3. Kapitel

Das Privatbüro des Terrestriers O'Mara war zwar geräumig, aber das Zimmer war durch eine, Menge verschiedenster Stühle, Bänke, Ruhesessel und Sitzgestelle, die allesamt für Wesen konstruiert worden waren, die mit dem Chefpsychologen zu tun hatten, völlig überfüllt. Chiang nahm in dem angebotenen Stuhl für Terrestrier Platz, und Cha Thrat wählte einen niedrigen, gewundenen Korbsessel, der nicht ganz so unbequem wie die anderen Möbel wirkte, und setzte sich.

Gleich auf den ersten Blick erkannte sie, daß O'Mara ein älterer Terrestrier war. Das kurze, borstige Fell, das den Kopf oben und an den Seiten bedeckte, und die beiden buschigen Mondsicheln über den Augen wiesen die gräuliche Färbung unlackierten Metalls auf. Die anderen alten Terrestrier, die ihr bislang zu Augen gekommen waren, hatten allerdings an den Schultern, den oberen Gliedmaßen und Händen eine sehr viel weniger ausgeprägte Muskulatur als dieser O'Mara gehabt. Auch seine geschmeidigen, fleischigen Augendeckel, die einen ähnlichen Farbton wie sein Haar aufwiesen, ermüdeten kein einziges Mal, während er jede Einzelheit ihres Körpers musterte.

„Sie sind hier bei uns eine Fremde, Cha Thrat“, schoß er plötzlich los. „Ich bin hier, um Ihnen zu helfen, sich im Orbit Hospital weniger fremd zu fühlen, um Ihnen Fragen zu beantworten, die Sie anderen noch nicht stellen konnten oder wollten, und um zu sehen, wie man Ihre bisher erlangten Fähigkeiten schulen und erweitern kann, damit das Hospital diese in der bestmöglichen Weise einzusetzen vermag.“

Dann wandte er sich an Chiang. „Ich hatte eigentlich vor, mich mit Ihnen gesondert zu unterhalten, aber offensichtlich möchten sie aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen bei meinem ersten Gespräch mit Cha Thrat dabeisein. Kann das daran liegen, daß Sie einige der Dinge, die sich das Krankenhauspersonal über mich erzählt, aufgeschnappt haben und womöglich auch noch glauben? Haben Sie die Illusion, Sie wären ein Kavalier und Cha Thrat, obwohl sie zu einer anderen physiologischen Klassifikation gehört, eine Dame, die zwar nicht direkt in Not steckt, aber doch eine Freundin ist, die Ihre moralische Unterstützung benötigt? Ist das etwa der Grund, Major?“

Chiang bellte zwar leise, entgegnete aber nichts.

„Eine Frage“, mischte sich Cha Thrat ein. „Warum geben Sie Terrestrier andauernd dieses merkwürdige Bellen von sich?“

O'Mara wandte sich ihr zu und musterte sie eine ganze Weile. Dann atmete er geräuschvoll aus und antwortete: „Eigentlich hatte ich Ihre erste Frage etwas, nun, tiefgründiger erwartet. Aber, bitte sehr. Diese Laute werden „Lachen“ genannt, nicht „Bellen“, und in den meisten Fällen handelt es sich dabei um einen psycho-physischen Mechanismus zum Freisetzen geringer innerer Spannungen. Ein Terrestrier lacht aus Erleichterung über das plötzliche Nachlassen von Angst oder Sorge, aber auch um Verachtung, Unglauben oder Sarkasmus auszudrücken, oder er reagiert damit auf alberne, unlogische oder komische Äußerungen oder Situationen. Womöglich lacht er aber auch lediglich aus Höflichkeit, wenn die Situationen oder Äußerungen nicht komisch sind, der Urheber des vermeintlichen Scherzes aber einen hohen Rang bekleidet. Ich werde mich hüten, Ihnen den terrestrischen Humor oder Feinheiten wie Sarkasmus zu erklären, weil wir diese Dinge selbst nicht ganz verstehen. Ich persönlich lache nur selten, und zwar aus Gründen, die Sie immer besser verstehen werden, je länger Sie hier bei uns sind.“

Aus irgendeinem Grund bellte — lachte — Chiang erneut.

O'Mara überhörte es und fuhr fort: „Jedenfalls ist Chefarzt Edanelt mit Ihren fachlichen Fähigkeiten zufrieden und empfiehlt mir, Sie so bald wie möglich auf einer geeigneten Station einzusetzen. Aber bevor das geschieht, müssen Sie sich mit den Einrichtungen, der Funktionsweise und der Arbeit des Hospitals noch besser vertraut machen. Wie Sie schnell feststellen werden, handelt es sich dabei für jemanden, der sich hier nicht auskennt, um einen höchst gefährlichen Ort, der einem Angst einjagen kann. Und im Moment sind Sie ein solcher Jemand.“ „Ich verstehe“, warf Cha Thrat ein.

