Die Ablösung

AJ-408 war auf den 520. Sonnenkreis eingesteuert. Die Rakete hatte ihre Geschwindigkeit vermindert und sich der Geschwindigkeit der Suchkette der 21 Asteroidenjäger angepaßt. Man befand sich jetzt in der Nähe von AJ-417. Die beiden Raumschiffe flogen in einem Abstand von nur 450 Kilometer nebeneinanderher.

Am Funk- und Radarpult war Hochbetrieb. Norbert Franken hatte AJ-417 angerufen, und die Kommandanten der beiden Raumschiffe waren miteinander über Sprechfunk in Verbindung getreten. Kerulen hatte seine Besatzung und sein Schiff bereit zur Ablösung gemeldet. Beide Kommandanten hatten vereinbart, die Übergabe auf dem andern Raumschiff, auf AJ-417, vorzunehmen.

Seit diesem Funkspruch gab es am Funk- und Radarpult ein ständiges Hin und Her von Meldungen, Norbert Franken war in seinem Element. Trotz der Fülle der Arbeit spielte ständig ein zufriedenes Lächeln um seinen Mund. Pausenlos wurden wichtige Fluginformationen ausgetauscht und umfassende wissenschaftliche Berichte übermittelt. Der gesamte Forschungsablauf der letzten Monate wurde von AJ-417 nach AJ-408 überspielt und dort in Elektronenbibliotheken und Halbleiterarchiven gespeichert. Das war notwendig, damit nach der Ablösung die wissenschaftlichen Arbeiten von den Forschern des Raumschiffes AJ-408 fortgesetzt werden konnten.

Einer dieser Forscher war Professor Timofei Mirsanow, der wissenschaftliche Leiter der Rakete AJ-408. Er war Spezialist für Antiteilchen und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die kosmische Strahlung nach ihnen zu durchforschen. Auf der Erde war es bislang nur in riesigen Teilchenbeschleunigern gelungen, einzelne Antiteilchen für kurze Zeit künstlich zu erzeugen und nachzuweisen. Diese einzelnen kurzlebigen Teilchen waren natürlich nicht ausreichend, um mit ihnen umfangreiche Forschungen betreiben zu können.

Deshalb hatte sich der sowjetische Gelehrte Mirsanow die Aufgabe gestellt, eine größere Menge Antiteilchen aus dem Weltraum zu beschaffen. Die größte Schwierigkeit bei diesem Projekt stellte die schwebende, berührungsfreie Aufbewahrung, Transportierung und Handhabung der Antiteilchen mit Hilfe starker Mikro-Magnetfelder dar.

Diese und einige andere damit zusammenhängende Probleme wollte Mirsanow gemeinsam mit dem jungen englischen Wissenschaftler Henry Lorcester lösen, der gerade auf diesem Forschungsgebiet schon große Erfahrungen besaß.

Auch am Bugkatapult und an der kleinen Aufklärungsrakete wurde rastlos gearbeitet. Die kleine Rakete wurde startklar gemacht. Kioto Yokohata, der Pilot, hatte den Auftrag erhalten, Timofei Mirsanow und den Navigator, der die Funktion des Ersten Offiziers innehatte, zur Erledigung der Ablösungsformalitäten hinüberzufliegen. Denn Kerulen war als Kommandant verpflichtet, an Bord seines Raumschiffes zu bleiben. Auf dem Rückweg sollte dann Henry Lorcester, der neue Mitarbeiter Mirsanows, mitgebracht werden.

Mirsanow, Yokohata und der Navigator nahmen eine besondere Überraschung für die Astronauten des anderen Raumschiffes mit. Es war frisches Obst. Zweifellos eine Kostbarkeit für die Raumfahrer von AJ-417. Die Behälter, die die Geschenke enthielten, waren bereits in der kleinen Rakete verstaut.

Zwar brauchten die Kosmonauten Obst und auch Gemüse während ihrer langen Flüge durch den Weltraum nicht zu entbehren, da jedes Raumschiff mit vollen Konservierungsräumen von der Erde beziehungsweise von der Basis auf dem Mars aufstieg; zwar vermochte man schon seit langem durch eine wohltemperierte und richtig dosierte Kühltechnik sowie durch wirksame Konservierungsmethoden Nahrungsmittel unbeschränkt haltbar und nahrhaft zu erhalten, aber die neuesten und modernsten Methoden und die beste Technik hatten es bisher noch nicht vermocht, vornehmlich dem Obst seinen individuellen frischen Geschmack über längere Zeiträume hinweg zu erhalten.

Kioto Yokohata saß bereits auf seinem Pilotensitz. Er freute sich, endlich Gelegenheit zu einer Tour mit seiner kleinen Rakete zu haben. Er konnte es kaum noch erwarten, bis die kleine Rakete vom Katapult aus dem Rumpf des großen Raumschiffes herausgeschleudert wurde und das feine Vibrieren des thermochemischen Flüssigkeitstriebwerkes zu spüren war.

