Kioto Yokohata und Paro Bacos starrten gespannt durch das Panzerglas der Kabine nach vorn in das tiefschwarze, sternendurchsetzte All. Sie waren zum V-Schiff unterwegs, das noch immer vor dem Asteroiden dahinflog. Der Pilot steuerte die Aufklärungsrakete vorsichtig und langsam zu der Stelle im Raum, wo die V-Rakete sein mußte.
„Werden die Fremden uns bemerken und werden sie sich unsere Annäherung gefallen lassen?“ fragte Kioto Yokohata. Er war nach wie vor davon überzeugt, daß Norbert Franken mit seiner Version über das V-Schiff recht hatte. Neugier und Unbehagen mischten sich bei dem Gedanken an fremde Wesen in der Magengrube zu einem eigenartigen Gefühl. Jeden Moment konnte etwas passieren.
Paro Bacos schwieg zunächst auf die Frage des Piloten. Für ihn war dieser Flug zum V-Schiff von Anfang an kein Abenteuer, sondern ein harter und schwieriger Auftrag, der ihm bei der geringsten Unvorsichtigkeit das Leben kosten konnte. Sachlichkeit und nüchternes, kristallklares Denken waren jetzt für ihn das Allerwichtigste. Er durfte sich keinen Trugbildern hingeben.
„Die Fremden werden sich alles gefallen lassen“, antwortete er dem Piloten.
Kioto Yokohata seufzte. Schade, daß Bacos nicht an die V-Menschen glaubte. Allein der Gedanke an eine Begegnung mit ihnen war ungeheuer aufregend. Ich muß mich jetzt aber zusammennehmen und mich auf das Ansteuern der V-Rakete konzentrieren, ermahnte sich der Pilot.
Es erwies sich als sehr schwierig, die V-Rakete ohne Funkleitstrahl und ohne Radar im Dunkel des Weltraumes anzusteuern. Es wäre besser gewesen, wenn ich das V von der Sonne her angeflogen hätte, dachte Kioto Yokohata. Die Reflexion des wenn auch schwachen Sonnenlichtes hätte es früher sichtbar werden lassen. Laut sagte er: „Nach den Berechnungen müßten wir uns unmittelbar vor dem V-Schiff befinden.“
Doppelte Aufmerksamkeit war nun notwendig. Minute um Minute verging, ohne daß es den beiden Männern möglich war, die V-Rakete zu sichten.
Bacos schaute zurück. Mehrere Kilometer hinter ihnen rotierte in unerschütterlichem Gleichmaß der Asteroid Adonis. Er bot sich dem Blick des Astronauten nur zur Hälfte von der Sonne beleuchtet. Adonis sah wie ein verkrüppelter Halbmond aus.
Plötzlich stieß der Pilot einen leisen Ruf aus. Paros Blick glitt wieder nach vorne. Eine dunkle Masse wuchs vor ihnen auf, den Ausblick auf den schimmernden Hintergrund der Sterne versperrend. Die Hand des Piloten fuhr zum Schalter. Er ließ den Bugscheinwerfer aufleuchten. Der gebündelte Lichtstrahl durchstieß die Finsternis und traf in etwa hundert Meter Entfernung auf mattglänzende Wandungen. Die beiden Männer beugten sich unwillkürlich vor, soweit dies die Gurte zuließen, mit denen sie an die Sessel geschnallt waren. Die Wandungen kamen heran, zogen seitlich vorbei und blieben zurück. Die Erkundungsrakete hatte das V-Schiff langsam überholt.
Kioto dirigierte die Aufklärungsrakete vorsichtig zum Rumpf des unbekannten Raumschiffes zurück. Der Scheinwerfer glitt dabei Meter um Meter tastend über den Rumpf der V-Rakete. Jetzt erfaßte der Lichtstrahl die Spitze des V. Die beiden Kundschafter hielten den Atem an. Nun mußte es sich entscheiden, ob ein fremdes oder ein Erdenschiff vor ihnen war.
Im Scheinwerferlicht zeigte sich Verwüstung. Der starke Strahl fiel in offene Kabinen, in freigelegte Maschinenzellen und Gänge. Der aufgeplatzte Rumpf enthüllte einen Querschnitt durch verschiedene Schiffssektionen. Der Lichtstrahl glitt über wirr ragende Konstruktionsteile, über gezackte Ränder gerissener Metallplatten, über verbogene Rohrleitungen und über ineinander verknäulte Kabel.
Es war entschieden. Was sich den Blicken der beiden Kundschafter bot, war nur allzu vertraut und bekannt. Sie hatten ein Wrack vor sich, das Wrack eines Raumschiffes der Erde. Es war in der Mitte geknickt. Die Spannung, die in den letzten Sekunden auf den beiden Männern gelastet hatte, löste sich. Sie sanken in ihre Sessel zurück.
Der Lichtstrahl tastete weiter. Der Teil des Risses im Rumpf, der von der Zacke des Meteors geschlagen worden war, war glatt wie mit dem Lineal gezogen. Es sah aus, als habe hier ein riesiges Rasiermesser einen scharfen Schnitt gemacht und die Außenhaut aufgetrennt. Gegenüber diesem Schnitt auf der anderen Seite des Durchmessers hielten die stählernen Längsverbindungen des Konstruktionsskeletts, die Längsspanten, die beiden Raketenteile zusammen. Sie ließen ahnen, wie außerordentlich fest und zäh, wie widerstandsfähig das Material war. Es hatte dem Zusammenprall und auch der Biegung standgehalten.
Paro Bacos raffte sich auf. Seine Zeit war gekommen. Er schnallte sich los und machte sich zum Ausstieg aus der Aufklärungsrakete fertig. Er mußte allein in das zerschlagene Forschungsschiff eindringen und die physikalischen Energieerzeuger reaktionsunfähig machen. Die Luft aus der Kabine wurde abgesaugt, die Ausstiegsluke öffnete sich langsam, und Paro Bacos zwängte sich hinaus.
Mit Hilfe einer kleinen Preßgasflasche, die er öffnete und einige Sekunden ausströmen ließ, trieb er langsam zum Raketenrumpf hinüber. Die Preßgasflasche wirkte wie ein kleiner Raketenmotor. Das in die Flasche gepreßte Kaltgas strömte aus und drückte den Körper des Weltraumfahrers sanft zum massigen Rumpf des Schiffes hinüber. Bacos hätte sich auch der Rückstoßpistole bedienen können. Sie würde ihn aber mit ihrer größeren Kraft zu heftig gegen die Panzerplatten der Forschungsrakete geworfen haben. Der im Weltraum frei treibende Mann schaltete seine Stirnlampe ein.
Der Pilot sah dem davontreibenden Mann nach. Auf dem Glas der Helmglocke des Treibenden spiegelte sich scharf das Licht des Scheinwerfers der Kolibri-Rakete. Er sah, wie sich die Gestalt des Mannes, nachdem sie den etwa fünfzig Meter breiten Abgrund zwischen der kleinen Aufklärungsrakete und dem mächtigen Raketenrumpf überwunden hatte, mit Händen und Füßen rudernd, zur Spitze des V, zu dem auseinanderklaffenden Knick bewegte.