„Die Aliens, die Ihnen diese unbedingt notwendigen Kenntnisse vermitteln werden, gehören zu vielen verschiedenen physiologischen Klassifikationen und arbeiten auf ebenso vielen verschiedenen medizinischen und technischen Spezialgebieten“, fuhr O'Mara fort. „Die Bandbreite erstreckt sich von Diagnostikern, Chefärzten und Heilern, die den Ihren ähnlich oder vollkommen unähnlich sind, bis hin zu den Pflegekräften und Labor- und Wartungstechnikern. Einige der Aliens werden Ihre medizinischen oder verwaltungstechnischen Vorgesetzten sein, andere werden Ihnen zwar nominell untergeordnet sein, aber das Wissen, das sie vermitteln, ist genauso wertvoll. Man hat mir mitgeteilt, daß Sie es regelrecht verabscheuen, die Verantwortung für einen Patienten mit jemand anders zu teilen. Während des Lehrgangs kann Ihnen, je nach Ermessen des verantwortlichen Arztes, gestattet werden zu praktizieren, aber nur unter strenger Beaufsichtigung. Haben Sie das verstanden, und akzeptieren Sie das?“

„Ja“, antwortete Cha Thrat mit Bedauern. Es würde die Wiederholung ihres ersten Jahrs an der Schule der Chirurgen für Krieger auf Sommaradva werden, aber hoffentlich ohne die damit verbundenen Probleme auf dem nichtmedizinischen Sektor.

„Dieses Gespräch entscheidet nicht darüber, ob Sie als ständige Mitarbeiterin des Hospitalpersonals angenommen werden oder nicht“, fuhr O'Mara fort. „Ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie in den verschiedenen sich ergebenden Situationen tun oder lassen sollen. Das müssen Sie durch eigene Beobachtungen und die entsprechende Aufnahmebereitschaft für die Ausführungen Ihrer Ausbilder lernen und letztendlich für sich selbst entscheiden. Sollten jedoch wirklich ernsthafte Probleme auftauchen, die Sie nicht alleine lösen können, dann dürfen Sie gerne zu mir zur Beratung kommen. Je weniger Besuche Sie diesem Büro abstatten, desto besser bin ich Ihnen natürlich gesinnt. Ich werde laufend Berichte über die von Ihnen erzielten beziehungsweise nicht erzielten Fortschritte erhalten, und von diesen Berichten wird es abhängen, ob Sie im Orbit Hospital bleiben oder nicht.“

Er hielt kurz inne und strich sich mit den Fingern der rechten Hand durch den kurzgeschorenen, grauen Kopfpelz. Cha Thrat sah zwar genau hin, konnte aber keine Spur von herausgestrichenen Parasiten entdecken und kam zu dem Schluß, daß es sich bei dieser Geste um eine gedankenlose Bewegung gehandelt haben mußte.

„Dieses Gespräch soll einige der nichtmedizinischen Gesichtspunkte Ihrer Behandlung von Chiang untersuchen“, fuhr O'Mara fort. „In der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung steht, würde ich gerne soviel wie möglich über Sie als sommaradvanisches Wesen erfahren — über Ihre Gefühle, Interessen, Vorlieben und Abneigungen, diese Art von Dingen also. Gibt es irgendeinen Themenkreis, zu dem Sie lieber keine Fragen beantworten möchten, beziehungsweise unklare oder falsche Auskünfte geben würden, weil das moralische, elterliche oder stammesgemeinschaftliche Verpflichtungen, die Sie während der Kindheit oder im Erwachsenenalter eingehen mußten, so von Ihnen verlangen? Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß ich in der Lage bin, Lügen zu entlarven, selbst die eigentümlichsten und mit größtem Einfallsreichtum entwickelten Lügen, die einige unserer Extraterrestrier von sich geben. Das erfordert allerdings stets eine Menge Zeit, und ich habe keine zu verlieren.“

Cha Thrat dachte einen Augenblick lang nach und antwortete dann: „Es gibt Punkte, die mit sexuellen Kontakten zusammenhängen, über die ich lieber nicht sprechen möchte. Alle anderen Fragen werde ich aber vollständig und wahrheitsgemäß beantworten.“

„Sehr schön!“ freute sich O'Mara. „Ich habe sowieso nicht die Absicht, diesen Bereich anzusprechen und werde das hoffentlich auch nie tun müssen. Im Augenblick interessieren mich Ihre Gedanken und Empfindungen von dem Moment an, als Sie zum erstenmal Ihren Patienten gesehen haben, bis zu Ihrer Entscheidung, ihn zu operieren. Zudem will ich jede wichtige Äußerung im Verlauf des Gesprächs zwischen Ihnen und dem sommaradvanischen Heiler wissen, der als erster am Ort des Geschehens eintraf, sowie den Grund für die Verzögerung der Operation, nachdem Sie die Verantwortung übernommen hatten. Sollten Sie zu der Zeit unter irgendwelchen übermächtigen Gefühlseindrücken gestanden haben, beschreiben und erläutern Sie diese bitte, falls Sie das können. Sprechen Sie die Gedanken so aus, wie sie Ihnen gerade in den Sinn kommen.“

