15

David Giacomin, der selbst Mortensen ein wenig überwacht hatte, merkte als erster, daß etwas nicht stimmte. Ein blinkendes rotes Licht kündigte ihm an, daß Mortensen aus dem Bereich der Appalachia-Televektoren verschwunden war.

Giacomin war verwirrt. Mortensen wollte am vierten Mai den Sprung wagen. Und der vierte Mai war noch ein paar Wochen entfernt. Oder war es möglich, daß er den Weg in die Vergangenheit schon früher gemacht hatte?

Möglich war es schon, überlegte Giacomin. Aber dann war die Vergangenheit geändert worden — oder man hatte sich bei der Aufzeichnung getäuscht. Giacomin leitete eine Untersuchung über Mortensens Verschwinden ein. Der ganze Regierungsapparat wurde mobil gemacht. Kloofman hatte Giacomin persönlich darauf aufmerksam gemacht, daß Mortensen nichts zustoßen dürfte. Und nun schien es, als sei tatsächlich etwas geschehen. Mit Schweiß auf der Stirn überlegte Giacomin, daß er Mortensen wieder herbeischaffen mußte, bevor Kloofman etwas merkte.

Und kurze Zeit später erfuhr Giacomin, daß er Kloofman doch Bescheid sagen mußte.

Von Koll aus dem Kriminalsekretariat kam ein Anruf durch. Sein kleines Rattengesicht war gerötet, und er wirkte völlig aufgelöst.

»Ich habe hier einen Mann, der unbedingt ein Interview mit Kloofman will«, sagte Koll. »Klasse Sieben — nein, Klasse Sechs seit neuestem. Er kommt aus meiner Abteilung.«

»Er ist verrückt. Kloofman würde ihn nicht empfangen, das wissen Sie ganz genau. Weshalb belästigen Sie mich überhaupt mit solchen Dingen?«

»Er behauptet, er hätte Mortensen entführt, und er wolle darüber mit jemandem aus Klasse Eins sprechen.«

Giacomin versteifte sich. Seine Hände begannen zu zittern, und es kostete ihn große Anstrengung, sich wieder zu beruhigen. »Wer ist dieser Wahnsinnige?«

»Quellen. Er ist Kriminalsekretär. Er …«

»Ja, ich kenne ihn. Wann brachte er seine Forderung vor?«

»Vor zehn Minuten. Zuerst versuchte er Kloofman direkt anzurufen, aber er kam nicht durch. Jetzt macht er es auf dem Amtsweg. Er wandte sich an mich, und ich wende mich an Sie. Was sollte ich sonst tun?«

»Schon gut«, sagte Giacomin starr. Er überlegte schon, was er diesem Kerl antun könnte. Aber Quellen hatte Mortensen in seiner Gewalt oder behauptete es zumindest. Und Kloofman wurde fast allergisch, wenn man den Namen Mortensen aussprach.

Aus war der Plan, dem Boß nichts von Mortensens Verschwinden zu erzählen. Er konnte das Interview nicht verhindern. Vielleicht hinauszögern, aber Quellen würde sich durchsetzen.

»Nun?« fragte Koll. Seine Nasenflügel bebten. »Kann ich die Bitte offiziell an Ihre Abteilung geben?«

»Ja«, sagte Giacomin. »Ich nehme sie Ihnen ab. Geben Sie mir diesen Quellen.«

Ein Augenblick verging, und dann erschien Quellen auf dem Bildschirm. Eigentlich wirkte er ganz normal, dachte Giacomin. Ein wenig erschreckt über seine eigene Kühnheit, aber doch normal. Zumindest so normal wie Koll.

Er war entschlossen. Er wollte Kloofman sprechen. Ja, er hatte Mortensen entführt. Nein, er würde nichts über den Aufenthalt des Mannes verraten. Jeder Versuch, den Entführten aufzuspüren, würde dessen sofortigen Tod zur Folge haben.

War es ein Bluff? Giacomin wagte es nicht, das Risiko einzugehen. Er sah Quellen mit ruhiger Verwunderung an und meinte: »Schön. Sie bleiben Sieger, Sie Wahnsinniger. Ich gebe Ihre Bitte um Audienz an Kloofman weiter. Mal sehen, was er dazu sagt.«


* * *

Kloofman hatte schon so lange nicht mehr mit jemandem aus einer niedrigen Klasse gesprochen, daß er gar nicht mehr wußte, wie er sich verhalten sollte. Mitglieder aus Klasse Drei, Vier und sogar Fünf umsorgten ihn, aber selbstverständlich unterhielt er sich nicht mit ihnen. Sie hätten ebensogut Roboter sein können.

