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Als Charity neunundzwanzig Jahre alt gewesen war und ein anderes Leben in einer anderen Welt geführt hatte, hatten sie und ihr damaliger Lebensgefährte ein Haus gebaut. Dabei hatte sie Cheops Gesetz kennengelernt: Ganz egal, wie gründlich man plant - es dauert immer doppelt so lange und kostet dreimal so viel, wie man meint.

Was für viertausend Jahre alte Pyramiden ebenso galt wie für einfache Reihenhäuser in einer amerikanischen Vorstadtsiedlung, das traf auch auf Raumschiffe zu, selbst nach einer außerirdischen Invasion und nachfolgender fünfzigjähriger Besatzungszeit. Sie hatten nicht drei, sondern annähernd fünf Wochen gebraucht, um aus dem fliegenden Schrotthaufen, den Harris Raumschiff genannt hatte, wieder ein halbwegs funktionstüchtiges Fahrzeug zu machen, und Hartmann hatte es irgendwann nach der zweiten Woche aufgegeben, über die Kosten Buch zu führen. Vermutlich hätten sie für den Betrag, den die Umrüstung verschlungen hatte, drei bessere Schiffe bauen können.

Allerdings nicht in fünf Wochen, und da lag das Problem.

Nichts war im Moment so kostbar wie Zeit.

Auf dem Instrumentenpult vor Charity begann ein winziges orangefarbenes Lämpchen zu blinken. Es war nur eines von Dutzenden, wenn nicht gar Hunderten; trotzdem riß das rhythmische Flackern Charity aus ihren Gedanken, und beinahe erschrocken setzte sie sich auf.

Es war soweit. Hartmann hatte das vereinbarte Signal gegeben.

Charitys zweiter Blick galt der Uhr. Hartmann hatte eine gute halbe Stunde Verspätung, aber das lag noch innerhalb der kalkulierten Toleranz. Sie hatte eine Reise von annähernd sieben Wochen vor sich. Was machte da schon eine halbe Stunde?

Trotzdem verspürte Charity ein leichtes nervöses Kribbeln im Magen, als sie die Hände nach den fremdartigen Kontrollen der Stingray ausstreckte und die Systeme eines nach dem anderen aktivierte. Sie hatte nicht allzuviel mit dem Schiff üben können. Mit Ausnahme der kleinen Gruppe, die sich an jenem Abend im Hangar getroffen hatte, wußte nur eine Handvoll ausgesuchter Männer und Frauen von der Existenz dieses Schiffes, und das mußte auch so bleiben.

Charitys praktische Übungen mit der Stingray hatten sich auf wenige Stunden beschränkt, in denen Hartmann einen teilweisen Ausfall der Raumüberwachung arrangiert hatte. Charity hatte nicht annähernd so viele Übungsstunden absolviert, wie eigentlich nötig gewesen wären. Aber es mußte reichen.

Das Schiff begann sacht zu zittern. Charity ließ ihren Blick noch einmal prüfend über das Sammelsurium von originalen und nachträglich eingebauten Instrumenten gleiten, schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß sie ja nichts vergessen hatte, und zündete die Startdüsen.

Die Stingray hob fast erschütterungsfrei ab und drehte die stumpfe Nase den riesigen Hangartoren zu. Sie glitten auf, als das Schiff den Hangar zur Hälfte durchquert hatte, und gewährten Charity einen Blick auf das prachtvolle Panorama der Erde im hellen Sonnenlicht. Hartmanns Timing war perfekt. Die HOME RUN näherte sich der EXCALIBUR in direkter Richtung auf die Sonne. Selbst wenn jemand an Bord des Schiffes zufällig einen Blick aus dem Fenster warf, würde er nichts sehen.

Die Stingray glitt langsam aus dem Rumpf der EXCALIBUR heraus und nahm Kurs auf den vereinbarten Rendezvouspunkt.