Dort angelangt, verhielt der Kundschafter einen Augenblick. Die Handlampe flammte auf. Bacos schien die Öffnung des zentralen Hauptganges des Forschungsschiffes zu suchen. Als er sie gefunden hatte, zog er eine winzige glasartige Kapsel aus der großen äußeren Brusttasche des Raumanzuges hervor und warf sie mit kräftigem Schwung in den Weltraum hinaus. Die Kapsel flog davon, eine eigene Meteoritenbahn einschlagend. Plötzlich leuchtete sie grellrot auf. Sie würde etwa zehn Minuten dieses rote, weithin sichtbare Signallicht spenden und dann verlöschen.
In einer Stunde würde die leergebrannte Kapsel unter dem Einfluß der Weltraumkälte zu mikroskopischen Teilchen, zu Staub, zu Mikrometeoriten zerfallen.
Für AJ-408 und für Yokohata war das ein optisches Zeichen, das anstelle der untersagten Funkverbindung treten mußte. Man wußte jetzt, daß Bacos sich nun anschickte, in das Forschungsschiff einzudringen. Yokohata manövrierte seine Aufklärungsrakete vom Wrack weg und entfernte sich ein beträchtliches Stück. Beide, AJ-408 und die Erkundungsrakete, mußten einen bestimmten vorgeschriebenen Sicherheitsabstand einhalten. Sie wandten ihre Hecks in Richtung des V- Schiffes, um im Fall einer Atomexplosion sofort mit ganzer Kraft vom Ort der Katastrophe hinwegstreben zu können.
Die gefährliche Mission konnte beginnen. Mit großer Sorgfalt bahnte sich Paro Bacos einen Weg durch die Konstruktionstrümmer der klaffenden Bruchstelle: Dieser Teil seiner Arbeit, das Eindringen in die Forschungsrakete, war weitaus schwieriger als nachher die Lösung der Kabelverbindungen zum Atomreaktor und zu den Triebwerken. Die scharfen und spitzen Kanten und Ecken der geplatzten Platten und der gerissenen Streben und Spanten durften den Raumanzug nicht beschädigen.
Ein winziger Riß oder ein Loch würde den Druck im Raumanzug schnell absinken lassen. Ein von solch einem Unglück betroffener Raumfahrer müßte an Sauerstoffmangel ersticken, das Blut würde mit dem Abnehmen des Drucks zu sieden beginnen, und schließlich würde sein Körper sehr schnell zu einem Eisstück erstarren.
Bacos war froh, als er den zentralen Gang erreicht hatte. Er konnte sich nun schneller fortbewegen. Das sah infolge der Schwerelosigkeit aus, als ob ein Taucher durch ein auf dem Meeresgrund liegendes untergegangenes Schiff schwimme. Die Gestalt des Astronauten trudelte im Zickzack durch die Gänge. Es war auch hier nicht leicht, voranzukommen. Bei einer unvorsichtigen Bewegung konnte es passieren, daß dort, wo eben noch der Kopf war, auf einmal die Beine pendelten. Bacos schaltete seine starke Handlampe aus. Der Schein der Stirnlampe genügte hier.
Wer nichts von der Katastrophe wußte, die das Schiff betroffen hatte, der mußte annehmen, die Besatzung liege hinter den Kabinentüren in tiefem Schlaf, das Licht sei in den Gängen ausgelöscht und alles sei in bester Ordnung. Die wenigen Einrichtungsgegenstände wie Tischchen, Bilder und Skulpturen, die hier und da zur Ausschmückung des Ganges aufgestellt beziehungsweise angebracht waren, waren noch alle auf ihren Plätzen.
Lediglich einige Sessel und verschiedene Pflanzenbehälter schwebten bewegungslos im Gang. Paro Bacos mußte sie entweder sanft zur Seite schieben oder sich an ihnen vorbeischlängeln. Ein Sessel zum Beispiel verharrte, mit den Füßen zur Decke weisend, unbeweglich in Augenhöhe. Bacos berührte den Stoffüberzug des Polsters. Er zerfiel augenblicklich zu Staub. Auch die Pflanzen, die einmal mit ihrem Grün, mit Blüten und den verschiedenen Blattformen den Gang geziert hatten, waren längst unter dem Einfluß der Kälte zerfallen.
Der Weltraumfahrer drang weiter vor. Als er sich um eine Ecke schob, stieß er unerwartet mit dem Helm gegen einen Gegenstand. Es war eine dort aufgestellte Bleiskulptur. Sie gab einen silberhellen Ton wie eine Glocke von sich. Das Blei, bei normalen Temperaturen weich und von dumpfem Klang, hatte unter dem Einfluß der Weltraumkälte Supraeigenschaften angenommen. Es war elastisch wie Stahl geworden. Beim Anschlagen gab daher das Blei diesen silberhellen Klang von sich. Gewöhnlicher Stahl hingegen wurde nahe dem absoluten Nullpunkt spröde wie Glas.
Bacos ging weiter. Endlich gelangte er an das Ende des Ganges. Die dicke graue Schutzwand, die das letzte Fünftel des Rumpfes, den Heckteil mit den Triebwerken und den atomaren Energieerzeugern zum Schütze der Besatzung vom übrigen Schiff abtrennte, war erreicht. Der Gang zweigte hier im rechten Winkel nach links und rechts ab, an der Schutzwand entlangführend. Der Raumfahrer wandte sich nach links.
Zehn Meter von der Gabelung des Ganges entfernt mußte der Kabelschacht sein. In ihm verliefen alle Leitungen, die durch die Schutzwand zum Heckteil des Schiffes hinein- oder davon herausführten. Zuvor aber waren die Leitungen, Drähte und Kabel über einen Schaltschrank geleitet worden.
Paro Bacos schob sich an diesen Schaltschrank heran. Er öffnete ihn. Jetzt mußten sämtliche Stromwege unterbrochen, alle Brücken und Kontakte vorsichtig voneinander gelöst werden. Das mußte geschickt getan werden, damit bei Leitungen, in denen eventuell noch elektrische Ströme kreisten, kein Abrißfunke entstand. Kontakt um Kontakt wurde getrennt, Verbindung um Verbindung gelöst.
Zuletzt begann der Atomphysiker die dicken armstarken Kabel zu entfernen, die aus der Schutzwand herausführten und die der Energieversorgung des gesamten Raumschiffes gedient hatten. Er atmete tief auf. Sein Auftrag war erfüllt.
Plötzlich rieselte ihm ein unangenehmes Gefühl den Rücken herunter. An seiner Umgebung hatte sich etwas verändert. Er wußte in den ersten Sekunden nur noch nicht, was das war. Bacos rührte sich nicht. Nur den Kopf drehte er langsam zur Seite. Er erblickte dort, wo bei Schwerkraft oben, wo die Decke sein würde, eine lange Kette strichförmiger Lichtquellen. Sie verteilten sich im Abstand von etwa drei Metern über die ganze Länge des Ganges.
Der Schreck in Bacos ließ nach. Fast hätte er sich ausgelacht. Damit hätte er rechnen müssen. Die Notstromversorgung hatte sich selbsttätig eingeschaltet, als das letzte Energiekabel getrennt wurde. Sie wurde aus Batterien und aus chemischen Energieerzeugungsanlagen, die über das ganze Schiff verteilt waren, gespeist. Wäre der Gang noch mit Luft gefüllt gewesen, hätte sich das Notlicht zerstreuen und verbreiten können. Bacos wäre plötzlich von hellem Licht umflutet gewesen. So aber waren nur die Leuchtkörper selbst zu erkennen.
