Sieben

Seit der Schlacht bei Ilion hatte er Captain Numos nicht mehr gesehen. Der ehemalige Schlachtschiffkommandant erhob sich nicht von seinem Platz, als Gearys Bild in dessen zu einer Zelle umfunktioniertem Quartier erschien, sondern musterte ihn nur mit der gleichen Mischung aus Verachtung und Antipathie, die er von der ersten Begegnung an zur Schau gestellt hatte. »Was wollen Sie?«

Geary hatte nicht vor, sich von Numos provozieren zu lassen, also erklärte er mit einem flüchtigen Kopfschütteln: »Sie haben sicher gehört, dass ein Shuttle explodiert ist und dass vier Marines und zwei Flottenoffiziere tot sind. Meinen Sie, da kümmert es mich, wie Sie sich mir gegenüber verhalten?«

»Wollen Sie mir etwa unterstellen, ich hätte was damit zu tun?«

»Nein.« Die unumwundene Antwort schien Numos zu überraschen. »Ich möchte nur, dass Sie sich über die Bedeutung dieses Zwischenfalls im Klaren sind. Captain Casia und Commander Yin wurden zum Schweigen gebracht, weil sie zu viel wussten. Wenn Sie auch Dinge wissen, die Sie verraten könnten, dann sollten Sie sich vielleicht mal Gedanken darüber machen, was Ihre angeblichen Freunde planen.«

Numos schnaubte verächtlich. »Und stattdessen soll ich Ihnen jetzt vertrauen? Woher soll ich wissen, dass Sie nicht diesen kleinen Unfall arrangiert haben, um zwei Offiziere loszu-werden, die Ihre Autorität infrage gestellt haben?«

»Wenn ich deren Tod gewollt hätte«, stellte Geary klar, »dann wäre es mein gutes Recht gewesen, die beiden vor ein Erschießungskommando zu stellen. Warum sollte ich ein Shuttle zerstören, nur um einen ohnehin zum Tode verurteil-ten Mann aus dem Weg zu räumen?«

»Sie haben schon einige andere aus dem Weg geräumt.

Captain Franco, Captain Faresa, Captain Midea, Captain Kerestes… Habe ich jemanden vergessen?«

Geary setzte sich hin und sah Numos eindringlich an. »So dumm sind Sie nicht. Sie wissen genau, dass all diese Offiziere im Kampf gefallen sind. Und Sie wissen, dass Midea ihren Tod selbst verursacht hat. Ich habe mich gefragt, wie Sie sie wohl im Zaum gehalten haben.«

Numos zuckte mit den Schultern. »Sie hatte Respekt vor einer legitimen Autorität.«

Eine Weile hatte Geary sich gefragt, ob ihm Numos rückbli-ckend vielleicht viel unsympathischer erschien, als es tatsächlich der Fall gewesen war, aber dieser Gedanke wurde damit widerlegt. »Vielleicht sind Sie ja doch so dumm. Ihre Freunde haben kaltblütig Angehörige der Allianz-Flotte ermordet.«

»Sie sagten doch, es war ein Unfall.«

»Um genau zu sein — das habe ich nie gesagt. Sie haben von einem Unfall gesprochen. Schon eigenartig, dass Sie davon so fest überzeugt sind.« Gearys Bemerkung traf ins Schwarze, da Numos' Augen wutentbrannt funkelten. »Ich weiß nicht, ob Sie glauben, dass Sie irgendeine Chance hätten, als Flottenkommandant anerkannt zu werden, wenn ich aus dem Weg geräumt wäre. Die Chance besteht nicht. Aber ich weiß, dass Sie glauben, ich würde mich zum Diktator aufschwingen, sobald wir zurück in der Allianz sind. Das wird jedoch auch nicht passieren.«

»Und das soll ich Ihnen glauben?«

Geary musterte ihn sekundenlang. »Ich finde, Sie sollten etwas mehr Mitgefühl zeigen, immerhin sind zwei Offiziere und vier Marines ums Leben gekommen.« Numos ließ weiterhin keine Regung erkennen. »Wenn sich weitere Zwischenfälle ereignen, werden Sie sich in einer Verhöreinrichtung wiederfinden, Captain Numos. Ich weiß, Sie sind darauf geschult, Ihre Antworten so zu formulieren, dass Sie sogar einen Gehimscan in die Irre führen können. Aber wir verfügen in dieser Flotte über sehr gute Verhörspezialisten. Ich weiß auch, dass ich im Moment einen Flottenkapitän keinem Verhör unterziehen kann, solange es dafür keinen guten Grund gibt, aber ein weiterer Zwischenfall wird für mich ein solcher guter Grund sein.« Numos lief rot an, schwieg aber weiter. »Das sollten Sie Ihren Freunden sagen.«

Dann stand Geary auf, betätigte seine Kontrollen und verschwand aus dem Quartier.

»Ich sagte doch, es ist Zeitvergeudung«, ließ Rione verlau-ten, während sie in ihren Sessel sank. Sie hatte an dem virtuellen Treffen zwar nicht teilgenommen, es aber beobachtet.

»Ich musste es zumindest versuchen«, gab er kopfschüttelnd zurück. »Ich weiß nicht, wie ich mich davon abhalten konnte, Numos erschießen und aus der nächsten Luftschleuse werfen zu lassen.«

»Black Jack hätte damit keine Probleme«, überlegte Rione.

»Black Jack lebt nach seinen eigenen Regeln. Ich finde, Black Jack sollte auf der Stelle befehlen, dass Numos verhört wird.«

»Ja, das hast du mir schon gesagt.« Er setzte sich hin und rieb sich die Stirn. »Ich habe auch mit anderen Offizieren gesprochen, und alle sind sie der Meinung, dass ich damit auch durchkommen würde. Aber damit würde ich die erschrecken, die fürchten, ich könnte mich zum Diktator aufschwingen, und es würde die ermutigen, die mich zum Diktator machen wollen. Beides könnte Entwicklungen auslösen, die ich nicht haben möchte. Ich brauche eine klarere Rechtfertigung.«

»Eine solche klarere Rechtfertigung könnte bedeuten, dass wieder Menschen sterben müssen«, betonte Rione.

»Das weiß ich auch. Aber wenn ich vorschnell handele, könnte das noch mehr Leben kosten. Ich nehme an, deine Spione haben nichts Neues zu berichten?«

»Nein.« Sie machte eine ernste Miene. »In der Flotte disku-tiert man über den Shuttle-Unfall, aber alle scheinen überrascht zu sein und zu grübeln, wie es zu einem Versagen der Brennstoffzelle kommen konnte. Niemand hat bislang eine Vermutung in der Richtung geäußert, du könntest damit etwas zu tun haben. Allerdings ist auch jeder andere Flottenangehörige intelligenter als Numos und weiß, dass du kein Shuttle hochgehen lassen musstest, um Casia und Yin aus dem Weg zu räumen. Was mich stört, ist die Tatsache, dass von deinen Widersachern kein Ton zu hören ist. Ich wünschte, ich wüsste, was das zu bedeuten hat.«

Fast eine Minute lang musterte er sie schweigend, bevor er eine Sache ansprach, die ihm nicht aus dem Kopf gehen wollte. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass ein Teil des Widerstands in dieser Flotte damit zu tun hat, dass die Leute glauben, ich könnte mich zum Diktator aufschwingen?«

Sie reagierte mit einer wegwerfenden Geste. »Weil die Motive für den Widerstand ohne praktische Bedeutung sind.«

»Du hast selbst gesagt, du würdest mich eher umbringen, anstatt zuzulassen, dass ich zum Diktator aufsteige.« Rione sagte nichts, und er verspürte die Notwendigkeit, Klarheit zu schaffen. »Ich nehme an, zu der Maßnahme wirst du immer noch greifen, wenn du es für notwendig hältst. Aber ich halte die Motive für wichtig, wenn diese Leute genauso denken wie du. Warum haben sie nicht mit dir Kontakt aufgenommen, wenn doch jeder weiß, wie loyal du zur Allianz stehst? Oder haben sie dich angesprochen?«

Sie begann zu lachen. »Wirst du jetzt paranoid? Aus dir werde ich wohl noch einen richtigen Politiker machen. Nein, John Geary, sie haben mich nicht angesprochen. Ich bin auch davon überzeugt, dass sich unsere Interessen nur in einem Punkt überschneiden. Keiner von uns will dich als Diktator haben. Aber ich will, dass die gewählte Regierung der Allianz an der Macht bleibt, während ich vermute, dass die Freunde von Casia und Yin die Notwendigkeit für eine Militärdiktatur sehen. Sie wollen bloß nicht, dass du dabei an der Spitze stehst.«

Das klang überzeugend. »Sie wünschen sich jemanden wie Falco«, überlegte Geary laut, »einen anderen Senioroffizier, der ebenfalls der Ansicht ist, die Allianz sei nur noch zu retten, wenn die Regierung gestürzt wird.« Rione nickte. »Allerdings fällt es mir immer schwerer zu glauben, dass diese Leute hinter Numos stehen. Das Gespräch mit ihm hat bestätigt, dass er viel zu arrogant ist, um sich zur Marionette machen zu lassen, dass er aber auch zu dumm ist, um das allein in die Hand zu nehmen. Aber er ist jemand, der mir Knüppel zwischen die Beine wirft, und damit ist er für die anderen vermutlich von Nutzen.«

»Das könnte sein«, sagte sie. »Ich halte deine Einschätzung für richtig, dass die Verschwörer Numos' Feindseligkeit dir gegenüber zu ihrem Vorteil nutzen, dass er sich aber nicht vor ihren Karren spannen lässt. So gesehen ist es wohl nicht so sinnvoll, ihn zu verhören.«

»Genau. Ich möchte wetten, dass er nichts weiß, was uns wei-terhilft.« Geary starrte auf das Sternendisplay. Schließlich schnitt er ein anderes Thema an, das er für wichtig hielt. »Wie viele Offiziere in dieser Flotte sind eigentlich bereit, eine Diktatur zu unterstützen? Ich habe davon gehört, dass es sich um eine große Mehrheit handeln soll, darum sollte ich vielleicht besser fragen, wie viele von ihnen dagegen sind, weil das dem-nach deutlich weniger sein müssten. Duellos gehört dazu, Tulev sicher auch, Cresida…«

»Sei dir bei Cresida nicht so sicher«, wandte Rione ein.

