12.

Ben Rainsford flog zum Betakontinent zurück, Gerd van Riebeek blieb in Mallorys Port. Die Konstabler von Station fünfzehn hatten für ihre Fuzzys stählerne Garnelentöter angefertigt und berichteten einen merklichen Rückgang der Garnelenplage. Sie fertigten ihnen auch einen Satz maßstäblich verkleinerter Tischlerwerkzeuge, woraus sich ihre Fuzzys aus alten Kisten und Holzabfällen ein Haus zimmerten. Ein Paar Fuzzys tauchten in Ben Rainsfords Lager auf, der sie adoptierte und ihnen die Namen Flora und Fauna gab.

Ein jeder hatte jetzt Fuzzys, und Pappi Jack hatte nur Baby. Er lag auf dem Boden seines Wohnzimmers und lehrte Baby Knoten binden. Gus Brannhard, der den größten Teil des Tages in dem Büro des Gerichtsgebäudes verbrachte, das man ihm in seiner Eigenschaft als Sonderstaatsanwalt eingerichtet hatte, flegelte in einem Lehnstuhl und rauchte eine Zigarre. Dazu trank er Kaffee — sein Whiskykonsum war bis auf ein paar Drinks pro Tag zurückgegangen — und studierte an zwei Lesegeräten zugleich juristische Texte, wobei er hin und wieder Bemerkungen auf ein Bandgerät diktierte. Gerd saß am Schreibtisch, wo er große Mengen Papier mit dem Versuch verbrauchte, etwas mittels Logikkalkül zu lösen. Plötzlich knüllte er ein Blatt zusammen und warf es fluchend auf den Boden. Brannhard blickte von seinem Lesegerät auf.

„Wo brennt's denn, Gerd?“

Gerd fluchte wieder. „Wie zum Teufel kann ich beweisen, daß Fuzzys allgemeine Schlüsse ziehen können?“ fragte er. „Und wie, daß sie abstrakte Ideen bilden? Ja, wie kann ich beweisen, daß sie überhaupt Ideen haben? Hölle und Teufel, wie kann ich denn beweisen, daß ich bewußt denke?“

„Arbeiten Sie immer noch an der Idee, die ich Ihnen vorgeschlagen habe?“ frage Brannhard.

„Ja. Sie war nicht schlecht, aber…“

„Nehmen wir uns doch einmal bestimmte Beobachtungen vor, die wir an den Fuzzys gemacht haben und versuchen, sie als Beweis für ihre Intelligenz vorzubringen“, schlug Brannhard vor. „Dieses Begräbnis zum Beispiel.“

„Trotzdem werden sie darauf bestehen, daß wir ihre Intelligenz auch theoretisch beweisen und definieren.“

Der Bildsprecher summte. Baby Fuzzy blickte gleichgültig auf und wandte sich dann wieder dem Knoten zu, den er soeben fabriziert hatte. Jack stemmte sich aus seinem Stuhl in die Höhe und schaltete das Gerät ein. Es war Max Fane. Zum erstenmal, seit Jack ihn kannte, war der Marshal erregt.

„Jack, haben Sie die letzten Nachrichten gehört?“

„Nein. Ist etwas passiert?“

„Das kann man wohl sagen! Die ganze Stadt wimmelt von Cops, die Fuzzys jagen; sie haben Anweisung, auf sie zu schießen. Nick Emmert hat gerade über das Fernsehen gesprochen und eine Belohnung von fünftausend Sol pro Stück angeboten — tot oder lebendig.“

Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie begriffen. Gus und Gerd waren aufgesprungen und drängten sich jetzt hinter Jack an den Bildschirm.

„Die haben da so einen Landstreicher aus dem Lager von der Eastside gefunden, der behauptet, die Fuzzys hätten seine zehnjährige Tochter verletzt“, sagte Fane. „Die beiden sind jetzt im Polizeipräsidium und haben ihre Geschichte den Reportern von der Zarathustra News und von der Darius Television erzählt. Natürlich sind beide von der Gesellschaft instruiert. Jetzt gehen sie aufs Ganze.“

„Hat man sie unter dem Detektor verhört?“ wollte Brannhard wissen.

