Wie oft ist es geschehen, daß ich, zuweilen zitternd, doch immer erschrocken aus dem Traum erwacht bin, daß ich wieder in den Verliesen unter Amber läge, von neuem blind. Mir ist der Zustand des Gefangenseins also wahrlich nicht fremd. Man hat mich mehrfach eingesperrt. Einzelhaft und Blindheit ohne große Hoffnung auf Rettung sind am Entbehrungstresen im Warenhaus des Geistes allerdings etwas Besonderes. Das alles, verbunden mit dem Gefühl der Endgültigkeit, hatte seine Spuren hinterlassen. In den Stunden des Wachseins unterdrücke ich diese Erinnerungen normalerweise, doch nachts machen sie sich zuweilen frei, huschen durch die Gänge und tanzen um den Gedankentresen, eins, zwei, drei. Brands Anblick in seiner Zelle hatte sie wieder von der Kette gelassen, verbunden mit einem unpassenden Gefühl der Kälte; der anschließende Dolchstoß sorgte dafür, daß sie ein mehr oder weniger dauerhaftes Heim fanden. Während ich jetzt im Kreise meiner Brüder und Schwestern in dem schildbehangenen Wohnzimmer saß, kam mir der Gedanke, daß einer oder mehrere von ihnen mit Brand dasselbe getan hatten, was Eric zuvor mit mir angestellt hatte. Während ich es nicht sonderlich überraschend fand, daß ein Familienangehöriger dazu in der Lage sein sollte, war die Tatsache, daß ich mit dem Übeltäter im gleichen Zimmer saß und keine Ahnung hatte, wer es war, doch einigermaßen beunruhigend. Mein einziger Trost war, daß die anderen je nach Nervenkostüm ebenfalls beunruhigt sein mußten. Einschließlich des Schuldigen, nachdem nun eindeutig feststand, daß er unter uns zu suchen war. Inzwischen war mir klar, daß ich gehofft hatte, die Sache wäre einzig und allein auf Fremde zurückzuführen. Jetzt aber . . . Einerseits fühlte ich mich noch mehr beengt als sonst in dem, was ich sagen durfte. Andererseits schien der richtige Augenblick gekommen, Informationen zu sammeln, solange noch jeder in aufgescheuchter Stimmung war. Der Wunsch, bei der Beseitigung der Gefahr zu helfen, konnte sich hier sehr positiv auswirken. Und sogar der Übeltäter hatte sicher den Wunsch, sich zu verhalten wie alle anderen. Wer konnte wissen, ob er sich nicht eine Blöße gab, während er diesen Effekt zu erzielen versuchte?
»Nun, hast du noch andere interessante Experimente in petto?« fragte Julian, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich in meinem Lieblingsstuhl zurück.
»Im Augenblick nicht«, erwiderte ich.
»Schade«, sagte er. »Ich hatte gehofft, du würdest vorschlagen, wir sollten Vater auf ähnliche Weise zurückholen. Wenn wir Glück haben, finden wir ihn, und jemand beseitigt ihn anschließend mit größerem Nachdruck. Hinterher könnten wir alle Russisch Roulett spielen mit den schönen neuen Waffen, die du uns mitgebracht hast – dem Sieger die Beute!«
»Du sprichst unüberlegt«, sagte ich.
»O nein. Jedes einzelne Wort ist sorgfältig überlegt«, erwiderte er. »Wir verwenden soviel Zeit darauf, uns gegenseitig anzulügen, daß ich es für amüsant hielt, endlich einmal zu sagen, was ich wirklich denke. Nur um zu sehen, ob es jemandem auffällt.«
»Du siehst, es ist aufgefallen. Wir haben auch bemerkt, daß dein wahres Ich nicht besser ist als das alte.«
»Welches Ich du auch vorziehst – beide fragen sich, ob du eine Ahnung hast, was du nun tun willst.«
»O ja«, sagte ich. »Zunächst gedenke ich Antwort zu erhalten auf eine Reihe von Fragen – über all die Dinge, die uns zu schaffen machen. Wir können gleich mit Brand und seinen Sorgen beginnen.« Ich wandte mich an Benedict, der vor dem Kamin saß und ins Feuer starrte, und sagte: »Vor einiger Zeit hast du mir in Avalon gesagt, Brand hätte zu denjenigen gehört, die nach meinem Verschwinden nach mir gesucht hätten.«
»Richtig«, bestätigte Benedict.
»Wir alle haben dich gesucht«, sagte Julian.
»Zuerst nicht«, gab ich zurück. »Ursprünglich waren es Brand, Gérard und du, Benedict. Ist das die Auskunft, die du mir gegeben hast?«
»Ja«, sagte er. »Die anderen haben es später versucht. Auch das habe ich dir gesagt.«
Ich nickte. »Hat Brand damals etwas Ungewöhnliches mitgeteilt?« fragte ich.
»Ungewöhnlich? In welcher Beziehung?« wollte Benedict wissen.
»Keine Ahnung. Ich suche nach einer Verbindung zwischen dem, was ihm widerfahren ist, und meinen Erlebnissen.«
»Dann suchst du am falschen Ort«, meinte Benedict. »Er kehrte von der Suche zurück und meldete einen Fehlschlag. Und anschließend war er noch verdammt lange in der Stadt, und zwar unbelästigt.«
»Das hatte ich schon richtig mitbekommen«, sagte ich. »Doch aus Randoms Worten schließe ich, daß er endgültig etwa einen Monat vor dem Augenblick verschwand, da ich gesundete und zurückkehrte. Das kommt mir irgendwie seltsam vor. Wenn er nach der Suche keine besonderen Vorkommnisse melden konnte – hat er dann vielleicht unmittelbar vor seinem Verschwinden noch etwas gefunden? Oder in der Zwischenzeit? Weiß irgend jemand etwas? Sagt es mir, wenn ihr etwas wißt!«
Köpfe wurden hin und her gewendet, man sah sich an. Die Blicke schienen mir allerdings eher von Neugier als von Mißtrauen oder Nervosität zu zeugen.
»Also«, sagte Llewella schließlich. »Ich weiß nicht recht. Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, meine ich.«
Alle Blicke richteten sich auf sie. Während sie sprach, flocht sie unablässig die Enden ihrer Gürtelschnur.
»Es war in der Zeit dazwischen – und vielleicht hat es ja auch keine Bedeutung«, fuhr sie fort. »Die Sache kam mir jedenfalls seltsam vor. Brand kam damals nach Rebma . . .«
»Wie lange ist das her?« fragte ich.
Sie runzelte die Stirn.
»Fünfzig, sechzig, siebzig Jahre . . . ich weiß es nicht genau.«
Ich versuchte, mich an den Umrechnungsfaktor zu erinnern, den ich während meiner langen Einkerkerung gefunden hatte. Danach entsprach ein Tag in Amber gut zweieinhalb Tagen auf der Schatten-Erde, auf der ich mein Exil verbracht hatte. Wann immer möglich, wollte ich die Ereignisse in Amber in meine Exilzeit umrechnen, für den Fall, daß sich seltsame Gemeinsamkeiten ergaben. Brand war also in einer Zeit nach Rebma gereist, die für mich irgendwann im neunzehnten Jahrhundert lag.
