5.

448 pc ... Vierhundertachtundvierzig Parsek von Terra entfernt. Ein Parsek mißt 3,26 Lichtjahre, die Entfernung, die das Licht in dieser Zeit zurücklegt. Das war die gedachte Linie eines kugelförmigen Raumes mit neunhundert Parsek Durchmesser. Hier war die Grenze. Das Gebiet dahinter war, abgesehen von vereinzelten Vorstößen der Pioniereinheiten, unbekannt.

Clarence und seine Männer waren einer der Außenposten; ihr Dienst war gefährlich, und der Kontakt mit der Heimat Terra beschränkte sich auf die Funkverbindungen und auf gelegentliche Besuche von vereinzelten Schiffen. Die ORION hing unbeweglich über dem felsigen Asteroiden ohne Lufthülle, ohne eine Spur von Leben, ohne Licht.

Über die Bordsprechanlage kam McLanes Stimme, knapp und beherrscht: »Antrieb stillegen. Generatoren abschalten. Schiff an MZ 4 verankern.«

Der Erste Offizier schaltete die Geräte ab. Das Summen des Antriebs verstummte.

»Wir stehen genau neunhundert Meter über dem Asteroiden, Cliff«, sagte Helga Legrelle, die eine Messung durchgeführt hatte.

»Und ich empfange immer noch diese verstümmelten Dreiergruppen«, meldete Shubashi und deutete auf die schweren Kopfhörer über seinen Ohren. »Völlig unerklärlich, woher ... «

»Wir werden nachsehen«, sagte McLane. »Ich brauche zwei Freiwillige.«

»Gewöhne es dir doch endlich einmal ab, nach Freiwilligen zu suchen! Niemand geht freiwillig«, sagte Hasso. »Wozu brauchst du mich?«

McLane lachte kurz und freudlos.

»Danke. Du gehst also und nimmst Atan mit.«

»In Ordnung!« sagte Shubashi.

»LANCET I ... Abschußkanal fertigmachen. Druckanzüge anlegen, Waffen mitnehmen!«

Shubashi schüttelte den schmalen Kopf und blickte zu seinem Chef hinüber.

»Wozu die Druckanzüge, Cliff? Die Sauerstoffanlage von MZ 4 ist besser als unsere!«

»Wo eine Funkanlage verrückt spielt, kann auch die Sauerstoffanlage nicht funktionieren. Macht, daß ihr in die LANCET kommt!«

Mit energischen Schritten verließen de Monti, Atan Shubashi und Sigbjörnson die Kommandokanzel. Tamara setzte sich neben McLane in den leeren Sessel und fragte leise: »Warum tun Sie das, Major?«

»Würden Sie an meiner Stelle anders handeln?« fragte McLane aggressiv zurück.

»Ich habe mich an meine Order zu halten«, erwiderte Tamara und betrachtete das Gesicht McLanes.

»Auch ein Robot hält sich nur an seine Order, Leutnant«, gab McLane zu bedenken.

Tamara grinste. »Seit ich Sie kenne, Major, verehre ich die Robots. Sie tun wenigstens ihre Pflicht.«

Cliff zuckte seine Schultern.

»Wozu sind nach Ihrer Meinung dann eigentlich noch Menschen zu gebrauchen?«

»Sie haben nicht ganz unrecht, Major«, sagte Tamara leise und deutete auf die Lichtsignale, die den Weg der drei Personen durch das Schiff markierten. »Ein Robot würde schneller als jeder Mensch ausrechnen können, was dort bei Clarence nicht stimmt.«

Nicht ohne Interesse verfolgte Helga das Gespräch. Zwei Körper, die wie eine Kreuzung zwischen einer Kugel und einem linsenförmigen Objekt aussahen, auf der Oberschale mit einer Anzahl kleiner Plexol-kuppeln ausgerüstet waren und eine Schleuse besaßen, befanden sich auf beiden Seiten der zentralen Kommandokanzel im Schiff. Zwei Schleusensysteme der ORION-Oberfläche schlossen die Startschächte ab. Ein Magnetfeld startete die LANCET.

Sigbjörnson und Shubashi kamen den gewundenen Gang entlang, während de Monti den Kontrollstand betrat. Die beiden Männer schlossen die Säume ihrer enganliegenden Raumanzüge mit den durchsichtigen Helmen und blieben vor der Schleuse des Beibootes stehen. Mit einem Knistern erwachte der Helmfunk.

»Alles klar, Hasso?« fragte Atan und tastete nach dem Griff der Strahlwaffe.