„Nein, und die Stadtpolizisten lassen auch keinen an sie heran. Das Mädchen sagt, sie hätte im Freien gespielt, und die Fuzzys wären auf sie losgegangen und hätten mit Stöcken auf sie eingeschlagen. Ihre Verletzungen sind genau beschrieben — mehrfache Blutergüsse, Bruch des Handgelenks und Schock.“

„Das glaube ich nicht! Die würden nie ein Kind angreifen.“

„Ich möchte mit diesem Mädchen und ihrem Vater sprechen“, sagte Brannhard. „Und ich werde verlangen, daß sie ihre Aussage unter dem Lügendetektor machen. Das Ganze ist ein aufgelegter Schwindel, Max! Da gehe ich jede Wette ein! Und genau im richtigen Zeitpunkt — eine Woche vor der Verhandlung.“

Vielleicht hatten die Fuzzys mit dem Kind spielen wollen, und es hatte Angst bekommen und einen von ihnen verletzt. Ein zehnjähriges Kind wirkte auf einen Fuzzy gefährlich groß, und wenn sie sich bedroht fühlten, waren sie zweifellos imstande, sich zu wehren. Aber sie lebten noch und befanden sich in der Stadt. Das war eines. Aber dafür befanden sie sich auch in größerer Gefahr als je zuvor; das war das andere. Fane fragte Brannhard, wie schnell er fertig sein könnte.

„Fünf Minuten? Gut, ich komm' vorbei und hol' Sie ab“, sagte er. „Bis dann.“

Das Kind, Lolita Lurkin, hatte gegen einundzwanzig Uhr vor ihrem Haus gespielt, als plötzlich sechs Fuzzys, alle mit Keulen bewaffnet, angeblich auf sie eingedrungen waren. Sie hatten sie, ohne daß sie den geringsten Anlaß dafür gegeben hatte, angegriffen und geschlagen. Ihre Schreie hatten ihren Vater herbeigerufen, der die Fuzzys vertrieben hatte. Die Polizei hatte dann das Mädchen und ihren Vater, Oscar Lurkin, ins Präsidium gebracht, wo sie ihre Aussage gemacht hatten. Stadtpolizei, Gesellschaftspolizei und Konstabler kämmten jetzt die östliche Stadthälfte ab; Generalresident Emmert hatte sofort eine Belohnung von fünftausend Sol angeboten…

„Das Kind lügt. Man brauchte sie nur unter einen Lügendetektor zu stecken, dann wäre das sofort klar“, sagte Brannhard.

„Emmert oder Grego oder beide zusammen haben diese Leute bestochen, um diesen Schwindel zu verbreiten.“

„Oh, davon bin ich überzeugt“, nickte Gerd. „Ich kenne das Viertel — eine Slumgegend.“

„Für hundert Sol tun die Leute hier alles — besonders, wenn die Cops mitmachen.“

Er schaltete das TV-Gerät auf Interworld News, deren Reporter die Fuzzyjagd von einem Luftwagen aus beobachteten. Die Interworld News waren ganz auf seiten der Fuzzys; der Kommentator berichtete in äußerst sarkastischem Ton. Mitten in eine Aufnahme von bewaffneten Jägern blendete jemand im Studio ein Bild der Fuzzys ein, das im Camp aufgenommen war. Die kleinen pelzbedeckten Wesen warteten gerade auf das Frühstück und blickten mit kläglicher Miene in die Kamera.

„Das“, sagte eine Stimme, „sind die schrecklichen Ungeheuer, vor denen uns all diese tapferen Männer beschützen wollen.“

Jetzt summte der Bildsprecher. Gerd schaltete ein.