»Wie immer das Datum gewesen sein mag«, sagte sie, »er kam und besuchte mich. Er blieb mehrere Wochen.« Sie sah Random an. »Er erkundigte sich nach Martin.«
Random kniff die Augen zusammen und legte den Kopf auf die Seite.
»Hat er dir den Grund genannt?« fragte er.
»Eigentlich nicht«, sagte sie. »Er deutete an, er habe Martin irgendwann auf seinen Reisen kennengelernt, und erweckte den Eindruck, als würde er sich gern mit ihm in Verbindung setzen. Erst nach seiner Abreise wurde mir bewußt, daß er wahrscheinlich nur deswegen zu uns gekommen war, um möglichst viel über Martin herauszufinden. Ihr wißt ja, wie raffiniert Brand sein kann, wie er Dinge in Erfahrung bringt, ohne spürbar darauf scharf zu sein. Erst als ich mit einigen anderen gesprochen hatte, bei denen er ebenfalls zu Besuch gewesen war, ging mir auf, was geschehen war. Den Grund habe ich allerdings nie erfahren.«
»Das ist – höchst seltsam«, bemerkte Random. »Es bringt mir etwas in Erinnerung, dem ich bisher keine Bedeutung beigemessen habe. Einmal fragte er mich gründlich nach meinem Sohn aus – das kann durchaus zur gleichen Zeit gewesen sein. Er machte allerdings keine Andeutung, daß er ihn kennengelernt habe – oder ihn kennenlernen wollte. Das Gespräch begann mit einer kleinen Stichelei über uneheliche Söhne. Als ich mich gekränkt zeigte, entschuldigte er sich und stellte mir ein paar vernünftigere Fragen über den Jungen, Fragen, die ich damals seinem Bemühen um Höflichkeit zuschrieb – damit ich mich später nicht im Zorn an das Gespräch erinnerte. Doch wie du schon sagst – er hatte eine besondere Art, seinen Gesprächspartnern Vertraulichkeiten abzuringen. Warum hast du mir nie davon erzählt?«
Sie lächelte ihn süßlich an. »Warum hätte ich das tun sollen?« fragte sie.
Random nickte langsam; sein Gesicht war ausdruckslos.
»Nun, was hast du ihm gesagt?« fragte er. »Was hat er erfahren? Was weißt du über Martin, das mir nicht bekannt wäre?«
Sie schüttelte den Kopf, und ihr Lächeln verblaßte.
»Eigentlich – nichts«, erwiderte sie. »Meines Wissens hat man in Rebma nicht wieder von Martin gehört, seitdem er durch das Muster geschritten und verschwunden ist. Ich glaube nicht, daß Brand bei seiner Abreise aus Rebma klüger war als bei seiner Ankunft.«
»Seltsam . . .«, sagte ich. »Hat er sich mit seinen Fragen auch an andere gewandt?«
»Ich erinnere mich nicht«, sagte Julian.
»Ich auch nicht«, stellte Benedict fest.
Die anderen schüttelten die Köpfe.
»Dann merken wir uns das und lassen die Sache für den Augenblick ruhen«, sagte ich. »Es gibt andere Dinge, die ich wissen muß. Julian, ich habe erfahren, daß du und Gérard vor einiger Zeit der schwarzen Straße zu folgen versuchtet und daß Gérard unterwegs verletzt wurde. Anschließend habt ihr euch wohl eine Zeitlang bei Benedict aufgehalten, bis sich Gérard wieder erholt hatte. Über diese Expedition möchte ich gern mehr erfahren.«
»Du scheinst doch schon Bescheid zu wissen«, erwiderte Julian. »Du hast eben alles geschildert, was geschehen ist.«
»Wo hast du davon erfahren, Corwin?« fragte Benedict.
»In Avalon.«
»Von wem?«
»Dara.«
Er stand auf, durchquerte das Zimmer, blieb vor mir stehen und starrte düster auf mich herab.
»Du bestehst also noch immer auf der absurden Geschichte mit dem Mädchen!«
Ich seufzte.
»Wir haben uns nun schon lang und breit darüber unterhalten«, sagte ich. »Dabei habe ich dir alles mitgeteilt, was ich über das Thema weiß. Entweder glaubst du mir oder nicht. Jedenfalls hat sie mir das alles erzählt.«
»Anscheinend gibt es doch einige Dinge, über die du mich nicht informiert hast. Von diesem Detail hast du jedenfalls bisher nicht gesprochen.«
»Ist es wahr oder nicht? Ich meine, wegen Julian und Gérard.«
»Es stimmt«, sagte er.
»Dann sollten wir für den Augenblick meine Informationsquelle vergessen und uns auf die Ereignisse konzentrieren.«
»Einverstanden«, sagte Benedict. »Nachdem nun der Grund für meine Geheimniskrämerei fortfällt – natürlich Eric –, will ich mich offen äußern. Eric wußte nicht, wo ich lebte, und auch die meisten anderen hatten keine Ahnung. Gérard war mein wichtigster Verbindungsmann in Amber. Eric machte sich immer mehr Sorgen um die schwarze Straße und beschloß eines Tages, sie von Kundschaftern durch die Schatten bis zum Ausgangspunkt zurückverfolgen zu lassen. Julian und Gérard fiel die Aufgabe zu. Sie wurden in der Nähe Avalons von einer überlegenen Horde der schwarzen Wesen angegriffen. Gérard bat mich durch meinen Trumpf um Hilfe, und ich eilte hinzu. Der Feind wurde zurückgeschlagen. Da sich Gérard beim Kampf ein Bein gebrochen hatte und auch Julian ziemlich übel zugerichtet war, nahm ich beide mit nach Hause. Damals brach ich mein Schweigen und setzte mich mit Eric in Verbindung, um ihm zu sagen, wo sie sich aufhielten und was aus ihnen geworden war. Er ordnete an, sie sollten die Reise nicht fortsetzen, sondern nach Amber zurückkehren, nachdem sie sich erholt hatten. Bis dahin blieben sie bei mir. Dann ritten sie zurück.«
»Das ist alles?«
»Das ist alles.«
Aber es war nicht alles. Dara hatte mir noch etwas mitgeteilt. Sie hatte von einem anderen Besucher gesprochen. Ich erinnerte mich deutlich daran. An jenem Tag am Bach, während sich das Mühlrad eifrig drehte und Träume mahlte, an jenem Tag, da wir miteinander kämpften und plauderten und durch die Schatten wanderten und dabei durch einen urzeitlichen Wald kamen und einen mächtigen Fluß mit einem ungeheuren Rad erreichten, das eine Mühle der Götter hätte sein können, an jenem Tag, da wir ein Picknick abhielten, flirteten und klatschten – an jenem Tag hatte sie mir viel erzählt, und manches war sicher nicht wahr gewesen. Doch hinsichtlich des Besuches durch Julian und Gérard hatte sie nicht gelogen, und ich hielt es für möglich, daß sie auch die Wahrheit gesagt hatte, als sie mir mitteilte, Brand habe Benedict in Avalon besucht. »Oft« – das war das Wort, das sie verwendet hatte.