»Und was Tulev angeht, habe ich auch so meine Zweifel.

Lange bevor du von den Toten auferstanden bist, wuchs in der Zivilregierung die Sorge, das Offizierskorps könnte in seiner Loyalität nachlassen. Wir tragen die Schuld daran, und das wissen wir auch: Sie sind an der Front, sie müssen miterleben, wie ihre Freunde und Kameraden sterben, und wir können ihnen nicht berichten, dass uns das einem Sieg auch nur einen Schritt näher bringt. So geht das jetzt schon seit hundert Jahren. Ihre Großeltern und ihre Eltern sahen mit an, wie Kameraden fielen, oder sie fielen selbst in einer der zahllosen Schlachten. Manchmal wundere ich mich, dass unsere ge-wählte Regierung so lange durchgehalten hat.«

»Hat unsere Regierung so viele Fehler gemacht?«

Sie winkte wütend ab. »Sie hat genug Fehler gemacht. Doch das Militär ebenfalls. Aber darum geht es nicht, sondern um den Frust. Einhundert Jahre Krieg und kein Ende in Sicht. Die Leute wollen Resultate sehen, sie wollen sich an der Hoffnung festklammern, dass ein Ende in Sicht kommt.« Rione schüttelte den Kopf. »Und dann bist du aufgetaucht. Der Held, von dem die Legende sagt, dass er in der Stunde der größten Not zurückkehrt, um der Allianz zu helfen. Wundert es dich da, dass so viele zu dir aufblicken?«

»Dieser Held ist ein Mythos«, beharrte Geary.

»Nicht nur, und abgesehen davon, es kümmert sowieso niemanden, was du davon hältst. Es zählt nur, was die anderen denken. Du kannst die Allianz retten… oder sie zerstören. Ich habe eine Weile gebraucht, um das zu erkennen. Du verkör-perst die uralte Dualität: auf der einen Seite der Bewahrer, auf der anderen Seite der Zerstörer. Zuerst sah ich in dir nur den Zerstörer, dann nur den Bewahrer, und nun sehe ich beide Seiten.« Abermals schüttelte sie den Kopf. »Ich beneide dich nicht darum, diese beiden widersprüchlichen Rollen spielen zu müssen, aber das hat man davon, wenn man ein legendärer Held ist.«

»Ich habe nie gesagt, dass ich ein legendärer Held sein wollte!« Er stand auf und ging wütend hin und her. »Du hast mir das angetan, du und die Regierung. Während ich im künstlichen Schlaf durch das Grendel-System trieb, habt ihr jedem Schulkind eingetrichtert, dass ich ihr größter Held zu sein habe, damit ihr etwas habt, um die Leute zum Kämpfen zu inspirieren.«

»Die Allianz-Regierung hat einen Mythos geschaffen, John Geary. Du bist real, und du besitzt die reale Macht, um die Allianz zu retten oder zu zerstören. Wenn du diese Tatsache bislang noch nicht akzeptiert hast, dann tu es jetzt.«

Er blieb stehen und schaute sie mürrisch an. »Ich habe nie daran geglaubt, dass die lebenden Sterne mich geschickt haben, damit ich das Universum oder auch nur die Allianz rette.«

Rione zog eine Braue hoch. »Vielleicht ist das ja das Einzige, was dich davon abhält, die Allianz zu zerstören. Vielleicht wurdest du deshalb auserwählt.«

»Sag nicht, dass du jetzt auch noch anfängst, daran zu glauben !« Er machte ein frustriertes Gesicht. »Von der Art bekomme ich schon mehr als genug zu hören.«

»Ich dachte, es gefällt dir, wenn dein Captain dich so an-betungsvoll ansieht.«

»Nein, es gefällt mir nicht, und das macht sie auch gar nicht.


Und warum bitte reden wir jetzt plötzlich wieder über Captain Desjani?«

Anstatt zu antworten, stand Rione auf und erklärte: »Ich muss mich noch um einige andere Dinge kümmern. Du wirst weiter wie geplant mit der Flotte nach Branwyn springen?«

»Ja«, herrschte er sie an, da er immer noch wütend auf sie war. »In vier Tagen werden wir den Sprungpunkt erreicht haben, sofern es keine weiteren ›Unfälle‹ gibt.«

Auf dem Weg zur Luke blieb sie stehen und sah Geary über die Schulter an. »Ich hätte versucht einzuschreiten, wenn ich gewusst hätte, dass jemand das Shuttle sabotieren wollte. Ja, ich war der Meinung, dass Casia und Yin für ihr Handeln den Tod verdient hatten, weil ich die beiden als Bedrohung für die Allianz ansah. Aber ich hätte nicht zugelassen, dass dabei Unschuldige ums Leben kommen.«

Er starrte sie an. »Mir war nie in den Sinn gekommen, du könntest damit etwas zu tun haben.«

»Früher oder später wäre es dir in den Sinn gekommen.«

Nachdem sie gegangen war, sah er noch immer auf die Luke, während ihm bewusst wurde, dass sie recht hatte. Er begann, sich zu fragen, warum ihm seine Verbündeten manchmal mehr Angst machten als seine Feinde.

Die Übertragung von der einst bewohnbaren Welt im Lakota-System wurde von Interferenzen überlagert, statisches Rauschen verzerrte den Ton. Geary tippte auf seine Kontrollen, um die Verstärkerfilter zu aktivieren, und augenblicklich wurden Bild und Ton erheblich besser. Nur kam es hin und wieder zu kurzen Aussetzern, wenn die Software vergeblich zu erraten versuchte, welches Wort wohl als Nächstes folgen würde.


Ein Mann stand im vorderen Bereich des dargestellten Bilds, hinter ihm befand sich ein Tisch, an dem ein halbes Dutzend Männer und Frauen saßen. Alle sahen sie so aus, als hätten sie seit vielen — erkennbar kräftezehrenden — Tagen nicht mehr die Kleidung gewechselt. Sie hielten sich in einem Kaum auf, in dem es keine Fenster zu geben schien und der nach der Art seiner Einrichtung das Gefühl erweckte, dass es sich um einen unterirdischen Schutzraum handelte.

Der Mann sprach mit erschöpfter Stimme, Müdigkeit veranlasste ihn dazu, immer wieder zu blinzeln. »Wir bitten dring-lichst alle Schiffe in diesem Sternensystem, die Nachricht von der über uns gekommenen Katastrophe an jene Behörden weiterzuleiten, die uns Hilfe zukommen lassen können. Lakota III wird von verheerenden Stürmen heimgesucht. Schätzungen zufolge wurden zehn bis zwanzig Prozent der Atmosphäre des Planeten weggerissen. Der Energieausstoß des Sterns Lakota scheint zu fluktuieren, was zu weiteren Verheerungen auf unserer Welt führt. Die meisten elektrischen Systeme wurden durch die Energiewelle zerstört, die uns getroffen hat. Wir können die Zahl der Todesopfer nicht einmal schätzen, aber wir müssen davon ausgehen, dass sie bei etlichen Millionen liegt. Auch können wir mit niemandem Kontakt aufnehmen, der sich in der der Energiewelle zugewandten Seite aufhält.

Die Überlebenden der abgewandten Hemisphäre benötigen dringend Lebensmittel, Obdach und mehr. Bitte benachrichtigen Sie jeden, der uns helfen kann.«

Das Bild ruckelte, dann fing die Übertragung von vorn an.

Geary schaltete sie ab und atmete seufzend aus. »Wir können nichts für sie tun.«

Desjani nickte bedrückt. »Wir können nicht mal Shuttles in diese Atmosphäre schicken, weil wir nicht wissen, ob wir sie womöglich verlieren.«


»Haben Sie Hinweise finden können, dass sich dort unten gefangene Allianz-Angehörige aufhalten könnten?«

Sie schüttelte den Kopf und machte nun eine regelrecht deprimierte Miene. »Ein paar vage Anzeigen, aber selbst wenn sich unsere Leute dort befinden sollten, könnten wir ihnen doch nicht helfen. Solange die Atmosphäre sich nicht stabili-siert hat, herrscht auf dieser Welt die Hölle.«

Nachdem Geary seine Komm-Kontrollen bedient hatte, sprach er: »An die Behörden auf Lakota III. Hier spricht Captain John Geary, der befehlshabende Offizier der Allianz-Flotte. Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir Ihnen nicht helfen können, aber unsere Schiffe sind nicht in der Lage, den Opfern einer Katastrophe beizustehen.« Ihm wurde bewusst, dass die Behörden auf Lakota III angesichts der zahlreichen ausgefallenen elektronischen Systeme womöglich gar keine Ahnung davon hatten, was sich in der Atmosphäre abspielte. »Wir können Ihnen allerdings mitteilen, dass einige zivile Schiffe der Syndikatwelten die Energiewelle überlebt haben und sich momentan zu den Sprungpunkten begeben, die aus diesem System hinausführen. Ich habe meinen Einheiten den Befehl gegeben, diese Schiffe nicht zu behelligen. Außerdem wurden alle Syndikat-Schiffe mit detaillierten Aufzeichnungen über die Katastrophe versorgt, die sich hier abgespielt hat, um sie an die Behörden in anderen Systemen weiterzuleiten, damit die entsprechend reagieren können.

