Ich sehe meinen Freund George nicht eben oft, aber wenn, frage ich schon aus Gewohnheit nach dem kleinen Dämon, den er angeblich herbeirufen kann.
»Ein alter, glatzköpfiger Science-Fiction-Autor«, sagte er zu mir, »hat die These aufgestellt, daß jedwede Technologie, die über das gewohnte Maß hinaus entwickelt ist, wie Magie erscheinen muß. Und doch ist mein kleiner Freund Azazel kein wundersamer Außerirdischer, sondern ein waschechter Dämon. Er mag zwar nur zwei Zentimeter groß sein, kann aber Erstaunliches vollbringen. - Woher weißt du von ihm?«
»Weil ich dir zuhöre.«
George verzog das Gesicht zu vertikalen Linien des Mißfallens und sagte mit Grabesstimme: »Ich rede nie über Azazel.«
»Nur jedesmal, wenn du den Mund aufmachst«, sagte ich. »Was hat er denn jüngst so getrieben?«
George stieß einen Seufzer aus, der aus der Gegend seiner Zehen zu kommen schien, und ließ ihn recht biergeschwängert in die ahnungslose Atmosphäre entweichen. »Damit«, antwortete er schließlich, »schlägst du eine traurige Saite in mir an. Mein junger Freund Theophilus ist der Leidtragende der gemeinsamen Bemühungen von mir und Azazel, obwohl wir es gut gemeint hatten.« Er führte den Bierkrug zum Mund und fuhr fort.
Mein Freund Theophilus [sagte George], den du nie kennengelernt hast, weil er sich in besseren Kreisen herumtreibt als der Pöbel, mit dem du verkehrst, ist ein kultivierter junger Mann und großer Bewunderer der anmutigen Kurven und göttlichen Körper junger Damen -wogegen ich glücklicherweise immun bin -, aber ihm fehlt die Gabe, bei ihnen dementsprechende Regungen zu wecken.
Er sagte zu mir: »Ich verstehe es nicht, George. Ich bin aufgeweckt; ich beherrsche die hohe Kunst der Konversation; bin geistreich, gütig, hinreichend gutaussehend -«
»Ja«, antwortete ich, »du hast Augen, Nase, Kinn und Mund in der üblichen Anzahl an den üblichen Stellen. Soweit stimme ich dir zu.«
»- und unglaublich vertraut mit der Theorie der Liebe, auch wenn ich bislang noch wenig Gelegenheit hatte, sie in die Praxis umzusetzen, und doch scheine ich außerstande, die Aufmerksamkeit dieser wunderbaren Geschöpfe zu wecken. Schau doch, sie scheinen ringsum allgegenwärtig zu sein, aber keine unternimmt auch nur den geringsten Versuch, meine Bekanntschaft zu machen, obwohl ich mit meinem intelligentesten Gesichtsausdruck hier sitze.«
Er tat mir in der Seele leid. Ich hatte ihn als Säugling gekannt, ihn sogar, wie ich mich entsinne, einmal auf Bitten seiner Mutter gehalten, nachdem sie ihn gestillt hatte und das Kleid wieder zurechtrückte. So etwas verbindet.
»Wärst du glücklicher, teurer Freund, wenn du ihr Interesse wecken könntest?« fragte ich.
»Ich wäre im siebten Himmel«, sagte er nur.
