KAPITEL ZWÖLF

—————

IN DEM

FAT CHARLIE

MEHRERES

ZUM

ERSTEN MAL

MACHT

—————


DAS HOTEL DOLPHIN HATTE EINEN CONCIERGE. Er war ein junger Brillenträger und er las in einem Taschenbuch, auf dessen Deckel eine Rose und ein Revolver abgebildet waren.

»Ich versuche jemanden zu finden«, sagte Fat Charlie.

»Hier auf der Insel.«

»Wen denn?«

»Eine Dame namens Callyanne Higgler. Sie kommt aus Florida. Eine alte Freundin meiner Familie.«

Der junge Mann klappte nachdenklich sein Buch zu, dann sah er Fat Charlie mit zusammengekniffenen Augen an. Wenn jemand in einem Taschenbuch so etwas macht, erzeugt das sofort den Eindruck von Gefahr und Wachsamkeit, aber bei dem jungen Mann sah es eigentlich nur so aus, als versuche er nicht einzuschlafen. Er sagte: »Sind Sie der Mann mit der Limone?«

»Was?«

»Der Mann mit der Limone?«

»Ah. Ja, vermutlich.«

»Kann ich sie mal sehen?«

»Meine Limone?«

Der junge Mann nickte ernst.

»Nein, das geht nicht. Sie ist in meinem Zimmer.«

»Aber Sie sind der Mann mit der Limone.«

»Können Sie mir helfen, Mrs. Higgler zu finden? Gibt es irgendwelche Higglers auf der Insel? Haben Sie ein Telefonbuch, in dem ich nachgucken könnte? Ich hatte eigentlich gehofft, ein Telefonbuch in meinem Zimmer zu finden.«

»Ist’n ziemlich gebräuchlicher Name, nicht?«, sagte der junge Mann. »Das Telefonbuch nützt einem da nicht viel.«

»Wie gebräuchlich kann denn so ein Name sein?«

»Na ja«, sagte der junge Mann. »Zum Beispiel ich, ich bin Benjamin Higgler. Und sie da drüben, an der Rezeption, die heißt Amerila Higgler.«

»Oh. Alles klar. Jede Menge Higglers auf der Insel. Verstehe.«

»Ist sie wegen dem Musikfestival auf der Insel?«

»Was?«

»Dauert die ganze Woche.« Er reichte Fat Charlie einen Handzettel, dem zu entnehmen war, dass Willie Nelson (abgesagt) das Programm des Musikfestivals von St. Andrews als Top-Act krönen würde.

»Warum hat er abgesagt?«

»Aus dem gleichen Grund wie Garth Brooks. Hat ihnen keiner gesagt, dass es die Veranstaltung überhaupt gibt.«

»Ich glaube nicht, dass sie zum Musikfestival will. Ich muss sie wirklich unbedingt aufspüren. Sie hat etwas, das ich suche. Sagen Sie, wenn Sie an meiner Stelle wären, wie würden Sie die Suche angehen?«

Benjamin Higgler griff in eine Schublade und zog eine Karte der Insel hervor. »Wir sind hier, gleich südlich von Williamstown …«, begann er, indem er den Punkt mit einem Filzstift markierte. Alsdann entwarf er einen Schlachtplan für Fat Charlies Suchaktion, indem er die Insel in Abschnitte einteilte, die problemlos an einem Tag per Fahrrad abgedeckt werden konnten. Dazu kennzeichnete er jeden Rumladen und jedes Cafe durch ein Kreuz. Und er malte einen Kreis neben jede Sehenswürdigkeit.

Anschließend vermietete er Fat Charlie ein Fahrrad. Fat Charlie radelte Richtung Süden.

Es gab Informationskanäle auf Saint Andrews, mit denen Fat Charlie, der im Grunde der Ansicht war, dass Kokospalmen und Handys einander ausschließen müssten, nicht gerechnet hatte. Es schien überhaupt keine Rolle zu spielen, mit wem er sprach: alte Männer, die im Schatten saßen und Dame spielten; Frauen mit Brüsten wie Wassermelonen, einem Hintern wie ein Liegestuhl und einem Lachen wie eine Spottdrossel; eine seriöse junge Frau in der Touristeninformation; ein bärtiger Rasta mit einer grünrot-gelben Strickmütze und etwas, das wie ein wollener Minirock aussah sie alle hatten die gleiche Antwort parat.

»Sind Sie der mit der Limone?«

»Vermutlich, ja.«

»Zeigen Sie uns die Limone.«

»Die ist im Hotel. Hören Sie, ich bin auf der Suche nach Callyanne Higgler. Sie ist ungefähr sechzig. Amerikanerin. Hat einen großen Kaffeebecher in der Hand.«

»Nie von gehört.«

Mit dem Fahrrad um die Insel zu fahren, das war, wie Fat Charlie bald feststellte, nicht ganz ungefährlich. Hauptfortbewegungsmittel auf der Insel war der Minibus: Nicht zugelassen, kaum verkehrstüchtig und immer überfüllt, rasten die Minibusse hupend und mit kreischenden Bremsen über die Insel, fegten auf zwei Rädern durch die engen Kurven und verließen sich darauf, dass das Gewicht der Fahrgäste sie vor dem Umkippen bewahren würde. Fat Charlie wäre schon am ersten Tag wohl ein Dutzend Mal über den Haufen gefahren worden, wäre nicht das tiefe Schlagzeug-und-Bass-Wummern gewesen, das zuverlässig aus sämtlichen Busanlagen dröhnte: Er konnte es schon in der Magengrube spüren, bevor er die Motoren hörte, und so hatte er ausreichend Zeit, sein Fahrrad an den Straßenrand zu steuern.

Wenn man auch keine der Personen, die er ansprach, als ausgesprochen hilfreich bezeichnen konnte, so waren sie doch allesamt überaus freundlich. Fat Charlie hielt auf seiner Tagestour in den Süden mehrmals an, um seine Wasserflasche wieder aufzufüllen, in Cafes ebenso wie in Privathäusern. Alle waren hocherfreut, ihn zu sehen, selbst wenn sie nicht das Geringste über Mrs. Higgler wussten. Er kehrte rechtzeitig zum Abendessen ins Hotel Dolphin zurück.

Tags darauf wandte er sich gen Norden. Auf dem Bückweg nach Williamstown, am späteren Nachmittag, hielt er oben auf einer Klippe, stieg ab und schob sein Fahrrad hinunter zum Eingangstor eines luxuriösen Hauses, das ganz für sich lag, mit einer herrlichen Aussicht auf die Bucht. Er drückte auf den Knopf der Freisprechanlage und sagte Hallo, aber er bekam keine Antwort. Ein großes schwarzes Auto stand in der Auffahrt. Fat Charlie vermutete bereits, dass niemand zu Hause sei, aber da bewegte sich der Vorhang in einem der oberen Zimmer.

Er drückte erneut auf den Knopf. »Hallo«, sagte er.