Mögen die Lebenden Sterne Ihnen Kraft geben und Ihre Vorfahren Ihnen allen erdenklichen Trost spenden.«

Damit beendete er seine Übertragung und sah den Komm-Wachhabenden an. »Versuchen Sie, das an den Absender des Notrufs zu schicken, und wiederholen Sie es so oft, bis wir das System verlassen. Und leiten Sie den Notruf an die Syndik-Handelsschiffe weiter, die auf dem Weg aus dem System sind.«


Mit einer Flotte, die auf das Austragen von Schlachten ausgerichtet war, konnte er nun einmal nicht viel anderes anfangen.

»Captain Desjani, ich werde in einer Stunde eine Besprechung im kleinen Kreis abhalten. Sie hätte ich gern dabei.«

»Natürlich, Sir«, bestätigte sie. »Soll ich dafür noch irgendetwas mitbringen?«

»Schalten Sie einfach nur Ihr Gehirn ein und bringen Sie Ihren gesunden Menschenverstand mit.«

Eine Stunde später sah sich Geary im Besprechungsraum um, in dem er, Captain Desjani und Co-Präsidentin Rione körperlich anwesend waren, während Captain Duellos, Captain Cresida und Captain Tulev virtuell teilnahmen. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, dass sich alle tatsächlich in diesem Raum aufhielten, doch die sekundenlangen Verzögerungen bei den Antworten und Reaktionen ließen erkennen, dass ihre Ebenbilder durch die Konferenz-Software erzeugt wurden. »Ich wollte mit Ihnen reden, weil Sie alle von unserer Vermutung wissen, dass jenseits des Syndik-Gebiets eine intelligente, nichtmenschliche Spezies existiert.«

»Vermutung?«, warf Captain Cresida ein. »Nach allem, was ich zu sehen bekommen habe, ist das Ganze weitaus handfester als eine bloße Vermutung.«

»Es existieren weitere Belege, von denen ich Sie bislang nicht habe in Kenntnis setzen können.« Geary ließ eine Pause folgen, da er nicht wusste, wie er am besten formulieren sollte, was er zu sagen hatte. »Sie erinnern sich sicher daran: Wir waren im Begriff, eine Syndik-Flotte im Lakota-System zu besiegen, als auf einmal durch das Hypernet-Portal eine deutlich größere Syndik-Streitmacht ins System gelangte. Unsere Flotte hätte um ein Haar in der Falle gesessen und wäre zerstört worden.« Rione wusste, wovon er redete, die anderen jedoch nicht, und dementsprechend aufmerksam beobachteten sie ihn, während sie angestrengt überlegten, welchen Zusammenhang es wohl zu den Aliens gab. »Der Geheimdienst der Dauntless konnte eine Reihe von Nachrichten abfangen, die zwischen den Schiffen ausgetauscht wurden, die durch das Portal gekommen waren. Aus diesen Nachrichten ging hervor, dass es die Syndiks wie ein Schlag ins Gesicht getroffen hatte, in Lakota einzutreffen. Als sie ins Hypernet-System hineinsprangen, war eigentlich das Andvari-Sternensystem ihr Ziel.«

Einen Moment lang ließ er seine Worte wirken. Cresida, die wohl die fähigste Expertin der Flotte in Sachen Hypernet war, reagierte als Erste. »Denen ist ein solch gewaltiger Fehler unterlaufen? Nein, das kann nicht sein. Es ist nicht möglich, ein Ziel über das Hypernet anzufliegen und dann woanders auszukommen.«

Geary nickte. »Ist mir auch zu Ohren gekommen. Jedenfalls ist es nach unserem Kenntnisstand nicht möglich.«

Desjani begriff als Erste, was geschehen war, wobei ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Das war deren Werk. Was immer die auch sind, die haben die Bestimmung dieser Syndik-Flotte geändert, damit wir mit einer erdrückenden Übermacht konfrontiert werden.«

»Das ist die einzige Schlussfolgerung, die einen Sinn ergibt«, machte Geary deutlich. »Die haben eingegriffen, weil sie unsere Flotte vernichten wollten.«

»Warum?« Es war nicht überraschend, dass Captain Tulev vor allen anderen die Empörung über einen solchen Akt überwand und nach den Gründen forschte.

»Wenn ich das nur wüsste! Klar ist: Die wollen nicht, dass wir nach Hause kommen. Ist ihnen daran gelegen, dass die Allianz verliert? Nein, das glaube ich nicht. Wenn sie den Syndiks helfen wollten, uns zu schlagen, dann würden sie ihnen einfach mehr von ihrer Technologie überlassen. Aber soweit wir das nachvollziehen können, haben sie vor etlichen Jahrzehnten den Syndiks und der Allianz etwa zur gleichen Zeit das Wissen über die Hypernet-Technologie überlassen.«

»Wer sind die?«, wollte Desjani wissen. »Was ist uns über sie bekannt?«

Diesmal musste Geary mit den Schultern zucken. »Schatten und wilde wissenschaftliche Spekulationen. Wir finden Hinweise auf ihre Existenz, mutmaßliche Belege dafür, dass sie irgendwo da draußen lauern und in diesen Krieg ein-greifen, aber wir wissen nichts über sie selbst. Wenn sie diese Syndik-Flotte umdirigiert haben, dann heißt das nicht nur, dass sie das Hypernet in einer uns unbekannten Art und Weise kontrollieren können. Es bedeutet auch, dass es ihnen möglich ist, unsere Flotte zu beobachten und zu belauschen, um zu wissen, wohin wir wollen. Und es bedeutet, dass es ihnen möglich sein muss, diese Informationen über inter-stellare Entfernungen in Echtzeit oder in Beinahe-Echtzeit zu übertragen.« Die anderen sahen ihn verdutzt an, als ihnen klar wurde, wozu die Aliens fähig waren, aber keiner war in der Lage, seiner Argumentation etwas entgegenzusetzen.

»Die Syndiks wissen ohne Zweifel mehr über diese Aliens«, fügte Rione an. »Doch dieses Wissen haben sie offenbar gut unter Verschluss gehalten. So gut, dass selbst die meisten Syndik-Bürger davon nichts ahnen. Vermutlich ist nur die aller-höchste Führungsebene der Syndikatwelten eingeweiht, denn in den Unterlagen, die wir sicherstellen konnten, findet sich kein Hinweis auf die Existenz einer anderen Spezies.«

»Ist es eine menschliche Spezies?«, wollte Tulev wissen.


»Ich glaube nicht«, antwortete Geary. »Wenn sie menschlich wären, warum sollten die Syndiks ihre Existenz vor uns verschweigen? Und wie sollte eine weitere Gruppe Menschen existieren, die mächtig genug ist, eine Grenze zu den Syndiks zu wahren, ohne dass wir davon wissen? Sie müssen schließlich von irgendwoher gekommen sein.«

»Nicht menschlich«, murmelte Tulev und schüttelte den Kopf. »Wie denken sie? Sicher nicht so wie wir.«

»Trotzdem werden wir ganz bestimmt hinter ihre Absichten kommen«, beharrte Desjani.

Duellos hatte die Stirn in Falten gelegt. »Als ich noch ganz klein war, brachte mir meine Großmutter ein uraltes Rätsel bei. Das könnte uns helfen zu verstehen, womit wir es hier zu tun haben.«

»Tatsächlich? Was für ein Rätsel?«

Duellos ließ eine dramatische Pause folgen. »Federn oder Blei?«

Geary wartete, doch es folgte weiter nichts. »Das ist alles?«

»Das ist alles. Federn oder Blei?«

»Welches Rätsel besteht daraus, dass man zwischen zwei Dingen wählt?«, wollte Cresida wissen und zuckte schließlich mit den Schultern. »Ich gebe auf. Wie lautet die Lösung?«

»Das kommt ganz darauf an.« Duellos lächelte vergnügt, während sich alle anderen die Haare rauften. »Sie müssen wissen, dass ein Dämon diese Frage stellt und dass er allein entscheidet, wie die richtige Antwort lautet. Um die richtige Antwort zu geben, muss man wissen, welche Antwort der Dämon in dem Moment als richtig ansieht.«

»Woher soll jemand wissen, was ein Dämon denkt?« Kaum hatte Geary ausgesprochen, verstand er auch schon, was Duellos meinte. »Oder ein Alien.«

»Ganz richtig. Wie beantworten wir eine Frage, die uns jermand stellt, von dem wir nicht wissen, was er uns eigentlich fragt oder welche Antwort er erwartet?«

»Und was erwarten die Aliens von uns? Ehre oder Lügen?«, warf Cresida ein, woraufhin sich alle zu ihr umdrehten. »Na ja, mit wem hatten die Aliens bislang zu tun? Mit den Syndiks.«

Rione nickte. »Deren Anführer bislang jede Vereinbarung mit uns gebrochen haben, sogar solche Vereinbarungen, deren Einhaltung für die Syndikatwelten langfristig von Interesse gewesen wäre.«

»Die Syndik-Führer denken nicht langfristig«, betonte Duellos. »Der schnelle Vorteil ist das Einzige, worauf sie aus sind.«

Geary schüttelte den Kopf. »Wären sie aber auch dumm genug, diese Taktiken bei einer fremden Spezies anzuwenden, die den Menschen technologisch so eindeutig überlegen ist?«

Die Antwort darauf war von den Gesichtern der anderen deutlich abzulesen. »Ja, vielleicht doch.« Immerhin hatten eben diese Führer auch wiederholt Absprachen mit dieser Flotte gebrochen, obwohl sie wissen mussten, dass die als Vergel-tungsakt ganze Welten hätte auslöschen können.