Konnte ich ihm den siebten Himmel verwehren? Ich trug Azazel die Angelegenheit vor, der wie üblich mürrisch reagierte. »Hättest du nicht einen Diamanten verlangen können?« fragte er. »Ich kann dir einen hübschen Halb-karäter reinsten Wassers machen, indem ich die Atome in einem Stück Kohle umgruppiere - aber unwiderstehliche Wirkung auf Frauen? Wie soll ich das anstellen?«
»Könntest du nicht ein paar Atome in ihm umgruppieren?« fragte ich, um behilflich zu sein. »Ich möchte etwas für ihn tun, und sei es nur aus Respekt vor dem ehrfurchtgebietenden nahrungsspendenden Apparat seiner Mutter.«
»Gut, laß mich nachdenken! Menschen«, sagte Azazel, »sondern Pheromone ab. Mit eurer modernen Neigung, bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu baden und euch mit Duftwässerchen zu überschütten, kennt ihr natürlich kaum noch die natürliche Methode, romantische Gefühle zu erzeugen. Ich kann die Biochemie deines Freundes möglicherweise so verändern, daß die Produktion ungewöhnlicher Mengen eines ungewöhnlich wirksamen Pheromons angeregt wird, sobald das Ebenbild eines der mißgestalten Weibchen eurer höchst abstoßenden Gattung auf seinen Netzhäuten abgebildet wird.«
»Du meinst er wird stinken?«
»Keineswegs. Es wird kaum als bewußter Geruch an die Oberfläche dringen, aber seine Wirkung auf die Weibchen eurer Gattung in Form eines unterschwelligen atavistischen Verlangens zu lächeln und Kontakt zu suchen, nicht verfehlen. Die Frau wird möglicherweise so stimuliert sein, daß sie als Antwort eigene Pheromone ausstößt, und ich gehe davon aus, daß dann alles seinen natürlichen Gang gehen wird.«
»Dann soll es so geschehen«, sagte ich, »denn ich bin sicher, der junge Theophilus wird sich ins rechte Licht setzen können. Er ist ein Prachtkerl voller Elan und Ehrgeiz.«
Daß Azazels Behandlung wirkte, fand ich heraus, als ich Theophilus das nächste Mal über den Weg lief. Es war in einem Straßencafe.
Ich brauchte einen Moment, bis ich ihn sah, denn zuerst weckte eine Gruppe junger Frauen, die sich in kreisförmiger Symmetrie zusammengefunden hatten, meine Aufmerksamkeit. Zum Glück verfehlen junge Frauen ihre Wirkung auf mich, da ich das Alter der Zurückhaltung erreicht habe, aber es war Sommer und sie zeichneten sich, eine wie die andere, durch einen wohlberechneten Mangel an textiler Körperbedeckung aus, den ich - wie es einem Mann der Zurückhaltung gebührt - mit der zu Gebote stehenden Diskretion betrachtete.
Erst nach mehreren Minuten, während denen ich, wie ich mich entsinne, Spannung und Belastung eines Knopfs beobachtete, der eine bestimmte Bluse geschlossen hielt, und darüber spekulierte, ob ... Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Erst nach ein paar Minuten bemerkte ich, daß es kein anderer als Theophilus war, der im Mittelpunkt dieser kreisförmigen Schar saß und der Leitstern dieser sommerlich leicht geschürzten Weiblichkeit zu sein schien. Zweifellos verstärkte die Wärme des Nachmittags seinen Pheromonausstoß noch.
Ich bahnte mir einen Weg in den Ring der Damenwelt und setzte mich mit väterlichem Lächeln, Augenzwinkern und einem gelegentlichen onkelhaften Schultertätscheln auf einen Stuhl neben Theophilus, den ein einnehmendes Mägdlein mit einem quengeligen Schmollen für mich frei gemacht hatte. »Theophilus, mein junger Freund«, sagte ich, »dies ist ein charmanter und anregender Anblick.«
Da bemerkte ich das verhaltene Stirnrunzeln einer beängstigenden Traurigkeit in seinem Gesicht. »Was ist denn?« fragte ich besorgt Er sprach mit fast reglosen Lippen und so leise flüsternd, daß ich ihn kaum verstand. »Um Gottes willen, schaff mich hier raus.«
Ich bin, wie du wohl weißt, ein Mann mit grenzenlosem Erfindungsreichtum. Es kostete mich nur einen Augenblick, aufzustehen und zu sagen: »Meine Damen, mein junger Freund hier muß infolge eines grundlegenden biologischen Bedürfnisses die Herrentoilette aufsuchen. Bleiben Sie alle sitzen, er wird gleich wieder hier sein.«
Wir betraten das kleine Cafe und verließen es durch die Hintertür. Eine der jungen Damen, die einen Bizeps hatte, der sich höchst unschön wölbte, und eine gleichermaßen unschöne mißtrauische Ader, war zur Rückseite des Restaurants gegangen, aber wir sahen sie gerade noch rechtzeitig und schafften es zu einem Taxi. Sie verfolgte uns erschreckend leichtfüßig zwei Häuserblocks weit.
