Ich hoffe zuversichtlich, noch vor dem Schluß dieses Briefes berichten zu können, daß endlich Licht durch die Wolken bricht, die uns seit langem beschatten. Wir sitzen zwar immer noch ohne einen erkennbaren Ausweg fest und wehren uns erbittert. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, daß wir eines Tages froh sein werden, hier gegen unseren Willen länger aufgehalten worden zu sein. Wir haben auf diese Weise noch mehr von den Wundern dieses einmaligen Ortes und den Geschöpfen, die ihn bewohnen, gesehen.
Der Sieg der Indianer und die Ausrottung der Affenmenschen brachten einen Wendepunkt für unser Geschick. Von da ab waren wir die eigentlichen Herren des Plateaus. Die Indianer begegneten uns mit einer Mischung aus Scheu und Dankbarkeit, da wir ihnen mit unseren unerklärlichen Kräften geholfen hatten, ihren Erbfeind vernichtend zu schlagen. In ihrem eigenen Interesse wären sie vielleicht froh gewesen, uns fürchterliche, unberechenbare Leute wieder loszuwerden, aber sie haben von sich aus keine Möglichkeit angedeutet, wie wir wieder nach unten in die Ebene gelangen könnten. Soweit wir ihrer Zeichensprache zu folgen vermochten, hatte es früher einen Tunnel gegeben, dessen unteren Zugang wir ja von außen gesehen hatten. Durch ihn hatten zweifellos sowohl die Affenmenschen als auch die Indianer zu verschiedenen Epochen das Plateau erklommen. Auch Maple White hatte mit seinem Begleiter diesen Weg benutzt. Im letzten Jahr hatte es jedoch ein furchtbares Erdbeben gegeben, und das obere Ende des Tunnels war eingestürzt.
Die Indianer schüttelten nur den Kopf und zuckten die Achseln, wenn wir ihnen mit Zeichen zu verstehen gaben, daß wir gerne hinunter wollten. Es ist möglich, daß sie uns nicht helfen können, aber es kann ebensogut sein, daß sie es nicht wollen.
Nach dem erfolgreichen Sieg über die Affenmenschen waren die überlebenden Weibchen und Jungen über das Plateau getrieben und unter der Felswand mit den Höhlen eingepfercht worden. Ihr Jammern und Schreien werden mir noch lange in den Ohren klingen, und auch den Anblick, der mich seltsamerweise an die Vertreibung der Juden aus Ägypten erinnerte, werde ich lange nicht vergessen können. Nachts hören wir noch immer das langgedehnte Wimmern und Geheul der armseligen versklavten Kreaturen, die mittlerweile niedrige Dienste wie Wasserholen und Holzfällen verrichten müssen.
Zwei Tage nach der Schlacht waren wir gemeinsam mit unseren Verbündeten über das Plateau gezogen und hatten am Fuße ihrer Klippen unser Lager aufgeschlagen. Sie hatten uns angeboten, ihre Höhlen mit uns zu teilen, aber Lord John hatte davon absolut nichts wissen wollen, weil sie uns damit völlig in der Hand gehabt hätten. Wir bewahrten also unsere Unabhängigkeit und hielten ständig unsere Waffen für den Notfall bereit, pflegten aber andererseits freundschaftliche Beziehungen zu ihnen. Wir besuchten auch ihre Höhlen, äußerst merkwürdige Behausungen, von denen wir nicht wußten, ob sie durch Menschenhand oder Naturgewalten entstanden waren. Sie lagen sämtlich in einer Schicht von verhältnismäßig weichem Gestein, die zwischen vulkanischem Basalt und hartem Granit verlief.
Die Öffnungen waren etwa achtzig Fuß über dem Boden. Lange Steintreppen führten zu ihnen hinauf. Sie waren so schmal und steil, daß kein Tier sie ersteigen konnte. Innen waren die Höhlen warm und trocken. Gerade Gänge von unterschiedlicher Länge führten in den Fels hinein, ihre glatten grauen Wände waren mit Kohlezeichnungen bemalt, welche die verschiedenen Formen tierischen Lebens darstellten, von denen die Einwohner des Plateaus umgeben waren. Selbst wenn plötzlich alles Leben in Maple-White-Land erlosch, konnte ein künftiger Forscher hier immer noch im Überfluß Beweise für die einmalige Fauna finden, die in grauer Vorzeit einmal die ganze Erde bevölkert hatte.
Seit wir erfahren hatten, daß die riesigen Iguanodone als zahme Herdentiere von den Indianern gehalten wurden und einfach wandelnde Fleischvorräte darstellten, glaubten wir, daß der Mensch hier sogar mit seinen primitiven Waffen die Vorherrschaft erlangt hatte. Daß er in Wirklichkeit aber nur geduldet wurde, sollten wir bald feststellen müssen.