Benedict hatte nun keinen Zweifel daran gelassen, daß er mir mißtraute. Dies allein war sicher ein ausreichender Grund dafür, daß er Informationen über Dinge für sich behielt, die er für zu problematisch hielt, als daß sie mich etwas angingen. Hölle, wenn die Lage umgekehrt gewesen wäre, hätte ich mir auch nicht vertraut! Doch nur ein Dummkopf hätte ihn jetzt darauf angesprochen. Denn es gab noch andere Möglichkeiten.
Immerhin möglich, daß er mir später unter vier Augen von Brands Besuchen erzählen wollte. Dabei mochte es durchaus um etwas gegangen sein, das er nicht vor der Gruppe und besonders nicht vor Brands Möchtegern-Mörder besprechen wollte.
Oder . . . Natürlich war auch die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß Benedict selbst hinter allem stand. Die Folgen wagte ich mir nicht vorzustellen. Da ich unter Napoleon, Lee und McArthur gedient hatte, wußte ich den Taktiker wie auch den Strategen zu schätzen. Benedict war beides, der beste, den ich je gekannt hatte. Der kürzliche Verlust seines rechten Arms hatte diese Fähigkeiten in keiner Weise gemindert, ebensowenig wie seine Gefährlichkeit im Zweikampf. Wäre ich seinerzeit nicht vom Glück begünstigt gewesen, hätte er mich wegen eines Mißverständnisses mühelos windelweich geschlagen. Nein, ich wünschte mir nicht, daß Benedict der Drahtzieher war, und ich gedachte auch nicht auf die Jagd nach den Dingen zu gehen, die er im Augenblick verheimlichen wollte. Ich hoffte nur, daß er sie sich lediglich für später aufhob.
Ich beschränkte mich also auf ein »Das ist alles« und beschloß, das Thema zu wechseln.
»Flora«, sagte ich. »Als ich dich nach meinem Unfall besuchte, sagtest du etwas, das ich auch heute noch nicht ganz verstehe. Da ich kurz darauf relativ viel Zeit zur Verfügung hatte und mir manche Dinge überlegen konnte, bin ich in meinen Erinnerungen auch auf diesen Satz gestoßen und habe mir Gedanken darüber gemacht. Ich verstehe ihn nicht. Würdest du mir bitte erläutern, was du gemeint hast, als du sagtest, die Schatten enthielten mehr Schrecknisse, als man geglaubt hätte?«
»Nun, ich erinnere mich nicht genau daran, so etwas gesagt zu haben«, erwiderte Flora. »Aber vermutlich habe ich es gesagt, wenn es einen solchen Eindruck auf dich gemacht hat. Du kennst den Effekt, den ich meinte: daß Amber auf die benachbarten Schatten wie eine Art Magnet wirkt und Dinge daraus herüberzieht; je mehr man sich Amber nähert, desto einfacher ist der Weg, selbst für Schattenwesen. Während es zwischen benachbarten Schatten immer ein gewisses Maß an Wechselwirkung gibt, scheint dieser Effekt bei Amber stärker und auch einseitiger zu sein. Wir achten seit jeher besonders auf seltsame Dinge, die sich aus den Schatten zu uns verirren. Nun, in den Jahren vor deiner Gesundung schienen diese Erscheinungen in der Nähe Ambers verstärkt aufzutreten. Unheimliche Wesen tauchten auf, fast immer gefährlich. Viele waren unverkennbar Geschöpfe aus nahegelegenen Bereichen. Nach einiger Zeit jedoch kamen die Besucher von immer weiter her. Schließlich tauchten Wesen auf, die uns völlig unbekannt waren. Man wußte keine Erklärung für diesen plötzlichen Transport von Gefahren, obwohl wir ziemlich gründlich nach den Ursachen forschten, die die Erscheinungen zu uns treiben mochten. Mit anderen Worten – es traten ziemlich unwahrscheinliche Schattendurchdringungen auf.«
»Dies begann schon, während Vater noch in der Stadt war?«
»O ja. Es begann mehrere Jahre vor seiner Gesundung – wie ich eben schon sagte.«
»Ich verstehe. Hat sich schon mal jemand mit der Frage beschäftigt, ob es zwischen diesen Ereignissen und Vaters Verschwinden eine Verbindung gibt?«
»Gewiß«, erwiderte Benedict. »Ich bin noch immer der Meinung, daß hier der Grund zu sehen ist. Er zog los, um den Phänomenen nachzugehen – oder um ein Gegenmittel zu finden.«
»Das ist lediglich eine Vermutung«, meinte Julian. »Du weißt ja, wie er war. Er hat niemals Gründe genannt.«
Benedict zuckte die Achseln.
»Es ist jedenfalls eine logische Schlußfolgerung«, sagte er. »Soweit ich weiß, hat er bei verschiedenen Gelegenheiten von seiner Sorge über die Monsterwanderungen – wenn wir sie so nennen wollen – gesprochen.«
Ich zog meine Karten aus ihrem Behältnis; ich hatte es mir in letzter Zeit angewöhnt, stets einen kompletten Satz Trümpfe bei mir zu führen. Ich zog Gérards Karte und betrachtete sie. Die anderen sahen mir stumm zu. Gleich darauf kam der Kontakt.
Gérard saß noch immer auf seinem Stuhl, die Klinge quer über die Knie gelegt. Er hatte seine Mahlzeit noch nicht beendet. Er schluckte, als er meine Gegenwart spürte, und fragte: »Ja, Corwin? Was willst du?«
»Wie geht es Brand?«
»Er schläft«, erwiderte er. »Sein Puls ist ein bißchen kräftiger geworden. Seine Atmung ist unverändert – regelmäßig. Es ist noch zu früh . . .«
»Ich weiß«, sagte ich. »Ich wollte mich nur erkundigen, ob du dich an eine bestimmte Sache erinnerst. Hattest du nach Dingen, die Vater gesagt oder getan hat, den Eindruck, daß sein Verschwinden irgendwie mit dem verstärkten Auftauchen von Schattenwesen in Amber zu tun hatte?«
»Das«, sagte Julian, »nennt man eine Fangfrage.«
Gérard wischte sich den Mund.
»Eine Verbindung mag bestanden haben«, sagte er. »Er war irgendwie beunruhigt und mit den Gedanken ganz woanders. Und er sprach von den Wesen. Aber er hat niemals offen heraus gesagt, sie seien seine Hauptsorge – oder ob ihn vielleicht etwas ganz anderes beschäftigte.«
»Zum Beispiel?« – Er schüttelte den Kopf.