In Theophilus' sicherer Wohnung angelangt, sagte ich: »Theophilus, du hast ganz unverkennbar das Geheimnis entdeckt, junge Frauen anzuziehen. Ist das nicht der siebte Himmel, den du dir gewünscht hast?«
»Nicht ganz«, sagte Theophilus, der sich langsam in der vollklimatisierten Kühle entspannte. »Sie behüten einander. Ich weiß nicht, wie es geschah, aber mir fiel vor einiger Zeit plötzlich auf, daß sich mir fremde junge Damen näherten und mich fragten, ob wir uns nicht in Atlantic City begegnet wären. Ich war in meinem ganzen Leben«, fügte er indigniert hinzu, »noch nie in Atlantic City.
Kaum hatte ich das verneint, da kam eine andere und behauptete, ich hätte soeben ein Taschentuch verloren, das sie mir gern wiedergeben wollte, und dann kam eine dritte und sagte: >Möchtest du gern Filmschauspieler werden, mein Junge?<«
Ich sagte: »Du mußt nur eine auswählen. Ich würde die nehmen, die dich zum Filmstar machen wollte. Das ist ein leichtes Leben, und du wärst immer von jungen Starlets umgeben.«
»Aber ich kann keine auswählen. Sie belauern sich wie Falken. Sobald ich eine zu bevorzugen scheine, fallen die anderen über sie her, ziehen sie an den Haaren und vertreiben sie. Ich bin so unbeweibt wie ehedem, aber früher mußte ich sie wenigstens nicht ständig anstarren, während sie mir ihre Brüste entgegenreckten.«
Ich seufzte vor Mitgefühl. »Warum machst du keinen Ausscheidungswettkampf daraus?« fragte ich. »Wenn du wieder von Damen umzingelt bist, so wie eben, sagst du zu ihnen: >Meine Teuersten, ich fühle mich zutiefst zu jeder einzelnen von Ihnen hingezogen. Aus dem Grund bitte ich Sie, sich in alphabetischer Reihenfolge aufzustellen, damit mich alle nacheinander küssen können. Wer mich mit der größten Inbrunst küßt, wird mein Gast für die Nacht sein.< Schlimmstenfalls wirst du jede Menge williger Küsse abbekommen.«
»Hm«, sagte Theophilus. »Warum nicht? Die Siegerin bekommt den Preis, und ich hätte keine Einwände dagegen, der Preis der rechtmäßigen Siegerin zu sein.« Er leckte sich die Lippen, schürzte sie und hauchte zur Übung Küsse in die Luft. »Ich glaube, das würde ich schaffen. Glaubst du, es wäre nicht zu anstrengend, wenn beim Küssen alle die Hände hinter dem Rücken verschränken müssen?«
»An sich nicht, werter Theophilus«, sagte ich. »Du solltest schon bereit sein, eine gewisse Anstrengung dafür auf dich zu nehmen. Ich glaube, >Erlaubt ist, was gefällt< wäre die bessere Regel.«
»Vielleicht hast du recht«, sagte Theophilus, der nie auf einem Standpunkt beharrte, wenn jemand wie ich, der über allergrößte Erfahrung auf diesem Gebiet verfügt, ihn eines Besseren belehrt.
Etwa um diese Zeit mußte ich die Stadt aus geschäftlichen Gründen verlassen, daher sah ich Theophilus erst nach etwa einem Monat wieder. Es war in einem Supermarkt, wo er einen Einkaufswagen schob, der nicht eben kärglich mit Lebensmitteln bestückt war. Sein Gesichtsausdruck traf mich zutiefst. Er war ein Gejagter, der ständig hierhin und dorthin sah.
Ich ging zu ihm, und er duckte sich mit einem erstickten Schrei. Doch dann erkannte er mich und sagte: »Gott sei Dank - ich dachte schon, du wärst eine Frau.«
Ich schüttelte den Kopf. »Immer noch dieses Problem? Hast du den Ausscheidungswettbewerb nicht durchgeführt?«
»Ich hab's versucht. Das war das Problem.«
»Was ist passiert?«
»Na ja -« Er sah hierhin und dorthin und ging dann zur Seite und spähte einen Gang hinab. Als er sich vergewissert hatte, daß die Luft rein war, sprach er hastig und mit leiser Stimme, wie jemand, der weiß, daß die Zeit knapp und Diskretion das Gebot der Stunde ist.