„Ich habe gerade mit Richter Pendarvis gesprochen“, berichtete Gus Brannhard. „Er erläßt eine einstweilige Verfügung, wonach es Emmert verboten wird, Belohnungen auszuzahlen, außer für Fuzzys, die unverletzt Marshal Fane übergeben werden. Gleichzeitig gibt er eine öffentliche Warnung heraus, daß ein jeder, der Fuzzys tötet, mit einer Mordanklage zu rechnen hat, solange ihr Status noch nicht geklärt ist.“

„Das ist großartig, Gus! Haben Sie das Mädchen oder ihren Vater schon gesehen?“

Brannhard schnitt eine Grimasse. „Das Mädchen ist in einem Krankenhaus der Gesellschaft in einem Einzelzimmer. Die Ärzte lassen niemand zu ihr vor. Ich nehme an, daß Emmert ihren Vater in der Residenz versteckt hält. Und ich hab' auch die zwei Polizisten nicht gefunden, die sie ins Präsidium gebracht haben, und auch den Sergeanten nicht, der die Anzeige entgegennahm. Alle verschwunden. Max hat ein paar Leute zur Eastside geschickt, um herauszubekommen, wer überhaupt die Polizei verständigt hat. Vielleicht kommen wir auf die Weise weiter.“

Die Anweisung des Oberrichters wurde wenige Minuten später gesendet; ein paar Minuten darauf brach die ganze Treibjagd zusammen. Die Beamten der Stadtpolizei sowie die der Gesellschaft gaben sofort auf.

Eine Anzahl Zivilisten, die sich der Hoffnung hingaben, einen lebenden Fuzzy einzufangen und dafür fünftausend Sol zu kassieren, blieben noch zwanzig Minuten. Dann wurde die Belohnung widerrufen, und die Treibjagd war zu Ende.

Kurz darauf kam Gus Brannhard herein und ließ sich in einen Sessel sinken. Er füllte ein Wasserglas mit Whisky und leerte es mit einem Zug zur Hälfte und zog dann seine schweren Stiefel aus.

Er griff nach der Zigarre, die er beiseite gelegt hatte, als Fanes Anruf gekommen war.

„Wir haben die Frau gefunden, die die Polizei gerufen hat. Die Nachbarin; sie sagt, sie hätte Lurkin betrunken heimkommen sehen. Kurz darauf hörte sie das Mädchen schreien. Sie sagt, er schlägt sie jedesmal, wenn er betrunken ist — und das ist etwa fünfmal die Woche. Etwas, das auch nur entfernt einem Fuzzy gleicht, hat sie den ganzen Tag nicht gesehen.“

Die Aufregung der vergangenen Nacht führte zu einer neuen Flut von Fuzzyberichten; Jack begab sich in das Büro des Marshals, um dort mit den Leuten zu sprechen, die solche Berichte abgaben. Das erste Dutzend unterschied sich durch nichts von den Berichten vergangener Tage. Dann sprach er mit einem jungen Mann, der mehr zu bieten hatte.

„Ich hab' sie ganz deutlich gesehen — höchstens fünfzig Fuß entfernt“, sagte der. „Ich hatte einen automatischen Karabiner und legte auf sie an, aber — verdammt, ich brachte es einfach nicht fertig, sie zu erschießen. Sie waren ganz wie kleine Leute, Mr. Holloway, und sie sahen so verstört und hilflos aus. Also zielte ich über ihren Kopf und gab einen Feuerstoß ab, um sie zu verjagen, ehe jemand anderer sie sah und auf sie schoß.“

„Junger Mann, dafür möchte ich Ihnen die Hand schütteln. Sie wissen, daß Sie damit eine Menge Geld weggeworfen haben — wenigstens mußten Sie das glauben. Wie viele haben Sie gesehen?“

„Nun, nur vier. Ich habe gehört, daß es sechs sein sollen, aber die beiden anderen waren vielleicht irgendwo im Busch, wo man sie nicht sehen konnte.“

Er zeigte auf der Landkarte, wo es geschehen war. Es gab noch drei andere Leute, die tatsächlich Fuzzys gesehen hatten. Keiner von ihnen wußte genau wie viele, aber Ort und Zeit konnten sie deutlich angeben. Wenn man die vier Orte miteinander verband, ging daraus deutlich hervor, daß die Fuzzys sich in nordwestlicher Richtung von der Stadt entfernten.

Brannhard tauchte zum Mittagessen im Hotel auf.

