3.

Später an diesem Nachmittag, als die Summe von zehntausendneunhundert und dreißig Stellars auf seinen Namen bei der Royal Borlaam Bank am Galaxy-Square hinterlegt worden waren und er die Kontrollgeräte in den Körpern von Benjin, Oversk, Dorgel und Razumond gesehen hatte, legte er sich selbst unter das Messer des Chirurgen. Mehr Beweise ihres guten Willens konnte er nicht verlangen; ein kleiner Rest Risiko blieb ihm allemal.

Die Wohnung des Chirurgen befand sich am anderen Ende der Bronze-Avenue in einem verfallenen alten Haus, das zweifelsohne in den Tagen des Dritten Imperiums gebaut worden war. Der Arzt selbst war ein drahtiger Kerl mit einer breiten Narbe über einer Wange und einem etwas kürzeren linken Bein. Ein ehemaliger Arzt auf einem Piratenschiff, erkannte Herndon sofort. Kein anderer Arzt würde eine solche Operation ohne Fragen zu stellen ausführen. Jetzt hoffte er nur, daß der Mann sein Handwerk verstand.

Die Operation selbst dauerte eine Stunde, während der Herndon unter völliger Betäubung dalag. Als er erwachte, wurde gerade die kupferne Operationsglocke, unter der er gelegen hatte, weggezogen. Er spürte keine Veränderungen an sich, obwohl er wußte, daß ein metallener Gegenstand in seinen Körper gepflanzt worden war.

»Nun, alles fertig?«

»So ist es«, bestätigte der Chirurg.

Herndon sah zu Benjin. Der kleine Mann hielt einen metallenen Gegenstand in den Händen. »Das ist das Kontrollgerät, Herndon. Ich möchte es vorführen.«

Er schloß die Hand, und im gleichen Augenblick verspürte Herndon einen stechenden Schmerz in seiner linken Ferse. Eine weitere kleine Bewegung Benjins, und ein brennender Schmerz zuckte durch Herndons Schulter. Noch eine dritte Einstellung, bei der sich eine unerbittliche Hand um sein Herz zu krampfen schien.

»Genug!« schrie Herndon. Ihm wurde bewußt, daß er seine Freiheit für immer verpfändet hatte, wenn Benjin auf den Gedanken kommen sollte, Kontrolle über ihn auszuüben. Aber das war ihm jetzt unwichtig. Er hatte seine Freiheit schon an dem Tag aufgegeben, als er sich geschworen hatte, dem Sterben des Seigneurs Krellig zuzuschauen.

Benjin griff in seine Tasche und zog ein kleines Lederetui hervor. »Ihr Paß und andere Reiseunterlagen«, erklärte er.

»Ich habe meinen eigenen Paß«, sagte Herndon.

Benjin schüttelte den Kopf. »Der ist besser. Er hat bereits ein Visum für Vyapore.« An den Chirurgen gewandt, fragte er: »Wann darf er reisen?«

»Heute nacht, wenn nötig.«

»Gut. Herndon, Sie fliegen heute nacht.«


Das Schiff war die Lord Nathiir, ein Super-Liner, der zu einer Eintausend-Lichtjahre-Reise zu den Randwelten aufbrach. Benjin hatte es so arrangiert, daß Herndon kostenlos auf diesem Luxusschiff mitfliegen konnte, weil er zum Gefolge des Lords und der Lady Moaris gehörte. Oversk hatte ihm den Job besorgt — Zweiter Steward für das herrschaftliche Paar, das zu einem Urlaubsaufenthalt auf den Vergnügungsplaneten Mollecogg flog. Herndon hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt, in der Gesellschaft von Lord — und speziell Lady — Moaris zu reisen.

Das Schiff war das größte seiner Art innerhalb der Luxusschiff-Flotte von Borlaam. Selbst auf dem C-Deck, in seiner Kabine, stand Herndon ein voll mit Schwerkraft versehener Raum mit künstlichem Tuchbehang und eingebauten Chromicron zur Verfügung; so gut war es ihm nicht einmal im Hause seiner Eltern ergangen, und die hatten zu ihrer Zeit zu den ersten Leuten von Zonnigog gehört.

