Wir suchten uns eine schattige Stelle an dem Bach, an dem ich bei meinem ersten Flaggenerobern Clarisse’ Speer zerbrochen hatte. Wir setzten uns auf einen hohen Felsen, tranken Coke und sahen zu, wie das Sonnenlicht durch den Wald fiel.
Nach einer Weile sagte Luke: »Hast du Sehnsucht nach einem neuen Auftrag?«
»Wo mich auf jedem Meter neue Ungeheuer angreifen? Machst du Witze?«
Luke hob eine Augenbraue.
»Ja, ich hab Sehnsucht danach«, gab ich zu. »Und du?«
Ein Schatten huschte über sein Gesicht.
Ich hörte von den Mädchen immer wieder, wie gut Luke doch aussah, aber in diesem Moment sah er nur müde und wütend aus und überhaupt nicht gut. Seine blonden Haare wirkten im Sonnenlicht grau. Die Narbe auf seiner Wange sah tiefer aus als sonst. Ich konnte ihn mir als alten Mann vorstellen.
»Seit ich vierzehn war, lebe ich das ganze Jahr in Half-Blood Hill«, sagte er. »Seit der Sache mit Thalia … du weißt schon. Ich habe trainiert und trainiert und trainiert. Ich durfte nie ein normaler Teenager draußen in der wirklichen Welt sein. Dann haben sie mir einen Auftrag vor die Füße geworfen, und als ich zurückkam, hieß es: Schluss mit lustig, hab noch ein nettes Leben.«
Er presste seine Coladose zusammen und warf sie in den Bach und das schockierte mich wirklich. So ungefähr als Erstes lernt man in Half-Blood Hill nämlich, keinen Müll herumliegen lassen. Sonst kriegst du es mit Nymphen und Najaden zu tun. Und die rächen sich. Irgendwann willst du abends ins Bett gehen und dein Bettzeug wimmelt nur so von Tausendfüßlern und Schlamm.
»Zum Henker mit den Lorbeerkränzen«, sagte Luke. »Ich werde nicht wie diese staubigen Trophäen in der Mansarde enden.«
»Das klingt, als wolltest du weg hier.«
Luke lächelte verkrampft. »Natürlich will ich weg hier, Percy. Ich bin mit dir hergekommen, um mich von dir zu verabschieden.«
Er schnippte mit den Fingern. Ein kleines Feuer brannte vor meinen Füßen ein Loch in den Boden. Etwas Glänzendes, Schwarzes von der Größe meiner Hand kroch heraus. Ein Skorpion.
Ich wollte nach meinem Kugelschreiber greifen.
»Das würde ich lieber lassen«, sagte Luke. »Diese Sorte von Skorpionen kann fünf Meter hoch springen. Und sein Stachel kann deine Kleidung durchbohren. Du wärst innerhalb von sechzig Sekunden tot.«
»Luke, was …«
Dann begriff ich.
Ein Freund begeht an dir Verrat, der bitter schmerzt.
»Du«, sagte ich.
Er stand gelassen auf und klopfte sich die Jeans ab.
Der Skorpion beachtete ihn nicht. Er richtete seine schwarzen Knopfaugen auf mich und öffnete seine Zange, als er auf meinen Schuh stieg.
»Ich habe da draußen in der Welt sehr viel gesehen, Percy«, sagte Luke. »Hast du es nicht gespürt – die Dunkelheit, die sich zusammenballt, die Ungeheuer, die stärker werden? Ist dir nicht aufgegangen, wie sinnlos alles ist? Dieses ganze Heldentum – als Spielfigur der Gottheiten. Die hätten schon vor Jahrtausenden gestürzt werden müssen, aber sie haben durchgehalten und das verdanken sie uns Halbbluten.«
Ich konnte das alles nicht fassen.
»Luke … du redest von unseren Eltern«, sagte ich.
Er lachte. »Soll ich sie deshalb etwa lieben? Ihre kostbare ›abendländische Zivilisation‹ ist die Pest, Percy. Sie bringt die Welt um. Wir können dem nur ein Ende setzen, indem wir alles abfackeln und einen ehrlichen neuen Anfang machen.«
»Du bist genauso verrückt wie Ares.«
In seinen Augen flackerte es. »Ares ist ein Trottel. Er hat nie kapiert, welchem Herrn er wirklich dient. Wenn ich Zeit hätte, Percy, dann könnte ich dir das alles erklären. Aber ich fürchte, du lebst nicht mehr lange genug.«
Der Skorpion kletterte auf mein Hosenbein.
Es musste eine Rettung geben. Ich brauchte Zeit zum Überlegen.
»Kronos«, sagte ich. »Dem dienst du.«
Die Luft wurde kälter.
»Du solltest dich mit Namen vorsehen«, warnte Luke.