»Die überlegene Technologie dürfte für sie eine Verlockung gewesen sein, der sie nicht widerstehen konnten«, stellte Rione mit bitterer Miene fest. »Sie werden versucht haben, mit allen erdenklichen Mitteln in den Besitz dieser Technologie zu gelangen, womit bei den Aliens der Eindruck entstanden sein muss, dass man den Menschen nicht vertrauen darf. Alles, was die Aliens getan haben, könnten sie als Versuch gedeutet haben, die Menschheit auszulöschen.«

»Aber wenn die Syndiks mit den Aliens verhandelt haben«, wandte Cresida ein, »und wenn sie damit keinen Erfolg hatten — immerhin haben sie bis jetzt keine Technologie zum Einsatz gebracht, die unserer überlegen ist -, warum wenden sie sich dann uns zu und zetteln einen Krieg mit uns an?«

»Vielleicht, weil sie sich umzingelt fühlten«, überlegte Duellos. »Die Allianz auf der einen, die Aliens auf der anderen Seite. Sie müssen gefürchtet haben, dass sie zwischen die Fron-ten geraten und überrannt werden, sobald wir von der Existenz der Fremden erfahren.«

»Nur wieso beginnen sie dann einen Krieg?«, beharrte Cresida. »Warum tun sie etwas, das ihren schlimmsten Albtraum Wirklichkeit werden lässt?«

Kopfschüttelnd meinte Geary: »Zu Friedenszeiten flogen Schiffe der Allianz durch das Gebiet der Syndikatwelten. Hin und wieder war auch ein Kriegsschiff in diplomatischer Mission unterwegs, in den meisten Fällen handelte es sich aber um Frachter. Auch Bürger der Allianz waren in den Syndikatwelten unterwegs, die einen geschäftlich, die anderen zum Vergnügen. Jeder von ihnen hätte Hinweise auf die Existenz dieser Aliens entdecken können. Die Aliens hätten sie auch unmittelbar kontaktieren können.«

»Das mag so sein, Sir, aber einen Krieg zu beginnen, nur um zu verhindern, dass hin und wieder Schiffe der Allianz ihr Territorium durchfliegen, erscheint mir eine stark überzogene Reaktion. Es ist ja nicht so, als hätten die Syndiks der Allianz zu irgendeiner Zeit die Erlaubnis erteilt, in Scharen in das von ihnen kontrollierte Gebiet einzureisen. Sie hätten den Verkehr unter jedem beliebigen Vorwand weiter einschränken und schließlich ganz einstellen können, und die Allianz wäre nicht in der Lage gewesen, etwas dagegen zu unternehmen. Außerdem: Woher sollten sie wissen, dass sie nicht von den Aliens angegriffen werden, während sie gegen uns Krieg führen?«

Duellos zuckte mit den Schultern. »Vielleicht dachten die Syndik-Führer, sie könnten uns schnell besiegen.«


»Das ist unsinnig!«, wandte Cresida ein. »Nicht mal die Syndik-Führung könnte so dumm sein, daran zu glauben!«

»Sie dachte vielleicht, die Allianz bricht nach den ersten Schlägen zusammen«, warf Desjani ein. »Sie dachten, wir hätten nicht den nötigen Kampfgeist, um uns von den ersten Verlusten zu erholen und zurückzuschlagen.«

»Das wissen wir nicht«, hielt Rione mit einem leicht abfälligen, aber nicht zu überhörenden Unterton dagegen. »Genau das war schließlich das Argument, das benutzt wurde, um die Allianz nach den ersten Angriffen zu mobilisieren. Darum beging die Allianz die größten Heldentaten aller Zeit, nur um den Beweis zu erbringen, dass die Syndiks sich geirrt hatten.«

Und damit hatte auch die Legende von Black Jack Geary begonnen. Ein heldenhaftes Vorbild, das für jeden anderen eine Inspiration sein sollte. Geary versuchte zu ignorieren, dass die anderen ihn ansahen.

Tulev zuckte mit den Schultern. »Es mag ein nützliches Argument für die Allianz gewesen sein, aber das heißt nicht, dass es nicht auch wahr sein könnte«, sagte er und sah dabei zu Desjani hinüber, die auf Riones Tonfall reagiert hatte, indem sie argwöhnisch die Augen zusammenkniff. »Welche anderen Erklärungen lassen sich noch finden?«

»Womöglich haben sie mit den Aliens irgendeine Absprache getroffen«, überlegte Rione. »Eine Absprache, auf die sie zurückkommen wollten, sobald sie mit uns fertig gewesen wären.«

»Was für eine Absprache könnte das gewesen sein?«, fragte Geary und dachte an die Zeit zurück, die für ihn die jüngere Vergangenheit darstellte, die für alle anderen Anwesenden dagegen ein Jahrhundert alt war. »Ein Nichtangriffspakt könnte ihre Grenze zu den Aliens vorübergehend sichern, aber die Syndiks hätten der Allianz niemals einen vernichtenden Schlag zufügen können. Sie verfügten nicht über eine ausreichend große Streitmacht, um das gesamte Allianz-Territorium zu besetzen, und ebenso wäre die Allianz nicht in der Lage gewesen, genug Streitkräfte aufzubieten, um die Syndikatwelten in ihrer ganzen Ausdehnung unter Kontrolle zu bringen. Wir wussten das so gut wie sie. Deshalb waren die Überraschungsangriffe, wie auch der auf Grendel, für uns ein solcher Schock.«

»Vielleicht ist das ja die Antwort«, rief Desjani dazwischen, der anzusehen war, dass sie auf eine Idee gekommen war. »All Ihre Überlegungen haben mich an etwas denken lassen.« Sie betätigte ein paar Tasten, dann wurde über dem Tisch ein Bereich des Alls projiziert, der Geary nur allzu vertraut war.

»Das Allianz-Gebiet entlang der Grenze zu den Syndikatwelten«, erklärte Desjani an Rione gewandt, als könne man bei ihr nicht annehmen, die Darstellung erkennen zu können.

Riones Miene verhärtete sich daraufhin ein wenig. »Ich habe mich in letzter Zeit etwas intensiver mit der Epoche beschäftigt, in der der Krieg ausbrach. Diese Darstellung zeigt die ersten Angriffe der Syndiks vor einhundert Jahren. Shukra, Tha-bas, Diomede, Baldur, Grendel. Warum wählten sie Diomede anstelle von Varandal? Warum Shukra anstelle von Ulani?«

Geary wurde stutzig. Diese Dinge hörte er jetzt zum ersten Mal. Er hatte davon nichts mitbekommen, weil er nach dem ersten Überraschungsangriff der Syndiks bei Grendel in künstlichen Tiefschlaf versetzt worden war. Und in den Monaten nach seiner Rettung und Wiederbelebung hatte er einen großen Bogen um das Thema der ersten Syndik-Angriffe gemacht, weil es ihn zu sehr schmerzte, dass seine komplette damalige Besatzung längst tot war, vielleicht in dieser oder einer der nachfolgenden Schlachten gefallen, oder mit viel Glück erst deutlich später an Altersschwäche gestorben, während Gearys Rettungskapsel inmitten der Überreste der Schlacht von Grendel trieb. »Gute Frage. Ich habe mich mit diesen Ereignissen nur oberflächlich befasst und bin davon uusgegangen, dass sie die Allianz-Basis bei Varandal angegriffen hatten.«

»Aber das haben sie nicht«, widersprach Duellos und betrachtete das Display. »War Varandal damals auch schon eine wichtige Basis?«

Desjani nickte. »Dort befand sich die zentrale Kommandostation der Allianz-Flotte für den gesamten Raumsektor mitsamt Andockplätzen für Reparaturen und einem großen Vor-ratslager.«

»Das sollte eigentlich ein viel wichtigeres Ziel gewesen sein als die meisten anderen, die sie angegriffen haben. Weiß jemand, warum Varandal verschont blieb?«

Abermals lieferte Desjani die Antwort. »Unsere Geschichts-aufzeichnungen besagen einstimmig, dass man davon ausging, Varandal, Ulani und andere hochwertige Sternensysteme hätten bei nachfolgenden Angriffswellen das Ziel dargestellt, zu denen es dann aber nicht kam, weil die Syndiks bei der ersten Welle zu schwere Verluste hinnehmen mussten. Wohlgemerkt ist das nur eine Annahme«, betonte Desjani. »Offensichtlich gelangte man zu dieser Annahme, weil man sich auf der Allianz-Seite einig war, dass die Syndiks nicht davon hatten ausgehen können, mit ihrer ersten Angriffswelle so schwere Schäden anzurichten, dass die Allianz sich mit Ausbruch des Kriegs sofort hätte geschlagen geben müssen. Wie Captain Geary schon sagte, hatten die Syndiks keine ausreichend große Streitmacht, um überall dort zuschlagen zu können, wo sie hätten zuschlagen müssen.«

»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Rione.


