Neben der Couch, auf der Barbara jetzt bewußtlos lag, stand ein altes Schrankradio, wie es die Leute in den dreißiger Jahren gekauft hatten. Ben drückte auf einen Knopf, und der gelb getönte Anzeiger für die Sender fing an zu leuchten. Während er darauf wartete, daß das Gerät warm wurde, machte er sich auf die Suche nach der Nageldose, die er Barbara zuvor gegeben hatte. Er fand sie auf dem Boden, wo Barbara sie hingestellt hatte, suchte ein paar Nägel heraus und steckte sie in seine Tasche. Das Radio zischte und rauschte. Ben wandte sich wieder zu dem Gerät um und spielte mit dem Senderwahlknopf. Zuerst konnte er nichts anderes empfangen als ein Rauschen aber dann plötzlich drehte er an etwas vorbei, das wie eine Stimme klang. Ben schaltete behutsam hin und her und versuchte, den Sender zu finden. Schließlich drang eine monotone, metallisch klingende Stimme aus dem Radio...
»... STANDS-RADIOSTATION DER ZIVILEN VERTEIDIGUNG. NORMALE SENDELEISTUNG KANN VORÜBERGEHEND NICHT GEWÄHRLEISTET WERDEN. BLEIBEN SIE AUF DIESER WELLENLÄNGE, WENN SIE INFORMATIONEN ÜBER DEN NOTSTAND HÖREN WOLLEN. DIE POLIZEI RÄT IHNEN DRINGEND, ZU HAUSE ZU BLEIBEN. HALTEN SIE. ALLE TÜREN UND FENSTER VERSCHLOSSEN UND VERBARRIKADIEREN SIE SIE. GEHEN SIE MIT LEBENSMITTELN, WASSER UND MEDIKAMENTEN SPARSAM UM. ZIVILE VERTEIDIGUNGSEINHEITEN VERSUCHEN, DIE SITUATION UNTER KONTROLLE ZU BEKOMMEN. HALTEN SIE SICH IN DER NÄHE DES RADIOS AUF, UND LASSEN SIE DIESE FREQUENZ EINGESCHALTET. BENUTZEN SIE AUF KEINEN FALL IHR AUTO. HALTEN SIE IHRE TÜREN UND FENSTER VERSCHLOSSEN.«
Eine lange Pause. Ein Knacken. Dann fing die Meldung von vorn an. Es handelte sich um eine Aufzeichnung.
»UNSERE RUNDFLINKMITARBEITER WERDEN DIE NACHRICHTEN ÜBERMITTELN, DIE SIE VOM HAUPTQUARTIER DER ZIVILEN VERTEIDIGUNG ERHALTEN HABEN. SIE HÖREN DIE NOTSTANDSRADIOSTATION DER ZIVILEN
VERTEIDIGUNG. NORMALE SENDELEISTUNG KANN VORÜBERGEHEND NICHT GEWÄHRLEISTET WERDEN. BLEIBEN SIE AUF DIESER WELLENLÄNGE...«
Ben wurde von der Wiederholung im Radio genervt und wedelte abwehrend mit der Hand. Die Meldung wurde erneut durchgegeben, aber er lief weg und kehrte zu der schweren Tischplatte zurück, die immer noch neben dem Wohnzimmerfenster an der Wand lehnte. Ben schob den Vorhang ein ganz kleines Stück beiseite, damit er in die Dunkelheit hinaus auf den Rasen spähen konnte. Dabei bemühte er sich, seinen Körper im Schatten des Zimmers verborgen zu halten.
Er sah, daß jetzt vier von diesen ominösen Gestalten im Garten herumlungerten.
Die metallische Stimme der Radioaufzeichnung verlas die Meldung von neuem.
Und die Gestalten standen ganz reglos da. Er konnte erkennen, daß ihre Kleider abgerissen und ihre Haare zerzaust waren. Es waren kalte, tote Wesen.
Irgend etwas, ganz in der Ferne, beunruhigte Ben plötzlich. Von der anderen Seite der Straße kam eine Gestalt auf das Haus zu. Stunde um Stunde vermehrten sich diese makabren Kreaturen. Es war nicht so, daß Ben nicht damit gerechnet hatte, daß er das nicht in Betracht gezogen hatte, und trotzdem - daß es nun tatsächlich der Fall war, machte ihm angst. Jedesmal, wenn es einer mehr wurde, machte sein Herz einen Satz.
Wenn sie zahlenmäßig erst einmal genug waren, dann war es sicherlich nur noch eine Frage der Zeit, daß sie anfingen, das Haus anzugreifen und sich mit Gewalt Einlaß verschafften.
Ben wandte sich blitzschnell von der Tür ab und hastete zum Kamin hinüber. Er streckte die Hand nach den Streichhölzern aus. In einer kleinen Zeitschriftenablage neben der Couch, auf der Barbara bewußtlos lag, war ein Stapel von alten Illustrierten aufgetürmt. Ben schnappte sie sich, riß die Seiten heraus, zerknüllte sie und warf sie in den Kamin. Dann stapelte er Anmachholz und dicke Holzscheite obendrauf. Er hielt ein Streichholz an das Papier und sah zu, wie die Flammen auf das Holz übersprangen.