»Kronos hat dich den Herrscherblitz und den Helm stehlen lassen. Er hat in deinen Träumen zu dir gesprochen.«
Lukes Augen leuchteten auf. »Er hat auch zu dir gesprochen, Percy. Du hättest auf ihn hören sollen.«
»Das ist doch eine Gehirnwäsche, was er mit dir macht, Luke.«
»Da irrst du dich. Er hat mir gezeigt, dass ich hier meine Begabung vergeude. Weißt du, wie mein Auftrag vor zwei Jahren ausgesehen hat? Ich sollte für meinen Vater Hermes im Garten der Hesperiden einen goldenen Apfel stehlen und auf den Olymp bringen. Nach all dem vielen Training fiel ihm nichts Besseres für mich ein.«
»Das ist kein leichter Auftrag«, sagte ich. »Herkules musste das auch tun.«
»Genau«, sagte Luke. »Was ist schon großartig daran, etwas zu wiederholen, was andere schon geleistet haben? Die Götter können nur ihre Vergangenheit immer wieder durchspielen. Ich war nicht mit dem Herzen dabei. Der Drache im Garten hat mir das hier verpasst …« Wütend zeigte er auf seine Narbe. »Und als ich zurückkam, hab ich nur Mitleid geerntet. Ich hätte den Olymp Stein für Stein abreißen sollen, aber ich habe gewartet. Ich fing an, von Kronos zu träumen. Er hat mich überredet, etwas zu stehlen, was sich wirklich lohnt, etwas zu tun, wozu allen Helden bisher der Mut gefehlt hatte. Als wir zur Wintersonnenwende auf Exkursion gegangen sind, habe ich mich, als die anderen aus dem Camp schliefen, in den Thronsaal geschlichen und Zeus’ Herrscherblitz von seinem Thron genommen. Und auch Hades’ Helm der Finsternis. Du kannst dir nicht vorstellen, wie einfach das war. Die Olympier sind dermaßen eingebildet, nicht im Traum wären sie auf die Idee gekommen, dass irgendwer sie bestehlen könnte. Ihre Sicherheitsvorkehrungen sind einfach lachhaft. Ich hatte New Jersey schon halb hinter mir, als ich den Sturm grollen hörte und wusste, dass sie den Diebstahl entdeckt hatten.«
Der Skorpion saß jetzt auf meinem Knie und starrte mich aus glitzernden Augen an. Ich versuchte, meine Stimme ruhig klingen zu lassen. »Und warum hast du den Kram nicht Kronos gebracht?«
Lukes Lächeln wurde schwächer. »Ich … ich wurde zu zuversichtlich. Zeus schickte seine Söhne und Töchter los, um den gestohlenen Blitz zu suchen – Artemis, Apollo, meinen Vater Hermes. Aber Ares hat mich geschnappt. Ich hätte ihn besiegen können, aber ich war nicht vorsichtig genug. Er entwaffnete mich, nahm die Symbole der Macht an sich und drohte, sie zum Olymp zurückzubringen und mich bei lebendigem Leib zu verbrennen. Dann hörte ich Kronos’ Stimme, die mir sagte, was ich tun sollte. Ich gab Ares die Idee eines großen Krieges zwischen den Göttern ein. Ich sagte, er brauche die Sachen nur für eine Weile zu verstecken und den anderen beim Kämpfen zuzusehen. Sofort begannen seine Augen boshaft zu funkeln. Ich wusste, dass ich ihn am Haken hatte. Er ließ mich laufen und ich kehrte auf den Olymp zurück, ehe irgendwer mein Verschwinden bemerkt hatte.« Luke zog sein Schwert. Er fuhr mit dem Daumen über die flache Seite der Klinge und schien von ihrer Schönheit geradezu hypnotisiert zu sein. »Danach hat der Herr der Titanen … Er hat mich mit Albträumen bestraft. Ich habe geschworen, dass ich nie wieder versagen würde. Als ich dann wieder in Half-Blood Hill war, erfuhr ich in meinen Träumen, dass ein neuer Held eintreffen würde, einer, den man dazu bringen könnte, den Blitz und den Helm den Rest des Weges zu befördern – von Ares hinab in den Tartarus.«
»Du hast damals den Höllenhund in den Wald gerufen.«
»Chiron musste doch denken, du seist im Lager nicht sicher, und dich deshalb mit einem Auftrag losschicken. Wir mussten seine Befürchtungen bestätigen, dass Hades es auf dich abgesehen hatte. Und das hat geklappt.«
»Die fliegenden Schuhe waren verflucht«, sagte ich. »Sie hätten mich und den Rucksack in den Tartarus ziehen sollen.«
»Und das hätten sie auch getan, wenn du sie getragen hättest. Aber du hast sie dem Satyrn gegeben und das hatte ich nicht vorgesehen. Grover stürzt alles ins Chaos, was er anrührt. Er hat sogar den Fluch durcheinandergebracht.«
Luke schaute hinab auf den Skorpion, der jetzt auf meiner Hüfte saß. »Du hättest im Tartarus sterben sollen, Percy. Aber mach dir keine Sorgen. Ich überlasse dich hier meinem kleinen Freund, der wird das schon in Ordnung bringen.«
»Thalia hat ihr Leben geopfert, um dich zu retten«, sagte ich zähneknirschend. »Soll das vielleicht dein Dank sein?«
»Erzähl mir nichts von Thalia«, schrie er. »Die Götter haben sie sterben lassen. Und das gehört zu den vielen Dingen, für die sie bezahlen werden.«
»Du wirst benutzt, Luke. Du und Ares. Hör nicht auf Kronos.«
»Ich werde benutzt?« Lukes Stimme klang schrill. »Sieh dich doch selbst an. Was hat dein Alter denn je für dich getan? Kronos wird sich erheben. Du hast seine Pläne nur verzögert. Er wird die Olympier in den Tartarus stürzen und die Menschheit zurück in ihre Höhlen jagen. Alle außer die Stärksten – die, die ihm dienen.«
»Ruf die Wanze zurück«, sagte ich. »Wenn du so stark bist, dann kämpf du mit mir.«
Luke lächelte. »Netter Versuch, Percy. Aber ich bin nicht Ares. Mich kannst du nicht ködern. Mein Herr wartet und er hat jede Menge Aufträge für mich.«
»Luke …«
»Leb wohl, Percy. Ein neues goldenes Zeitalter bricht an. Aber du wirst darin nicht vorkommen.«
Er ließ sein Schwert einen Bogen beschreiben und verschwand in wogender Finsternis.
Der Skorpion setzte zum Stich an.
Ich strich ihn mit der Hand weg und drehte die Kappe von meinem Schwert. Der Skorpion sprang mich an und ich zerteilte ihn in der Luft.
Ich wollte mir schon gratulieren, als ich meine Hand sah. Meine Handfläche hatte eine große rote Beule, aus der dampfender gelber Eiter quoll. Das Ding hatte mich also doch erwischt.
Meine Ohren dröhnten. Ich konnte nicht mehr klar sehen. Wasser, dachte ich. Das hat mich schon einmal geheilt.