Seine Pflichten bestanden hauptsächlich darin, dem vornehmen Paar jeden Abend alle Wünsche von den Augen abzulesen, damit es besser aus der Masse der übrigen mitreisenden Aristokraten hervorstach. Die Moaris hatten sich das größte Gefolge mit an Bord genommen, über einhundert Leute, und zwar Diener, Stewards, Köche und bezahlte Sykophanten.

Während des Starts war Herndon allein in seiner Kabine und bei dieser Gelegenheit studierte er seine Papiere. Ein Visum nach Vyapore — dort also kamen die Sternsteine her! Vyapore, der Dschungelplanet unter den Randwelten, auf dem die Zivilisation noch kaum Fuß gefaßt hatte. Kein Wunder, daß das Geschäft mit den Sternsteinen so schwer zu überwachen war.

Als das Schiff gestartet war und die Stasis-Generatoren die Transition in den Nullraum vollzogen hatten, zog Herndon sich sein vorgeschriebenes schwarz-rotes Abendkleid an. Alle Angehörigen des Moaris-Gefolges waren so gekleidet. Dann marschierte er durch den breiten Aufgang in den großen Ballsaal, in dem Lord Moaris und seine Lady während der ersten Nacht des Fluges Hof hielten.

Der Tanzsaal war verziert mit Girlanden aus lebendem Licht. Ein Tanzbär von Albireo XII machte seine plumpen Kunststückchen in der Nähe des Eingangs, als Herndon den Saal betrat. Borlaameser in Uniformen, die seiner glichen, standen als Wachen an der Tür und ließen ihn passieren, nachdem er sich als Zweiter Steward ausgewiesen hatte.

Für einige Momente stand er allein auf der Schwelle des Saales und beobachtete das glitzernde Geschehen. Die Lord Nathiir war ein Tummelplatz für die Reichen, und eine beträchtliche Anzahl solcher Leute von Borlaam war anwesend und wetteiferte mit den Moaris darum, glanzvoller Mittelpunkt des heutigen Abends zu sein.

Herndon spürte einen Anflug von Bitterkeit. Seine Familie stammte von einem weit entfernten Kontinent, aber sein Rang und sein Name berechtigten ihn eigentlich dazu, festlich gekleidet im Ballsaal aufzutreten, nicht aber in der Uniform eines Stewards beiseite zu stehen. Langsam ging er weiter.

Das noble Paar saß auf zwei erhöhten Thronen am anderen Ende des Saales und überschaute von dort die Tanzfläche, unter der man die Gravitation vermindert hatte; die Tänzer schwebten graziös wie Märchengestalten umher, ihre Füße berührten den Boden nur in großen Abständen.

Herndon erkannte Lord Moaris von der Auktion her wieder.

Er war eine kleine, dicke, ernst dreinschauende Gestalt, und für den heutigen Abend hatte er seine besten Kleider angelegt und sich den Bart knallrot gefärbt, wie es derzeit Mode war. Steif und kerzengerade saß er auf seinem Thron, die Hände um die Armlehnen gekrampft, als befürchte er, jeden Augenblick davonzufliegen. In der Luft vor ihm schimmerte das kaum wahrnehmbare Neutralisationsfeld, das ihn vor Schüssen eines potentiellen Meuchelmörders schützte.

Neben ihm saß seine Frau, eine überragend selbstbewußte und hübsche Frau. Herndon war von ihrer Jugend überrascht. Ohne Zweifel besaßen die feinen Herrschaften auf Borlaam Mittel und Methoden, einem alternden Gesicht wieder jugendliche Frische zu verleihen, aber es gab nichts, womit man das jugendliche Blühen so überzeugend wieder herstellen konnte. Die Lady Moaris war bestimmt nicht älter als dreiundzwanzig, vierundzwanzig Jahre.

Ihr Ehemann dagegen war um Jahrzehnte älter. Kein Wunder, daß er sie so eifersüchtig bewachte.

