14. Kapitel

Cha Thrat spürte eine nie gekannte Angst — die plötzliche, überwältigende und sinnlose Furcht vor allem und jedem, der oder das nicht eng mit ihr zur Verteidigung als Gruppe verbunden war — und empfand gleichzeitig eine furchtbare, blinde Wut, die diese Angst etwas abschwächte. Vergangenes, gegenwärtiges und zukünftiges Leid tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Mit diesen schrecklichen Erinnerungen ging ein entsetzlicher und verworrener Alptraum all der gräßlichen und schmerzhaften Dinge einher, die ihr jemals zugestoßen waren — auf Sommaradva und Goglesk und im Orbit Hospital. Viele Komponenten dieses Alptraums waren ihr vollkommen fremd; beispielsweise der panische Schrecken beim Anblick von Prilicla, was geradezu lächerlich war, und das Gefühl des Verlusts beim Abschied des Gogleskaners, der das Kind, das sie trug, gezeugt hatte. Aber dafür hatte sie jetzt keine Angst mehr vor dieser Außerplanetarierin, die ihr zu helfen versuchte, auch wenn sie eher wie eine zum Leben erweckte gogleskanische Riesenpuppe aussah.

Selbst bei dem heillosen Durcheinander aus Angst, Schmerz und völlig fremdartigen Erlebnissen, die ihr Denkvermögen beeinträchtigten, lief alles auf den einen zwingenden Schluß hinaus: Khone war in ihre Gedanken eingedrungen.

Jetzt wußte sie, wie es war, eine Gogleskanerin zu sein. In diesem Moment fiel die Wahl leicht: Freunde und Feinde — alles und jeder, der oder das nicht zur Gruppe gehörte — wurde angegriffen und zerstört. Sie wollte alles im Raum kurz und klein schlagen — Möbel, Instrumente, Dekorationsgegenstände — und dann die dünnen Wände einreißen, und sie wollte Khone mit sich herumschleppen, damit sie ihr dabei helfen konnte. Verzweifelt versuchte sie, die blinde und vollkommen fremdartige Wut, die sich in ihr aufstaute, niederzukämpfen.

Inmitten des Sturms gogleskanischer Gefühle gewann einen Augenblick lang ein winziger Teil ihres eigenen Verstands die Oberhand und bemerkte, daß der feste Griff, mit dem sie nach wie vor Khones Haare gepackt hatte, dem Unterbewußtsein der Gogleskanerin vorgetäuscht haben mußte, die Sommaradvanerin habe sich mit ihr zusammengeschlossen und sei deshalb eine Freundin, die der geistigen Verschmelzung wert sei.

Ich bin Cha Thrat, hielt sie sich grimmig vor Augen, einst eine sommaradvanische Chirurgin für Krieger und jetzt eine auszubildende Wartungstechnikerin am Orbit Hospital. Ich bin nicht Khone von Goglesk und nicht zum Zusammenschluß und zur Zerstörung hierhergekommen…

Aber das hier war bereits ein Zusammenschluß, und Erinnerungen an einen größeren, zerstörerischeren Zusammenschluß drängten sich ihr auf.

Sie schien auf einem Landfahrzeug zu stehen, das auf einer Anhöhe mit Blick über die Stadt angehalten hatte, und beobachtete den gerade stattfindenden Zusammenschluß. Der Terrestrier Wainright stand neben ihr und warnte sie, daß die Gogleskaner gefährlich nahe seien, sie alle lieber verschwinden sollten und man sowieso nichts tun könnte. Aus irgendeinem merkwürdigen Grund nannte er sie, während er das sagte, hin und wieder „Doktor“, öfter aber „Sir“. Sie fühlte sich abscheulich, weil sie wußte, daß der Zusammenschluß ihre Schuld war und nur deshalb passierte, weil sie dem Opfer eines Betriebsunfalls zu helfen versucht und es dabei berührt hatte. Unter sich konnte sie deutlich sehen, wie sich Khone mit den übrigen Gogleskanern verband, ohne den Grund dafür verstehen zu können, und gleichzeitig war sie selbst Khone und kannte den Grund.

Von nahegelegenen Gebäuden, vertäuten Schiffen und aus umliegenden Holzhäusern eilten einzelne Gogleskaner zum Zusammenschluß herbei, und das Gruppenwesen wurde zu einem riesigen, beweglichen, stechenden Teppich, der um größere Bauwerke herumkroch und kleinere verschlang, als ob er nicht wüßte oder es ihm egal war, was er tat. Hinter sich ließ er eine Spur der Verwüstung aus zerstörten Maschinen, Fahrzeugen, toten Tieren und einem versenkten Schiff zurück. Das Gruppenwesen bewegte sich landeinwärts, um seine selbstzerstörerische Verteidigung gegen einen prähistorischen Feind fortzusetzen.