»Ich habe es arrangiert«, sagte er. »Ich ließ sie Anmeldungen mit Alter, Marke ihrer Zahnpasta, Referenzen - das übliche - ausfüllen, und dann legte ich das Datum fest. Als Austragungsort hatte ich den großen Ballsaal des Waldorf-Astoria ausgewählt, für ausreichend Lippencreme gesorgt, einen hauptberuflichen Masseur angeheuert, der mich fit halten sollte, und eine Sauerstofflasche bereitgestellt. Aber am Tag vor dem Wettkampf kam ein Mann in mein Apartment.
Ich sage ein Mann, aber in meinem Schrecken kam er mir mehr wie ein wandelnder Erdrutsch vor, einen Meter neunzig groß, einsfünfzig breit und Fäuste wie Vorschlaghämmer. Er lächelte, entblößte Raubtierzähne und sagte: >Sir, meine Schwester gehört zu denen, die morgen an Ihrem Wettkampf teilnehmen wollen.< >Wie mich freut, das zu hören<, sagte ich hektisch bemüht, das Gespräch auf freundschaftlicher Basis zu halten.
>Meine kleine Schwester«, sagte er, >ist die zarte Blüte am rauhen Stammbaum unserer Familie. Sie ist mein Augapfel und der meiner drei Brüdern, und keiner von uns könnte ertragen, wenn sie enttäuscht werden würde.< >Sehen Ihre Brüder alle aus wie Sie, Sir?< fragte ich.
>Keineswegs<, sagte er traurig. >Als Folge einer Kinderkrankheit war ich mein Leben lang kleinwüchsig und schmächtig. Meine Brüder indessen sind gestandene Mannsbilder und so groß.< Er hielt dabei die Hand etwa zwei Meter zehn über den Boden.
>Ich bin sicher«, sagte ich im Brustton der Überzeugung, >daß Ihre charmante Schwester eine ausgezeichnete Chance hat.< >Es freut mich, das zu hören. Tatsächlich ist es so, daß ich, vermutlich als Ausgleich für meine beklagenswert unzulängliche Physis, mit dem zweiten Gesicht gesegnet bin, und irgendwie bin ich sicher, daß meine kleine Schwester den Wettkampf gewinnen wird. Aus einem unerfindlichen Grund«, fuhr er fort, >ist meine kleine Schwester in schwärmerischer Inbrunst für Sie entflammt. Meine Brüder und ich würden uns schlechter als Kakerlaken fühlen, wenn sie enttäuscht werden würde. Und wenn wir uns so fühlen - < Er grinste noch raubtierhafter als zuvor und ließ langsam die Knöchel seiner rechten Hand knacken, einen nach dem anderen, ein Geräusch, als würden Knochen brechen. Ich habe noch nie einen kräftigen Knochen brechen hören, aber ein plötzlicher Anflug von Hellsichtigkeit sagte mir, daß sich das Geräusch so anhören würde.
>Ich habe das Gefühl, Sir, daß Sie recht haben könnten«, sagte ich. >Haben Sie zum Zwecke des Wiedererkennens ein Foto der Dame bei sich?«
>Wie es der Zufall will«, sagte er, >habe ich das.« Er brachte ein gerahmtes Foto zum Vorschein, und ich muß gestehen, daß mir das Herz einen Moment in die Hose rutschte. Ich sah keine Möglichkeit, wie sie den Wettbewerb gewinnen sollte.
Dennoch muß am zweiten Gesicht etwas dran sein, denn obwohl alle Umstände gegen sie sprachen, gewann die junge Dame den Wettkampf überlegen. Es kam fast zu etwas wie einem Aufruhr, als die Tatsache verkündet wurde, doch die Siegerin selbst leerte den Saal erstaunlich tatkräftig, und seitdem sind wir, unglücklicherweise - oder, besser gesagt, glücklicherweise - unzertrennlich. Da ist sie wahrhaftig und sinniert gerade über die Fleischtheke. Fleisch ist ihr ein Hochgenuß - manchmal sogar gekocht.«
Ich sah zu der fraglichen Maid und erkannte in ihr sofort diejenige, die unser Taxi zwei Blocks verfolgt hatte. Eindeutig eine entschlossene junge Frau. Ich bewunderte ihren schwellenden Bizeps, den robusten Gastrocnemii und die ausgeprägten Brauenwülste.
