2.

Jack Holloway landete seinen Manipulator vor der kleinen Ansammlung von Blockhäusern. Er kletterte heraus, schritt langsam auf das Wohngebäude zu, öffnete die Tür und griff nach dem Lichtschalter. Dann zögerte er und blickte zu Darius auf.

Der Mond war von einem großen Ring umgeben, und er erinnerte sich an die vielen Zirruswolken, die ihm am Nachmittag aufgefallen waren. Vielleicht würde es heute abend regnen. Ewig konnte dieses trockene Wetter ja nicht dauern. Er hatte in letzter Zeit den Manipulator im Freien stehen lassen. Heute würde er ihn in den Hangar stellen. Er öffnete die Tür des Fahrzeugschuppens, stieg wieder in die Maschine und steuerte sie hinein. Als er zu dem Wohnhaus zurückkam, sah er, daß er die Tür hatte offenstehen lassen.

„Idiot!“ schalt er sich. „Die ganze Stube könnte jetzt von Garnelen wimmeln.“

Er sah sich schnell in seinem Wohnraum um — unter den großen Schreibtisch, den Gewehrschrank, die Stühle, hinter den Bildschirm, hinter den Blechschrank mit der Mikrofilmbibliothek — aber nichts zu sehen. Er hängte seinen Hut auf, schnallte die Pistole ab, legte sie auf den Tisch und ging ins Bad, um sich die Hände zu waschen.

Als er das Licht einschaltete, machte etwas in der Duschkabine „quiiik!“

Er drehte sich schnell herum und sah, wie zwei große Augen ihn aus einem goldenen Flaumball anstarrten. Was auch immer es war, es hatte einen runden Kopf und große Ohren und ein entfernt menschenähnliches Gesicht mit einer kleinen Stupsnase. Es saß auf seinen Hinterbeinen und war in dieser Stellung etwa einen Fuß hoch.

Es besaß zwei winzige Hände mit abstehenden Daumen. Er kauerte sich nieder, um besser sehen zu können.

„He, du da, Kleiner“, begrüßte er es. „Ich hab' noch nie so etwas wie dich gesehen. Was bist du denn überhaupt?“

Das kleine Wesen sah ihn ernsthaft an und sagte mit etwas ängstlicher Stimme: „Quäk.“

„Aber freilich; du siehst aus wie ein kleiner Flaumball. Ich werde dich Little Fuzzy nennen. Ja, Little Fuzzy, so heißt du jetzt.“

Er schob sich langsam näher, vorsichtig bemüht, das Tierchen nicht zu erschrecken und redete weiter auf es ein.

„Ich möchte wetten, daß du hereingeschlüpft bist, als ich die Tür offenließ. Nun, wenn ein Little Fuzzy eine offene Tür findet, dann darf er ja schließlich auch herein und sich umsehen.“

Er berührte das Tierchen vorsichtig. Es zog sich zurück, griff aber gleich danach mit den kleinen Händen nach seinem Hemdärmel. Er streichelte es und sagte ihm, es hätte den weichsten, seidigsten Pelz, den er je gesehen hätte. Dann nahm er es auf den Schoß. Es quiekte vor Vergnügen und legte ihm die Ärmchen um den Hals.

„Aber freilich, wir werden gute Freunde werden, nicht? Möchtest du etwas zu essen? Wir wollen mal sehen, was wir finden.“

Er trug es mit einer Hand wie ein Baby — er glaubte sich wenigstens zu erinnern, daß man Babys so trug — und richtete sich auf. Es wog zwischen fünfzehn und zwanzig Pfund. Zuerst sträubte es sich, beruhigte sich dann aber schnell und schien Gefallen daran zu finden, getragen zu werden. Im Wohnzimmer setzte er sich auf seinen Lieblingssessel neben einer Stehlampe und betrachtete seinen neuen Bekannten. Es war ein Säugetier — die Klasse Säugetiere war auf Zarathustra ziemlich stark vertreten — aber darüber hinaus versagten seine Kenntnisse. Ein Primat im terranischen Sinn war es nicht. Es glich überhaupt nichts, was er von Terra oder Zarathustra her kannte. Als Zweibeiner gehörte das Tierchen jedenfalls auf diesem Planeten in eine Klasse für sich. Es war einfach ein Little Fuzzy, der Begriff reichte ihm für den Augenblick.