Die Frau lächelte zufrieden und zustimmend zu dem, was sie vor sich sah. Herndon lächelte auch — über ihre Schönheit und den Zweck, zu dem er sie einzusetzen gedachte. Ihre Haut war zart rosa — ein Angestellter ihres Badepersonals, den Herndon auf dem Unterdeck getroffen hatte, hatte ihm erzählt, daß sie zweimal am Tag im Schaum des Ying-Apfels badete. Ihre Augen standen relativ weit auseinander und waren sehr klar, ihre Nase fein geschnitten, ihre Lippen betont sinnlich. Sie trug ein mit Smaragden besetztes langes Kleid — es floß wie ein Lichtschimmer an ihrem Körper herunter. Am Hals war es offen und enthüllte einen festen Busen und kräftige Schultern. In einer Hand hielt die Frau ein mit Diamanten überzogenes Zepter.

Herndon schaute sich um, entdeckte eine Hofdame, die gerade nichts zu tun hatte, und forderte sie zum Tanz auf. Schweigend tanzten sie, mal innerhalb, mal außerhalb des Gravitationsfelds; Herndon hätte das vielleicht sogar als angenehm genossen, wenn sein Trachten nach den angenehmen Dingen des Lebens gewesen wäre. Im Augenblick kam es ihm aber nur darauf an, die Aufmerksamkeit der Lady Moaris zu erlangen.

Und er hatte Erfolg. Es dauerte eine Zeit, aber er war bei weitem der größte und auffälligste Mann unter all dem Gefolge, und es war üblich, daß der Lord und die Lady sich unter ihr Volk mischten, sogar mit einigen Gästen tanzten. Herndon tanzte mit einer Lady nach der anderen, bis er plötzlich der Lady Moaris gegenüberstand.

»Möchten Sie mit mir tanzen?« fragte sie. Ihre Stimme klang wie flüssiges Mariengarn.

Herndon machte eine höfliche Verbeugung. »Es wäre mir die größte aller Ehren, Mylady.«

Sie tanzten miteinander. Sie war leicht zu führen; er spürte ihre Wärme nah bei sich, und er entdeckte etwas in ihren Augen, das ihm verriet, daß nicht alles zum Besten stand zwischen Lord und Lady.

Sie sagte: »Ich erkenne Sie nicht. Wie heißen Sie?«

»Barr Herndon von Zonnigog.«

»Zonnigog, sieh an. Und warum sind Sie fünfzehntausend Kilometer über den Ozean in unsere Stadt gekommen?«

Herndon lächelte und führte sie grazil durch eine Reihe von Pirouetten. »Um Ruhm und Reichtum zu sammeln, Mylady. In Zonnigog lebt es sich gut, aber viel bekannter und berühmter ist die City von Borlaam. Aus diesem Grund bat ich den Heitman Oversk, mich im Gefolge des Lord Moaris anzustellen.«

»Dann kennen Sie Oversk? Und?«

»Nicht sehr gut. Ich diente ihm eine Weile, dann bat ich ihn, mich freizugeben.«

»Und seitdem sind Sie dabei, Ihre früheren Herren zu überflügeln, bis Sie eines Tages auf den Schultern des Lord Moaris und damit an den Füßen des Seigneurs angelangt sind. So ist doch Ihr Plan, nicht wahr?«

Sie lächelte entwaffnend und entzog damit den Worten jegliche Boshaftigkeit. Herndon nickte, sagte mit aller Aufrichtigkeit, der er fähig war: »Ich gestehe, das habe ich vor. Verzeihen Sie mir, wenn ich aber auch sage, daß es Gründe geben könnte, die mich länger in den Diensten des Lord Moaris festhalten könnten, als ich es geplant habe.«

Sie errötete ein wenig — sie hatte ihn verstanden. Fast im Flüsterton sagte sie: »Sie sind sehr aufdringlich. Ich denke, das kommt davon, wenn man gut aussieht und einen starken Körper besitzt.«

»Danke, Mylady.«

»Das war kein Kompliment«, sagte sie, während der Tanz zu Ende ging und die Musik verstummte. »Das war eine Kritik. Aber was soll das — vielen Dank für den Tanz.«

»Werde ich mich bald wieder einmal der Gesellschaft von Mylady erfreuen dürfen?« fragte Herndon.