Paro Bacos gewahrte jetzt auch, daß die Warnlampe in seinem Helm, die Radioaktivität anzeigt, schwach glomm und das Innere des Helms mit einem roten Schimmer erfüllte. Er hatte es bisher nicht bemerkt, weil seine ganze Aufmerksamkeit dem Lösen der Kabelverbindungen gegolten hatte. Woher kommt die starke Radioaktivität? fragte sich Bacos. Ist ein Riß in der Schutzwand? Der Weltraumfahrer ließ den gebündelten Strahl der Handlampe suchend über die Wand gleiten.
Wenige Schritte neben dem Schaltschrank fiel der Strahl in eine dunkle, runde Öffnung. Es war der Not- und Havarieeinstiegsschacht zum Reaktor.
Der dicke Panzerdeckel stand weit offen. Ein Mensch mußte hinter dieser Schutzwand sein. Wahrscheinlich hatte dieser Mensch sein Leben gewagt, um alle anderen zu retten. Doch der Meteorit schien schneller gewesen“ zu sein. Er hatte das Raumschiff erreicht, bevor der Schaden behoben werden konnte. Also hat ein Reaktorschaden das Forschungsschiff manövrierunfähig gemacht, schlußfolgerte Bacos.
Er ging auf die Öffnung zu. Von Schritt zu Schritt verstärkte sich der Schein der roten Warnlampe im Helm. Bacos leuchtete in den engen Tunnel hinein. Er war leer. Die Warnlampe leuchtete jetzt grellrot. Der Raumfahrer zog sich rasch zurück. Die Strahlung war so stark, daß der Raumanzug keinen genügenden Schutz mehr bot.
Paro Bacos ließ den Gefahreneinstieg zum Reaktor offen. Es sollte alles so bleiben, wie er es vorgefunden hatte. Sicher würden im Schiff noch mehr Beispiele dafür zu finden sein, wie tapfer die Besatzung dieser Rakete gegen den Untergang gekämpft hatte.
Paro Bacos ging wie ein Schlafwandler umher. Er begann das Raketenwrack zu durchforschen und nach den letzten Spuren des Lebens zu suchen, das hier einstmals geherrscht hatte.
In fast allen Gängen brannte geisterhaft das Notlicht. Bacos kam in den Wohnteil des Raumschiffes. Die meisten Kabinentüren waren fest verschlossen. In den Räumen hinter diesen Türen mochte zwar noch hermetisch eingeschlossene Luft vorhanden sein, aber leben konnte dort niemand mehr. Der Sauerstoff und die Lebensmittel wären längst verbraucht, gewesen. Niemand hätte dort Jahre oder gar Jahrzehnte überstehen können.
Nur zwei oder drei Kabinentüren standen offen. Ihre Bewohner waren wohl, von der Katastrophe überrascht, auf ihre Station geeilt, ohne sich die Zeit zum Schließen der Kabinentüren zu nehmen. Paro Bacos wagte kaum einen Blick in diese offenen Kabinen zu werfen, geschweige denn sie zu betreten. Nicht weil er Angst hatte, einem Toten zu begegnen, sondern weil er fürchtete, jene Kleinigkeit wahrzunehmen, die über die letzten Stunden und Minuten längst vergangener Menschen berichteten.
Ein aufgeschlagenes Buch, eine halbfertige Plastik, ein offenstehender Schrank oder ein Paar stehengebliebene Schuhe hätten Paro Bacos zu schwer erschüttert, hätten ihm den Untergang der Besatzung dieses Schiffes schrecklich erscheinen lassen.
Er entschloß sich, den Wohnteil des Totenschiffes zu verlassen und zu den Laboratorien und technischen Sektionen der Rakete vorzudringen. Er schaltete die Magneteisen an seinen Schuhen ein. Sie erleichterten das Gehen. Er hätte das schon längst tun sollen. Das Schweben durch die Gänge war anstrengender, als er geglaubt hatte.
Der Raumfahrer stapfte nun durch das Schiff, über Treppen und Gänge, seine schweren, mit Eisenplatten beschlagenen Schuhe hart aufsetzend. Diese Schritte hätten durch das ganze Schiff hallen und dröhnen müssen. Es war jedoch kein Laut zu hören. Diese akustisch tote Welt, der die Luft zur Ausbreitung der Schallwellen fehlte, machte durch ihre Lautlosigkeit die Situation noch unheimlicher.
Der Suchende betrat die Sektion der Laboratorien. Abermals ein langer Gong, diesmal aber schnurgerade und nüchtern, mit gleichmäßig rechts und links verteilten Türen. Der Lichtkegel der Handlampe glitt über die Aufschriften. Bacos las: „Laboratorium der Astrobiologen“, „Laboratorium für Korpuskularstrahlung“, „Kältelaboratorium für Supraforschung“, „Laboratorium für Vakutronik“ und so weiter.
Unwillkürlich blieb der Lichtstrahl an einem der Tonträger hängen, die. überall im Raumschiff in die Wände der Räume und Gänge eingelassen waren und die einstmals die Mitteilungen des Bordfunks aus dem zentralen Steuerraum übertragen hatten. Der feine Staub, der sich dort wie überall im Laufe der Jahre niedergelassen hafte, vibrierte und löste sich in kleinen Wölkchen. Der Kundschafter richtete das Licht der Handlampe auf den nächsten Tonträger. Auch dort die gleiche Erscheinung.
Paro Bacos dachte nach. Sollten aus den Lautsprechern Töne kommen? Sprach etwa ein Mensch? War noch ein Lebewesen außer ihm im Wrack? Bacos drückte seinen Helm an den Tonträger, damit sich die elektrischen Schwingungen über die Membrane als Schallwelle auf seinen Helm übertragen konnten.
Entsetzt wich er zurück. Er hatte tatsächlich Laute gehört. Zwar undeutlich und stoßweise, von einem Knattern unterbrochen, aber deutlich als Stimme zu erkennen, als menschliche Stimme. Bacos hielt noch einmal seinen Helm an den Tonträger. Die Stimme sprach oder rief etwas. Er konnte es, obwohl er sich große Mühe gab, nicht verstehen.
Der Raumfahrer rannte los. Der Sprecher konnte nur im zentralen Steuerraum sein. Dieser aber lag in der anderen Hälfte der Rakete, jenseits der Bruchstelle, jenseits des Knicks, im anderen Schenkel des V. Dorthin mußte er.
Bacos kam nicht weit. Eine Schottentür versperrte den Gang. Wahrscheinlich hatte sie sich im Moment des Zusammenstoßes mit dem Meteoriten automatisch geschlossen. Der Raumfahrer warf sich mit seinem Körper dagegen. Die Tür gab nicht nach.
In Augenhöhe befand sich ein handtellergroßes Guckloch aus Panzerglas. Ein wenige Millimeter starkes Stahlblech verdeckte es. Bacos schob den Schutzdeckel zur Seite.
Volles, helles Licht traf seine Augen. Es blendete ihn stark. Unwillkürlich ließ er das Stahlblech wieder über das Guckloch fallen. Dieses Licht hinter der Schottentür war die überraschendste Entdeckung, die Paro Bacos bisher in diesem Wrack gemacht hatte. Er schob den Schutzdeckel abermals zur Seite. Dabei hielt er den Kopf seitwärts geneigt, so daß er zwar durch das Guckloch sehen konnte, aber dabei nicht von dem starken Lichtschein getroffen wurde.