Da kamen endlich seine beiden Fluggäste. Sie betraten den Katapultraum in Begleitung Kerulens und Oulu Nikerias, der beide Arme voll Blumen hatte, echte Blumen, auch von der Erde. Langsam zwängten sich der Professor und der Navigator durch den engen Einstieg der kleinen Rakete. In ihren dicken Weltraumanzügen, die sie sicherheitshalber tragen mußten, obwohl die Kabine der kleinen Rakete druckfest und strahlensicher war, wirkten sie unbeholfen und täppisch. Bevor der Einstieg geschlossen wurde, reichte Kerulen noch eine kleine Kassette hinein. Sie enthielt jene handgeschriebenen Briefe, die von verschiedenen Besatzungsmitgliedern, unter anderen auch von Filitra Goma, zur Weiterbeförderung abgegeben worden waren.

Der Professor und der Navigator nahmen in den Sitzen hinter dem Piloten Platz. Sie schnallten sich an und befestigten ihre durchsichtigen Raumhelme auf den stabilen Kragen der Raumanzüge. Durch das Panzerglas des Kabinendaches konnten sie sehen, wie Kerulen und Nikeria den Bugraum verließen. Kerulen hob noch einmal grüßend seine Hand, und Oulu wünschte den dreien, die jetzt nur noch durch Sprechfunk mit der Umwelt verbunden waren, lachend Hals- und Beinbruch. Das war ein alter abergläubischer Gruß aus der Urzeit der Luftfahrt, der Unglück abwenden sollte. Die Tür zum Katapultraum schloß sich hinter den beiden fest in das Rahmenprofil.

Surrend saugten die Pumpen die Luft aus der Katapultkammer. Dann taten sich vor der kleinen Rakete die Schleusentore weit auf. Leise fauchend entwich ein Rest Luft in den Weltraum. Gleich würde die kleine Gruppe mit einer Beschleunigung von 5 g aus dem Rumpf des Asteroidenjägers hinauskatapultiert werden. Ihre Körper würden für Sekunden das Fünffache des normalen Gewichts wiegen.

Da leuchtete auch schon die rote Startlampe in der Kabine auf. Sie verbreitete einen rubinroten Schein. Alle drei Insassen meldeten der Startautomatik durch einen Knopfdruck ihre Startbereitschaft. Dadurch wurde die Startsperre aufgehoben.

Mirsanow schloß die Augen, atmete tief und stieß dann die Luft zur Hälfte aus seiner Lunge. In demselben Augenblick traf ihn ein harter Schlag. Eine Riesenfaust preßte ihn in seinen Sessel. Er konnte nicht einmal den kleinen Finger rühren. Sein Kopf mit dem hellen Helm lag wie von Zangen gepackt in der Kopfstütze des Sessels. Mirsanow hätte lachen mögen. In so einer Situation der starken Beschleunigung belustigte und ärgerte ihn zugleich immer wieder seine Hilflosigkeit. Dem Piloten und dem Navigator erging es ähnlich. So plötzlich, wie die Riesenfaust zugepackt hatte, ließ sie auch wieder los.

Der Professor öffnete seine Augen. Dunkelheit umhüllte ihn. Nur der schwache Schimmer der Sterne drang durch das Panzerglas des Kabinendaches. Er mischte sich mit der Skalenbeleuchtung zu einem fahlen Schein. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen daran.

Die kleine Aufklärungsrakete eilte dem großen Raumschiff voraus, ihren Vorsprung rasch vergrößernd. Mirsanow wandte sich um und blickte zurück. Doch vom Raumschiff war nichts mehr zu sehen; es war schon weit, weit zurückgeblieben. Mirsanow sah zur Seite, zum Navigator, der neben ihm saß. Er lehnte regungslos im Sessel und schien noch etwas benommen zu sein. Kioto Yokohata hantierte dagegen schon an seinen Geräten. Das geschah recht vorsichtig. Unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit im Weltraum war es nicht leicht, die Hand dorthin zu führen, wo sie hin sollte. Die kleine Aufklärungsrakete hatte keine Gravitationsanlage zur Erzeugung von Schwerkraft. Mehr als einmal fuhren die Hände des Piloten ungewollt zum Kabinendach empor. Die Muskeln waren es gewohnt, mit der üblichen Anspannung zu arbeiten. Bei der gegenwärtigen Gewichtslosigkeit des Körpers führten die Arme deshalb ruckartige Schleuderbewegungen aus. Erst nach und nach bekam sich der Pilot unter Kontrolle. Mirsanow und der Navigator hatten es in dieser Beziehung leichter. Sie konnten ganz still sitzen.

Zwei Minuten ließ der Pilot die Aufklärungsrakete antriebslos geradeaus fliegen. Dann schaltete er das Triebwerk ein. Weißlichgelber Flammenschein fiel von hinten in die Kanzel. Der Pilot betätigte vorsichtig das Strahlruder.