So wartete er mit einiger Neugier auf das Erscheinen von Quellen. Natürlich war er verärgert. Er ließ sich nicht gerne zwingen. Aber Kloofman besaß auch Humor. Seit vielen Jahren hatte niemand einen wunden Punkt in ihm entdeckt. Die unerwartete Krise machte ihm Spaß.

Und er hatte Angst. Die Leute an den Televektoren konnten Mortensen tatsächlich nirgends entdecken. Ein scheußliches Gefühl. Eine direkte Bedrohung von Kloofmans Macht.

Die Sonde in seinem Kopf sagte: »Quellen ist hier.«

»Er soll hereinkommen.«

Die Wand des Zimmers glitt zurück. Ein schmaler, hagerer Mann trat unsicher ein und blieb vor der riesigen Pneumo-Hängematte stehen, in der Kloofman ruhte. Zwischen Kloofman und Quellen erhob sich ein feiner, fast unsichtbarer Nebel, ein Schirm gegen Attentate, der sich vom Boden bis zur Decke erstreckte. Jedes feste Materieteilchen, das den Schirm zu durchdringen versuchte, wurde sofort zerstäubt, egal mit welcher Masse und Geschwindigkeit es ankam.

Zusätzlich wurde Kloofman von Robotern bewacht. Kloofman wartete geduldig. Die künstlichen Systeme in seinem Körper schnurrten, pumpten Blut durch die Adern und versorgten die Muskeln mit Lymphe. Kloofman sah, daß sich Quellen in seiner Gegenwart nicht wohlfühlte. Es überraschte ihn nicht.

Schließlich sagte er: »Ihr Wunsch wurde erfüllt. Da bin ich. Was wollen Sie von mir?«

Quellen öffnete den Mund, aber es dauerte eine Zeitlang, bis er ein Wort hervorbrachte. »Wissen Sie, was ich denke?« stieß er schließlich hervor. »Ich bin froh, daß Sie existieren. Das war mein erster Gedanke.«

Kloofman lächelte. »Woher wissen Sie, daß ich keine Maschine bin?«

»Ich …« Quellen unterbrach sich. »Gut, ich muß mich verbessern. Ich hoffe, daß Sie wirklich existieren.« Seine Hände zitterten. Kloofman bemerkte, wie sehr er sich zu beherrschen versuchte. Nach außen hin gelang es ihm fast.

»Sind Sie der Mann, der Mortensen entführte?«

»Ja.«

»Wo ist er?«

»Das kann ich Ihnen nicht verraten, Sir. Noch nicht. Ich möchte Ihnen zuerst ein Geschäft vorschlagen.«

»Mir — ein Geschäft?« Kloofman lachte scheppernd. »Ihre Frechheit ist unglaublich«, sagte er mild. »Wissen Sie nicht, was ich Ihnen antun kann?«

»O doch.«

»Und dennoch kommen Sie her, um mir einen Handel vorzuschlagen?«

»Ich habe Mortensen«, erinnerte ihn Quellen. »Wenn ich ihn nicht freilasse, kann er am vierten Mai den Sprung nicht machen. Und das bedeutet …«

»Schon gut«, unterbrach ihn Kloofman scharf. Er spürte wie seine Spannung anstieg. Dieser Mann hatte seine wunde Stelle gefunden. Es war lächerlich, daß ihn ein Prolet in Schach halten konnte, aber es war nicht zu ändern. Mit einem Mann, der die Vergangenheit zu verändern drohte, war nicht zu spaßen. Kein Komputer konnte berechnen, wie sich das Verschwinden Donald Mortensens aus der Zeitmatrix auswirken würde. Der Weltherrscher war machtlos. »Sie spielen ein gefährliches Spiel, Quellen«, sagte Kloofman. »Bringen Sie Ihren Vorschlag vor. Danach werden wir Ihnen das Versteck Mortensens gewaltsam entreißen.«

»Mortensen ist so programmiert, daß er sich selbst umbringt, wenn etwas mit meinem Gehirn unternommen wird.«

Ob das stimmen konnte? Oder ob es ein großer Bluff war?