»Irgend etwas. Ich – ja . . . ja, es gibt da etwas, das du wissen solltest; vielleicht nützt es etwas. Einige Zeit nach seinem Verschwinden wollte ich einen bestimmten Umstand feststellen; nämlich: ob ich tatsächlich die letzte Person war, die ihn vor seiner Abreise gesehen hat. Ich bin ziemlich sicher, daß ich es war. Ich hatte mich den ganzen Abend im Palast aufgehalten und machte Anstalten, an Bord meines Flaggschiffs zurückzukehren. Vater hatte sich etwa eine Stunde zuvor zurückgezogen, doch ich war noch im Wachzimmer geblieben und hatte mit Kapitän Thoben Dame gespielt. Da wir am folgenden Morgen auslaufen wollten, beschloß ich, ein Buch mitzunehmen. Ich ging also hier in die Bibliothek. Vater saß am Tisch.« Gérard machte eine Kopfbewegung. »Er blätterte in einigen alten Büchern und hatte sich noch nicht umgezogen. Er sagte: ›Du bist an der richtigen Stelle‹, und las weiter. Während ich die Regale absuchte, machte er eine Bemerkung darüber, daß er nicht schlafen könne. Ich fand ein Buch, wünschte ihm eine gute Nacht. Er sagte: ›Gute Fahrt‹, und ich ging.« Gérard senkte den Blick. »Ich bin überzeugt, daß er an jenem Abend das Juwel des Geschicks trug, daß ich es auf seiner Brust sah, so deutlich, wie ich dich jetzt vor mir habe. Ich bin ebenso überzeugt, daß er es früher am Abend nicht getragen hatte. Später war ich lange Zeit der Ansicht, er habe es mitgenommen, wohin immer er auch gegangen war. In seinen Räumen fand sich kein Hinweis darauf, daß er sich später noch umgezogen hatte. Ich sah den Stein erst wieder, als du und Bleys besiegt wurdet nach eurem Angriff auf Amber. Da trug Eric plötzlich das Juwel. Als ich ihn fragte, behauptete er, er habe das Schmuckstück in Vaters Gemächern gefunden. Da ich keine gegenteiligen Beweise hatte, mußte ich dies akzeptieren, aber zufrieden war ich damit nicht. Deine Frage – und die Tatsache, daß du den Stein jetzt trägst – hat die alten Erinnerungen wieder aufsteigen lassen. Ich dachte, du solltest darüber Bescheid wissen.«
»Danke«, sagte ich. Zugleich fiel mir eine andere Frage ein, die ich im Augenblick aber lieber nicht stellen wollte. Für die Ohren der anderen beendete ich das Gespräch mit der Frage : »Du meinst also, er braucht noch mehr Decken? Oder sonst etwas?«
Gérard prostete mir mit seinem Glas zu und trank.
»Sehr gut. Mach nur so weiter«, sagte ich und schob die Hand über seine Karte.
»Bruder Brand scheint es den Umständen entsprechend gut zu gehen«, sagte ich. »Und Gérard erinnert sich nicht daran, daß Vater etwas gesagt hätte, wonach die Schatten-Erscheinungen und seine Abreise in direktem Zusammenhang gestanden haben könnten. Wie wohl Brands Erinnerungen aussehen, wenn er wieder zu sich kommt . . .«
»Wenn er wieder zu sich kommt«, sagte Julian.
»Ich glaube schon, daß er es schafft«, sagte ich. »Wir alle haben schon ziemlich harte Nackenschläge einstecken müssen. Unsere Lebenskraft ist eines der wenigen Dinge, denen wir vertrauen können. Ich würde sagen, daß er morgen früh den Mund aufmacht.«
»Was gedenkst du mit dem Schuldigen anzustellen«, fragte er, »wenn Brand den Namen nennt?«
»Ihn verhören«, sagte ich.
»Das würde ich gern übernehmen. Ich habe so langsam das Gefühl, daß du diesmal recht hast, Corwin, und daß die Person, die ihn ermorden wollte, vielleicht auch verantwortlich ist für die wiederholten Belagerungen, für Vaters Verschwinden und für Caines Tod. Es würde mir Spaß machen, den Kerl auszuquetschen, ehe wir ihm die Kehle durchschneiden – und auch dafür möchte ich mich gern zur Verfügung stellen.«
»Wir werden daran denken«, sagte ich.
»Du bist von der Untersuchung nicht ausgeschlossen!«
»Das weiß ich durchaus.«
»Ich muß etwas sagen«, schaltete sich Benedict ein und verhinderte damit eine Antwort Julians. »Mir machen die Stärke und das erkennbare Ziel der Opposition zu schaffen. Ich bin nun schon bei mehreren Gelegenheiten auf die gegnerischen Kräfte gestoßen, die es wirklich auf Blut abgesehen haben. Wenn wir einmal hypothetisch deine Geschichte über Dara akzeptieren, Corwin, so scheinen mir ihre letzten Worte die gegnerische Haltung klar zu definieren: ›Amber wird vernichtet werden.‹ Nicht erobert, unterworfen oder gezüchtigt. Vernichtet! Julian, du hättest doch nichts dagegen, hier zu herrschen, oder?«
Julian lächelte.
»Vielleicht in einem Jahr«, sagte er. »Heute nicht, vielen Dank.«
»Ich meine damit, daß ich mir vorstellen könnte, daß du – oder ein anderer von uns – Söldner einsetzt oder sich Verbündete sucht, um die Stadt zu übernehmen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, daß ihr eine so starke Macht einschaltet, daß sie hinterher schon an sich ein ernstes Problem darstellt. Jedenfalls keine Macht, der es mehr auf Vernichtung als auf Eroberung ankommt. Ich kann mir einfach nicht denken, daß du, ich, Corwin oder die anderen versuchen würden, Amber tatsächlich zu vernichten – oder sich mit Kräften einzulassen, die dieses Ziel haben. Das ist der Aspekt, der mir an Corwins Vermutung, einer von uns stecke hinter der Sache, nicht gefällt.«
Ich nickte. Natürlich war mir diese Schwäche in der Kette meiner Vermutungen bekannt. Doch gab es so viele Unbekannte . . . Ich konnte Alternativen aufführen, wie es Random in diesem Augenblick tat – doch mit Mutmaßungen war nichts zu beweisen.
»Vielleicht«, sagte Random, »hat sich einer von uns mit solchen Kräften eingelassen, hat aber seine Verbündeten unterschätzt. Der Schuldige sitzt jetzt womöglich ebenso in der Klemme wie wir. Vielleicht kann er die Sache gar nicht mehr stoppen, selbst wenn er wollte.«
»Wir könnten ihm die Gelegenheit geben«, sagte Fiona, »seine Verbündeten hier und jetzt zu verraten. Wenn man Julian dazu bringen könnte, ihm nicht die Kehle durchzuschneiden, und die übrigen ebenfalls damit einverstanden wären, würde er vielleicht den Mund aufmachen – sofern Randoms Vermutung stimmt. Er könnte zwar keinen Anspruch auf den Thron mehr erheben, doch seine Chancen stehen im Augenblick ja auch nicht besonders gut. Auf diese Weise könnte er sein Leben retten und Amber ziemlich viel Ärger ersparen. Ist jemand bereit, hierzu eine Meinung zu äußern?«
»Ja, ich«, sagte ich. »Ich schenke ihm das Leben, wenn er sich äußert – unter der Voraussetzung, daß er es im Exil verbringt.«
»Damit bin ich einverstanden«, sagte Benedict.
»Ich auch«, sagte Random.
»Eine Bedingung«, verkündete Julian. »Wenn er nicht persönlich für Caines Tod verantwortlich war, mache ich mit. Sonst nicht. Und er müßte Beweise vorlegen.«
»Leben im Exil«, sagte Deirdre. »Also gut, einverstanden.«
»Ich auch«, sagte Flora.
