wand und betrachtete sie, Schmerz in den Augen, wie der Kohans — beschattete Augen, die helle Mähne zerzaust, der ganze Körper vor Erschöpfung und Unglücksgefühl zusammengeschrumpft.

»Wir fliegen«, sagte sie, als sich der Lift zum Korridor öffnete, der zur Brücke führte. »Wir bekommen die Kif, Freund, finden Akukkakk und begleichen eine Rechnung, Schiff gegen Schiff.«

»Dort?« er deutete mit einer weiträumigen Geste in die Unendlichkeit.

»In diesem System. Nur allzu nahe.« Sie schritt durch den Türbogen auf die Brücke, packte Tully am Arm und stieß ihn zum Hilfssitz neben Harals Posten; nicht allzu sicher war es dort, aber das galt für alle Plätze. Sie glitt in ihren eigenen gut eingesessenen Sitz und schloss die Gurt, während Tirun die Greifer löste, übernahm dann die Steuerung, als die Stolz ihre schiffseigene Schwerkraft aufbaute, flog in einem engeren Winkel hinaus, als sie es getan hätte, wenn die Stationsbehörden in der Lage gewesen wären, zu protestieren.

»Situation wie gehabt?« fragte sie Tirun.

»Ich schätze, wir haben noch etwas weniger als eine halbe Stunde bis zu diesem Angriff«, meinte Tirun.

»Haral, an alle Schiffe: haben Kif unter uns. Sofort I.D. senden — Haus und Herkunft —; und sieh zu, dass auch wir unser Signal rausschicken!«

»Klar.«

Sie steuerte über die Station. Vid zeigte ziemlich deutlich die beiden Mahe-Schiffe und einen unregelmäßig verstreuten Haufen anderer Schiffe, die es nicht geschafft hatten, vom Dock wegzukommen, und von denen einige zerstört waren, während andere in der Rotation der Station Wrackteile hinter sich herzogen.

Kif-Schiffe, ganze drei, die noch im Dock saßen und deren Schwänze versengt waren.

Soviel hatte die Mahijiru geleistet.

Von den Mahe — kam nichts, weder Signale noch Sendungen.

Aber sie nahmen, einer nach dem anderen, Fahrt auf.

»Wir haben etwas aufgestört«, meinte sie. »Unsere Freunde haben irgendwas vor, über das sie nicht reden.«

»Erhalte I.D.-Eingaben«, sagte Geran.

Der Scanner fing an, Daten zu zeigen, positive I.D.s von Hani-Schiffen. Die Knnn flitzten mit beträchtlicher Geschwindigkeit hierhin und dorthin und warfen dabei kleine Schatten ab, die von Energiezuwachs kündeten. Pyanfar führ mit der Zunge über die Zähne, kümmerte sich nicht um diese Ablenkung, beobachtete das Muster der noch nicht identifizierten Schiffe, während mehr und mehr Identifikationen hereinkamen und die Stolz schneller wurde. Ein weiteres Schiff näherte sich dem Dock, wiederum gefolgt von einem anderen, systeminterne Schlepper, die verglichen mit ihrem eigenen zunehmenden Tempo so gut wie stillstanden.

Schiffe flogen in irreguläre Richtungen, um nicht erwischt zu werden, wenn der Angriff erfolgte — zumindest war das ihre Hoffnung.

»Verflucht sollen sie sein!« rief Haral. »Sogar beschädigt — aber schaut euch dieses Tempo an!«

Es war Jik, den sie meinte. Die Aja Jin zog Trümmer hinter sich her, aber die beiden Mahe beschleunigten weiterhin ohne erkennbare Beeinträchtigung… geradewegs in die dichteste Konzentration von Schiffen.

Sie wurde langsamer, bremste fast ganz ab. Die Mahe hatten jede Flexibilität aufgegeben und stürzten sich in das Zentrum der Dinge, taten es absichtlich, verloren immer mehr die Möglichkeit, abzuschwenken und eine Kurve zu fliegen. »Wir behalten unsere Optionen«, sagte sie ruhig.