»Vielleicht — aber nicht zu bald.« Sie kicherte. »Der Lord Moaris ist sehr traurig. Er ist verstimmt, wenn ich zweimal am selben Abend mit einem Mitglied seines Hofstaates tanze.«

Traurigkeit überzog Herndons Gesicht einen Augenblick. »So sei es dann. Aber ich werde jetzt zur Aussichtsplattform A gehen und eine Weile in die Sterne schauen. Falls die Lady Gesellschaft sucht, wird sie dort welche finden.«

Sie starrte ihn nur an und eilte dann ohne eine Antwort davon. Herndon verspürte innerlich große Befriedigung. Sein Plan begann zu funktionieren.


Aussichtsplattform A auf dem ersten Oberdeck war den Passagieren der Ersten Klasse und ihren Bediensteten vorbehalten. Es war ein gigantischer Raum, der ständig dunkel war und durch dessen eine Wand man hinaus zu den Sternen schauen konnte. Während des Fluges im Nullraum war ein verzerrtes Stück des Raumes zu sehen, in dem die Sterne, deren Leuchten verzerrt wurde, atemberaubende Muster bildeten. Hier war nichts mehr geometrisch. Ein funkelndes Panorama erleuchtete den Aussichtsraum.

Der Erste-Klasse-Aussichtsraum war auch als ein Hort für verschwiegene Stelldicheins bekannt. Hier, im Schutz der Dunkelheit, konnte eine Lady auch mal einen Koch lieben, konnte ein Lord sich mit einem Dienstmädchen beschäftigen. Ein mutiger Spion mit einer Nachtkamera könnte ein Vermögen damit verdienen, heimlich Bilder zu machen und dann seine Opfer zu erpressen. Aber Detektoren am Eingang verhinderten das Einschmuggeln solcher Geräte.

Herndon stand da und starrte auf das goldene und grüne Schimmern der nächstliegenden Sterne, hatte der Tür den Rücken zugewandt, als er plötzlich hinter sich eine weibliche Stimme flüstern hörte.

»Barr Herndon?«

Er wandte sich um. Bei dem schlechten Licht war schwer zu erkennen, wer da mit ihm sprach; er erkannte dann ein Mädchen von der Größe der Lady Moaris, aber trotz des schwachen Lichtes, das von draußen hereinfiel, sah er, daß es nicht die Lady selbst war. Das Haar des Mädchens war stumpf-rot; Lady Moaris hatte goldenes Haar. Und er konnte die weißen Brüste des Mädchens erkennen — das Kleid der Lady, wenn auch sehr offenherzig, war doch etwas dezenter gewesen.

Dies war eine Hofdame, vielleicht verliebt in Herndon, vielleicht von Lady Moaris als Nachrichtenübermittler geschickt.

»Ja, ich bin es«, sagte Herndon. »Was möchten Sie?«

»Ich bringe eine Nachricht von… einer feinen Dame«, kam ein Flüstern zur Antwort.

Herndon lächelte und sagte: »Was hat Ihre Herrin mir zu sagen?«

»Ich kann es nicht aussprechen. Drücken Sie mich fest an sich, so, als ob wir verliebt wären; dann werde ich Ihnen geben, was Sie brauchen.«

Herndon fügte sich und nahm die Nachrichtenübermittlerin in seine Arme. Ihre Lippen trafen sich, ihr Körper war dicht an seinem. Herndon spürte, wie eine Hand des Mädchens nach seiner tastete und ihm etwas Kühles, Metallisches hineindrückte. Ihre Lippen lösten sich von seinen, näherten sich seinem Ohr und flüsterten:

»Das ist ihr Schlüssel. Seien Sie in einer halben Stunde dort.«

Sie trennten sich. Herndon nickte zum Abschied, dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder dem Weltall draußen. Ohne einen Blick auf den Gegenstand in seiner Hand zu werfen, steckte er ihn in eine seiner Taschen.