Desjani warf ihr einen frostigen Blick zu, ließ ihren Tonfall jedoch unverändert. »Vielleicht haben die Syndiks damit gerechnet, mit einer größeren Streitmacht als von uns erwartet zuzuschlagen. Angenommen, die Syndiks hätten eine Abmachung getroffen und mit Unterstützung gerechnet. Angenommen, sie erwarteten einen Verbündeten, einen sehr mächtigen Verbündeten, der Varandal angreifen sollte, während sie Diomede unter Beschuss nahmen.«

Diesmal dauerte das allgemeine Schweigen länger als zuvor.

Riones Gesichtszüge verhärteten sich noch etwas mehr, doch diesmal galt ihre Wut nicht Desjani. »Die Aliens haben die Syndiks hinters Licht geführt.«

»Indem sie versprachen, beim Angriff auf die Allianz mit-zumachen.«

»Und dann sind sie nicht erschienen, und die Syndiks mussten ihren Kampf allein austragen. Sie haben die Syndik-Anführer reingelegt, die sich selbst für Großmeister der Raffi-nesse hielten, und ihnen einen Krieg gegen die Allianz auf-gezwungen, den die Syndiks gar nicht gewinnen konnten.

Aber die Syndik-Führer konnten nicht zugeben, dass ihnen ein Fehler von dieser Größenordnung unterlaufen war. Zudem hatten sie die Allianz gegen sich aufgebracht, und sie konnten sich nicht mehr aus dem Krieg davonstehlen, weil sie dann ihren kapitalen Fehler hätten zugeben müssen.«

Jetzt nickte Cresida. »Die Aliens wollen nicht, dass eine von beiden Seiten siegt. Darum haben sie bei Lakota eingegriffen.

Captain Geary leistete zu gute Arbeit, er fügte dem Gegner große Verluste zu, vielleicht sogar so große, die drohten, das Machtgleichgewicht aus dem Lot zu bringen, und er kam dem Allianz-Gebiet immer näher, wohin er den Hypernet-Schlüssel bringen sollte. Die Aliens wollen, dass die Menschheit sich weiterhin im Krieg mit sich selbst befindet, und sie wollen, dass wir um uns herum nichts anderes mehr wahrnehmen. Aber ist das ausschließlich defensiv gedacht? Oder warten sie ab, wie sehr wir uns noch gegenseitig schwächen, bevor sie selbst ein-greifen?«

»Wir glauben, dass sie uns mithilfe der Hypernet-Portale jederzeit auslöschen können«, merkte Geary an.

»Aber das haben sie noch nicht getan«, wandte Cresida ein.

»Wenn sie uns beobachten, was die Ereignisse hier bei Lakota zu belegen scheinen, dann müssen sie wissen, dass wir durch den Zusammenbruch des Hypernet-Portals bei Sancere auf das zerstörerische Potential der Tore aufmerksam geworden sind. Wenn sie uns mithilfe der Tore auslöschen wollen, warum haben sie sie nicht schon längst gezündet?«

»Federn oder Blei?«, warf Duellos ein, der interessiert seine Fingernägel betrachtete.

So frustrierend es auch war, musste Geary doch zugeben, dass Duellos recht hatte. »Wir können bis in alle Ewigkeit spekulieren, ohne zu einem Schluss zu kommen, weil wir keinerlei Ahnung haben, was es mit unserem Gegner auf sich hat.«

»Wir wissen, dass sie dahintergekommen sind, wie sie mit uns spielen können«, beharrte Desjani. »Sir, sehen Sie sich das Muster an. Sie greifen auf verborgene Weise ein, und sie wissen, wie sie uns dazu kriegen, etwas zu tun, mit dem wir uns selbst oder den Syndikatwelten schaden.«

»Gutes Argument«, räumte Duellos ein. »Was bedeuten dürfte, dass sie selbst zu ganz ähnlichen Taktiken greifen. Sie scheinen es zu bevorzugen, einen Gegner dazu zu bringen, Fehler zu machen, bei denen er sich ins eigene Fleisch schnei-det.«

Rione nickte. »Erst finden sie heraus, was der Feind will, und dann bieten sie es ihm auch noch an. Sie müssen exzellente Politiker sein.«


»Und die Syndiks haben versucht, sie übers Ohr zu hauen«, fügte Geary wütend an. »Sie mussten in einem Wespennest stochern, und zum Dank wird die ganze Menschheit gesto-chen.«

»Warum machen die Syndiks nicht einfach reinen Tisch?«, wunderte sich Cresida. »Ihnen muss seit Langem klar sein, dass sie nicht auf einen Sieg hoffen können. Warum sagen sie also nicht, dass die Aliens sie reingelegt haben, indem sie ihnen angeblich erzählt haben, wir würden jeden Moment angreifen oder irgendwas anderes in dieser Art? Damit könnten sie uns auf ihre Seite ziehen, und diese Aliens würden sich auf einmal mit unserer geballten Schlagkraft konfrontiert sehen.«

Rione schüttelte den Kopf. »Die Führer der Syndikatwelten können einen so verheerenden Fehler nicht zugeben. Dann würden Köpfe rollen, und das vermutlich buchstäblich. Auch wenn es die Vorgänger der gegenwärtigen Führungsriege waren, die das zu verantworten hatten, beanspruchen die heutigen Führer ihre Posten mit dem Hinweis auf die Leistungen der Vorväter. Alle Führungspersonen der Syndiks werden angeblich wegen ihrer besonderen Befähigung in ihr Amt berufen. Würden sie eingestehen, dass Generationen zuvor ein schrecklicher Fehler begangen wurde, dann würden sie ihre eigene Position und das System insgesamt infrage stellen. Für sie ist es einfacher und sicherer, weiter dem Weg in den Untergang zu folgen, anstatt einen gravierenden Fehler einzuge-stehen und zu versuchen, etwas an der Situation zu verändern.«

»Sind die etwa so dumm?«, fragte Cresida.

»Nein, sie sind keineswegs dumm.« Rione schüttelte ihren Kopf. »Wenn sie einräumen, dass die Vorgänger Fehler begangen haben, durch die die Syndikatwelten in einen anscheinend endlosen Krieg hineingezogen wurden, dann werden sie Ihre Machtstellung einbüßen, und das heißt, sie werden im schlimmsten Fall sehr schnell oder sehr langsam ihr Leben verlieren. Zumindest müssten sie sich von ihrem Status und Ihrem Vermögen verabschieden. Solange sie aber das fortführen, was ihre Vorgänger begonnen haben, bleibt ihnen die Hoffnung, dass sich etwas ändern wird. Es geht nicht darum, was für die Syndikatwelten oder die Allianz oder die Menschheit insgesamt das Beste ist, sondern einzig um ihre Interessen als Individuen. Sie werden bis zum letzten Kriegsschiff und bis zum letzten Soldaten kämpfen, denn solange bezahlen andere für ihre Fehler, und sie können den Tag weiter hinaus-schieben, an dem man sie persönlich zur Rechenschaft ziehen wird.«

Geary bemerkte, dass die anderen Offiziere versuchten, die Politikerin nicht anzustarren. Er wusste, was sie störte. Es war nicht bloß die Denkweise, nach der die Syndik-Führer handelten, sondern auch die Tatsache, dass Rione diese Denkweise nachvollziehen und erklären konnte — was bedeutete, dass sie genauso zu denken in der Lage war wie die Syndiks.

Als Rione die gleichen Blicke der anderen bemerkte, sah sie die Offiziere der Reihe nach an. »Oh, ich hatte völlig vergessen, dass Sie alle ja so anständig und ehrbar sind. Kein hochrangiger Offizier des Militärs würde jemals zulassen, dass Menschen sterben, weil er einen Fehler gemacht hat.

Und es würde auch niemand an einer falschen Taktik fest-halten, nur um nicht seine Position aufgeben zu müssen.«

Diesmal bekamen einige Anwesende einen roten Kopf, aber Geary kam ihnen allen zuvor, indem er sagte: »Wir haben schon verstanden, aber niemand hier beteiligt sich an einer solchen Vorgehensweise. Und ja, ganz richtig, ich schließe Co Präsidentin Rione ein. Sie ist auf diese Mission mitgekommen und setzt ebenso wie jeder Matrose dieser Flotte ihr Leben aufs Spiel. Wenn wir dann unsere Wut wieder auf den Feind richten könnten, statt auf uns selbst?«

»Welchen Feind?«, fragte Duellos. »Unser Leben lang haben wir gewusst, dass der ›Feind‹ gleichbedeutend ist mit den Syndiks. Sie haben uns angegriffen, unsere Welten bombardiert, unsere Freunde und Angehörigen getötet. Und die ganze Zeit über war da noch ein anderer Feind, von dem wir nichts wussten-«

»Stimmt das eigentlich? Wissen unsere Führer nichts da-rüber?«, fragte Desjani.

Alle Blicke richteten sich auf Rione, die leicht errötete, aber mit einem trotzigen Blick reagierte, »Ich jedenfalls nicht, und mir ist auch von keinem Senator bekannt, dass er etwas wusste.«

»Und was ist mit dem Regierenden Rat?«, wollte Duellos wissen.