Ich stolperte zum Bach und hielt meine Hand hinein, aber nichts geschah. Das Gift war zu stark. Ich sah nur noch Dunkelheit. Ich konnte mich nur mit großer Mühe wieder aufrichten.
Sechzig Sekunden, hatte Luke gesagt.
Ich musste zurück ins Camp gelangen. Wenn ich hier draußen zusammenbräche, würde mein Körper einem Ungeheuer als Abendbrot dienen. Und niemand würde je erfahren, was passiert war.
Meine Beine fühlten sich bleischwer an. Meine Stirn brannte. Ich stolperte in Richtung Lager davon und die Nymphen schauten aus ihren Bäumen.
»Hilfe«, krächzte ich. »Bitte …«
Zwei nahmen meine Arme und zogen mich mit sich. Ich weiß noch, dass wir die Lichtung erreichten, dass ein Tutor um Hilfe schrie, dass ein Zentaur ins Muschelhorn stieß.
Und dann war alles nur noch schwarz.
Ich erwachte mit einem Trinkhalm im Mund. Ich trank etwas, das wie flüssige Schokokekse schmeckte. Nektar.
Ich öffnete die Augen.
Ich lag in einem Bett in der Krankenstube des Haupthauses und meine Hand war dick verbunden. In einer Ecke wachte Argus. Annabeth saß neben dem Bett, hielt das Nektarglas in der Hand und tupfte mir mit einem Waschlappen die Stirn ab.
»Da wären wir wieder«, sagte ich.
»Du Idiot«, sagte Annabeth und da wusste ich, wie überglücklich es sie machte, dass ich wieder bei Bewusstsein war. »Du warst grün und wurdest gerade grau, als wir dich gefunden haben. Ohne Chirons Heilkräfte …«
»Aber, aber«, sagte Chirons Stimme. »Percys Kraft hat auch ihren Anteil daran.«
Er saß am Fußende, in menschlicher Gestalt, und ich bemerkte ihn erst jetzt. Seine untere Hälfte war magischerweise in dem Rollstuhl untergebracht worden, die obere steckte in Jackett und Schlips. Er lächelte, aber sein Gesicht war müde und bleich, als hätte er die ganze Nacht hindurch Lateinklausuren korrigiert.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er.
»Als ob meine Innereien zuerst gefroren und dann in der Mikrowelle gelandet wären.«
»Das passt, wenn wir bedenken, dass es Skorpiongift war. Und jetzt musst du mir genau erzählen, was passiert ist.«
Ich trank Nektar und berichtete.
Dann schwiegen alle sehr lange.
»Ich kann nicht glauben, dass Luke …« Annabeths Stimme versagte. Ihr Gesicht wurde wütend und traurig. »Doch, doch, ich kann es glauben. Mögen die Gottheiten ihn verfluchen … Nach seinem Auftrag ist er nie wieder der Alte geworden.«
»Wir müssen dem Olymp Bericht erstatten«, murmelte Chiron. »Ich mache mich sofort auf den Weg.«
»Luke ist irgendwo da draußen«, sagte ich. »Ich muss hinterher.«
Chiron schüttelte den Kopf. »Nein, Percy. Die Gottheiten …«
»… wollen Kronos ja nicht mal erwähnen«, fauchte ich. »Zeus selbst hat diese Diskussion für beendet erklärt.«
»Percy, ich weiß, dass das hart ist. Aber du darfst nicht einfach losstürzen, um dich zu rächen. Du bist noch nicht so weit.«
Das hörte ich nicht gern, aber irgendwie hatte ich den Verdacht, dass Chiron Recht hatte. Ein Blick auf meine Hand und ich wusste, dass ich nicht so bald wieder ein Schwert schwingen würde. »Chiron … Ihre Weissagung des Orakels … die hatte mit Kronos zu tun, nicht wahr? Bin ich darin vorgekommen? Und Annabeth?«
Chiron schaute nervös zur Decke hoch. »Percy, es steht mir wirklich nicht zu …«
»Ihnen ist aufgetragen worden, nicht mit mir darüber zu reden, nicht wahr?«
Seine Augen waren verständnisvoll, aber traurig. »Du wirst ein großer Held werden, Kind. Ich werde mein Bestes tun, um dich darauf vorzubereiten. Aber wenn ich Recht habe, was den Weg betrifft, der noch vor dir liegt …«
Donner dröhnte über uns und ließ die Fenster klirren.
»Na gut«, brüllte Chiron. »Von mir aus!«
Er seufzte frustriert. »Die Götter haben ihre Gründe, Percy. Es ist nie gut, zu viel über seine Zukunft zu wissen.«
»Wir können aber nicht einfach die Hände in den Schoß legen«, sagte ich.
»Das werden wir auch nicht«, versprach Chiron. »Aber du musst vorsichtig sein. Kronos hat es jetzt auf dich abgesehen. Er will dein Leben zerstören, will deine Gedanken mit Furcht und Wut verdunkeln. Tu ihm diesen Gefallen nicht. Widme dich dem Training. Deine Zeit wird kommen.«
»Falls ich lange genug lebe.«
Chiron legte mir die Hand auf den Knöchel. »Du musst mir vertrauen, Percy. Du wirst leben. Aber zuerst musst du entscheiden, welchen Weg du im kommenden Jahr gehen wirst. Ich kann dir nicht sagen, welche Entscheidung die richtige ist …« Ich hatte das Gefühl, dass er eine sehr klare Meinung hatte und sich sehr zusammennehmen musste, um mir nicht zu raten. »Aber du musst entscheiden, ob du das ganze Jahr im Camp bleiben oder für die siebte Klasse in die Welt der Sterblichen zurückkehren und nur im Sommer herkommen willst. Überleg es dir. Wenn ich vom Olymp zurückkehre, musst du mir deinen Entschluss mitteilen.«
Ich wollte widersprechen. Ich wollte ihm weitere Fragen stellen. Aber seine Miene sagte mir, dass es keine weitere Diskussion geben würde, er hatte mir alles gesagt, was er mir sagen konnte.