»Wollte nur fragen, ob ich hier vielleicht meine Wasserflasche auffüllen könnte.«

Immer noch keine Antwort. Vielleicht hatte er sich nur eingebildet, dass jemand am Fenster gewesen sei. Überhaupt schien er, seit er hier auf der Insel war, verstärkt dazu zu neigen, sich allerlei Dinge einzubilden: Gerade stellte er sich vor, dass er beobachtet werde, nicht aus dem Haus, sondern aus den Büschen heraus, die an die Straße grenzten. »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte er in die Sprechanlage und bestieg wieder sein Fahrrad. Von hier bis Williamstown ging es nur noch bergab. Sicherlich würde er auf dem Weg noch an dem einen oder anderen Cafe vorbeikommen, oder an einem anderen Haus, einem freundlicheren.

Er war schon ein Stück vorangekommen die Klippen waren zu einer recht steilen, zum Meer abfallenden Anhöhe geworden, als ein schwarzes Auto hinter ihm auftauchte und mit aufheulendem Motor beschleunigte. Zu spät erkannte Fat Charlie, dass der Fahrer ihn nicht gesehen hatte, denn plötzlich schrammte das Auto am Fahrradlenker entlang, Fat Charlie verlor das Gleichgewicht und purzelte unversehens mitsamt dem Fahrrad den Hügel hinunter. Das schwarze Auto fuhr weiter.

Fat Charlie konnte den Sturz auf halbem Wege nach unten auffangen. »Das hätte übel ausgehen können«, sagte er laut. Der Lenker war total verbogen. Er hievte das Rad den Hügel hinauf und auf die Straße zurück. Ein tiefes Bassdröhnen machte ihn auf das Nahen eines Minibusses aufmerksam, er winkte und hielt ihn an.

»Kann ich mein Fahrrad hinten reinpacken?«

»Kein Platz«, sagte der Fahrer, holte dann aber eine Reihe von Gurten unter seinem Sitz hervor, mit deren Hilfe er das Fahrrad auf dem Dach des Busses befestigte. Anschließend grinste er. »Sie müssen der Engländer mit der Limone sein.«

»Ich habe sie nicht bei mir. Sie ist im Hotel.«

Fat Charlie zwängte sich ins Innere des Busses, wo sich der dröhnend basslastige Sound erstaunlicherweise als der Deep-Purple-Song »Smoke on the Water« entpuppte. Er klemmte sich neben eine ausladende Frau, die ein Huhn auf dem Schoß hatte. Hinter ihm ließen sich zwei weiße Mädchen über die Partys aus, die sie in der Nacht zuvor besucht hatten, und über die Unzulänglichkeiten der diversen Verehrer, die sie im bisherigen Verlauf ihrer Ferien durchprobiert hatten.

Fat Charlie bemerkte das schwarze Auto einen Mercedes, als es die Straße wieder hochgefahren kam. Es hatte eine lange Schramme an der Seite. Er fühlte sich schuldig und hoffte, dass sein Fahrrad die Lackierung nicht allzu sehr zerkratzt hatte. Die Wagenfenster waren so dunkel getönt, dass man nicht wusste, ob das Auto sich nicht möglicherweise selbst fuhr …

Dann tippte eins der weißen Mädchen Fat Charlie auf die Schulter und fragte ihn, ob er von irgendwelchen guten Partys heute Abend auf der Insel wüsste, und als er dies verneinte, erzählte sie ihm von der Party, die sie vor zwei Nächten besucht hatte, in einer Höhle, wo es einen Swimmingpool, ein cooles Soundsystem, Scheinwerfer und alles gegeben habe, und infolge dieser Ablenkung entging es Fat Charlie vollkommen, dass der schwarze Mercedes inzwischen dem Minibus nach Williamstown folgte und erst wieder seiner Wege fuhr, nachdem Fat Charlie sein Rad vom Dach des Minibusses gehievt hatte (»nächstes Mal sollten Sie aber die Limone mitnehmen«) und es ins Foyer des Hotels trug.

Erst danach kehrte der Mercedes zum Haus auf der Klippe zurück.

Benjamin, der Concierge, untersuchte das Fahrrad und sagte Fat Charlie, er solle sich keine Gedanken machen, bis morgen früh sei es repariert und praktisch wieder wie neu.

Fat Charlie ging auf sein unterwasserfarbenes Zimmer, wo seine Limone wie ein kleiner grüner Buddha auf der Arbeitsplatte lag.

»Du bist keine Hilfe«, teilte er der Limone mit. Das war unfair. Es war schließlich nur eine Limone, ohne irgendwelche besonderen Eigenschaften. Sie gab ihr Bestes.


—————


GESCHICHTEN SIND Netzwerke, jeder Strang mit dem anderen verknüpft, und man folgt jeder Geschichte bis zur Mitte, denn die Mitte ist das Ende. Jede Person ist ein Erzählstrang.

Zum Beispiel Daisy.

Daisy hätte sich nicht bei der Polizei halten können, wenn sie nicht eine vernünftige Seite gehabt hätte, die im Großen und Ganzen auch das war, was die Mitwelt von ihr zu sehen bekam. Sie achtete das Gesetz und sie achtete die Regeln. Es war ihr bewusst, dass viele dieser Regeln vollkommen willkürlich waren. Beschlüsse darüber, wo man parken konnte, zum Beispiel, oder zu welchen Zeiten die Geschäfte öffnen durften, dass aber selbst diese willkürlichen Regeln dem großen Ganzen dienten. Sie gaben der Gesellschaft Halt. Sie hielten die Dinge an ihrem Platz.

Ihre Mitbewohnerin Carol war ernsthaft der Ansicht, sie sei durchgedreht.

»Du kannst nicht einfach abhauen und sagen, du machst Ferien. So funktioniert das nicht. Du bist hier nicht in irgend so einer Polizeiserie im Fernsehen, weißt du. Du kannst nicht rund um die Welt düsen, um irgendwelche Spuren zu verfolgen.«

»Na, in dem Fall mach ich’s dann eben nicht«, hatte Daisy unwahrheitsgemäß erwidert. »Dann mache ich halt nur Ferien.«

Sie sagte es dermaßen überzeugend, dass es der vernünftigen Polizistin, die irgendwo in ihrem Hinterkopf wohnte, vor Schreck erst einmal die Sprache verschlug, bevor sie ihr dann aber ganz genau darzulegen begann, was sie, Daisy, im Begriff war, falsch zu machen, angefangen damit, dass es ein ganz und gar ungenehmigter Urlaub war, den sie machen wolle – was, murmelte die vernünftige Polizistin, praktisch einer Pflichtverletzung gleichkomme.

Von diesem Punkt ausgehend, wurde die Zurechtweisung während der Fahrt zum Flughafen fortgesetzt und dann auch während des gesamten Fluges über den Atlantik. Eindringlich wurde darauf hingewiesen, dass, selbst wenn sie um einen untilgbaren Tadel in der Personalakte herumkäme, geschweige denn darum, sofort und hochkant aus dem Polizeidienst zu fliegen, und selbst wenn sie Grahame Coats tatsächlich aufspürte selbst also in diesem unwahrscheinlichen Fall gäbe es nichts, was sie dann tun könnte. Die Königliche Polizei lehnt es ab, Kriminelle im Ausland zu verhaften, geschweige denn zu entführen, und es war zu bezweifeln, dass Daisy Grahame Coats würde überreden können, freiwillig mit nach England zurückzukehren.