Am dritten Tag nach der Errichtung unseres Lagers bei den Höhlen waren Challenger und Summerlee gemeinsam zum See hinuntergegangen, wo einige Eingeborene nach ihren Anweisungen einzelne Exemplare großer Echsen harpunierten. Lord John und ich waren im Lager zurückgeblieben. Eine Anzahl von Indianern war auf dem grasbewachsenen Hang vor den Höhlen mit den verschiedensten Arbeiten beschäftigt. Plötzlich hörten wir einen schrillen Entsetzensschrei, und das Wort Stoa erscholl aus hundert Kehlen. Männer, Frauen und Kinder stürzten von allen Seiten in panikartiger Flucht herbei, jagten die Treppen hoch und verschwanden in den Höhlen.
Mit wilden Gesten versuchten sie, uns zu verstehen zu geben, daß wir ihnen folgen sollten, doch wir hatten bereits zu den Gewehren gegriffen und wollten erst einmal sehen, welche Gefahr hier drohte. Plötzlich brach aus dem nahen Baumgürtel eine Gruppe von zwölf bis fünfzehn Indianern hervor, die um ihr Leben rannten. Ihnen folgten unmittelbar auf den Fersen zwei jener grausigen Ungeheuer, die einmal unser Lager umschlichen und mich auf meiner Nachtwanderung verfolgt hatten. In der Gestalt glichen sie scheußlichen Kröten. Sie bewegten sich in langen Sprüngen vorwärts und übertrafen an Größe und Massigkeit jeden Elefanten. Bisher hatten wir sie nur während der Nacht gesehen - sie sind tatsächlich auch Nachttiere und lassen sich tagsüber nur dann blicken, wenn sie, so wie diese beiden, in ihren Schlupfwinkeln gestört wurden. Ihre fleckige, warzige Haut schillerte bei jeder ihrer Bewegungen, wir hatten jedoch nicht viel Zeit, sie zu betrachten, denn in Sekundenschnelle hatten sie die fliehenden Indianer eingeholt und begannen ein furchtbares Blutbad unter ihnen anzurichten.
Ihre Methode war einfach: sie ließen sich mit ihrem ganzen Gewicht auf ihr Opfer fallen, zermalmten es unter sich und stürzten sich sofort auf das nächste. Die unglückseligen Indianer schrien vor Entsetzen. Wehrlos waren sie der blinden Zerstörungswut dieser Kreaturen ausgeliefert.
Kein halbes Dutzend war mehr am Leben, als Lord John und ich versuchten, ihnen zu Hilfe zu kommen. Unsere Bemühung hatte nur geringen Erfolg und brachte uns selber in größte Gefahr. Auf eine Entfernung von nur wenigen hundert Metern schossen wir unsere Magazine leer und jagten den Bestien Kugel auf Kugel in den Leib. Die Wirkung war nicht größer, als hätten wir sie mit Papierkügelchen beworfen. Ihre Reptiliennatur macht sich nichts aus Wunden, und ihre Lebenszentren, die nicht in einem Gehirn vereinigt, sondern über das ganze Rückenmark verteilt sind, konnten durch unsere modernen Waffen nicht zerstört werden. Das Äußerste, was wir erreichten, war, daß wir sie mit dem Krach und Mündungsfeuer unserer Gewehre ablenkten und so für die Indianer und uns Zeit gewannen, die Höhlen zu erreichen.
Wo jedoch die Explosivgeschosse des zwanzigsten Jahrhunderts wirkungslos geblieben waren, sollte den vergifteten Pfeilen der Indianer - in Strophantussaft getaucht und in verwestem Fleisch aufoewahrt - mehr Erfolg beschieden sein. Für den einzelnen Jäger allerdings, der eine solche Bestie angreift, sind solche Pfeile kaum von Nutzen, weil das Gift in dem schwerfälligen Kreislauf nur langsam wirkt und das Ungeheuer, bevor seine Kräfte erlahmen, seinen Angreifer immer noch überfallen und zermalmen kann. In unserem Fall aber hagelte ein Schauer von Pfeilen aus allen Felsspalten auf die Drachen herab, die uns bis zum Fuß der Treppen gefolgt waren. Innerhalb einer Minute waren sie damit regelrecht gespickt, kratzten und geiferten aber immer noch ohne jegliches Schmerzempfinden an den Stufen, krochen sogar einige Meter hinauf und rutschten dann wieder nach unten. Endlich wirkte das Gift. Der erste stöhnte auf und ließ den riesigen breiten Kopf zur Erde sinken. Der andere sprang mit schrillen, jaulenden Schreien im Kreis herum, stürzte dann ebenfalls nieder und zuckte noch einige Minuten lang im Todeskampf, bevor auch er starr und still liegen blieb.
Mit Triumphgeheul kamen die Indianer aus ihren Höhlen herab und vollführten einen wilden Siegestanz um die riesigen Kadaver. In der Nacht zerteilten sie die Ungeheuer und schaffien sie fort, nicht etwa, um sie zu essen - das Gift war noch wirksam -, sondern, um dem Au&ommen einer Seuche vorzubeugen. Die riesigen Herzen jedoch, jedes so groß wie ein Kissen, lagen noch dort und schlugen langsam und gleichmäßig mit sanftem Heben und Senken in schrecklichem Eigenleben weiter. Erst am dritten Tag hörten die Ganglien auf zu arbeiten.