Auf dem Kaminsims stand eine Dose Holzkohlenbrennflüssigkeit, die Ben sich dankbar schnappte. Davon goß er ein bißchen in das Feuer. Flammen schlugen zischend hoch, und die Hitze hätte beinah das Gesicht des großen Mannes versengt. Schließlich hatten auch die dickeren Holzscheite Feuer gefangen. Ben kehrte ans Fenster zurück.
Die aufgezeichnete Nachricht fing wieder von vorn an.
»...LIZEI RÄT IHNEN DRINGEND, ZU HAUSE ZU BLEIBEN. HALTEN SIE ALLE TÜREN UND FENSTER VERSCHLOSSEN UND VERBARRIKADIEREN SIE SIE. GEHEN SIE MIT LEBENSMITTELN, WASSER UND MEDIKAMENTEN SPARSAM UM. ZIVILE VERTEIDIGUNGSEINHEITEN VERSUCHEN...«
Ben hievte die Tischplatte auf das Fensterbrett und preßte sie mit seinem Körper an den Rahmen, während er einen Nagel an die gewünschte Stelle hielt. Dann schlug er mit dem Tischlerhammer auf den Stahlstift... von Verzweiflung getrieben... einen anderen Nagel... und noch einen. Als die Tischplatte befestigt war, schätzte er seine Arbeit mit einem prüfenden Blick kurz ab und eilte dann zum nächsten Fenster. Dort hob er den Vorhangsaum an und spähte nach draußen.
Jetzt standen fünf Gestalten auf dem Rasen.
Ben machte auf dem Absatz kehrt, ließ den Vorhang fallen und eilte zu der offenen Feuerstelle. Jetzt standen auch die größten Holzscheite in Flammen. Er nahm zwei der abgerissenen Tischbeine, riß die Vorhänge von dem verbarrikadierten Fenster und wickelte die Stoffstreifen um die Enden der Tischbeine. Dann tränkte er den Stoff mit dem Flüssiganzünder und hielt die Beine ins Feuer. Die beiden mit Stoff umwickelten Holzstücke gaben gute Fackeln ab. Mit einer Fackel in jeder Hand lief er zur Tür hinüber.
Mit dem Fuß schob er einen gepolsterten Armlehnsessel bis zur Tür, dann hielt er beide Fackeln in einer Hand und zog den Vorhang beiseite, um einen weiteren Blick in den Garten zu werfen.
Die Zombies standen immer noch stumm dort draußen und beobachteten das Haus.
Ben tränkte den gepolsterten Sessel mit dem Flüssiganzünder und hielt dann die Fackeln daran. Das Möbel fing sofort Feuer, Flammen züngelten und wanderten hoch und warfen flackernden Lichtschein an die Innenwände des Hauses. Die Hitze auf Bens Gesicht wurde unerträglich, aber er mußte durchhalten. Der Mann sprang zur Tür, schob den Riegel beiseite und riß sie weit auf.
Der brennende Sessel, der noch im Türrahmen stand, warf ein gespenstisches, unregelmäßiges Licht auf den Rasen, und die wartenden Kreaturen traten schweigend zurück, als ob sie sich fürchteten.
Ben rückte den Sessel nach draußen und schob ihn über die vordere Veranda. Er ließ ihn über den Rand kippen, und das brennende Ungetüm polterte die Stufen hinunter auf den Rasen. Beim Herunterrollen züngelten die Flammen, Funken sprühten, und Fetzen der Sesselpolsterung flogen umher und glühten im Nachtwind.
In dem hohen Gras loderte ein Leuchtfeuer auf.
Einen Moment lang betrachtete Ben das Schauspiel, während die wartenden Zombies sich weiter zurückzogen.
Wieder im Haus schlug Ben die Vordertür zu und verriegelte sie.
»... EINHEITEN VERSUCHEN, DIE SITUATION UNTER KONTROLLE ZU BEKOMMEN. HALTEN SIE SICH IN DER NÄHE DES RADIOS AUF, UND LASSEN SIE DIESE FREQUENZ EINGESCHALTET. BENUTZEN SIE AUF KEINEN FALL IHR AUTO. HALTEN SIE...«
Ben lief wieder zum Fenster und schlug zusätzliche Nägel in die Tischplatte, bis sie keinen Millimeter mehr nachgab. Dann trat er einen Schritt zurück und musterte den Raum. Sein Blick blieb an den Stellen hängen, die möglicherweise durchlässig waren. Es gab ein zweites großes Fenster, das noch nicht verrammelt war, links von der Tür; ein kleineres Seitenfenster; ein Fenster beim Eßplatz auf der anderen Wand; und die Vordertür, die zwar verriegelt, aber nicht verbarrikadiert war.