„Jetzt haben sie O'Brien auf uns angesetzt“, sagte er. „Eine ganze Liste von Zivilklagen und Beschwerden wegen Belästigung. Damit wollen sie mich auf Trab halten, während Leslie Coombes sich auf die Verhandlung vorbereitet. Sie wollten sogar den Manager von unserem Hotel hier dazu bringen, daß er Baby entfernt; ich habe ihm mit einer Anzeige wegen Rassendiskriminierung gedroht. Da ist er gleich wieder vernünftig geworden. Übrigens — ich habe gerade die Gesellschaft auf sieben Millionen Sol Schadenersatz verklagt — eine Million für jeden Fuzzy und eine Million für ihren Anwalt.“

„Heute abend fahre ich mit zwei von Max' Helfern mit einem Wagen hinaus“, sagte Jack. „Wir nehmen Baby mit und einen Lautsprecher.“

Er faltete den Stadtplan auseinander. „Sie scheinen in diese Richtung zu ziehen; also sollten sie etwa hier sein, und wenn Baby über den Lautsprecher zu hören ist, werden sie vielleicht auf uns aufmerksam.“

Sie sahen nichts, obwohl sie bis zur Dämmerung auf der Straße blieben. Baby machte der Lautsprecher viel Spaß; wenn er hineinquiekte, gab das ein ohrenzerreißendes Geräusch, und die drei Menschen im Wagen zuckten jedesmal zusammen, wenn er nur den Mund öffnete. Auch auf Hunde wirkte es, und bald folgte dem Wagen, wohin auch immer er sich bewegte, ein Chor kläffender Köter.

Am nächsten Tag kamen ein paar vereinzelte Berichte herein, aber hauptsächlich über kleine Diebstähle. Eine Decke war aus einem Garten verschwunden. Ein paar Kissen waren von einer Veranda gestohlen worden. Eine erschreckte Mutter berichtete, sie hätte ihren sechsjährigen Sohn beim Spielen mit ein paar Fuzzys entdeckt, die jedoch sofort davongerannt wären, als sie ihrem Sohn zu Hilfe gekommen sei. Jack und Gerd begaben sich sofort an den Schauplatz dieses Geschehens. Die verwirrte und stark von Phantasie gefärbte Geschichte des Kindes war in einem Punkte eindeutig — die Fuzzys waren nett zu ihm gewesen. Die Männer ließen die Bandaufnahme dieser Unterhaltung sofort per Rundfunk senden.


Gerd landete den Wagen neben dem rechteckigen Aushub. Die Grube maß fünfzig Fuß im Geviert und war zwanzig Fuß tief. Auf ihrem Grunde arbeitete eine Motorfräse, die den ausgegrabenen Kies auf einen Löffelbagger warf. Fünf oder sechs Männer in Overalls und Schaftstiefeln kamen ihnen entgegen.

„Guten Morgen, Mr. Holloway“, sagte einer von ihnen. „Es ist dort hinten bei dem Hügel. Wir haben nichts verändert.“

„Würden Sie mir noch einmal sagen, was Sie gesehen haben? Mein Kollege hier war nicht da, als Sie anriefen.“

Der Vormann wandte sich Gerd zu. „Wir haben vor etwa einer Stunde ein paar Sprengungen durchgeführt. Ein paar von den Männern, die drüben bei dem Werk waren, sahen diese Fuzzys unter dem Felsvorsprung wegrennen.“ Er deutete. „Sie riefen mir, und ich lief hinüber. Dort war ein richtiges kleines Lager.

Sie gingen durch das hohe Gras zu der Stelle hinüber, die der Mann ihnen wies und fanden unter einem Felsüberhang zwei Kissen, eine rot und graugestreifte Decke und ein paar alte Kleiderfetzen, die aussahen, als hätte man sie einmal als Poliertücher benutzt.

„Ja, das ist es. Ich habe mit den Leuten gesprochen, die die Decke und die Kissen vermißten. Die Fuzzys müssen letzte Nacht, nachdem Sie mit dem Sprengen aufgehört hatten, hier ein Lager gemacht haben, und Sie haben sie dann mit dem Lärm vertrieben. Sie sagen, sie wären dort hinaufgerannt?“ fragte er und deutete auf das kleine Flüßchen, das aus den Bergen im Norden kam.