Mirsanow betrachtete prüfend den Sternenhimmel. Er konnte nicht feststellen, ob die Rakete nach rechts oder nach links abwich. Der Professor beugte sich behutsam vor, soweit es die Gurte, mit denen er angeschnallt war, zuließen. Er konnte nun dem Piloten über die Schulter blicken. Die Instrumente zeigten an, daß die Rakete leicht nach rechts abschwenkte.

„Hier Kolibri, hier Kolibri. — Katapultstart ordnungsgemäß verlaufen, Antrieb läuft. — Schwenken rechts, erbitten Leitstrahl.“ Kolibri war der Name der Aufklärungsrakete. Kioto Yokohata hatte über Funk Verbindung mit AJ-408 aufgenommen. Er brauchte jetzt den Funkleitstrahl, der gewissermaßen ein unsichtbarer Faden war, an dem er entlangfliegen konnte, um sicher an sein Ziel zu kommen.

„Hallo, Kolibri. Hier Franken auf 408. — Kolibri fliegt gut, habe euch im Radar. Funkleitstrahl läuft. — Achtung ich zähle die Kursdifferenz aus: achtzehn… zwölf… neun… sieben… fünf… vier… drei… zwei, zwei… eins, eins, eins… null.“

Noch immer sah Mirsanow dem Piloten über die Schulter. Er konnte beobachten, wie Kioto Yokohata nach diesen Zahlenwerten und mit Hilfe des Funkleitmessers die Rakete auf den Funkleitstrahl einsteuerte. Es machte Freude, dem Piloten zuzusehen-. Kioto Yokohata ging ganz und gar in seiner Arbeit auf. Er verschmolz mit seiner Rakete zu einem Ganzen.

Mirsanow starrte ebenso wie der Pilot auf den Funkleitmesser, einen nur handgroßen opalisierenden Leuchtschirm. Auf ihm waren vier Kreise und ein Kreuz angedeutet. Als Frankens Stimme im Tonträger „vier“ zählte, begann der Schirm schwach zu schimmern. Die Rakete näherte sich demzufolge dem Leitstrahl. Bei „drei“ leuchtete der äußerste Kreis gelb auf. Bei „zwei“ flackerte der nächste, und zwar orange. Mit vorsichtigen Steuerausschlägen pendelte der Pilot die Rakete auf den richtigen Kurs ein. Bei der Zahl „eins“ glühte der innere Ring rot auf, und bei „null“ strahlte das Zentrum der Scheibe grün. Dies war das Zeichen dafür, daß der Pilot nunmehr genau auf dem Funkleitstrahl entlangsteuerte. Nur einmal flackerte noch kurz der rote Ring auf, weil der Japaner doch noch etwas vom Kurs abgekommen war.

Der Funkleitstrahl führte die Aufklärungsrakete spitzwinklig auf die Flugbahn des Asteroidenjägers 417 zu. Weit vor diesem Raumschiff schnitt der Leitstrahl den Weg des Schiffes. War dieser Schnittpunkt erreicht, mußte Yokohata auf den neuen Funkleitstrahl von AJ-417 einschwenken, den Flug abbremsen und warten, bis die Aufklärungsrakete vom großen Raumschiff eingeholt und im Rumpf aufgenommen wurde. Nach etwa zehn Minuten meldete sich ein fremde Stimme aus dem Tonträger.

„Achtung Kolibri. Hier AJ-417. In dreißig Sekunden kreuzt Kolibri unsere Flugbahn.“

Kioto hatte schon auf die Stimme des Funkers von AJ- 417 gewartet. „Hallo 417 — hier Kolibri — ich bin bereit.“

In rascher Folge wurden jetzt Zahlen und Kurswerte zur Kontrolle der Instrumente beim Einsteuern auf den neuen Leitstrahl herüber- und hinübergerufen. Mirsanow vermochte bald nicht mehr zu folgen. Die Kennwerte, die Angaben über Geschwindigkeitsdifferenzen und über Winkelverschiebungen verwirrten sich in seinem Kopf zu einem undurchdringlichen Gestrüpp. Mirsanow hatte zuwenig Übung auf diesem Gebiet der Pilotentechnik. Der Professor bewunderte Kioto Yokohata, dem dieses Zahlengewirr nicht die geringsten Schwierigkeiten zu machen schien.

Selbst das Funkleitgerät erweckte den Eindruck, als sei es völlig durcheinandergeraten. Es flackerte auf allen Kreisen wie bei einem Miniaturgewitter. Dann kam Ordnung in die bunten Irrlichter auf der opalisierenden Scheibe. Die vier Ringe zerfielen in Halbkreise, vom senkrechten Strich des Kreuzes getrennt. Auf der linken Seite wanderten die Farben von innen nach außen, von grün über rot nach orange und gelb. Sie zeigten an, daß die Rakete immer mehr vom ersten Leitstrahl abwich. Auf der rechten Seite war es umgekehrt. Dort leuchtete zuerst der gelbe, äußere Halbkreis auf, dann blinkte der apfelsinenfarbene Halbkreis, der rote, und schließlich leuchtete das grüne Zentrum.