»Das ist mir nicht bekannt.« Rione sah die anderen an und bemerkte die zweifelnden Blicke. »Ich habe keinen Grund, Ihnen etwas vorzumachen!«, fuhr sie sie an. »Ich weiß, es gibt extrem heikle Angelegenheiten, die nur den Mitgliedern der Regierung mitgeteilt werden. Man sagt auch, dass manche dieser Angelegenheiten nur mündlich an neue Mitglieder weiter-gegeben, aber nie schriftlich festgehalten werden. Ich kann aber nicht beurteilen, ob das stimmt. Das wissen nur die Mitglieder des Regierenden Rats, und die sprechen nicht über ihre Geheimnisse.«

Geary nickte. »Kann ich mir gut vorstellen. Aber was würden Sie sagen, Madam Senator?« Den Titel benutzte er ab-sichtlich, um die anderen daran zu erinnern, welches politische Amt Rione bekleidete. »Wenn Sie einfach mal raten müssten, würden Sie dann sagen, dass Sie irgendetwas über den Rat wissen, was Sie auf den Gedanken bringen könnte, dass man dort etwas über die Aliens weiß?«

Sie legte die Stirn in Falten und ließ den Kopf gedankenverloren zur Seite sinken. »Vielleicht. Es kommt immer darauf an, wie man die Dinge auslegt.«

»Die Dinge?«

Ihre Miene wurde noch ernster. »Fragen, die man aus Sicherheitsgründen nicht stellen soll. Vertrauliche Angaben zu Plänen oder Budgets; Dinge dieser Art. Aber es gibt Dutzende möglicher Erklärungen dafür. Hören Sie, ich bin so misstrauisch wie jeder Politiker. Wenn ich etwas höre, dann klopfe ich es auf mögliche Auslegungen ab. Sollte der Regierende Rat eine Ahnung von der Existenz dieser Aliens haben, dann hat man dort wirklich hervorragende Arbeit geleistet, das zu vertuschen. Bis mir Captain Geary zeigte, was er herausgefunden hat, hätte ich so etwas nicht einmal vermutet.«

»Aber dann haben wir alle aufgehört, diese Frage zu stellen«, erklärte Cresida. »Ist es nicht so? Noch nie hat man eine nichtmenschliche Intelligenz entdeckt, und es hat auch nie eine mit uns Kontakt aufgenommen; zumindest nicht in einer Form, dass wir davon wüssten. Außerdem waren wir durch den Krieg auf andere Dinge konzentriert. Captain Geary hat das Ganze mit kühlem Kopf betrachtet und analysiert.«

»Kein Wunder, ich habe ja auch lange genug im Kälteschlaf gelegen«, gab Geary zurück, woraufhin jeder über die An-spielung auf sein eigenes Schicksal zu lächeln begann. Er selbst hatte es bis dahin nicht für möglich gehalten, über diese Zeit in seinem Leben Witze reißen zu können. »Uns stellt sich jetzt folgende Frage: Behalten wir das Geheimnis für uns?

Oder erzählen wir jedem davon?«

Dieses Mal schloss sich langes Schweigen an, dann sagte Rione in einem desillusionierten Tonfall: »Wir befürchten ja schon, dass die Menschheit sich mithilfe der Hypernet-Portale selbst auslöschen wird, weil sich durch diesen Krieg so viel Hass aufgestaut hat. Wenn die Menschheit herausfindet, dass der Krieg in Wahrheit durch einen Trick einer anderen intelligenten Spezies ausgelöst worden ist, und wenn sie dann hört, dass die gleiche Spezies in allen von uns kontrollierten Sternensystemen ihre Bomben in Form der Portale deponiert hat-was wird dann die Mehrheit der Menschen fordern?«

»Vergeltung«, antwortete Tulev.

»Ja. Krieg in einer noch größeren Dimension, gegen einen Feind, über dessen Stärke und Fähigkeiten wir nichts wissen und der uns technologisch ohne jeden Zweifel überlegen ist.«

Cresida ballte die Fäuste. »Mir wäre egal, wie viele von diesen Aliens sterben, weil sie es auch nicht anders verdient haben. Aber wenn ich mir vorstelle, wie viele Menschenleben mehr das alles noch kosten würde…«

»Damit wäre meine Frage wohl beantwortet«, verkündete Geary mit Grabesstimme. »Wir müssen das Geheimnis weiter wahren und trotzdem einen Weg finden, wie wir den Aliens einen Strich durch die Rechnung machen können, ohne dabei einen noch schlimmeren Krieg auszulösen.«

Duellos schürzte die Lippen, während er intensiv nachdachte. Mit einem Finger tippte er auf die Tischplatte. »Ein Feind nach dem anderen. Das würde ich empfehlen. Wir müssen erst einmal mit den Syndiks fertigwerden, bevor wir auch nur hülfen können, uns den Aliens zu widmen.«

»Aber wie sollen wir die Syndiks schlagen, wenn die Aliens ihnen tatkräftig unter die Arme greifen?«, wollte Cresida wissen.


Die Frage veranlasste Duellos zu einer noch ernsteren Miene. »Wenn ich darauf nur eine Antwort wüsste.«

Aus einem unerfindlichen Grund drehten sich die anderen zu Geary um, woraufhin er entgegnete: »Was ist? Glauben Sie etwa, ich wüsste, was zu tun ist?«

Zu seiner Überraschung entgegnete Cresida: »Sir, Sie haben Ihre Fähigkeit wiederholt unter Beweis gestellt, Lösungen zu finden und Dinge zu sehen, die wir für selbstverständlich halten oder die uns nicht auffallen. Vielleicht liegt es daran, dass Sie in vieler Hinsicht den Blickwinkel eines Außenstehenden haben, oder aber weil Sie… na ja, weil Sie die…

Inspiration besitzen, etwas zu sehen, wofür wir alle blind sind.«

Inspiration? Was sollte denn das heißen? Als Geary seinen Blick schweifen ließ, bekam er die Antwort auf seine Frage — von Cresidas leicht verlegener Miene über Desjanis festen Glauben an ihn bis hin zu Riones abschätzendem Blick. »Sie glauben, die Lebenden Sterne erzählen mir etwas? Glauben Sie mir — ich müsste es ja wohl wissen, wenn sie das wirklich täten.«

Wieder machte Duellos eine ernste Miene. »Nein, das wäre nicht der Fall«, korrigierte er ihn. »So läuft das nicht bei ihnen, jedenfalls sollte es nicht so laufen.«

»Niemand weiß, wie die Lebenden Sterne handeln! Und wieso glauben Sie nach allem, was wir durchgemacht haben, Ich könnte göttliche Inspiration erhalten?«

»Sie betonen immer wieder«, antwortete Desjani, »dass Sie nur ein ganz normaler Mann sind, aber kein außergewöhnlicher. Doch Sie leisten Außergewöhnliches. Also sind Sie entweder ein außergewöhnlicher Mann, oder aber Sie bekommen außergewöhnliche Unterstützung. Und ich bin wirklich nicht eitel genug, um zu glauben, dass das mein Beitrag sein könnte.«


Das war ein netter kleiner Logikfallstrick. »Captain Desjani, Sie alle hier — lassen Sie es sich gesagt sein, dass jeder von Ihnen seinen außergewöhnlichen Beitrag leistet, der mir zu-gute kommt.« Keiner von ihnen schien ihm zustimmen zu wollen. »Sie können nicht das Wohl dieser Flotte oder sogar der ganzen Allianz von einem vagen Glauben abhängig machen, ich würde schon eine göttliche Inspiration bekommen, wenn ich sie benötige.«

»Das machen wir auch nicht«, erklärte Tulev. »Unser Glaube basiert auf dem, was Sie bislang geleistet haben. Machen Sie einfach nur so weiter.« Ein selten zu beobachtendes Lächeln huschte über Tulevs Gesicht, als der erkennen ließ, dass er die halb scherzhafte, halb grundlose Natur seiner Äußerung sehr wohl verstanden hatte.

Machen Sie einfach nur so weiter. Retten Sie die Flotte.

Gewinnen Sie den Krieg. Stellen Sie sich einem nichtmensch-lichen Gegner, über dessen Fähigkeiten Sie absolut nichts wissen. Unwillkürlich musste Geary lachen. »Ich werde es versuchen, aber im Augenblick ereilt mich keinerlei Inspiration.

Sie alle müssen auch weiterhin das machen, was Sie bislang gemacht haben, indem Sie mir Ihren unschätzbaren Rückhalt geben und mich Ihre Ratschläge wissen lassen.«

Cresida schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wüsste einen Ratschlag, wie Sie mit den Aliens verfahren sollten. Aber wenigstens haben wir jetzt etwas, worüber wir nachdenken können, während die Flotte nach Branwyn springt.«

Damit beendete Geary diese Konferenz im kleinen Rahmen. Drei Tage später gab er den Sprungbefehl, und die Allianz-Flotte verließ zum zweiten und hoffentlich letzten Mal das Lakota-System.


Nach dem Stress der letzten Wochen und den Kämpfen im Lakota-System erwiesen sich die Tage im Sprungraum auf dem Weg nach Branwyn als eine zwar kurze, aber willkommene Zeit der Erholung. Alle führten mit Hochdruck Reparaturen aus, um die Spuren der Schlacht zu beseitigen, und auch wenn keine Gelegenheit blieb, sich einfach nur eine Weile irgendwo hinzusetzen, konnte doch jeder geistig eine Zeit lang abschalten. So unheimlich der Sprungraum auch war, be-dauerte Geary den Sprung zurück in den Normalraum, als sie ihr Ziel erreichten.