Plötzlich explodierte ein als Hani gekennzeichneter Frachter, blühte zu einem Trümmerhaufen auf.

»Käpt‘n«, sagte Tirun. Drei Nichtidentifizierte in der Nähe erlangten Feindkennzeichnung.

Die Mahijiru und Aja Jin hielten auf diese Gruppe zu. »Bleibt uns aus dem Weg, verflixt!« brummte Pyanfar. Haral war am Kom und riet allen Schiffen in diesem Gebiet, den Manövern der Kif aus dem Weg zu gehen.

»Ich habe die Mahe genau in der Schusslinie, wenn sie hart wenden«, sagte Geran. »Feuer direkt nach vorn…«

»Lass die Kif unseren Zenith passieren!« sagte Pyanfar grimmig. »Das ist sowieso unsere günstigste Seite.«

»Ich hab‘s«, gab Tirun bekannt und klappte die Sicherung über den Schaltern für die Waffen des oberen Rahmens zurück.

»Knnn kommt heran«, sagte Geran scharf, und der Nähe-Alarm piepte, als das Hochgeschwindigkeitsschiff Richtung Nadir längs an der Stolz vorbeischoss und in der sich entwickelnden Mahe/Kif-Konfrontation verschwand, so schnell, dass der Scanner nicht mehr davon zeigen konnte als die Linie des wahrscheinlichen Kurses.

»Komplimente von der Mahijiru«, richtete Haral aus.

Der Scanner zeigte Wrackteile, ob von Hani, Mahe oder Kif, das war nicht sicher. Die Positionen lagen zu dicht beieinander. Punkte fielen aufeinander und spalteten sich wieder, während die Kif auf sie zukamen. Jemand wurde getroffen, und plötzlich breitete sich der Kampf auch auf die Stolz zu aus.

»Dort ist Akukkakk«, sagte Pyanfar, die keine Zweifel darüber hatte, welcher Kif die Stolz als sein Hauptangriffsziel betrachten und dabei sogar die Mahe außeracht lassen würde, die ihn gerade angegriffen hatten.

»Zwei Schiffe jetzt!« rief Tully aus. Der Scanner zeigte die Mahe immer noch als Paar; sie beschleunigten nicht mehr, bremsten wahrscheinlich für das Wendemanöver ab; zeigte auch Hani, die sich von Punkten aus der Sphäre den Kif näherten, sowie zwei aktive Kif-Schiffe.

Das dritte hatte eine Wrackspur in der Nähe des erratischen Blip, der den Knnn darstellte.

»Den Kif haben sie erwischt.«

»Und dieses Paar ist unseres«, brummte Tirun. Das Doppelbild kam ihnen näher, verkleinerte stetig den Abstand, wobei sich ihr eigener Antrieb zur gegenlaufenden Geschwindigkeit der Kif addierte. Der Knnn war jetzt auf dem Rückflug, fegte aus der Nähe der Wrackspur davon. Die Mahijiru und Aja Jin entfernten sich immer mehr, waren gezwungen, erst Tempo wegzunehmen, bevor sie den Kif folgen konnten, befanden sich zu dicht am anderen Verkehr, um Sprungimpulse zu Hilfe zu nehmen.

»Welchen?« fragte Tirun.

»Such dir das beste Ziel aus!« sagte Pyanfar. »Ich kann es nicht sagen.« Hani- Sprungschiffe waren jetzt auf dem Nähe-Scanner zu sehen, einige von ihnen, und sie jagten auf einem Abfangkurs auf die Kif zu, aber nicht rechtzeitig für die Stolz. Nichts für einen Frachter, diese Hetzjagd mit schnellen Jagdschiffen, selbst dann, wenn er seine Fracht abgeworfen hatte. Keine Chance, zu gewinnen.

»Jetzt!« Die Kif fegten an ihnen vorbei zum Zenith — und sie feuerten. Bildschirme fielen aus.