Trotz der furchtbaren Angst vor diesem nicht existierenden Feind, die Khones Gedanken bestimmte und die jetzt auch die der Sommaradvanerin waren, versuchte sich Cha Thrat zu zwingen, logisch über das nachzudenken, was mit ihr geschehen war. Sie dachte an den Zauberer O'Mara und seine Worte, daß die Schulungsbänder nichts für sie wären, und erinnerte sich an die von ihm angeführten Gründe. Jetzt wußte sie, wie es war, das eigene Gehirn mit einem vollkommen fremden Wesen zu teilen, und sie fragte sich, ob ihre geistige Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen werden würde. Vielleicht machte die Tatsache, daß Khone, wie sie selbst, ein weibliches Wesen war, einen Unterschied.

Doch kam es Cha Thrat immer deutlicher zu Bewußtsein, daß es nicht nur Khones Gedanken und Erinnerungen waren, mit denen sie zu kämpfen hatte. Die Erinnerung an die Aussicht vom Dach des Fahrzeugs stammte weder aus dem Gehirn der Gogleskanerin noch aus ihrem eigenen. Sie besaß Erinnerungen an das Ambulanzschiff und an Leistungen des medizinischen Teams, die eindeutig nicht ihre eigenen waren, und entsann sich deutlich einiger schrecklicher und anderer angenehmer Vorfälle im Orbit Hospital, die vollkommen außerhalb ihrer Erfahrung lagen. Hatte O'Mara recht gehabt? Brachte sie tatsächliche Erinnerungen und Hirngespinste durcheinander, und war sie nicht mehr bei Verstand?

Daß sie verrückt war, glaubte sie allerdings nicht. Wahnsinn galt als Flucht aus einer zu schmerzhaften Realität in einen erträglicheren Zustand. Doch dazu empfand sie jetzt zu viele Schmerzen, und die Erinnerungen oder Wahnvorstellungen waren auf zu qualvolle Weise lebendig. Und in einer davon stand Lieutenant Wainright neben ihr, war genauso groß wie sie und nannte sie „Sir“.

Mit einem plötzlichen Schauer aus Angst und Erstaunen begriff sie, was geschehen war: Ihr Geist war jetzt mit Khones verschmolzen, und Khone hatte ihren früher schon einmal mit jemand anderem vereinigt gehabt.

Mit Conway!

Schon seit einiger Zeit war sich Cha Thrat Priliclas Stimme im Kopfhörer bewußt, aber seine Worte waren für ihr überfordertes Gehirn nur Laute ohne Bedeutung gewesen. Jetzt fühlte sie sich ganz von der Wärme, der Zuneigung und der beruhigenden Ausstrahlung des Empathen umhüllt, und die Schmerzen und die Verwirrung legten sich ein wenig, so daß der Inhalt seine Wort bis zu ihr durchdrang.

„Cha Thrat, meine Freundin, bitte antworten Sie endlich. Sie halten sich jetzt schon mehrere Minuten lang an den Haaren der Patientin fest und antworten uns nicht. Ich bin direkt über Ihnen auf dem Dach, und Ihre emotionale Ausstrahlung macht mir Sorgen. Bitte, sagen Sie uns endlich, was los ist. Sind Sie gestochen worden?“

„N-nein… i-ich habe keine Verletzungen“, antwortete sie mit zittriger Stimme. „Ich bin sehr verwirrt und habe Angst, und die Patientin ist.“

„Ich kann Ihre Gefühle spüren, Cha Thrat“, unterbrach sie Prilicla sanft, „aber nicht die Beweggründe. Es gibt nichts, dessen Sie sich schämen müßten, Sie haben bereits sehr viel mehr geleistet, als man berechtigterweise von Ihnen erwarten konnte, und es war nicht fair von uns, daß wir es zugelassen haben, Sie als Freiwillige für dieses Unternehmen einzusetzen. Wir laufen Gefahr, die Patientin zu verlieren. Bitte kommen Sie heraus und lassen Sie mich die Operation durchführen.“

„Nein!“ widersprach Cha Thrat heftig und sie spürte, wie Khones Körper unter ihren Händen zuckte. Die langen, silbrigen Fühler, die organischen Leiter für die einzigartige gogleskanische Form der telepathischen Verbindung, lagen nach wie vor auf ihrem Kopf, und alles, was Cha Thrat fühlte, hörte oder dachte, wußte Khone sofort; und der Gogleskanerin gefiel die Vorstellung eines Alienungeheuers, das sie operierte, sowohl aus persönlichen als auch aus medizinischen Gründen überhaupt nicht. „Geben Sie mir bitte einen Moment Zeit“, fügte Cha Thrat hinzu. „Allmählich gewinne ich über meine Gedanken wieder die Kontrolle.“

„Das stimmt, aber beeilen Sie sich!“ ermahnte Prilicla sie.

Unglaublicherweise war es ausgerechnet ihre Gehirnpartnerin, die das meiste tat, um diesen Vorgang voranzutreiben. Genau wie der Rest ihrer leidgeprüften und von Alpträumen geplagten Spezies hatte Khone gelernt, ihre Gedanken, Gefühle und natürlichen Bedürfnisse zu kontrollieren und zu entflechten, damit die erzwungene Einsamkeit, die zur Vermeidung eines Zusammenschlusses notwendig war, nicht nur erträglich, sondern ab und zu sogar erfreulich wurde. Und jetzt drängten sich in Cha Thrats Gedächtnis Conways Erinnerungen an das Orbit Hospital und einige seiner abstoßenden Patienten in den Vordergrund.