Später, wenn mir statt einer Blechkiste wieder ein Schreibtisch zur Verfügung stehen wird und besseres Schreibmaterial als ein abgenutzter Bleistiftstummel und ein letztes zerknittertes Notizbuch, werde ich einen ausführlichen Bericht über die Accala-Indianer schreiben, über unser Leben bei ihnen und die Einblicke in weitere seltsame Verhältnisse des wunderlichen Maple-White-Landes, die sich uns auftaten. Mein Gedächtnis wird mich bis dahin bestimmt nicht im Stich lassen, denn solange ich atme, wird jede einzelne Stunde und jedes Ereignis dieser Zeit genauso klar und scharf in meiner Erinnerung bleiben wie die ersten bewußten Kindheitserlebnisse.
Der Tag wird kommen, an dem ich jene wundersame Mondnacht beschreiben werde, in der ein junger Ichthyosaurus - ein absonderliches Geschöpf, halb wie ein Seehund, halb wie ein Fisch aussehend, mit knöchern überdachten Augen beiderseits der Schnauze und einem dritten Auge oben auf dem Kopf - sich im Netz der Indianer verfing und unser Kanu beinahe umwarf, ehe wir ihn ans Ufer gezogen hatten. In der gleichen Nacht schoß eine grüne Wasserschlange aus dem Schilf hervor und riß den Steuermann aus Challengers Kanu mit sich in die Tiefe. Ich werde auch von dem großen weißen, nächtlichen Lebewesen erzählen - war es ein Säugetier oder Reptil? -, das in einem unzugänglichen Sumpf östlich des Sees lebte und mit schwach phosphoreszierendem Glanz im Dunkeln umherstreifte. Die Indianer hatten derartige Angst vor ihm, daß sie die Gegend sorgsam mieden. Obwohl wir zweimal hingingen und es beide Male sehen konnten, kamen wir nicht durch den tiefen Sumpf hindurch, in dem es hauste. Ich kann daher nur sagen, daß es größer als eine Kuh war und einen starken Moschusgeruch ausströmte. Ich werde auch von dem riesigen Vogel berichten, der Professor Challenger eines Tages bis zu den Höhlen verfolgte - von einem Laufvogel, viel größer als ein Strauß, mit geierartigem Hals und einem Kopf wie der leibhaftige Tod. Noch während Challenger sich über die Stufen in Sicherheit brachte, schlug ein einziger Hieb des scharfen Krummschnabels den Absatz von seinem Stiefel, als wäre er abgemeißelt. Hier aber bewährten sich die modernen Waffen, und die riesige Bestie, zwölf Fuß von Kopf bis Kralle, brach unter Lord Johns Schüssen zusammen. Mit den mächtigen Flügeln flatternd und mit den Beinen um sich schlagend, starrte sie uns aus gelben Augen an. Hoffentlich erlebe ich es, den heimtückischen flachen Schädel dieses Phororachus unter den Jagdtrophäen im Albany zu sehen. Und schließlich werde ich eine Beschreibung des Toxodon geben, des Riesenmeerschweins von zehn Fuß Länge mit vorstehenden Meißelzähnen, das wir erlegten, als es im Morgengrauen am Seeufer trank.
Auch jene herrlichen Sommerabende will ich skizzieren, an denen wir einträchtig am Waldrand im hohen Gras lagen, über uns den tiefolauen Himmel, und das sonderbare Geflügel bewunderten, das über uns dahinzog. Urweltliche Kleintiere kamen aus ihren Erdlöchern hervor, um uns anzustarren, während sich über uns die Zweige unter der Last saftiger Früchte bogen und um uns seltsame und liebliche Blumen die Köpfe aus dem Gras reckten. In hellen Mondnächten lagen wir im Kanu auf der schimmernden Oberfläche des Sees und betrachteten voller Verwunderung und Ehrfurcht die gewaltigen Kreise, die sich nach dem plötzlichen Auftauchen eines phantastischen Ungeheuers ausbreiteten; oder den grünlichen Schimmer tief unten im Wasser, der von irgendeiner seltsamen phosphoreszierenden Kreatur im Reich der Dunkelheit herrührte. Diese Eindrücke und Szenen werde ich eines Tages ausführlich beschreiben.