Eine Explosion hämmerte die Stolz zur Seite und ließ rote Lampen an den Pulten aufleuchten. Pyanfar geriet in die Zeitdehnung eines Adrenalinstoßes und kämpfte gegen das Stampfen und Wackeln. Kaum hatten sich die Bildschirme wieder geklärt, als ein weiteres schnelles Schiff auf sie zustürzte und ein hohes Knnn-Heulen aus dem Kom drang.

Es flog Richtung Zenith an ihnen vorbei. Pyanfar riss die Stolz um einhundertachtzig Grad in eine Heckrolle, nahm ein Kif-Wendemanöver plus Neuanflug vorweg und hoffte darauf, einen Schuss abfeuern zu können. Die Mahijiru und Aja Jin würden kommen, waren schon unterwegs, schafften es vielleicht sogar rechtzeitig. Die Stolz feuerte zurück, als die Geschütze ausgerichtet waren. Der Kif hatte sein Wendemanöver begonnen, als ihr relatives Moment sie trennte; Feuer kam zurück, ließ Bildschirme rauschen und die restlichen Pulte rot aufleuchten.

»Ich hab‘ einen!« schrie Geran. »Schau dir an, wie dieser Bastard schlingert! Bei den Göttern, wir haben ihn erwischt!«

Der andere Kif feuerte weiter. Der Abstand zwischen ihnen nahm weiterhin zu, jedoch jetzt langsamer. Er würde zurückkommen… bald.

»Goldzahn«, sagte Pyanfar und schaltete heftig am Kom. »Verdammt noch mal, beeilen Sie sich ein wenig! Irgend jemand da draußen sollte sich gefälligst beeilen!«

Der Knnn zog in einer unglaublich engen Kurve herum, eines der Manöver, die nur ein Knnn überleben konnte, eine Hani jedoch nicht. Er brauste in das Intervall hinein, mitten in die Schusslinie.

»Gute Arbeit«, erreichte Goldzahns Stimme die Stolz. »Habe…«

Der Kom war unterbrochen. Der Scanner spielte plötzlich verrückt und sämtliche Sensoren waren blind…

…Sprungfeld. Götter, ein Sprungfeld — im befahrenem Raum! »Käpt‘n!« gellte Tirun in weiter Ferne und auf einmal wieder nahe, als das Feld sie fahren ließ. Tully schrie auf, ein gequältes Jammern.

Da war etwas — wo vorher nichts gewesen war, eine massenreiche Gegenwart, ein ungeheurer Blip auf dem sich klärenden Scanner, ein Monster im Zenith steuerbord. Die Stolz war aus ihrem Kurs geworfen worden. Keinem erging es besser. Der Comp flackerte wild bei dem Versuch zu kompensieren. Pyanfar schaltete sich in das System ein, versuchte, einen Sinn herauszufinden. Götter, der Neuankömmling war riesenhaft! Der Scanner zeigte auch die anderen Blips, Kif und Mahe und Hani und den einsamen Knnn…

»Käpt‘n.« Harals Stimme. Der Kom sendete wieder, und ein heulender Chor überlastete den Audio, ein Lärm, der bis oberhalb und unterhalb des Hörbereiches vibrierte und den Ohren wehtat.

Der riesige Blip brach auseinander, zerlegte sich, fragmentierte, jedoch nicht in Trümmer, sondern in eigenständige Teile, von denen eines in der Mitte blieb und der Rest nach außen eilte.

»Knnn«, flüsterte Pyanfar. »Synchronflug. Mögen die Götter uns allen helfen!«

»Hani…« Durch die Statik des Kom prasselte eine vertraute kifische Stimme. »Pyanfar Chanur…«

Die Knnn-Schiffe flogen in einer Wolke zusammen und hatten Kurs auf die Kif genommen; und urplötzlich begann die außenwärts orientierte Geschwindigkeit des Kif zuzunehmen…

Akukkakk hatte Fahrt und warf alles hinein, was ihm zur Verfügung stand. Haute ab. Unfähig zu springen; die Knnn waren zu nahe dran und kamen ihm noch näher.

Das einsame Knnn-Schiff fegte im Zickzack davon und beteiligte sich an der Jagd.

»Chanur!« meldete sich Goldzahn.

Pyanfar betrachtete wie festgefroren die Bildschirme.