Erst als Daisy dem kleinen Flugzeug aus Jamaica entstieg und die – erdige, würzige, feuchte, fast süße – Luft auf Saint Andrews schmeckte, hörte die vernünftige Polizistin auf, ihr den puren verblendeten Irrsinn ihres Vorhabens auseinanderzusetzen. Das lag daran, dass sie von einer anderen Stimme übertönt wurde. »Nehmt euch in Acht, ihr Bösewichter!«, sang diese. »Hütet euch, Diebe und anderes Gelichter!«, und Daisy marschierte im Rhythmus dieses Gesangs. Grahame Coats hatte in seinem Büro eine Frau ermordet, und er war ungeschoren davongekommen. Er hatte es praktisch vor Daisys Nase getan.

Kopfschüttelnd holte sie ihren Koffer vom Band, teilte dem Beamten der Einwanderungsbehörde fröhlich mit, dass sie gekommen sei, ihre Ferien hier zu verbringen, und ging dann hinaus zum Taxistand.

»Ich möchte ein Hotel, das nicht zu teuer, aber auch nicht eklig ist, bitte«, sagte sie zum Taxifahrer.

»Da weiß ich genau das Richtige für Sie, Darlin’«, sagte er. »Steigense ein.«


—————


SPIDER ÖFFNETE DIE AUGEN UND STELLTE FEST, dass er, auf dem Bauch liegend, gefesselt war. Seine Arme waren an einem großen, vor ihm in die Erde gerammten Pflock befestigt. Er konnte die Beine nicht bewegen und auch den Kopf nicht weit genug drehen, um nach hinten zu blicken, aber er hätte darauf wetten mögen, dass auch die Beine auf gleiche Weise festgebunden waren. Die körperliche Anstrengung bei dem Versuch, sich aufzurichten und hinter sich zu blicken, hatte zur Folge, dass seine Schrammen zu brennen begannen.

Er öffnete den Mund, worauf dunkles Blut sabbernd auf den staubigen Boden tropfte und ihn einnässte.

Er hörte ein Geräusch und drehte den Kopf, so weit es ging. Eine weiße Frau stand da und sah neugierig zu ihm hinunter.

»Alles in Ordnung? Blöde Frage. Bei Ihrem Zustand. Ich nehme an, Sie sind auch so ein Duppy. Habe ich recht?«

Spider überlegte. Er glaubte nicht, dass er ein Duppy sei.

Er schüttelte den Kopf.

»Es ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Ich bin offensichtlich selbst ein Duppy. Ich hatte den Ausdruck vorher noch nie gehört, aber auf dem Weg hierher bin ich einem ganz reizenden alten Gentleman begegnet, der mir alles darüber erzählt hat. Wollen doch mal sehen, ob ich irgendwie behilflich sein kann.«

Sie hockte sich neben ihn und versuchte ihm beim Lösen der Fesseln zu helfen.

Ihre Hand glitt durch ihn hindurch. Er konnte ihre Finger fühlen, wie Nebelschwaden, die über seine Haut strichen.

»Ich fürchte, ich bin nicht in der Lage, Sie wirklich zu berühren«, sagte sie. »Andererseits bedeutet das, dass Sie noch nicht tot sind. Also, Kopf hoch.«

Spider hoffte, dass diese merkwürdige Geisterfrau bald wieder verschwinden würde. Er konnte gar nicht mehr geradeaus denken.

»Wie auch immer, als sich erst einmal alles geklärt hatte, habe ich beschlossen, weiter auf der Erde zu wandeln, bis ich Rache an meinem Mörder genommen habe. Ich habe es Morris erklärt, er war auf einem Fernsehbildschirm bei Selfridges, doch er meinte, seiner Ansicht nach hätte ich überhaupt nicht begriffen, was gemeint ist, wenn es heißt, dass man die sterbliche Hülle abstreift, aber eins sage ich Ihnen, wenn man von mir erwartet, dass ich auch noch die andere Wange hinhalte, dann hat man sich gründlich getäuscht. Es gibt durchaus Präzedenzfälle, und ich bin sicher, dass ich eine ähnliche Nummer wie Banquo beim Gastmahl hinbekomme, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Sprechen Sie?«

Spider schüttelte den Kopf, und schon tropfte ihm Blut von der Stirn in die Augen. Es brannte. Spider fragte sich, wie lange es dauern würde, bis ihm eine neue Zunge gewachsen war. Prometheus hatte es geschafft, tagtäglich eine neue Leber hervorzubringen, und Spider war davon überzeugt, dass eine Leber sehr viel mehr Arbeit kosten musste als eine Zunge. Eine Leber sorgte für chemische Reaktionen Bilirubin, Harnstoff, Enzyme, die ganze Palette. Alkohol wurde von ihr zersetzt, und das allein musste eine mörderische Arbeit sein. Zungen dagegen brauchte man nur zum Reden. Gut, und zum Lecken natürlich …

»Na ja, ich kann mich nicht weiter mit Schwatzen aufhalten«, sagte die flachsblonde Geisterdame. »Ich habe noch einen weiten Weg vor mir, glaube ich.« Sie ging fort, und während sie ging, verflüchtigte sie sich. Spider hob den Kopf, beobachtete, wie sie von einer Realität in eine andere glitt, wie ein Foto, das in der Sonne verblasst. Er versuchte sie zurückzurufen, aber er brachte nur ein paar erstickte, unzusammenhängende Geräusche hervor. Zungenlose Laute.

Irgendwo in der Ferne hörte er den Schrei eines Vogels.

Spider testete seine Fesseln. Sie hielten.

Zum wiederholten Male musste er an Rosies Geschichte von dem Raben denken, der einen Mann vor einem Berglöwen gerettet hatte. Sie juckte geradezu in seinem Kopf, schlimmer als die Krallenspuren im Gesicht und auf der Brust. Konzentrier dich. Der Mann lag, lesend oder sonnenbadend, auf dem Rasen. Der Rabe krächzte im Baum.

Im Gestrüpp befand sich eine große Katze …

Und dann nahm die Geschichte eine neue Gestalt an, und der Groschen fiel. Es hatte sich nichts geändert. Es kam nur darauf an, wie man die einzelnen Bestandteile betrachtete.

Wenn nun, dachte er, der Vogel gar nicht herumlärmte, um den Mann vor der heranschleichenden großen Katze zu warnen? Was, wenn er vielmehr den Berglöwen darauf aufmerksam machen wollte, dass da ein Mensch am Boden lag – tot, schlafend oder im Sterben liegend? Dass die Raubkatze nichts anderes zu tun hätte, als dem Mann den Rest zu geben. Und dann würde der Rabe sich an dem gütlich tun, was übrig blieb …

Spider öffnete den Mund, um zu stöhnen, und wieder rann Blut heraus und bildete Lachen auf dem pulvrigen Lehm.

Die Realität dünnte aus. Die Zeit verging, die Zeit an jenem Ort.

Zungenlos und wütend, hob Spider den Kopf und verrenkte ihn, um nach den Geistervögeln zu schauen, die schreiend um ihn her flogen.