»Ich ebenfalls«, folgte Llewella.
»Gérard ist vermutlich ebenfalls einverstanden«, sagte ich. »Doch ich frage mich, ob Brand so denkt wie wir. Ich habe so ein Gefühl, als könnte er etwas dagegen haben.«
»Fragen wir Gérard«, sagte Benedict. »Wenn es Brand schafft und sich als einziger dagegen ausspricht, weiß der Schuldige, daß er nur einem Feind aus dem Weg gehen muß – und auf dieser Basis können sich die beiden immer noch direkt einigen.«
»Gut«, sagte ich, unterdrückte einen Anflug von Unbehagen und setzte mich noch einmal mit Gérard in Verbindung, der sich ebenfalls einverstanden erklärte.
So standen wir denn auf und leisteten unseren Schwur auf das Einhorn von Amber – wobei Julians Schwur eine zusätzliche Klausel aufwies. Wir schworen, jeden aus unserem Kreis, der dem Eid zuwiderhandelte, ins Exil zu verbannen. Offen gestanden nahm ich nicht an, daß uns das alles etwas bringen würde, doch es ist hübsch, wenn eine Familie sich zu einer gemeinsamen Aktion aufrafft.
Anschließend machte jeder eine Bemerkung darüber, er würde über Nacht im Palast bleiben – vermutlich um anzudeuten, daß er keine Angst hatte vor den Dingen, die Brand morgen früh vielleicht enthüllen würde, und um anzudeuten, daß er nicht den Wunsch hatte, die Stadt zu verlassen – etwas, das man nicht so schnell vergessen würde, selbst wenn Brand in der Nacht den Geist aufgab. Da ich der Gruppe keine weiteren Fragen vorzulegen hatte und keiner aufgestanden war, um die Untat einzugestehen, die von unserem Schwur gedeckt wurde, lehnte ich mich zurück und hörte eine Zeitlang tatenlos zu. Die Gruppe fiel auseinander; es gab eine Reihe von Gesprächen und Wortwechseln, wobei eines der Hauptthemen die Nachstellung der Szene in der Bibliothek war. Jeder beschrieb seine Position und versuchte zu beweisen, daß bis auf ihn jeder andere in der Lage gewesen war, die Tat zu begehen. Ich rauchte eine Zigarette und sagte nichts zu dem Thema. Deirdre kam jedoch auf eine interessante Möglichkeit, wonach Gérard den Dolchstoß selbst hätte führen können, während wir herbeidrängten, und wonach sein entschlossenes Auftreten nicht dem Wunsch entsprang, Brand zu retten, sondern dem Bestreben, ihn am Sprechen zu hindern – was bedeutete, daß Brand die Nacht nicht überleben würde. Raffiniert ausgeklügelt, doch ich konnte nicht daran glauben. Auch sonst ließ sich niemand überzeugen.
Zumindest erklärte sich keiner bereit, nach oben zu gehen und Gérard von seinem Schützling zu trennen.
Nach einer Weile schlenderte Fiona herbei und setzte sich neben mich.
»Also, ich habe das einzige versucht, das mir eingefallen ist«, sagte sie. »Ich hoffe, es führt zu etwas.«
»Vielleicht.«
»Wie ich sehe, hast du deine Garderobe um ein seltsames Schmuckstück bereichert«, sagte sie, hob mit Daumen und Zeigefinger das Juwel des Geschicks empor und betrachtete es.
Dann sah sie mich an.
»Kannst du das Ding dazu bringen, Tricks für dich zu vollbringen?« fragte sie.
»Ein paar.«
»Dann hast du also gewußt, wie man sich darauf einstellt. Dabei wird das Muster eingeschaltet, nicht wahr?«
»Ja. Eric hat mir das Notwendige mitgeteilt – unmittelbar vor seinem Tod.«
»Ich verstehe.«
Sie ließ den Edelstein los, lehnte sich in ihren Sessel zurück und blickte in die Flammen.
»Hat er dir auch Vorsichtsmaßregeln mit auf den Weg gegeben?« wollte sie wissen.
»Nein.«
»Ich frage mich, ob das an den Umständen lag oder Absicht war.«
»Nun, er war ziemlich mit Sterben beschäftigt. Das engte unsere Konversation doch etwas ein.«
»Ich weiß. Ich habe nur überlegt, ob sein Haß auf dich seine Hoffnungen für das Reich überwogen hat, oder ob er einige der hier angesprochenen Prinzipien vielleicht selbst nicht gekannt hat.«
»Was weißt du denn davon?«
»Denk einmal an Erics Tod, Corwin. Ich war nicht dabei, doch zur Beerdigung bin ich ziemlich früh gekommen. Ich war zugegen, als sein Leichnam gebadet, rasiert und angekleidet wurde – und ich habe seine Wunden untersucht. Ich glaube nicht, daß die Wunden allein tödlich waren. Er hatte drei Brustwunden erlitten, doch nur eine sah so aus, als ginge sie bis in den Burstkorb . . .«
»Das genügt völlig, wenn . . .«
»Warte«, sagte sie. »Es war schwierig, doch ich habe den Winkel des Stichs mit einer Nadel zu ermitteln versucht. Eigentlich wollte ich ja richtig nachschauen, aber das hat Caine nicht zugelassen. Dennoch glaube ich nicht, daß sein Herz oder seine Arterien beschädigt waren. Wenn du willst, daß ich dieser Frage weiter nachgehe, ist es für eine Leichenöffnung noch nicht zu spät. Ich bin sicher, daß die Wunden und die allgemeine Belastung zu seinem Tod beitrugen, doch ich bin davon überzeugt, daß das Juwel den entscheidenden Anstoß gegeben hat.«
»Wie kommst du darauf?«
»Wegen einiger Bemerkungen, die Dworkin machte, als ich bei ihm studierte – und wegen anderer Dinge, die mir deswegen hinterher aufgefallen sind. Er deutete an, daß das Juwel zwar ungewöhnliche Fähigkeiten vermittelte, daß es aber zugleich eine Belastung für die Lebenskraft des Trägers darstellt. Je länger man es trägt, desto mehr wird einem von dem Schmuckstück Energie entzogen. Später habe ich darauf geachtet und festgestellt, daß Vater den Stein nur selten trug und niemals für längere Zeit.«
Meine Gedanken kehrten zu Eric zurück, zu jenem Tag, da er sterbend am Hang des Kolvir lag, während ringsum die Schlacht tobte. Ich erinnerte mich an den ersten Eindruck, den ich von ihm hatte – das bleiche Gesicht, der keuchende Atem, das Blut auf seiner Brust . . . Und das Juwel des Geschicks, das ihm um den Hals hing, pulsierte wie ein Herz auf dem feuchten zerknitterten Stoff. Das Pulsieren hatte ich zuvor noch nie gesehen – und seither nicht wieder. Ich erinnerte mich, daß die Erscheinung schwächer wurde, und als er starb und ich seine Hände über dem Juwel faltete, hat das Phänomen ganz aufgehört.
»Was weißt du über die Funktionen des Juwels?« fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf.