Die kleine Aufklärungsrakete „Kolibri“ war auf den neuen Funkleitstrahl eingeschwenkt und flog nunmehr mit großem Abstand vor dem Asteroidenjäger 417 her. Kioto Yokohata schaltete das Triebwerk auf die Bugdüse um und bremste stark ab, damit das Raumschiff die kleine Rakete einholen konnte. Nach zwei Minuten war die Geschwindigkeit so weit vermindert, daß sich das große Raumschiff der kleinen Rakete rasch näherte.

Nach kurzer Zeit ließ sich wieder die Stimme des Funkers hören: „Achtung Kolibri! 417 hat bis auf wenige Kilometer Abstand aufgeholt. Unsere Geschwindigkeit beträgt 16,073 Kilometer je Sekunde. Kolibri muß seine Geschwindigkeit wieder etwas steigern, und zwar auf 16,072 Kilometer je Sekunde.“

Der Pilot tat, wie ihm geheißen. Er ließ die Heckdüse anlaufen und steigerte mit kleinen Stößen des Triebwerkes die Schnelligkeit. Kaum hatte die Aufklärungsrakete die erforderliche Schnelligkeit erreicht, als auch schon helles, scharfgebündeltes Scheinwerferlicht von weit hinten in die Kabine fiel. Das sich langsam nähernde Raumschiff suchte die kleine Rakete und steuerte sich genau auf sie ein. Näher und näher kam der Scheinwerfer. Schließlich schob sich wenige Meter über dem Kabinendach die Spitze eines gewaltigen Rumpfes heran. Ein kräftiger Stoß erschütterte das kleine Fahrzeug, und gleich darauf hatte sie der Asteroidenjäger in der Katapultkammer des Bugraumes aufgenommen.

Die drei Raumfahrer mußten sich einige Augenblicke gedulden, bis sich die Schleusentore hermetisch verschlossen hatten und der Bugraum wieder mit Luft angefüllt war. Dann flammte das Deckenlicht des Katapultraumes auf. Man war wohlbehalten an Bord des Asteroidenjägers 417 angekommen.

Die drei schnallten sich von ihren Sitzen los, streiften ihre Raumanzüge ab und kletterten aus der Kabine.

Inzwischen waren einige Besatzungsmitglieder von AJ- 417 in den Raum getreten. Man begrüßte sich herzlich mit kräftigem Händedruck und mit den üblichen Begrüßungsworten: „Gruß unserer Erde!„

Mirsanow, der Navigator und der Pilot wurden zum Kommandanten des Schiffes geleitet. Er kam ihnen jedoch bereits auf dem Gang entgegen. Der Kommandant von AJ- 417 war erstaunlich jung. Er mochte kaum mehr als dreißig Jahre zählen. Sein Können und seine Leistungen mußten beachtlich sein, wenn man ihm in so jungen Jahren schon ein Raumschiff anvertraute.

Der junge Kommandant begrüßte seine Gäste mit einem jungenhaften Lächeln. Er hakte ganz unzeremoniell den Navigator und den Piloten unter und führte sie ohne Umschweife in die große Gemeinschaftskabine.

Diese Gemeinschaftskabine war wie der Raum der Ethik auf AJ-408 ausgestattet. Der saalartige Raum war voller Menschen. Alle, die dienstfrei waren, hatten sich eingefunden. Ein großer Teil von ihnen hatte sich aus Anlaß der Ablösung festlich gekleidet. Die übrigen Besatzungsmitglieder hatten entweder noch ihren weißen Laborkittel, ihren grauen Montageanzug oder ihren grünen Sicherheitsanzug an. Sie waren offensichtlich von ihrer Arbeit gleich hierher geeilt.

Mirsanow erkannte mit Staunen, daß nicht nur der Kommandant, sondern alle Besatzungsmitglieder des Asteroidenjägers, die Wissenschaftler wie auch die Techniker, junge Menschen waren. Er, Yokohata und der Navigator befanden sich also auf einem Raumschiff der jungen Generation. Das berührte den älteren und erfahrenen Wissenschaftler eigenartig. Er fand es großartig, daß sich hier junge Menschen furchtlos an die Front der Wissenschaft gestellt harren, um im großen Ringen der Menschheit um neue Erkenntnisse und um die Sicherheit in der Raumfahrt in der vordersten Reihe, weit weg vom Heimatplaneten, im Weltraum ihren Mann zu stehen. Auf diese neue Generation konnte man stolz sein.