Ben drehte sich um, um alles genau zu inspizieren, als er plötzlich verblüfft die Augen aufriß.
Das Mädchen saß aufrecht auf der Couch, und ihr Benehmen beunruhigte Ben mehr als die Tatsache, daß sie wieder bei Bewußtsein war. Ihr Gesicht war mit blauen Flecken übersät, und sie saß einfach nur schweigend da und schaute zu Boden. Das Radio dröhnte weiter vor sich hin, nahm sie mit seiner metallisch klingenden Wiederholung gefangen, und der Feuerschein spielte auf ihrem Gesicht und spiegelte sich in ihren Augen wider... die starrten... und nur ganz selten blinzelten.
Ben zog seinen Pullover aus und ging zu ihr hinüber. Er legte ihr das Kleidungsstück über die Schultern und betrachtete voller Sympathie ihr Gesicht. Sie schaute einfach nur zu Boden. Ben fühlte sich dumm und hilflos, und er schämte sich zutiefst für das, was er ihr vorhin angetan hatte, als er ihrem Zweikampf ein
Ende gesetzt hatte. Doch zu jenem Zeitpunkt war seine Reaktion einfach notwendig gewesen. Er wartete ziemlich lange auf eine Antwort von dem Mädchen - vielleicht einen Wutausbruch oder Ablehnung -, aber sie reagierte nicht. Verzweifelt schaffte er einen Stapel Holz in die Mitte des Zimmers, suchte eine Tischplatte aus und marschierte zu dem Fenster, das noch nicht verrammelt war.
»... RUNDFUNKMITARBEITER WERDEN DIE NACHRICHTEN ÜBERMITTELN, DIE SIE VOM HAUPTQUARTIER DER ZIVILEN VERTEIDIGUNG ERHALTEN HABEN. SIE HÖREN DIE NOTSTANDSRADIOSTATION DER ZIVILEN
VERTEIDIGUNG. NORMALE SENDELEISTUNG KANN...«
Es gelang Ben schließlich, auch die anderen beiden Fenster im Wohnzimmer zuzunageln. Danach widmete er sich der Eingangstür. Er hatte das Bügelbrett geholt und drückte es horizontal gegen die Tür, schlug die Nägel durch das Brett in den Rahmen und überprüfte, ob es hielt. Es schien so festzusitzen, daß es die Zombies wahrscheinlich davon abhalten würde, ins Haus einzudringen. Ben hastete weiter. Er hatte nur noch im Kopf, daß er das Haus überall gegen einen Angriff absichern mußte.
Beim Eßplatz gab es zwei Türen, die abgeschlossen waren. Er hantierte an der einen herum, untersuchte sie sorgfältig und konnte keinen Riegel entdecken. Offensichtlich war sie mit einem Schlüssel abgeschlossen worden. Die Tür schien zu einem Wandschrank zu gehören. Ben riß und zerrte mehrmals daran, aber sie gab keinen Millimeter nach. Deshalb ging er davon aus, daß sie standhalten würde, und ließ von ihr ab... er nahm an, daß die Besitzerin, die dort oben im Flur tot auf dem Boden lag, sie abgeschlossen hatte.
Ben sah dann, daß die zweite Tür nicht verschlossen war. Sie führte in ein Arbeitszimmer mit mehreren Fenstern. Vor Enttäuschung, daß dieser Raum so ungeschützt war, stieß Ben einen langen Seufzer aus. Dann schaute er sich in dem Arbeitzszimmer um und dachte kurz nach. Schließlich verließ er es mit entschlossenen Schritten, warf die Tür zu und drehte den Schlüssel um, der noch im Schlüsselloch steckte. Er hatte beschlossen, lieber die Tür zu verrammeln, als sich um all die Fenster zu kümmern.
Aber durch den Schlüssel kam er auf eine Idee. Er zog ihn aus dem Schloß und ging damit zu der Tür am Eßplatz, die er vorhin nicht hatte öffnen können. Dort schob er den Schlüssel in das Schlüsselloch, versuchte, ihn umzudrehen, bewegte ihn eine Weile lang hin und her und spielte damit herum. Aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Den Schlüssel verstaute er in seiner Tasche. Die Tür interessierte ihn fürs erste nicht mehr.
