Die Reise Fünf A oder Wie man den berühmten Konstrukteur Trurl konsultierte

Nicht weit von hier, unter einer weißen Sonne, hinter einem grünen Stern, lebten die Stahlagmiten, etwas abgeschieden, doch glücklich und zufrieden mit ihrem Los hienieden, denn sie fürchteten nichts auf der Welt: weder traditionelle Normen noch kühne Reformen, weder helle Nächte noch finstere Mächte, weder Materie noch Antimaterie, denn sie hatten eine Maschine, einen Traum von einer Maschine, mit Spannfedern und Zahnrädern und über alle Maßen vollkommen; und sie lebten in ihr und auf ihr, unter ihr und über ihr, denn außer ihr besaßen sie nichts — sie hatten einfach all ihre Atome in einen großen Korb gesammelt und dann fein säuberlich zusammengebaut, und wenn eines nicht recht passen wollte, dann schnitten sie ein Stückchen ab — und alles war in bester Ordnung. Jeder Stahlagmit hatte sein eigenes Steckdöschen und einen dazu passenden winzigen Stecker, und jeder tat das Seinige, das heißt — was er wollte. Weder herrschten sie über die Maschine noch die Maschine über sie, man half sich gegenseitig, das war alles. Die einen waren Mechaniker, die anderen Mechanisten und wieder andere Mechanizisten, doch alle zeichneten sich durch eine ausgesprochen mechanische Mentalität aus. Langeweile kannten sie nicht, denn längst beherrschten sie das Licht, und es stand ganz in ihrer Macht, ob gerade Tag war oder Nacht; und so schufen sie eine partielle oder totale Sonnenfinsternis, wenn es ihnen zu hell war, doch dies nicht allzu oft, damit sie dessen nicht überdrüssig wurden. Eines Tages flog ein Komet zur weißen Sonne hinter dem grünen Stern, d.h. es war eigentlich eine Kometin, denn sie war weiblicher Natur, von wahrhaft höllischer Statur, Feuer und Schwefel spuckend, mit vier Schweifen zuckend, riesig, bedrohlich atomar, und zudem roch sie sonderbar, nach bitteren Mandeln, nach Zyan, schon setzte sie zur Landung an. „Zuerst“, sagte sie, „werde ich euch mit feurigen Flammen verschlingen, und dann werden wir weitersehen.“

Die Stahlagmiten schauen: Der halbe Himmel in Rauch gehüllt, die Luft von brennender Hitze erfüllt, Neutronen und Mesonen, es schießt wie aus Kanonen, jetzt setzt sie Laser und Maser ein, die Sterne erzittern im Feuerschein.

„Bald seid ihr alle tot, ich fresse euch zum Abendbrot!“ Sie aber antworten: „Hier muß ein Irrtum vorliegen, wir sind die Stahlagmiten, wir fürchten nichts auf der Welt, weder traditionelle Normen noch kühne Reformen, weder helle Nächte noch finstere Mächte, denn wir haben eine Maschine, einen Traum von einer Maschine, mit Spannfedern und Zahnrädern und vollkommen in jeder Beziehung, also geh lieber deines Weges, Kometin, sonst wirst du es noch bereuen!“

Sie aber war bereits heulend und zischend über den ganzen Himmel hergefallen, und ihr Gluthauch richtete solche Verwüstungen an, daß der Mond der Stahlagmiten zusammenschrumpfte, versengt von einem Horn bis zum anderen, und obwohl er schon alt und trübe war und in der Mitte einen Sprung hatte, war es doch schade um ihn. Daher verschwendeten sie keine weiteren Worte, sondern nahmen ihr stärkstes Geschütz, vertäuten es mit einem soliden Knoten an jedem Horn und drückten auf den Knopf: „Paß auf, Kometin, das kostet dich den Kopf!“ Ein Beben, ein Stöhnen, ein Ächzen und Dröhnen, der Himmel wurde taghell, zu Staub und Asche zerfiel die Kometin, ihr Ende kam so schnell — so ward der Kampf entschieden, es herrschte wieder Frieden.

Nach einiger Zeit erscheint etwas am Horizont, und niemand weiß, was es ist, doch es ist gräßlich, und ganz gleich, unter welchem Blickwinkel man es betrachtet, es wird nur noch gräßlicher. Was immer es sein mag, es fliegt empor, läßt sich auf dem höchsten Gipfel nieder, so schwer und massig, daß es einfach nicht zu glauben ist, macht es sich dort bequem und rührt sich nicht. Doch es ist ein Ärgernis und eine wahre Plage.