Einen Moment lang versuchte Cha Thrat, sich ihre Eindrücke zu der fraglichen Zeit genau in Erinnerung zu rufen, dann erwiderte sie: „Ich habe in der Gegend eine Art Zwangsurlaub verbracht, den ich aber nicht genießen konnte, weil ich lieber weiter in meinem Krankenhaus gearbeitet hätte, als mir darüber den Kopf zu zerbrechen, wie man am besten die Zeit totschlagen kann. Als ich von dem Unfall hörte, war ich beinahe froh, da ich zuerst dachte, der Überlebende sei ein Sommaradvaner, so daß ich wieder etwas Anständiges zu tun gehabt hätte. Dann entdeckte ich die schweren Verletzungen des Terrestriers und wußte, daß sich der einheimische Heiler an den Verwundeten niemals herantrauen würde, weil er nur ein Heiler für Sklaven war. Auch wenn es sich bei dem Verunglückten nicht um einen sommaradvanischen Krieger handelte, so war er doch auf jeden Fall ein Krieger, der in Erfüllung seiner Pflicht verwundet worden war.

Ihre Zeitmaßeinheiten kenne noch nicht genau. Jedenfalls ereignete sich der Absturz kurz vor Sonnenaufgang, und am Seeufer, an das man Chiang gelegt hatte, traf ich kurz vor unserer Frühstückszeit ein. Ohne die geeigneten Medikamente und entsprechenden Kenntnisse über den Körperbau des Verwundeten waren viele Faktoren in Erwägung zu ziehen. Vernünftig wäre es gewesen, den Überlebenden verbluten zu lassen oder der Sache aus Nächstenliebe nachzuhelfen und ihn im See zu ertränken.“

An dieser Stelle hielt sie kurz inne, da O'Mara offenbar an einer vorübergehenden Blockierung der Atemwege litt, und fuhr dann fort: „Nach etlichen Untersuchungen und mehrmaligem Abschätzen der Risiken wurde mit der Operation am frühen Nachmittag begonnen. Zu der Zeit wußte ich noch nicht, daß Chiang der Herrscher eines Schiffs ist.“

Die beiden Terrestrier tauschten Blicke aus, und O'Mara sagte schließlich: „Das war fünf, vielleicht sechs Stunden später. Brauchen Sie immer so lange, um zu einer fachlichen Entscheidung zu kommen? Oder hätte es womöglich einen Unterschied gemacht, wenn Sie von Chiangs Rang oder Bedeutung gewußt hätten?“

„Es gab viele Gefahren, die abgewägt werden mußten — ich wollte unter keinen Umständen den Verlust einer Gliedmaße riskieren“, reagierte Cha Thrat in scharfem Ton auf diese unterschwellige Kritik. „Und zur zweiten Frage: Ja, es hätte einen Unterschied gemacht. Ein Chirurg für Krieger steht zu einem Herrscher im gleichen Verhältnis wie der Heiler für Sklaven zu einem Krieger. Es ist mir nicht gestattet, meinen Beruf außerhalb meiner Qualifikation auszuüben. Darauf stehen äußerst schwere Strafen, selbst unter Berücksichtigung der heutzutage immer lockerer gehandhabten Richtlinien. Aber in diesem Fall handelte es sich um eine einzigartige Situation. Ich war verängstigt und aufgeregt und würde wahrscheinlich genauso gehandelt haben, wenn ich gewußt hätte, daß Chiang ein Herrscher ist.“

„Ich bin froh, daß Sie normalerweise nicht über das Maß Ihrer Zuständigkeit hinaus chirurgisch tätig werden.“, merkte O'Mara an.

„Das war eine gute Tat von ihr“, warf Chiang leise ein.

„.und Ihre Ausbilder werden darüber ebenfalls erleichtert sein“, fuhr O'Mara fort. „Aber mich interessiert die Einteilung der sommaradvanischen Ärzteschaft. Können Sie mir darüber Näheres erzählen?“

Durch diese anscheinend unsinnige Frage verblüfft, antwortete Cha Thrat: „Unserer Redefreiheit sind keinerlei Einschränkungen auferlegt. Auf Sommaradva gibt es drei gesellschaftliche Klassen — Sklaven, Krieger und Herrscher — sowie drei Klassen von Heilern, die für sie sorgen.“

Auf der untersten Stufe befanden sich die Sklaven, Sommaradvaner, deren Arbeit keine großen Anforderungen stellte und immer die gleichen Abläufe hatte. Diese Tätigkeiten waren zwar in vieler Hinsicht wichtig, aber vollkommen ungefährlich. Der Kreis der Sklaven war zufrieden und vor schweren körperlichen Schäden geschützt, und die für ihr Wohlergehen verantwortlichen Heiler wandten sehr einfache Verfahren und Arzneien wie Krauter, Wickel und andere traditionelle Heilmittel an. Die zweite Klasse, nicht so groß wie die der Sklaven, bildeten die Krieger, die verantwortungsvolle Positionen bekleideten und häufig großen körperlichen Gefahren ausgesetzt waren.