Das Statusdisplay, das mit den Daten aus den erbeuteten Syndik-Verzeichnissen über die diversen Sternensysteme ge-füttert worden war, aktualisierte die vorhandenen Fakten um die tatsächlichen Beobachtungen, als die Sensoren der Allianz-Flotte damit begannen, die Anwesenheit von Menschen im Branwyn-System zu erfassen und die Erkenntnisse auszuwer-ten. Überraschenderweise hielten sich hier deutlich mehr Syndiks auf als erwartet, denn die meisten Sternensysteme, denen ein Anschluss an das Hypernet-Portal versagt geblieben war, wurden mehr oder weniger aufgegeben. Hatten sie zuvor noch eine Funktion erfüllt, da der Reiseverkehr sie durch-querte, um von einem Sprungpunkt zum nächsten zu gelangen, wurden sie inzwischen links liegen gelassen, weil das Hypernet die Reise vom Start- zum Zielpunkt in einem Zug erlaubte.

Aber hier in Branwyn entpuppten sich die Bergbaueinrichtungen, die die Anwesenheit von so vielen Menschen erforderlich machten, als erheblich größer als der Bestand, der in den jahrzehntealten Sternenführern der Syndikatwelten genannt wurde, die der Allianz-Flotte bei Sancere in die Finger gefallen waren. »Warum?«, rätselte Geary laut.

Desjani schüttelte den Kopf und war offenbar genauso verblüfft. »Das Syndik-Militär ist hier überhaupt nicht präsent.

Keine Spähschiffe, keine Streitmacht, die vor uns schützen soll. Ich kenne kein anderes bewohntes Syndik-System, das nicht wenigstens über eine interne Sicherheitseinheit verfügt.«

Die Informationen über das System wurden weiter aktualisiert, und nun wurden einige Frachtschiffe angezeigt, die zu einem der anderen Sprungpunkte unterwegs waren oder von dort kamen. »Wohin führt dieser Sprungpunkt?«

Noch während ein Wachhabender ihm »Ins Sortes-System, Sir« zurief, sah er die Antwort auf seinem Display.

Ein vom Hypernet abgeschnittenes Sternensystem mit einer starken Syndik-Präsenz, von dem offenbar regelmäßig Schiffe in ein benachbartes System reisten, das seinerseits über ein Hypernet-Portal verfügte. Aber es machte nicht den Eindruck, als würde hier irgendetwas abgebaut, was es nicht auch in Sortes gab. »Was soll das bloß?«, murmelte Geary.

Victoria Rione begann zu lachen und lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. »Keiner von Ihnen hat eine Ahnung davon, was das hier ist, wie? Ist Ihnen nicht klar, was Sie hier sehen?

Das ist eine nicht genehmigte Einrichtung, sozusagen eine Piratenmine, angelegt von Syndik-Konzernen, die sich damit der zentralen Kontrolle und der Besteuerung entziehen wollen. Was sie hier abbauen, ist nirgendwo registriert, und es wird auch nicht versteuert. Das macht den Aufwand und die zusätzlichen Kosten mehr als wett, die dadurch entstehen, dass das Material in ans Hypernet angeschlossene System ge-schmuggelt und seine Herkunft vertuscht werden muss.«

»Und woher wissen Sie das?«, fragte Geary nach.

»Weil solche Operationen auch immer wieder im Allianz-Gebiet zu finden sind. So was ist illegal, aber profitabel. Einer der Zeitvertreibe des Senats besteht darin, Gesetze zu erlassen, mit denen verhindert werden soll, dass die Betreiber solcher Anlagen ungeschoren davonkommen. Aber die Leute finden immer wieder neue Schlupflöcher.«

Eine illegale Operation also. Geary fragte sich, ob die Bewohner von Branwyn wohl dem heimgesuchten Lakota-System helfen würden. »Schicken wir ihnen die Aufzeichnungen von den Ereignissen bei Lakota und den Notruf, der von der bewohnten Welt ausgesendet wurde. Was wird eigentlich geschehen, wenn die Syndik-Behörden oder das Militär von dem Treiben hier erfahren?«

Rione zuckte mit den Schultern. »Einigen von ihnen ist das längst bekannt, aber ich kann mir vorstellen, dass Beste-chungsgelder für die maßgeblichen Leute dafür sorgen, dass das Wissen nicht weiter verbreitet wird. Allerdings könnte unser Flug durch das System zu viel Aufmerksamkeit auf das lenken, was sich hier abspielt.«

Nach einem Blick auf das Steuerdisplay erwiderte Geary:

»Wir benötigen nur vier Tage, um den Sprungpunkt nach Wendig zu erreichen. Die Hilfsschiffe verarbeiten bereits die Rohstoffe, die wir bei Lakota erbeuten konnten. Glauben Sie, wir können den Syndiks so weit vertrauen, dass sie uns Rohstoffe liefern, wenn wir sie von ihnen fordern, ohne dass sie darin eine böse Überraschung für uns verstecken?«

»Sie wollen einem Haufen Piraten vertrauen? Wie viel Gewinn können Sie denen anbieten?«

»Überhaupt keinen.«

»Dann wissen Sie jetzt auch, wie weit Sie ihnen vertrauen können.«

Da die Syndik-Präsenz in Branwyn alle Anzeichen für eine hastige Evakuierung des Systems erkennen ließ, der Allianz-Flotte gegenüber aber keine Drohungen ausgesprochen wurden, ver-fiel Geary in Rastlosigkeit. Da er nicht länger stillsitzen und nachdenken konnte, unternahm er lange Spaziergänge durch die Korridore der Dauntless. Schlachtkreuzer waren große Schiffe, aber zugleich doch so klein, dass er bei seinen Ausflügen wiederholt Captain Desjani begegnete, die einerseits ebenfalls Ruhe zum Nachdenken suchte, andererseits aber auch darauf achten musste, von ihrer Crew gesehen zu werden.

Ironischerweise waren solche Treffen mit Desjani die beste Verteidigung gegen die Gerüchte über eine Beziehung, die man ihnen beiden nachsagte. Hätte man sie nicht gesehen, wie sie gemeinsam im Schiff unterwegs waren und sich unterhielten, wäre schnell spekuliert worden, dass sie sich wohl irgendwo im Verborgenen trafen, wo niemand sie beobachten konnte.

Die Unterhaltungen betrafen meistens dienstliche Themen: den Krieg, die Führung des Schiffs, die Vor- und Nachteile verschiedener Schiffstypen, Taktiken, Logistik, Personalange-legenheiten und die Frage, welches Ziel die Flotte als Nächstes ansteuern sollte. Nichts davon konnte jemand, der sie zufällig belauschte, für ein privates Gespräch halten, auch wenn Desjani mit großer Leidenschaft über diese Dinge redete, weil es für sie das Größte war, ein Flottenoffizier zu sein.

Aber je öfter sie sich unterhielten, umso mehr erzählte Desjani von ihrer Heimatwelt Kosatka und vom Allianz-Gebiet im Allgemeinen, von ihrer Familie und ihren Freunden — und nach und nach brachte sie Geary dazu, selbst auch über diese Dinge zu reden. Dabei musste er feststellen, dass er Erinnerungen zutage förderte, die er für zu schmerzhaft gehalten hatte; Gedanken an Menschen und Orte, die längst nicht mehr existierten. Es überraschte ihn, dass diese Ausflüge in sein Gedächtnis nicht nur etwas Melancholisches, sondern auch etwas Befreiendes hatten.


»Sie sprachen vor einer Weile davon, dass Sie jemanden an Bord der Dreadnought kennen«, begann Desjani bei einem dieser Spaziergänge, bei dem sie einen langen, zu den Antriebseinheiten führenden Korridor entlangschlenderten. Es war tiefe Schiffsnacht, und nur gelegentlich begegneten sie einem Matrosen oder einem Offizier, der noch etwas zu erledigen hatte.

Ihre Bemerkung wühlte frischere, schmerzhaftere Erinnerungen auf, die bis ins Heimatsystem der Syndiks zurück-reichten. »Ja«, bestätigte Geary leise. »Meine Großnichte. Die Schwester von Captain Michael Geary. Er hat mir eine Nachricht für sie mitgegeben.«

Desjani warf einen Blick auf ihre Datentafel. »Commander Jane Geary? Sie befindet sich nicht nur an Bord der Dreadnought, sie ist auch die Befehlshaberin.« Dann stutzte sie. »Ein Schlachtschiff, das von einer Geary befehligt wird? Das ist irgendwie eigenartig. Aber ich habe nie irgendetwas Negatives über sie zu hören bekommen.«

Geary bemühte sich, nicht zu schnauben. Die moderne Flotte schickte ihre besten Offiziere auf die Schlachtkreuzer, mit denen sie allen voran in die Schlacht zogen, um als Erste zu sterben. »Vielleicht stellt man unmöglich hohe Erwartungen an sie.«

»Sie meinen, man misst sie an ihrem legendären Großonkel?«, fragte Desjani und begann zu lächeln. »Das ist denkbar.« Dann wurde sie wieder ernst. »Und wenn wir zurückkehren, müssen Sie ihr erzählen, dass ihr Bruder vermutlich tot ist. Das tut mir leid.«

»Das wird nicht leicht werden.«

»Aber Sie sagten, Sie sollen ihr eine Nachricht überbrin-gen, richtig?«

»Ja. Es war so ziemlich das Letzte, was er mir mitteilen konnte, bevor die Repulse zerstört wurde.« Er dachte darüber nach und kam zu dem Schluss, wenn es außer den Gearys einen Menschen gab, der diese Nachricht verstehen konnte, dann war es wohl Desjani. »Ich soll ihr ausrichten, dass er mich nicht mehr hasst.«

Sie machte eine entsetzte Miene, die gleich darauf einen nachdenklichen Ausdruck annahm. »Die unmöglich hohen Erwartungen… Michael Geary hat Sie gehasst, weil man diese Erwartungen an ihn gestellt hatte, richtig?«

»So hat er es ausgedrückt.« In der kurzen Zeit, in der er mit seinem Großneffen hatte reden können, war ihm kaum Gelegenheit geblieben, ein anderes als dieses Thema anzuschnei-den.

