1. Tiefenrausch

Um vier Uhr morgens marschierten wir an Bord des Übungsschiffs.

Es dämmerte noch nicht einmal. Die See war ein glatter, schwarzer Spiegel, der langsam unter den Sternen heranrollte. Wir standen stramm. Aus dem Augenwinkel sah ich die Docks der Tiefsee-Akademie, nur ein Lichtspritzer vor der dunklen Linien der Bermudas.

»Kadetten - Ach-tung!« bellte Captain Roger Fairfane.

Die ganze Formation bewegte sich wie ein Mann. Das Übungsschiff war ein riesiges Tiefsee-Floß und ungefähr so schön und gemütlich wie ein Eisberg. Die Tiefsee-Schlepper schwärmten wie geschäftige kleine Tümmler herum, zogen und zerrten an uns und schleppten uns hinaus auf die See. Wir waren noch an der Oberfläche, doch das Floß begann nun schon zu tauchen und wurde von den langen Wellen der offenen See verschluckt.

Mich fröstelte, und daran war nicht nur der Wind schuld, der vom Atlantik hereinwehte. Es war die Aufregung. Ich war wieder an der Tiefsee-Akademie! Deutlich spürte ich auch den begeisterten Eifer von Bob Eskow neben mir. Wir beide hatten schon alle Hoffnung aufgegeben gehabt, jemals wieder auf der Musterrolle der Kadetten zu stehen, und jetzt waren wir doch wieder hier!

»Jim«, wisperte mir Bob zu, »dir geht es doch auch sehr nahe, was? Ich hoffe allmählich ...«

Plötzlich schwieg er, weil von der ganzen Formation nicht einmal mehr ein Atemzug zu vernehmen war. Ich wußte aber auch so, was er gemeint hatte.

Bob und ich - übrigens, ich bin Jim Eden, Kadett an der Tiefsee-Akademie - hatten ja für eine ganze Weile die Hoffnung aufgegeben. Wir waren praktisch aus der Akademie hinausgeworfen worden, aber wir hatten uns den Weg zurück erkämpft, und nun waren wir wieder Kadetten mit allem, was dazugehörte. Für uns begann ein neues Jahr mit den traditionellen Eignungstests im Sporttauchen. Und das war Bobs Problem, denn da war etwas in seinem Wesen, gegen das er ankämpfte, doch er wurde nie ganz damit fertig. Für ihn war das Sporttauchen etwa so schwierig wie das Fallschirmspringen für einen Mann, der sich vor Höhen fürchtet. Nein, Angst war es nicht, auch nicht Schwäche, es war nur ein Teil von ihm.

»Abzählen!«

Der Befehl kam von Captain Fairfane, und einer nach dem anderen aus der langen Reihe röhrte seine Zahl. Noch immer war es dunkel, und ich konnte nicht einmal das Ende dieser Reihe sehen, doch Cadet Captain Fairfane war im Licht seines Stabes, in dessen Spitze ein Licht brannte, zu erkennen. Es war ein großartiges Bild, dieser straffe Offizier und die strammen Reihen der Kadetten, die fast in der Finsternis untergingen, und das mattglänzende Deck des Übungsschiffs, eingerahmt von den weißen, phosphoreszierenden Wellenkämmen.

Wir waren die Männer, die bald die Tiefsee-Flotte kommandieren sollten!

Alle hatten wir unerhört hart gearbeitet, um da sein zu können, wo wir waren. Deshalb ging Bob Eskow Tag für Tag mit grimmiger Entschlossenheit durch die harten Tests, die einen Schwächeren hätten umbringen können, durch Arbeit und Studium. Die Tiefsee ist eine Droge, pflegte mein Onkel Stewart Eden zu sagen, und er widmete ihr sein ganzes Leben. Manchmal ist sie tödlich bitter, doch hat man sie erst einmal geschmeckt, kann man nicht mehr ohne sie sein.

»Crew-Kommandeure, Bericht!« röhrte Captain Fairfane.

»Crew eins, alleanwesendundeinsatzfähigSir!«

»Crew zwei, alleanwesendundeinsatzfähigSir!«

»Crew drei, alleanwesendundeinsatzfähigSir!«

Der Captain erwiderte den Salut der drei Crew-Kommandeure, machte eine zackige Kehrtwendung und salutierte vor Lieutenant Blighman, unserem Seetrainer. »Al-leanwesendundeinsatzfähigSir!« schmetterte er.