Zwar hatte es seit vielen Generationen keinen Krieg mehr auf Sommaradva gegeben, aber die Krieger hatten trotzdem ihre Bezeichnung beibehalten. Sie waren die Nachfahren der Sommaradvaner, die gekämpft hatten, um ihre Heimatländer zu schützen. Sie lebten damals von der Jagd, legten Stadtbefestigungen an und verrichteten ganz allgemein die gefährlichen und verantwortungsvollen Arbeiten, während sich um ihre körperlichen Bedürfnisse die Sklaven kümmerten. Heutzutage waren die Angehörigen dieser Klasse Ingenieure, Techniker und Wissenschaftler, die nach wie vor die lebensgefährlichen Arbeiten leisteten, die mit Bergbau, Energieerzeugung, Großbauten und dem Schutz der Herrscher zusammenhingen. Aus diesem Grund lag es in der Natur der Sache, daß die Verletzungen der Krieger einst wie heute durch Gewalteinwirkung zustande kamen und chirurgische Eingriffe erforderlich machten. Und diese Aufgabe fiel in den Verantwortungsbereich der Chirurgen für Krieger.

Die Heiler für Herrscher trugen eine zwar noch größere Verantwortung, doch brachte ihnen ihre Tätigkeit zuweilen viel weniger Belohnung oder Befriedigung ein.

Gegen sämtliche Unfälle und Verletzungen geschützt, stellte die Klasse der Herrscher die Administratoren, Akademiker, Forscher und Planer auf Sommaradva. Sie waren diejenigen, die mit der reibungslosen Führung der Städte, Kontinente und des gesamten Planeten betraut waren, und die Krankheiten, von denen sie befallen wurden, entsprangen ausnahmslos Trugbildern ihrer Phantasie. Ihre Heiler beschäftigten sich ausschließlich mit Zauberei, Beschwörungen, Wunderheilung und all den anderen Seiten nichtnaturwissenschaftlicher Medizin.

„Schon in frühester Zeit war die Praxis des Heilens in dieser Weise unterteilt“, schloß Cha Thrat. „In Ärzte, Chirurgen und Zauberer.“

Als sie ihre Ausführungen beendet hatte, blickte O'Mara einen Augenblick lang auf seine Hände, die mit der Innenfläche nach unten auf dem Schreibtisch lagen, und entgegnete mit ruhiger Stimme: „Es ist schön zu wissen, daß ich zur obersten Klasse der sommaradvanischen Ärzteschaft zählen würde, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mich gern als Zauberer bezeichnen ließe.“ Auf einmal blickte er auf. „Was ist, wenn einer Ihrer Krieger oder Herrscher statt einer gewaltsamen Verletzung oder eines seelischen Problems simple Bauchschmerzen bekommt? Oder wenn sich ein Sklave bei einem Unfall ein Bein bricht? Was ist, wenn ein Sklave oder ein Krieger unzufrieden ist und sich verbessern will?“

„Über all das haben Ihnen doch die Leute vom Kulturkontakt einen ausführlichen Bericht als Hintergrundinformation zur neuen Ärztin geschickt“, mischte sich Chiang ein, fügte aber gleich entschuldigend hinzu: „Na ja, die Entscheidung, Cha Thrat hierherzuschicken, ist erst in letzter Minute getroffen worden, und womöglich ist der Bericht erst zusammen mit uns auf der Thromasaggar eingetroffen.“

O'Mara atmete laut aus — wobei sich Cha Thrat fragte, ob das ein Zeichen von Verärgerung über Chiangs Einmischung war — und erwiderte dann: „Zudem arbeitet das hausinterne Postverteilungssystem mit einem Tempo, das erheblich unter der Lichtgeschwindigkeit liegt. Bitte fahren Sie fort, Cha Thrat.“

„In dem äußerst unwahrscheinlichen Fall, daß ein Sklave solch einen Unfall hat, würde ein Chirurg für Krieger um die Behandlung gebeten werden, der den Auftrag seinerseits, je nach Einschätzung der Verletzungen, annehmen oder ablehnen würde“, erklärte sie. „Wie es sich an der verzögerten Behandlung Chiangs gezeigt hat, wird die Verantwortung für einen Patienten auf Sommaradva nicht leichtgenommen, und der Verlust eines Lebens, eines Organs oder einer Gliedmaße hat für den betreffenden Chirurgen ein ernstes Nachspiel.