Der Vorrat an Holz, den er mitten auf dem Wohnzimmerfußboden aufgestapelt hatte, schmolz. Bens Blick ruhte kurz auf Barbaras regloser, trauriger Gestalt, als er zum Holz hinüberlief. Sie erwiderte seinen Blick jedoch nicht, und so beugte er sich über den Holzstapel und suchte die restlichen Tischbretter heraus, mit denen er die Tür zum Arbeitszimmer verrammeln wollte. Gerade als er anfangen wollte, dort Nägel hineinzuhauen, hatte er plötzlich eine Idee - er schloß die Tür wieder auf und betrat das Zimmer. Da standen Stühle, ein Schreibtisch, eine Kommode... er lief zu dem Schreibtisch und durchsuchte die Schubladen. Ben förderte Schreibpapier, Bleistifte, Füller und einen Kompaß zutage - hundert Kleinigkeiten. Eine andere Schublade, hundert weitere Gegenstände, die mehr oder minder unnütz waren... er ließ die Schublade offenstehen. In der Kommode waren größtenteils Kleider verstaut; er riß die großen Schubladen auf, warf alle Kleidungsstücke hinaus und schob sie schnell durch die Tür ins Eßzimmer. Eine Schublade - eine zweite - ihr Inhalt landete auf dem Boden. Er sah sich noch einmal die Kommode an und erkannte auf einmal, wie er sie verwenden konnte. Er packte an und bugsierte das riesige, schwere Möbelstück durch die Tür, was Maßarbeit erforderte, da der Türrahmen nicht sonderlich breit war. Dort, wo er mit dem Möbel gegen den Rahmen stieß, platzte die Farbe ab. Auch der große, altmodische Schreibtisch konnte sich als nützlich erweisen. Auch mit ihm mußte Ben sich abplagen, aber er hatte keine andere Wahl, als alle Dinge zu bergen, die ihm in irgendeiner Form helfen konnten, das Haus zu sichern. Schließlich nagelte er die Tür zum Arbeitszimmer zu.
Als nächstes untersuchte er eine kleine Kammer, die mit alter Kleidung vollgestopft war. Ben fand eine warme Jacke und einen dicken Mantel. Beides warf er sich über die Schulter. Auf einem Regalbrett waren alte Schachteln, Koffer, Hutschachteln und ein alter Regenschirm verstaut. Er mußte einen Augenblick nachdenken, welchen Wert sie wohl für ihn haben könnten oder wie wertvoll das sein mochte, was möglicherweise in ihnen steckte. Vor seinen Füßen stand noch mehr Zeugs herum: Schachteln, Schirme, verschiedene Schuhe. Er hob ein Paar flache Damenschuhe auf, besah sie sich genauer und dachte dabei an das barfüßige Mädchen auf dem Sofa. Die Schuhe klemmte er sich unter den Arm. Als er sich schon wieder zum Gehen wenden wollte, blieb sein Blick an einem Gegenstand hängen - in dem hintersten Winkel der Abstellkammer war etwas Glänzendes: da schimmerte ein Stück poliertes Holz, eine vertraute Form, die von einem Berg schmutziger Kleidung bedeckt war. Voller Eifer streckte er die Hand aus und fand das, worauf er gehofft hatte: ein Gewehr. Hastig stellte er alles, was er zuvor gegriffen hatte, wieder ab und suchte noch einmal den Boden der Abstellkammer ab. Da standen Schuhschachteln und vieles anderes Gerumpel, viele Gegenstände fielen ihm aus dem Stapel entgegen. Eine Schuhschachtel enthielt alte Briefe und Postkarten. In einer Zigarrenschachtel, die mit Pfeifenputzern und Reinigungsflüssigkeit vollgestopft war, fand er jedoch auch ein Handbuch und eine Schachtel Munition.
Er sah hinein, stellte fest, daß die Kiste gut halb voll war, und
zählte die Patronen - es waren siebenundzwanzig.
Bei dem Gewehr handelte es sich um eine Winchester, Kaliber.32. Eine gute, schlagkräftige Waffe, mit der man was ausrichten konnte. Ben schob den Bügel vor und zurück, um sich zu vergewissern, wie viele Patronen in der Waffe steckten -und nacheinander hüpften sieben heraus und fielen zu Boden. Er sammelte sie wieder ein, legte sie zu den anderen in die Schachtel und stopfte das Handbuch in seine Gesäßtasche. Doch dann beschloß er, die ganze Zigarrenschachtel mitzunehmen, klemmte sie unter den Arm, suchte Jacken und Schuhe zusammen und ging hinüber ins Wohnzimmer.
Dort legte er seinen Fund auf der Kommode ab, deren Schubladen er herausgerissen hatte, doch der Anblick der jungen Frau auf dem Sofa ließ ihn innehalten. Sie saß immer noch genauso da wie zuvor und bewegte sich nicht.
Ben rief ihr die Neuigkeiten zu.
»Jetzt kann uns nichts mehr passieren. Dieses Haus ist gut und solide verbarrikadiert. Und ich habe ein Gewehr gefunden - ein Gewehr und ein paar Patronen.«
Aufmerksam schaute er zu Barbara hinüber. Sein Gerede schien sie überhaupt nicht zu hören. Er drehte sich um und nahm das Tischbrett und den Hammer herunter, weil er jetzt die Abstellkammer verrammeln wollte. Dabei redete er einfach weiter, als erwarte er, er könne irgend etwas sagen, was das Mädchen zu einer Antwort veranlassen würde.