Bacos konnte jedoch nichts erkennen.
Das Panzerglas war auf der anderen Seite der Tür beschlagen oder sogar bereift.
Ihm stockte der Atem. Jedes Kind wußte, was das zu bedeuten hatte. Das beschlagene oder bereifte Glas ließ vermuten, daß jenseits der Tür in dem Gang und vielleicht auch in mehreren angrenzenden Räumen erwärmte Luft, von Feuchtigkeit durchsetzt, zirkulierte, deren Wasserdampf sich an der stark unterkühlten Schottentür niederschlug. Das bedeutete, daß Licht, Luft und Wärme von Menschen, von überlebenden Besatzungsmitgliedern künstlich erzeugt wurden.
Wozu? fragte sich Bacos. Selbst wenn sich überlebende Besatzungsmitglieder hinter diese Schottentür zurückziehen und sich in einigen Räumen die Voraussetzungen zum Weiterleben schaffen konnten, mußten sie schon längst tot sein; denn einmal gingen auch die größten Lebensmittelvorräte zu Ende. Sollten dennoch Menschen hinter dieser Panzertür leben? Oder arbeiteten die Anlagen, die Licht, Wärme und neue regenerierte Luft erzeugten, einmal in Tätigkeit gesetzt, unentwegt bis in alle Ewigkeiten? Halbleiteranlagen wären durchaus in der Lage, kosmische Strahlung und das Licht der fernen Sonne unbegrenzt lange Zeit umzuwandeln.
Paro Bacos schlug mit Händen und Füßen gegen die Tür. Dann preßte er den Helm gegen sie. Er wartete und hoffte, eine Antwort zu hören. Umsonst, es war nichts zu hören. Der Raumfahrer schlug abermals mit seinen eisenbeschlagenen Schuhen gegen die Tür. Wieder lauschte er. Wieder keine Antwort.
Er versuchte es mit gleichmäßigen Klopfzeichen und mit rhythmischem Pochen. Aber niemand antwortete ihm.
Die einzigen Zeichen waren und blieben das bereifte Glas und das Licht, das durch das Guckloch fiel. Aber dieses Licht verriet nichts, außer, daß es in verschwenderischer und sinnloser Fülle erstrahlte.
Bacos brachte lange mit seinen vergeblichen Bemühungen zu, noch Leben hinter der Tür zu entdecken. Er war jetzt bereits drei Stunden im Wrack. Ihm fiel ein, daß er an AJ-408 schon längst hätte Nachricht geben müssen. Er mußte zurück. Sein Auftrag war ja eigentlich auch schon längst erfüllt.
Aber was war mit der geheimnisvollen Stimme aus dem Tonträger? Argwöhnisch betrachtete er einen in der Nähe angebrachten Lautsprecher. Er vibrierte nicht mehr. Trotzdem beschloß Bacos, auch noch zur Steuerzentrale zu gehen. Der Kundschafter stapfte los, sich einen anderen Weg zur Trümmerstelle suchend.
Bald erreichte er sie. Nachdem er sich durch das Gewirr der Zerstörung zur gegenüberliegenden Seite, zur anderen Raketenhälfte, durchgeschlagen hatte, warf er noch eine Kapsel in den Weltraum. Sie leuchtete diesmal grün. Das bedeutete, daß alle Kabel gelöst, die Gefahr vorbei und er wohlbehalten war sowie, daß der Funkverkehr wieder aufgenommen werden konnte.
Bacos schaltete sein UKW-Gerät ein. Er wartete jetzt auf die Funkverbindung, um einen Zwischenbericht zu geben. Die Funkverbindung kam aber noch nicht zustande.
Während er wartete, leuchtete Paro Bacos in den Gang hinein, dem er folgen wollte, um — diesmal in der entgegengesetzten Richtung — zum Steuerraum, zur Raketenspitze zu gelangen. In diesem Teil des Forschungsschiffes hatte sich die Notbeleuchtung nicht eingeschaltet. Hier war alles dunkel geblieben.
Bacos leuchtete auf den Boden. Er stutzte: Da war doch eine Spur im Staub. Die dünne Staubschicht ließ aber leider weder erkennen, was für eine Spur es war, noch ob sie aus dem Gang hinaus ins Freie oder in das Schiff hineinführte. Ist die Spur alt oder frisch? fragte sich Bacos. Er entschloß sich, der Spur sofort zu folgen. Sie führte ihn in das Schiff hinein, am zentralen Steuerraum vorbei und weiter nach vorn zum Bug. überraschend endete die Spur. Bacos zögerte. Vermutlich hatte sich das Wesen, das diese Spur hinterlassen hatte, von dieser Stelle aus schwebend weiterbewegt, so wie dies Bacos zuerst getan hatte.
Meine eigene Spur kann es nicht sein, sagte sich der Raumfahrer, denn ich war im anderen Schenkel des V. Auch von AJ-408 konnte es niemand gewesen sein, weil man von dort aus frühestens nach dem grünen Lichtsignal vom V-Schiff aufbrechen würde, und dieses Lichtzeichen hatte er erst vor zwei Minuten gegeben.
Während Paro Bacos über die Spur nachdachte, tastete er sich weiter durch den stockdunklen Gang. Nur der Schein der Handlampe vermochte ihm den Weg zu weisen. Bacos gelangte in den Katapultraum im Bug der Rakete. Mit Verwunderung stellte der Raumfahrer fest, daß die Schleusentore des Katapultraumes weit geöffnet waren. Die kleine Erkundungsrakete lag merkwürdigerweise weit vorn zwischen den Torflügeln, mit der Düse zwei Meter über die Abschußrampe hinaus in den freien Weltraum ragend. Seine Verwunderung stieg noch mehr, als er bemerkte, daß die kleine Rakete auf der Rampe festgeschweißt war.
„Sie haben gebremst, um dem Meteoriten auszuweichen. Die kleine Rakete war ihr Nottriebwerk“, sagte leise, eine Stimme.
Bacos erstarrte. Dann drehte er sich blitzschnell um. Der Strahl seiner Lampe durchstach die Dunkelheit und fiel auf eine gedrungene, massigvermummte Gestalt. Bacos ließ vor Schreck fast die Lampe fallen. Die Knie wurden ihm weich. Er taumelte einige Schritte rückwärts, sich mit Gewalt aufrecht haltend.
„Aber Paro, hier ist doch Kioto“, sagte die Stimme im Kopfhörer.
Bacos setzte sich auf die Kante der Abschußrampe. Ihm war ganz übel.
„Entschuldige, ich hätte wissen müssen, daß du hier in diesem Schiff nur mit Toten gerechnet hast“, sagte Kioto. Langsam kam er heran.
Bacos winkte matt ab. „Schon gut.“
„Warum hast du dich so lange nicht gemeldet? Warum hast du das grüne Licht nicht geworfen?“ fragte der Pilot vorwurfsvoll. „Ich dachte, dir sei etwas passiert, und war schon sehr beunruhigt. Seit Stunden hatten wir keine Nachricht mehr von dir. Da habe ich den Kolibri wieder etwas näher ans Wrack gesteuert und bin ausgestiegen, um dir Hilfe zu bringen. Ich bin dich im Schiff suchen gegangen. Aber am Kabelschrank warst du nicht mehr. Die Arbeit war dort getan. Die Notbeleuchtung brannte sogar schon, als ich ins Schiff kam. Es ist reiner Zufall, daß wir uns hier treffen.“
Bacos schwieg. Das Herz pochte ihm immer noch bis zum Halse. Im ersten Moment hatte er gedacht, ein überlebender der Besatzung dieses Schiffes spreche zu ihm. Die Unsinnigkeit dieses Gedankens war ihm im Schreck nicht bewußt geworden. Im Grunde mußte er aber dem Piloten dankbar sein für seine Sorge um ihn. Unvermittelt fragte Bacos den Piloten: „Hast du über den Bordfunk gesprochen?“
„Hast du mich etwa gehört und verstanden?“ antwortete Kioto erstaunt mit einer Gegenfrage.