Sie müssen eine Auswahl treffen, sagte ihr Khone. Lassen Sie nur die Gedanken zu, die nützlich sind.

Sämtliche Erinnerungen und Erfahrungen einer sommaradvanischen Chirurgin für Krieger, einer gogleskanischen Ärztin und des halben, am Orbit Hospital verbrachten Lebens eines Terrestriers standen Cha Thrat zur Verfügung, und mit dieser ungeheuren Menge medizinischer und physiologischer Fachkenntnisse über fremde Spezies im Kopf konnte sie nicht glauben, daß Khone selbst in diesem fortgeschrittenen Stadium ein hoffnungsloser Fall war. Da dämmerte von irgendwoher aus diesem gewaltigen und äußerst vielseitigen Wissensschatz der erste Schimmer einer Idee hindurch, die allmählich Gestalt annahm.

„Ich glaube nicht mehr, daß ein operativer Eingriff die Lösung ist, auch nicht als letzter Ausweg“, sagte Cha Thrat in entschiedenem Ton. „Den würde die Patientin höchstwahrscheinlich nicht überleben.“

„Für wen hält die sich eigentlich, verdammt noch mal!“ fluchte Murchison verärgert. „Wer trägt denn hier die Verantwortung für die Operation? Prilicla, waschen Sie der mal den Kopf!“

Cha Thrat hätte zwar beide Fragen beantworten können, verzichtete aber lieber darauf. Sie wußte, daß die Formulierung und der Ton ihrer Entgegnung nicht ihrer rangniedrigen Stellung angemessen gewesen wäre: Sie hätte viel zu selbstbewußt und bestimmt geklungen, doch war weder genügend Zeit für lange Erklärungen noch für falsche Bescheidenheit, und es wäre besser, wenn sie die wahren Gründe nie erklären würde. Mit etwas Glück würde Pathologin Murchison jetzt und in Zukunft glauben, Cha Thrat sei eine selbstgefällige Wartungstechnikerin und von Größenwahn befallene ehemalige Schwesternschülerin.

Vorläufig hatte der Teamleiter anscheinend nicht vor, ihr den Kopf zu waschen, denn er sagte nur: „Erklären Sie das genauer, Cha Thrat.“

Rasch überprüfte Cha Thrat das augenblickliche Krankheitsbild, das sich jetzt durch die starke körperliche Entkräftung, die sogar bei einem gesunden Gogleskaner auf einen Zusammenschluß folgte, weiter verschlechtert hatte. Als sie erklärte, Khone verfüge nicht über ausreichende Kraftreserven, um eine umfangreichere Operation zu überstehen — man müßte nämlich eher einen Kaiserschnitt als eine bloße Vergrößerung des Gebärmutterhalses vornehmen —, sagte sie das mit absoluter Bestimmtheit, da sie die Angelegenheit nicht nur aus dem eigenen Blickwinkel beurteilte, sondern auch aus dem der Patientin. Aber das erwähnte sie nicht, sondern sagte nur, Khones emotionale Ausstrahlung würde ihre Beobachtungen bestätigen.

„Das stimmt“, bezeugte Prilicla.

„Die Klassifikation FOKT ist eine der wenigen Lebensformen, die imstande ist, sich in aufrechter Stellung auszuruhen, obwohl sie sich auch hinlegen kann“, fuhr Cha Thrat schnell fort. „Seit ihre Vorfahren aus dem Meer gestiegen sind, sind ihre Körper und inneren Organe ständig senkrecht nach unten wirkenden Schwerkräften ausgesetzt gewesen, wie die der Hudlarer, Tralthaner und Rhenithi. Das erinnert mich an einen Fall vor ein paar Jahren auf der tralthanischen Entbindungsstation, der unserem hier weitgehend gleicht und bei dem.“

„Also, das haben Sie nie und nimmer von Cresk-Sar gelernt!“ fiel ihr Murchison plötzlich ins Wort. „Schwesternschülerinnen erfahren nichts von solchen Beinahekatastrophen, wenigstens nicht im ersten Jahr.“

„Ich habe mich gern mit sonderbaren Fällen außerhalb des Lehrplans befaßt“, log Cha Thrat dreist, „und das mache ich heute noch gern, wenn ich nicht gerade in ein Wartungshandbuch vertieft bin.“

Ihre emotionale Ausstrahlung verriet dem Cinrussker bestimmt, daß sie log, aber in welcher Beziehung, würde er nur vermuten können. „Beschreiben Sie, wie Sie vorgehen wollen“, war alles, was er sagte.