»Ich komme so schnell wie möglich zurück«, versprach Chiron. »Argus wird über dich wachen.«
Er schaute zu Annabeth hinüber. »Ach, und meine Liebe … wenn du so weit bist, sie sind da.«
»Wer ist da?«, fragte ich.
Niemand antwortete.
Chiron fuhr aus dem Zimmer. Ich hörte die Räder seines Rollstuhls vorsichtig die Treppe hinunterfahren, immer zwei Stufen auf einmal.
Annabeth musterte das Eis in meinem Glas.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Nichts.« Sie stellte das Glas auf den Tisch. »Ich habe deinen einen Rat befolgt. Du … äh … brauchst du irgendwas?«
»Ja. Hilf mir beim Aufstehen. Ich will nach draußen.«
»Percy, das ist keine gute Idee.«
Ich hob die Beine aus dem Bett. Annabeth fing mich auf, ehe ich auf dem Boden aufschlug. Mich überkam heftiger Schwindel.
Annabeth sagte: »Ich hab dir doch erklärt …«
»Mir geht’s gut«, erwiderte ich trotzig. Ich wollte nicht wie ein Invalide im Bett liegen, während Luke dort draußen den Untergang des Abendlandes plante.
Ich machte einen Schritt. Dann noch einen, wobei ich mich schwer auf Annabeth stützte. Argus folgte uns nach draußen, blieb aber auf Distanz.
Als wir die Veranda erreicht hatten, war mein Gesicht schweißüberströmt. Mein Magen hatte sich total verkrampft. Aber ich hatte es bis ans Geländer geschafft.
Es dämmerte. Das Camp sah öde und verlassen aus. Die Hütten waren dunkel, das Volleyballfeld leer. Kein Kanu war auf dem See zu sehen. Hinter Wald und Erdbeerfeldern glitzerte die Meerenge von Long Island im letzten Sonnenlicht.
»Was hast du vor?«, fragte Annabeth.
»Ich weiß es nicht.«
Ich sagte ihr, dass ich das Gefühl hatte, dass Chiron mich das ganze Jahr hierbehalten wollte, damit ich mehr trainieren könnte, dass ich aber nicht sicher war, ob ich das auch wollte. Ich gab zu, dass es mir zu schaffen machte, sie hier alleinzulassen, mit Clarisse als einziger Gesellschaft …
Annabeth schob die Lippen vor und sagte leise: »Ich fahre dieses Jahr nach Hause, Percy.«
Ich starrte sie an. »Du meinst, zu deinem Dad?«
Sie zeigte auf den Gipfel von Half-Blood Hill. Neben Thalias Fichte, am äußersten Rand der magischen Grenze des Camps, sah ich die Silhouette einer Familie – zwei kleine Kinder, eine Frau, ein großer blonder Mann. Sie schienen zu warten. Der Mann hielt einen Rucksack in der Hand, der aussah wie der, den Annabeth aus dem Wasserpark in Denver mitgenommen hatte.
»Ich habe ihm einen Brief geschrieben, als wir wieder hier waren«, sagte Annabeth. »Wie du es vorgeschlagen hattest. Ich habe geschrieben … dass mir alles leidtut. Und dass ich für das Schuljahr nach Hause kommen würde, wenn er das immer noch wollte. Er hat sofort geantwortet. Und wir haben beschlossen … noch einen Versuch zu machen.«
»Das hat bestimmt ganz schön viel Mumm gekostet.«
Sie spitzte wieder die Lippen. »Du wirst doch in diesem Schuljahr keine Dummheiten machen, oder? Wenigstens … nicht ohne mir eine Iris-Botschaft zu schicken?«
Ich brachte ein Lächeln zu Stande. »Ich werde jedenfalls keinen Ärger suchen. Meistens ist das auch gar nicht nötig.«
»Wenn ich nächsten Sommer wieder herkomme«, sagte sie, »dann werden wir Luke ausfindig machen. Wir werden um einen Auftrag bitten, und wenn das nicht klappt, dann schleichen wir uns davon und knöpfen ihn uns trotzdem vor. Einverstanden?«
»Klingt wie ein Plan, der einer Athene würdig ist.«
Sie hielt mir die Hand hin. Ich nahm sie.
»Pass auf dich auf, Algenhirn«, sagte Annabeth. »Halt die Augen offen.«
»Du auch, Neunmalklug.«
Ich sah zu, wie sie den Hügel zu ihrer Familie hochging. Sie umarmte ihren Vater ungeschickt und schaute sich ein letztes Mal zum Tal um. Sie berührte Thalias Fichte, dann ließ sie sich über den Hügelkamm und in die Welt der Sterblichen führen.
Zum ersten Mal, seit ich in diesem Camp war, fühlte ich mich wirklich allein. Ich schaute zur Meerenge hinaus und mir fiel ein, was mein Vater gesagt hatte: Das Meer lässt sich nicht gern bändigen.
Mein Entschluss stand fest.
Ich hätte gern gewusst, ob Poseidon mir zusah, ob er mit diesem Entschluss einverstanden war.
»Nächsten Sommer komme ich zurück«, versprach ich ihm. »Ich werde bis dahin überleben. Ich bin ja schließlich dein Sohn.« Ich bat Argus, mich zu Hütte 3 zu bringen, damit ich meine Sachen packen könnte, um nach Hause zu fahren.