»Also, fangen Sie an.«

Quellen nickte. Er schien an Stärke zu gewinnen, als bemerkte er, daß Kloofman auch kein Superwesen war. »Man beauftragte mich mit der Klärung des Zeitreiseproblems«, begann Quellen. »Es gelang mir, den Mann zu entdecken, der dahintersteckt. Er ist verhaftet. Leider ist er im Besitz von Informationen, die für mich sehr ungünstig sind.«

»Haben Sie etwas verbrochen, Quellen?«

»Ich habe etwas Illegales getan. Es könnte zu Degradierung und Schlimmerem führen. Wenn ich den Mann Ihren Leuten übergebe, wird er mich bloßstellen. Ich will also Immunität. Das ist mein Geschäft. Ich übergebe Ihnen den Verbrecher, aber Sie verfolgen mich nicht, wenn er mein Vergehen ausplaudert.«

»Was ist es denn, Quellen?«

»Ich besitze eine Klasse-Zwei-Villa in Afrika.«

Kloofman lächelte. »Sie sind wirklich ein Gauner«, sagte er leichthin. »Sie geben sich mit Ihrer Klasse nicht zufrieden, Sie erpressen die Hohe Regierung …«

»Ich halte mich eigentlich für ziemlich ehrenwert, Sir.«

»Wahrscheinlich. Dennoch sind Sie ein Gauner. Wissen Sie, was ich mit einem so gefährlichen Mann tun würde, wenn ich freie Wahl hätte? Ich würde Sie in die Zeitmaschine stecken und weit in die Vergangenheit schleudern. Das ist die sicherste Methode, mit Revolutionären fertigzuwerden. Und sobald wir im Besitz der Maschine sind, werden wir …« Kloofman schwieg. Dann fuhr er fort: »Ihre Kühnheit verblüfft mich. Und was ist, wenn ich Sie belüge? Ich gestehe Ihnen Immunität zu, Sie liefern mir Mortensen aus und übergeben mir den Zeitreise-Boß, und dann lasse ich Sie verhaften.«

»Ich habe noch zwei andere Zeitreisende versteckt, die in den Listen stehen«, erklärte Quellen ruhig. »Einer davon soll noch heuer den Sprung machen und der andere im Frühjahr. Die beiden sind meine Versicherung.«

»Sie bluffen, Quellen. Sie haben die beiden anderen einfach erfunden. Ich werde eine Sonde an Ihr Gehirn ansetzen lassen, um die Wahrheit zu erfahren.«

»In diesem Augenblick stirbt Mortensen.«

Kloofman war wütend. Es stand für ihn fest, daß dieser Prolet einen Bluff nach dem anderen vorbrachte. Aber es gab keinen Beweis, wenn man sein Gehirn nicht untersuchte. Und das Risiko war zu groß.

»Was wollen Sie wirklich, Quellen?«

»Ich sagte es Ihnen bereits. Immunität — vor Zeugen. Sie sollen mir garantieren, daß ich wegen meines Besitzes in Afrika nicht bestraft werde und daß man mich auch nicht verfolgt, weil ich Sie erpreßt habe. Dann übergebe ich Ihnen Mortensen und Lanoy.«

»Und die beiden anderen Zeitreisenden?«

»Auch die. Wenn ich mich von Ihrem guten Willen überzeugt habe.«

»Sie sind unglaublich, Quellen. Aber Ihre Stellung ist stark. Sie dürfen Mortensen nicht zurückhalten. Und ich brauche die Zeitmaschine. Sie kann uns sehr nützlich sein. Politisch nützlich. In Privathänden ist sie zu gefährlich. Sie sollen Ihren Willen haben, Quellen. Und mehr als das.«

»Mehr?«

»Ihre Villa ist Klasse Zwei, sagten Sie? Ich nehme an, daß Sie sie behalten möchten. Also müssen wir Sie wohl zu Klasse Zwei machen.«

»Sie wollen mich in die Hohe Regierung nehmen, Sir?«

»Natürlich«, sagte Kloofman freundlich. »Überlegen Sie doch: Wie kann ich Sie in Ihre niedrige Klasse zurückschicken, nachdem Sie derart über mich triumphiert haben? Sie haben an Status gewonnen. Giacomin wird ein neues Büro für Sie herrichten.« Kloofman lächelte. »Sie haben mehr bekommen, als Sie wollten, Quellen. Ich gratuliere Ihnen.«


* * *

Quellen tauchte endlich an der Erdoberfläche auf, nachdem er Stockwerk um Stockwerk nach oben gefahren war. Er schwankte auf die Straße hinaus und mußte sich breitbeinig hinstellen, um nicht von Schwindel erfaßt zu werden. Er sah die hohen Türme, die zierlichen Brücken über den Straßen und die Leuchtdreiecke an den obersten Stockwerken der Gebäude.