„Was möchtest du denn zu essen, Little Fuzzy?“ fragte er. „Mach mal den Mund auf und laß Pappi Jack sehen, was du für Beißerchen hast.“

Little Fuzzys Zähne glichen in ihrer Anordnung und ihrer Form den seinen stark.

„Du bist wahrscheinlich ein Allesfresser. Möchtest du gerne eine hübsche Terraföderation-Weltraum-Notration Typ ExTe III?“ fragte er.

Little Fuzzy antwortete auf dieses Wortungetüm mit einem Quieklaut, den man als Zustimmung auffassen konnte. Dabei konnte nicht viel passieren; ExTe drei war schon ohne schädliche Nachwirkungen einer Anzahl zarathustrischer Säugetiere verfüttert worden. Er trug Little Fuzzy in die Küche und setzte ihn auf den Boden. Dann holte er eine Dose mit der Notration heraus und öffnete sie. Er brach ein Stückchen ab und gab es dem Tierchen. Little Fuzzy nahm das Stück goldbraunen Kuchens, schnüffelte daran, quiekte begeistert und stopfte es sich in den Mund.

„Du hast bestimmt noch nicht einen Monat lang ausschließlich von dem Zeug leben müssen, das möchte ich wetten!“

Um sich selbst etwas Großartiges zu kochen, war es zu spät. So fand er im Kühlschrank ein paar Reste und kochte sich daraus ein Eintopfgericht. Während der Topf noch auf der Heizplatte stand, setzte er sich an den Küchentisch und zündete sich die Pfeife an. Als Little Fuzzy die Flamme an dem Feuerzeug sah, riß er erschreckt die Augen auf, aber was ihn noch mehr in Staunen versetzte, war die Tatsache, daß Pappi Jack Rauch von sich blies. Er saß da und bewunderte dieses Phänomen, bis nach ein paar Minuten der Eintopf heiß war und Holloway die Pfeife beiseite legte. Erst dann machte Little Fuzzy sich wieder über sein ExTe drei her.

Plötzlich gab er ein ärgerliches Quieken von sich und rannte in die Wohnstube. Im nächsten Augenblick war er mit einem länglichen metallischen Gegenstand zurück, den er neben sich auf den Boden legte.

„Was hast du denn da, Little Fuzzy? Darf Pappi Jack mal sehen?“

Dann erkannte er es als seinen einzölligen Holzmeißel. Er erinnerte sich daran, daß er ihn vor vielleicht einer Woche im Schuppen hatte liegen lassen und nicht mehr gefunden hatte, als er am Tag darauf danach gesucht hatte.

„Laß Pappi Jack mal sehen, Little Fuzzy“, sagte er. „Oh, ich nehm' es dir nicht weg. Ich möchte nur sehen.“

Die Schneide war stumpf und schartig; offenbar hatte man sie für eine ganze Menge Arbeiten benutzt, für die ein Meißel nicht gedacht war. Zum Beispiel zum Graben; an der Klinge klebte Erde. Und zum Hacken und Stemmen und offenbar auch als Waffe. Für einen Little Fuzzy war der Meißel ein handliches Allzweckwerkzeug. Er legte ihn auf den Boden und wusch die Teller.

Little Fuzzy sah ihm eine Weile interessiert zu und begann dann, sich im Zimmer umzusehen. Es gab für ihn eine Menge interessante Dinge. Eines davon war der Papierkorb. Little Fuzzy erkannte sehr bald, daß man ihn umkippen konnte, und das tat er auch sofort und zog alles heraus, was nicht von selbst herausgefallen war. Er biß ein Stück von einem Blatt Papier ab, kaute darauf herum und spuckte es angeekelt aus. Dann entdeckte er, daß man zerknülltes Papier glätten konnte, und so glättete er ein paar Blätter, bis er entdeckte, daß man es auch zusammenfalten konnte. Dann verhedderte er sich rettungslos in einen Knäuel alten Tonbandes. Schließlich verlor er das Interesse daran und ging auf andere Entdeckungen aus. Jack fing ihn ein und holte ihn zurück.