Seetrainer Blighman erwiderte den Salut; er stand im Lee des Bugaufbaus. Schnell trat er vor. Er hatte den leichten, lockeren Schritt eines alten Tiefsee-Mannes und war ein großer, brauner, grobknochiger Mann mit dem Gesicht eines verhungernden Haies. Für uns war er nur ein Schatten, denn erst eine Ahnung rosafarbenen Glühens erschien am Horizont. Ich fühlte aber, wie seine hungrigen Augen über uns schweiften. Trainer Blighman war in der ganzen Akademie bekannt als harter, äußerst genauer Offizier. War es nötig, so verbrachte er Stunden damit, sich davon zu überzeugen, daß auch der allerletzte Kadett in seinen Crews bis zur Perfektion gedrillt war in jeder Bewegung, die er unter der Wasseroberfläche zu machen hatte. Seine Verachtung für Schwächlinge war legendär. In Bligh-mans Augen war jeder, der ihm an Tiefenrekorden und Ausdauer unterlegen war, ein Schwächling.

Vor fünfzehn Jahren hatte er absolute Weltrekorde aufgestellt, und es war wirklich nicht leicht, sie auch nur annähernd zu erreichen. Aber wenn er redete, hörte ihm jeder wie gebannt zu.

»Rührt euch!« bellte er uns an. »Heute gehen wir zu den Qualifikationstests hinunter. Ich wünsche, daß jeder beim erstenmal durchkommt! Ihr seid alle in bester Verfassung, wie ich von den Ärzten weiß. Ihr wißt, was ihr zu tun habt, und falls einer von euch taub ist oder schläft, gehe ich die ganze Sache noch einmal durch. Es gibt also keinen Grund dafür, falls einer durchfallen sollte!

Sporttauchen ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Akademie-Trainings. Jeder Kadett hat sich in einem Tiefsee-Sport zu qualifizieren, um graduieren zu können. Und wenn ihr euch nicht hier und heute im Tauchen qualifiziert, gibt es keine sportliche Qualifikation!«

Er schaute uns alle der Reihe nach an. Nun konnte ich auch sein Gesicht sehen, ein wenig verschattet zwar, aber doch klar in seiner Markigkeit. »Vielleicht denkt ihr jetzt, Tiefsee-Sport sei eine rauhe Sache«, fuhr er fort. »Natürlich, das ist richtig. Das ist unsere Absicht. Was ihr hier beim Sport lernt, kann eines Tages Leben retten, und es kann euer eigenes sein.

Richtig, Tiefsee-Sport ist rauh, weil auch die Tiefsee rauh ist. Wenn ihr je gesehen habt, wie die See durch ein Leck im Rumpf strömt, oder wenn euch je eine vom Wasserdruck zusammengepreßte Stadtkuppel vor Augen gekommen ist, dann wißt ihr das auch! Und habt ihr so etwas noch nicht gesehen, dann nehmt mein Wort dafür: die See ist rauh!

Gentlemen, wir haben einen Feind. Er heißt hydrostatischer Druck. Wir haben in jeder Minute, die wir unter der Meeresoberfläche verbringen, diesen Feind neben uns! Er wartet immer, und er ist immer tödlich! Fehler könnt ihr euch nicht leisten, wenn ihr zwei Meilen tief seid! Habt ihr also die Absicht, einmal Fehler zu machen, dann nehmt meinen Rat an und tut es hier und heute! Wenn ihr unten seid in den Tiefen, dann bedeutet jeder Fehler, daß jemand sterben muß.

Hydrostatischer Druck. Vergeßt ihn niemals! Auf jedem Quadratzoll kommt fast ein halbes Pfund für jeden Fuß Tiefe, den ihr taucht. Rechnet euch das einmal selbst aus. Eine Meile tief, Gentlemen, und eine Meile ist noch gar nichts, das ist erst der Beginn der Tiefe! Eine Meile tief, das ist mehr als eine Tonne Druck auf jedem Quadratzoll. Etliche tausend Tonnen, die auf die Oberfläche eines menschlichen Körpers drücken!