„Astronauten!“ rief der junge Kommandant, energisch mit der Hand durch die Luft wischend. Augenblicklich verstummten alle Stimmen, und aller Augen richteten sich zur Tür auf Mirsanow, den Navigator und den Piloten. „Die Stunde der Rückkehr zur Erde ist nahe. Die Kameraden des Asteroidenjägers 408 sind eingetroffen und sind jetzt hier bei uns an Bord, um unsere Aufgaben zu übernehmen.„Der junge Kommandant wandte sich den Gästen zu und sagte: „Wir alle begrüßen euch herzlich und heißen euch willkommen.“

Nach dieser kurzen Begrüßung sprach er noch einmal zu seiner versammelten Mannschaft. Der Schalk saß ihm in den Augenwinkeln, als er sagte: „Ich nehme an, daß es euch sehr leid tut, zur Erde zurückkehren zu müssen. Ihr würdet sicher gern noch ein Jahr hier draußen im Weltraum bleiben, nicht wahr?“

Ein an Stimmaufwand nicht zu überbietendes Durcheinander brach los. Die jungen Raumfahrer protestierten entrüstet, schimpften auf ihren Kommandanten oder lachten. Mirsanow blickte erstaunt um sich. Die Stimmung auf diesem Schiff ist nicht besonders gut, dachte er. Doch dann wiederum schien ihm dieser Lärm gewollt. So unbekümmert konnten sich nur junge Menschen verhalten, die sich gut verstanden. Mirsanow bemerkte dann auch, wie man hier und da einander zuzwinkerte. Da stieg in ihm die Vermutung auf, daß der junge Kommandant diesen Umgangston in die Mannschaft hineingetragen hatte, weil er den jungen Kosmonauten seiner Besatzung, die doch alle das erstemal für so lange Zeit im Weltraum waren, damit am ehesten helfen konnte, über depressive Stimmungen, über Heimweh zur Erde, hinwegzukommen. Solche Depressionen waren bei fast allen Raumfahrern unausbleiblich angesichts der Leere, der Dunkelheit und der Stille des Alls. Auch später merkte Mirsanow, daß man auf diesem Schiff der jungen Generation gern lustig war und scherzte.

Der junge Kommandant war mit seinen Gästen abwartend an der Tür der Erholungskabine stehengeblieben. Er schmunzelte.

Schließlich verebbten die Proteste. Einer von der Besatzung trat an die Besucher heran, gebot Ruhe und sagte: „Damit unsere Gäste, die uns ablösen, kein falsches Bild von uns bekommen, möchte ich doch im Namen aller etwas sagen. In den vergangenen Monaten hat es wohl keinen unter uns gegeben, der nicht mindestens einmal von dem Tag geträumt hat, da er wieder auf der Erde ist, sich unter blauem Himmel in den goldenen Strahlen der Sonne baden, durch grüne Wiesen und Wälder gehen und das Zwitschern der Vögel hören kann. Wir freuen uns schon alle darauf, zur Erde zurückfliegen zu können…“

Mirsanow sah sich den jungen Mann, der da für die gesamte Besatzung sprach, genauer an. Der Sprecher hatte ein frisches Gesicht, einen offenen Blick und eine sportlich trainierte, schlanke Gestalt. Seine Kleidung, Hemd und lange Hose, war einfach, zweckmäßig, leicht und etwas salopp. Unter dem offenen Hemd mit den kurzen Ärmeln trug er noch so etwas wie einen wärmenden quergestreiften Pulli, über die linke Schulter hatte er sich seinen Laborkittel geworfen.

„…Aber wir alle empfinden auch, daß die elf Monate, die wir im Verband der Flottille operierten, längst nicht ausgereicht haben, unseren Tatendurst, unsere Neugier und unseren Forscherdrang zu befriedigen. Wir haben Ergebnisse bei der Meteoritenjagd gehabt, und wir sind auch ein beträchtliches Stück bei unseren wissenschaftlichen Forschungsaufgaben vorangekommen. Jeder von uns möchte diese Erfolge fortsetzen und weiter ausbauen. Mancher von uns wird nur ungern seine Arbeit, an der er fast ein Jahr lang tätig war, aus der Hand geben. Jeder von uns nimmt Probleme mit sich zur Erde, an denen er zu Hause weiterarbeiten wird. Alles in allem, wir freuen uns auf die Rückkehr zur Erde, aber wir wären, wenn man es von uns verlangen würde, auch bereit, noch einmal ein Jahr im Kosmos zu bleiben.“

Von allen Seiten nickte man ernst und zustimmend.

„Übrigens“, nahm der Kommandant nun wieder das Wort, sich an Mirsanow wendend, „dieser junge Freund, der eben für alle gesprochen hat, fährt mit Ihnen. Es ist Henry Lorcester, Ihr neuer Mitarbeiter. Er ist bereit, mit euch zu fliegen, und mancher von uns beneidet ihn.“

Mirsanow war angenehm überrascht. Er schüttelte dem jungen englischen Wissenschaftler erfreut die Hand und schlug ihm kräftig auf die Schulter. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Henry. Wissen Sie schon, welche Aufgaben wir beide zu lösen haben?“

Der Kommandant unterbrach Mirsanow lachend:

„Ihr habt noch Monate Zeit, euch über eure Arbeit zu unterhalten. Jetzt will ich euch erst einmal durch das Schiff führen. Wenn AJ-408 an unsere Stelle tritt, dann sollt ihr euch auch davon überzeugen, daß bei uns alles in Ordnung ist und daß bisher alles wie am Schnürchen lief.“

Während der junge Kommandant und Henry Lorcester den Navigator und Mirsanow zum Rundgang durch das Schiff und zur Beurteilung der Forschungsergebnisse in die Laboratorien führten, zog es Kioto Yokohata vor, im Kreis der versammelten jungen Leute zu bleiben. Ihm imponierte ihre frische, unzeremonielle Art. Er fühlte sich sofort wohl unter dieser jungen Besatzung. Man nahm den Piloten der Kolibri-Rakete in die Mitte. Gleich die erste Frage, die man an ihn richtete, war typisch für ihre Wesensart und paßte so recht zu dem offenen und geraden Gebaren dieser Besatzung.