Er fragte sich, wo er war. Dies war nicht mehr das kupferfarbene Universum der Vogelfrau, nicht ihre Höhle, aber es war auch nicht der Ort, den er bislang gern als die wirkliche Welt betrachtet hatte. Er war der wirklichen Welt allerdings näher, so nahe, dass er sie beinahe schmecken konnte, oder geschmeckt hätte, wenn er etwas anderes hätte schmecken können als das blutige Eisenaroma in seinem Mund; so nahe, dass er sie, wäre er nicht an den Boden gefesselt gewesen, hätte berühren können.

Wenn er seiner eigenen Zurechnungsfähigkeit nicht vollkommen sicher gewesen wäre, mit einer Gewissheit, über die normalerweise nur Menschen verfügen, die nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen sind, dass sie unzweifelhaft Julius Cäsar seien, auf die Erde gesandt, um die Welt zu erretten, hätte er vielleicht geglaubt, dass er dabei sei, den Verstand zu verlieren. Erst sah er blonde Frauen, die behaupteten, ein Duppy zu sein, und jetzt hörte er auch noch Stimmen. Na, also, eine Stimme jedenfalls. Rosies Stimme.

Sie sagte: »Ich weiß nicht. Ich dachte, es würde ein Erholungsurlaub werden, aber wenn man diese Kinder sieht, die absolut gar nichts haben, dann bricht es einem das Herz. Sie brauchten dringend Hilfe.« Und dann, während Spider noch die Bedeutung dieser Worte abzuschätzen versuchte, sagte sie: »Ich möchte wissen, wie lange sie noch im Bad bleiben wird. Gut, dass Sie so viel heißes Wasser hier haben.«

Spider fragte sich, ob Rosies Worte in irgendeiner speziellen Hinsicht wichtig seien, ob sie vielleicht den Schlüssel für seine Flucht aus dieser Notlage enthielten. Er bezweifelte es. Dennoch lauschte er noch angestrengter, für den Fall, dass der Wind noch weitere Worte von der einen in die andere Welt tragen würde. Doch außer dem Krachen der brechenden Wellen hinter und weit unter ihm hörte er nichts, nur Stille. Aber es war eine besondere Art von Stille. Es gibt, wie Fat Charlie sich kürzlich einmal überlegt hatte, viele Formen der Stille. Gräber haben ihre eigene Stille, der Weltraum hat seine Stille, Berggipfel haben die ihre. Dies hier war eine Jagdstille. Eine Anpirschstille. In dieser Stille bewegte sich etwas auf samtweichen Ballen, mit Muskeln wie Stahlfedern, die sich unter weichem Fell zusammenzogen; ein Etwas von der Farbe der Schatten im langen Gras; etwas, das einen nichts hören ließ, was man nicht hören sollte. Es war eine Stille, die sich vor ihm von einer Seite zur anderen bewegte, langsam und unnachgiebig, und mit jedem geschlagenen Bogen kam sie näher.

Spider hörte es in der Stille, und seine Nackenhärchen richteten sich auf. Er spuckte Blut auf den Boden neben seinem Gesicht und wartete.


—————


IN SEINEM HAUS AUF DEN KLIPPEN lief Grahame Coats unruhig auf und ab. Er ging von seinem Schlafzimmer ins Arbeitszimmer, dann die Treppe hinunter in die Küche und wieder hoch in die Bibliothek und von da aus zurück ins Schlafzimmer. Er war wütend auf sich: wie hatte er so blöd sein können, anzunehmen, dass Rosies Besuch reiner Zufall sei?

Klar geworden war ihm sein Irrtum, als es geklingelt hatte und auf dem Bildschirm der Überwachungsanlage Fat Charlies geistloses Gesicht erschienen war. Es konnte kein Zweifel bestehen. Es war eine Verschwörung.

Wie ein Tiger war er in sein Auto gesprungen, vollkommen sicher, dass es ein leichter Überraschungsangriff mit anschließender Fahrerflucht werden würde: Wenn man einen überfahrenen Radfahrer fand, würde man den Minibussen die Schuld geben. Unglücklicherweise hatte er nicht damit gerechnet, dass Fat Charlie so dicht am Abhang entlang fahren würde: Grahame Coats war nicht bereit gewesen, sein Auto noch näher an den Straßenrand zu steuern, und jetzt bereute er es. Nein, Fat Charlie hatte die Frauen im Fleischkeller losgeschickt; sie waren seine Spione. Sie hatten sich in Grahame Coats’ Haus eingeschlichen. Er konnte von Glück reden, dass er ihren Plan durchkreuzt hatte. Er hatte gleich gewusst, dass irgendwas an ihnen nicht stimmte.

Als er an die Frauen dachte, fiel ihm ein, dass er sie noch gar nicht gefüttert hatte. Er sollte ihnen etwas zu essen geben. Und einen Eimer. Wahrscheinlich würden sie jetzt nach vierundzwanzig Stunden einen Eimer brauchen. Niemand konnte sagen, dass er ein Unmensch sei.

Er hatte sich vorige Woche in Williamstown eine Handfeuerwaffe gekauft. Man konnte auf Saint Andrews ziemlich leicht Waffen kaufen, es war halt diese Sorte Insel. Die meisten Leute machten sich allerdings gar nicht erst die Mühe, Waffen zu kaufen, diese Sorte Insel war es nämlich auch. Er nahm die Pistole aus der Nachttischschublade und ging hinunter in die Küche. Unter der Spüle holte er einen Plastikeimer hervor, in den er ein paar Tomaten, eine rohe Süßkartoffel, ein angebrochenes Stück Cheddarkäse und ein Tetrapack Orangensaft warf. Äußerst angetan von sich, weil er daran gedacht hatte, packte er schließlich noch eine Rolle Toilettenpapier obendrauf.

Er ging hinunter in den Weinkeller. Aus dem Kaltraum war kein Laut zu hören.

»Ich habe eine Pistole«, sagte er. »Und ich habe keine Scheu, sie auch zu benutzen. Ich werde jetzt die Tür öffnen. Geht bitte zur hinteren Wand, dreht euch um und legt die Hände an die Wand. Ich bringe euch etwas zu essen. Kooperiert, und ihr werdet unversehrt freikommen. Zeigt euch willig, und es kommt niemand zu Schaden. Mit anderen Worten«, sagte er, hocherfreut darüber, dass er ein ganzes Bataillon ihm bislang versagt gebliebener Klischees zum Einsatz bringen konnte, »macht keine Dummheiten!« Er schaltete von außen das Licht im Raum ein, dann zog er die Riegel zurück. Die Wände innen waren aus Fels und Backstein. Rostige Ketten hingen von Haken an der Decke herunter.

Sie standen an der hinteren Wand. Rosie war zum Fels gewandt. Ihre Mutter starrte ihn über die Schulter hinweg an wie eine in die Enge getriebene Ratte, wütend und hasserfüllt.