»Dworkin hielt das für ein Staatsgeheimnis. Ich weiß von der offensichtlichen Wirkung, von der Wetterkontrolle, und schloß aus einigen Bemerkungen Vaters, daß der Stein außerdem zu einem verbesserten oder zusätzlichen Wahrnehmungsvermögen führt. Dworkin erwähnte das Juwel in erster Linie als Beispiel für die Gegenwart des Musters in allem, was uns Macht verleiht – sogar die Trümpfe enthalten es, wenn du genau und lange genug hinschaust –, und er beschrieb es als Verkörperung des Erhaltungsprinzips: all unsere speziellen Kräfte haben ihren Preis. Je größer die Macht, desto größer die Investition. Die Trümpfe sind eine Kleinigkeit; trotzdem birgt ihre Benutzung ein Element der Erschöpfung in sich. Die Wanderung durch die Schatten, eine Anwendung der Linien des Musters, das in uns existiert, erfordert eine noch größere Anstrengung. Die physische Bewältigung des eigentlichen Musters kostet bereits erhebliche Energien. Das Juwel aber, so sagt Dworkin, repräsentiert eine noch höhere Oktave desselben Phänomens, und die Kosten für den Benutzer sind gleich um mehrere Faktoren größer.«
Wenn das stimmte, offenbarte sich hier eine andere zwielichtige Charakterfacette jenes Bruders, den ich am wenigsten gemocht hatte. Hatte er das Phänomen gekannt und das Juwel bei der Verteidigung Ambers dennoch angelegt und zu lange getragen, so wurde er dadurch zu einer Art Held. Seine Weitergabe des Steins an mich ohne Warnung stellte sich in diesem Lichte allerdings als letzter Racheversuch des Sterbenden dar. Dabei hatte er mich seinen Worten zufolge ausdrücklich von seinem Fluch ausgenommen, den er gegen unsere Feinde auf der schwarzen Straße einzusetzen gedachte. Das bedeutete natürlich nur, daß er sie ein wenig mehr haßte als mich und seine letzten Kräfte strategisch möglichst günstig einsetzen wollte – für Amber. Ich dachte an die Unvollständigkeit von Dworkins Notizen, die ich aus dem von Eric bezeichneten Versteck geholt hatte. War es möglich, daß Eric die kompletten Aufzeichnungen gefunden und den Teil mit den Warnungen absichtlich vernichtet hatte, um seinen Nachfolger in den Tod zu treiben? Dieser Gedanke erschien mir nicht gerade logisch, denn er konnte nicht wissen, daß ich in der Schlacht wieder auftauchen würde, daß der Kampf so enden würde und daß ich ihm tatsächlich auf den Thron folgen würde. Ebensogut hätte einer seiner Lieblingsbrüder an die Macht kommen können, in welchem Falle ihm sicher nicht daran gelegen hätte, irgendwelche Fallen zu hinterlassen. Nein. Wie ich die Dinge sah, war sich Eric entweder der wahren Eigenschaften des Steins nicht bewußt gewesen, da er eine nur unvollständige Gebrauchsanweisung erhalten hatte, oder jemand anders war vor mir an die Papiere herangekommen und hatte genügend Informationen entfernt, um mich mit einer tödlichen Gefahr auf der Brust dastehen zu lassen. Vielleicht war hier wieder unser Todfeind am Werk gewesen.
»Kennst du den Sicherheitsfaktor?« fragte ich.
»Nein«, erwiderte sie. »Ich kann dir nur zwei Hinweise geben; vielleicht nützen sie dir etwas. Erstens kann ich mich nicht erinnern, daß Vater das Schmuckstück jemals über längere Zeiträume hinweg getragen hat. Den zweiten Aspekt habe ich mir aus einigen seiner Äußerungen zusammengesucht – angefangen mit der Bemerkung: ›Wenn Menschen zu Denkmälern werden, ist man selbst entweder am falschen Ort oder in Schwierigkeiten‹ Über einen längeren Zeitraum hinweg bedrängte ich ihn natürlich wegen einer näheren Erläuterung und gewann schließlich den Eindruck, daß das erste Anzeichen für eine zu lange Aktivierung des Juwels eine Art Verzerrung des Zeitgefühls ist. Anscheinend beginnt es den Metabolismus – alles – zu beschleunigen, was zur Folge hat, daß sich die Welt ringsum zu verlangsamen scheint. Dies muß den Träger ziemlich viel Kraft kosten. Und das ist alles, was ich darüber weiß, und ich muß zugeben, daß insbesondere das letztere zum größten Teil Vermutung ist. Wie lange trägst du das gute Stück jetzt schon?«
»Eine ganze Weile«, sagte ich, zählte insgeheim meine Herzschläge und blickte in die Runde, um zu sehen, ob sich schon etwas verlangsamt hatte.
Natürlich konnte ich nichts erkennen, wenn ich mich auch nicht besonders wohl fühlte. Bisher hatte ich allerdings vermutet, daß allein Gérard daran schuld war. Trotzdem wollte ich mir das Ding jetzt nicht einfach vom Hals reißen, nur weil es mir ein anderes Familienmitglied geraten hatte, auch wenn es die schlaue Fiona war, in zugänglicher Stimmung. Perversität, Halsstarrigkeit . . . Nein, Unabhängigkeit. Das war es. Das und ein rein formelles Mißtrauen. Ich hatte das Ding erst vor einigen Stunden und nur für den Abend angelegt. Ich wollte warten.
»Nun, du hast erreicht, was du mit dem Juwel erreichen wolltest«, sagte sie. »Ich wollte dich nur davor warnen, dich dem Ding nicht zu lange auszusetzen, solange du nicht mehr darüber weißt.«
»Vielen Dank, Fi. Ich nehme das Juwel sowieso bald ab, und ich weiß deine Informationen zu schätzen. Was ist übrigens aus Dworkin geworden?«
Sie tippte sich mit dem Finger an die Stirn.
»Der arme Mann ist schließlich ganz durchgedreht. Ich hoffe, Vater hat ihn irgendwo in einem gemütlichen Schatten untergebracht.«
»Ich verstehe, was du meinst«, sagte ich. »Ja, nehmen wir das ruhig an. Der arme Bursche.«
Julian beendete sein Gespräch mit Llewella und stand auf. Er streckte sich, nickte ihr zu und schlenderte herbei.
»Corwin, hast du dir noch weitere Fragen für uns ausgedacht?« wollte er wissen.
»Keine, die ich im Augenblick stellen möchte.«
Er lächelte.
»Willst du uns vielleicht noch etwas eröffnen?«
»Im Moment nicht.«
»Keine weiteren Experimente, Demonstrationen oder Spielchen?«
»Nein.«
»Gut. Dann gehe ich jetzt zu Bett. Gute Nacht.«
»Nacht.«
Er verbeugte sich vor Fiona, winkte zu Benedict und Random hinüber, nickte Flora und Deirdre auf dem Weg zur Tür zu. An der Schwelle blieb er stehen, drehte sich um und sagte: »Jetzt könnt ihr über mich reden.« Dann ging er.
»Na schön«, sagte Fiona. »Reden wir über ihn. Ich glaube, er ist unser Mann.«
»Warum?« wollte ich wissen.