»Die Aggregate funktionierten zuverlässig wie immer, Atan!« erwiderte Hasso und drückte auf den großdimensionierten Schalter. Geräuschlos verschwand die äußere Schleusentür im Rumpf des Bootes. Hinter den Männern fuhr die Drucksicherung in die Kontakte; sie schützte das Schiffsinnere vor dem Vakuum des Alls.

Die Männer bestiegen den Körper an der Unterseite, schlossen beide Schleusentüren und gingen die Schrägfläche hoch. Die LANCET war nicht mehr als eine plattgedrückte Hohlkugel mit zahlreichen Versorgungseinheiten und einem karg ausgestatteten Inneren.

»LANCET I fertig zum Abschuß!« ertönte es über die Bordsprechanlage.

»Danke, LANCET!« sagten McLane und de Monti wie aus einem Munde. De Monti kontrollierte die einzelnen Anzeigen seines Armaturenbretts.

»LANCET, bitte T.O.R.B.« sagte er knapp.

Sigbjörnson nahm die Überprüfung der Aggregate vor.

»Treibstoff und Maschine - klar!« sagte er. »Oxy-gen - klar. Radio - einwandfrei. Batterien - volle Ladungen.«

Bordsprechanlage: »Commander, wir sind soweit!«

McLane stand über Videophon mit der LANCET und mit de Montis Startkabine in Verbindung. Der Commander sagte: »Start freigegeben.«

»... vier - drei - zwei - eins - null!«

Drei Dinge geschahen fast gleichzeitig. Sie brachten den kugelförmigen Körper, der acht Meter Durchmesser besaß, vom Schiff weg.

De Monti öffnete die Schleuse, schaltete die magnetische Rampe ein und sah, daß die Blöcke auf den Startschienen nach oben schnellten. Sie hingen an der Wandung der LANCET fest und schoben, mit einer Beschleunigung von nur vier g, das Beiboot senkrecht aus der ORION.

Dann, nachdem die Magnete abgefallen waren, schloß sich die Schleuse wieder. Die LANCET war im Raum ...

McLane, Helga Legrelle und Tamara Jagellovsk beobachteten den Sichtschirm vor dem Pult. Deutlich sichtbar schwebte die LANCET mit den zwanzig erleuchteten Kuppeln zwischen dem Schiff und dem Asteroiden. Dann feuerte Hasso kurz mit den Triebwerken und steuerte die Kugel »hinunter« auf den Asteroiden. Über Bordsprechanlage kamen die ge-murmelten Sätze, mit denen sich Hasso und Atan in der LANCET verständigten.

Der Monitor direkt über McLanes Blickfeld zeigte einen Ausschnitt der kleinen Kabine. Schweigen. Niemand wagte ein Wort zu sagen.

McLane hatte ein Gefühl für Gefahren; er war schon sehr lange im Raum. Er wußte nicht, was auf MZ 4 vorging, aber er wußte, daß Atan und Hasso einem Geheimnis entgegensteuerten. Es war eine Ahnung, die sich nicht durch sachliche Fakten begründen ließ.

»Hasso?« fragte er endlich.

Das Beiboot war nur noch hundert Meter von der Oberfläche des Asteroiden entfernt.

»Ja?«

»Könnt ihr etwas Ungewöhnliches erkennen?« fragte der Commander besorgt.

»Nichts, Cliff. Wir sehen nur, daß alles wie ausgestorben liegt.«

»Bitte sofort benachrichtigen, wenn etwas geschieht, ja?«

»Selbstverständlich«, versprach Hasso.

Als die LANCET fünfundsiebzig Meter von der felsigen Oberfläche entfernt war, schlug der dünne Zeiger eines Instruments stark aus und fiel eine Zehntelsekunde später wieder in seine Ausgangsstellung zurück. Hasso bemerkte es und wollte eine Meldung durchgeben. Aber da verschwand die Kugel mit den hellen Lichtbuckeln darauf bereits in der Dunkelheit eines dreißig Meter tiefen Landeschachtes.

Die Stimmen klangen auf seltsame Weise unpersönlich. Sie wurden von den winzigen Mikrophonen aufgefangen, die in den Halsblenden der Helme untergebracht waren. Antennen auf den Schultern strahlten sie ab, Lautsprecher in Ohrhöhe gaben die Worte wieder. Hasso und Atan schalteten die Mikrogeräte ihrer Armbänder ein und verließen die LAN-CET.

Schritte ... Sie klangen dunkel verschwommen, waren fast unhörbar. Die hochempfindlichen Mikrophone in den Raumanzügen nahmen die Schwingungen auf und gaben sie wieder.