Aber, werden Sie fragen, weshalb diese Unternehmungen und warum dieser Aufschub, wenn wir doch alle Tag und Nacht nur auf Mittel und Wege sinnen sollten, wie wir wieder zur Außenwelt zurückkehren könnten? Meine Antwort hierauf ist, daß es keinen unter uns gab, der sich nicht ständig mit unserer Befreiung beschäftigt hätte, daß aber unsere Mühen bisher erfolglos geblieben waren. Eine Tatsache hatten wir sehr schnell feststellen müssen: Die Indianer wollten uns nicht helfen. In jeder anderen Hinsicht erwiesen sie sich als unsere Freunde - man könnte fast sagen, als unsere ergebenen Diener. Aber sobald davon die Rede war, daß sie uns bei Herstellung oder dem Transport eines Steges helfen sollten, wenn wir von ihnen Lederriemen haben wollten oder Lianen, um uns Seile zu flechten, stießen wir auf freundliche, aber unbeugsame Ablehnung. Sie lächelten, zwinkerten uns zu, schüttelten den Kopf, und dabei blieb es. Sogar bei dem alten Häuptling stießen wir auf den gleichen hartnäckigen Widerstand. Nur Maretas, der Jüngling, den wir gerettet hatten, blickte uns unschlüssig an und gab uns durch Gebärden zu verstehen, daß er wegen unserer unerfüllten Wünsche traurig sei.
Seit ihrem Sieg über die Affenmenschen betrachteten sie uns als höhere Wesen, die den Tod in den Rohren ihrer rätselhaften Waffen bei sich trugen. Sie glaubten, solange wir bei ihnen wären, bliebe das Glück ihnen treu. Großzügig wurde jedem von uns eine kleine rothäutige Frau und eine eigene kleine Höhle angeboten - wenn wir für immer bei ihnen auf dem Plateau bleiben wollten. Soweit war alles äußerst friedlich verlaufen, wir zweifelten aber nicht daran, daß wir unsere Abstiegspläne zu gegebener Zeit geheimhalten mußten, denn wir hatten allen Grund zu fürchten, daß die Indianer noch im letzten Augenblick versuchen würden, uns mit Gewalt zurückzuhalten.
Trotz der Gefahr seitens der Dinosaurier bin ich in den vergangenen drei Wochen zweimal nachts zu unserem alten Lager hinübergegangen, um mit unserem Neger zu sprechen. Er hielt immer noch die Stellung unterhalb der Klippen. Angespannt spähten meine Augen über die weite Ebene in der Hoffnung, vielleicht in der Ferne die ersehnte Hilfe nahen zu sehen. Aber kahl und leer dehnten sich die unendlichen, kakteenbewachsenen Flächen bis an die ferne Linie des Bambusgestrüpps aus.
»Jetzt müssen Sie bald kommen, Mr. Malone. Ehe noch eine Woche vergehen, Indianer kommen zurück und bringen Seil und holen Sie runter.«
So lauteten jeweils die ermunternden Zurufe unseres treuen Zambo.
Als ich von meinem zweiten Besuch bei Zambo zurückkam - ich war die ganze Nacht weg gewesen -, ereignete sich etwas Seltsames.
Ich war ungefähr noch eine Meile vom Sumpf der Pterodactylen entfernt, als ich plötzlich eine merkwürdige Gestalt auf dem mir inzwischen wohlbekannten Weg entgegenkommen sah. Es war die Gestalt eines Menschen, der von einem korbähnlichen Geflecht aus dünnen Bambusrohren umgeben war, aus dem lediglich die Beine herausragten. Beim Näherkommen glaubte ich, meinen Augen nicht zu trauen: es war Lord John Roxton. Als er mich sah, schlüpfte er unter seiner komischen Schutzhülle hervor und kam lachend, aber gleichzeitig etwas verwirrt auf mich zu.
»So eine Überraschung«, sagte er. »Wer hätte gedacht, daß wir uns hier begegnen?«
»Was um alles in der Welt haben Sie denn vor?« fragte ich verdutzt.
»Ich will meine Freunde, die Pterodactylen, besuchen«, antwortete er.
»Und wieso das?«
»Weil sie höchst interessante Tiere sind, finden Sie nicht auch? Aber ungesellig. Ungehobelte rauhe Manieren Fremden gegenüber, wie Sie sich wahrscheinlich erinnern werden. Ich habe mir diese Rüstung gebastelt, damit sie mich nicht so herumschubsen können.«
»Trotzdem begreife ich nicht, was Sie da unten in dem Sumpf wollen.«
Lord John sah mich fragend an und zögerte einen Moment lang, bevor er antwortete.
»Nicht nur Professoren sind von Forscherdrang beseelt, mein lieber Malone«, sagte er schließlich. »Ich will mir diese reizenden Tierchen etwas genauer ansehen, und das sollte Ihnen genügen.«
»Verzeihen Sie, ich wollte nicht aufdringlich sein«, sagte ich hastig.
In dem Moment fand Lord John wieder zu seiner sonst üblichen guten Laune zurück, und er lachte.
»Schon gut, Malone. Ich will eines von den Biestern - ein ganz junges natürlich - für Challenger fangen. Das ist ein weiterer Grund. Nein, Sie sollen mich nicht begleiten. Also - bis dann. Bei Einbruch der Dunkelheit bin ich wieder zurück.«
Damit schlüpfte er wieder in seine Rüstung und marschierte weiter.
Wenn Lord Johns Betragen merkwürdig gewesen war, so konnte man das von Professor Challengers Betragen erst recht behaupten. Ich muß an dieser Stelle erzählen, daß er offensichtlich eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf die indianischen Frauen ausübte und deshalb immer mit einem Palmenwedel bewaffnet war, mit dessen Hilfe er sie wie lästige Fliegen verscheuchte.