„Was habt ihr uns denn zum Abschied mitgebracht? Pack mal aus“, verlangte jemand.

„Was wünscht ihr euch denn so im einzelnen?“ antwortete Kioto mit einer Gegenfrage.

„Pilot, sei ruhig, sage nichts. Wir werden raten!“ rief es aus dem Ring, der sich um den Gast von AJ-408 gebildet hatte.

Es wurde auf einmal sehr still.

„Ich möchte einen Schmetterling flattern sehen“, sagte leise eine Frauenstimme versonnen. „Und dann möchte ich dabei eine Weizenähre zwischen den Fingern fühlen.“

Ein junger Techniker, der dicht vor dem Piloten stand, sagte: „Hast du einen Kiesel für mich? Ich möchte mal wieder einen echten Stein von der Erde in der Hand halten, ein Steinchen, aus dem Bachbett oder einen Kiesel vom Meeresstrand.“

Ein Dicker, der etwas weiter hinten stand und der merkte, daß sich eine sentimentale Stimmung breitmachen wollte, rettete die Situation und schrie: „Eine große Torte haben sie uns mitgebracht, groß wie ein Wagenrad, und einen Ochsen am Spieß!“

Alles lachte über den eßlustigen Dicken.

„Geht doch nachsehen, was wir euch mitgebracht haben“,forderte Kioto Yokohata die gleichaltrigen Kosmonauten von AJ-417 auf. Das war ein Signal. Alles stürzte zur Tür hinaus. Es war wie auf einer großen übermütigen Geburtstagsgesellschaft. Kioto wurde mitgerissen. Lärmend und polternd lief man die Gänge entlang zum Bugraum. Kioto öffnete die Frachtluke seiner Rakete. Viele Hände griffen zu, um die Behälter herauszuheben. Gemeinsam trug man sie fort. Mit großem Hallo wurden die Blumen begrüßt. Sie wurden sogleich an Ort und Stelle verteilt. Manche, vor allem die Frauen, machten keinen Hehl aus ihren Gefühlen und aus ihrer Freude und Begeisterung. Blumen, auf der Erde gewachsen, wie schön das war. Ein jeder atmete den Duft seines Straußes tief ein.

Als alle wieder im Gemeinschaftsraum beisammen waren, wurden die Behälter geöffnet. Das ging nicht ohne Faxen und Hokuspokus. Der eine der Behälter wurde gewollt feierlich, mit gemimter Würde und übertriebenem Pathos aufgeriegelt. Eine andere Gruppe junger Kosmonauten hatte sich um einen zweiten Behälter geschart. Dieser wurde zuerst einmal mit Simsalabim und Abrakadabra beschworen. Es war eigenartig zu sehen, wie diese modernen Zauberer der Chemie und Physik tiefstes Mittelalter und fernste menschliche Vergangenheit zum Scherz nachahmten. Endlich riß jemandem die Geduld. Er griff zu und schlug den Deckel auf. Lautes Ah und Oh lief durch die Reihen.

Obenauf lagen rotbäckige Äpfel, die Kioto sofort verteilte. Darunter waren verschlossene Kunststoffschalen mit Erdbeeren eingelagert. Ein anderer Transportbehälter enthielt Birnen und Bananen, ein dritter Ananas und Apfelsinen, ein vierter Kakipflaumen und Weintrauben. Nahezu alle Sorten Obst wurden ans Licht befördert.

Die Ladung Früchte munterte die ohnehin schon lebhafte junge Gesellschaft zusehends noch mehr auf. Man begann geschäftig hin und her zu eilen. Trällernd und lärmend wurde Geschirr herbeigeschafft. Das Obst, dessen starker erfrischender Geruch sich mit dem Duft der Blumen mischte, wurde auf Schalen verteilt. Man schob die Tische zu kleinen Festtafeln zusammen, bedenkenlos die beschleunigungssicheren Ver-schraubungen der Tischbeine vom Boden lösend. Die Blumen und die übervollen Obstschalen wurden zu schönen Gruppen auf der Tafel arrangiert. Zum Schluß brachten die Gastgeber noch Gläser und Wein. Durch die tatkräftige Mitarbeit so vieler Hände war die Arbeit schnell getan, so daß man sich jetzt noch etwas gedulden mußte.