Ich habe nicht viel Zeit, dachte Quellen.

Nach dem Interview mit Kloofman war er wie gelähmt. Wenn er jetzt zurückdachte, konnte er gar nicht begreifen, wie er das geschafft hatte. Wie er sich zur Hohen Regierung durchgeboxt und kühn seine Forderungen gestellt hatte. Wie er Betrug auf Betrug gebaut hatte. Es konnte nicht wahr sein.

Aber die Häuser um ihn existierten tatsächlich. Der Himmel war echt. Das Pflaster war echt. Und das Interview mit Kloofman hatte stattgefunden. Er hatte gewonnen. Er war sogar Klasse Zwei. Er hatte Kloofman zum Rückzug gezwungen.

Quellen wußte, daß er überhaupt nichts gewonnen hatte.

Er hatte sein Manöver mit bemerkenswerter Kühnheit durchgeführt, aber er war ein Narr gewesen, und das erkannte er jetzt klarer als vor einer Stunde. Es war nur ein Augenblickstriumph, nur eine Illusion. Wirkliche Sicherheit gab es für ihn nicht. Also mußte er den anderen Plan in die Tat umsetzen. Er hatte sich auf einen Fehlschlag vorbereitet, und er wußte, was er zu tun hatte, wenn ihm auch nicht mehr viel Zeit blieb.

Kloofman hatte ihn mit seinem Lächeln und seinem Lob nicht täuschen können. So leicht konnte man einen Mann der Klasse Eins nicht herumschieben.

Quellen wußte, daß er sich Lanoy und Mortensen holen würde, um ihn dann zu vernichten. Ich hätte es von Anfang an wissen sollen. Wie konnte ich mir einbilden, Kloofman zu überlisten? fragte er sich.

Aber er bereute den Versuch nicht. Der Mensch mußte sich hin und wieder aufrichten und kämpfen. Quellen hatte es versucht. Er hatte etwas Absurdes getan, und er hatte eine Glanzleistung vollbracht, auch wenn der Ausgang nicht nach seinem Willen war.

Die Freude über den Sieg hatte nachgelassen, und Quellen konnte wieder kühl und vernünftig denken.

Er betrat das Hauptquartier und gab Befehl, daß man Lanoy sofort zu ihm bringen sollte. Der Mann wurde in sein Büro geführt. Er sah niedergedrückt aus.

»Das werden Sie noch bereuen, Quellen«, sagte Lanoy bitter. »Ich habe es ernst gemeint, als ich erklärte, Brogg habe die Roboter auf mich abgestimmt. Ich kann die Hohe Regierung jederzeit von Ihrer Villa in Afrika unterrichten …«

»Das ist nicht nötig«, sagte Quellen. »Ich lasse Sie laufen.«

Lanoy war verwirrt. »Aber Sie sagten …«

»Das war vorher. Ich lasse Sie frei und versuche soviel wie möglich von den Verhöraufzeichnungen zu vernichten.«

»So haben Sie also doch nachgegeben, Quellen. Sie wußten, daß Sie das Risiko nicht auf sich nehmen konnten.«

»Im Gegenteil. Ich habe der Hohen Regierung selbst über die Villa erzählt. Ich sprach mit Kloofman persönlich darüber. Es hat keinen Sinn, sich mit kleinen Leuten zu unterhalten.«

»Das nehme ich Ihnen nicht ab, Quellen.«

»Es ist trotzdem die Wahrheit. Und deshalb hat sich auch der Preis für die Freilassung geändert. Ich brauche Ihr Schweigen nicht mehr. Ich will Ihre Dienste.«

Lanoys Augen wurden groß. »Was ist denn vorgefallen?«

»Eine ganze Menge. Ich habe jetzt keine Zeit, Ihnen alles zu erklären. Ich bringe Sie sicher aus dem Gebäude. Zu Ihrem Labor müssen Sie selbst kommen. In etwa einer Stunde bin ich bei Ihnen.« Quellen schüttelte den Kopf. »Ich glaube zwar nicht, daß Sie lange frei bleiben werden, Lanoy. Kloofman will Ihre Maschine unbedingt. Er will politische Gefangene in die Vergangenheit schicken. Und die öffentlichen Einnahmen erhöhen. Er hat vor, das Arbeitslosenproblem dadurch zu lösen, daß er die Leute bis zu fünfhunderttausend Jahre zurückschickt, um sie von Raubtieren fressen zu lassen. Ich bin überzeugt davon, daß man Sie bald wieder erwischen wird. Aber dann ist es nicht meine Schuld.«

Er brachte Lanoy aus dem Gebäude. Der kleine Mann sah Quellen verwirrt an, als er die Schnellbootrampe betrat.