„Nein, Little Fuzzy“, sagte er. „Man kippt nicht Papierkörbe um und läuft dann weg. Man räumt sie wieder ein.“ Er berührte den Papierkorb und sagte langsam und deutlich: „Papierkorb.“ Dann richtete er ihn auf, hob ein Stück Papier auf und warf es aus dreißig Zentimetern Höhe — also Little Fuzzys Schulterhöhe — hinein. Dann gab er Little Fuzzy ein Stück Papier und wiederholte:

„Papierkorb.“

Little Fuzzy sah ihn an und sagte etwas. Aber nach ein paar weiteren Versuchen begriff er und begann, all seine Schätze wieder hineinzuwerfen. Nach ein paar Minuten lag wieder alles im Papierkorb, abgesehen von einer grellbunten Patronenschachtel aus Kunststoff und einer weithalsigen Flasche mit einem Schraubdeckel. Diese beiden Gegenstände hob er in die Höhe und sagte: „Quiek?“

„Ja, du kannst sie haben. Pappi Jack zeigt dir etwas.“

Er zeigte Little Fuzzy, wie man die Schachtel öffnete und schloß. Anschließend schraubte er, so daß Little Fuzzy es sehen konnte, den Deckel von der Flasche ab und dann wieder darauf.

„So. Und jetzt versuch du es.“

Little Fuzzy sah ihn fragend an und nahm dann die Flasche. Er setzte sich und klemmte sie sich zwischen die Knie. Unglücklicherweise versuchte er, den Verschluß nach der falschen Seite zu drehen und schraubte die Kappe dadurch nur noch fester auf. Er quiekte kläglich.

„Nein, versuch's nur noch einmal. Du kannst es schon.“

Little Fuzzy sah die Flasche wieder an. Dann versuchte er, die Kappe nach der anderen Richtung zu drehen, und sie lockerte sich. Diesmal klang sein „Quiek“ triumphierend, und dann hob er die Kappe in die Höhe. Nachdem Holloway ihn gelobt hatte, untersuchte er Flasche und Kappe, betastete das Gewinde und schraubte die Kappe dann wieder darauf.

„Weißt du, du bist ein ganz kluger Little Fuzzy.“ Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihm klar wurde, wie klug. Little Fuzzy hatte überlegt, weshalb man die Kappe nach der einen Seite drehte, um sie abzunehmen und nach der anderen, um sie daraufzuschrauben, und er hatte die Lösung gefunden. Was reines, logisches Denkvermögen betraf, so überstieg diese Leistung jeden Rekord tierischer Intelligenz, von dem Holloway je gehört hatte.

„Ich werde Ben Rainsford von dir erzählen.“

Er trat an das Bildsprechgerät und wählte die Wellenlänge von Rainsfords Lager, siebzig Meilen den Snake River abwärts, in der Nähe der Mündung des Cold Creek. Rainsfords Bildsprecher mußte auf Automatik geschaltet sein, denn sein Bildschirm leuchtete sofort auf, und er konnte auf einer Karte in Blockbuchstaben lesen: BIN VERREIST, KOMME AM FÜNFZEHNTEN ZURÜCK. AUFNAHMEGERÄT LÄUFT.

„Hier ist Jack Holloway, Ben“, sagte er. „Ich habe gerade etwas Interessantes gefunden.“ Er erklärte mit kurzen Worten, worum es sich handelte. „Hoffentlich bleibt er da, bis du zurückkommst. Ich habe auf diesem ganzen Planeten noch nichts Ähnliches gesehen.“

Little Fuzzy war enttäuscht, als Jack den Bildschirm abschaltete; das war interessant gewesen. Er hob ihn auf und trug ihn zu dem Lehnstuhl hinüber, wo er ihn auf den Schoß nahm.