„Bevor ich das tue“, fuhr sie schnell fort, „nehmen Sie bitte das Verdeck vom Krankentransporter ab und justieren Sie die Schwerkraftgitter so um, daß sie am Kopf- und am Fußende der Trage in beide Richtungen wirken können. Stellen Sie die Haltegurte auf die Größe und das Gewicht der Patientin so ein, daß sie Belastungen zwischen abwechselnd plus und minus drei Ge standhalten. Fahren Sie die Sonde in den Korridor, damit ich von dort aus aufs Dach steigen kann. Beeilen Sie sich bitte. Ich bringe die Patientin jetzt nach draußen und werde alles weitere unterwegs erklären.“

Cha Thrat nahm Khone, die kaum noch bei Bewußtsein war, auf zwei der mittleren Arme, griff mit sämtlichen freien Händen fest in die Behaarung der Gogleskanerin, um ihr das Gefühl zu geben, immer noch mit einer Freundin verbunden zu sein, kletterte mühsam auf das Dach und schlich sich vorsichtig den Weg zurück, auf dem sie gekommen war. Die ganze Zeit schwebte Prilicla besorgt über ihr, Naydrad beklagte sich bitter, ihr Krankentransporter würde nie wieder so sein wie früher, und Murchison erinnerte die Kelgianerin daran, daß man schließlich extra eine Wartungstechnikerin mitgenommen habe oder zumindest so etwas Ähnliches.

Während Naydrad der Gogleskanerin sachkundig die Gurte anlegte und Murchison alle Atemöffnungen an die Sauerstofffversorgung anschloß, ließ Cha Thrat Khones Haare nicht los. Ihre Köpfe berührten sich nach wie vor, und die langen, silbrigen Fühler hielten immer noch den telepathischen Kontakt aufrecht. Cha Thrat prüfte noch, ob Khone das Scannerdisplay deutlich sehen konnte, da es ihr selbst in der momentanen ungünstigen Haltung nicht möglich war, nahm schließlich ihren ganzen Mut zusammen und gab das Startsignal.

Sie spürte, wie ihr Kopf und die oberen Gliedmaßen mit Wucht zur Seite gezogen wurden, als Naydrad das am oberen Ende der Trage befindliche Schwerkraftgitter anschaltete. Da sich Cha Thrats Unterkörper samt den Beinen außerhalb des Wirkungsbereichs des künstlichen Gravitationsfeldes befand, hatte sie Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten. Doch was Khone betraf, so war diese unter einer Anziehungskraft von zwei Ge, die allmählich auf drei Ge gesteigert wurde, sozusagen mit dem Kopf nach unten auf die Trage geschnallt.

„Herzschlag unregelmäßig“, berichtete Prilicla leise. „Blutdruck steigt im Oberkörper und Kopf, Atem geht schwer, leichte Verschiebung der Organe im Brustbereich, aber der Fötus hat sich nicht bewegt.“

„Soll ich die Anziehungskraft auf vier Ge erhöhen?“ fragte Naydrad mit einem Blick auf Prilicla. Aber die Antwort erhielt sie von Cha Thrat.

„Nein. Stellen Sie das Gitter auf zwei Ge ein und lassen Sie es so schnell wie möglich zwischen Anziehung und Abstoßung wechseln. Sie müssen versuchen, den Kleinen durch Schütteln freizubekommen.“

Jetzt wurde Cha Thrat von einer Seite auf die andere geschleudert, als ob sie von irgendeinem riesigen Tier mit weichen, unsichtbaren Pfoten geschlagen würde, während die Patientin die gleiche Tortur in der Senkrechten durchmachte. Es gelang Cha Thrat, den Kopf weiterhin gegen Khones zu drücken und die Haare der Gogleskanerin festzuhalten, aber sie spürte eine zunehmende Übelkeit, die sie an den ein oder anderen Anfall von Reisekrankheit in ihrer Kindheit erinnerte.

„Freundin Cha Thrat, geht es Ihnen gut?“ erkundigte sich Prilicla besorgt. „Sollen wir einen Moment aufhören?“

„Haben wir soviel Zeit?“

„Nein“, antwortete der Empath. Plötzlich rief er: „Der Fötus bewegt sich! Er drückt.“

„Auf zwei Ge Abstoßung schalten und nicht mehr wechseln“, ordnete Cha Thrat schnell an, womit sie Khone regelrecht auf den Kopf stellte.

„.jetzt gegen die Oberseite der Gebärmutter“, fuhr Prilicla fort. „Die Nabelschnur wird nicht mehr zusammengeschnürt, und der Druck auf die Blutgefäße und Nervenknoten hat in diesem Bereich nachgelassen. Die Muskeln beginnen mit raschen unwillkürlichen Kontraktionen.“

„Sind die stark genug, um den Fötus herauszudrücken?“ unterbrach ihn Cha Thrat.

„Nein“, antwortete Prilicla. „Die Muskeln sind zu schwach, um den Geburtsvorgang zum Abschluß zu bringen. Außerdem befindet sich der Fötus immer noch nicht in der richtigen Lage.“

Cha Thrat stieß einen Fluch aus, der ganz eindeutig nicht auf Sommaradvanisch war, und rief: „Können wir die Schwerkraftgitter nicht so anbringen und einstellen, daß sie den Fötus in die richtige Lage ziehen, damit er.“

„Ich brauchte Zeit, um den.“, begann Naydrad.