Panische Hani-Stimmen kamen über Kom herein und stellten Fragen. Die Hetzjagd auf dem Scanner wurde immer schneller.

Plötzlich traf eine weitere Sendung ein, ein Signal, das für den Comp unverständlich war; der Scanner begann das von den Knnn zurückgelassene schiffsgroße Objekt als Blinksignal zu zeigen und bat um Eingriff der Bedienungsmannschaft.

Eine fremdartige Stimme war über Kom zu herein, tullyähnlich und verängstigt.

Pyanfar warf einen kurzen Blick auf Tully, der sich schwitzend und sprungerschüttert am Rand der Kom-Konsole festklammerte, dessen Augen wild blickten, während die Stimme weiterredete.

»###Schiff«, lieferte der Übersetzer die Sendung des Neuankömmlings. »##Schiff# — ihr.«

»Kom!« schrie Pyanfar Haral an und erhielt ihn zugeschaltet. Das Herz hämmerte ihr gegen die Rippen. »Hier spricht das Hani-Schiff Chanurs Stolz. Sie befinden sich in Hani-Raum. Freund, verstehen Sie?«

»Käpt‘n!« rief Tirun, »Käpt‘n, der Knnn…«

Die Erwiderung des Übersetzers dröhnte ihr in den Ohren.

Pyanfar starrte auf den Bildschirm, wo sich die Lücke zwischen den Knnn und den fliehenden Kif immer stärker verengte. »Tully«, sagte sie, ohne sich umzuwenden. »Haral — lass ihn an den Kom! Lass ihn dran!«

Die Übersetzerstimme ging aus, war abgeschnitten. Kurz warf sie einen Blick herum, auf Tully, der sich zusammengerissen hatte, das Mikro in der Hand hielt und mit wilden Augen ein eiliges Geplapper mit den Geschöpfen austauschte, die in Knnn-Synchronisation angekommen waren, in einem Schiff, das wie ein Stück Fracht herangeschleppt worden war, unfähig, mit den Knnn in Kontakt zu treten…

»Käpt’n…«

Sie sah sich wieder um. Die Knnn umschlossen die Hinukku, kreisten den Kif ein, wurden mit ihm zu einer Masse, wie schon mit dem Außenseiterschiff bei seiner Ankunft.

»Götter«, murmelte Tirun.

»Sie treiben Handel«, meinte Pyanfar ungläubig. »Wie auf Kirdu… Götter, sie machen einen Handel. Ein Außenseiterschiff — für die Hinukku. Für Akukkakk.«

»Pyanfar!« war Goldzahns Stimme über Kom zuhören. »Sie haben verstanden dieses Bastard?«

»Ein Menschenschiff«, sagte Pyanfar und schaltete die noch aktive Verbindung wieder ein.

»Die Knnn haben gerade eine lebendige Fracht bei uns abgeliefert. Tullys Rasse. — Sie fliegen weiter, bei den Göttern, die Knnn fliegen ab.«

»Kif-Schiff verlassen Station«, sagte Jik dazwischen. »Er hauen ab!«

Ein einsamer Kif von den dreien, die beschädigt an der Station lagen…, so war es: ein lahmer Kif ohne Heck, der sich auf dem Kurs des anderen lahmen Kif hinausbewegte, sich Zoll für Zoll davonschlich. »Genau den Kurs des Angriffs zurück«, sagte Pyanfar, die vor Erregung bebte. »Bei den großen und den geringeren Göttern, sie ziehen sich zurück, sie wollen abhauen!«

Plötzlich herrschte große Leere auf dem Scanner, der charakteristische Streuschatten eines in den Sprung gegangenen Schiffes — dort, wo sich die Masse der Knnn befunden hatte, eine Hülle um die Hinukku. Ein riesenhafter Schatten, ein Kräuseln in der Raumzeit; und unmittelbar darauf… ein kleinerer Schatten, ihr altbekannter Knnn. Verschwunden. Die beiden verbliebenen Kif flogen weiter durch den wirklichen Raum und die wirkliche Zeit, hatten Kurs auf die ferne Dunkelheit und sendeten ein gleichmäßiges Signal, das von ihrer Katastrophe kündete.