Ich werde nie vergessen, wie er an jenem frühen Morgen wie ein Operettensultan einherstolzierte, das Zeichen seiner Würde in der Hand, den Bart gesträubt, die Fußspitzen bei jedem Schritt gerade nach vorn gerichtet und einen Schwarm von Indianerfrauen mit großen, glühenden Augen und spärlichen Gewändern aus Baumrinde hinter sich her. Alle paar Meter fuhr er herum und zischte wie ein erboster Gänserich, aber ohne Erfolg.
Und Professor Summerlee, von diesem morgendlichen Spaziergang seines Kollegen völlig unbeeindruckt, saß am Rande des Geschehens und widmete sich der Betrachtung von Insekten und Vögeln, einer Beschäftigung, mit der er den Tag verbrachte, wenn er nicht gerade Challenger Vorwürfe machte, weil dieser immer noch keine Möglichkeit gefunden habe, diesen Zwangsaufenthalt zu beenden.
Challenger war in den letzten Tagen allmorgendlich allein weggegangen und meistens mit der gewichtigen Miene eines Mannes zurückgekommen, der die ganze Last der Verantwortung allein auf den Schultern trägt. Eines Morgens forderte er uns auf, mitzukommen. Den Palmenwedel in der Hand, den Schwarm von Anbeterinnen auf den Fersen, führte er uns zu seiner verborgenen Werkstatt und weihte uns in seine Pläne ein.
Der Schauplatz war eine kleine Lichtung inmitten eines Palmenhains. Hier befand sich jener brodelnde Schlammgeysir, den ich schon beschrieben habe. Daneben lag eine Anzahl von Riemen, die aus einer Iguanodonhaut geschnitten waren, und ein großer Sack - der getrocknete Magen einer Fischechse, wie sich herausstellte. Der Sack war am einen Ende zugenäht, am anderen war eine kleine Öffnung gelassen worden. In dieser Öffnung steckten mehrere Bambusrohre, deren anderes Ende Challenger jetzt in die trichterförmigen Vertiefungen bohrte, aus denen das Gas des Geysirs austrat.
Es dauerte nicht lange, dann glätteten sich die schlaffen Wände des Sacks und schwollen an. Als es den Anschein hatte, als wolle der Sack in die Höhe schweben, band Challenger die Riemen, die daran befestigt waren, wie ich jetzt erst merkte, an Baumstämmen fest. Innerhalb von etwa dreißig Minuten hatte sich ein stattlicher Gasballon gebildet. Der Zug an den Riemen ließ erkennen, daß der Auftrieb beachtlich war.
Challenger stand stolz lächelnd neben seiner Erfindung, strich sich wohlgefällig den Bart und war die Selbstzufriedenheit in Person.
»Sie wollen aber doch hoffentlich nicht von uns verlangen, daß wir mit dem Ding da davonfliegen sollen?« sagte Summerlee mit eisiger Stimme.
»Ich verlange gar nichts, werter Herr Kollege«, entgegne-te der Professor. »Ich will Ihnen lediglich vorführen, welche Kraft der von mir erdachte und gefertigte Flugkörper besitzt. Anschließend, daran zweifle ich keine Sekunde, werden Sie sich ihm bedenkenlos anvertrauen.«
»Das können Sie sich gleich aus dem Kopf schlagen, mein Lieber«, sagte Summerlee im Brustton der Überzeugung. »Keine zehn Pferde bringen mich dazu, eine solche Dummheit zu begehen. Lord John, ich nehme doch an, daß Sie einen derartigen Blödsinn nicht unterstützen.«
»Ein genialer Einfall«, sagte der Edelmann. »Ich bin wirklich gespannt, ob das System auch funktioniert.«
»Es wird funktionieren, da können Sie Gift darauf nehmen«, sagte Challenger. »Seit Tagen zerbreche ich mir den Kopf, wie wir von diesen Klippen wieder herunterkommen. Daß es keinen Tunnel gibt, der nach unten führt, und wir nicht hinunterklettern können, steht fest. Ebenfalls, daß wir keine Brücke zu der Zinne hinüber konstruieren können. Was also dann? Vor einiger Zeit habe ich unseren jungen Freund hier darauf aufmerksam gemacht, daß aus den Geysiren freier Wasserstoff ausströmt. Die Idee, einen Ballon zu konstruieren, war also naheliegend. Ich hatte einige Schwierigkeiten, das gebe ich zu, das Problem des Ballons selbst zu lösen, aber wie Sie sehen, habe ich auch diese Schwierigkeit überwunden. Köpfchen muß man eben haben. Hier das Resultat meines Denkprozesses.«
Er hakte den Daumen in einen Riß seines zerschlissenen Jacketts und deutete stolz auf seine Erfindung.
»Ein Hirngespinst ist das, weiter nichts«, maulte Summerlee.
Doch Lord John war begeistert. »Ein schlauer Fuchs, was?« flüsterte er mir zu und wandte sich an Challenger. »Und worin findet die Reise statt?« fragte er.