»Ich gehe gern die ganze Liste durch, so subjektiv und intuitiv sie auch sein mag. Benedict ist meiner Ansicht nach über jeden Verdacht erhaben. Wenn er den Thron haben wollte, hätte er ihn längst, durch direkte militärische Intervention. Jedenfalls hat er genügend Zeit gehabt, um einen Angriff einzuleiten, der erfolgversprechend gewesen wäre, sogar gegen Vater. Er ist ein hervorragender Soldat, das wissen wir alle. Du hast andererseits eine Reihe von Fehlern begangen, die du dir nicht geleistet hättest, wenn du im Vollbesitz deiner Kräfte gewesen wärst. Deshalb glaube ich dir die Geschichte mit der Amnesie. Niemand läßt sich blenden, nur weil es zu seiner Strategie gehört. Gérard gibt sich große Mühe, seine Unschuld herauszukehren. Ich nehme an, er sitzt jetzt eher aus diesem Grund oben in der Bibliothek als wegen des Wunsches, Brand zu schützen. Jedenfalls werden wir es bald genau wissen – oder neues Mißtrauen verspüren. Random ist in den letzten Jahren zu gut beobachtet worden, als daß er auch nur einen Teil der Ereignisse hätte einfädeln können. Er kommt also nicht in Frage. Von uns Mädchen hat Flora nicht das Köpfchen, Deirdre nicht den Mut, Llewella nicht das Motiv, da sie nicht hier, sondern stets nur an einem anderen Ort glücklich ist, und mir kann man höchstens Boshaftigkeit vorwerfen. Damit bleibt Julian übrig. Ist er eines solchen Verhaltens fähig? Jawohl. Erstrebt er den Thron? Natürlich! Hat er Zeit und Gelegenheit gehabt? Wieder ja. Er ist unser Mann.«
»Hätte er Caine umgebracht?« fragte ich. »Die beiden waren eng befreundet.«
Sie kräuselte die Lippen.
»Julian hat keine Freunde«, stellte sie fest. »Seine eiskalte Persönlichkeit erwärmt sich nur, wenn er an sich selbst denkt. Oh, in den letzten Jahren schien er Caine näher zu stehen als anderen. Aber selbst das . . . selbst das hätte zu dem Plan gehören können. Eine Freundschaft lange genug vorzutäuschen, um sie glaubhaft zu machen, damit er jetzt nicht in Verdacht kommen kann. Ich traue Julian so etwas zu, weil ich nicht glaube, daß er überhaupt starke gefühlsmäßige Bindungen eingehen kann.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich weiß nicht recht«, sagte ich. »Seine Freundschaft mit Caine hat während meiner Abwesenheit begonnen; meine Kenntnisse darüber habe ich also aus zweiter Hand. Doch wenn sich Julian nach einem Freund umgesehen hat, der ihm in der Persönlichkeit ähnlich war, halte ich das durchaus für möglich. Die beiden hatten große Ähnlichkeit. Ich neige zu der Auffassung, daß die Bindung echt war, denn ich glaube nicht, daß jemand einem anderen Menschen jahrelang freundschaftliche Gefühle vormachen kann. Es sei denn, der andere wäre besonders dumm, was auf Caine nun wirklich nicht zutrifft. Und – nun, du sagtst, du urteilst subjektiv und intuitiv. Das trifft in solchen Sachen auch für mich zu. Ich glaube einfach nicht, daß jemand so ein Schweinehund sein kann, daß er seinen einzigen Freund auf diese Art mißbraucht. Und deshalb glaube ich, daß mit deiner Liste etwas nicht stimmt.«
Sie seufzte.
»Für einen Mann, der so lange im Geschäft ist wie du, Corwin, sagst du manchmal ziemlich naive Dinge. Hat dich dein langer Aufenthalt in der komischen kleinen Welt verändert? Vor Jahren hättest du das auf der Hand Liegende klar gesehen, so wie ich.«
»Vielleicht habe ich mich verändert; solche Dinge fallen mir nicht mehr sofort ins Auge. Vielleicht hast du dich aber verändert, Fiona! Du bist zynischer als das kleine Mädchen, das ich von früher kenne. Vor Jahren hätte so etwas für dich gar nicht so klar auf der Hand gelegen.«
Sie lächelte schwach.
»Du darfst einer Frau niemals sagen, daß sie sich verändert hat, Corwin. Höchstens zum Besseren. Auch das war dir einmal bekannt. Bist du vielleicht nur einer von Corwins Schatten, der hierher geschickt wurden, um für ihn zu leiden und uns einzuschüchtern? Steckt der echte Corwin womöglich an einem anderen Ort und lacht sich über uns ins Fäustchen?«
»Ich bin hier – und ich lache nicht«, sagte ich.
Sie lachte.
»Ja, das ist die Lösung!« sagte sie. »Ich bin eben zu dem Schluß gekommen, daß du nicht du selbst bist! –«
»Große Neuigkeit für alle!« rief sie in die Runde und sprang auf. »Ich habe eben bemerkt, daß dies nicht der echte Corwin ist. Es muß einer seiner Schatten sein! Das Geschöpf hier hat sich soeben zu Freundschaft, Anstand, geistigem Edelmut und anderen Dingen bekannt, die sonst nur in unbedarften Liebesromanen eine Rolle spielen! Ich bin hier offensichtlich auf etwas gestoßen!«
Die anderen starrten sie an. Wieder lachte sie und setzte sich dann ziemlich abrupt.
Ich hörte Flora murmeln: »Betrunken«, ehe sie sich wieder in ihr Gespräch mit Deirdre vertiefte.
»Schatten, soso?« murmelte Random und wandte sich wieder seiner Diskussion mit Benedict und Llewella zu.
»Siehst du?« rief sie.
»Was denn?«
»Du bist unwichtig«, sagte sie und tätschelte mir das Knie. »Und wenn ich´s genau bedenke, trifft das auch auf mich zu. Heute war kein guter Tag, Corwin.«
»Ich weiß. Ich fühle mich verdammt ausgelaugt. Ich hielt es für einen guten Einfall, Brand zurückzuholen. Nicht nur das, die Sache klappte auch! Und nun siehst du, wie sehr ihm das genützt hat!«
»Vergiß nicht den Mantel der Tugend, den du dir umgelegt hast«, sagte sie spöttisch. »Dir kann man die nachfolgenden Ereignisse nicht anlasten.«
»Vielen Dank.«
»Julian hat vielleicht ganz recht«, sagte sie. »Ich möchte am liebsten schlafen.«
Ich stand ebenfalls auf und begleitete sie zur Tür.
»Es ist alles in Ordnung mit mir«, sagte sie. »Wirklich.«
»Bist du sicher?«
Sie nickte energisch.
»Bis morgen dann.«
»Hoffentlich«, sagte sie. »Jetzt könnt ihr über mich reden.«
Sie blinzelte mir zu und ging.
Ich wandte mich zurück und sah Benedict und Llewella näherkommen.
»Geht ihr zu Bett?« fragte ich.
Benedict nickte.
»Warum auch nicht?« fragte Llewella und gab mir einen Kuß auf die Wange.