»Also, wir haben ein Radio... und früher oder später wird jemand herkommen und uns rausholen. Und wir haben eine ganze Menge Lebensmittel... die reichen mindestens ein paar Tage... ach ja! - ich habe auch ein paar Schuhe für Sie aufgetrieben -, es dauert nur einen Moment, dann können wir sehen, ob sie passen... und ich habe ein paar warme Kleidungsstücke für uns... «
Er hielt das Tischbrett quer über die Tür, direkt oberhalb des
Schlosses, und fing an, die Nägel reinzuhauen. Sein Hämmern und die Wiederholung der Radiomeldung waren die einzigen Geräusche im Haus. Als der letzte Nagel drinnen war, prüfte Ben, wie fest das Brett hielt, und wandte sich dann wieder dem Mädchen zu.
»...LIZEI RÄT IHNEN DRINGEND, ZU HAUSE ZU BLEIBEN. HALTEN SIE ALLE TÜREN UND FENSTER...«
Wenn man einmal davon absah, daß das Mädchen ganz aufrecht auf dem Sofa saß, hätte man meinen können, sie sei tot. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf den Boden oder durch ihn durch, als visiere sie einen Punkt an, der weit entfernt lag.
»... VERSCHLOSSEN ODER VERBARRIKADIERT...«
»He, die sprechen von uns«, sagte Ben. »Unsere Fenster sind verbarrikadiert. Wir machen es genau richtig...«
Er brachte ein Lächeln zustande, aber da das Mädchen ihn sowieso nicht anschaute, blieb es bei einem halbherzigen Versuch. Er hob das Gewehr, die Zigarrenschachtel, einen Mantel und die Schuhe auf, die er für sie aus der Abstellkammer mitgebracht hatte, hockte sich mit den Sachen vor sie hin und legte alles zu ihren Füßen ab. Dann nahm er die Schuhe, die er für sie ausgesucht hatte, streckte die Hand nach ihr aus und sagte: »Das hier sind nicht gerade die hübschesten Teile auf dieser Welt, denke ich - aber sie werden wenigstens Ihre Füße warm halten... «
Als er zu ihr aufblickte, fand er es ziemlich schwierig, angesichts ihres beharrlichen Schweigens noch weiterzusprechen. Er wußte wirklich nicht, wie er damit zurechtkommen sollte. Ihre Erstarrung brachte ihn dazu, daß er mit ihr so sanft wie möglich umging, aber sie reagierte nicht auf ihn, und das verwirrte und bedrückte ihn.
Einen der Schuhe hielt er gegen ihren Fuß. Eigentlich erwartete er, daß sie ihn selber anhob und in den Schuh steckte.
Schließlich umfaßte er einen ihrer Knöchel, hob den Fuß hoch und bemühte sich, ihn in den Schuh zu bekommen. Das ging aber gar nicht so einfach. Zum einen war der Schuh doch zu klein, und zum anderen - und das war das größere Hindernis -war das Mädchen zu schlaff. Dennoch gelang es ihm, ihr den Schuh anzuziehen. Er setzte den Fuß sanft ab und umfaßte den anderen.
Nachdem er ihr beide Schuhe angezogen hatte, lehnte er sich zurück und blickte ihr ins Gesicht. Es kam ihm vor, als ob sie jetzt die Schuhe anschaute.
»Das ist ja wirklich wie bei Aschenputtel«, sagte er. Sein Scherz wirkte gequält.
Keine Antwort. Ben griff instinktiv nach seinem Pullover, doch den hatte er ja dem Mädchen gegeben.
»He - wissen Sie eigentlich, daß Sie meine Zigaretten haben?«
Wieder versuchte er ein Lächeln, aber sie reagierte auch diesmal nicht. Er streckte seine Hand aus und fuhr in die Tasche des Pullovers, den er ihr um die Schultern gelegt hatte. Bei dieser Bewegung hatte er das Gefühl, als ob das Mädchen ihn unverwandt anschaute, doch ihr Blick war ihm unbehaglich.
»Sie haben meine Zigaretten«, wiederholte er in einem sanfteren Tonfall, so, wie man einem Kind etwas erklärt, und während er sprach, zog er eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche. Wieder lehnte er sich zurück, als ob es sich nicht gehörte, daß er sie berührte. Ben kramte eine Zigarette heraus, steckte sie in den Mund, zündete sie an und versuchte, das Mädchen dabei nicht anzusehen.
Ihr Blick schien immer noch auf seinem Gesicht zu ruhen. Das Radio dröhnte weiter vor sich hin. Vor diesem Hintergrund wirkte ihr Schweigen noch gespenstischer auf Ben. Er wäre froh gewesen, wenn die metallische Ansage des Radios von einer menschlichen Ansage übertönt worden wäre.
»... DIESE WELLENLÄNGE EINGESCHALTET. DIE POLIZEI RÄT IHNEN DRINGEND, ZU HAUSE ZU BLEIBEN. HALTEN SIE ALLE TÜREN UND FENSTER VERSCHLOSSEN UND VERBARRIKADIEREN SIE SIE...«
Ben inhalierte den ersten Zug und blies den Rauch durch die Nase aus. »Uns wird nichts passieren«, wiederholte er. »Unsere Türen und Fenster sind alle gesichert. Nun... vielleicht sollten Sie sich jetzt hinlegen, Sie... Rauchen Sie?« Hoffnungsvoll hielt er die glimmende Zigarette hoch. Ihr starrer Blick wanderte von ihm zum Boden zurück. Er sog ein zweites Mal an der Zigarette und blies den Rauch schnell wieder aus.