„Wir haben keine Zeit“, fiel ihr Prilicla ins Wort. „Mich überrascht es sowieso, daß Khone immer noch unter uns weilt.“

Die ganze Sache verlief nicht annähernd so gut wie damals der Fall auf der tralthanischen Entbindungsstation, an den sich Cha Thrat erinnerte, und sie konnte sich auch nicht damit trösten, sich vor Augen zu halten, daß es sich hierbei um eine ganz besondere Lebensform handelte und praktisch keine Möglichkeit zum Operieren bestand. Khones Gehirn empfing und übertrug keine Eindrücke mehr, so daß sich Cha Thrat nicht einmal mehr zum letztenmal für ihr Versagen entschuldigen konnte.

„Bitte machen Sie sich keine Sorgen, meine Freundin“, fuhr der Cinrussker heftig zitternd fort. „Ihnen kann man keine Vorwürfe machen, nur weil Sie eine Aufgabe übernommen haben, die wegen der besonderen Umstände niemand von uns hätte bewältigen können. Ihre momentane emotionale Ausstrahlung macht mir Sorgen. Denken Sie daran, Sie sind nicht einmal Angehörige des medizinischen Teams, Sie haben keine Handlungsvollmacht, und für die Erlaubnis, sich an dieser Behandlung zu versuchen, sind Sie auch nicht verantwortlich. Ihnen ist gerade etwas eingefallen?“

„Wir wissen beide, daß ich inzwischen die Verantwortung auf mich genommen habe“, erwiderte sie so leise, daß nur Prilicla sie hören konnte. „Ja, ich habe eine Idee.

Naydrad!“ fuhr sie rasch mit lauterer Stimme fort. „Diesmal brauchen wir eine schnell wechselnde Anziehungs- und Abstoßungskraft von einem Ge, gerade soviel, um den Fötus in Bewegung zu halten. Danalta, die Muskelschicht der Gebärmutterwand ist dünn und wegen der Bewußtlosigkeit der Patientin entspannt. Könnten Sie ein paar geeignete Arme und Hände ausstülpen? Prilicla wird Ihnen die benötigte Form und Größe beschreiben und Ihre Bewegungen, mit denen Sie den Fötus in die richtige Lage bringen sollen, mit Hilfe des Scanners dirigieren. Murchison, würden Sie sich bitte bereithalten, beim Herausziehen des Fötus mit Hand anzulegen, sobald oder falls das Kind überhaupt geboren wird?

Ich selbst kann Ihnen nicht helfen“, fügte sie entschuldigend hinzu. „Vorläufig ist es besser, wenn ich weiterhin in so engem Körperkontakt wie möglich mit der Patientin bleibe. Nach meinem Empfinden hat es auf sie eine beruhigende Wirkung und tut ihr gut, ob sie nun bewußtlos ist oder nicht.“

„Mit Ihrem Empfinden liegen Sie völlig richtig“, bestätigte Prilicla. „Aber die Zeit drängt, meine Lieben. Fangen wir an.“

Während Naydrad dafür sorgte, daß sich der Fötus in der Gebärmutter ununterbrochen leicht hin- und herbewegte, und Danalta mit ausgestülpten Gliedmaßen, die Cha Thrat noch viele künftige Nächte hindurch Alpträume bescheren sollten, versuchte, ihn in die optimale Lage zu drücken und zu drehen, bemühte sich die Sommaradvanerin verzweifelt, zu ihrer in tiefer Bewußtlosigkeit liegenden Gehirnpartnerin durchzudringen.

Bald wird es Ihnen wieder gutgehen. Ihrem Kind wird es gutgehen. Halten Sie durch, bitte, sterben Sie mir nicht weg!

Es war, als ob sich die Gedanken in einer schwarzen, bodenlosen Grube verlören. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Cha Thrat, ein kurzes Aufflackern des Bewußtseins gespürt zu haben, aber wahrscheinlich hatte sie diese Empfindung nur gehabt, weil sie sie unbedingt haben wollte. Sie drehte den Kopf, aber nur ein wenig, um nicht den Kontakt mit den langen, silbrigen Fühlern zu verlieren, und wünschte, sie wäre in einer Körperstellung, in der sie das Scannerdisplay sehen könnte.

„Jetzt befindet er sich in der optimalen Lage“, meldete Prilicla plötzlich. „Danalta, schieben Sie die Hände weiter nach unten. Halten Sie sich bereit, auf meine Anweisung hin zu drücken, wenn der Fötus wieder anfängt, sich zu drehen. Naydrad, zwei Ge Abstoßung!“ Bis auf das Pfeifen der Klangverfälscher, deren Lautstärke zu schwanken schien, während sie sich wie die Patientin mit nachlassender Leistungsfähigkeit abmühten, ihre Aufgabe zu erfüllen, herrschte einen Moment lang tiefe Stille. Die Zeit lief beiden davon. Alle Aufmerksamkeit war auf Khone gerichtet, und selbst Prilicla betrachtete das Scannerdisplay mit zu großer Konzentration, um beschreiben zu können, was er darauf sah.