Daher sagten diejenigen, die in der Nähe waren: „Hallo, das muß ein Irrtum sein, wir sind die Stahlagmiten, wir fürchten nichts auf der Welt, wir leben auf keinem Planeten, sondern in einer Maschine, das aber ist keine gewöhnliche Maschine, sondern ein Traum von einer Maschine, mit Spannfedern und Zahnrädern, und vollkommen in jeder Beziehung, also geh deines Weges, garstiges Ungeheuer, sonst wird es dir schlecht ergehen!“

Doch nichts, keine Reaktion.

Um nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, entsenden sie zunächst keine große, sondern eine eher kleine Scheuchmaschine mit ferngesteuerten Schreckschrauben: Sie soll hingehen, dieses Ding da verscheuchen, und dann wird wieder Frieden herrschen. Die Maschine erhebt sich in die Luft, sämtliche Schreckschrauben sind in Alarmbereitschaft, und in ihrem Innern summen die Programme, eines schrecklicher als das andere. Sie nähert sich — hei, wie sie zischt, hei, wie sie faucht! Sie ist so furchteinflößend, daß ihr selbst ein wenig angst und bange wird — doch dieses Ding da zeigt keine Reaktion. Sie versucht es ein zweites Mal, jetzt auf einer anderen Frequenz, doch es will ihr nicht gelingen, denn sie schreckt und scheucht ohne das nötige Selbstbewußtsein.

Die Stahlagmiten sehen, man muß etwas anderes versuchen. Sie sagen: „Laßt uns ein größeres Kaliber nehmen, mit hydraulischem Getriebe, Differential aus härtestem Stahl, Rückkopplungen auf jeder Seite, unbegrenzter Schußweite, damit sie zuschlagen kann, und zwar kräftig. Doch wird sie es auch schaffen? Ruhig Blut, an Bord sind atomare Waffen.“

Und so ließen sie die Maschine starten: in jeder Hinsicht universal, mit doppeltem Differential, vollgepumpt mit Feedback, Laser-Kanonen am Heck, drinnen aber sitzen ein Mechaniker und ein Mechanist, damit sie gut zu steuern ist; doch das ist noch nicht alles, denn um ganz sicher zu gehen, hatten sie am Bug dieses Wunderwerks noch eine ihrer allerschrecklichsten Schreckschrauben montiert. Nun schwebt sie heran, ganz ohne Brummen und Knirschen, denn im hydraulischen Getriebe fehlt kein Tropfen Öl; sie schraubt sich in die Höhe, holt zum allesentscheidenden Schlag aus und beginnt mit dem tödlichen Countdown: „Noch fünf Sekunden, dann schlag ich dir Wunden, vier— drei— zwei, gleich ist's vorbei, noch eine, noch null Sekunden, schon bist du verschwunden!“ Hei, wie es blitzt und donnert! Steinpilze schießen aus dem Boden, sie wachsen schnell und strahlen hell, denn sie sind radioaktiv; das Öl ist ausgelaufen, das Getriebe knirscht; Mechaniker und Mechanist spähen durch die Luke: Haben wir's geschafft? Doch weit gefehlt, nicht einmal einen Kratzer hat das Ding davongetragen!

Die Stahlagmiten hielten Kriegsrat; dann bauten sie einen Mechanismus, der seinerseits einen derartigen Megalomechanismus konstruierte, daß die nächstgelegenen Sterne vor ihm zurückweichen mußten. Und in seiner Mitte befand sich eine Maschine mit öltriefenden Zähnen und Zahnrädern, in deren Inneren wiederum lauerte ein vollautomatisches Schreckgespenst, denn diesmal meinten sie es wirklich ernst.

Der Megalomechanismus nahm alle Kraft zusammen und schlug los. Donnergrollen, eine gewaltige Explosion und ein Pilz, so riesig, daß man einen ganzen Ozean gebraucht hätte, um daraus Suppe zu kochen; Zähne knirschen, es ist dunkel, so dunkel, daß man nicht ausmachen kann, wessen Zähne es sind. Die Stahlagmiten schauen und schauen — nichts, aber auch absolut nichts, nur daß all ihre Maschinen und Mechanismen dort als Schrott herumliegen und keinen Mucks von sich geben.