»Vielleicht -«
Ben hielt inne. Es führte ja doch zu nichts. Es war weitaus besser, wenn er seine Zeit darauf verwandte, das alte Haus gegen einen Angriff zu rüsten.
Ben hob das Gewehr und die Munition auf, setzte sich Barbara gegenüber auf einen Stuhl und fing an, die Patronen in die Kammer zu laden.
»Tja, ich weiß nicht, ob Sie mich hören oder nicht - oder ob Sie den Verstand verloren haben oder so was. Aber ich gehe jetzt nach oben. Okay? Hier unten sind wir jetzt sicher. Hier kann nichts und niemand eindringen - zumindest nicht mühelos. Ich meine, vielleicht sind sie doch in der Lage, hier einzudringen, aber das wird sie einige Mühe kosten, und dann kann ich sie hören. Ich bin sicher, daß ich sie draußen halten kann. Nachher werde ich alles richtig einbruchsicher machen, dann können sie auf gar keinen Fall reinkommen, aber fürs erste reicht es. Ihnen wird hier wirklich nichts zustoßen.«
Während er sprach, lud er das Gewehr. Die Zigarette klebte zwischen seinen Lippen. Hin und wieder mußte er blinzeln, weil der Rauch ihm in die Augen stieg.
»Jetzt kann nur noch von oben jemand in das Haus gelangen, also werde ich hochgehen und dort ebenfalls alles verrammeln.«
Als er die letzte Patrone in das Gewehr geschoben hatte und gerade aufstehen wollte, fiel sein Blick wieder auf das Mädchen. Ein letztes Mal versuchte er, zu ihr durchzudringen.
»Okay? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
Sie blieb stumm. Der Mann stand auf, klemmte sich das Gewehr unter den Arm. Dann lud er sich so viel Holz auf den Arm, wie er tragen konnte, und lief zur Treppe hinüber.
Das Mädchen schaute zu ihm auf, als er ihr den Rücken zudrehte. Er registrierte diesen Blick, lief aber weiter. Ihr Blick folgte ihm.
»Ich bin dann oben. Ihnen wird hier nichts passieren. Ich werde ganz in der Nähe sein - oben. Ich werde herunterkommen, falls ich etwas hören sollte.«
Er stieg die Stufen hoch.
Auf dem oberen Absatz hielt er den Atem an. Wieder wurde er mit der zerfetzten und gesichtslosen Leiche konfrontiert, die dort lag. Es handelte sich um einen Frauenkörper, wahrscheinlich den einer älteren Frau, nach dem Muster der Stoffetzen zu urteilen, die noch an dem Leichnam hingen und auf denen eingetrocknete Blutspuren sichtbar waren. Ein Großteil des Fleisches war von den Knochen abgenagt worden. Der Kopf war beinah abgetrennt, die Wirbelsäule durchgebissen.
Ben legte seine Sachen ab. Beim Anblick der Leiche mußte er sich fast übergeben. Er versuchte, sie nicht anzusehen. Der tote Körper lag zur Hälfte auf einem blutgetränkten Teppich, und knapp zwei Meter weiter lag noch ein Teppich mit einem orientalischen Muster, der an den Kanten Fransen hatte. Der Mann nahm diesen zweiten Teppich und ribbelte ihn von den Fransen her auf. Nachdem der Anfang gemacht war, ließ sich das Gewebe ganz leicht lösen. Er drehte sich eine Kordel, band ein Ende davon um den Lauf des Gewehres und das andere um den Schaft. Zufrieden schulterte er die Waffe. Jetzt, wo er das Gewehr die ganze Zeit über bei sich tragen konnte, während er
arbeitete, fühlte er sich weitaus sicherer.
Dann beugte er sich über den Leichnam und packte das eine Ende des Teppichs, auf dem er lag. Er schleifte ihn über den Boden, hielt dabei den Atem an und mußte ein- oder zweimal schwer schlucken. Der Gestank des verwesenden Fleisches und der schreckliche Anblick der verunstalteten Toten setzte ihm zu. Unter Mühen zog er den Teppich mitsamt seiner Last den dunklen Korridor hinunter, an dem mehrere geschlossene Türen lagen.
Seine gräßliche Ladung legte er schließlich vor einem der Türen ab, warf sie auf und sprang mit gezückter Waffe zurück, als rechne er damit, daß aus dem Raum jemand auf ihn zugesprungen käme. Die Tür knallte gegen die Wand, quietschte und bewegte sich dann nicht mehr.
Niemand kam aus dem Zimmer.
Mit gezückter Waffe betrat Ben vorsichtig den Raum.