»Zur Schleuse, Atan«, sagte Hasso leise.

Schweigend legten sie die zwanzig Meter zurück und standen vor der Schleuse. Atan Shubashi hielt seine Hand vor die Photozelle und wartete, bis sich die Schleuse öffnete. Die Männer betraten Sekunden später das Korridorsystem der Relaisstation. Sigbjörnson blickte auf sein Armbandfunkgerät. Das leuchtende Dreieck einer gleitenden Skala deutete auf einen seltsamen Wert. Null!

»Halt, Atan!« sagte Sigbjörnson scharf. Sein Blick drückte Verwunderung aus.

»Was ist los?« fragte die Stimme neben seinen Ohren.

»Sieh einmal auf deinen Druckanzeiger. Hier in diesem Abschnitt der Gänge ist etwa soviel Sauerstoff wie in einem Aquarium.«

Die beiden Männer standen vor einem dunklen Gang. Nicht einmal die Notbeleuchtung brannte.

»Die hydroponische Anlage oder die Umwälzer müssen ausgefallen sein«, sagte Shubashi.

»Und die Generatoren sind ebenfalls stillgelegt«, stellte sein Partner fest.

»Hier ist etwas geschehen ...« sagte Hasso und ließ den Satz unbeendet. Die Männer blickten noch einmal auf ihre Anzeigen: Keinerlei Sauerstoffdruck in dem Korridor. Dann schalteten sie die Lampen ein. Zwei starke Lichtstrahlen wanderten vor den Raumfahrern her, als diese langsam in das Gangsystem eindrangen. Die Stille und die Dunkelheit waren gespenstisch.

»Hörst du?« flüsterte Hasso plötzlich.

Beide Männer blieben stehen, als seien sie gegen eine unsichtbare Mauer geprallt. Die Sendeenergie des MZ 4-Gerätes schien derart stark zu sein, daß die Zeichen sogar durch den Helmfunk zu hören waren. Die Dreiergruppen des geheimnisvollen Kodes waren genau und scharf.

»Ja, ich höre«, erwiderte Atan ebenso leise.

Die Männer sahen sich durch das Quarzglas der Helme an. Atans Hand tastete sich hinunter zu der Waffe am Gürtel. Langsam setzten Atan und Hasso einen Fuß vor den anderen. Sie durchquerten den langen Korridor mit seinen wabenartigen Wänden und kamen bis auf einen Kreuzungspunkt. Drei weitere Stollen mündeten in den zylindrischen Raum. Auch hier sahen die Männer nur, was die Kegel ihrer Lampen aus dem Dunkel rissen.

»Hasso - links!« flüsterte Atan Shubashi. In die schwarzen Augen des Mannes kam ein gefährliches Glitzern.

Wie auf Kommando zogen die Männer die Strahlwaffen. Der spitze Dorn des Projektors wies auf die stählerne Tür. Langsam schwang die sechseckige Tür zum Mittellager auf und drehte sich um neunzig Grad. Atan und Hasso gingen zu beiden Seiten der Platte langsam und wachsam in den Raum hinein. Es war die halbautomatische Funkzentrale von MZ 4.

Schlagartig hörten die schwachen Funkzeichen auf.

Zwei Lichtkreise huschten über Schalter, über die komplizierten Anordnungen von Röhren und Twistoren, über vielfarbige Kabel und massive Bausteine von Abdeckungselementen. Sie blieben in der Form einer Acht auf den schwach leuchtenden Skalen der Sendeanlage liegen.

Sigbjörnson kam näher heran. Der Lichtkreis wurde kleiner und intensiver. Eine Sekunde später stand Shubashi neben ihm.

»Sieh dir das an!« sagte er leise.

Der Raum war leer, die Sessel und die Tische waren verwaist. Herumliegende Gegenstände zeigten an, daß die Möbelstücke vor kurzer Zeit noch benutzt worden waren. Es schien, als sei die Besatzung in wilder Flucht davongestoben. Das harte Klicken, mit denen die Männer die Außenmikrophone einschalteten, war in den Lautsprechern. Es war sicherer so, obwohl die fehlende Luft außerhalb der Anzüge keine Schallwellen leitete.

»Die Impulsscheibe steht auf einer Frequenz, die nur selten Geräte empfangen können«, stellte Shubashi fest. »Gut, daß unsere ORION eines der modernsten Schiffe ist. Sonst hätten wir die Dreierkombinationen nicht hören können.«

Hasso drehte sich um einhundertachtzig Grad. Nichts war zu sehen. Kein Laut war zu hören.