Danksagungen
Ohne wertvolle Hilfe von allen Seiten wäre ich viele Male von Ungeheuern erschlagen worden, während ich versuchte, diese Geschichte druckreif zu bekommen. Ich danke meinem älteren Sohn, Haley Michael, der die Geschichte als Erster gehört hat; meinem jüngeren Sohn, Patrick John, sechs Jahre alt und der Ausgeglichenste in der Familie; meiner Frau Becky, die damit leben muss, dass ich viele Stunden im Camp Half-Blood verbringe. Ich danke auch meinem Kader vom Mittelstufen-Beta-Test-Personal: Travis Stoll, klug und schnell wie Hermes; C. C. Kellogg, geliebt wie Athene; Allison Bauer, klarsichtig wie Artemis die Jägerin, und Mrs Margaret Floyd, der weisen und gütigen Seherin des Mittelstufenenglisch. Mein Dank gilt außerdem Professor Egbert J. Bakker, dem hervorragenden Altphilologen, Nancy Gallt, Agentin summa cum laude, Jonathan Burnham, Jennifer Besser und Sarah Hughes, die an Percy geglaubt haben.
Glossar
Amazonen sagenhaftes Volk kriegerischer Frauen. Der Name bedeutet »brustlos« und weist darauf hin, dass die A. ihren Töchtern die rechte Brust abnahmen, damit sie den Bogen besser halten konnten. Sie galten als Abkömmlinge des Ares, sie verehrten ihn als Gott des Krieges und Artemis als Göttin der Jungfräulichkeit und weiblichen Kraft. Durch gelegentliche Kontakte mit benachbarten Stämmen hatten sie Kinder, töteten oder versklavten aber den männlichen Nachwuchs.
Anaklysmos zauberkräftiges Schwert des Poseidon, über das in den antiken Texten jedoch keine Einzelheiten berichtet werden.
Aphrodite Göttin der Liebe. Sie gehört zu den zwölf großen olympischen Gottheiten und spendet Schönheit und Fruchtbarkeit; nach Homer ist sie die Tochter des Zeus und der Dione, nach Hesiod aber die »Schaumgeborene«, danach entstieg sie in vollkommener Gestalt dem Meer: Kronos, der jüngste der Titanen, hatte seinem Vater Uranos die Geschlechtsteile abgeschnitten und ins Meer geworfen, Schaum sammelte sich und verwandelte sich in eine Frau. Mit Hephaistos verheiratet, ist sie ihm keine treue Ehefrau und hat ihn u. a. mit Ares betrogen. Wie die beiden beim Ehebruch erwischt und von dem betrogenen Ehemann in einem goldenen Netz gefangen wurden, berichtet die »Odyssee«. A. hat ihren Ehemann nicht nur mit Göttern, sondern auch mit Sterblichen hintergangen, so wurde auch Äneas gezeugt, der Gründer Roms. Und sie half den Männern, die in sterbliche Frauen verliebt waren, so wie Paris und Helena. Über ihren Gürtel, dem magische Kräfte zugeschrieben werden, ist wenig bekannt.
Apollo Gott der prophetischen Weissagung, der Künste, besonders der Musik (die Musen sind ihm direkt untertan), des Bogenschießens, der Bringer der Übel, aber auch der Schutzheilige der Medizin, Sohn des Zeus und der Leto, Zwillingsbruder der Artemis. Wurde mit Nektar und Ambrosia ernährt und war schon wenige Tage nach seiner Geburt erwachsen; zusammen mit Poseidon baute er die Stadtmauern von Troja. Heil-und Sühnegott; nachdem er den mächtigen Python erschlagen hatte, wurde er der Patron des Orakels von Delphi.
Arachne eine hervorragende Weberin, die Athene, die Schutzgöttin der Webkunst, zum Wettkampf herausforderte. Athene wirkte einen Teppich, der das Schicksal vermessener Sterblicher darstellte; A. aber wob die Skandalgeschichten der Götter. Da A.s Arbeit der ihren ebenbürtig war, zerriss Athene diese und schlug A. mit einem Weberschiff. A. erhängte sich und wurde von der Göttin in eine Spinne verwandelt.
Ares Gott des Krieges, einziger Sohn Zeus’ mit seiner Gemahlin Hera; unverheiratet, aber häufig Liebschaften, u. a. mit Aphrodite, die ihm bisher drei Kinder gebar, Harmonia und die Zwillinge Phobos (Furcht) und Deimos (Schrecken), die ihren Vater gerne auf das Schlachtfeld begleiten. Gilt als Vater der Penthesilea, der sagenhaften Ahnfrau der Amazonen (wer die Mutter war, ist nicht überliefert). Wegen seiner Blutrünstigkeit und Kriegslust wurde A. im antiken Griechenland nur wenig geschätzt, bei den Römern wurde er später mit dem noch heute viel bekannteren Kriegsgott Mars gleichgesetzt und zählte dort zu den wichtigsten Gottheiten.
Argus der hundertäugige Wächter, der mit »Argusaugen« wacht.
Artemis Tochter des Zeus und der Leto (Leto, die Tochter des Titanen Kronos und der Titanin Phoibe, war die letzte Geliebte des Zeus vor dessen Heirat mit Hera), jungfräuliche Göttin der Jagd, des Bogenschießens, Mond-und Todesgöttin, Beschützerin der wilden Tiere, der Kinder und aller Schwachen, eine der 12, Zwillingsschwester von Apollo. Sie mied den Kontakt zu Männern und bestrafte jeden, der sich ihr, gewollt oder ungewollt, zu nähern versuchte. Sie ließ sich von Nymphen begleiten und verlangte auch von diesen ewige Jungfräulichkeit. Zusammen mit Ares wurde sie von den Amazonen als deren Schutzgottheit verehrt.
Asphodeliengrund Teil der Unterwelt, wo die meisten Toten als Schatten hausen, dort wachsen die Asphodelen als mythische Blumen.
Athene aus dem Kopf von Zeus hervorgetreten, also nicht auf normale Weise geboren, Göttin der klugen Kriegsführung (im Gegensatz zu Ares, der Krieg um jeden Preis wollte), der Weisheit, der Künste und des Handwerks, Stadtgottheit Athens, aber auch in vielen anderen Städten verehrt, Tochter von Zeus und Metis, der Tochter des Okeanos und der Titanin Thetis. Die Herkunft ihres Beinamens Pallas ist ungeklärt.