„Ich sehe den Kopf!“ rief auf einmal Murchison. „Nur das oberste Stück vom Kopf. Die Kontraktionen sind zu schwach, die helfen nicht besonders viel. Die Beine sind so weit wie möglich gespreizt, aber der Kopf des Fötus bewegt sich bei jeder Kontraktion um Bruchteile von Zentimetern nach unten und dann wieder zurück. Soll ich versuchen, eine operative Vergrößerung der.“

„Keine Operation“, unterbrach Cha Thrat sie in entschiedenem Ton. Selbst wenn die Patientin überlebte, hatte sie doch mit ihr den Verstand geteilt, und Cha Thrat wußte deshalb, daß eine Operationswunde bei einem Lebewesen, dessen Spezies praktisch unantastbar war, ernsthafte psychische Schäden nach sich ziehen würde — ganz zu schweigen von den Nachwirkungen des engen Körperkontakts, der bei der späteren Behandlung und dem Wechseln der Kleidung unausweichlich wäre. Der kurze geistige und körperliche Kontakt mit Conway und Cha Thrat hatte zwar in Khones gogleskanische Persönlichkeitsstruktur ein großes Loch gerissen, aber psychologisch gesehen war sie nach wie vor ein robustes und äußerst stabiles Geschöpf.

Doch blieb Cha Thrat keine Zeit, ihren Gefühlseindruck zu erklären oder sich über ihren Standpunkt mit den anderen auseinanderzusetzen. Murchison hatte sich aufgerichtet und blickte fragend Prilicla an, der von dem Gefühlssturm, der von allen Seiten auf ihn einhagelte, hin- und hergeworfen wurde, aber kein Wort sagte.

„Es wäre besser, wenn wir versuchen würden, den natürlichen Geburtsvorgang zu unterstützen“, fuhr Cha Thrat fort. „Naydrad, ich möchte noch einmal abwechselnd Anziehung und Abstoßung haben, dieses Mal alternierend zwischen null und drei Ge und vorläufig nur für die nächsten fünf Kontraktionen. Achten Sie dabei auf größere Organverschiebungen. Diese Spezies ist noch nie erhöhten Gravitationskräften ausgesetzt gewesen.“

„Jetzt kann ich den ganzen Kopf sehen!“ rief Murchison aufgeregt dazwischen. „Und die Schultern! Verdammt, ich habe den kleinen Schreihals!“

„Naydrad!“ schrie Cha Thrat schnell. „Bleiben Sie noch einen Moment bei drei Ge Abstoßung, bis die Nachgeburt heraus ist, und schalten Sie dann wieder auf normale Schwerkraft. Murchison, legen Sie das Neugeborene zwischen die Fingerbüschel direkt links neben meinem Kopf. Ich habe den Eindruck, daß es Khone mehr beruhigt, sich an ihrem Kind festzuhalten, als wenn ich mich an ihr festhalte.“

Sie beobachtete, wie sich Khones Finger instinktiv um die winzige Gestalt schlossen, die für den sommaradvanischen Teil ihres Gehirns wie ein glitschiges, zuckendes kleines Scheusal aussah, auf das gogleskanische Kontingent aber eindeutig wie eine unbeschreibliche Schönheit wirkte. Schweren Herzens zog Cha Thrat ihren Kopf von Khones zurück und ließ die Haare der Gogleskanerin los.

„Ihr Eindruck trifft zu, Cha Thrat“, bestätigte Prilicla. „Die emotionale Ausstrahlung der Patientin ist schon wieder stärker, obwohl sie noch ohne Bewußtsein ist.“

„Moment mal!“ meldete sich Murchison besorgt zu Wort. „Man hat uns doch gesagt, daß sie bei Bewußtsein sein muß, wenn sie für das Neugeborene richtig sorgen soll. Wir haben keine Ahnung, was.“

Sie brach mitten im Satz ab, weil Cha Thrat, die jetzt über das gesamte Wissen der gogleskanischen Ärztin verfügte, bereits alles Erforderliche verrichtete. Bewußt zu lügen lief zwar ihrer sommaradvanischen Erziehung zuwider, aber in der momentanen Situation wimmelte es geradezu von Problemen zwischen den Anwesenden, und die Umstände waren viel zu verwickelt, als daß sie Lust gehabt hätte, sich die für die Mitteilung der Wahrheit erforderliche Zeit zu nehmen.