Es dauerte zehn Minuten, bis Charity einen winzigen Punkt vor dem Hintergrund der Erdkugel identifizierte, und weitere zwanzig Minuten, in denen dieser Punkt nach und nach zu dem achtzig Meter langen, zerklüfteten Umriß der HOME RUN heranwuchs. Die Stingray glitt dem Schiff präzise auf dem vorausberechneten Kurs entgegen.

Trotzdem schlug Charitys Herz schneller. Ihre Hände, die direkt über den Kontrollen schwebten, begannen spürbar zu zittern. Unendlich behutsam drehte sie das Schiff, bis der erbeutete Jäger auf einem parallelen Kurs langsamer vor der HOME RUN vorausflog.

Sämtliche Systeme des Schiffes arbeiteten einwandfrei; der Jet reagierte auf Charitys Befehle, als wäre er ein lebendes Wesen, das ihre Absichten beinahe vorausahnte und sein Möglichstes tat, um ihr zu Diensten zu sein, und Charity fragte sich nicht zum erstenmal, wozu diese Schiffe in der Lage sein mochten, wenn man ihre volle Kapazität ausschöpfen konnte. Sie wußte um die mannigfaltigen Selbstzerstörungs- und Sicherheitssysteme, die in den Stingray eingebaut waren, und hatte es deshalb bislang nicht gewagt, den Bordcomputer einzuschalten, sondern flog das Schiff nur mit Hilfe der nachträglich eingebauten Systeme, die Hartmanns Techniker auf die vorhandene Elektronik aufgestülpt hatten - ungefähr so, als ob man einen hochgezüchteten Sportwagen über eine Rennpiste jagte, indem man dem Fahrer über Funk Anweisungen gab, wann er die Kupplung treten oder Gas geben mußte.

Trotzdem hätte Charity es selbst jetzt ohne zu zögern mit jeder von Hartmanns Vipern aufgenommen. Mit voll hochgefahrenen Systemen mußten diese Kampfmaschinen praktisch unbesiegbar sein. Sie waren schneller, manövrierfähiger, beweglicher und besser gepanzert als die Vipern, von der überlegenen Bewaffnung und den viel stärkeren Schutzschirmen ganz zu schweigen. Mit jeder Minute, die Charity im Cockpit einer dieser Maschinen verbrachte, verstand sie weniger, wie es Skudder und ihr gelungen war, die Stingrays gleich reihenweise abzuschießen. Eigentlich war es unmöglich.

Nein, nicht eigentlich...

Es war unmöglich. Aber das war schließlich längst nicht das einzige Rätsel im Zusammenhang mit den unbekannten Angreifern. Alles an ihnen war ein einziges Rätsel.

Die HOME RUN hatte mittlerweile aufgeholt und befand sich jetzt annähernd neben der Stingray. Charity beschleunigte behutsam, bis der Jet seine Geschwindigkeit der des größeren Schiffes nahezu angeglichen hatte. Gleichzeitig verringerte sie den Abstand zwischen den beiden Schiffen. Das Manöver erforderte ihre gesamte Konzentration. Es war lange her, daß sie ein solch diffiziles Manöver ohne Computerunterstützung ausgeführt hatte - immerhin bewegten sich die beiden Schiffe mit immer noch guten dreißigtausend Meilen pro Stunde nebeneinander her. Die kleinste Unachtsamkeit, ein winziger Fehler, mußte katastrophale Folgen haben.

Nichts dergleichen geschah. Charity war selbst ein wenig erstaunt, wie souverän und sicher sie das im Grunde immer noch fremde Fahrzeug unter Kontrolle hatte. Offenbar gab es Dinge, die man nie wirklich verlernte. Meter für Meter, dann buchstäblich zentimeterweise manövrierte sie die Stingray näher an die HOME RUN, bis die Magnetkontakte griffen und der Jäger sicher am Rumpf des viel größeren Schiffes verankert war.

Charity atmete hörbar auf, griff nach dem Helm ihres Schutzanzuges und stülpte ihn über, ehe sie nacheinander die Triebwerke, die Hauptenergieversorgung und schließlich den Zentralcomputer der Stingray abschaltete. Das sanfte Vibrieren im Rumpf des Jägers verstummte, und das fremdartige Instrumentenpult lag nun schwarz und tot vor ihr. Der ganze Jet war jetzt nicht mehr als ein totes Anhängsel aus Metall, auf keinem Radar- oder Ortungsschirm zu erkennen.