Schließlich kamen Mirsanow und Lorcester, der Navigator und der Kommandant von ihrem Rundgang zurück. Das kleine Fest, welches für die einen das Ende der Fahrt durch den Weltraum und die Rückkehr zur Erde und für die anderen der Anfang zu einer gefahrvollen und ergebnisreichen Arbeitsperiode zwischen den Sternen bedeutete, konnte beginnen.

Mirsanow, der sich dem zwangslosen Umgangston der jungen Besatzung angepaßt hatte, erhob, kaum daß man ihn zu seinem Platz geleitet hatte, sein Glas. „Junge Kosmonauten! Ich habe mich bei meinem Rundgang durch euer Schiff davon überzeugen können, daß ihr, obwohl ihr ohne kosmische Erfahrung gewesen seid, eure Arbeit als Asteroidenjäger und auch eure Arbeit als Forscher ordentlich gemacht habt. Ich bin im Namen des Kommandanten und der Besatzung von AJ-408 bereit, den Platz eures Raumschiffes in der Flottille der Asteroidenjäger einzunehmen. Ihr habt eure Raumtaufe in Ehren bestanden. Ich erhebe mein Glas und stoße auf eure Leistungen und auf eure glückliche Rückkehr zur Erde an.“

Alle standen auf. Kein Laut war in dem großen Raum zu hören. Nur die Weingläser klangen leise aneinander. Die jungen Kosmonauten waren überraschend ernst geworden. Trotz ihrer burschikosen, unbekümmerten Art oder vielleicht eben deshalb hatten sie ein unbestechliches Gefühl für die Bedeutung dieses Augenblicks.

Entsprechend dem seit jeher in der Raumfahrt üblichen Zeremoniell griff Mirsanow zu einem uralten Requisit, zu Feder und Tinte, um mit diesen Symbolen für die Rechtskraft einer Handlung seinen Namen unter die Ablösungsurkunde zu setzen.

„Und nun“, fuhr Mirsanow fort, „da ihr gewissermaßen in Ehren und ordnungsgemäß eurer bisherigen Aufgaben enthoben seid und wir, AJ-408, an eure Stelle getreten sind, fordere ich euch auf, zu den Früchten der Erde zu greifen.“

Nach Mirsanow erhob der junge Kommandant sein Glas auf die künftigen Unternehmungen des Raumschiffes AJ- 408. Er wünschte viel Erfolg bei der Meteoritenjagd in den nächsten Monaten. Außerdem bedankte er sich im Namen seiner Besatzung für das herrliche Obst und die schönen Blumen. Er gab dann bekannt, welche Erfolge seine Besatzung, die Rakete der jungen Generation, im einzelnen zu verzeichnen hatte.

„Während unseres ersten gemeinsamen Weltraumfluges haben wir, obwohl wir ohne Erfahrungen waren, unseren Beitrag zur systematischen Verringerung der Meteoritengefahr geleistet. Bis zum heutigen Tag ist es uns gelungen, insgesamt 764 Meteoriten zu vernichten. Unsere Abschußziffer ist zwar kein Rekord, aber immerhin doch ein Erfolg, der dem Durchschnitt entspricht. Die Leitrakete betraute uns ferner mit vier Sonderaufträgen. Zweimal haben wir abseitsfliegende Asteroiden angesteuert und sie mit Funkwarnfeuern ausgestattet. Und zweimal haben wir auf bekannten Planetoiden bereits bestehende Funkwarnfeuer überprüft und defekte Einzelteile ausgewechselt.“


Die Feier dauerte nicht sehr lange. So klein und bescheiden sie aber auch sein mochte, die Besatzung des Raumschiffes der jungen Generation war in gehobener Stimmung.

Lediglich Henry Lorcester war ein wenig bedrückt. Es wurde ihm nicht leicht, sich von der vertrauten und erprobten Gemeinschaft zu lösen. Außerdem fühlte er in dieser Stunde, daß auch er recht gern zur Erde zurückgekehrt wäre. Aber jetzt, da er sich nun einmal entschlossen hatte, Mirsanow zu helfen, wollte er nicht mehr zurücktreten.

Seine Kameraden bemühten sich, ihm den Abschied leicht zu machen. Nur wenige begleiteten ihn daher in den Bugraum zur Kolibri-Rakete.

Henry beeilte sich. Je kürzer der Abschied war, desto besser für ihn. Das Gepäck mit seinem persönlichen Eigentum war schon verstaut.

Auch Kioto Yokohata bedauerte es ein wenig, daß die Ablösungsformalitäten schon abgewickelt und erledigt waren. Nicht, daß er sich unter der Besatzung von AJ-408, seinem eigenen Raumschiff, unwohl fühlte.

Nein, aber diese junge Besatzung auf AJ-417, in der kaum jemand über dreißig Jahre alt sein mochte, war eine bewundernswerte Gemeinschaft, zu der er sich vom ersten Augenblick an hingezogen fühlte. Der Pilot nahm in seinem Sitz Platz. Im Katapultraum wurden die letzten Grüße und der letzte Händedruck ausgetauscht. Der Navigator kam zuerst durch den Einstieg hereingeklettert. Er begann sogleich, seine Weltraumkombination mit dem Glashelm anzulegen.