Eine solche Hölle hat noch kein Mensch ertragen, um darüber reden zu können. Das kann man ohne Druckanzug auch nicht, und der einzige Anzug, mit dem sich ein solcher Druck ertragen läßt, ist der aus Edenit.« Bob Eskow neben mir stieß mich leicht mit dem Ellbogen an. Edenit! Meines Onkels große Erfindung. Ich richtete mich noch ein Stückchen strammer auf und war ungeheuer stolz auf ihn.

Hell war es noch immer nicht, doch Lieutenant Blighman schien Röntgenaugen zu haben, denen nichts entging. Er schaute Bob Eskow an, dann erst sprach er weiter. »Wir versuchen etwas Neues. Heute werdet ihr Landratten der ganzen Flotte helfen. Wir greifen nach größeren Tiefen aus, nicht nur mit den Edenit-Anzügen, sondern auch im Sporttauchen. Wir müssen nicht nur ständig unsere Ausrüstung verbessern, sondern die Seemedizin muß dies auch mit uns tun!

Heute gehört es zum Beispiel mit zu eurem Test, einen neuen Typ von Tiefsee-Adaptionsinjektionen auszuprobieren. Nach dem Tauchen melden sich alle beim Arzt zu dieser Injektion. Sie soll dazu helfen, die Gewebeschäden und die Benommenheit zu bekämpfen, mit anderen Worten: sie macht euch stärker und klüger! Vielleicht wirkt sie sich tatsächlich so aus. Ich weiß es nicht. Man sagt mir, nicht immer wirkt die Injektion so, manchmal bewirkt sie sogar das Gegenteil ...

Benommenheit. Männer, hier liegt die Gefahr beim Sporttauchen. Unterhalb einer gewissen Grenze lassen sich leicht die Seekühe von den Geleeheringen unterscheiden. Denn wenn wir unter fünfzig Faden[1] hinabgehen, erleben wir den Tiefenrausch.

Ja, Tiefenrausch.« Er sah uns ernst an. »Das ist eine Form von Wahnsinn und tödlich. Ich habe Männer gesehen, die da unten ihre Atemmasken abrissen. Ich habe sie nach dem Grund gefragt - die paar, die es überlebten -, und sie sagten mir solche Dinge wie: >Ich wollte die Maske einem Fisch geben.< Wahnsinn. Und diese Injektionen sollen euch helfen, dagegen anzukämpfen. Jedenfalls sagen es die Seeärzte, daß sie ein paar von euch Geleeheringen nützlich sein können. Aber einige von euch könnten entdecken, daß sie zu Rückschlägen führen. Ihr könntet empfindlicher werden als vorher.«

»Das bin ich«, hörte ich Bob Eskow flüstern. »Genau mein Pech.«

Ich wollte ihm schon Mut zuflüstern, aber Blighmans hungrige Augen schweiften zu unserem Reihenende. Ich hielt also den Mund.

»Also zuhören - und am Leben bleiben!« röhrte er. »Einige können Drücke aushalten, andere nicht. Wir wollen heute die herausfinden, die es nicht können. Und wenn ihr es nicht könnt, dann paßt auf die Warnsignale auf. Erst könnt ihr plötzliche schlimme Kopfschmerzen bekommen. Danach seht ihr möglicherweise farbige Blitze. Denen folgt das, was die Seemediziner auditorische Halluzinationen nennen, also daß Glocken läuten unter dem Wasser und ähnliche Dinge.

Bemerkt ihr solche Zeichen, dann kommt sofort an die Schleusen zurück! Wir ziehen euch herein, und die Ärzte beseitigen die Gefahr.

Wenn ihr aber diese Signale mißachtet .«

Mit seinen kalten Augen schaute er Bob Eskow an. Bob stand stramm da, doch ich spürte, wie er innerlich gespannt war.

»Vergeßt nicht«, fuhr der Trainer fort, ohne den letzten Satz zu beenden, »die meisten von euch können zur Handelsflotte stoßen, wenn ihr es hier nicht schafft. Wir wollen keine toten Kadetten.« Er schaute auf die Uhr. »Das wär’s also. Captain Fairfane, Sie können Ihre Männer jetzt entlassen.«

Cadet Captain Fairfane trat vor und bellte: »Frühstückspause! In vierzig Minuten taucht das Schiff, und alle Crews werden zu den Tiefeninjektionen hereinkommen, ehe sie die Tauchausrü-stung anlegen. Formation ab-tre-ten!«

Wir aßen im Stehen und eilten die Leiter hoch, nur Bob und ich. Die meisten anderen aßen noch, aber wir waren daran nicht übermäßig interessiert. Die Akademie probierte nämlich Tiefenrationen aus, die etwas modrig schmeckten; und dann wollten wir vor allem die Sonne über der See aufgehen sehen.