„So“, sagte er und griff nach der Fernsteuerung seines TV-Gerätes. „Paß auf, jetzt sehen wir etwas Hübsches.“

Als er das Gerät einschaltete, sah er als erstes eine Luftaufnahme von den großen Feuern, die die Männer der Gesellschaft angezündet hatten, um die Wälder im Umkreis des ehemaligen Big Blackwater-sumpfes abzubrennen. Little Fuzzy schrie erschreckt auf und klammerte seine Ärmchen um Pappi Jacks Hals. Nun, Waldbrände waren für einen Little Fuzzy bestimmt nichts Schönes. Er drehte an der Wählscheibe und schaltete auf eine andere Kamera um, diesmal eine an der Spitze des Büros in Mallorys Port, drei Zeitzonen westlich. Unter der Kamera breitete sich die Stadt aus, und im Westen zauberte die untergehende Sonne ein prächtiges Farbenspiel an den Horizont. Little Fuzzy starrte bewundernd auf den Bildschirm. Für einen kleinen Burschen wie ihn war das zweifellos ein imposanter Anblick.

Aber ebenso interessant war zweifellos der Raumhafen und noch viele andere Dinge, die er zu sehen bekam. Aber dann, inmitten eines Symphoniekonzerts aus der Oper von Mallorys Port kletterte er herunter, packte seinen Meißel und schwang ihn wie ein zweihändiges Schwert über die Schulter.

„Was zum Teufel…? Oh, oh!“

Eine Landgarnele, die hereingeschlichen sein mußte, als die Tür offenstand, lief quer durch das Wohnzimmer. Little Fuzzy rannte daran vorbei, blieb stehen und wirbelte seinen Meißel mit solchem Geschick, daß er den Kopf der Garnele mit einem Schlag vom Rumpf abtrennte. Er sah sein Opfer einen Augenblick an, fuhr dann mit dem Meißel darunter und warf es auf den Rücken. Dann schlug er zweimal mit dem Meißel darauf, bis der Panzer knackte. Dann begann er die tote Garnele zu zerlegen, wobei er Fleischstücke herausriß und sie mit sichtlichem Wohlbehagen verspeiste. Nachdem er die größeren Brocken vertilgt hatte; benutzte er den Meißel dazu, eine der Zangen der Garnele abzuhacken und mit ihrer Hilfe die weniger zugänglichen Teile herauszupicken. Als er sein Mahl beendet hatte, leckte er sich die Finger und näherte sich wieder dem Lehnstuhl.

„Nein.“ Jack deutete auf die Überreste der Garnele. „Papierkorb.“

„Quiek?“

„Papierkorb.“

Little Fuzzy hob die Panzerstücke auf und trug sie, wohin sie gehörten. Dann kam er zurück, kletterte Pappi Jack auf den Schoß und betrachtete den Bildschirm, bis er einschlief.

Jack hob ihn vorsichtig auf und legte ihn, ohne ihn dabei aufzuwecken, auf den warmen Stuhl. Dann ging er in die Küche, holte sich etwas zu trinken und arbeitete noch eine Weile an seinem Tagebuch. Nach einer Weile wachte Little Fuzzy auf, stellte fest, daß Pappi Jack ihn verlassen hatte und quiekte erbärmlich.

Eine zusammengefaltete Decke in einer Ecke des Schlafzimmers wurde zu seiner Lagerstatt, und nachdem Little Fuzzy sich davon überzeugt hatte, daß die Decke kein Ungeziefer enthielt, gab er sich auch damit zufrieden. Er holte seine Flasche und die Plastikschachtel und stellte beide neben dem Bettchen auf den Boden. Dann rannte er an den Eingang und quiekte, bis Jack ihn hinausließ. Er entfernte sich etwa zwanzig Fuß vom Haus, benutzte den Meißel dazu, sich ein kleines Loch zu graben, das er, nachdem es seinen Zweck erfüllt hatte, wieder sorgfältig mit Erde füllte und kam dann zurückgerannt.

Am nächsten Morgen, bei Tagesanbruch, versuchte er, Pappi Jack unter seinen Decken herauszugraben. Abgesehen von seinen unbestrittenen Fähigkeiten als Garnelenbeseitiger, war er also ein erstklassiger Wecker. Er wollte wieder hinaus. Diesmal nahm Jack seine Filmkamera und bannte den ganzen Vorgang auf Film. Er beschloß, ein Türchen mit einer Feder zu konstruieren, das Little Fuzzy selbst öffnen konnte. Die Konstruktion gewann noch während des Frühstücks Gestalt. Es dauerte auch nur ein paar Stunden, den kleinen Mechanismus zu bauen. Little Fuzzy verstand sofort, als die Tür fertiggestellt war und begriff in Kürze, wie sie zu bedienen war.