Das Flüßchen war ziemlich tief und reißend, so daß die Fuzzys es vermutlich nicht hatten überqueren können. Also war anzunehmen, daß sie ihm weiter flußaufwärts gefolgt waren. Jack notierte sich die Namen der Männer und dankte ihnen. Wenn er die Fuzzys selbst fand und eine Belohnung zahlen mußte, würde er ein mathematisches Genie brauchen, um festzulegen, wie viel Belohnung wer bekam.

„Gerd, wenn du ein Fuzzy wärst, wohin würdest du von hier aus gehen?“ fragte er.

Gerd blickte zu den bewaldeten Hügeln hinüber.

„Weiter droben sind ein paar Häuser“, sagte er. „Über die hinaus würde ich noch gehen. Dann würde ich sehen, daß ich zwischen die Felsen komme, wo mich kein Scheusal erwischen kann. So nahe bei der Stadt gibt's natürlich keine Scheusale, aber das wissen sie nicht.“

„Wir brauchen noch ein paar Wagen. Ich rufe Colonel Ferguson an und will sehen, was er für uns tun kann.“


Am Steuer des Wagens, den Jack vom Hotel gemietet hatte, saß ein Konstablerkorporal; Gerd hatte sich in eine der beiden Polizeimaschinen gesetzt. Der dritte Wagen pendelte zwischen ihnen hin und her, und alle drei hielten untereinander Radioverbindung.

„Mr. Holloway.“ Das war der Polizist in dem Wagen, den Gerd gesteuert hatte. „Ihr Partner ist ausgestiegen und sucht jetzt am Boden herum. Er hat mich gerade angerufen. Er hat einen geknackten Garnelenpanzer gefunden.“

„Sprechen Sie weiter, und geben Sie mir Ihre Richtung an“, sagte der Korporal am Steuer und lenkte seinen Wagen in die Höhe.

Kurz darauf erblickten sie den anderen Wagen, der über einer schmalen Felsspalte am linken Ufer des Flüßchens schwebte. Der dritte Wagen näherte sich aus dem Norden. Gerd kauerte immer noch auf dem Boden, als sie neben ihm landeten. Er blickte auf, als sie aus den Fahrzeugen sprangen.

„Das ist es, Jack“, sagte er. „Typische Fuzzyarbeit.“

Und das war es auch. Was auch immer sie benutzt hatten, es war nichts Scharfes gewesen — der Kopf war zerschmettert und nicht wie sonst sauber abgetrennt. Aber der Panzer war von unten her in der üblichen Weise zerbrochen, und die Fuzzys hatten alle vier Scheren abgerissen, um damit das Fleisch herauszupicken.

Sie schickten den Wagen wieder hinauf und suchten zu Fuß weiter, wobei sie immer wieder riefen:

„Little Fuzzy! Little Fuzzy!“ Dann fanden sie eine Fußspur und dann noch eine, wo das Sickerwasser den Boden aufgeweicht hatte. Gerd sprach erregt in das Funkgerät, das er an einem Band um den Hals trug.

„Einer von den Wagen soll eine Viertelmeile voraus fliegen und dann in einem großen Bogen zurückkommen. Irgendwo hier müssen sie stecken.“

„Ich sehe sie! Ich sehe sie!“ triumphierte eine Stimme in seinem Kopfhörer. „Sie gehen rechts von Ihnen den Abhang hinauf. Zwischen den Felsen!

„Passen Sie auf, daß Sie sie nicht mehr verlieren; jemand soll uns abholen, dann gehen wir ihnen entgegen.“

Der Mietwagen schoß auf sie zu, und der Korporal öffnete ihnen die Tür. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, den Kontragravgenerator abzuschalten, sondern zog den Wagen in einer steilen Kurve wieder nach oben, als sie auf ihren Plätzen saßen. Einen Augenblick drehte sich der Berg schwindelerregend um sie, und dann sah sie Jack — es waren nur vier und einer half einem anderen. Er fragte sich, welche es sein mochten, was aus den anderen beiden geworden war und ob der eine, der Hilfe brauchte, schwer verletzt war.

