13. Die Zwerge sind für die Zwerge

Tirian hatte gedacht, sie wären in einem kleinen strohgedeckten Stall, etwa vier Meter lang und fast zwei Meter breit. In Wirklichkeit aber standen sie im Gras, über ihnen war blauer Himmel, und die Luft des frühen Sommertages strich mild um ihre Gesichter. Nicht weit von ihnen wuchs eine Gruppe dicht belaubter Bäume, aber unter jedem Blatt schauten schon verstohlen goldene, blaßgelbe, purpurne oder glutrote Früchte hervor, wie sie noch keiner in unserer Welt gesehen hat. Das Obst verführte Tirian dazu, an den Herbst zu denken; aber in der Luft lag etwas, das ihm verriet, es könnte nicht später sein als Juni. Sie gingen alle auf die Bäume zu.

Jeder hob seine Hand, um die Frucht zu pflücken, die ihm am besten gefiel, doch dann hielten sie sekundenlang inne. Diese Frucht war so schön, daß jeder fühlte, »für mich ist sie nicht bestimmt … die darf ich nicht pflücken«.

»Richtig«, sagte Peter. »Ich weiß schon, was wir alle denken. Aber ich bin sicher, ganz sicher, wir brauchen das nicht. Ich fühl’s, wir sind in das Land gekommen, in dem alles erlaubt ist.«

»Jetzt geht’s aber los! Na dann!« sagte Eugen, und alle fingen an zu schmausen. Wie war das Obst? Ja, wer kann denn einen Geschmack beschreiben? Verglichen mit diesen Früchten, war die frischeste Pampelmuse, die man finden kann, matt, die saftigste Orange trocken, die butterweichste Birne hart und holzig, die süßesten wilden Erdbeeren sauer. Außerdem gab es keine Kerne oder Steine und keine Wespen. Hat man einmal diese Früchte probiert, dann schmeckten die besten Dinge dieser Welt hernach wie bittere Arznei. Aber man kann es eben nicht beschreiben, es sei denn, man könnte in dieses Land reisen und alle Früchte selbst kosten.

Als sie genug gegessen hatten, sagte Eugen zu König Peter: »Du wolltest uns erzählen, wie ihr nach Narnia gekommen seid.«

»Da ist nicht viel zu erzählen«, erwiderte Peter. »Edmund und ich standen auf dem Bahnsteig und sahen euren Zug herankommen. Ich erinnere mich, daß ich dachte, der Zug nimmt die Kurve viel zu schnell.«

»Was geschah dann?« fragte Jutta.

»Das ist wohl schwer zu erklären, nicht wahr, Edmund?« fragte König Peter.

»Ja, es ist nicht leicht«, erwiderte Edmund. »Es war nicht wie früher, als wir durch Zauber aus unserer eigenen Welt hier nach Narnia kamen. Ein furchtbares Getöse brach aus, und irgend etwas schlug mich mit einem Knall, aber es verletzte mich nicht. Ich fühlte mich nicht erschreckt, eher aufgeregt. Ja, dann war etwas ganz komisch: Ich hatte doch ein aufgeschlagenes Knie vom Fußballspielen, das war plötzlich wieder heil. Ich fühlte mich leicht, ganz leicht. Ich weiß nicht mehr, was weiter geschah, denn plötzlich waren wir hier.«

»Mit uns war es fast ebenso«, sagte Lord Digor und wischte die letzten Spuren des Obstes aus seinem goldenen Bart. »Wir hörten einen furchtbaren Knall und spürten einen fürchterlichen Stoß – und dann waren wir plötzlich hier. Ich glaubte, Marie, wir beide fühlten uns auf einmal gelöst. Ihr anderen werdet das nicht begreifen. Wir fühlten uns plötzlich nicht mehr so alt wie bisher.«

»Weiter, was geschah seitdem?« fragte Eugen.

»Nun«, erwiderte Peter, »lange Zeit geschah nichts. Dann öffnete sich die Tür…«

»Welche Tür?« fragte Tirian.

»Ja«, sagte Peter, »die Tür, durch die du hereinkamst – oder herauskamst, ganz gleich. Hast du das vergessen?«

»Aber wo ist die Tür?«

»Schau«, sagte Peter und zeigte hinüber.