Jetzt krempelten sie die Ärmel hoch: „Schließlich“, sagten sie, „wir sind Mechaniker und Mechanisten, von ausgesprochen mechanischer Mentalität, und wir haben eine Maschine, einen Traum von einer Maschine, mit Spannfedern und Zahnrädern, und vollkommen in jeder Beziehung, wie könnte ihr dieses eklige Ding standhalten, das da sitzt und sich nicht rührt?“

Diesmal konstruierten sie nicht mehr und nicht weniger als eine Kyberberitze-Haubitze. Diese gigantische Giftpflanze sollte sich unauffällig heranschleichen, so als könne sie kein Wässerchen trüben, zwei drei Wurzeln treiben, in Lauerstellung bleiben, von unten still und leise heranwachsen und zum entscheidenden Schlag ausholen; schon hätte die Not ein Ende. Alles kam so, wie sie es vorgesehen hatten, nur mit dem Ende wollte es nicht klappen, und so blieb alles beim alten.

Sie fielen in Verzweiflung, doch sie wußten nicht einmal, was das ist, weil es ihnen zuvor niemals widerfahren war; sie mobilisierten und analysierten, probierten es mit Netzen, Schlingen, Leimruten und Fangeisen, legten künstliche Sümpfe und wassergefüllte Fallgruben an; vielleicht verstrickt, verfängt und erwürgt es sich, vielleicht versinkt es, vielleicht ertrinkt es — sie versuchen es in diesem und jenem Stil, doch keine Methode führt zum Ziel. Sie zermartern sich das Hirn, doch der rettende Gedanke will nicht kommen. Sie wollen schon alle Hoffnung aufgeben, da erblicken sie plötzlich jemanden am Horizont, er sitzt zu Pferde, doch nein, Pferde haben keine Räder — also offenbar ein Fahrrad, aber ein Fahrrad hat keine Bugspitze, also wohl doch eine Rakete, aber Raketen haben keinen Sattel. Niemand weiß, was für ein Vehikel sich da in rasender Geschwindigkeit nähert, doch jedermann weiß, wer da in untadeliger Haltung im Sattel sitzt, es ist Trurl selbst, der große Konstrukteur, der gerade einen Spaziergang oder eine seiner berühmten Reisen macht; er lächelt heiter, schwebt heran und setzt geschickt zur Landung an — doch selbst als er noch weit entfernt war, spürte man bereits, daß da nicht einfach irgendjemand daherkam.

Er stellt kurze Fragen, vernimmt ihre Klagen und läßt sich Einzelheiten erzählen: „Wir sind die Stahlagmiten, wir haben eine Maschine, einen Traum von einer Maschine, mit Spannfedern und Zahnrädern, und vollkommen in jeder Beziehung; unsere Atome sammelten wir in eine Terrine und bauten daraus die Wundermaschine, und wir fürchteten nichts auf der Welt weder traditionelle Normen noch kühne Reformen, weder helle Nächte noch finstere Mächte, doch dann kam dieses Ding herbeigeflogen, ließ sich dort nieder und rührt sich nicht.“

„Habt ihr versucht, es zu verscheuchen?“ fragte Trurl mit gütigem Lächeln.

„Wir versuchten es mit unserer besten Scheuchmaschine, mit einem vollautomatischen Schreckgespenst und einem Megalomechanismus, alle hydraulisch und von großem Kaliber, sie schossen mit Neutronen, Mesonen und Photonen, doch nichts wollte helfen.“

„Mit Maschinen war also nichts zu machen?“

„Absolut nichts.“

„Hm… interessant. Und was ist dieses Ding nun eigentlich?“

„Das wissen wir nicht. Es war plötzlich da, niemand weiß, was es ist, doch es ist gräßlich, und ganz gleich, unter welchem Blickwinkel man es betrachtet, es wird nur noch gräßlicher. Es flog herbei, ließ sich auf dem höchsten Gipfel nieder, so schwer und massig, daß es nicht zu glauben ist, und nun sitzt es dort und rührt sich nicht. Doch es ist ein Ärgernis und eine wahre Plage.“

„Eigentlich habe ich nicht viel Zeit“, sagte Trurl. „Ich könnte höchstens ein paar Tage hierbleiben, und zwar als euer Berater. Seid ihr damit einverstanden?“

Die Stahlagmiten sind es mit Freuden und fragen sogleich, was sie ihm bringen sollen — Photonen, Schrauben, Hämmer, Kanonen, vielleicht Dynamit oder TNT? Und was wünscht der Gast, Kaffee oder Tee? Beides natürlich aus dem Äutomaten.