Jedenfalls von keinem Ortungssystem, das sie kannten.

Charity verscheuchte den Gedanken. Rasch löste sie den Sicherheitsgurt, kroch umständlich aus dem schmalen Pilotensitz und ging gebückt zum Ausgang. Die Magnetsohlen ihrer Stiefel sorgten für sicheren Halt, als sie die Stingray verließ und die zehn Meter entfernte Schleuse ansteuerte. Trotzdem mußte sie für einen Moment gegen ein leichtes Schwindelgefühl ankämpfen. Die unendliche Weite des Raumes, der sie umgab, überwältigte sie beinahe. Sie fühlte sich winzig, unendlich verloren und vor allem unbedeutend. Nichts was sie, was irgendein Mensch, ja, irgendein Lebewesen im Universum tat, war auf irgendeine Weise wichtig.

Charity wußte, wie unsinnig diese Gedanken waren. Aber sie kämpfte nicht dagegen an. Sie kannte diese sonderbare, fast schon melancholische Stimmung, die sie fast jedesmal überkam, wenn sie sich im freien All befand, nicht als eine millimeterdünne Schicht aus Kunststoff zwischen sich und der Unendlichkeit.

Vielleicht aber - so albern ihr der Gedanke auch vor zwei Minuten noch vorgekommen wäre und in weiteren zwei Minuten auch wieder vorkommen würde - war sie in diesen seltenen Momenten der Wahrheit am nächsten. Vielleicht spielte es wirklich keine Rolle, ob sie oder irgendein Mensch überlebte, und vielleicht war nicht einmal das, was sie als Leben bezeichnete, für das Universum in seiner Gesamtheit von irgendeinem Belang. Der Gedanke, daß das All nur entstanden war, um so etwas wie Leben hervorzubringen, war verlockend - aber traf er auch zu?

Charity hatte die Schleuse erreicht, ließ sich umständlich in die Hocke sinken und betätigte mit einiger Mühe das tellergroße Handrad. Nach einigen Augenblicken wurde es besser, als hätte sie plötzlich Hilfe erhalten, und genau das war auch der Fall: Als die Schleuse endlich aufschwang, sah sie, daß Skudder das Gegenstück ihres Handrades von innen betätigt hatte.

Während sie sich ins Innere der winzigen Schleusenkammer hangelte, warf sie einen letzten Blick über die Schulter zurück. Die EXCALIBUR war bereits deutlich näher gekommen. Sie hatten nicht mehr viel Zeit.

Skudder zog die äußere Tür der Schleusenkammer zu, verriegelte sie sorgsam und drückte den Knopf, der die innere Tür entriegelte. Trotz allem war die HOME RUN ein achtzig Jahre altes Schiff, dessen Technik sich auf einem ebenso veralteten Niveau befand. Es gab keinen allmählichen Druckausgleich, sondern einen heftigen Schlag, als die Luft in das Vakuum der Schleusenkammer strömte. Um ein Haar hätte Charity die Balance verloren und klammerte sich hastig an Skudders Arm fest. Erst nach ein paar Sekunden wagte sie es, ihn wieder loszulassen und ihren Helm abzunehmen.

Das erste, was ihr auffiel, war der Geruch. Die HOME RUN war vor kaum einer Stunde gestartet, und die Luft hier drinnen sollte eigentlich noch frisch und unverbraucht schmecken. Das Gegenteil war der Fall. Die Luft roch trocken, alt und irgendwie metallisch; wie in einer Gruft aus Eisen.