Statt dessen wartete Cha Thrat, bis die Nabelschnur sauber durchtrennt und verknotet war und die Beine der Patientin in einer bequemeren Stellung lagen, und erklärte dann mit einer gewissen Dreistigkeit: „Zwischen der Lebensform der FOKTs und meiner eigenen gibt es eine Anzahl physiologischer Gemeinsamkeiten, und wir weiblichen Wesen verfügen bei solchen Geschichten von Natur aus über einen besonderen Instinkt.“

Die Terrestrierin schüttelte zweifelnd den Kopf und sagte: „Dann sind Ihre weiblichen Instinkte aber eine ganze Ecke stärker entwickelt und sehr viel zielsicherer als meine.“

„Freundin Murchison“, mischte sich jetzt Prilicla ein, dessen Stimme jetzt sehr laut war, da inzwischen alle Klangverfälscher bis auf zwei zu pfeifen aufgehört hatten. „Lassen Sie uns doch zu geeigneterer Zeit über weibliche Instinkte diskutieren. Freundin Naydrad, setzen Sie wieder das Verdeck auf den Transporter, erhöhen Sie die Innentemperatur um drei Grad, füllen Sie den Innenraum mit reinem Sauerstoff, und achten Sie bei der Patientin auf Anzeichen eines verspäteten Schocks. Nach der emotionalen Ausstrahlung zu urteilen, befindet sich Khone zwar im einem Zustand schwerer Erschöpfung, der ansonsten aber stabil ist. Im Moment besteht also keine Gefahr, und die Lähmung der Beine wird mit zunehmender Durchblutung zurückgehen. Wir und insbesondere die Patientin werden uns alle besser fühlen, wenn sie erst einmal von den Geräten auf dem Ambulanzschiff intensiv betreut wird. Bitte bringen Sie Khone schnell aufs Schiff.

Cha Thrat, Sie bleiben noch hier“, fügte er freundlich hinzu. „Mit Ihnen, meine sommaradvanische Freundin, würde ich mich gern einmal allein unterhalten.“

Der von Naydrad gelenkte Krankentransporter wurde von Danalta und Wainright von beiden Seiten flankiert und entfernte sich bereits. Doch Pathologin Murchison, deren Gesicht tiefrot war und einen Ausdruck trug, den Cha Thrat mittlerweile lesen und verstehen konnte, zögerte noch.

„Seien Sie nicht zu streng mit ihr, Prilicla“, bat Murchison. „Ich finde, sie hat sehr gute Arbeit geleistet, auch wenn sie manchmal dazu neigt zu vergessen, wer die eigentliche Verantwortung dafür trägt. Ich meine. na ja, sagen wir einfach, daß Cha Thrats unfreiwilliger Wechsel für den Wartungsdienst ein Gewinn und für das medizinische Team ein Verlust ist.“

Als sich Murchison abrupt abwandte, um dem Transporter hinterherzulaufen, blickte ihr Cha Thrat aus drei unterschiedlichen und verwirrenden Blickwinkeln und mit drei Arten von gemischten Gefühlen hinterher: Nach ihrem sommaradvanischen Geschmack war Murchison ein kleines, farbloses, abstoßendes DBDG-Weibchen. In ihren gogleskanischen Augen war sie bloß ein außerplanetarisches Ungeheuer, zwar freundlich, aber furchteinflößend. Doch vom terrestrischen Standpunkt aus gesehen handelte es sich um ein völlig anderes Wesen, eins, das Cha Thrat schon seit vielen Jahren als hochintelligente, von der beruflichen Position her nur Thornnastor unterstellte, freundliche, verständnisvolle, gerechte, schöne und sexuell begehrenswerte Frau kannte. Einige dieser Seiten ihrer Persönlichkeit hatte Murchison eben gezeigt, aber die plötzliche körperliche Anziehungskraft, die sie auf Cha Thrat ausübte, und die Bilder von schrecklichen, fremdartigen Umklammerungen und Intimitäten, die an Cha Thrats geistigem Auge vorbeizogen, machten der Sommaradvanerin so furchtbare Angst, daß der gogleskanische Teil ihres Gehirns am liebsten einen Ruf nach Zusammenschluß ausgestoßen hätte.

Murchison war eine Terrestrierin und sie selbst eine Sommaradvanerin. Sie mußte einfach aufhören, sich auf so alberne Weise zu einem Mitglied einer fremden Spezies hingezogen zu fühlen, das noch nicht einmal männlichen Geschlechts war, denn dieser Weg führte ganz sicher in den Wahnsinn. Sie dachte an das Gespräch, das sie mit dem Zauberer O'Mara über Schulungsbänder geführt hatte, und an ihre eigene Erfahrung, die sie mit Bändern von Kelgianern, Tralthanern, Melfanern und vielen anderen bereits gemacht hatte.

Aber die Erfahrung hatte sie gar nicht selbst gemacht, wie sie sich plötzlich vor Augen hielt. Sie war und blieb Cha Thrat. Die Gogleskanerin und der Terrestrier, die scheinbar von ihrem Gehirn Besitz ergriffen hatten, waren nur Gäste, von denen einer besonders lästig war, was die Gedanken über Murchison betraf, aber sie sollten keinesfalls ihre persönlichen Gefühle beeinflussen dürfen. Etwas anderes zu denken oder zu fühlen als eine Sommaradvanerin war albern.