Das Zimmer war leer. Offensichtlich hatte es auch schon ziemlich lange leer gestanden. Auf dem Boden lagen alte, vergilbte Zeitungsseiten, und in einer Ecke hing Spinngewebe.
Es gab einen Wandschrank. Ben öffnete ihn langsam mit vorgehaltener Waffe, bereit zu schießen, falls es notwendig sein sollte.
In dem Wandschrank war nur Staub, der in dicken Flusen über die Regale rollte. Ben mußte husten.
Er trat an das Fenster und schaute nach draußen, hinunter auf den Rasen vor dem Haus. Durch das Laub der Ahornbäume, die im Garten standen, konnte er die bedrohlichen Gestalten der Zombies erkennen, die dort standen, beobachteten und warteten und sich unter dem dichten Grün nicht bewegten. Anscheinend standen jetzt sechs von ihnen dort unten auf dem Rasen vor dem Haus.
Dann gingen sie gemächlich um den Transporter herum, aber sie schlugen nicht weiter auf ihn ein. Offenbar fühlten sie sich nicht mehr durch ihn bedroht, nachdem sie die Scheinwerfer kaputtgeschlagen hatten. Sie schenkten ihm nicht mehr Beachtung als einem Baum oder einem Haufen Backsteine. In ihren Augen hatte er offenbar keine Bedeutung mehr.
Mit einem Schaudern erkannte Ben, daß Menschliches für diese Zombies nicht von Bedeutung war. Nur die Menschen selbst. Die Zombies interessierten sich nur für Menschen, denn die wollten sie töten. Nur um ihnen das Fleisch von den Knochen zu reißen. Nur um die Menschen in Tote zu verwandeln... in tote Wesen, wie sie selbst es waren.
Plötzlich hatte Ben das Bedürfnis, den Lauf seines Gewehrs durch die Fensterscheibe zu stoßen und auf die scheußlichen Dinger dort unten auf dem Rasen zu ballern. Aber er beherrschte sich, zwang sich zur Ruhe. Es war völlig unsinnig, die kostbare Munition so sinnlos zu verschwenden; er wußte viel zu gut, wie wichtig sie in dem Augenblick sein würde, wenn die Zombies zu einem gemeinsamen Angriff starteten.
Er zog sich vom Fenster zurück und begab sich zu dem Leichnam, der auf der Türschwelle zu dem leeren Zimmer lag. Erneut faßte er den Teppich an, hielt noch einmal den Atern an und zog die Leiche ins Zimmer. Dann verließ er das Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Er hatte vor, sie später auch zu verbarrikadieren. Ihm fiel ein, daß er die Tür zum Wandschrank gut hätte aushängen und als Barrikade verwenden können, aber er war sich sicher, daß er ihretwegen nicht noch einmal zurückgehen würde. Dieses Zimmer wollte er nie wieder betreten.
An dem blutverschmierten Korridor gab es noch drei weitere Türen, eine am Ende und zwei gegenüber dem Raum, der den Leichnam barg. Die Tür weiter hinten gehörte wahrscheinlich zu einem Badezimmer. Ben öffnete sie und stellte fest, daß er richtig vermutet hatte. So blieben noch zwei Türen übrig. Die gehörten sicherlich zu den Schlafzimmern.
Mit gezückter Waffe und schußbereit machte Ben wie schon zuvor behutsam die Tür des Zimmers auf, das am nächsten lag. Unvermittelt sprang er plötzlich wieder zurück. Sein eigenes Spiegelbild, das ihm aus einem hohen Spiegel entgegensah, hatte ihn zutiefst erschreckt. Seine Finger tasteten im Dunkeln umher und fanden schließlich den Lichtschalter. Offenbar hatte das Zimmer einem Kind gehört. Die Bettlaken waren zerknüllt und blutverschmiert, als seien sie von jemandem herausgerissen worden, als er versuchte, sich daran festzuhalten, während er (oder sie) aus dem Bett gezerrt wurde. Aber in dem Zimmer gab es keine Leiche. Voller Furcht davor, was er finden könnte, durchsuchte Ben das Bett und warf sogar einen Blick darunter. Er schaute auch in den Wandschrank. Dort fand er Kleidungsstücke, die einem elf oder zwölf Jahre alten Jungen gehörten. Da waren auch ein paar Baseballschläger und ein alter, abgenutzter Baseball, dessen eine Spitze aufgeplatzt war. Er lag auf dem Boden des Wandschranks.
Ben ging davon aus, daß der Junge tot war. Wahrscheinlich war er von einem der Zombies, die jetzt abwartend und beobachtend draußen standen, aus dem Haus geschleppt worden. Vermutlich war die tote Frau im Korridor die Großmutter des Jungen gewesen.