Falls ein Krieger oder Herrscher einfache medizinische Hilfe benötigt, beauftragt man einen Heiler für Sklaven mit der Durchführung der nötigen Behandlung, was für ihn eine wirkliche Ehre ist.

Wenn ein sowohl tüchtiger als auch ehrgeiziger Sklave oder Krieger mit seiner Lage unzufrieden ist, kann er in eine höhere Klasse aufsteigen“, fuhr Cha Thrat fort. „Aber die Prüfungen sind äußerst umfangreich und schwierig. Es ist sehr viel einfacher, in der Klasse zu verbleiben, der die eigene Familie oder der Stamm traditionell angehört, oder, wenn man sich eine Befreiung von Problemen und Verantwortlichkeiten wünscht, eine Klasse hinabzusteigen. Beförderungen, selbst geringfügige Beförderungen innerhalb einer Klasse, werden auf Sommaradva nämlich nicht so leicht ausgesprochen.“

„Das werden sie hier auch nicht“, belehrte O'Mara die Sommaradvanerin. „Aber warum sind Sie überhaupt ins Orbit Hospital gekommen? War es Ehrgeiz, Neugier oder eher die Flucht vor Problemen zu Hause?“

Das war, wie Cha Thrat wußte, eine wichtige Frage, und die Art und Genauigkeit ihrer Antwort würde einen maßgeblichen Einfluß darauf haben, ob man sie im Hospital aufnehmen würde oder nicht. Sie bemühte sich, eine kurze, präzise und wahrheitsgemäße Antwort vorzuformulieren, doch bevor sie etwas sagen konnte, hatte sich schon der Herrscher des Schiffs zu Wort gemeldet, und er sprach sehr schnell.

„Wir sind Cha Thrat für die Rettung meines Lebens sehr dankbar gewesen, und das haben wir auch ihren Kollegen und Vorgesetzten ganz deutlich gesagt. Dabei kam das Thema Behandlung durch speziesfremde Ärzte und somit auch das Orbit Hospital zur Sprache, an dem so etwas ja eher die Regel als die Ausnahme ist. Man machte uns den Vorschlag, Cha Thrat hierherzuschicken, und wir stimmten zu. Der Kulturkontakt mit Sommaradva läuft sehr gut, und wir wollten es auf keinen Fall riskieren, die Sommaradvaner durch eine etwaige Ablehnung zu kränken oder vielleicht sogar zu beleidigen.

Ich bin mir darüber im klaren, daß wir damit das übliche Auswahlverfahren für Bewerber umgehen, aber Cha Thrats bereits an mir unter Beweis gestellte Fähigkeit, Lebewesen anderer Spezies zu operieren, hat uns davon überzeugt, daß Sie daran interessiert sein müßten, sie.“

O'Mara hob die Hand. Er hatte Cha Thrat während der Ausführungen des zweiten Terrestriers nicht aus den Augen gelassen. „Sie meinen also, es handelt sich hierbei um so etwas wie eine politische Weisung, die wir akzeptieren müssen, ob wir wollen oder nicht, richtig?“ fragte er, ohne eine Antwort abzuwarten. „Aber die ursprüngliche Frage bleibt trotzdem. Warum wollten Sie hierherkommen?“

„Ich wollte gar nicht ins Orbit Hospital“, widersprach Cha Thrat. „Man hat mich hierhergeschickt.“

Chiang hielt sich plötzlich mit einer Hand die Augen zu, eine Geste, die Cha Thrat noch nie bei ihm gesehen hatte. O'Mara musterte sie einen Moment lang und sagte dann: „Erklären Sie das bitte genauer.“

„Als uns die Krieger des Monitorkorps von den vielen verschiedenen intelligenten Spezies erzählten, aus denen die Galaktische Föderation besteht, und mir gegenüber sehr ausführlich vom Orbit Hospital sprachen, wo ich mit vielen dieser Lebensformen zusammenkommen und arbeiten könnte, hat das natürlich meine Neugier und mein Interesse geweckt“, antwortete Cha Thrat wahrheitsgemäß. „Die Vorstellung, nicht nur einer, sondern beinahe siebzig verschiedenen Spezies zu begegnen, hat mir aber viel zuviel Angst eingejagt, da ich das Risiko fürchtete, mir bei dieser Erfahrung eine der Krankheiten der Herrscher zuziehen zu können. Ich habe jedem, der es hören wollte, meine Einstellung zu dieser Frage mitgeteilt und immer wieder darauf hingewiesen, daß meine praktischen und theoretischen Kenntnisse im Vergleich zu dem hohen Niveau der hier praktizierten Chirurgie völlig unzureichend seien. Dabei habe ich keine falsche Bescheidenheit vorgeschützt, denn ich besaß und besitze immer noch wirklich nur dürftige Kenntnisse. Weil ich zur Klasse der Krieger gehöre, konnte ich zwar nicht gezwungen werden mitzukommen, aber es wurde mir von meinen Kollegen und den dortigen Herrschern nachdrücklich empfohlen.“