»Ich komme nach«, rief Quellen.

Er bestieg ebenfalls ein Schnellboot und ließ sich zu seinem Apartment bringen. Er hatte noch eine Aufgabe vor sich. Ob Kloofman schon etwas gegen ihn unternommen hatte? Zweifellos gab es in der Hohen Regierung erregte Diskussionen. Aber in Kürze war Quellen in Sicherheit.

Er hatte viel verstanden, vor allem aber eines: Kloofman brauchte die Zeitmaschine dringend, um seine eigene Macht auszudehnen. Auf rücksichtslose Art. Und er hätte ihm beinahe dabei geholfen.

Quellen verstand nun auch, weshalb alle Zeitreisenden, die man registriert hatte, aus den Jahren 2486 bis 2491 kamen. Es bedeutet nicht, daß später niemand mehr zurückgeschickt wurde. Es hieß nur, daß Kloofman die Herrschaft über die Maschine gewonnen hatte und seine Gegner so weit zurückschickte, daß sie keine Gefahr mehr für ihn darstellten. Quellen schauderte. Er wollte nicht in einer Welt leben, in der die Regierung eine solche Macht hatte.

Er ging in sein Apartment und betrat das Stati-Feld. Im Nu war er in seiner afrikanischen Hütte.

»Mortensen«, rief er, »wo sind Sie?«

»Hier unten.«

Quellen sah über den Rand der Veranda. Mortensen angelte. Er hatte nur seine Hose an. Seine blasse Haut war rot vom Sonnenbrand. Er winkte Quellen freundlich zu.

»Kommen Sie!« sagte Quellen. »Es geht heim.«

»Vielen Dank, ich bliebe lieber hier. Es ist schön hier.«

»Unsinn! Ihr Zeitsprung …«

»Weshalb denn? Hier habe ich es auch bequem.«

Quellen hatte keine Zeit für lange Diskussionen. Er hatte auch kein Interesse daran, die Vergangenheit durcheinanderzubringen. Und in Kürze war Mortensens Wert als Geisel gleich Null. Mortensen mußte den Sprung machen.

»Kommen Sie«, sagte Quellen.

»Nein.«

Seufzend betäubte Quellen den Mann zum zweitenmal. Er schob den steifen Körper durch das Stati-Feld, und folgte eine Sekunde später. Mortensen lag auf dem Boden seines Apartments. In kurzer Zeit würde er erwachen und nicht recht wissen, was geschehen war. Vielleicht versuchte er auch, wieder nach Afrika zu gelangen. Aber bis dahin hatten ihn die Televektoren sicher schon entdeckt. Kloofman mußte sichergehen, daß er rechtzeitig den Sprung machte.

Quellen verließ seine Wohnung zum letztenmal. Er betrat die Flugrampe und wartete auf das Schnellboot.

Es war Spätnachmittag, als er ankam. Die Sonne stand tief am Horizont, und auf dem See spiegelten sich die Farben. Lanoy erwartete ihn.

»Es ist alles vorbereitet, Quellen«, sagte er.

»Gut. Kann ich mich auf Ihre Ehrlichkeit verlassen?«

»Sie haben mich herausgeholt. Das verpflichtet mich. Aber sind Sie sicher, daß Sie den Sprung machen wollen?«

»Ja. Ich kann nicht hierbleiben. Ich bin Kloofmans Todfeind, und er würde mir die zehn schweren Minuten, die ich ihm bereitet habe, nie vergessen.«

»Kommen Sie herein«, sagte Lanoy. »Verdammt, ich hätte nie gedacht, daß ich Ihnen auf diese Weise helfen würde.«

»Wenn Sie klug sind, nehmen Sie den gleichen Weg«, sagte Quellen. »Kloofman wird Sie früher oder später erwischen.«

»Das Risiko gehe ich ein«, sagte Lanoy lächelnd. »Vielleicht kann ich mit Kloofman auch handelseinig werden. Aber jetzt kommen Sie. Die Maschine wartet.«

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