»Irgendwo müssen Clarences Männer doch stek-ken!« sagte er halblaut.

»Ich habe das Gefühl, daß sie geflohen sind«, erwiderte Atan.

»Weiter!«

Sie verließen den Funkraum und öffneten eine weitere Tür. Die Leichtigkeit der Bewegung bewies, daß auch jenseits der Tür kein Luftdruck herrschte. Der Nebenraum schien ebenfalls leer zu sein. Sigbjörnson ging voran. Es war ein Raum, der für den Bereitschaftsdienst des Funkpersonals eingerichtet zu sein schien.

»Leer?« flüsterte Hasso mit unterdrückter Erregung.

Nur die Lampen verstreuten ihr Licht durch den Raum. Die Kegel wischten über Regale mit Lesespulen, mit selbstgefertigten Zeichnungen an den Wänden und mit den ausgeschalteten Skalen einer mächtigen Stereoanlage. Plötzlich stieß Hasso einen unterdrückten Schrei aus.

»Hier!«

Der Lichtstrahl aus der Höhe seines Anzugsgürtels beleuchtete ein gespenstisches Bild. Zwei Männer saßen vor ihnen. Sie waren mitten in der Bewegung erstarrt. Vor ihnen standen Teller mit Essensresten. Neben einem der Teller lag aufgeschlagen eines jener kleinen Bücher in Dünndruckausgabe, ein typisches Erzeugnis für Raumfahrer.

»Jim und Francois?« wisperte Shubashi entsetzt.

»Tot. Erstarrt. Mitten in der Bewegung ...«

Die zwei Männer blieben neben der Eßnische stehen und betrachteten erschrocken die Szene. Die Gesichtshaut und die Haut der Hände der unglücklichen Opfer begann sich bereits zu verfärben; die zahllosen geplatzten Äderchen boten ein Bild des Grauens.

»Das ist eine neue Art des Sterbens«, flüsterte Atan Shubashi. »Wer stirbt mitten in der Bewegung, die Gabel in der Hand und die Augen auf die Seiten eines Buches gerichtet?«

Atan wirbelte herum und hastete zur nächsten Tür.

Hasso Sigbjörnson folgte ihm mit gezogener Waffe. Die Männer wußten jetzt, daß in der Station ein unheimlicher Feind auf sie lauerte. Die Tür rollte ohne ein Geräusch zurück in die Wand. Neben der Tür zeigte ein Schild in Augenhöhe an, daß die Männer vor der Zentrale standen.

»Vorsicht, Hasso!« mahnte Atan.

Nebeneinander kamen die Männer näher.

Vor ihnen: Eine riesige Sternenkarte des betreffenden und der nebenliegenden Kuben. Erloschen ... Die Projektion war zweidimensional. Die riesige runde Karte war an Decke und Boden befestigt, und auf einem Kreis von acht Metern Durchmesser waren unzählige Sternpositionen vermerkt.

»Da!«

Wie Wasser breiteten sich die beiden Lichtkegel aus. Sie glitten über den Boden, erreichten die Füße eines Mannes und kletterten am Körper hoch. Es war Clarence. Er stand hochaufgereckt da, und seine Hand wies fast senkrecht nach oben und deutete auf eine Konstellation dreier Sonnen, die von den dünnen Ringen der Planetenbahnen umgeben waren. Neben Clarence saß ein zweiter Mann an der Eingabetastatur eines Computers. Beide waren tot. Mitten in der Bewegung hatte sie jener unsichtbare Feind getroffen.

»Ich kenne viele Möglichkeiten, jemanden umzubringen«, flüsterte Atan, als fürchte er, seine Stimme könnte den Gegner zueinem weiteren Angriff herausfordern, »aber das ist eine besonders teuflische Art.«

»Mit der Sauerstoffanlage kann es nichts zu tun haben«, sagte Hasso und sah sich um. »So sieht jemand, der erstickt ist, nicht aus.«

Atan berührte mit seinem dünnen Handschuh die Wand.

Ein plötzliches Summen übertrug sich durch den metallvergüteten Anzug. Es ging von den Wänden aus.

»Die Luftumwälzanlage läuft«, sagte der Astroga-tor. »Aber sie transportiert kein Gas mehr.«

Die Männer gingen auf die Tür zu. Als sie vor der Metallplatte standen und ihre Hände an den Rahmen legten, vernahmen sie weitere Vibrationen. Es war, als gehe im anschließenden Raum eine schwere Gestalt vorbei. Die schrittartigen Rhythmen näherten sich, hielten inne und entfernten sich wieder. Die Männer sahen sich an. Dann nickte Atan unmerklich.