„Nein, aber ich habe zufällig gesehen, daß der Staub auf den Tonträgern durch die Membranschwingungen vibrierte.“
„Ach so, ja, ich habe zur Probe ins Mikrophon gesprochen. Aber ich hatte nicht im geringsten gehofft, daß der Bordfunk noch funktionieren könnte“, sagte Kioto.
„Dann warst du also im Steuerraum? Wie sieht es dort aus?“
„Die im Steuerraum waren bestimmt gleich alle tot, als der Meteorit einschlug. Ein abgesplitterter Brocken ist dort hineingeschleudert worden“, berichtete Kioto. „Es ist alles zertrümmert.“ Eine Weile herrschte Stille zwischen den beiden. Bacos starrte zur offenen Katapultkammer hinaus in das Sternenmeer.
„Wir müssen Nachricht an AJ-408 geben“, mahnte Kioto.
Bacos schien nicht gehört zu haben. Er blieb sitzen. Ob es meinem vor acht Jahren im Weltraum verunglückten Freund ähnlich ergangen ist? grübelte er. Ob dieses Wrack gar jenes Raumschiff war? Die Forschungsrakete des Freundes trug den Namen „Baalbek“. Das Forschungsschiff „Baalbek“ war nach jenen weltberühmten Terrassen im Orient benannt, die mit ihren titanischen Quadern 3000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, also im frühesten Altertum, unbekannten Raumfahrern aus einem fernen Sonnensystem als Starttisch gedient hatten. Kioto muß mir sagen, ob diese zerknickte Rakete, in der ich sitze, die „Baalbek“ ist. Er muß es wissen, denn er war im Steuerraum gewesen. Und in der Steuerzentrale war der Name eines jeden Schiffes mit goldenen Lettern in die Stirnseite geprägt.
Bacos fürchtete sich vor dieser Frage. Schließlich siegte doch der Wunsch nach Klarheit.
„Kioto! — Wie hieß…?“ Bacos brach ab.
Der Pilot hob den Kopf. Prüfend blickte er zu seinem Gefährten. Langsam begriff er, verstand er die Frage, denn auch er kannte die Freundesgeschichte. — Der Pilot erinnerte sich sofort. Der große Bildschirm war zersplittert, über ihm stand der Name. Das Gold der Buchstaben hatte aufgeglänzt, als der Lichtstrahl der Handlampe auf sie gefallen war.
„Dieses Raumschiff heißt Astronautic“, antwortete Kioto.
Von Bacos wich der seelische Druck. Er fühlte sich auf einmal erleichtert. Er war froh, daß es nicht die „Baalbek“ war. Eine Begegnung mit diesem Schiff, mit seinem toten Freund, hätte er nur schwer ertragen können. Das fühlte er. Die Furcht davor hatte vom ersten Augenblick, vom Erscheinen des V-Schiffes an, auf ihm gelastet. Jetzt wich dieser Druck. Seine Gedanken begannen wieder normal zu arbeiten.
Unvermutet sagte er: „Ich habe in der Sektion der Laboratorien ein hermetisch abgeschlossenes System von Räumen gefunden, in dem noch Licht brannte und Luft und Wärme kreisten.“
Diesmal war der Pilot der überraschte.
Er sprang auf und schüttelte Bacos.
„Das sagst du erst jetzt?“ rief er.
Auch Bacos stand von der Startrampe auf. Aber er ging an der angeschweißten kleinen Rakete vorbei zum offenen Katapulttor. Dort wandte er sich um. „Sie haben nicht geantwortet. Ich habe alles versucht. Sie sind schon lange tot. Die Tür blieb verschlossen. Alles ist sinnlos, das Licht, die Luft, die Wärme. Es hat sie nicht retten können.“
Resigniert stieß er sich ab. Langsam schwebte er in den schwarzen Abgrund des Sternenmeeres hinaus. Kioto eilte ihm nach. Auch er schwang sich hinaus. Sie trieben ein Stückchen nebeneinander her. Kioto ergriff ein kurzes Seil, das um seine Hüften geschlungen war, und hakte es am Gurt seines Kameraden fest. Dann zog er die Rückstoßpistole und schoß mehrmals in die Richtung, aus der sie kamen. Der Rückstoß stieß sie vom Wrack weg. Sie flogen jetzt auf ein schwaches Blinklicht zu. Es war die kleine Erkundungsrakete. Sie hing etwa 1000 Meter vom Wrack entfernt in der schwarzen Leere.
Bacos erwachte aus seiner Trauer, und stummen Verzweiflung. Er blickte erstaunt auf den Asteroiden, auf den verkrüppelten Halbmond. Ihm schien, als sei der Planetoid jetzt dem V-Schiff näher als vorhin.
Kurz vor der Rakete schossen beide in Richtung auf das Blinklicht. Ihr Tempo verlangsamte sich, und sie konnten sich an der Rakete fangen und festhalten. Nachdem sie in ihr kleines Raumfahrzeug hineingeklettert waren, setzten sie sich sofort mit Kerulen in Verbindung.
„Hallo Kommandant! Hier Kundschafter!“ rief der Pilot.
„Hier AJ-408! Wir hören!“ tönte die Antwort. „V-Schiff ist Forschungsrakete Astronautic. Kabelverbindungen zu den Triebwerken gelöst. Paro Bacos wohlbehalten. Haben hermetisch verschlossene Schiffzellen mit Licht entdeckt. Besatzung der Astronautic jedoch wahrscheinlich tot.“
Paro Bacos und Kioto Yokohata erstatteten, nachdem sie nach AJ-408 zurückgekehrt waren, dem Kommandanten ausführlich Bericht. Das dauerte lange, weil sich Kerulen alles — das Eindringen in das V-Schiff, das Lösen der Kabel und den Gang durch das Wrack — ausführlich schildern ließ.
Danach wurden beide in ihre Kabinen entlassen, um noch ein paar Stunden Schlaf zu genießen, bevor die Astronautic gründlich durchforscht wurde. Es war beabsichtigt, das Logbuch zu suchen, die Forschungsergebnisse der Toten zu ermitteln und die Unterlagen dazu an Bord des Raumjägers zu nehmen sowie die Ursachen der Katastrophe festzustellen.
Die Unterredung mit dem Kommandanten hatte im zentralen Steuerraum stattgefunden. Bevor Kioto Yokohata seine Kabine aufsuchte, ging er noch einmal zum Registrierschreiber des Funk- und Radarpultes. In der Zeit ihrer Abwesenheit waren einige Funksprüche gewechselt worden.