Da erblickte Tirian das wunderlichste und unwirklichste Ding, das man sich vorstellen kann. Nur ein paar Meter entfernt stand klar im Sonnenlicht eine grobe Holztür, und um sie herum der Rahmen des Eingangs, nichts anderes, keine Mauern, kein Dach. Tirian ging darauf zu, ganz verwundert, und die anderen folgten, um zu beobachten, was er wohl täte. Er ging herum zu der anderen Seite der Tür, aber auch hier sah sie ebenso aus. Er war noch immer in der frischen Luft des frühen Sommermorgens, und die Tür stand ganz einfach für sich allein da, wie aus dem Erdboden gewachsen.

»Teure Majestät«, sagte Tirian zu dem Prächtigen König, »welch ein Wunder!«

»Das ist die Tür, durch die du vor fünf Minuten mit dem Kalormenen kamst«, erklärte Peter lächelnd.

»Kam ich denn nicht aus dem Wald in den Stall hinein? Diese Tür aber führt doch wohl von nirgendwoher zu nirgendwohin.«

»So sieht sie aus, wenn du von außen herum gehst«, sagte Peter. »Aber wirf nur einen Blick durch den Spalt zwischen den beiden Brettern. Sieh nur hindurch.«

Tirian blickte durch das Loch in der Tür. Zunächst konnte er nichts weiter als Dunkelheit erkennen. Doch als sich seine Augen daran gewöhnt hatten, sah er die mattrote Glut eines fast ausgebrannten Holzfeuers und darüber am Himmel unzählige Sterne. Tirian sah auch dunkle Gestalten umherlaufen oder zwischen ihm und dem Feuer stehen. Er konnte sie sprechen hören, und ihre Stimmen waren wie die der Kalormenen. Da wußte Tirian, daß er durch die Tür hinausschauen konnte in die Dunkelheit des verwüsteten Laternendickichts, wo er seine letzte Schlacht gekämpft hatte. Die Kalormenen stritten sich, ob sie hineingehen und nach Rischda Tarkhan suchen oder den Stall anzünden sollten.

Tirian trat vom Loch in der Tür zurück und blickte sich um. Er traute kaum seinen Augen, denn über ihm war blauer Himmel und rundherum grünes Land, das sich, so weit er sehen konnte, nach allen Richtungen ausbreitete. Seine neuen Freunde standen lachend um ihn herum. »Es scheint also«, sagte Tirian wie zu sich selbst, »daß der Stall von innen und der Stall von außen gesehen etwas ganz Verschiedenes ist.«

»Ja«, bestätigte ihm Lord Digor, »sein Inneres ist größer als sein Äußeres.«

»Ja«, ergänzte Königin Luzie, »in unserer Welt barg auch einmal ein Stall etwas in sich, das größer war als unsere ganze Welt.« Zum ersten Mal hatte sie gesprochen, und aus dem Beben ihrer Stimme wußte Tirian jetzt auch, warum. Sie nahm alles tiefer auf als die andern. Sie hatte sich schweigend glücklich gefühlt.

Tirian wollte sie gern wieder hören, und deshalb sagte er: »Mit Verlaub, Madam, sprecht weiter. Erzählt mir eure Erlebnisse.«

»Nach allem Schreck und Lärm«, sagte Luzie, »fanden wir uns an dieser Stelle. Wir staunten über die Tür genauso wie du. Dann öffnete sich die Tür zum ersten Mal, und wir blickten in undurchdringliches Dunkel. Da kam ein großer Mann mit bloßem Schwert hindurch. Wir sahen an seinen Waffen: ein Kalormene. Er blieb neben der Tür stehen, mit erhobenem Schwert auf der Schulter, bereit jeden umzubringen, der durch die Tür kam. Wir gingen zu ihm und sprachen auf ihn ein, aber er konnte uns weder sehen noch hören. Er blickte auch nicht zum Himmel und zur Sonne auf oder hinunter ins Gras; ich glaube, er konnte nichts davon sehen. So warteten wir lange. Dann hörten wir, daß der Riegel auf der anderen Seite der Tür weggezogen wurde. Aber der Mann kam nicht dazu, mit seinem Schwert zuzuschlagen. Wir vermuteten nämlich, ihm sei befohlen worden, einige, die den Stall betreten wollten, zu erschlagen, andere aber zu schonen. Doch im gleichen Augenblick, als sich die Tür öffnete, stand plötzlich auf dieser Seite der Tür Tasch da. Keiner von uns wußte, woher er kam. Durch die Tür tänzelte ein großer Kater. Er warf einen Blick auf Tasch und rannte um sein Leben, gerade noch rechtzeitig, denn Tasch stürzte auf ihn los. Der Mann konnte Tasch sehen. Er wurde sehr bleich und verbeugte sich vor dem Ungeheuer, aber es verschwand. Dann warteten wir wieder. Die Tür öffnete sich zum dritten Mal, und es kam ein junger Kalormene herein. Er gefiel mir auf den ersten Blick. Die Wache an der Tür nahm Haltung an und war ganz verwirrt, als sie ihn sah. Sie hatte wohl einen ganz anderen erwartet.«