„Ich wünsche euch einen glücklichen Heimflug und gute Erholung auf der Erde“, hörte der Pilot Professor Mirsanow zu den jungen Kosmonauten sagen.

Jetzt verabschiedete sich nur noch der junge Kommandant von seinem ehemaligen Besatzungsmitglied. „Henry, alter Junge, zieh nicht so ein Gesicht! Halte die Ohren steif und mach mir keinen Unsinn mit den Antiteilchen. Du weißt, sie können großes Unheil anrichten. Vergiß unsere Späße nicht, wenn's dir mal schwerfällt. Wir werden an dich denken. Alles Gute!“

„Gruß unserer Erde“, antwortete Henry Lorcester. Die beiden jungen Männer sahen sich fest in die Augen und umarmten sich herzlich. Dann stieg auch Lorcester ein.

Zum Schluß gab es doch noch eine kleine Aufregung. Man hätte nämlich beinahe vergessen, die kleine Kassette mit den handgeschriebenen Briefen abzugeben. Schnell wurde sie noch herausgereicht, bevor die heimwärtsfahrenden jungen Raumfahrer den Bugraum verlassen mußten. Fest und hermetisch schloß sich hinter ihnen die Tür. An der Rakete klickten die Lukenverschlüsse. Die Pumpen begannen die Luft aus dem Katapultraum zu saugen.

Der Start verlief glatt, und schon war man wieder allein in der unendlichen Weite. Nur der unsichtbare Faden des Funkleitstrahls und die elektromagnetischen Wellen des Sprechfunks verbanden die vier Raumfahrer mit den beiden großen Flugschiffen. Die Präzision der Technik und die Kunst des Piloten brachten die kleine Rakete nach den üblichen Manövern sicher zum Asteroidenjäger 408 zurück.


Henry Lorcester, der neue Mitarbeiter und Assistent von Professor Mirsanow, war nun auf AJ-408. Er wurde von Kerulen und von den anderen Besatzungsmitgliedern wie ein alter Bekannter empfangen. Wie vorgesehen, erhielt er die Kabinenwohnung neben der von Filitra Goma, der Chemikerin aus Brasilien. Filitra, die neugierig auf ihren neuen Nachbarn war, hatte Lorcester sogleich bei seiner Ankunft im Bugraum in Empfang genommen und ihn zu seiner Wohnung geführt. Sie hatte nicht erwartet, daß er so jung sein würde. Sie fühlte, daß er erst einmal allein sein wollte, und verschob ihr Angebot, ihm die Einrichtungen des Raumschiffes zu zeigen, auf später.

Nach einem Blick auf die Einrichtung der Kabinenwohnung, die ihn durchaus zufriedenstellte, legte Henry Lorcester sein Gepäck ab, um sich an das kleine Bullauge zu begeben. Er hatte sich die Zeit gemerkt, zu der seine bisherigen Kameraden den Rückflug antraten. In wenigen Minuten war es soweit. Das Schiff würde er zwar nicht sehen, wohl aber den Flammenschein des Atomantriebs.

Lorcester löste den Mechanismus aus, durch den sich eine vor dem Panzerglas des Bullauges befindliche Schutzplatte zur Seite schob, zugleich löschte er das Licht in der Kabine. Die Schutzplatte gab den Blick ins All frei. Glücklicherweise lag die Wohnkabine auf der Seite des Rumpfes, von der aus man den Abflug des abgelösten Raumschiffes beobachten konnte.

Henry Lorcester brauchte nicht lange zu warten. Pünktlich zur festgesetzten Zeit flammte wenige hundert Kilometer entfernt das Atomfeuer aus den Antriebsdüsen von AJ-417 auf; der nadelfeine Feuerschweif war gut erkennbar, aber schon nach wenigen Sekunden begann er sich aus dem eng begrenzten Sichtbereich herauszuschieben. Lorcester wußte, daß sich das Raumschiff, das viele Monate seine Wohn- und Arbeitsstätte war, in einer großen Linkskurve heimwärts wenden würde. Es würde die lange Suchkette der einundzwanzig Asteroidenjäger entlang in Richtung Mars fliegen, der auf dem 228. Sonnenkreis seine Bahn zog und zur Zeit im Begriff war, die Flottille zu überrunden.

Während Henry Lorcester dem Flammenschein der Triebwerke des Raumschiffes nachsah, dem einzig sichtbaren Zeichen einer kleinen entschwindenden Welt, liefen Funksprüche hin und her. Die beiden Raumschiffe tauschten letzte Grüße aus. AJ-408 funkte gute Heimfahrt und guten Weg, und AJ-417 wünschte viel Erfolg und eine lange Abschußliste.

AJ-408 zog seine Bahn, dem ersten Abenteuer mit Meteoriten entgegen.

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