Langsam öffnete sich die Tür - Zentimeter um Zentimeter. Die Handschuhe der Männer bremsten die Bewegung ab. Überall war Dunkelheit. Aber in dem Maschinenraum, der vor ihnen lag, bewegte sich eine helle Erscheinung von rechts nach links. Innerhalb einer Sekunde begriffen die Männer, daß sie einen der unheimlichen lautlosen Feinde vor sich hatten. Die Gestalt war unzweifelhaft humanoid. Sie sah aus wie der abgerundete Umriß eines Menschen aus Glas. Das milchigweiße Material des Körpers leuchtete von innen heraus, und Atan erkannte ein Nervensystem, das aus schwarzen Fäden verschiedener Dicke zu bestehen schien. Er stieß mit dem Ellenbogen seinen Freund an. Im gleichen Moment blieb das Wesen stehen.

Es stand vor einem Schrank mit zusammengesetzten Schaltelementen. Durch den Körper leuchteten die Griffe von Schaltern und Kipptasten. Dann hob das Wesen - noch immer lautlos - einen Arm und deutete auf die beiden Männer.

»Feuer!« stieß Hasso atemlos hervor.

Aus den Zungen der Projektoren brachen zwei dünne Strahlen und tauchten den Raum in blauweiße Helligkeit. Sie vereinigten sich in Brusthöhe im Körper des Fremden. Dann sahen die Männer der ORION, daß die Strahlen aus den mörderischen Waffen den Körper glatt durchschlugen und auf den Schalterschrank auftrafen. Das Metall der Front schmolz und sprang in einem Funkenregen weg. Atan zielte auf den Kopf des fremden Wesens. Wieder spannte sich ein fadendünner vernichtender Strahl von der Projektorspitze bis zu dem Wesen. Nichts!

Das Wesen blieb zwei, drei Sekunden stehen. Dann wandte es sich ab und ging weiter nach links. Ein wuchtiger Maschinenblock entzog den Fremden den Blicken der beiden Männer.

Shubashi und Sigbjörnson blickten sich voller Entsetzen an und zogen sich zurück. Vor ihren Gesichtern schloß sich die stählerne Tür wieder. Der Astro-gator sagte atemlos: »Hasso - was war das?«

Verwirrt schüttelte der Ingenieur den Kopf.

»Auf keinen Fall ein menschliches Wesen.«

»Die Strahlen gingen einfach durch diesen Körper hindurch ...« flüsterte Atan. »Und unsere Waffen sind imstande, Stahl zu schmelzen. Was hat dieses Wesen aushalten können?«

»Extraterrestrier«, stellte Hasso fest. »Sie sind an der Grenze eingedrungen, und niemand weiß, woher sie kommen. Wir müssen sofort die ORION benachrichtigen!«

Augenblicklich schaltete Hasso erhöhte Sendeenergie ein.

»Sigbjörnson auf MZ 4 ruft ORION VII!« rief er.

De Monti meldete sich sofort. Seine Stimme klang besorgt.

»Was gibt es, Hasso?«

Mit gehetzter Stimme antwortete Sigbjörnson: »Clarence und seine Leute leben nicht mehr. Sie sind auf eine merkwürdige Weise umgekommen. Verstehst du?«

McLanes Stimme überlagerte das erschreckte Ausatmen des Ersten Offiziers.

»Wir verstehen, Hasso. Weiter!«

»Wir haben einen Extraterrestrier gesehen und auf ihn geschossen, Cliff. Er kümmerte sich nicht darum. Die Strahlen gingen einfach durch ihn hindurch!«

»Wie?« schrie McLane, »hier, in diesem Raumkubus? Das kann doch nicht möglich sein!«

Beschwörend rief Hasso: »So ist es, Cliff. Wir haben es genau gesehen! Der Fremde war immun gegen unsere Strahlwaffen.«

»Wo seid ihr?« fragte McLane knapp.

»Im Kontrollraum.«

»Haben die Fremden euch bemerkt, Hasso?«

»Höchstwahrscheinlich, wenn sie nicht gerade blind waren. Es besteht eine geringe Chance, daß sie uns für Robots hielten. Immerhin leben wir noch.«

»Sofort zurück in die LANCET, Jungens!« schrie McLane. »Und Schnellstart! Ihr müßt sofort den Asteroiden räumen!«

Загрузка...