Grahame Coats stellte den Eimer ab; die Pistole legte er nicht ab. »Gibt was Leckeres zu futtern«, sagte er. »Und, besser spät als nie, einen Eimer. Wie ich sehe, habt ihr euch schon da hinten in der Ecke beholfen. Toilettenpapier habe ich auch mitgebracht. Sagt nicht, ich würde nichts für euch tun.«

»Sie werden uns töten«, sagte Rosie. »Nicht wahr?«

»Reiz ihn nicht, du Dummkopf«, zischte ihre Mutter. Dann, eine Art Lächeln auflegend, sagte sie: »Wir sind dankbar für das Essen.«

»Nein, ich werde euch natürlich nicht töten«, sagte Grahame Coats. Erst jetzt, als er die Worte aus seinem Mund hörte, gestand er sich ein, dass er sie, ja, natürlich würde töten müssen. Was für eine Alternative hatte er? »Ihr habt mir nicht gesagt, dass Fat Charlie euch geschickt hat.«

Rosie sagte: »Wir sind auf einem Kreuzfahrtschiff gekommen. Heute Abend sollten wir auf Barbados sein, zum Fische Grillen. Fat Charlie ist in England. Ich glaube nicht, dass er überhaupt weiß, dass wir weggefahren sind. Ich hab’s ihm nicht gesagt.«

»Es spielt keine Rolle, was ihr sagt«, sagte Grahame Coats. »Ich habe die Pistole.«

Er schob die Tür zu und verriegelte sie. Von drinnen hörte er Rosies Mutter sagen: »Das Tier. Warum hast du ihn nicht auf das Tier angesprochen?«

»Weil du dir das nur einbildest, Mama. Ich sag’s dir noch einmal: Es ist kein Tier hier drinnen. Außerdem ist er sowieso verrückt. Er würde dir wahrscheinlich einfach zustimmen. Wahrscheinlich sieht er selbst unsichtbare Tiger.«

Gekränkt schaltete Grahame Coats ihnen das Licht ab. Er zog eine Flasche Rotwein aus dem Regal und ging nach oben, schlug die Kellertür heftig hinter sich zu.

In der Dunkelheit unterhalb des Hauses brach Rosie den Käse in vier kleine Stücke und aß eins davon so langsam, wie sie konnte.

»Wie hat er das mit Fat Charlie gemeint?«, fragte sie ihre Mutter, nachdem der Käse sich in ihrem Mund aufgelöst hatte.

»Dein verdammter Fat Charlie. Ich will nichts hören von Fat Charlie«, sagte ihre Mutter. »Er ist der Grund, warum wir hier unten sind.«

»Nein, wir sind hier, weil dieser Coats einen kompletten Dachschaden hat. Ein Irrer mit einer Pistole. Es ist nicht Fat Charlies Schuld.« Sie hatte sich alle Mühe gegeben, nicht an Fat Charlie zu denken, denn an Fat Charlie zu denken, das bedeutete zwangsläufig, dass sie auch an Spider denken musste …

»Es ist wieder da«, sagte ihre Mutter. »Das Tier ist wieder da. Ich hab’s gehört. Ich kann es riechen.«

»Ja, Mama«, sagte Rosie. Sie saß auf dem Betonfußboden des Fleischkellers und dachte an Spider. Er fehlte ihr. Falls Grahame Coats sich, warum auch immer, eines Besseren besann und sie freiließ, wollte sie Spider ausfindig zu machen versuchen, beschloss sie. Herausfinden, ob es eine Grundlage für einen Neuanfang gab. Sie wusste, dass es nur ein alberner Tagtraum war, aber es war ein schöner Traum, ein tröstlicher Traum.

Sie fragte sich, ob Grahame Coats sie am nächsten Tag umbringen würde.


—————


EINE KERZENFLAMMENBREITE entfernt lag Spider gefesselt, dem Raubtier hilflos ausgeliefert.

Es war später Nachmittag, die Sonne in seinem Rücken stand tief.

Spider schob etwas mit Nase und Lippen herum: es war trockene Erde gewesen, bevor sein Speichel und sein Blut hineingesickert waren. Jetzt war es ein Matschklumpen, eine primitive Murmel aus rötlichem Lehm. Durch ständiges Hin-und-her-Schieben mehr oder weniger kugelförmig geworden. Jetzt schlug er dagegen, grub seine Nase unter das Ding und riss dann den Kopf hoch. Nichts geschah, genauso wenig wie die letzten – wie viel Male? Zwanzig? Hundert? Er hatte nicht mitgezählt. Er machte einfach immer weiter. Er drückte sein Gesicht noch tiefer in den Staub, schob seine Nase noch tiefer unter die Lehmkugel, riss seinen Kopf nach oben und nach vorn …

Nichts geschah. Nichts würde je geschehen. Er musste einen anderen Ansatz finden.

Er schob seinen Mund über die Kugel, umschloss sie mit den Lippen. Er atmete durch die Nase ein, so tief er konnte. Dann stieß er die Luft durch den Mund wieder aus. Wie ein knallender Sektkorken schoss die Kugel von seinen Lippen und landete einen knappen halben Meter entfernt.

Jetzt drehte er seine rechte Hand. Sie war am Gelenk gefesselt, das mit dem Pflock verbundene Seil spannte und zerrte unnachgiebig. Er zog die Hand zurück, bog sie herum. Seine Finger streckten sich nach dem blutigen Matschklumpen, doch sie reichten nicht hin.

Er war so nahe dran …

Spider atmete noch einmal tief ein, verschluckte sich jedoch an dem trockenen Staub und musste husten. Er probierte es noch einmal, drehte den Kopf zur Seite, um Luft holen zu können. Dann begann er zu blasen, in Richtung der Kugel, stieß die Luft so kraftvoll aus der Lunge heraus, wie es eben ging.

Die Lehmkugel bewegte sich – nur ein, zwei Zentimeter weit, aber es reichte. Noch einmal strecken, dann hielt er sie in den Fingern. Nun drückte er den Lehm zwischen Daumen und Zeigefinger zusammen, drehte ihn ein Stück und drückte wieder. Achtmal.

Er wiederholte den ganzen Vorgang, doch diesmal drückte er den zurechtgequetschten Lehm etwas stärker.

Eins der Stücke brach dabei ab, die anderen aber hielten. Er hatte jetzt etwas in der Hand, das wie ein kleiner Ball mit sieben daraus hervorspringenden Spitzen aussah, wie eine kindliche Darstellung der Sonne.

Er begutachtete sein Werk mit Genugtuung: Unter den gegebenen Umständen durfte er darauf so stolz sein wie ein Kind, das etwas besonders Gelungenes aus der Schule nach Hause bringt.

Das Wort aber, das würde der schwierigste Teil werden. Eine Spinne, oder jedenfalls etwas ähnlich Aussehendes, aus Blut, Speichel und Lehm zu machen, das war leicht. Götter, selbst niedere Schelmengötter wie Spider, konnten so etwas.

Aber der abschließende Akt der Schöpfung, das war kein Kinderspiel. Man braucht ein Wort, um einem Ding Leben einzuhauchen. Man muss ihm einen Namen geben.

Er zog die Lippen auseinander. »Hrrurrrurrr«, sagte er mit seinem zungenlosen Mund.

Nichts geschah.

Er probierte es erneut. »Hrrurrurr!« Nichts. Der Lehm blieb ein toter Klumpen in seiner Hand.

Sein Gesicht sank zurück auf den Boden. Er war erschöpft. Jede Bewegung riss an den schorfigen Wunden im Gesicht und auf der Brust. Sie nässten und brannten und – schlimmer noch – juckten. Denk nach!, befahl er sich. Es musste eine Möglichkeit geben, dies zu tun … Ohne Zunge zu sprechen …

Auf seinen Lippen waren noch Lehmspuren. Er saugte daran, befeuchtete sie, so gut es ohne Zunge ging.