„Kaffee wäre nicht schlecht“, sagt Trurl, „aber nicht für mich, sondern für die Sache, um die es geht. Auf all die anderen Dinge können wir wohl verzichten. Wenn man bedenkt, daß weder die besten Scheuchmaschinen noch vollautomatische Schreckschrauben, ja nicht einmal eine Berberitze-Haubitze etwas ausrichten konnten, dann sind andere Methoden angezeigt, archaische und archivalische, legalistische und somit sadistische. Außerdem habe ich noch nie gehört, daß ein gebührenpflichtiges Einschreiben nicht gewirkt hätte.“

„Wie bitte?“ fragen die Stahlagmiten, doch Trurl hält sich nicht mit Erklärungen auf, sondern fährt fort: „Eine ganz einfache Methode, man braucht nur Papier, Tinte, Stempel, Siegel, Siegelwachs, Heftklammern, Streusand, Löschpapier, einen Schalter mit Fenster, einen Teelöffel aus Zink — den Kaffee haben wir schon — und einen Postboten. Und etwas zum Schreiben, habt ihr das?“

„Das wird sich finden!“ Und schon wird es gebracht.

Trurl nimmt sich einen Stuhl und diktiert einer mechanisierten Sekretärin: „Betreffs der Mietsache Faszikel der Kammer WZRTSP 7 Schrägstrich 2, Schrägstrich KK, Schrägstrich 405 wird hiermit festgestellt, daß die Weigerung des Beklagten, der Kündigung Folge zu leisten, eine eindeutige Verletzung des Paragraphen 199 darstellt sowie den Tatbestand einer besonders verwerflichen Ordnungswidrigkeit erfüllt, die das Erlöschen sämtlicher Leistungen hic et nunc sowie deren Desummation im Sinne der Verordnung 67

DWFK

389 nach sich zieht. Gegen diesen Beschluß kann der Beklagte innerhalb von 24 Stunden im außerordentlichen Verfahren Berufung beim Vorsitzenden der Kammer einlegen.“

Trurl setzte einen Stempel darunter, versiegelte das Schreiben, ließ es ins Hauptbuch sowie in die Registratur eintragen und sagte: „Jetzt soll es der Postbote zustellen.“

Der Postbote nimmt das Schreiben und macht sich auf den Weg; sie warten und warten, und schließlich ist er zurück.

„Hast du es abgegeben?“ fragt Trurl.

„Jawohl. „

„Und wo ist der Rückschein?“

„Hier, in dieser Spalte ist die Unterschrift, und hier ist auch der Brief, in dem Berufung eingelegt wird.“

Trurl nimmt den Brief, ohne ihn zu lesen, und schreibt quer über den Umschlag: „Zurück an Absender! Kann nicht berücksichtigt werden! Formblätter ungültig!“ Darunter setzt er eine völlig unleserliche Unterschrift.

„Und jetzt“, sagte er, „ans Werk!“

Er setzt sich und schreibt eifrig, während die Stahlagmiten zuschauen, nichts verstehen und neugierig fragen, was er da eigentlich mache, und was dabei herauskommen solle.

„Amtsgeschäfte“, sagt Trurl, „und da sie einmal angefangen haben, werden sie auch gut ausgehen.“

Der Briefträger läuft den ganzen Tag wie ein Besessener hin und her; Trurl stellt richtig, erklärt für nichtig, brütet über Schriftstücken, sucht fieberhaft Gesetzeslücken, die mechanisierte Sekretärin liest die Kartei Kasten für Kasten und hämmert in die Tasten; so entsteht nach und nach ein komplettes Büro mit Eingangsstempeln, Aktenordnern, Heftklammern, Ablagen, Ärmelschonern aus steifem Leinen, Schnellheftern, Aschenbechern, Teelöffeln, Schildern „Zutritt verboten“, Tintenfässern und Federmessern; es gibt immer mehr zu schreiben, das Personal muß länger bleiben, schließberall sieht man Akten mit Kaffeeflecken an allen Ecken, qualmende Aschenbecher und überquellende Papierkörbe. Die Stahlagmiten werden unruhig, denn sie verstehen nichts mehr, während Trurl virtuos mit gebührenpflichtigen Einschreiben und Nachnahmen hantiert oder seine stärkste Waffe — den Zahlungsbefehl — einsetzt. Er verschickt Unmengen von Mahnungen, Aufforderungen und Verfügungen und richtet auch spezielle Konten ein, auf denen zwar nur Nullen stehen, doch das, sagt er, sei nur vorübergehend. Nach einiger Zeit sieht das Ding da gar nicht mehr so schrecklich und furchteinflößend aus, besonders wenn man es im Profil betrachtet. Kein Zweifel, es ist kleiner geworden! Aber ja, es ist längst nicht mehr so groß wie früher! Und die Stahlagmiten fragen Trurl, wie es weitergehen soll.