Jack ging in die Werkstätte zurück und machte auf der kleinen Esse Feuer und schmiedete darauf eine zugespitzte und ziemlich breite Klinge, vier Zoll lang, am Ende einer viertelzölligen, etwa ein Fuß langen Stahlstange. Als sein Werk beendet war, stellte er fest, daß die Spitze Übergewicht hatte, und so schweißte er am anderen Ende als Gegengewicht einen runden Knopf an. Wiederum begriff Little Fuzzy den Zweck des kleinen Gerätes sofort; er rannte hinaus, grub zur Übung ein paar Löcher und begann dann, im Gras nach Landgarnelen zu suchen.

Jack folgte ihm mit der Kamera und nahm Filme von ein paar erfolgreichen Garnelenjagden auf, die alle mit einer staunenerregenden Präzision vor sich gingen. Little Fuzzy konnte sich dieses Geschick unmöglich in der einen Woche angeeignet haben, die er den Meißel nun besaß.

Er ging in den Schuppen und suchte darin herum, ohne eine genaue Vorstellung von dem zu haben, was er suchte. Er brauchte nicht lange herumzustöbern, bis er es entdeckte. Es war ein etwa einen Fuß langer Stock aus Hartholz, der glatt poliert war, offenbar mit Sandstein. An einem Ende war er abgeflacht und scharf genug, um damit eine Garnele köpfen zu können; das andere Ende war zugespitzt. Er trug seinen Fund in die Wohnhütte und untersuchte ihn mit einem Vergrößerungsglas. An der Spitze klebten Erdreste — sie war also als Picke benutzt worden. Das flache Ende hatte als Schaufel, als Schwert und Panzerknacker gedient. Little Fuzzy hatte genau gewußt, was er wollte, als er sich dieses Gerät angefertigt hatte, und er hatte so lange daran gearbeitet, bis es vollkommen war.

Endlich schloß Jack es in die oberste Schublade seines Schreibtisches ein. Er überlegte gerade, was er zu Mittag essen sollte, als Little Fuzzy hereingeschossen kam. Er hielt seine neue Waffe umklammert und quiekte aufgeregt.

„Was ist denn, Kleiner? Wo brennt's denn?“ Er stand auf und ging an den Gewehrschrank, dem er eine Waffe entnahm. „Zeig Pappi Jack, was passiert ist.“

Little Fuzzy folgte ihm zu der großen Tür und zeigte es ihm. Es war eine Harpyie — ein Ding von der Größe und Gestalt eines Pterodaktyls aus der terranischen Jurazeit, groß genug, um einen Little Fuzzy mit einem Bissen zu verschlucken. Einen Angriff mußte die Bestie bereits versucht haben, und jetzt setzte sie soeben zum zweiten an. Aber einer Sechs-Millimeter-Kugel aus Jacks Gewehr war sie nicht gewachsen. Sie brach wie ein Stein zusammen.

Nach dem Mittagessen machte Little Fuzzy auf Pappi Jacks Bett ein kleines Nickerchen. Jack flog mit dem Manipulator zu der Stelle, wo er am Vortag die Sonnensteine gefunden hatte, machte ein paar Sprengungen und fand einen weiteren Sonnenstein. Es kam nicht oft vor, daß er an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Steine fand. Als er ins Camp zurückkam, erlegte Little Fuzzy gerade vor der Hütte wieder eine Landgarnele.

Nach dem Abendessen — Little Fuzzy mochte auch gekochtes Essen, wenn es nicht zu heiß war — gingen sie ins Wohnzimmer. Jack erinnerte sich an eine Schraube und eine Mutter, die er in der Schreibtischlade gesehen hatte, als er den hölzernen Garnelentöter dort verstaut hatte und überreichte diese beiden Schätze jetzt Little Fuzzy. Little Fuzzy studierte sie einen Augenblick und rannte dann ins Schlafzimmer, aus dem er kurz danach mit seiner Schraubflasche zurückkehrte. Er schraubte den Deckel ab, schraubte ihn dann wieder darauf und wiederholte anschließend diese Prozedur mit der Mutter und der Schraube.