Er atmete tief ein und ließ dann die Luft, möglichst kontrolliert, durch seine Lippen strömen, und dabei sprach er das Wort mit einer solchen Überzeugung, dass selbst das Universum nicht mit ihm streiten konnte: Er beschrieb das Ding auf seiner Hand, und er sagte seinen eigenen Namen, was der beste, wirkungsvollste Zauber war, den er kannte:

»hhssspphhhrrriiiver.«

Und auf seiner Hand, wo eben noch ein blutiger Matschklumpen gelegen hatte, saß jetzt eine fette Spinne, rötlichbraun, mit sieben dürren Beinen.

Hilf mir, dachte Spider. Hol Hilfe.

Die Spinne starrte ihn an, ihre Augen glänzten in der Sonne. Dann plumpste sie aus seiner Hand zur Erde, nahm ihre sieben Beine in die Hand und wackelte, ein wenig unstet und schief, ins Gras hinein.

Spider sah ihr nach, bis sie verschwunden war. Dann ließ er seinen Kopf auf die Erde sinken und schloss die Augen.

In diesem Moment drehte sich der Wind, und er roch den Ammoniakduft einer männlichen Katze in der Luft. Sie hatte ihr Revier markiert…

Hoch oben in den Lüften hörte Spider Vögel triumphierend krächzen.


—————


FAT CHARLIES MAGEN KNURRTE. Hätte er überzähliges Geld zur Verfügung gehabt, wäre er irgendwo anders essen gegangen, nur um einmal diesem Hotel zu entkommen, aber er war jetzt doch nahezu pleite, und da das Abendessen im Zimmerpreis inbegriffen war, ging er, sobald es sieben Uhr schlug, nach unten ins Restaurant.

Die Oberkellnerin hatte ein aus allen Knopflöchern strahlendes Lächeln aufgelegt und teilte ihm mit, dass das Restaurant erst in einigen Minuten öffnen werde. Man müsse dem Orchester noch ein klein wenig Zeit zum Aufbauen geben. Dann sah sie ihn genauer an. Fat Charlie kannte diesen Blick mittlerweile.

»Sind Sie …?«, setzte sie an.

»Ja«, sagte er resigniert. »Ich habe sie sogar bei mir.« Er zog die Limone aus der Tasche und zeigte sie ihr.

»Sehr schön«, sagte sie. »Das ist eindeutig eine Limone, was Sie da haben. Ich wollte gerade sagen: Sind Sie schon entschlossen, ob sie à la carte essen oder sich am Büffet bedienen wollen?«

»Büffet«, sagte Fat Charlie. Das Büffet war umsonst. Er stand im Foyer vor dem Restaurant und hielt seine Limone in der Hand.

»Einen Augenblick noch«, sagte die Oberkellnerin. Hinter Fat Charlies Bücken näherte sich jetzt eine kleine Frau. Sie lächelte der Oberkellnerin zu und fragte: »Hat das Restaurant schon auf? Ich bin am Verhungern.«

Gerade ertönte ein abschließendes Strumm-StungSchrumm der Bassgitarre und ein Plonk des elektrischen Klaviers. Das Orchester legte die Instrumente ab und gab der Oberkellnerin ein Zeichen. »Es ist offen«, sagte sie.

»Treten Sie ein.«

Die kleine Frau blickte Fat Charlie überrascht und ein bisschen argwöhnisch an. »Hallo, Fat Charlie«, sagte sie.

»Wozu ist die Limone?«

»Das ist eine lange Geschichte.«

»Je nun«, sagte Daisy. »Wir haben ein ganzes Abendessen vor uns. Da haben Sie doch Zeit, mir alles zu erzählen.«


—————


ROSIE FRAGTE sich, ob Wahnsinn eventuell ansteckend sei. In der blinden Dunkelheit unter dem Haus auf den Klippen hatte sie etwas an sich vorbeistreifen gefühlt. Etwas Weiches, Geschmeidiges. Etwas Großes. Etwas, das leise knurrte, während es sie umkreiste.

»Hast du das auch gehört?«, sagte sie.

»Natürlich hab ich’s gehört, du dummes Ding«, sagte ihre Mutter. Dann sagte sie: »Ist noch Orangensaft übrig?«

Rosie tastete nach dem Saft, reichte ihn ihrer Mutter. Sie hörte das Trinkgeräusch, dann sagte ihre Mutter: »Es wird nicht das Tier sein, das uns tötet. Sondern er.«

»Grahame Coats, ja.«

»Er ist ein schlechter Mensch. Da ist etwas, das ihn reitet, wie ein Pferd, aber er würde ein schlechtes Pferd abgeben, und er ist ein schlechter Mensch.«

Rosie griff nach der knochigen Hand ihrer Mutter und hielt sie fest. Sie sagte nichts. Es gab auch nicht viel zu sagen.

»Weißt du«, sagte ihre Mutter nach einer Weile, »ich bin sehr stolz auf dich. Du warst eine gute Tochter.«

»Oh«, sagte Rosie. Die Vorstellung, keine Enttäuschung für ihre Mutter gewesen zu sein, war ungewohnt, und sie war sich keineswegs sicher, was sie davon hielt.

»Vielleicht hättest du Fat Charlie heiraten sollen«, sagte ihre Mutter. »Dann wären wir jetzt nicht hier.«

»Nein«, sagte Rosie. »Ich hätte Fat Charlie auf keinen Fall heiraten sollen. Ich liebe Fat Charlie nicht. Du hattest also nicht völlig unrecht.«

Sie hörten oben eine Tür zuschlagen.

»Er ist weggegangen«, sagte Rosie. »Schnell. Solange er weg ist, lass uns einen Tunnel graben.« Zuerst kicherte sie ein bisschen, dann begann sie zu weinen.


—————


FAT CHARLIE versuchte nachzuvollziehen, was Daisy auf der Insel machte. Daisy versuchte, ebenso angestrengt, zu begreifen, was Fat Charlie auf der Insel machte. Keiner von beiden verzeichnete nennenswerte Fortschritte bei seinen Bemühungen. Eine Sängerin in einem langen roten, verführerischen Kleid, die viel zu gut war für die Freitagabendunterhaltung in einem kleinen Hotelrestaurant, stand auf dem kleinen Podium am Ende des Saals und sang »I’ve Got You Under My Skin«.

Daisy sagte: »Sie suchen nach der Dame, die im Haus nebenan gewohnt hat, als Sie ein kleiner Junge waren, weil sie Ihnen vielleicht helfen kann, Ihren Bruder zu finden.«

»Ich hatte eine Feder bekommen. Falls sie sie noch hat, kann ich sie vielleicht gegen meinen Bruder eintauschen.

Es ist einen Versuch wert.«

Sie blinzelte, langsam, nachdenklich, ganz und gar unbeeindruckt, und stocherte in ihrem Salat.