Nachdem die grüne Leuchtkugel gesichtet worden war und sich die Kundschafter wieder von Bord der Aufklärungsrakete gemeldet hatten, hatte der Raumjäger eine kurze Sendung für die Basis zum Mars ausgestrahlt. Der Pilot las: „V-Schiff untersucht und als Forschungsrakete Astronautic identifiziert. Triebwerke reaktionsunfähig gemacht. Astronautik von Meteoriten angeschlagen und in der Mitte zerknickt. — Vermuten, daß sich einzelne Besatzungsmitglieder noch längere Zeit am Leben gehalten haben. Halten einen Zusammenhang zwischen Transuran-Meteoriten und Astronautic- Katastrophe für möglich.“
Die Basis hatte darauf geantwortet:“Mars an alle! Funkstille im Ekliptikkubik 14-4 aufgehoben.“
An die Leitrakete hatte Kerulen gefunkt, die Hilfe der Flottille sei nun nicht mehr notwendig. AJ-408 werde wie vorgesehen das zerstörte Funkwarnfeuer auf dem Asteroiden Adonis instand setzen, die Anti-Falle errichten und zum festgesetzten Zeitpunkt wieder zur Flottille stoßen.
Etwa eine Stunde später gab der Funkschreiber eine weitere Mitteilung Kerulens an die Basis durch. „Astronautic flug- und steuerunfähig. Das Ausmaß der Zerstörung macht eine Instandsetzung der Forschungsrakete unmöglich. Haben durch Messungen festgestellt, daß zwischen dem Raketenwrack und dem Asteroiden Adonis eine kleine Geschwindigkeitsdifferenz besteht. Astronautik und Adonis werden in etwa zwölf Stunden zusammenstoßen. Wir beabsichtigen, den Rumpf auf dem Planetoiden zu verankern. Im Rumpf der Rakete sind noch eine große Anzahl von brauchbaren Räumen und technischen Einrichtungen. Wir halten das Wrack noch für sehr geeignet als gelegentliche Unterkunft für wissenschaftliche Beobachtergruppen oder für driftende Forschungsexpeditionen.“
Die Basis auf dem Mars hatte darauf geantwortet: „Wir stimmen eurem Vorschlag zu und raten, die Astronautic als Notunterkunft herzurichten und einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln, Speisewasser, Luft und Energie einzulagern. Diese Notunterkunft könnte bei eventuellen späteren Havarien und Unglücksfällen für Kosmonauten Schutz und Rettung sein.“
Kioto Yokohata hatte jetzt alle Funksprüche gelesen. Nun, als seine Neugier befriedigt war, spürte er auf einmal seine Müdigkeit. Schnell verließ er den zentralen Steuerraum und eilte durch den Hauptgang in seine Kabine.
Der Pilot versank, kaum daß er sich auf seinem Bett ausgestreckt hatte, in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Zwölf Stunden später flog eine Gruppe von Raumfahrern zum Asteroiden hinüber. Die Astronautic war tatsächlich sanft auf dem Planetoiden gestrandet. Sie verankerten das Wrack mit Seilen an stahlharten Kunststoffpflöcken, die in den Fels getrieben worden waren.
Dann drangen die Astronauten in das Schiff ein. Die Notbeleuchtung brannte immer noch. Die Raumfahrer begaben sich in die Sektion der Laboratorien. Sie öffneten dort gewaltsam die Schottentür, hinter der Bacos das Licht entdeckt hatte.
Man fand tatsächlich einen Teil der Besatzung der Astronautic tot in diesen Räumen. Sie hatten sich jedoch mehrere Monate am Leben erhalten können.
Man fand außerdem verschiedene Aufzeichnungen. In einem dieser Schriftstücke hieß es: „Wir wissen, daß unser steuerloses Schiff im Bereich des Sonnensystems kreist und daß man uns einmal finden könnte. Deshalb haben wir uns in diesen Räumen mit all unserer Kraft und allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln Lebensbedingungen für einige Monate geschaffen. Dadurch werden wir in die Lage versetzt, unsere Forschungsergebnisse zu einem gewissen vorläufigen Abschluß zu bringen. Wir wollen bis zu unserem Tode arbeiten, denn diese Forschungsergebnisse werden von weittragender Bedeutung sein.“
Eine andere Aufzeichnung lautete: „Wir versuchen Hilfe herbeizurufen. Aber niemand hört uns. Offenbar sind unsere selbstgebauten Notsender zu leistungsschwach. Die großen Sendeanlagen des Funk- und Radarpultes können wir nicht mehr benutzen. Sie sind bei dem Zusammenstoß mit dem Meteoriten völlig zerstört worden.“
Aus weiteren Aufzeichnungen fügte sich nach und nach ein erschütterndes Bild über den Untergang der Astronautic und über die hervorragende moralische Haltung dieser tapferen und opferbereiten Besatzung. Da das Logbuch der Forschungsrakete trotz eifrigen Suchens nicht zu finden war, war man auf die persönlichen Aufzeichnungen der einzelnen Besatzungsmitglieder angewiesen.
In einer solchen persönlichen Notiz stand geschrieben: „Unsere Sendung zum Stern Epsilon Eridanus hat alle im Reaktor vorhandenen Energien verbraucht. Die Uranstäbe mußten deshalb erneuert werden. Die Mechanik dazu war jedoch defekt geworden. Die Stäbe mußten von Hand in den Reaktor eingesetzt werden. Als diese Arbeit fast getan war, überraschte uns der Meteorit. Ein Versuch, dem Meteoriten mit dem Flüssigkeitstriebwerk der Erkundungsrakete auszuweichen, schlug fehl. Die kinetische Energie unseres Raumschiffes war zu groß. Uns gelang es lediglich, unsere Flugbahn um eine Winzigkeit zu beeinflussen. Dadurch konnten wir wenigstens der völligen Vernichtung entgehen. So verblieb uns noch eine Frist, die wir nutzten, um die Botschaft zu entziffern und zu übersetzen.“
Kerulen und Mirsanow, die die“ Aufzeichnungen durchsahen, grübelten lange über die Bedeutung dieser Notiz, über die „Sendung zum Stern Epsilon Eridanus“
und „die Botschaft“ nach. Sie kamen“ dabei über Vermutungen nicht hinaus. Schließlich zogen sie Norbert Franken hinzu, der, wie sie seit dem Auftauchen des vermeintlichen V-Schiffes wußten, sich insgeheim auf dem Forschungsgebiet galaktischer Linguistik, galaktischer Sprach- und Verständigungsforschung, betätigte. Gemeinsam wurden weitere Notizen durchgesehen.
Zwei Tage dauerte diese mühsame Arbeit. Die drei zogen sich sogar in die Kabine des Kommandanten zurück. Sie waren für niemand zu sprechen.
Mittlerweile nahmen alle anderen Arbeiten ihren Fortgang. Das Funkwarnfeuer und die Anti-Falle konnten fertiggestellt werden. Das Wrack der gestrandeten Rakete wurde als Notunterkunft hergerichtet.