Charon Fährmann, der die Toten über den Styx in die Unterwelt bringt.
Chimäre feuerspeiendes Ungetüm, vorn wie ein Löwe, in der Mitte wie eine Ziege, mit dem Schwanz einer Schlange, tarnt sich auch als Chihuahua.
Chiron einer der Zentauren, Sohn des Kronos und der Philyra, gutmütig und weise, Lehrer des Achilles und des Heilgottes Asklepios (Äskulap); als er durch einen giftigen Pfeil verwundet wurde, übertrug er seine Unsterblichkeit dem Prometheus, um von seinem unerträglichen Leiden erlöst zu werden.
Circe Zauberin, die auf der Insel Aiaia lebte, Tante der Medea, Tochter des Sonnengottes Helios und der Perse, bekannt als männermordende Femme fatale, deren Ränken sich nicht einmal der listenreiche Odysseus entziehen konnte.
Demeter Tochter des Kronos und der Rhea, Schwester von Zeus, Mutter der Persephone, die von Hades geraubt wurde, Göttin der Erde, der Fruchtbarkeit und des Wachstums. Zu ihren Ehren wurden die Elysischen Mysterien begangen, bei denen den Eingeweihten die Angst vor dem Sterben genommen werden sollte; ihnen wurde ein ewiges und glückliches Leben nach dem Tode versprochen.
Dionysos Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und der Ekstase, Sohn des Zeus und der thebanischen Prinzessin Semele. Wurde als Kind immer als Mädchen verkleidet, weil seine Eltern die Rache von Zeus’ eifersüchtiger Gattin Hera fürchteten; von Zeus zum Gott gemacht, als er den Wein entdeckte; zu seinem Gefolge gehören Satyrn und Silenen.
Echidna zur Hälfte Schlange, zur Hälfte Frau, Tochter des Meeresgottes Phorkys, Mutter der Ungeheuer Kerberos, Hydra, Chimäre, Sphinx und des Nemeischen Löwen.
Elysische Felder Aufenthaltsort der Seligen in der Unterwelt. Besonders gute, edle Menschen wurden dort mit einem ewigen Dasein voller Glückseligkeit belohnt.
Furien Rachegöttinnen, direkt dem Gott der Welt untertan. Solche Göttinnen gibt es in so vielen Religionen, dass sie als Archetypen gelten, auch Erinnyen oder Eumeniden genannt. Wie viele es gab, ist nicht bekannt, namentlich bekannt sind drei, nämlich Alekto, Magaira und Tisiphone.
Gorgonen drei Töchter des Meeresgottes Phorkys und dessen Schwester, des Meeresungeheuers Keto. Sie hießen Stheno, Euryale und Medusa, von furchterregendem Aussehen, ihr Anblick soll jeden Menschen versteinern; unsterblich, außer Medusa, die von Perseus erschlagen wurde.
Hades Sohn des Kronos und der Rhea, Bruder von Zeus und Poseidon. Bei der Teilung der Welt fiel ihm das Totenreich zu, verheiratet mit Persephone, die er geraubt hat, Totengott und Beherrscher der Unterwelt.
Harpyien weibliche Windgeister von monströser Gestalt mit Flügeln, Federn und den Klauen eines Vogels, Töchter des Meeresgottes Thaumas und der Okeanide Elektra. Sie wurden immer dann verantwortlich gemacht, wenn Menschen oder Gegenstände auf unerklärliche Weise verschwanden.
Hephaistos Gatte der Aphrodite, Gott des Feuers, der Schmiedekunst und der Handwerker, Sohn des Zeus und der Hera, bei den Römern Vulcanus genannt. Er öffnete mit dem Beil den Schädel seines Vaters, dem dann die Göttin Athene entsprang. Kam verkrüppelt auf die Welt, Hera war über sein Aussehen so entsetzt, dass sie ihn gleich nach der Geburt vom Olymp ins Meer warf, wurde von der Meeresgöttin Thetis gerettet.
Hera Göttin der Ehe und der Geburt, beherrschte gemeinsam mit ihrem Bruder und Gatten Zeus den Himmel, Tochter von Rhea und Kronos. Sie galt als Beschützerin der verheirateten Frauen, denen sie bei der Geburt beistand; sie war entsetzlich eifersüchtig und versuchte immer wieder, sich auf grausame Weise an den vielen Geliebten und Kindern ihres Gatten zu rächen.
Herakles auch Herkules, besonders beliebt wegen seiner ungeheuren Kraft und seines liebenswürdigen Wesens, Sohn von Zeus und Alkmene. Musste zwölf Heldentaten vollbringen, u. a. die goldenen Äpfel der Hesperiden holen, den Viehstall des Augias säubern und den dreiköpfigen Hund Zerberus entführen.
Hermes Götterbote, Gott der Hirten und ihrer Herden, der Reisenden, Kaufleute und Diebe, der Jugend, der Beredsamkeit, der Fruchtbarkeit, dazu ein kluger Erfinder. Sohn des Zeus und der Nymphe Maia. Hatte viele Liebschaften, z. B. mit Aphrodite, mit der er den zweigeschlechtlichen Sohn Hermaphroditos zeugte.
Hesperiden, Gärten der lagen am westlichen Ende der Welt und wurden von einem hundertköpfigen Drachen und den Hesperiden, den Töchtern des Atlas, bewacht. Dort wuchsen die goldenen Äpfel, die Gaia Hera zur Hochzeit geschenkt hatte.
Hestia jungfräuliche Göttin des Herdfeuers und des Familienglücks.
Homer blinder Sänger und Dichter, berühmtester Dichter der Antike überhaupt. Über den historischen Homer ist nichts bekannt, unter Forschern ist sogar umstritten, ob es ihn je gegeben hat und ob die ihm zugeschriebenen Werke nicht vielleicht von verschiedenen Autoren stammen. Diese Werke sind die »Ilias«, in der die Geschichte des Trojanischen Krieges geschildert wird, und die »Odyssee«, die von den Abenteuern des Seefahrers Odysseus handelt, der nach dem Trojanischen Krieg nicht nach Hause fand. Homers Werke, egal, wer sie nun verfasst hat, gelten als wichtigste Quelle für die Erschließung der antiken Mythologie.