Liefen um ihr Leben.

»Wir haben geschafft«, meinte Goldzahn. »Geschafft, Pyanfar.

»Das haben wir. Aber nur die Götter wissen, was eigentlich.« Sie hörte, wie Tully weiterhin mit dem Neuankömmling schwatzte, vernahm rhythmische Weisen und Töne in seiner Sprache, die sie bisher nicht gehört hatte. Sie schaute zu ihm zurück, sah, dass er sich Harals Pult nahezu angeeignet hatte. Er bemerkte sie. Sein Gesicht war nass. »Freund«, teilte er ihr in ihrer Sprache mit. »Alles Freunde!«

Die Götter allein wussten, was den Neuankömmlingen zu sagen war, das der Übersetzer ohne Irrtum weitergeben konnte. Die Götter allein wussten, wie mit einem Dutzend weiterer Tullys fertig zuwerden war, die ebenso verwirrt und aus dem Gleichgewicht gebracht waren wie er selbst bei seiner Ankunft.

»Sie sollen kommen«, sagte sie langsam und deutlich. »Sag ihnen, sie sollen zur Station kommen!«

»Kommen, ja.«

Sie warf sich wieder herum, um die Bildschirme ins Auge zu fassen, begann damit, auf einem zur Station führenden Kurs Fahrt aufzunehmen. Andere Schiffe flogen in dieselbe Richtung, die Hani-Sprungschiffe, die zu keinem Zeitpunkt Tempo weggenommen hatten; Hani, die Verwandte auf der Station hatten; Hani, die Besatzungsmitglieder von der Station hatten oder dort Landekommandos abgesetzt hatten, um den Llun beizustehen.

Alles mochte dort geschehen, sogar jetzt noch, wo die Kif anderswo wild flohen.

Einhundert vergoldete Außenseiter hätten Pyanfar im Moment nicht interessieren können.

»Käpt‘n«, sagte Geran, und auf einmal erschienen neue Daten auf den Bildschirmen, und über Audio traf ein vertrautes gleichmäßiges Signal ein. »Die Station ist wieder auf Sendung, Käpt‘n.«

Sie hörte, wie auch die Mahe sie von dieser Tatsache unterrichteten, hörte das fremdartige Schwatzen des Außenseiters, der es ebenfalls verstanden haben musste, und die Stimmen von Hani, die ängstliche Fragen an die Station richteten.

»Die Station ist völlig in Sicherheit«, erfolgte die Antwort. »Hier spricht Kifas Llun. Der Widerstand ist beendet und die Station vollkommen sicher.«

Pyanfar hielt die Beschleunigung aufrecht, ohne sich um die Lampen zu kümmern, die Beschädigungen meldeten. Diese verdammte Nummer-Eins-Düse war erneut getroffen worden; mochten die Götter wissen, was sonst noch hinüber war, aber die Feinabstimmung funktionierte weiterhin und ebenso die Bremstriebwerke. Kein mühsames Einfliegen; noch waren keine Flugschneisen eingerichtet; alles funktionierte nur nach Sehen und Ausweichen.

Andere Signale kamen herein. Die Harn-Station sendete wieder, dann auch Tyo mit Berichten über kleinere Beschädigungen und geringe Verluste.

Hilfy, dachte Pyanfar fortwährend, und Chur.

Und am Grund ihrer Gedanken Khym… Khym, für den sie keine Hoffnung hatte.

Aber dies zu suchen war er schließlich mitgekommen. Schweiß kitzelte auf ihrer Nase. Das Atmen war schwierig unter dem Beschleunigungsdruck.

Die Mahe begleiteten sie, und aus eigenen Gründen und für einen eigenen Zweck kam auch das Außenseiterschiff und ließ dabei die systeminternen Schlepper hinter sich, für die diese Reise eine Sache von Stunden war.

Wenn sie dort eintrafen, besaß die Gaohn-Station vielleicht schon einen Überblick über die Verluste.

Загрузка...