»Du hast es also auch gemerkt.« Skudder warf seinen Helm achtlos zu Boden und sog demonstrativ die Luft durch die Nase ein. »Willkommen in der Steinzeit. Mit diesen Mülleimern seid ihr damals wirklich zum Mond geflogen?«

»Mülleimer?« Charity bedachte ihn mit einem übertrieben strafenden Blick. »Du sprichst vom Stolz der Space-Force!«

Skudder machte ein erstauntes Gesicht. »Ich verstehe... und du warst die beste Pilotin dieses Vereins, stimmt's? Also, so langsam frage ich mich, ob es wirklich eine gute Idee war, mitzukommen.«

»Du kannst immer noch aussteigen.«

»Und dir den ganzen Spaß überlassen?« Skudder schüttelte heftig den Kopf. »Kommt gar nicht in Frage.«

»Dann hör auf zu nörgeln.«

Charity wurde schlagartig wieder ernst. Dicht hinter Skudder trat sie aus der winzigen Schleusenkammer hinaus und in einen Raum, der nicht nur kaum größer war als dieser, sondern den ersten Eindruck, den das Schiff machte, noch zu unterstreichen schien. Alles hier war primitiv und grob, in sichtlicher Hast zusammengeschweißt und -geschraubt. Nackte Kabelverbindungen schlängelten sich unter der Decke und an den Wänden entlang, Monitore und Computerterminals standen in chaotischer Unordnung herum. Die beiden einzigen sichtbar modernen Geräte waren die zwei matt verchromten Schlaftanks, die fast die Hälfte des vorhandenen Raumes einnahmen. Der verbliebene Platz reichte kaum für Skudder und Charity aus.

»Urgemütlich«, sagte sie.

»In einem Designerwettbewerb hätten Hartmanns Techniker keine Chance«, bestätigte Skudder. »Aber dafür ist es sicher. Nicht einmal die Konstrukteure dieses Schiffes würden diesen Raum bemerken.«

»Hoffentlich.« Charity streifte die beiden Schlaftanks mit einem nervösen Blick.

»Bestimmt«, versicherte Skudder. »Wir sind vollkommen autark. Eigene Energieversorgung, eigene Sauerstoffversorgung, eigene Lebensmittel... wir haben sogar einen eigenen Eingang. Trautes Heim, Glück allein.«

Charity schaute sich nach einem Platz um, an dem sie ihren Helm ablegen konnte, fand keinen und tat schließlich dasselbe wie Skudder: Sie ließ den Helm einfach los. Er fiel jedoch nicht zu Boden, sondern blieb schwerelos neben ihr in der Luft hängen.

Skudder lachte spöttisch. »Du hast doch nicht etwa künstliche Schwerkraft erwartet? So einen Luxus kann ich leider nicht bieten.«

Charity starrte erneut den Schaftank an. Es fiel ihr schwer, Skudders Worten zu folgen, und noch schwerer, seiner aufgesetzten Fröhlichkeit irgend etwas abzugewinnen. Wahrscheinlich war es ohnehin nur Hysterie. Das Ding... machte sie nervös. Vorsichtig ausgedrückt.

Einer der Monitore begann zu flackern. Skudder quetschte sich umständlich an Charity vorbei, drückte ein paar Tasten, und aus dem bunten Flimmern auf dem zweidimensionalen Monitor wurde ein leicht verzerrtes Abbild General Hartmanns.

Allerdings war es nicht annähernd verzerrt genug, um den besorgten Ausdruck darauf zu verbergen.

»Hallo, Charity. Hallo, Skudder«, begann er. »Alles in Ordnung bei euch?«

Charity nickte knapp. Sie konnte nirgendwo eine Kamera entdecken, war aber trotzdem sicher, daß Hartmann sie sah.

»Ist die Verbindung sicher?« fragte sie.

Hartmann nickte. »Ja. Aber wir haben nicht viel Zeit. Wir legen in acht Minuten an der EXCALIBUR an. Ihr habt eine Stunde.«

»Das ist mehr als genug.« Skudder schlug mit der flachen Hand auf die verspiegelte Oberfläche eines der Schlaftanks. »Wir müssen noch die Soldfrage klären. Ich meine, wenn ich mich sieben Wochen in dieses Ding lege, steht mit eigentlich eine fette Prämie zu.«

Hartmann blinzelte. »Wie?«

»Ich werde für acht Stunden am Tag bezahlt«, antwortete Skudder mit todernster Miene. »Aber ich werde vierundzwanzig Stunden schlafen. Das ist die dreifache Zeit. Also steht mir auch der dreifache Sold zu. Die Sonn- und Feiertagszuschläge für die zwei Monate noch gar nicht eingerechnet.«

»Skudder!« sagte Charity scharf.