„Siehst du, Pappi?“ schien er zu quieken. „Nichts Besonderes.“

Dann schraubte er den Flaschendeckel noch einmal ab und warf die Schraube mit der Mutter hinein. Anschließend verschloß er seinen Schatz wieder mit dem Deckel.

„Quiek“, sagte er höchst befriedigt.

Und er hatte auch das Recht, befriedigt zu sein. Was er soeben geleistet hatte, war eine Klassifizierung gewesen. Schraubdeckel und Muttern gehörten in die gleiche allgemeine Klasse von Dingen, die man auf andere Dinge schraubte. Um sie abzunehmen, drehte man nach links, um sie wieder aufzuschrauben, drehte man nach rechts, nachdem man sich vergewissert hatte, daß die Gewinde zueinanderpaßten. Und da ihm die Begriffe rechts und links offenbar begreiflich waren, hieß das, daß er sich auch abstrakte Begriffe, nicht nur konkrete Gegenstände vorstellen konnte. Vielleicht war das ein Schluß, der etwas zu weit ging, aber…

„Weißt du, Pappi Jack hat wirklich einen sehr klugen Little Fuzzy. Bist du ein erwachsener Little Fuzzy oder nur ein Baby Fuzzy? Hmh, ich wette, du bist Professor Doktor Fuzzy.“

Am nächsten Morgen zerlegte Jack einen ganzen Kuchen ExTe drei und legte ihn auf einen Blechteller.

Daneben stellte er eine Schale mit Wasser und vergewisserte sich, daß nichts herumlag, was Little Fuzzy beschädigen konnte oder womit der Kleine sich verletzen konnte. Dann ging er zu seinem Manipulator und flog in die Berge. Er arbeitete den ganzen Morgen und knackte beinahe eineinhalb Tonnen Kiesel — ohne etwas zu finden. Dann löste er eine Reihe weiterer Explosionen aus, bis eine ganze Steinlawine herniederging, um sich anschließend im Schatten eines Baumes sein Mittagessen schmecken zu lassen.

Eine halbe Stunde, nachdem er wieder zu arbeiten begonnen hatte, fand er das Fossil einer Qualle, die nicht die richtige Nahrung zu sich genommen hatte, aber kurz darauf fand er hintereinander vier Einlagerungen, wovon zwei Sonnensteine waren und vier oder fünf Versuche später einen dritten. Kaum zu glauben — aber er mußte tatsächlich das Grab aller Quallen gefunden haben! Am Spätnachmittag, nachdem er alle lose herumliegenden Kiesel untersucht hatte, besaß er neun Steine, darunter einen tiefroten von einem Zoll Durchmesser. In dem alten Ozean mußte es einen Konvektionsstrom gegeben haben, der sie alle an diese Stelle gespült hatte. Er überlegte, ob er weitere Sprengungen vornehmen sollte, entschied aber, daß es dazu bereits zu spät war und kehrte zu seinem Camp zurück.

„Little Fuzzy!“ rief er und öffnete die Tür. „Wo bist du, Little Fuzzy, Pappi Jack ist reich, wir werden feiern!“

Schweigen. Er rief noch einmal, aber immer noch keine Antwort, kein Quieken, keine schnellen Schrittchen. Wahrscheinlich hatte der Kleine alle Garnelen im Umkreis des Camps vertilgt und sich auf seinem Jagdzug weiter in den Wald begeben, dachte Jack. Er schnallte seine Pistole ab, warf sie auf den Tisch und ging in die Küche.

Nachdem sein Essen zubereitet war, aß er allein — nach all den Jahren, in denen er das zufrieden und unbeschwert getan hatte, war das plötzlich unerträglich geworden — und nachher suchte er in seiner Mikrofilmbibliothek herum, fand aber nur Bücher, die er schon ein dutzendmal gelesen hatte. Ein paarmal glaubte er zu hören, wie das Türchen sich öffnete, aber jedesmal mußte er feststellen, daß er einem Irrtum zum Opfer gefallen war. Schließlich legte er sich schlafen.

Загрузка...