Hydra Tochter des Typhon (der wiederum war ein Sohn von Gaia und Tartarus) und der Echidna, hatte Schlangengestalt, neun Köpfe und einen tödlich giftigen Atem. Wurde ihr ein Kopf abgeschlagen, wuchsen sogleich zwei nach. Erst Herakles konnte sie besiegen.
Ichor das goldene Blut der Götter; nicht überliefert ist, worin es sich, außer in der Farbe, noch vom menschlichen Blut unterschied.
Iris Regenbogengöttin, überbringt durch den Regenbogen göttliche Botschaften, auch an die Menschen, wird dargestellt mit Heroldsstab und Flügeln.
Ithaka Insel in der Ägäis, Heimat des Odysseus.
Kronos Herrscher der Titanen, jüngster Sohn der Gaia (Erde) und des Uranos (Himmel), Gatte der Rhea, bei den Römern Saturn genannt. Uranos zeugte mit Gaia viele Kinder, die Titanen, die hundertarmigen Hekatoncheiren und die einäugigen Zyklopen, die aus der »Odyssee« bekannt sind. Gaia überredete ihren Sohn K. zum Aufstand gegen den Vater. Sie gab ihm eine Sichel, mit der er Uranos entmannte. Damit brachte er die Weltherrschaft an sich und behielt sie, bis seine eigenen Kinder den Aufstand wiederholten.
Lemnos, Quellen von Die Insel Lemnos war in der Bronzezeit eine Hochburg matriarchalischer Kultur, die dortigen Quellen waren den Amazonen heilig, reisende Männer wurden auf Lemnos jedoch gastfreundlich aufgenommen (Odysseus, die Argonauten).
Medusa eine der drei Gorgonen.
Minotaurus ein Stier, der aus dem Meer stieg, als Minos, der Sohn des Zeus und der Europa, sich mit seinen Brüdern um den Thron von Kreta stritt. Minos bat den Meeresgott Poseidon um ein Zeichen, dass er der rechtmäßige Thronerbe sei, Poseidon schickte den Stier, der aber nicht geopfert wurde und zur Strafe das Land verwüstete, bis er von Herakles gefangen und in ein Labyrinth gesperrt wurde.
Moiren drei Schicksalsgöttinnen, Töchter der Nacht oder des Zeus und der Themis, Klotho spinnt den Lebensfaden, Lachesis teilt das Schicksal zu, Atropos legt die Länge des Lebensfadens fest.
Musen Göttinnen der Musik, der Dichtung, des Tanzes, der Erinnerung, der Kunst, der Wissenschaften usw., die neun Töchter des Zeus und der Titanin Mnemosyne (der Schutzgottheit der Erinnerung).
Najaden Nymphen der Quellen, Flüsse und Seen.
Nektar und Ambrosia göttlicher Trunk bzw. göttliche Speise, die die übernatürlichen Kräfte der Gottheiten stärken, für gewöhnliche Menschen aber tödlich wirken.
Nemeischer Löwe bösartiges Ungeheuer, Sohn der Echidna, lauerte Reisenden auf. Wurde von Herakles erwürgt, der danach das Löwenfell trug.
Nemesis Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit und der Rache, Tochter der Nachtgöttin Nyx. Nach einigen Quellen die Mutter der schönen Helena.
Nereiden Töchter des Meeresgottes Nereus und der Doris, nur wenige der fünfzig Nereiden sind namentlich bekannt, zu ihnen gehört Thetis (s. Hephaistos), freundliche und schöne Meeresnymphen.
Orakel von Delphi ursprünglich geweiht der Gaia, der Göttin der Erde, später übernommen von den Titaninnen Themis und Phoibe. Apollon, der Gott der Weissagung, brachte dann die Herrschaft über diese heilige Stätte an sich, musste dabei aber den hellseherischen Drachen Python töten, der das Orakel bewachte. Die Orakelpriesterin, durch deren Mund die Weissagungen verkündet wurden, wurde deshalb Pythia genannt.
Orpheus berühmter Dichter und Sänger, Sohn des thrakischen Königs Oiagros und der Muse Kalliope. Stieg in die Unterwelt hinab, um seine Gattin Eurydike zurückzuholen, verstieß jedoch gegen die Auflage, sich beim Aufstieg in die Welt der Menschen nicht nach ihr umzusehen, weshalb er sie für immer verlor.
Pan Wald-und Weidegott, Beschützer der Hirten, Gott der Berge, der Felder und des Landlebens, Sohn des Hermes und der Nymphe Penelope. Von menschlicher Gestalt, hatte er die Füße eines Ziegenbockes und Hörner auf dem Kopf. Auf rätselhafte Weise verschwunden.
Parthenon Tempel, errichtet vor 2500 Jahren zu Ehren der Göttin Pallas Athene, zum Dank für Beistand im Perserkrieg, krönt in Athen die Akropolis und gilt als vollkommenstes Bauwerk der klassischen Antike.
Persephone Göttin der Unterwelt, Tochter von Zeus und Demeter, Gattin des Hades, von diesem mit Zustimmung des Zeus in die Unterwelt entführt. Auf Verlangen ihrer Mutter Demeter darf sie die Hälfte des Jahres auf dem Olymp verbringen, während sie die andere in der Unterwelt verbringen muss; durch den Wechsel von Persephones Aufenthaltsort entstehen die Jahreszeiten.
Perseus Sohn des Zeus und der Prinzessin Danaë, Vorfahr des Herakles. Sollte für seinen Bruder das Haupt der Medusa holen, was ihm mit Hilfe verschiedener Göttinnen auch gelang.