Bis dahin war noch viel Zeit. Die Sterne standen noch hell über uns, obwohl der Horizont nun deutlich farbig abgesetzt war. Wir standen fast ganz allein auf dem langen, dunklen Deck, gingen zur Reling und hielten uns mit beiden Händen am Geländer fest. Am Heck entlud ein Tender zwei Fadenmesser, denn damit sollten vom Deck des Tiefseefloßes unsere Tauchtiefen gemessen werden. Eine Arbeitsgruppe hievte eines gerade auf Deck. Beide sollten mit Männern der Oberklassen in Edenit-Druckanzügen bemannt werden, damit eine durchgehende graphische Aufzeichnung unserer Qualifikationen möglich und garantiert war.

Der Tender tuckerte weg, und die Crew begann den ersten der beiden Fadenmesser mit Schrauben zu befestigen. Bob und ich drehten uns zum Bug um und schauten in das dunkle, tintige Wasser.

»Du schaffst es, Jim«, sagte er. »Du brauchst keine Tiefeninjektionen.«

»Du doch auch nicht.«

Er schaute mich nachdenklich an, dann schüttelte er den Kopf. »Danke, Jim. Ich wollte, ich könnte dir glauben.« Seine Stirn furchte sich. Es war eine alte Geschichte, daß er ständig gegen die Wirkungen des Sporttauchens anzukämpfen hatte. »Tiefenrausch. Jim, fast wäre es ein hübscher Name, aber es ist eine häßliche Sache ...« Er streckte sich und lachte. »Ich muß mich eben selbst übertreffen. Muß ich doch, was?«

Was sollte ich dazu sagen? Es war auch gar nicht nötig. Ein anderer Kadett kam über das Deck auf uns zu. Er stand neben mir und schaute über das schwarze Wasser hinweg, in dem sich die Sterne spiegelten und der Lichtrand am Horizont fing. Ich erkannte ihn nicht. Er schien das erste Jahr da zu sein, aber er war nicht von unserer Crew.

»Wie seltsam, das zu sehen«, sagte er. »Ist es immer so?«

Bob und ich wechselten einen Blick. Das mußte noch eine richtige Landratte sein, vielleicht aus irgendeiner Stadt in Indiania, der zum erstenmal im Leben die See richtig zu sehen bekommt. »Wir sind daran schon gewohnt«, meinte ich ein wenig herablassend. »Ist das dein erstes Erlebnis mit tiefem Wasser?«

»Tiefes Wasser?« Er schüttelte den Kopf. »Ich rede ja nicht vom Wasser, sondern vom Himmel. Man sieht so unendlich weit. Und die Sterne ... Sind immer so viele Sterne am Himmel? Und dazu geht die Sonne auf .«

»Meistens sind noch viel mehr da«, antwortete Bob kurz. »Hast du noch nie die Sterne richtig gesehen?«

Der fremde Kadett schüttelte den Kopf. In seiner Stimme lag ehrfürchtiges Staunen. »Sehr selten«, sagte er.

Wir beide waren verblüfft. »Wer bist denn du?« fragte Bob schließlich.

»David Craken.« Der Kadett wandte mir seine dunklen Augen zu. »Dich kenne ich. Du bist Jim Eden. Dein Onkel ist Stewart Eden, der Erfinder des Edenit.«

Ich nickte ein wenig verlegen, denn verlegen wurde ich immer, wenn man mir gegenüber die Bewunderung ausdrückte, die doch allein meinem Onkel gebührte. Natürlich war ich auf meinen Onkel unendlich stolz, weil er es war, der es den Menschen ermöglichte, den Grund des Ozeans zu erreichen, doch er hatte mich auch gelehrt, nie damit zu prahlen.