Bei diesem Gedanken wuchs in Ben wieder die Furcht davor, was hier vor sich ging. Nur wenn er hart arbeitete, war er in der Lage, diese Gedanken zu unterdrücken. Das war ihm gelungen, als er all die Verteidigungsmaßnahmen ausgeführt und sich auf sein Überleben konzentriert hatte. Seine eigenen Kinder fielen ihm ein - zwei Jungen, der eine neun, der andere dreizehn Jahre alt. Seine Frau lebte nicht mehr. Vor einigen Jahren war sie gestorben und hatte ihn allein mit der Aufgabe zurückgelassen, die Kinder großzuziehen. Das war nicht einfach. Er liebte die beiden, aber seine Arbeit brachte es mit sich, daß er oft nicht in der Stadt war, und einen Großteil der Zeit mußte er sie der Obhut ihrer Großmutter überlassen, während er umherreiste und versuchte, genug Geld zu verdienen, um sie alle zu ernähren. Er war auf dem Heimweg gewesen, aber durch den Ausfall aller Kommunikationssysteme während des gegenwärtigen Chaos hatte sein Zug nicht weiterfahren können, und er hatte beschlossen zu trampen, weil er um jeden Preis nach Hause wollte. Niemand hatte angehalten, um ihn mitzunehmen. Und so wanderte er gerade durch die Außenbezirke der Stadt, als er den ersten Anzeichen der Zerstörung und des Mordens begegnete. Zuerst war er verwirrt. Er bekam es mit der Angst zu tun. Dann hörte er in einem Restaurant die Nachrichten und wußte, daß er auf der Stelle zu seiner Familie mußte. Einen Bus oder ein Taxi bekam er nicht. Er versuchte sogar, einen Wagen zu mieten oder einfach jemanden zu bezahlen, damit er ihn dorthin fuhr, wohin er wollte. Schließlich versuchte er wieder zu trampen, und diesmal hielt ein Bauer an und nahm ihn ein gutes Stück weit mit, aber dann setzte er ihn mitten auf dem Land ab, mitten im Nirgendwo, so hatte es zumindest den Anschein. Ben hatte sich den Transporter einfach genommen, als er ihn auf dem Rasen vor einem Haus fand. Der Besitzer war tot - der Mann war aus dem Wagen gerissen und am Rand eines Schotterweges umgebracht worden. Ben hatte beim Fahren das Radio eingeschaltet und die Nachrichtenmeldungen verfolgt. Und so wußte er über das, was geschah, genausoviel wie alle anderen auch - und das war sehr wenig. Aber er wußte, daß er überleben und zu seinen Jungen und ihrer Großmutter gelangen wollte, obwohl ihm sein Verstand sagte, daß sie in der jetzigen Situation wahrscheinlich viel besser dran waren als er selbst. Zumindest waren sie in einer Stadt, wo es Menschen, Polizeischutz, Lebensmittel und medizinische Versorgung gab, falls sie benötigt wurde. Und ihre Großmutter war eine resolute Person. Den Jungen ging es wahrscheinlich ganz gut. Ben versuchte, sich das immer und immer wieder selbst zu versichern, während er die blutverschmierten Bettlaken und die Matratze des kleinen Jungen betrachtete, der wahrscheinlich erst vor kurzem getötet worden war. Dies alte Bauernhaus war für das Mädchen und ihn mehr ein Gefängnis als eine Zuflucht. Nicht einmal ihren Namen kannte er, und er konnte ihr, wie es schien, auch nicht helfen, und sie selbst war entweder nicht gewillt oder nicht in der Lage, sich selbst zu helfen.
Ben verließ das Kinderzimmer und öffnete die letzte Tür, die noch geschlossen war. Das Schlafzimmer der alten Dame. Zuerst schaltete er das Licht nicht ein. Sein Blick fiel auf ein Bett mit weißen Leintüchern, und er konnte gut genug sehen, um die verschiedenen großen Möbelstücke in dem Raum erkennen zu können. Schließlich kippte er den Lichtschalter doch um, und im Lichtschein der Lampe war nichts zu sehen, das ungewöhnlich wäre - es gab nur ein Bett und ein paar Schränke. Eine Decke lag zusammengelegt auf den Laken, aber das Bett sah nicht so aus, als ob jemand darin geschlafen hätte. Wahrscheinlich hatte die alte Frau den Jungen gerade zu Bett gebracht und sich selbst gerade fertiggemacht, als sie angegriffen wurden.
Ben trat in das Zimmer und fing an, Möbelstücke auf den Flur hinauszuschieben. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, alle Dinge, die ihm möglicherweise von Nutzen sein konnten, aus dem Zimmer des Jungen und aus dem Schlafzimmer der alten Dame zu holen. Und dann wollte er die Türen verbarrikadieren.
Er wußte nicht, ob die Zombies klettern konnten oder nicht oder ob sie denken konnten oder nicht oder ob sie irgendeine Möglichkeit hatten, über die Fenster im ersten Stock in das Haus zu gelangen. Aber er war auf keinen Fall bereit, auch nur das kleinste Risiko einzugehen. Außerdem, wenn er arbeitete, dann hatte er das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, und dann machte er sich nicht allzu große Sorgen und versank auch nicht in Selbstmitleid.
Er hörte, wie alle Geräusche, die er bei seiner Arbeit machte, in dem alten Haus widerhallten.