»Wofür denn das?«
»Für etliche Dinge«, erwiderte sie. »Gute Nacht.«
»Gute Nacht.«
Random hockte vor dem Kamin und stocherte im Feuer herum. Deirdre drehte sich nach ihm um. »Du brauchst für uns kein Holz nachzulegen, Flora und ich gehen auch.«
»Gut.« Er legte den Feuerhaken fort und richtete sich auf. »Schlaft gut!« rief er den beiden nach.
Deirdre schenkte mir ein schläfriges Lächeln, Flora ein nervöses. Ich setzte meine Wünsche für eine gute Nacht hinzu und blickte den beiden nach.
»Hast du etwas Neues und Nützliches erfahren?« wollte Random wissen.
Ich zuckte die Achseln.
»Und du?«
»Meinungen, Schlußfolgerungen. Keine neuen Tatsachen«, sagte er. »Wir versuchten uns darüber schlüssig zu werden, wer wohl als nächster dran ist.«
»»Und . . .?«
»Benedict hält das Rennen für offen. Du oder er. Natürlich vorausgesetzt, daß du nicht hinter allem steckst. Er ist außerdem der Meinung, dein Freund Ganelon sollte sich in acht nehmen.«
»Ganelon . . . Ja, das ist ein Gedanke – ein Gedanke, auf den ich hätte kommen sollen. Und mit dem offenen Rennen hat er sicher auch recht. Das Handicap geht vielleicht sogar zu seinen Lasten, da man weiß, daß ich nach der versuchten Täuschung auf der Hut bin.«
»Ich würde sagen, daß auch Benedict inzwischen ziemlich wachsam ist und daß wir das alle wissen. Er hat es geschafft, seine Meinung überall bekanntzumachen. Ich glaube, er würde einen Angriff sogar willkommen heißen.«
Ich lachte leise vor mich hin.
»Das mag die Startpositionen wieder ausgleichen. Vielleicht ist es tatsächlich ein offenes Rennen.«
»Das hat er auch gesagt. Er wußte natürlich, daß ich es dir weitererzählen würde.«
»Natürlich – ich wünschte, er würde wieder direkt mit mir sprechen. Na ja . . . daran kann ich im Augenblick wohl nichts ändern. Zum Teufel mit allem! Ich gehe zu Bett.«
Er nickte.
»Schau zuerst unter das Bett!«
Wir verließen den Raum und gingen den Flur entlang.
»Corwin, ich wünschte, du wärst so weitsichtig gewesen, außer den Gewehren auch ein bißchen Kaffee mitzubringen«, sagte er. »Jetzt könnte ich eine Tasse vertragen.«
»Hält dich das Zeug nicht unnötig wach?«
»Nein. Ich brauche am Abend ein paar Tassen.«
»Mir fehlt das Zeug am Morgen. Wenn wir das ganze Durcheinander aufgeklärt haben, müssen wir ein paar Portionen importieren.«
»Das ist ein geringer Trost, aber eine gute Idee. Was war übrigens mit Fiona los?«
»Sie hält Julian für den Schuldigen.«
»Damit hat sie vielleicht sogar recht.«
»Und Caine?«
»Nehmen wir einmal an, hinter unseren Problemen steckt keine Einzelperson«, sagte er, während wir die Treppe emporstiegen. »Sagen wir ruhig, es waren zwei, beispielsweise Julian und Caine. Die beiden haben sich unlängst erst gestritten, Caine war der Unterlegene, Julian beseitigte ihn und nutzte den Todesfall aus, um zugleich deine Position zu schwächen. Ehemalige Freunde geben die übelsten Feinde ab.«
»Sinnlos«, sagte ich. »Mir wird ganz schwindlig, wenn ich mich mit allen vorstellbaren Möglichkeiten befasse. Entweder müssen wir abwarten, bis etwas Neues passiert, oder wir müssen dafür sorgen, daß etwas geschieht. Wahrscheinlich das letztere. Aber nicht mehr heute abend . . .«
»He! Warte mal!«
»Tut mir leid.« Ich blieb auf dem Treppenabsatz stehen. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Vermutlich der Endspurt ins Bett.«
»Hast du eine Energie«, sagte er verdutzt und holte mich wieder ein. Wir setzten unseren Weg gemeinsam fort, und ich gab mir Mühe, mich seinem schleppenden Schritt anzupassen, widersetzte mich dem Bestreben loszueilen.
»Nun denn, schlaf gut«, sagte er schließlich.
»Gute Nacht, Random.«
Er setzte seinen Weg nach oben fort, während ich in den Korridor einbog und zu meinen Gemächern ging. Inzwischen war ich ziemlich nervös, worauf es wohl auch zurückzuführen war, daß ich meinen Schlüssel fallenließ.
Ich packte zu und schnappte das Ding noch in der Luft, ehe es weit gefallen war. Gleichzeitig hatte ich den Eindruck, daß sich der Schlüssel irgendwie langsamer bewegte, als er es hätte tun sollen. Ich steckte ihn in das Schloß und drehte ihn herum.
Das Zimmer lag im Dunkeln, doch ich verzichtete darauf, eine Kerze oder Öllampe anzuzünden. Ich war seit jeher an die Dunkelheit gewöhnt. Ich verschloß und verriegelte die Tür. Meine Augen hatten sich bereits dem Halbdämmer des Flurs angepaßt und stellten sich schnell um. Ich wandte mich um. Durch die Vorhänge drang Sternenlicht herein. Ich durchquerte den Raum, wobei ich gleichzeitig meinen Kragen öffnete.
Er wartete in meiner Schlafkammer, links vom Eingang. Er hatte sich die ideale Stellung ausgesucht und machte keinen Fehler. Ich ging direkt in die Falle. Er hatte die beste Ausgangsposition, er hielt den Dolch in der Hand, er hatte die Überraschung ganz auf seiner Seite. Eigentlich hätte ich sterben müssen – nicht in meinem Bett, sondern dicht davor, am Fußende.
Als ich über die Schwelle trat, erfaßte ich den Ansatz der Bewegung, erkannte die Gefahr und ihre Bedeutung.
Noch während ich den Arm hob, um die Bewegung abzublocken, erkannte ich, daß ich dem Stich nicht mehr ausweichen konnte. Doch ehe mich die Klinge traf, fiel mir eine Besonderheit auf: mein Angreifer schien sich mit lähmender Langsamkeit zu bewegen. Blitzschnell, mit der Anspannung des Wartens in den Muskeln, so hätte es sein müssen. Ich hätte, wenn überhaupt, erst nach der Tat mitbekommen dürfen, was hier geschah. Ich hätte nicht mehr die Zeit haben dürfen, mich halb zu drehen und meinen Arm so hoch zu heben, wie dies mir gelang. Ein roter Vorhang legte sich vor meine Augen, und ich spürte, wie mein Unterarm die Kante des angehobenen Arms traf, wie der Stahl meinen Bauch erreichte und sich hineinversenkte. In der Röte schien ein schwaches Abbild der kosmischen Version des Musters zu flimmern, dem ich vor einigen Stunden gefolgt war. Als ich zu Boden ging, unfähig zu denken, doch bei vollem Bewußtsein, wurde das Muster klarer und kam näher. Ich wollte fliehen, doch mein Körper geriet ins Stolpern, stürzte unter mir wie ein Pferd. Ich wurde abgeworfen.