Die vergangenen sechs Monate haben viele freudige Veränderungen mit sich gebracht. Der Verkauf meines Herrenhauses in Providence – an niemand Geringeren als einen der Geschäftsführer von Standard Oil – hatte meinen Wohlstand weiter vergrößert. Die Worte eines toten Mannes – die Zalens – waren nie aus meinem Bewusstsein verschwunden: Sie reisen alle bestehende Wasserwege entlang, und sie sind sehr schnell. Nun, da Gott mir meinen neuen Status als Familienvater gewährt hatte, zog ich nur wenige Tage nach dieser Nacht undenkbaren Schreckens an einen Ort, an dem es fünfzig Meilen in jede Richtung keine Wasserwege gab, in den 36. Staat der Union, nach Nevada. Dank meines Reichtums konnte ich uns ein unbezwingliches Haus aus Adobeziegeln inmitten der trockensten Region des Landes bauen, direkt südlich der Staatenmitte. Rings um uns sind alkalihaltige Lehmebenen, sandige Wüste und endlose Meilen voller Beifuß und Steppenläufern, wohin man auch blickt.
Und – um mich zu wiederholen – es gibt keinerlei Wasserwege.
Meine Bank befindet sich in Carson City über einhundert Meilen im Nordwesten, und von dort aus wird uns wöchentlich Frischwasser zum Trinken und Baden geliefert. Ferner kommen wöchentlich neue Pinkerton-Wachleute an, die im Haus leben und rund um die Uhr Wache halten. Man hält mich lediglich für einen erfolgreichen Geschäftsmann, der misstrauisch gegenüber seinen Konkurrenten ist. Natürlich hatte ich ihnen nicht exakt gesagt, was es ist, von dem ich fürchte, dass es eines Nachts in mein Haus einzudringen versuchen könnte.
Was Olmstead und sein Hafengebiet, das früher Innswich Point genannt wurde, betraf, kann ich nur wiedergeben, was ich an Informationen aus der Zeitung zusammengetragen habe: Der gewaltige, von der Dürre verursachte Waldbrand hatte im Umkreis von mehreren Tausend Morgen alles abgebrannt. Von den 361 registrierten Einwohnern hatte anscheinend niemand überlebt. Viele waren bei fehlgeschlagenen Evakuierungsversuchen verbrannt, und der Rest war an Rauchvergiftung gestorben, obwohl die Brände, so verheerend sie auch gewesen waren, die neue Betonarchitektur der Stadt unversehrt gelassen hatten. Wie das Feuer entstanden war? Durch Blitzschlag, vermuteten die Quellen. Aber die Region konnte erleichtert aufatmen, da ein Regensturm direkt am nächsten Tag die Feuersbrunst davon abgehalten hatte, sich weiter auszubreiten. Kurioserweise wurde im letzten Abschnitt erwähnt, dass Bundesbeamte die Überreste der Stadt einige Tage darauf untersucht hatten, wenngleich kein Grund dafür genannt wurde. Es gab auch keinerlei Informationen darüber, warum die Regierung gewisse Bereiche entlang der Küste abreißen ließ. Aus Sicherheitsgründen, war alles, was sie sagten. Und natürlich wurde auch nirgendwo eine Leiche in einem schwarzen Regenmantel erwähnt …
Mary und ich haben kurz nach dem Umzug geheiratet, und das Leben, von dem ich immer geträumt habe, liegt nun in Reichweite. Klein Walter wird von im Haus lebenden Lehrern unterrichtet, und ich darf mit Freude berichten, dass er ein ähnliches akademisches und kreatives Talent zeigt wie sein Vater. Ein Kindermädchen haben wir ebenfalls eingestellt, das Mary bei der Erziehung des Kindes hilft, das sie liebenswerterweise Foster getauft hat. Welcher Erzeuger aus dem verfluchten und vom Bösen durchtränkten ersten Stock des Hilman House auch immer tatsächlich der Vater des Kindes ist, interessiert mich nicht. Jetzt war ich der Vater des Jungen, und das war eine Station im Leben, die zu haben ich mich gesegnet fühlte.
Daher …
Sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende, wie das alte Klischee besagt. Mit Ausnahme der Nächte vielleicht; in denen schlafe ich weniger tief und fest mit meiner Pistole unter dem Kopfkissen und stehe zu seltsamen Uhrzeiten auf, um das uns umgebende Buschland mit dem Feldstecher abzusuchen oder nach den Nachtwachen zu sehen und mich davon zu überzeugen, dass kein unsagbarer Angreifer sie im Schutze der Dunkelheit überwältigt hat …
Mary ist wieder schwanger; der Arzt schätzt, dass sie im sechsten Monat ist. Mein Zölibat hat in unserer Hochzeitsnacht ein recht leidenschaftliches Ende gefunden, und ihre Begierde für meinen Körper und meine Liebe gibt mir umso mehr Grund, Gott für diese Gnade zu danken. Aber das, werter Leser, beschreibt mein potenzielles Verhängnis.
Sie werden sich vermutlich fragen, was verhängnisvoll sein kann am Ehestand vor den Augen Gottes und dem folgenden Wunder der übernatürlichen Vereinigung, die neues Leben hervorbringt.
Allermindestens habe ich es ganz gut in die Rechnung mit einbezogen, wie ich finde. Sie müssen wissen, dass mir Mary erst nach unserer Eheschließung voller Angst gestanden hat, dass sie nur Minuten, nachdem sie Foster geboren hatte – und während Walter und ich draußen waren, um Onderdonks Lieferwagen zu holen –, von ihrem genetisch missgebildeten Stiefvater vergewaltigt worden ist. Und ob es nun mein eigener Samen ist, der sie geschwängert hat, oder der verdorbene Samen dieses Mischlings …
Das wird die Zeit zeigen.
ENDE