Am Ende des zweiten Tages nach dem Auftauchen der zu einem V geknickten Astronautic fand man noch eine unscheinbare Notiz. Sie gab Aufklärung über die mysteriöse Botschaft aus dem All und über die Radiosendung der Astronautic zu dem Stern Epsilon Eridanus. „Uns quält Luftmangel. Doch wir können ruhig sterben. Unsere Aufgabe ist erfüllt. Unsere Anstrengungen waren nicht vergebens. Wir haben einen kostbaren Schätz enträtselt. Wir verstehen und kennen jetzt die Botschaft vom Epsilon Eridanus. Die Botschaft befindet sich in der Raumboje Nummer 20.“
Sofort wurden Kioto Yokohata, Norbert Franken, Oulu Nikeria und der Navigator zum Asteroiden hinübergeschickt. Sie durchsuchten noch einmal die Astronautic nach dieser Raumboje. Nach längerem Suchen fand man sie schließlich in einer Schleusenkammer. Man öffnete sie und brachte eine Kassette zum Vorschein. Sie wurde sofort zu AJ-408 gebracht. Kerulen und Mirsanow untersuchten die Kassette. Sie fanden ein wichtiges Schriftstück.
Die Kunde von der gefundenen Kassette breitete sich in Windeseile im Raumschiff aus. Die Nachricht davon flog von Mund zu Mund. Einer sagte es dem anderen. So kam es ganz von selbst, daß sich die Besatzung von AJ-408 im Raum der Ethik zusammenfand. Die verschiedensten Vermutungen über die Botschaft vom Epsilon Eridanus wurden laut. Der Pilot sagte: „Vielleicht haben irgendwelche Lebewesen einen Hilferuf ausgesandt. Vielleicht ist ihre Sonne am Erlöschen.“
In diesem Augenblick traten Kerulen, Mirsanow, Norbert Franken und Paro Bacos ein. Man sah es dem Kommandanten an, daß er eine wichtige Mitteilung machen wollte. Alle verstummten. Kerulen stellte sich in die Mitte des Raumes.
„Astronauten“, begann er. „Das Bild vom Untergang der Astronautic rundet sich. Auf Grund unserer Untersuchungen kann ich euch jetzt Genaues über die tapferen Kameraden des Forschungsschiffes berichten. Ihr wißt alle, daß Tatendrang und Wissensdurst schon immer der Menschheit innegewohnt haben. Dem nie verharrenden Geist, der Schöpferkraft und der Arbeitsfreudigkeit des Menschen ist es zu verdanken, daß das Leben schön geworden ist und daß die Bevölkerung unseres Heimatplaneten Erde einen beachtlichen Kulturstand erreicht hat. Tatendrang und Wissensdurst trieben den Menschen auch über die Grenzen seiner Lebenssphäre hinaus in den freien Weltraum. Viele neue Erkenntnisse und größeres, nutzbringendes Wissen waren der Lohn. Jedes Stückchen neues Wissen war mit Entbehrungen und Anstrengungen verbunden. Nicht selten mußten Opfer gebracht werden, nicht selten gaben Menschen ihr Leben zum Wohle der Gemeinschaft.
Auch unsere Kameraden von der Astronautic strebten nach neuem Wissen. Sie waren mit ihrem Forschungsschiff zu den Randgebieten unseres Sonnensystems unterwegs, um die Ausstrahlungen unsichtbarer Radiosterne zu studieren. Ihnen wurde ein schöner Lohn zuteil. Unvermutet gelang es ihnen, als erste Menschen der Welt eine Funksendung geistig hochentwickelter Wesen eines anderen Sternensystems klar zu empfangen, zu entziffern und in unsere Erdensprache zu übersetzen. Diese Worte ferner Brüder kamen von einem Planeten aus dem elf Lichtjahre entfernten Sternensystem der Sonne Epsilon Eridanus. Diese Worte waren an uns, an die Menschheit gerichtet.“
Ein leises Murmeln und Raunen lief durch die Reihen der Versammelten. Die anwesenden Astronauten waren von dieser Nachricht zutiefst bewegt.
Kerulen mußte eine Weile warten, bevor er weitersprechen konnte: „Die Kosmosfahrer der Astronautic vermochten die Sendung vom Epsilon Eridanus nicht sofort zu entziffern. Nach Wochen angestrengter Arbeit hatten sie aber den Ort der Ausstrahlung dieser Sendung errechnet und die Anschrift ermittelt. Sie lautet: An die Bewohner des Lebensplaneten nahe dem gelben Stern.
Die Freude auf der Astronautic war so groß, daß man beschloß, eine Empfangsbestätigung zurückzustrahlen. Sie bauten in aller Eile einen großen Richtstrahler hoher Leistung. Als er fertig war, wurde die gesamte Energie des Raumschiffes — viele, viele Megawatt — dem Richtstrahler zugeleitet. Man funkte zunächst die empfangene Sendung, so wie man sie aufgenommen hatte, zum Planetensystem der Sonne Epsilon Eridanus zurück.
Anschließend daran wurden folgende Sätze im Namen der Menschheit ausgestrahlt:,Wir, ein Raumschiff mit Bewohnern des Planeten beim gelben Stern, haben eure Sendung empfangen. Wir grüßen euch und danken euch für die Aufmerksamkeit, die ihr dem Teil des Weltalls, in dem wir wohnen, gewidmet habt. Noch haben wir den Text eurer Sendung nicht enträtselt. Wenn jedoch diese Bestätigung für den Empfang eurer Sendung in elf Jahren bei euch eintrifft, werden bereits alle Menschen eure Worte im Gedächtnis haben. Wir hoffen, daß wir recht bald Wissen und Erfahrung mit euch austauschen können. Es ist einer der sehnlichsten Wünsche der Menschheit, euch, die ihr geistig ähnlich geartet scheint, recht bald kennenzulernen. Wir hoffen, daß recht bald der Funkstrahl uns ständig verbindet. Mit großer Freude und tiefer Achtung verneigen wir uns vor der Stunde, die uns die Kunde vom Leben einer anderen Welt brachte. — Die Besatzung des Raumschiffes Astronautic.
Der Empfang der Sendung vom Epsilon Eridanus war eine hohe wissenschaftliche Leistung. Die Antwort der Astronautic darauf war richtig und eine gute Tat. Beides war jedoch nur der Auftakt zu einer noch größeren wissenschaftlichen Leistung, zu einer noch höheren, heroischen und edelmütigen Tat“, berichtete Kerulen. „Die Sendung, in einem langsamen Rhythmus zurückgestrahlt, dauerte Stunden. Als sie beendet war, war auch die Energie des Atomreaktors aufgebraucht. Es wurde erforderlich, ihn mit neuem Kernbrennstoff aufzufüllen. In dieser Zeit tauchte ein Meteorit auf. Die Astronautic vermochte jedoch nicht auszuweichen. Die Triebwerke schwiegen, denn der Kernbrennstoff war noch nicht vollends erneuert. Der Meteorit streifte das Raumschiff. Die Katastrophe brach herein. Aussicht auf Rettung gab es für die überlebenden nicht. Die wertvolle Sendung vom Epsilon Eridanus schien verloren.
In den überlebenden war aber der unbändige Wunsch wach geworden, diese Botschaft aus der Ferne für die Menschheit zu erhalten. Sie untersuchten die Reste ihres Raumschiffes und überprüften die Situation. Wochenlang lebten sie nur unter der Sauerstoffmaske und im Raumanzug. Endlich fanden sie heraus, daß es noch eine Möglichkeit gab, sich mehrere Monate am Leben zu erhalten. Sie schlossen sich in den am wenigsten verwüsteten Räumen des Wracks ein, nachdem sie die noch vorhandenen Vorräte an Lebensmitteln, Wasser, Luft und Energie sowie die notwendigen technischen Kleinanlagen in diese Räume gebracht hatten.