»Aber er hat seine Meinung geändert.« Desjani sah Geary lange an. »Weil er die Repulse eingesetzt hat, um den Feind aufzuhalten. Ein letzter Versuch der Nachhut, dem Rest der Flotte die Flucht zu ermöglichen. Es war das Gleiche, was Sie damals auch gemacht haben. Dann hat er Ihr Handeln also verstanden, oder?«

»Ja.« Es war für ihn eine große Erleichterung, diese Geschichte mit einem anderen Menschen zu teilen. Tanya Desjani hatte verstanden, was er sagen wollte, aber das war auch kein Wunder. »Ihm war klar geworden, dass ich das nicht gemacht habe, weil ich mich für einen Helden hielt oder weil es mir um Ruhm ging. Ich tat das, weil viele andere auf mich zählten. Weiter nichts.«

»Und er musste ganz genauso handeln.« Sie nickte bestätigend. »Dafür muss man schon ein Held sein, Sir.«

»Nein, das muss man nicht.« Geary zuckte mit den Schultern und spürte, wie sich ein alter Schmerz regte, als er an den Tod seines ehemaligen Schiffes vor einhundert Jahren und an die Trauer um den Verlust so vieler Schiffe dieser Flotte denken musste, die sich alle in der gleichen hoffnungslosen Position befunden hatten. »Es ist purer Zufall, ob man in eine solche Situation gerät oder nicht.«

»Mag sein.« Desjani warf ihm einen ernsten Blick zu. »Aber wie sich jemand verhält, der sich in dieser Situation befindet, das hat mit Zufall nichts zu tun, Sir. Er trifft dann eine Entscheidung, so wie es jeder von uns macht. Diese Entscheidungen bestimmen, wer wir sind. Ich weiß, Sie hören das nicht gern, aber Sie sind ein Held, Sir. Wären Sie das nicht, dann hätten die Leute Sie längst durchschaut.«

»Ich bin ein Mensch, Tanya.«

»Ja, natürlich. Und das macht Sie doch zum Helden. Menschen fürchten sich vor Tod und Schmerz, und wenn wir diese Angst überwinden, um andere zu beschützen, dann haben wir etwas geleistet, worauf wir stolz sein können.«

Verdutzt ging Geary ein paar Schritte weit, ehe er erwiderte:

»So habe ich das noch nie gesehen. Sie können wirklich gut mit Worten umgehen, wissen Sie das? Kein Wunder, dass Ihr Onkel Sie in seiner Literaturagentur haben wollte.«

Sie sah zu Boden und lächelte wehmütig. »Mein Schicksal lag inmitten der Sterne, Captain Geary. Ich glaube, so habe ich immer schon empfunden.«

»Irgendeine Ahnung, wieso?«

»Nein. Aber die Sterne haben mich stets zu sich gerufen. Es ist eigenartig, dass ich als kleines Mädchen in die grenzenlose Leere des Weltalls geblickt und bereits damals daran geglaubt habe, dort das zu finden, was für mich wirklich wichtig ist.

Aber so habe ich schon immer empfunden.«

»Die Dauntless?«, neckte Geary sie. »Ich merke Ihnen an, wie sehr es Ihnen gefällt, auf der Brücke eines Schlachtkreuzers zu stehen.«

Desjani begann zu lachen, was so selten vorkam, dass Geary sich nicht sicher war, ob er sie je zuvor einmal hatte lachen hören. »Das will ich nicht hoffen! Aber so sehr ich die Dauntless auch verehre, sind Schlachtkreuzer doch für jeden Captain eine sehr anspruchsvolle Königin. Und die Beziehung ist sehr einseitig, wie Sie wissen. Ich hatte auf etwas Ausgewoge-neres gehofft.« Sie lächelte immer noch, und gegen seinen Willen begann er zu überlegen, wie eine solche Beziehung zu Desjani wohl sein würde. Aber er konnte sich das nicht leisten, und sie konnte es ebenfalls nicht, also gingen sie weiter durch den Korridor und wechselten zu einem ungefährliche-ren Thema wie den jüngsten Verbesserungen an den Zieler-fassungssystemen der Höllenspeere.

Als er sein Quartier betrat, musste er zu seinem Erstaunen feststellen, dass Rione trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit zu ihm gekommen war. Sie stand vor dem Sternendisplay, als würde sie es schon seit einer Weile betrachten. »Stimmt was nicht?«

»Woher soll ich das wissen?«, gab sie zurück. »Ich bin nur deine ehemalige Geliebte. Du hast mit ihr gesprochen.«

Geary zog die Brauen zusammen. »Du redest von Captain Desjani? Sie ist Captain meines Flaggschiffs und…«

»Ihr habt euch nicht nur über eure geliebte Flotte unterhalten«, fiel Rione ihm ins Wort, klang diesmal aber nicht wütend, sondern niedergeschlagen.

»Zwischen uns wird nie etwas sein, Victoria. Du weißt ganz genau, warum zwischen Tanya Desjani und mir nichts sein kann.«

Eine Weile schaute sie zur Seite, dann sah sie Geary mit ausdrucksloser Miene an. »Zwischen euch ist längst etwas. Nichts Körperliches, nein. Keine unziemlichen Handlungen irgendwelcher Art. Das gebe ich unumwunden zu. Dazu würde sich keiner von euch hinreißen lassen. Aber gefühlsmäßig seid ihr eng miteinander verbunden, und das geht weit über das Dienstliche hinaus. Du weißt, dass das stimmt, John Geary.«

Sie atmete langsam aus und blickte abermals zur Seite. »Ich werde niemals die zweite Wahl für einen Mann sein.«

Er überlegte, was er darauf erwidern sollte. »Ich dachte nicht…«

»Nein, natürlich nicht. Ich habe dir ja auch nie signalisiert, ich könnte an mehr interessiert sein als an der körperlichen Beziehung, die wir hin und wieder genossen haben. Aber eine starke Frau braucht einen starken Mann an ihrer Seite, und ich musste erkennen, dass ich von dir mehr wollte als nur Sex. Aber das bekomme ich nicht, und das kannst du ruhig zugeben. Du liebst mich nicht. Dich interessiert nur mein Körper, aber du liebst mich nicht, und du kannst mich auch nicht lieben.«

»Ich kann nicht ernsthaft behaupten, dass ich dich liebe«, gab Geary zu. »Aber ich wäre nicht an deinem Körper interessiert, wenn ich dich nicht zugleich auch bewundern würde.«

Rione sah gequält lächelnd in eine Ecke des Quartiers. »So etwas wünscht sich jede Frau. Dass sie bewundert wird und man an ihrem Körper interessiert ist.«

»Tut mir leid, aber du hast selbst versichert, dass wir uns gegenseitig keine Versprechungen machen würden.«

»Ich weiß, und ich habe die Abmachung gebrochen. Zum Teil jedenfalls. Du musst dir nichts darauf einbilden, dass ich dich wie verrückt liebe. Aber ich werde nicht deine zweite Wahl sein«, wiederholte sie. »Ich habe meinen Stolz.« Sie ging zur Luke und blieb stehen, um sie zu öffnen, doch dann drehte sie sich zu ihm um. »Wenn ich gegangen bin, ändere deine Sicherheitseinstellungen, damit ich keinen freien Zugang mehr zu deinem Quartier habe.«

Geary nickte. »Wenn es das ist, was du willst.«


»Was ich will, ist unwichtig. Aber du sollst wissen, dass ich ernst meine, was ich sage. Ich werde nicht wieder herkommen, es sei denn, du benötigst meinen Ratschlag.«

Sie verzog den Mund und schüttelte den Kopf. »Die Allianz braucht diese Flotte, und sie braucht dich. Ich werde deine Verbündete und deine Vertraute bleiben, solange du deiner Überzeugung und der Allianz treu bleibst. Aber ich werde nicht wieder zu dir ins Bett kommen, und ich werde dich auch nicht bitten, zu mir ins Bett zu kommen. Denn ich weiß, wenn du mich liebst, dann denkst du in Wahrheit nur an sie, und diesen Gedanken werde ich nicht ertragen.«

Nachdem die Luke sich geschlossen hatte, saß er noch lange Zeit da und dachte über Victoria Riones Worte nach.

Es stimmte, was sie sagte. Die eine Frau in dieser Flotte, die er haben konnte, war nicht die, die er haben wollte, und Rione hatte völlig recht, wenn sie sagte, sie wolle nicht die zweite Wahl sein.

Er stand auf, ging zur Zugangskontrolle für sein Quartier und änderte die Einstellungen, damit Rione nicht mehr nach Belieben eintreten konnte. Irgendwie besiegelte diese Geste, dass Rione höchstens wieder herkommen würde, um mit ihm über die Belange der Flotte zu reden. Unwillkürlich verspürte er Schuldgefühle und zugleich große Erleichterung.

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