»Darum kümmere ich mich jetzt anschließend«, antwortete der Professor. »Die Pläne für Herstellung und Befestigung habe ich bereits im Kopf. Aber erst will ich Ihnen einmal beweisen, daß mein Flugkörper funktioniert.«
»Und uns alle miteinander in die Lüfte hebt?« fragte Summerlee spöttisch.
»Nein, jeden einzelnen, der Reihe nach. Wie an einem Fallschirm wird einer nach dem anderen von den Klippen schweben, und der Ballon wird dann mit Hilfsmitteln, die ich noch anfertigen muß, wieder nach oben gezogen. So, und jetzt ans Werk.«
Er rollte einen großen, in der Mitte eingekerbten Besaitbrocken herbei, an dem man leicht ein Seil befestigen konnte. Dazu benutzte er das Kletterseil, das wir mit aufs Plateau genommen hatten. Es war über hundert Fuß lang und zwar dünn, aber fest. Challenger hatte eine Art Lederkragen angefertigt, an dem zahlreiche Riemen befestigt waren. Diesen Kragen legte er auf die obere Hälfte des Ballons und band die Riemen unten zusammen, so daß sich der durch die Last entstehende Druck auf eine größere Oberfläche verteilte, dann wurde der Basaltbrocken an den Riemen festgebunden. Das freie Ende des Seils wickelte sich der Professor mehrmals um den Arm.
»Ich will Ihnen nun die Tragkraft meines Ballons demonstrieren«, sagte er mit einem Lächeln voll freudiger Erwartung und trennte mit einem Messer die zahlreichen Ankertaue durch.
Der prall gefüllte Sack schoß mit einem mächtigen Ruck in die Luft. Im gleichen Augenblick wurde Challenger von den Füßen gerissen und mit hochgezogen. Es gelang mir gerade noch, die Arme um seine nach oben entschwindende Taille zu schlingen, da wurde auch ich schon in die Lüfte entführt. Lord John packte mich mit hartem Griff um die Beine. Aber ich fühlte, daß auch er schon den Boden unter den Füßen verlor. Für einen Augenblick sah ich vor meinem inneren Auge vier Forschungsreisende wie eine Wurstkette über das Land dahinsegeln, das sie entdeckt hatten, aber zum Glück hatte wenigstens die Tragfähigkeit des Seiles ihre Grenzen, wenn auch die Auftriebskräfte dieser höllischen Maschine beängstigend waren. Es gab einen Knall, und wir lagen unter Seilschlingen auf dem Boden. Als wir uns wieder aufrappelten, sahen wir weit oben im tiefolauen Himmel einen schwarzen Fleck, wo der Basaltbrocken dahinsauste.
»Großartig!« rief der unverwüstliche Challenger und rieb sich den zerschundenen Arm. »Eine gründliche und befriedigende Demonstration! Einen derartigen Erfolg konnte ich nicht erhoffen. Meine Herren, ich verspreche Ihnen, daß in einer Woche der nächste Ballon fertiggestellt ist und Sie fest damit rechnen dürfen, in ihm den ersten Abschnitt unserer Heimreise sicher und bequem zurückzulegen.«
Bis zu dieser Stelle habe ich jedes der Ereignisse sofort anschließend niedergeschrieben. Jetzt beende ich meinen Bericht im alten Lager am Fuße der Felszinne, wo Zambo so lange auf uns gewartet hat. Inzwischen haben wir alle unsere Nöte und Gefahren wie einen Traum auf der Höhe jener rötlichen Felsen zurückgelassen, die sich jetzt wieder hoch vor uns auftürmen. Wir sind heil und sicher - wenn auch auf eine ganz unerwartete Weise - nach unten gelangt. In sechs bis acht Wochen werden wir wieder in London sein. Wer weiß, vielleicht erreicht Sie dieser Brief nicht viel früher, als wir selbst eintreffen. Wie sehr wir uns auf London freuen, brauche ich wohl nicht zu sagen.
Noch am gleichen Abend nach unserem gefährlichen Abenteuer mit Challengers Ballon trat die Wende in unserem Schicksal ein. Ich sagte bereits, daß die einzige Person, die unseren Ausbruchsversuchen gegenüber Verständnis gezeigt hatte, der junge Häuptling war. Er war der einzige, der es ablehnte, daß wir gegen unseren Willen auf dem Plateau festgehalten wurden. In seiner ausdrucksvollen Zeichensprache hatte er uns das deutlich zu verstehen gegeben. An diesem Abend kam er zu unserem Lager herunter, drückte mir eine Rolle aus Bambusrinde in die Hand, deutete auf die Reihen von Höhlen über uns, legte den Finger auf die Lippen zum Zeichen, daß wir nichts verraten sollten, und schlich sich wieder zurück.