„Nicht stören, Amtsgeschäfte!“ gibt er zurück. Er heftet, stempelt, prüft Belege, leitet Schritte in die Wege, streicht pauschal, erklärt für legal, wühlt in alten Dokumenten, nur herein mit dem Petenten, halt, mein Herr, ich bitte sehr, jetzt ist kein Publikumsverkehr, auf Trurls Weste Speisereste, der Kaffee ist schal, kommen Sie ein andermal, überall $pinnweben, in der Schublade ein paar alte Nylons der mechanisierten Sekretärin, Trurl schiebt alles auf die lange Bank, bestellt dreizehn Stühle und einen Schrank, ein Beamter wird bestochen, ein anderer muß Kaffee kochen, Übeltäter kommen hinter Schloß und Riegel, das letzte Schreiben hat sieben Siegel.

Und die mechanisierte Sekretärin tippt: „Unter Bezugnahme auf das Versäumnis des Beklagten, seine obengenannten Ansprüche (Akt.z. 3AZR 574

81) fristgerecht zu erneuern bzw. neu zu begründen, ergeht gemäß Z.bef. 3SS 757

81 sowie gestützt auf das Urteil der 2. Kosm. Verw. K. durch die dritte Kammer O.K.V.K. der Beschluß zur unverzügl. Evakuation und Räumung ob. gen. Terr. durch d. Bekl. Eine Berufung vonseiten des Beklagten gegen dieses Urteil ist unzulässig.“

Trurl schickt den Briefträger los, erhält wenig später eine Quittung und steckt sie in die Tasche. Dann steht er auf und wirft nacheinander die Schreibtische, Stühle, Stempel, ja sogar das Siegel, die Aktenordner und den Kaffee hinaus in den Kosmos. Nur die mechanisierte Sekretärin darf bleiben. „Um Himmels willen, was tust du da?“ rufen die Stahlagmiten empört, die sich schon so an all diese Dinge gewöhnt haben.

„Wir wollen doch nicht übertreiben, meine Lieben!“ sagt er. „Schaut euch lieber das Ungeheuer an!“

Und tatsächlich, sie schauen und ringen nach Luft vor Erstaunen, es ist nicht mehr da, es ist weg, als sei es niemals dort gewesen. Und wohin ist es gegangen, hat es sich etwa in Luft aufgelöst? Zur schändlichen Flucht hat es sich gewandt und ist so winzig klein geworden, daß man es mit der Lupe suchen muß. Sie stellen die ganze Gegend auf den Kopf, sie suchen Spuren und finden doch nur einen feuchten Fleck, irgendetwas muß dort getröpfelt haben, doch wann und wie, das können sie nicht sagen, und damit hat die Sache ein Ende.

„Alles lief so, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt Trurl zu ihnen. „Im Grunde, meine Lieben, war die Sache recht einfach, als das Ungeheuer das erste Schreiben entgegen— nahm und eine Quittung ausstellte, da hatte es bereits verloren. Ich habe mich einer speziellen Maschine bedient, einer Maschine, die mit einem großen „B“ beginnt, und mit ihr ist noch niemand fertiggeworden, solange der Kosmos Kosmos ist. „

„In Ordnung, doch weshalb mußtest du die Akten hinauswerfen und den Kaffee dazu?“

„Damit nicht auch ihr von dieser Maschine gefressen werdet!“ gibt Trurl zurück. Er nimmt die mechanisierte Stenotypistin mit sich, fliegt fort und nickt ihnen zum Abschied freundlich zu — und sein Lächeln ist strahlend wie die Sterne.

Загрузка...