Poseidon Weltenschüttler, Sturmbringer, Vater der Pferde, Gott des Meeres und ursprünglich auch der Erde, Sohn des Kronos und der Rhea, schuf das Pferd aus dem Schaum des Meeres, großer Bruder von Zeus (Homer nennt ihn als Einziger Zeus’ jüngeren Bruder), erhielt bei der Aufteilung der Macht in der Welt die Herrschaft über das Meer.
Prokrustes lebte in Attika, überfiel Wanderer und zwang sie, sich in sein Bett zu legen; waren sie zu klein, wurden ihre Glieder auseinandergerissen, bis sie passten, waren sie zu lang, wurden sie zerhackt. Wurde vom Helden Theseus besiegt.
Prometheus Helfer der Menschheit gegen die Götter, Sohn des Titanen Japetos und der Göttin Themis, kluger, vorausschauender Mensch, half Zeus beim Kampf gegen die Titanen, schenkte den Menschen den Verstand und das Feuer, was Zeus übel nahm; aus Rache wurde er auf einen Felsen am Schwarzen Meer gekettet, wo jeden Tag ein Adler von seiner nachts nachwachsenden Leber fraß.
Rhea Titanin, Tochter von Uranos und Gaia, Frau von Kronos. Mutter von Hestia, Hera, Demeter, Hades, Poseidon, Zeus.
Satyrn Geschöpfe des Waldes, menschengestaltig, aber mit Hufen und kleinen Hörnern auf dem Kopf, begleiten den trunkenen Zug des Dionysos, interessieren sich in der Regel sehr für Nymphen, mögen keine Umweltverschmutzung.
Sisyphos Halbgott, verriet die Pläne der Götter an die Menschen, konnte sich mehrmals der göttlichen Strafe entziehen, wurde dann von Ares besiegt und in die Unterwelt verschleppt, wo er in alle Ewigkeit einen Felsblock einen Hang hochrollen muss. In dem Moment, wo er oben angelangt ist, rollt der Felsblock wieder herunter. Sein unehelicher Sohn war der berühmte Seefahrer Odysseus.
Sparta griechischer Stadtstaat, gegründet um 900 v. Chr., besiegte das als Konkurrenz empfundene Athen im Peloponnesischen Krieg, konnte seine Machtstellung aber auf Dauer nicht halten. Sparta war ein Kriegerstaat mit Sklavenhaltung, der Staat regulierte das Leben der Menschen bis ins Detail, alles war auf Krieg und Kampf ausgerichtet.
Styx einer der Grenzflüsse der Unterwelt. Sein Wasser machte alle, die darin badeten, unverletzlich (der Held Achilles vergaß seine Ferse unterzutauchen, was ihm zum Verhängnis wurde und die »Achillesferse« sprichwörtlich machte).
Tartarus Teil der Unterwelt, mythologische Gestalt, über die wenig bekannt ist, zusammen mit Eros, Gaia und Nyx entstieg er zu Beginn der Zeiten dem Chaos. Der nach ihm benannte Teil der Unterwelt ist der Ort, an dem die Toten endlose Qualen erleiden müssen.
Titanen Göttergeschlecht, das aus der Vereinigung des Himmels (Uranos) und der Erde (Gaia) hervorging. Die wichtigsten sind Kronos und Rhea, ihre Kinder waren keine Titanen, sondern gehörten zu dem Göttergeschlecht, das die Titanen ablöste. Zeus entwand Kronos die Weltherrschaft. Zu ihren Nachkommen gehörten außerdem die Okeaniden, die über Meere, Seen und Flüsse herrschten, die Mondgöttin Selene und Eos, die Göttin der Morgenröte, der Titanensohn Atlas galt selber als Titan.
Unterwelt dreigeteilt in Elysium (die Insel der Seligen), Tartarus, Asphodeliengrund, Tote wurden vom Fährmann über den Styx übergesetzt und mussten sich den Richtern stellen. Der Höllenhund Zerberus sorgte dafür, dass niemand das Reich verließ. Auf dem Grunde der Unterwelt ist der Tartarus, Ort ewiger Finsternis, wo besonders schlimme Missetäter oder auch Sterbliche, die die Götter erzürnt haben, ewig leiden müssen.
Uranos Vater des Kronos, Weltenschöpfer, von seinem Sohn Kronos mit einer Sichel entmannt.
Zentauren ein Geschlecht von Lebewesen mit Pferdekörpern und -läufen, aber dem Kopf und den Armen eines Menschen. Sie sind die Kinder des Kentauros oder des Ixion, mit Ausnahme von Chiron, gelten als brutal und lüstern. Der Zentaur Chiron war Trainer des Herakles.
Zephir Gott des Westwindes und des Frühlings, Gatte der Blumengöttin Flora.
Zerberus, auch Kerberos, Hund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht, die Anzahl seiner Köpfe ist umstritten, nach manchen Quellen hatte er bis zu 50, darunter auch Schlangenköpfe. Dass er sich heutzutage als Rottweiler präsentiert, ist nicht historisch, da es diese Rasse in der Antike noch gar nicht gab.
Zeus Herrscher der Lüfte, des Olymps, Sohn von Kronos und Rhea, von den Römern Jupiter (»Göttervater«) genannt, ursprünglich wohl ein Wettergott, der u. a. für Regen, Sturm, Blitz und Donner verantwortlich war, mit Hera verheiratet, Vater von Herakles und Perseus. Hat seinen Vater entmachtet und zu ewigen Qualen in den Tartarus gestürzt.
Zyklopen Riesen mit nur einem Auge auf der Stirn, Söhne des Uranos und der Gaia. Sie schmieden Donnerkeile und Blitze für Zeus.
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Rick Riordan war viele Jahre lang Lehrer für Englisch und Geschichte. Mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen lebt er in San Antonio, USA, und widmet sich inzwischen ausschließlich dem Schreiben. Die »Percy Jackson«-Bücher waren seine ersten Titel für junge Leser.