Skudder grinste sie breit an, hielt aber wenigstens die Klappe.

Charity wandte sich wieder an Hartmann. Für einen Moment wußte sie nicht, was sie sagen sollte. Sie haßte Abschiedsszenen.

Hartmann machte es ihr leicht, indem er sagte: »Ich muß Schluß machen. Wir docken gleich an, und ich muß unseren hochverehrten Gouverneur Drasko noch begrüßen.«

»Drasko?« fragte Skudder erschrocken.

Hartmann nickte. »Er ist bereits auf der EXCALIBUR. Er hat es sich nicht nehmen lassen, dem Abflug der HOME RUN persönlich beizuwohnen.«

»Wieso?«

»Immerhin seid ihr offiziell eine Friedensmission.« Hartmann grinste schief. »Es könnte ja sein, daß sie erfolgreich ist. In diesem Fall will er natürlich die Lorbeeren einheimsen.«

»Vielleicht sollten wir uns schon mal daran gewöhnen, ihn mit Mister President anzureden«, knurrte Skudder.

»Nicht, wenn ich es verhindern kann.« Hartmann hob grüßend die Hand. »Viel Glück. Und laßt euch ja nicht einfallen, nicht zurückzukommen.«

Er schaltete ab. Charity starrte den jetzt wieder dunklen Bildschirm noch zwei oder drei Sekunden lang an. Sie fühlte sich... sonderbar. Bei allem, was vor ihnen lag, hätte sie eigentlich Angst haben müssen oder hätte zumindest nervös sein müssen. Doch alles, was sie empfand, war ein sonderbares Gefühl der Leere. Sie fragte sich, was sie eigentlich hier tat.

Skudder begann sich umständlich aus seinem Raumanzug zu schälen, und Charity lächelte flüchtig, als sie sah, daß er darunter sein geliebtes schwarzes Leder trug - die gleiche, zerschlissene Motorradkleidung, in der sie ihn kennengelernt hatte. Der Indianer war wieder auf dem Kriegspfad.

Während Charity ihrerseits damit begann, ihren Schutzanzug abzulegen, drehte sie sich wieder zu den beiden Schlaftanks um. Dieser Anblick machte ihr Angst. Es war ein vollkommen unlogisches, grundloses Gefühl, aber trotzdem zu stark, um es zu ignorieren: Die Geräte entsprachen dem neuesten Stand irdischer Technologie und hatten mit dem Tank, in den sie vor mehr als einem halben Jahrhundert gestiegen war, ungefähr so viel gemein wie ein Lamborghini mit einem Pferdekutschwerk. Es bestand keine Gefahr. Selbst wenn die HOME RUN irgendwo auf halber Strecke zum Mars auseinanderbrach, würden die Tanks Skudder und sie zuverlässig schützen.

Trotzdem hatte sie Angst davor.

»Bist du soweit?« fragte Skudder.

Nein, dachte Charity. Das bin ich nicht. Frag mich später noch einmal. So in dreißig oder vierzig Jahren.

Aber sie sprach es nicht laut aus. Statt dessen drückte sie eine große, rote Taste auf der Oberseite des Tanks und wich zurück, als sich der Deckel zischend öffnete. Eine Woge eisiger, weißer Kälte schlug ihr entgegen. Aber sie war nicht einmal sicher, ob diese Kälte wirklich aus dem Inneren des Schlaftanks kam, oder nicht viel mehr aus ihr selbst.

Mit einiger Mühe riß sie ihren Blick von dem zwei Meter langen, verchromten Sarg los und starrte an Skudder vorbei in die offenstehende Luftschleuse. Sie fragte sich, was sie in den gut sieben Wochen Schlaf, die vor ihr lagen, träumen würde.

Und plötzlich hatte sie Angst.

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