Fat Charlie sagte: »Nun, Sie sind hier, weil Sie glauben, dass Grahame Coats hierher gekommen ist, nachdem er Maeve Livingstone ermordet hat. Aber Sie sind nicht als Polizistin hier. Sie sind auf eigene Rechnung hergekommen, auf die bloße Möglichkeit hin, dass er hier sein könnte. Und falls er tatsächlich hier ist, gibt es absolut nichts, was Sie tun können.«

Daisy leckte sich ein Fitzelchen Tomatensamen aus dem Mundwinkel und blickte verlegen drein. »Ich bin nicht als Polizeibeamtin hier«, sagte sie. »Sondern als Touristin.«

»Aber Sie haben einfach Ihren Dienst Dienst sein lassen und sind ihm nachgereist. Wahrscheinlich können Sie dafür ins Gefängnis kommen oder was.«

»Dann«, sagte sie trocken, »ist es ja gut, dass Saint Andrews keine Auslieferungsverträge abgeschlossen hat, nicht wahr?«

Fat Charlie murmelte: »O Gott.«

Der Grund, warum Fat Charlie »O Gott« gesagt hatte, war der, dass die Sängerin die Bühne verlassen hatte und nun, mit einem Funkmikrofon bewaffnet, durch das Restaurant zu wandern begann. Gegenwärtig fragte sie zwei deutsche Touristen, wo sie denn herkämen.

»Warum sollte er hierher kommen?«, fragte Fat Charlie.

»Diskretes Bankwesen. Billige Immobilien. Kein Auslieferungsabkommen. Vielleicht hat er eine Vorliebe für Zitrusfrüchte.«

»Ich habe zwei Jahre in Furcht vor diesem Mann verbracht«, sagte Fat Charlie. »Ich hole mir noch ein bisschen von diesem Fisch-Zeug mit grünen Bananen. Kommen Sie mit?«

»Ich hab erst mal genug«, sagte Daisy. »Ich möchte noch Platz für Nachtisch lassen.«

Fat Charlie ging zum Büffet, wählte dabei den langen Weg außen herum, um möglichst jeden Blickkontakt mit der Sängerin zu vermeiden. Sie war sehr schön, ihr rotes, paillettenbesetztes Kleid fing das Licht auf und glitzerte bei jeder Bewegung. Sie war besser als das Orchester. Er wünschte, sie würde auf die kleine Bühne zurückkehren und weiter ihre Standards singen besonders gefallen hatten ihm ihr »Night and Day« und ein ausgesprochen seelenvolles »Spoonful of Sugar« – und aufhören, irgendwelche Animierspielchen mit den Speisenden zu treiben. Oder wenigstens aufhören, die Leute auf seiner Seite des Saals anzusprechen.

Er lud sich seinen Teller voll mit allen Sachen, die ihm beim ersten Mal besonders gut geschmeckt hatten. Wenn man so den ganzen Tag über die Insel radelte, dachte er, dann brauchte man sich nicht zu wundern, wenn man abends ordentlich Appetit hatte.

Als er zum Tisch zurückkehrte, saß Grahame Coats, dem etwas entfernt Bartartiges in der unteren Hälfte seines Gesichts wuchs, neben Daisy und grinste wie ein aufgeputschtes Wiesel. »Fat Charlie«, sagte Grahame Coats, und dabei kicherte er nervös. »Ist doch verblüffend, oder? Da komme ich her, um nach Ihnen zu suchen, für ein kleines Gespräch unter vier Augen, und was finde ich als Zugabe? Diese glamouröse kleine Polizeibeamtin. Bitte, setzen Sie sich da drüben hin und versuchen Sie, keine Szene zu machen.« Fat Charlie stand da wie eine Wachsfigur.

»Setzen Sie sich«, wiederholte Grahame Coats. »Ich habe eine Pistole, und sie ist gegen Miss Daisys Bauch gepresst.«

Daisy sah Fat Charlie beschwörend an und nickte. Ihre Hände lagen flach auf der Tischdecke.

Fat Charlie setzte sich.

»Hände da, wo ich sie sehen kann. Legen Sie sie flach auf den Tisch, genau wie sie.«

Fat Charlie gehorchte.

Grahame Coats rümpfte die Nase. »Ich habe immer gewusst, dass Sie ein Undercoverbulle sind, Nancy«, sagte er.

»Ein Agent Provocateur, eh? Kommen in meine Firma, hauen mich übers Ohr, klauen mir den letzten Pfennig.«

»Ich hab nie …« sagte Fat Charlie, aber dann sah er den Ausdruck in Grahame Coats’ Augen und hielt den Mund.

»Sie halten sich für so schlau, was?«, sagte Grahame

Coats. »Haben geglaubt, dass ich darauf reinfalle. Deswegen haben Sie die anderen beiden vorgeschickt, nicht wahr? Die zwei im Haus? Haben Sie im Ernst gedacht, ich würde glauben, dass sie auf einer Kreuzfahrt wären? Um mich hinters Licht zu führen, muss man verdammt früh aufstehen, wissen Sie. Wem haben Sie noch was erzählt? Wer weiß noch Bescheid?«

Daisy sagte: »Ich bin mir nicht völlig sicher, wovon Sie sprechen, Grahame.«

Die Sängerin näherte sich dem Ende von »Some of These Days«, ihre Stimme war bluesig, erdig, voll, und sie umfing den ganzen Saal wie ein samtener Schal.

Some of these days

You ‘re going to miss me honey

Some of these days

You ‘re gonna be so lonely You ‘ll miss my hugginYou ‘ll miss my kissin

»Sie werden jetzt die Rechnung bezahlen«, sagte Grahame Coats. »Dann werde ich Sie und die junge Dame hinaus zum Auto geleiten. Und wir fahren zu mir nach Hause, damit wir uns richtig unterhalten können. Wenn Sie Dummheiten machen, erschieße ich Sie beide. Capiche?«

Fat Charlie capichte. Er capichte jetzt auch, wer den schwarzen Mercedes an dem besagten Nachmittag gefahren hatte und wie knapp er bereits da dem Tod entronnen war. Er begann zu capichen, wie vollkommen durchgeknallt Grahame Coats war und wie schlecht die Chancen standen, dass Daisy und er lebend aus dieser Sache herauskamen.

Die Sängerin beendete ihr Lied. Die anderen im Saal verteilten Gäste klatschten. Fat Charlie ließ seine Hände flach auf dem Tisch liegen. Er blickte an Grahame Coats vorbei zur Sängerin, und mit dem Auge, das Grahame Coats nicht sehen konnte, zwinkerte er ihr zu. Die Sängerin hatte die Nase voll davon, dass alle Leute ihrem Blick auswichen; Fat Charlies Zwinkern war eine Wohltat und hochwillkommen.

Daisy sagte: »Grahame, dass ich Ihretwegen hier bin, ist offensichtlich, aber Charlie ist einfach …« Sie brach ab und machte ein Gesicht, wie es Leute machen, wenn ihnen jemand eine Pistole noch tiefer in den Bauch drückt.