„Ihre diesbezügliche Unwissenheit muß ja nicht von Dauer sein“, ermutigte O'Mara sie. „Aber diese Empfehlung muß ganz schön nachdrücklich ausgefallen sein, stimmt's? Warum wurde sie ausgesprochen?“

„In meinem Krankenhaus werde ich zwar respektiert, aber beliebt bin ich dort nicht“, antwortete Cha Thrat und hoffte, daß der in ihrer Stimme mitschwingende Zorn vom Translator nicht wiedergegeben wurde. „Obwohl ich eine der ersten weiblichen Chirurgen für Krieger bin — eine Neuerung an sich —, hänge ich an Traditionen. Ich kann die schludrige Arbeitsmoral, die sich immer mehr ausbreitet, einfach nicht hinnehmen und bin Kollegen und Vorgesetzten gegenüber sehr schnell kritisch eingestellt, wenn sie nachlässig werden. Man hat mir zu verstehen gegeben, man würde mich in meiner Arbeit als Chirurgin unter immer stärker werdenden psychischen Druck setzen, falls ich vorhätte, die von den Terrestriern gebotene Gelegenheit nicht zu ergreifen. Die genaueren Umstände sind viel zu verwickelt, um sie in aller Kürze zu beschreiben. Jedenfalls machten meine Herrscher den Monitorkorpsleuten gegenüber Andeutungen, die auf diese sehr beruhigend und überzeugend gewirkt haben müssen. Letztendlich bin ich von den Terrestriern gelockt und von meinen Vorgesetzten zu diesem Schritt gedrängt worden — und deshalb bin ich jetzt hier.

Und da ich schon einmal hier bin“, schloß Cha Thrat, „werde ich meine begrenzten Fähigkeiten so gut nutzen, wie es in meinen Kräften steht. natürlich nur unter entsprechender Anleitung.“

O'Mara blickte jetzt den Herrscher des Schiffs an. Chiang hatte die Hand von den Augen genommen, aber sein rosa Gesicht wies nun eine sehr viel dunklere Farbe als zuvor auf.

„Der Kontakt mit den Sommaradvanern weitete sich zwar immer weiter aus, befand sich aber gerade in einer äußerst heiklen Phase“, rechtfertigte sich Chiang. „Deshalb wollten wir nicht das Risiko eingehen, ihnen etwas abzuschlagen, das ihnen lediglich wie eine kleine Gefälligkeit vorkommen konnte. Außerdem waren wir uns ziemlich sicher, daß man Cha Thrat das Leben schwermachen würde, und deshalb haben wir uns. habe ich mir gedacht, hier im Hospital wäre sie besser dran.“

„Also haben wir es hier nicht nur mit einem Terrestrier zu tun, der sich zum Politiker berufen fühlt, sondern auch noch mit einer Sommaradvanerin, die sich notgedrungen freiwillig gemeldet hat und sich wahrscheinlich niemals einfügen wird“, zischte O'Mara, die Augen immer noch auf den Herrscher des Schiffs gerichtet, dessen Gesicht mittlerweile einen noch dunkleren Rosaton angenommen hatte. „Und aus falsch verstandener Dankbarkeit haben Sie versucht, den wahren Sachverhalt vor mir zu verbergen. Wirklich, einfach prima!“

Er sah wieder Cha Thrat an und fuhr fort: „Ich weiß Ihre Aufrichtigkeit zu schätzen. Ganz gleich, was Ihr Freund glauben mag, wird dieses Material zur Erstellung Ihres Persönlichkeitsprofils sicherlich nützlich sein, schließt aber keineswegs Ihre Einstellung im Hospital aus, vorausgesetzt, Sie entsprechen den übrigen Anforderungen. Was das heißt, werden Sie im Laufe des Unterrichts erfahren, der nach unserer Zeitrechnung gleich morgen früh beginnt.

Im Vorzimmer erhalten Sie ein Informationspaket, Mappen, Unterrichtspläne, allgemeine Regeln und Ratgeber“, fuhr O'Mara jetzt sehr viel schneller als vorher fort, ganz so, als wäre seine Redezeit begrenzt, „die allesamt in der auf Sommaradva am weitesten verbreiteten Sprache gedruckt sind. Von einigen Ihrer Ausbilder werden Sie zu hören bekommen, daß die erste und schwierigste Prüfung bereits darin bestanden habe, Ihre Unterkunft zu finden. Viel Glück, Cha Thrat!“

Während sie sich zwischen den Sitzmöbeln für Aliens hindurch einen Weg zur Tür bahnte, sagte O'Mara gerade zu dem Herrscher des Schiffs: „Vor allem bin ich an Ihrer seelischen Verfassung nach der Operation interessiert, Major Chiang. Haben Sie in Verbindung mit der Operation irgendwelche Ängste im Wachzustand, sich wiederholende Alpträume oder Momente unerklärlicher innerer Anspannung mit oder ohne Schweißausbruch gehabt? Hatten Sie das Gefühl, zu ertrinken oder zu ersticken, oder ist bei Ihnen eine zunehmende, unsinnige Angst vor Dunkelheit aufgetreten.?“

O'Mara ist wirklich ein großer Zauberer, dachte Cha Thrat.