Der unbezwingbare Wille dieser Astronauten blieb Sieger in einem scheinbar aussichtslosen Kampf. Diese todgeweihten Menschen in dem untergegangenen Schiff brachten es fertig, die ihnen unbekannten Zeichen und Begriffe einer fremden Welt in sehr kurzer Zeit zu ergründen und die Botschaft ohne die Hilfe von Elektronenhirnen zu übersetzen. Unter gewöhnlichen Umständen hätten Wissenschaftler Jahre dafür gebraucht.
Die Kameraden der Astronautic glaubten fest daran, daß man das Wrack einmal finden wird. Diese Hoffnung war berechtigt, denn sie wußten, daß ihre zerknickte Rakete innerhalb des Sonnensystems durch das Weltall kreiste. Für den Fall eines erdnahen Durchganges ihres steuerlosen Schiffes bereiteten die Helden der Astronautic eine Raumboje vor, die von einer kleinen einfachen Automatik zur richtigen Zeit aus einer Schleusenkammer herausgeschleudert werden sollte. Die Boje enthielt die Botschaft des Epsilon Eridanus. Angesichts einer so großen selbstlosen Einsatzbereitschaft und des hohen Opfermutes achten wir zutiefst unsere Kameraden von der Astronautic.
Ihre Heldentat wäre fast nutzlos gewesen. Daß dies nicht so ist, verdanken wir einem in unserer Mitte lebenden Besatzungsmitglied dieser Rakete, dem Atomphysiker Paro Bacos. Er allein war der überraschenden Situation gewachsen, die unvermutet herannahte. Ihm verdanken wir es, daß wir schon heute im Besitz der Botschaft sind. Sein Handeln war das letzte Glied in einer langen Kette von Haldentaten, war der Schlußstrich unter eine große kollektive Leistung. Dem Atomphysiker Paro Bacos gebührt das Recht, die Botschaft vom Epsilon Eridanus zu verlesen.“
Eine leichte Unruhe, kaum spürbar, machte sich bemerkbar. Mit äußerster Spannung wartete man auf die Verlesung der Botschaft von der fremden Welt des Epsilon Eridanus. Aller Augen hingen wie gebannt an der Gestalt des ungarischen Atomphysikers. Er hatte einen unscheinbaren Bogen Papier in der Hand. Es war die im Wrack der Astronautic übersetzte Botschaft. Bleichen Gesichts wandte sich der Atomphysiker den Anwesenden zu.
„An die Bewohner des Lebensplaneten nahe dem gelben Stern — Gruß euch, ihr jungen Brüder, die ihr die ersten Schritte in die große, Jahrmillionen alte Gemeinschaft galaktischen Lebens macht.
Seit über 10000 Jahren wissen wir, daß es nahe dem gelben Stern einen Planeten gibt, der vermutlich alle Voraussetzung für die Entstehung hochentwickelten Lebens besitzt. Vor 5000 Jahren besuchte euch eines unserer Raumschiffe. Wir fanden unsere Vermutung bestätigt. Mit Verstand begabte Wesen bevölkerten diesen Planeten. Diesen Wesen fehlte nur noch eines: Vernunft. Uns war klar, würden sie einmal eine hochentwickelte Technik haben, so würden sie deswegen große Gefahren zu bestehen haben. Uns war auch klar, daß die Wesen sich die Vernunft selbst erwerben müssen und daß ihnen niemand dabei helfen kann.
Seit 400 Jahren registrieren wir aus dem Bereich des gelben Sterns elektromagnetische Ausstrahlungen. Sie können nur von eurem Planeten kommen. Diese Zeichen eines lebhaften Funkverkehrs lassen uns vermuten, daß ihr nunmehr den Stand der hohen Technik erreicht habt, der euch gefährlich sein kann, wenn die Vernunft noch nicht stark genug ist. Sie verrieten uns, daß das Wissen der Bewohner des Lebensplaneten herangereift ist und daß sie in eine entscheidende Periode ihrer Entwicklung getreten sind. Wir wissen nicht, ob bei euch Vernunft oder Unvernunft stärker sind. Aber wir wissen, wenn die elektromagnetischen Ausstrahlungen erlöschen, so hat die Unvernunft gesiegt, so seid ihr an euch selbst zugrunde gegangen. Das Anwachsen der elektromagnetischen Ausstrahlung eures Planeten berechtigt uns jedoch zu der Hoffnung, bald eine neue Gruppe vernunftbegabter Lebewesen in unsere galaktische Gemeinschaft aufnehmen zu können.
Seit 150 Jahren senden wir euch schon regelmäßig jeweils nach elf Umläufen eurer Wohnkugel um eure Sonne einen Funkspruch. Bisher haben wir noch nie eine Antwort darauf erhalten. Doch wir haben Geduld. Die Zeit kann nicht mehr fern sein, da ihr die galaktische Funksprache beherrschen werdet. Sie zu erlernen, wollen wir euch helfen. Deshalb senden wir euch seit jüngster Zeit in kurzen Abständen ein euch bekanntes Signal, das ihr selbst bei eurer funktechnischen Verständigung verwendet. Diesem Signal fügen wir einfache Zahlen und Zeichen unserer galaktischen Sprache bei. Vielleicht gelingt es uns auf diese Weise, systematisch eine allmähliche Verständigung herbeizuführen. Epsilon Eridanus sendet für euch auf Welle 2010 Megahertz.
Brüder der Erde! Hütet das Leben, es ist kostbar. Geht vorsichtig mit den Kräften des Atoms um. Achtet auf den Geist, der eure Gedanken beherrscht. Unter zahlreichen Sonnensystemen gibt es nur wenige Planeten, die hochentwickeltes Leben tragen. Fast überall hat dieses Leben kritische Zeiten der Entwicklung, Zeiten des Ungeistes überstanden und überwunden. Vielleicht habt ihr diese kritische und schwerste aller Klippen schon bezwungen. Wir wissen es nicht. Gebt uns Kunde von euch. Schließt euch unserer großen, bewährten Gemeinschaft galaktischen Lebens verschiedener, weit voneinander entfernter Sonnensysteme an. Uns verbindet die Gemeinschaft des Geistes und des Wissens, der höchsten Existenzform der Materie, der zu schöpferischem Leben erweckten Materie. Seid willkommen, seid gegrüßt! — Epsilon Eridanus.“
Eine Nachricht jagte durch den Kosmos. Die Nachricht von der wiedergefundenen Astronautic, die Nachricht von der heldenmütigen Forschungstat der Besatzung dieser Rakete, die Nachricht von der Botschaft vom Epsilon Eridanus. Die Zentrale des Weltraumsicherungsdienstes auf dem Planeten Mars fing die Meldungen auf und strahlte sie der Erde zu.
Mit der Geschwindigkeit eines Blitzes umkreisten sie die Weltkugel. Hastig wurden die Einzelheiten dieser aufsehenerregenden Mitteilungen in den jeweiligen örtlichen Nachrichtenstationen in die Sprachen der einzelnen Kulturbereiche übersetzt, dann sofort von Rundfunksendern ausgestrahlt.
Freude breitete sich unter den 19 Milliarden Bewohnern des Erdballs aus. Die Menschen waren glücklich darüber, daß es auf dem Planeten eines fernen Sonnensystems geistig hochstehende, vernunftbegabte Lebewesen gab, mit denen sie in Zukunft über eine Funkbrücke auf ewig verbunden sein würden.