Der Wagen landete auf dem Gipfel der kleinen Anhöhe. Jack, Gerd und der Pilot stiegen ins Freie und kletterten den Abhang hinunter. Dann stand Jack plötzlich vor einem Fuzzy und packte zu. Drei weitere huschten an ihm vorbei, den steilen Abhang hinauf. Der eine, den er sich geschnappt hatte, hatte etwas in der Hand und schlug damit nach seinem Gesicht; er hatte gerade noch Zeit, den Schlag mit dem Arm abzuwehren. Dann packte er den Fuzzy fester und entwaffnete ihn; die Waffe war ein viertelpfundschwerer Hammer. Er steckte ihn in die Hüfttasche und hob den sich sträubenden Fuzzy mit beiden Händen hoch.

„Du hast Pappi Jack geschlagen!“ tadelte er. „Kennst du Pappi nicht mehr? Armes, kleines Ding!“

Der Fuzzy quiekte wütend. Dann sah Jack ihn sich genauer an. Es war kein Fuzzy, den er je gesehen hatte — nicht Little Fuzzy, nicht Ko-Ko und nicht Mike. Es war ein fremder Fuzzy.

„So, kein Wunder, daß du Pappi Jack nicht kennst. Du bist ja gar keiner von Pappi Jacks Fuzzys!“

Neben dem Wagen saß der Korporal auf einem Felsen und hielt zwei Fuzzys — jeden unter einem Arm — fest. Sie hörten auf, sich zu wehren und quiekten erbärmlich, als sie sahen, daß auch ihr Begleiter gefangen war.

„Ihr Kollege ist unten und jagt den vierten“, sagte der Korporal. „Am besten nehmen Sie diese beiden. Sie kennen sie, und ich nicht.“

„Halten Sie sie nur fest; die kennen mich ebenso wenig wie Sie.“

Er holte mit der freien Hand ein Stück ExTe drei aus der Tasche und bot es an; der Fuzzy quiekte entzückt, riß ihm den Brocken weg und verschlang ihn. Er mußte schon zuvor ExTe drei gegessen haben. Als Jack dem Korporal davon abgab, schienen auch die beiden anderen, ein Männchen und ein Weibchen, damit vertraut. Jetzt rief Gerd von unten herauf:

„Ich hab' einen. Es ist ein Mädchen; ich weiß nicht, ob es Mitzi oder Cinderella ist. Aber du wirst staunen, was sie getragen haben.“

Jetzt tauchte Gerd auf, der vierte Fuzzy strampelte unter seinem linken Arm, während unter dem rechten ein Kätzchen, schwarz mit einem weißen Gesicht, hervorspähte. Jack war so enttäuscht und niedergeschlagen, daß er kaum Neugierde empfand.

„Es sind nicht unsere Fuzzys, Gerd. Ich hab' sie noch nie gesehen.“

„Weißt du das auch bestimmt, Jack?“

„Natürlich weiß ich das bestimmt!“ Er war beleidigt. „Glaubst du, ich kenne meine Fuzzys nicht? Und meinst du, sie kennen mich nicht?“

„Wo kommt die Mieze denn her?“ wollte der Korporal wissen.

„Keine Ahnung. Sie müssen sie irgendwo mitgenommen haben. Sie trug sie wie ein Kind in den Armen.“

„Die Fuzzys müssen irgend jemand gehören. Sie haben schon ExTe drei gegessen. Wir bringen sie ins Hotel. Ich wette, daß ihr Besitzer sie ebenso vermißt wie ich die meinen.“

Seine eigenen Fuzzys, die er nie wieder sehen würde. Die volle Erkenntnis traf ihn erst, als er und Gerd wieder im Wagen saßen. Von seinen Fuzzys hatte man keine Spur mehr gefunden, seit sie aus ihren Käfigen im Wissenschaftscenter ausgebrochen waren. Alle Spuren, die sie bisher gefunden hatten, waren von diesem Quartett hier verursacht worden.

Daraus konnte man nur einen Schluß ziehen. Seine eigenen Fuzzys existierten nicht mehr. Irgend jemand hatte sie ermordet.

„Wir gehen zu ihrem Lager zurück und holen die Decke und die Kissen und das andere Zeug. Ich schicke den Leuten, denen die Sachen gehören, Geld“, sagte er. „Diese Fuzzys sollen die Sachen behalten können.“

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