»Weißt du, Theophilus«, sagte ich, »vielleicht ist es möglich, deine Anziehungskraft auf Frauen wieder auf das einstige unbedeutende Maß zu verringern.«
Theophilus seufzte: »Ich würde mich nicht sicher fühlen. Meine Verlobte und ihre üppig ausgestatteten Brüder könnten ihr verschwundenes Interesse falsch interpretieren. Außerdem hat sie auch Vorteile. Ich kann in ihrer Begleitung zum Beispiel zu jeder Stunde der Nacht durch jede Straße der Stadt gehen, wie gefährlich es auch sein mag, und mich vollkommen sicher fühlen. Der verbohrteste Verkehrspolizist wird die Freundlichkeit selbst, wenn sie ihn finster ansieht. Und was die Beweise ihrer Zuneigung angeht, so ist sie gleichermaßen zärtlich wie erfinderisch. Nein, George, ich akzeptiere mein Schicksal. Am fünfzehnten nächsten Monat heiraten wir, und sie wird mich über die Schwelle unseres neuen Heims tragen, das ihre Brüder für uns bereitgestellt haben. Sie haben als Monteure von Kompaktwagen ein Vermögen verdient, weißt du, wegen ihrer Größe brauchen sie nicht einmal eine Hebebühne, sie benutzen die Hände. Es ist nur so, manchmal wünsche ich mir -«
Sein Blick wanderte unwillkürlich über die zierliche Gestalt einer hübschen jungen Frau, die den Gang entlang auf ihn zugelaufen kam. Sie sah ihn im selben Augenblick an, und plötzlich schien sie am ganzen Körper zu erschauern.
»Pardon«, sagte sie schüchtern mit melodischem Tonfall, »haben wir uns nicht kürzlich in einem türkischen Bad gesehen?«
Noch während sie das sagte, erklangen stampfende Schritte hinter uns, und wir wurden durch einen zornigen Bariton unterbrochen. »Theophilus, mein Schatz«, sagte sie, »wirst du belästigt von dieser - Ische?«
Theophilus' Herzallerliebste, deren Gesicht der Rolls Royce unter den gerunzelten Stirnen zierte, walzte auf die junge Frau zu, die von unverkennbarem Entsetzen erfüllt förmlich in sich zusammenschrumpfte.
Rasch trat ich zwischen die beiden Frauen - natürlich unter nicht unerheblichem Risiko für Leib und Leben, aber es ist allgemein bekannt, daß ich so mutig wie ein Löwe bin. Ich sagte: »Dieses bezaubernde Kind ist meine Nichte, Madame. Als sie mich aus der Ferne sah, strebte sie eilfertig in diese Richtung, um mir einen züchtigen Kuß auf die Stirn zu hauchen. Daß sie das auch in die Richtung Ihres geliebten Theophilus führte, war ein dummer, aber leider unvermeidbarer Zufall.«
Es betrübte mich, daß sich dasselbe häßliche Mißtrauen, das mir schon nach unserer ersten Begegnung bei Theophilus' Dame seines Herzens aufgefallen war, auch jetzt wieder bemerkbar machte. »Ach ja?« sagte sie in einem Tonfall, dem die Bonhomie, die ich so gern gehört hätte, völlig abging. »In dem Fall möchte ich sie auch wieder gehen sehen. Alle beide. Und zwar auf der Stelle.«
Alles in allem schien es mir nicht ganz unklug, das zu tun. Ich hakte mich bei der jungen Dame unter, entfernte mich und überließ Theophilus seinem Schicksal.
»Oh, Sir«, sagte die junge Dame, »das war schrecklich tapfer und geistesgegenwärtig von Ihnen. Wären Sie mir nicht zu Hilfe geeilt, ich wäre gewiß nicht ohne ein Arsenal von Kratzern und Blutergüssen davongekommen.«
»Was ein Jammer gewesen wäre«, sagte ich galant, »denn einen Körper wie der Ihre ist gewiß nicht für Kratzer geschaffen. Oder für Blutergüsse. Kommen Sie, Sie erwähnten doch gerade ein türkisches Bad. Suchen wir gemeinsam eines auf. Zufällig habe ich eines in meinem Apartment - jedenfalls ein amerikanisches Bad, was ja praktisch dasselbe ist!«
Wohlan, auf die Siegerin ...