Ich trug das Stück Rinde an unser Feuer, in dessen Lichtschein wir es gemeinsam betrachteten. Es war ungefähr einen Fuß lang und halb so breit, und auf der Innenseite befand sich eine Anordnung von Zeichen, die ich hier wiedergebe:
Sie waren mit Holzkohle auf die weiße Oberfläche gezeichnet und sahen wie eine primitive Notenschrift aus.
»Was das auch sein mag, ich möchte schwören, daß es für uns von größter Bedeutung ist«, sagte ich. »Ich habe es seinem Gesicht angesehen.«
»Das ist einwandfrei eine Art Schrift«, sagte Challenger.
»Sieht aus wie Kratzfüße«, bemerkte Lord John, der einen langen Hals machte, um besser zu sehen. Plötzlich streckte er die Hand aus und griff nach der Zeichnung. »Donnerwetter!« rief er. »Ich glaube, ich habe kapiert, was das Gekritzel bedeuten soll. Achtzehn Zeichen, stimmt’s? Und in der Klippenwand da droben sind achtzehn Höhlen.«
»Als er mir das Stück Rinde gegeben hat, hat er nach oben auf die Höhlenöffnungen gezeigt«, sagte ich.
»Dann ist alles klar. Das ist der Grundriß der Höhlen. Achtzehn Stück in einer Reihe, ein paar kurz, ein paar lang, ein paar verzweigt, genau wie wir’s selber gesehen haben. Das Kreuz bezeichnet die Höhle, die viel tiefer als die anderen in den Felsen hineingeht.«
»Eine, die hindurchführt!« rief ich.
»Ich glaube, unser junger Freund hat das Rätsel tatsächlich gelöst«, sagte Challenger. »Wenn die Höhle nicht bis zur anderen Seite durchgeht, verstehe ich nicht, weshalb dieser Mensch, der uns offenbar wohlgesonnen ist, uns auf sie aufmerksam machen sollte. Wenn sie aber durchführt und auf der anderen Seite an entsprechender Stelle herauskommt, dann müssen wir höchstens hundert Fuß absteigen.«
»Einhundert Fuß!« brummelte Summerlee.
»Unser Seil ist gut hundert Fuß lang«, rief ich. »Da kommen wir doch leicht runter.«
»Und die Indianer in dieser Höhle?« wandte Summerlee ein.
»Da sind keine Indianer«, erklärte ich. »Die Höhlen in dieser Wand dienen nur als Lagerräume und Vorratskammern. Warum gehen wir eigentlich nicht gleich hinauf und erkunden das Gelände?«
Auf dem Plateau gibt es ein trockenes, harzreiches Holz, das von den Indianern für Fackeln benutzt wird. Jeder von uns sammelte ein Bündel davon zusammen. Dann stiegen wir über unkrautbewachsene Stufen zu der Höhle hinauf, die auf der Zeichnung markiert war. Wie ich erwartet hatte, war sie leer. Nur eine Meute großer Fledermäuse flog um unsere Köpfe, als wir weiter eindrangen. Da wir nicht die Aufmerksamkeit der Indianer erregen durften, stolperten wir zunächst im Dunkeln dahin, bis wir um mehrere Ecken gebogen und schon ein gutes Stück im Innern der Höhle waren. Dann endlich zündeten wir die Fackeln an. Vor uns lag ein trockener Tunnel, dessen glatte, graue Wände mit symbolischen Zeichnungen bedeckt waren. Ein rundes Dach wölbte sich über uns, und weißer Sand glitzerte unter unseren Füßen.
Wir hasteten weiter, bis wir, bitter enttäuscht, plötzlich zum Halten gezwungen waren. Vor uns eine kompakte Felswand ohne Lücke oder Spalte. Wir waren ratlos. Auch Lord Johns noch so eifriges Suchen brachte keinen Erfolg.
Enttäuscht starrten wir auf dieses unerwartete Hindernis. Die Feldwand war nicht durch Erdbeben gehoben worden, das stand fest, denn sie war von derselben Oberflächenbeschaffenheit wie die Wände des Tunnels. Dies war eine Sackgasse und war es schon immer gewesen.
»Macht nichts, meine Freunde«, sagte der unermüdliche Challenger. »Mein Versprechen auf einen neuen Ballon gilt immer noch.«
»Sind wir nicht vielleicht in der falschen Höhle?« fragte ich.
»Nein, junger Mann«, sagte Lord John und zeigte auf das Stück Rinde. »Siebzehnte von rechts und zweite von links.
Das ist einwandfrei die Höhle, die angekreuzt ist.«
Ich betrachtete das Zeichen und stieß plötzlich einen Freudenschrei aus.
»Ich glaube, ich hab’s! Kommen Sie! Folgen Sie mir!«
Mit der Fackel in der Hand lief ich den Weg zurück, den wir eben gekommen waren.