Im Vorzimmer gab ihr der Terrestrier Braithwaite sowohl mündliche als auch schriftliche Ratschläge sowie eine weiße Binde, die sie an einem ihrer vier Oberarme tragen sollte. Wie er ihr lachend erklärte, signalisiere diese Armbinde allen, daß sie noch lerne und wahrscheinlich die Orientierung verlieren und sich verirren werde. Falls das passieren sollte, könne sie jedes Mitglied des Hospitalpersonals um Auskunft bitten. Auch Braithwaite wünschte ihr zum Schluß viel Glück.

Den Weg zu ihrem Quartier zu finden war ein schlimmerer Alptraum als jeder, den Chiang vielleicht gerade O'Mara erzählte, dessen war sie sich sicher. Zweimal mußte sie sich nach dem Weg erkundigen, und jedesmal fragte sie lieber eine Gruppe Kelgianer mit silbernem Fell, die anscheinend überall im Hospital anzutreffen waren, als eins der großen, sich schwerfällig fortbewegenden Ungeheuer oder einen der an ihr vorbeiströmenden, schwammigen Aliens, die in Chloranzügen steckten. Doch trotz der höflichen Art, in der sie ihre Bitten vortrug, wurde ihr die erwünschte Auskunft beide Male nur in ausgesprochen abweisender und kurz angebundener Weise erteilt.

Zuerst fühlte sie sich persönlich schwer beleidigt. Aber dann fiel ihr auf, daß sich die Kelgianer sogar den Angehörigen ihrer eigenen Spezies gegenüber unfreundlich und leicht aufbrausend verhielten, und schloß daraus, daß es vermutlich unangebracht war, ihnen Vorwürfe wegen ihres extremen Mangels an Höflichkeit gegenüber Fremden zu machen.

Als sie schließlich ihr Quartier ausfindig gemacht hatte, stand die Tür sperrangelweit offen, und der Terrestrier Timmins lag bäuchlings auf dem Boden und hielt ein kleines Metallkästchen mit blinkenden Lampen in der Hand, aus dem leise Geräusche kamen.

„Ich prüfe nur kurz etwas“, sagte Timmins. „Ich bin in einer Sekunde fertig. Sehen Sie sich ruhig um. Die ganzen Bedienungsanleitungen liegen auf dem Tisch. Falls Sie irgend etwas davon nicht verstehen, dann rufen Sie am besten mit dem Kommunikator die Abteilung für Personalschulung an, dort hilft man Ihnen gern weiter.“ Er drehte sich auf den Rücken, stand auf eine Weise auf, die für einen Sommaradvaner vom Körperbau her unmöglich war, und fragte: „Na, was halten Sie von Ihrer Unterkunft?“

„Ich. ich bin wirklich überrascht“, stammelte Cha Thrat, die über Timmins Vertraulichkeit beinahe empört war, „und erfreut zugleich. Das ist ja wie mein Quartier zu Hause.“

„Bei uns ist der Kunde König“, bemerkte Timmins bellend. Dann hob er die rechte Hand — eine Geste, die Cha Thrat nicht verstand — und verschwand.

Eine ganze Weile ging sie in dem kleinen Raum hin und her, begutachtete das Mobiliar und die übrige Ausstattung und konnte kaum glauben, was sie sah und fühlte. Sie wußte zwar, daß von ihrem Quartier auf dem Stockwerk der Chirurgen für Krieger im Haus der Heilung in Calgren Aufnahmen gemacht worden waren, aber eine solch minuziöse Beachtung der Details bei der Nachbildung ihrer Lieblingsbilder, der Wandbespannungen, der Beleuchtung und der persönlichen Gebrauchsgegenstände hatte sie nie und nimmer erwartet. Dennoch gab es teils deutliche, teils eher feine Unterschiede, die sie ständig daran erinnerten, daß sich dieser Raum trotz gegenteiligen Augenscheins nicht auf ihrem Heimatplaneten befand.

Der Raum selbst war größer und das Mobiliar bequemer, aber in den Strukturen waren keine Nahtstellen sichtbar. Es war, als ob jeder einzelne Gegenstand aus einem Stück gefertigt worden wäre. Alle Türen, Schubladen und Halterungen der Kopien funktionierten einwandfrei, was die Originale nie getan hatten, und auch die Luft roch anders — eigentlich roch sie nach gar nichts.