Als die störende Gestalt Murchisons in der Ferne verschwunden war und sich Cha Thrat wieder eher wie sie selbst und nicht wie zwei andere Wesen fühlte, sagte sie zu Prilicla: „Und jetzt, nehme ich an, bekommt die überhebliche und äußerst ungehorsame Technikerin mit Hang zu medizinischem Größenwahn endlich den Kopf gewaschen, nicht wahr?“

Prilicla hatte sich auf dem Dach über Khones Tür niedergelassen, damit sich seine Augen auf gleicher Höhe mit Cha Thrats befanden. „Ihre Gefühlsbeherrschung ist ausgezeichnet, Cha Thrat“, erwiderte er freundlich. „Mein Kompliment. Aber Ihre Annahme ist falsch. Ihr offenbares Verständnis der terrestrischen Redewendung, die Sie gerade gebraucht haben, und Ihr Verhalten vorhin in einer sehr heiklen klinischen Situation veranlassen mich, darüber zu spekulieren, was möglicherweise mit Ihnen geschehen sein könnte.

Wissen Sie, ich denke einfach mal laut vor mich hin“, fuhr er fort. „Dazu brauche ich Sie gar nicht, ja, ich verbiete es Ihnen sogar ausdrücklich, mir zu sagen, ob meine Vermutungen zutreffen oder nicht. In diesem Fall ziehe ich es vor, offiziell von nichts zu wissen.“

Schon aus den ersten paar Worten des Empathen wurde klar, daß er ganz genau wußte, was mit Cha Thrat passiert war, auch wenn er seine Gewißheit nur als Vermutung bezeichnete. Er nahm an, daß Cha Thrat mit Khone eine geistige Vereinigung gehabt habe, der Verstand der Gogleskanerin vorher mit dem vom Conway verschmolzen gewesen sei und vor und während der Geburt von Khones Kind die Fachkenntnisse und Entschlußkraft des Diagnostikers die führende Rolle übernommen hätten. Aus diesem Grund fühlte sich der Cinrussker durch den Vorfall nicht gekränkt — schließlich stand ein Chefarzt weit unter einem Diagnostiker, selbst wenn sich dieser nur vorübergehend im Gehirn eines Untergebenen aufhielt. Auch die übrigen Teammitglieder wären nicht beleidigt, wenn sie die Wahrheit erfahren würden.

Aber nach seiner Auffassung müßten sie diese ja nicht erfahren, zumindest nicht, bis sich Cha Thrat wieder im Schutz der Wartungsschächte des Orbit Hospitals verloren hätte.

„Ihrer jüngsten emotionalen Ausstrahlung entnehme ich“, fuhr Prilicla fort, „daß Sie gegenüber Freundin Murchison in sexueller Hinsicht sehr starke, wenn auch verworrene Gefühle empfunden haben, die für Ihr sommaradvanisches Ich nicht angenehm waren. Aber denken Sie daran, in welch große Verlegenheit Murchison geriete, wenn sie ahnen würde, daß Sie, ein Lebewesen einer völlig anderen physiologischen Klassifikation, das durch die Umstände gezwungen ist, ganz eng mit ihr zusammenzuarbeiten, sie mit den Augen und den gleichen starken Gefühlen wie ihr Lebensgefährte betrachten.“

„Ich verstehe“, sagte Cha Thrat.

„Pathologin Murchison ist hochintelligent“, erklärte der Cinrussker weiter, „und mit der Zeit wird sie dahinterkommen, was geschehen ist, falls sie es nicht schon vorher von Khone erfährt. Deshalb möchte ich, daß Sie Khone bei der erstbesten Gelegenheit diese heikle Geschichte klarmachen und sie in dieser Angelegenheit um Stillschweigen bitten.

Freundin Khone verfügt jetzt nicht nur über Conways Erinnerungen und Gefühle, sondern auch über die Cha Thrats“, fügte Prilicla noch freundlich hinzu.

Die noch immer vorhandenen Gedanken der gogleskanischen Ärztin drohten Cha Thrats eigene mit einer seltsamen Mischung aus Angst, Neugier und elterlicher Sorge zu überwältigen, und einen Moment lang brachte Cha Thrat kein Wort heraus. Schließlich fragte sie: „Ist Khone schon in der Lage zu sprechen?“

„Ich habe das bestimmte Gefühl — und nicht bloß den Verdacht —, daß sowohl die Mutter als auch das Kind wohlauf sind“, antwortete Prilicla und bereitete sich darauf vor loszufiegen, indem er die Flügel ausbreitete. „Aber wenn wir jetzt nicht bald das Gespräch beenden, werden sich die anderen noch fragen, was ich Ihnen antue, und werden Sie blutüberströmt und von blauen Flecken übersät zurückerwarten.“

Die Vorstellung, Prilicla könnte irgend jemandem irgendeine Art von Verletzung zufügen, war so absurd, daß sogar eine Gogleskanerin sie für genauso komisch hielt wie eine Sommaradvanerin und ein Terrestrier. Lauthals lachend folgte Cha Thrat den anderen zur Landefähre, während ihr der von den Flügeln des Empathen erzeugte Wind das Haar zerzauste.

„Ihnen ist doch hoffentlich klar, meine Freundin“, sagte der Empath, dessen zitternde Glieder eine deutliche Rechtfertigung für die Worte waren, die das Vergnügen der Sommaradvanerin dämpfen sollten, „daß O'Mara von dem Vorfall unterrichtet werden muß, oder?“

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