Grahame Coats sagte: »Hören Sie mir zu. Zum Wohle all der unbeteiligten Zuschauer, die hier versammelt sind, sind wir drei gute Freunde. Ich werde die Pistole in meine Tasche stecken, aber sie wird trotzdem auf Sie gerichtet bleiben. Wir werden aufstehen. Wir werden zu meinem Auto gehen. Und ich werde …«

Er brach ab. Eine Frau in einem roten Glitzerkleid kam, ein Mikrofon in der Hand, ein ausladendes Lächeln im Gesicht, auf ihren Tisch zu. Sie hatte es auf Fat Charlie abgesehen. Sie sprach in ihr Mikrofon: »Wie heißen Sie, mein Lieber?«, und hielt Fat Charlie das Mikro unter die Nase.

»Charlie Nancy«, sagte Fat Charlie. Seine Stimme zitterte und krächzte.

»Und wo kommen Sie her, Charlie?«

»England. Ich und meine Freunde. Wir sind alle aus England.«

»Und was machen Sie beruflich, Charlie?«

Alles verlangsamte sich. Es war, als würde er, oben auf der Klippe stehend, einen Kopfsprung ins Meer machen. Es war der einzige Ausweg. Er holte tief Luft und sagte: »Ich bin grad dabei, mir einen neuen Job zu suchen«, begann er.

»Aber eigentlich bin ich Sänger. Ich singe. Genau wie Sie.«

»Wie ich? Was für Sachen singen Sie?«

Fat Charlie schluckte. »Was für Sachen haben Sie denn?«

Sie wandte sich den anderen Personen an Fat Charlies Tisch zu. »Meinen Sie, wir können ihn dazu überreden, etwas für uns zu singen?«, fragte sie, mit ihrem Mikrofon gestikulierend.

»Äh. Glaube nicht. Nein. Völlig ausgeschlossen«, sagte Grahame Coats. Daisy zuckte die Achseln, die Hände immer brav auf dem Tisch.

Die Frau im roten Kleid drehte sich zum Rest des Saals um. »Was halten wir davon?«, fragte sie in die Runde.

Zurückhaltendes Klatschen kam von den Speisenden an den anderen Tischen, das Restaurantpersonal aber applaudierte mit Nachdruck. Der Barkeeper rief: »Singen Sie für uns!«

Die Sängerin beugte sich zu Fat Charlie, deckte das Mikro ab und sagte: »Sollte irgendwas sein, was die Jungs kennen.«

Fat Charlie sagte: »Kennen sie ›Under the Boardwalk‹?« Sie nickte, kündigte den Song an und übergab ihm das Mikrofon.

Das Orchester begann zu spielen. Die Sängerin geleitete Charlie, dem das Herz heftig bis in den Hals schlug, auf die kleine Bühne.

Fat Charlie begann zu singen und das Publikum begann zuzuhören.

Er hatte nichts anderes beabsichtigt, als Zeit zu gewinnen, aber jetzt stellte er fest, dass er sich wohlfühlte auf der Bühne. Niemand warf mit Sachen. In seinem Kopf schien noch jede Menge Platz zum Nachdenken zu sein. Er nahm jede einzelne Person im Saal wahr: die Touristen, das Bedienungspersonal und die Leute an der Bar. Er konnte alles sehen: Er sah den Barkeeper einen Cocktail abmessen, sah die alte Frau ganz hinten im Saal, wie sie Kaffee in einen großen Plastikbecher goss. Er hatte immer noch Angst, war immer noch wütend, aber er nahm all die Angst und all die Wut und steckte sie in den Song, ließ einen Song über das Abhängen und über das Lieben daraus werden. Während er sang, überlegte er.

Was würde Spider tun?, überlegte Fat Charlie. Was würde mein Dad tun?

Er sang. In seinem Lied erzählte er allen Leuten ganz genau, was er unter der Uferpromenade zu tun gedachte, und dabei ging es hauptsächlich um die Liebe und die damit verbundenen Tätigkeiten.

Die Sängerin im roten Kleid lächelte, schnippte mit den Fingern und wiegte sich in den Hüften zum Rhythmus der Musik. Sie beugte sich zum Mikrofon des Keyboarders und begann die Harmoniestimme zu singen.

Ich singe tatsächlich vor Publikum, dachte Fat Charlie.

Meine Fresse.

Er behielt vor allem Grahame Coats im Auge.

Als er in den letzten Refrain einstieg, begann er die Hände über den Kopf zu heben und den Takt zu klatschen, und bald fiel der ganze Saal ins Klatschen ein, die Gäste, die Kellner und die Köche, alle außer Grahame Coats, dessen Hände unterhalb der Tischdecke verblieben, und Daisy, deren Hände flach auf der Tischdecke lagen. Daisy sah ihn an, als sei er nicht nur vollkommen übergeschnappt, sondern habe sich auch einen extrem abgefahrenen Augenblick ausgesucht, um die Drifters oder den Mick Jagger in sich zu entdecken.

Das Publikum klatschte, Fat Charlie lächelte und sang, und während er sang, wusste er plötzlich, ohne den leisesten Zweifel, dass alles gut werden würde. Niemandem würde etwas geschehen, ihm nicht, Spider und Daisy nicht, und auch Rosie nicht, wo immer sie sein mochte. Er wusste jetzt, was er tun würde: Es war töricht und abgedreht, die Tat eines Vollidioten, aber es würde funktionieren. Und als die letzten Töne des Songs verklangen, sagte er: »Da ist eine junge Dame an dem Tisch, wo ich gesessen habe. Ihr Name ist Daisy Day. Sie kommt auch aus England. Daisy, kannst du mal allen Leuten zuwinken?«

Daisy warf ihm einen entsetzten Blick zu, aber sie nahm eine Hand vom Tisch und sie winkte.

»Es gibt da etwas, was ich Daisy sagen wollte. Sie hat keine Ahnung, dass ich dies jetzt tun werde.« Wenn es nicht funktioniert, flüsterte eine Stimme in seinem Hinterkopf, dann ist sie tot. Ist dir das klar? »Aber hoffen wir, dass sie ja sagt. Daisy? Willst du mich heiraten?«

Der Saal war still. Fat Charlie blickte starr in Daisys Richtung, beschwor sie mit seinen Blicken, zu begreifen, was er da machte, und mitzuspielen.

Daisy nickte.

Die Gäste applaudierten. Das hier war ja Unterhaltung vom Feinsten. Die Sängerin, die Oberkellnerin und mehrere Kellnerinnen strömten zum Tisch, zerrten Daisy von ihrem Stuhl hoch und zogen sie in die Mitte des Parketts. Fat Charlie wurde ihr zugesellt, und während das Orchester »I Just Called to Say I Love You« spielte, legte er seinen Arm um sie.

»Haben Sie einen Ring für sie?«, fragte die Sängerin.

Er griff in seine Tasche. »Hier«, sagte er zu Daisy. »Das ist für dich.« Er legte die Arme um sie und küsste sie. Falls jemand erschossen wird, dachte er, dann jetzt. Dann war der Kuss vorbei, die Leute stürmten auf ihn ein, um ihm die Hand zu schütteln und ihn zu umarmen – ein Mann, der nach eigenen Angaben wegen des Musikfestivals in der Stadt weilte, drängte Fat Charlie seine Visitenkarte auf –, Daisy hielt die Limone, die er ihr geschenkt hatte, und machte dazu ein höchst seltsames Gesicht, und als er zum Tisch zurückblickte, an dem sie gesessen hatte, war Grahame Coats verschwunden.

Загрузка...