Allmählich wurde ihre anfängliche Freude und Erleichterung von der Erkenntnis überschattet, daß dies nichts weiter als eine kleine, vertraute Insel der Normalität inmitten eines unermeßlich weiten, fremden und furchtbar unübersichtlichen Ozeans war. Die Ängste und Sorgen, die allmählich in ihr aufstiegen, waren größer, als sie sie jemals auf ihrem unvorstellbar weit entfernten Heimatplaneten erlebt hatte, und brachten zudem ein ständig wachsendes und so überwältigendes Gefühl der Einsamkeit mit sich, daß sie es wie einen unbändigen körperlichen Hunger empfand.

Aber auf dem fernen Sommaradva war sie weder beliebt noch erwünscht, und hier im Hospital hatte man wenigstens wirklich etwas getan, um sie willkommen zu heißen, und zwar so viel, daß sie schon deshalb in diesem schrecklichen Gebäude bleiben mußte, um den dadurch entstandenen Verpflichtungen nachzukommen. Außerdem wollte sie alles daran setzen, soviel zu lernen, wie sie nur konnte, bevor die Herrscher des Hospitals sie für ungeeignet halten und nach Hause schicken würden.

Am besten sollte sie sofort mit dem Lernen anfangen.

Ist der Hunger womöglich gar nicht eingebildet, sondern wirklich? fragte sich Cha Thrat. Beim vorhergehenden Besuch der Kantine hatte sie sich nicht satt essen können, weil sie mit den Gedanken ganz woanders gewesen war. Sie machte sich daran, im voraus den Weg von ihrem gegenwärtigen Standpunkt zur Kantine und zum Ort ihrer ersten Unterrichtsstunde am nächsten Morgen festzulegen. Aber im Moment hatte sie keine Lust auf einen erneuten Gang durch die von sonderbaren Wesen bevölkerten Korridore des Hospitals. Erstens war sie sehr müde, und zweitens befand sich für Auszubildende, die das Lernen nicht durch einen Kantinenbesuch unterbrechen wollten, ein Essensspender mit eingeschränktem Menüangebot im Raum.

Sie sah in der Liste der für ihren Metabolismus geeigneten Speisen nach und bestellte mittlere bis große Portionen. Als sich schließlich bei ihr ein angenehmes Völlegefühl einstellte, versuchte sie zu schlafen.

Ihr Zimmer und auch der Korridor davor waren voll von leisen, unbekannten Geräuschen, und ihr derzeitiges Wissen reichte nicht aus, um diese einfach zu überhören. Der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Allmählich bekam sie wieder Angst und fragte sich, ob ihre Gedanken und Empfindungen von jener Art waren, die das Interesse des Zauberers O'Mara wecken könnte, und dadurch fürchtete sie noch mehr um ihre Zukunft im Orbit Hospital. Während sie dennoch ruhig dalag, wenn auch nicht in geistig-seelischer, sondern nur in körperlicher Hinsicht, schaltete sie den Kommunikator auf die mögliche Deckenprojektion ein, um zu sehen, was es auf den Unterhaltungs- und Schulungskanälen gab.

Dem entsprechenden Informationsblatt zufolge wurden auf zehn Kanälen ununterbrochen einige der in der Galaktischen Föderation beliebtesten Unterhaltungssendungen, die aktuellsten Tagesereignisse und Spielfilme gebracht, auf Wunsch in einer durch den Translator synchronisierten Fassung. Doch Cha Thrat stellte fest, daß sie zwar die Worte verstehen konnte, die die Aliens verschiedener physiologischer Klassen zu- und übereinander sagten, die gleichzeitig ablaufenden Handlungen aber für sommaradvanische Augen abwechselnd widerwärtig, rätselhaft, albern oder geradezu obszön waren. Deshalb schaltete sie lieber auf die Schulungskanäle um.

Dort hatte sie die Wahl, sich Diagramme mit momentan noch sinnlosen Zahlen und Tabellen über die Körpertemperatur, den Blutdruck und den Puls von mehr als sechzig verschiedenen Lebensformen oder Direktübertragungen von Operationen anzuschauen, deren Bilder beunruhigend wirkten und nicht gerade dazu bestimmt waren, irgend jemanden gemütlich in den Schlaf zu wiegen.

Also probierte Cha Thrat verzweifelt die reinen Tonkanäle aus. Aber die Musik, die ihr dabei zu Ohren kam, klang, selbst wenn sie die Lautstärke fast bis zur Hörschwelle absenkte, als würde sie von einer nicht richtig funktionierenden Maschine in einem Stahlwerk hervorgerufen. Deshalb war es für sie eine um so größere Überraschung, als sie irgendwann vom Wecker im Zimmer mit einem monotonen Klang, aber sich ständig steigernder Lautstärke daran erinnert wurde, daß es an der Zeit war aufzustehen, falls sie vor ihrer ersten Unterrichtsstunde noch frühstücken wollte.

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