»Hier«, sagte ich und deutete auf einige Streichhölzer auf dem Boden, »haben wir die Fackeln angezündet.«
»Stimmt.«
»Wenn die Zeichnung stimmt, dann teilt sich die Höhle nach einem geraden Stück in zwei Arme«, sagte ich. »Wir sind im Dunkeln an der Gabelung vorbeigelaufen, weil die Fackeln noch nicht brannten. Der längere Arm biegt nach links ab, und wir sind rechts gegangen.«
Es war, wie ich gesagt hatte. Keine dreißig Meter weiter tat sich eine große schwarze Öffnung in der Wand vor uns auf. Dort entlang liefen wir viele hundert Meter, atemlos vor Ungeduld. Endlich sahen wir in dem schwarzen Gewölbe vor uns einen dunkelroten Lichtschimmer, eine glühende Fläche, die uns den Weg zu versperren schien. Wir hasteten darauf zu. Kein Laut, keine Wärme, keine Bewegung ging davon aus. Aber immer heller glühte der seltsame leuchtende Vorhang vor uns, tauchte die Höhle in silbriges Licht und verwandelte den Sand in Diamantenstaub. Je näher wir an die große glühende Scheibe herankamen, desto deutlicher zeichnete sich ihr Rand ab.
»Donnerwetter, das ist ja der Mond!« schrie Lord John plötzlich. »Wir sind durch! Wir sind durch!«
Es war tatsächlich der Vollmond, der geradewegs durch die Öffnung schien, die auf die Klippen hinausführte. Wir fanden nur einen schmalen Spalt, nicht größer als ein Fenster, aber für unsere Zwecke genügte er vollkommen. Als wir den Kopf hindurchsteckten, sahen wir, daß der Abstieg nicht sehr steil war und der ebene Boden nicht allzu tief unter uns lag. Kein Wunder, daß wir diese Stelle von unten nicht bemerkt hatten, denn die Klippen wölbten sich darüber stark nach außen vor. Wir vergewisserten uns, daß wir mit Hilfe unseres Seils einen Weg nach unten finden konnten, und kehrten dann glückstrahlend zu unserem Lager zurück, um die Vorbereitungen für die Abreise am nächsten Abend zu treffen.
Was wir vorhatten, mußte schnell und heimlich geschehen, denn auch in dieser letzten Stunde konnten uns die Indianer immer noch an unserem Vorhaben hindern. Unsere Vorräte wollten wir zurücklassen, die Gewehre und Patronen natürlich mitnehmen. Mit Challengers Sachen hatten wir die meiste Mühe. Ein Paket, von dessen Inhalt ich nicht sprechen darf, brachte uns schier an den Rand unserer Geduld.
Der Tag wollte nur sehr langsam vergehen. Bei Einbruch der Dunkelheit waren wir fertig. Mit vieler Mühe schaffien wir unsere Sachen die Treppen hinauf und wandten uns dann zurück, um zum Abschied noch einen letzten langen Blick auf dieses seltsame Land zu werfen, das bald von Jägern und Schatzsuchern überlaufen sein wird, für uns aber immer ein Traumland voller Zauber und Romantik bleibt. In diesem Land haben wir viel gelitten, viel gewagt und viel gelernt. »Unser Land«, wie wir es liebevoll nennen werden. Links von uns der warme, rote Feuerschein der bewohnten Höhlen. Am Hang unter uns die lachenden und singenden Stimmen der Indianer. Gegenüber der weite Bogen der Wälder und in der Mitte undeutlich der große See, die Heimat der merkwürdigsten Ungeheuer. Während wir so dastanden und diesen Anblick zum letztenmal in uns aufnahmen, klang ein hoher, wimmernder Schrei durch die Dunkelheit, der Ruf irgendeines unheimlichen Tieres - die Stimme des Maple-White-Landes, die uns einen Abschiedsgruß zurief.
Wir drehten uns um und verschwanden in der Höhle, die zur Heimat führte. - Zwei Stunden später standen wir mit unseren Paketen und all unseren Habseligkeiten am Fuß der Klippen. Bis auf den Transport von Challengers Gepäck hatten wir keinerlei Schwierigkeiten gehabt. Wir ließen zunächst alles an Ort und Stelle liegen und brachen zu Zambos Lager auf. Am frühen Morgen kamen wir dort an und sahen zu unserer großen Verwunderung ein Dutzend Feuer brennen. Der Hilfstrupp war angekommen. Er bestand aus zwanzig Indianern mit Stangen, Seilen und allem, was für die Überbrückung des Abgrundes von Nutzen hätte sein können. Nun werden wir wenigstens mit dem Transport unseres Gepäcks keine Schwierigkeiten haben, wenn wir morgen unseren Rückweg zum Amazonas antreten.
Und damit beschließe ich in glücklicher und dankbarer Stimmung diesen Bericht. Unsere Augen haben große Wunder gesehen, und unsere Seelen sind durch Mühen und Entbehrungen geläutert. Jeder von uns ist auf seine Weise reifer geworden. Es ist möglich, daß wir in Para eine Pause einlegen und uns neue Kleidung beschaffen. Falls wir es tun, wird dieser Brief einen Tag vor uns ankommen. Andernfalls triffi er am gleichen Tag wie wir in London ein. In jedem Falle, mein lieber Mr. McArdle, hoffe ich, Ihnen schon sehr bald die Hand schütteln zu können.