»Mein Vater hat deinen Onkel gekannt«, fuhr David Craken rasch fort. »Vor langer Zeit. Als sie beide noch versuchten, das Problem des Tiefendrucks zu lösen.«

Da brach er plötzlich ab, und ich schaute ihn ein wenig zornig an. Wollte er mir da erzählen, daß mein Onkel einen Helfer hatte, als er das Edenit entwickelte? Das war nämlich nicht der Fall, denn Onkel Stewart hätte mir das unter allen Umständen gesagt, und er hat nie so etwas erwähnt. Ich wartete also auf die Erklärung; doch es gab keine, nur einen raschen, verblüfften Atemzug.

»Was ist los?« fragte Bob Eskow.

David Craken schaute angestrengt über das Wasser. Es war noch immer glatt und so schwarz wie ein Ölsee, nur ein schwacher Schimmer von der aufgehenden Sonne strich darüber hin. Aber etwas hatte ihn entsetzt.

Er deutete. Ich sah einen schwachen Lichtwirbel, dann einen Fleck, etwa ein paar hundert Meter entfernt vom Floß, wo sich das Wasser rippelte, ein Stück weiter hinaus auf See. Sonst war nichts.

»Was war das?« keuchte er.

Bob Eskow lachte leise. »Er hat etwas gesehen«, sagte er zu mir. »Ich bemerkte es auch. Sah aus wie ein Thunfischschwarm. Vermutlich aus der Zuchtanstalt der Bermudas ... Was hast du gemeint, daß es sein könnte? Eine Seeschlange?« fragte er den anderen.

David Craken sah uns mit ausdrucksloser Miene an. »Nun ja, genau das dachte ich«, gab er zu.

Und wie er das gesagt hatte! Er schien es tatsächlich für möglich zu halten, daß aus den seichten Gewässern der Bermudas eine Seeschlange auftauchte; er sprach so, als gebe es sie wirklich. Wir hätten da nur bemerkt: »Nun, dort draußen scheint ein Hai zu sein.«

»Hör doch mit diesen Witzen auf, das kannst du doch nicht ernst meinen«, sagte Bob ein wenig barsch. »Oder wenn - wie bist du dann zur Akademie gekommen?«

David Craken schaute weg. Er lehnte sich über das Geländer und schaute hinaus, wo sich das Rippeln allmählich auflöste. Die Phosphoreszenz war verschwunden, es gab nichts mehr zu sehen.

Da hob er die Schultern. »Vielleicht war es wirklich ein Schwärm Thunfische. Ich hoffe es«, meinte er lächelnd.

»Da bin ich sicher«, antwortete Bob. »Es gibt keine Seeschlangen. Das ist dummer Aberglaube.«

»Ich bin nicht abergläubisch, Bob, aber du darfst mir glauben, es gibt Dinge da unten, die ... die du nicht glauben wür-dest.«

»Lieber Freund, über die Tiefsee braucht mir niemand etwas zu erzählen«, erklärte Bob. »Jedenfalls keine Landratte. Ich war nämlich unten. Was, Jim?«

Ich nickte, denn ich war ja zusammen mit ihm in Marinia gewesen, diesem Tiefsee-Staat mit seinen Kuppelstädten unten im dunklen Pazifik, und fast hätten wir dort gegen die Sperrys verloren.

»Die Tiefsee-Flotte hat die Ozeane ziemlich genau erforscht«, redete Bob weiter. »Ich habe noch nie gehört, daß sie eine Seeschlange gefunden hätten. Natürlich gibt es dort merkwürdige Dinge, aber die sind doch alle vom Menschen hingebracht worden! Wie U-Bahnen fahren Züge unter dem Meeresboden, und die modernen Städte unter den Kuppeln, die Prospektoren, die auf dem Grund nach Mineralien suchen; aber Seeschlangen? Nein! Man hätte sie sehen müssen. Wir an der Akademie glauben nicht an so etwas.«

»Vielleicht solltest du’s doch tun«, meinte David Craken.

»Junge, wach auf! Ich war unten. Und von Seeschlangen erzählen nur solche, die ein richtiges Seemannsgarn spinnen, damit man ihnen Drinks spendiert. Woher kommst du, Craken, daß du an solche Sachen glaubst?«

Er zögerte ein wenig. »Ich ... bin in Marinia geboren«, erzählte er. »Und dort habe ich, in fast vier Meilen Tiefe, mein ganzes bisheriges Leben verbracht.«

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