Als nach seiner Meinung fünfzehn Minuten vergangen waren, verließ er den Aussichtsraum und begab sich auf das Hauptdeck. Der Tanz war immer noch im Gange, aber von einer Wache erfuhr er, daß Lord und Lady Moaris sich bereits zum Schlafen zurückgezogen hatten und daß das Fest sehr bald beendet sein würde.

Herndon ging in einen Waschraum und untersuchte den Schlüssel, denn das war es tatsächlich gewesen, was man ihm zugesteckt hatte. Es war ein Signalöffner, und auf seinem kleinen Griff war die Nummer 1160 eingraviert.

Plötzlich war seine Kehle trocken. Die Lady Moaris lud ihn für die Nacht in ihr Zimmer ein — oder war das eine Falle, und Moaris und seine Leute würden schon darauf warten, ihn niederzuschießen und sich dabei köstlich zu amüsieren? Unter solchen Herrschaften war so etwas nicht unmöglich.

Aber dann erinnerte er sich wieder an ihre klaren Augen und die Schönheit ihres Gesichts. Er konnte einfach nicht glauben, daß sie bei einer solchen Gemeinheit mitmachen würde.

Herndon wartete noch die letzten fünfzehn Minuten ab. Dann schlich er sich vorsichtig durch die vornehmeren Korridore des Prominentendecks, bis er vor Zimmer 1160 stand.

Für einen kurzen Augenblick lauschte er. Drinnen war alles still. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, störte ihn in seinen Gedanken. Dies war sein erster großer Versuch, ein möglicher Zugang zu all seinen Hoffnungen, und es irritierte ihn sehr, daß er Anspannung verspürte.

Dann hielt er vorsichtig den Signalschlüssel an die vorgesehene Stelle. Das Material der Tür verschwamm plötzlich, verschwand, als die Energiebarriere, aus der es bestand, sich auflöste. Schnell trat Herndon hindurch. Hinter ihm wirkte der Durchgang wieder solide verschlossen.

Das Licht im Zimmer war gedämpft. Lady Moaris erwartete ihn; sie trug ein luftig, duftiges Kleid, lächelte Herndon ein wenig gequält an. Auch sie stand also unter Spannung.

»Sie sind also gekommen.«

»Sollte ich anders handeln?«

»Ich… ich war mir nicht sicher. Es ist nicht meine Gewohnheit, solche Dinge zu tun.«

Herndon unterdrückte ein zynisches Lächeln. Solche Unschuld war sehr rührend, aber höchst unwahrscheinlich. Er schwieg, als sie weitersprach. »Ihr Gesicht faszinierte mich — es hat so etwas Rauhes, Schreckliches an sich, das mich berührte. Ich mußte nach Ihnen schicken, um Sie näher kennenzulernen.«

Ironisch sagte Herndon: »Ich fühle mich geehrt. Eine solche Einladung hatte ich nicht erwartet.«

»Sie… Sie halten mich doch nicht für ordinär, oder?« fragte sie schüchtern. Das waren kaum die Worte, die Herndon aus dem Mund einer adligen Dame erwartet hatte. Aber als er jetzt ihren schlanken Körper betrachtete, der unter dem durchsichtigen Kleid zu erkennen war, begriff er, daß sie selbst vielleicht gar nicht so edler Abstammung war. Er erkannte sie als das, was sie vermutlich in Wirklichkeit war: ein junges Mädchen von großer Schönheit, verheiratet mit einem Edelmann, der sie nur dazu benutzte, sich mit ihrer Schönheit in der Öffentlichkeit zu brüsten. Das mochte die nächtliche Einladung erklären.

Er nahm ihre Hand. »Ich bin auf dem Höhepunkt all meiner Ambitionen, Mylady. In dieses Zimmer hier — wohin sonst sollte ich noch wollen?«

Aber es war natürlich leere Schmeichelei, was er da sagte. Vorsichtig verdunkelte er das Zimmer. Indem ich Sie erobere, Lady Moaris, dachte er, habe ich den ersten Schritt zur Vernichtung des Seigneurs Krelling getan!

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