»Ich sehe jetzt klar«, sagte Eugen (er hatte nämlich die schlechte Angewohnheit, andere im Gespräch zu unterbrechen). »Der Kater mußte zuerst hereingehen, und der Wachtposten hatte Befehl, ihm nichts zuleide zu tun. Dann sollte der Kater herauskommen und sagen, er hätte den entsetzlichen Tasch gesehen. Er mußte ganz erschreckt tun, um die anderen Tiere einzuschüchtern. (Er wußte nicht, daß der wirkliche Tasch im Stall war, und so kam Rotschopf tatsächlich entsetzt heraus.) Danach wollte Kniff dann jeden hineinschicken, den er loswerden wollte, und die Wache sollte ihn töten. Und …«

»Freund«, mahnte Tirian sanft, »du störst die hohe Dame in ihrer Erzählung.«

»Nun«, fuhr Luzie fort, »die Wache war überrascht. Das gab dem andern Mann Zeit, auf seiner Hut zu sein. Sie fochten einen Kampf aus. Er tötete die Wache und warf sie durch die Tür zurück. Dann kam er langsam dahin, wo wir jetzt sind. Wir versuchten mit ihm zu sprechen, aber er war wie im Zauberschlaf. Er wiederholte immerzu: ›Tasch, Tasch, wer ist Tasch? Ich gehe zu Tasch.‹ Da gaben wir es auf, und er ging wieder weg, irgendwohin, da hinüber. Ich mochte ihn. Und danach … hu!« Luzie zog ein Gesicht.

»Danach«, ergänzte Edmund, »warf irgend jemand einen Affen durch die Tür. Und Tasch stand wieder da. Meine Schwester ist so weichherzig, sie möchte es dir nicht erzählen, daß Tasch einmal zuschnappte und der Affe erledigt war.«

»Geschah ihm ganz recht«, sagte Eugen.

»Darauf«, erklärte Edmund, »kamen über ein Dutzend Zwerge, dann Jutta und Eugen und zuletzt du selbst.«

»Ich hoffe, Tasch fraß auch die Zwerge«, meinte Eugen. »Diese Schweinebande!«

»Nein, das tat er nicht«, versetzte Luzie. »Sei nicht eklig. Sie sind noch da. Du kannst sie von hier aus sehen. Ich habe versucht, mit ihnen Freundschaft zu schließen, aber es hat keinen Sinn.«

»Freundschaft mit ihnen?« rief Eugen. »Wenn du wüßtest, wie diese Zwerge sich benommen haben.«

»Hör auf, Eugen!« mahnte Luzie. »Komm und sieh sie dir an, König Tirian. Vielleicht könntest du etwas mit ihnen anfangen.«

»Für Zwerge habe ich nichts mehr übrig«, sagte Tirian. »Doch auf Euer Wort hin, hohe Frau, will ich alles versuchen.«

Luzie führte sie, und bald konnten sie die Zwerge sehen. Sie boten einen wunderlichen Anblick. Sie liefen nicht etwa umher (obgleich sie die Stricke, mit denen man sie gefesselt hatte, nicht mehr trugen). Sie unterhielten sich auch nicht, sie lagen auch nicht auf der Erde und ruhten sich aus. Sie saßen sehr dicht in einem Kreis zusammen und betrachteten einander. Sie sahen sich nie um oder schauten nach den Menschen, bis Luzie und Tirian nah genug waren und sie fast berührten. Dann richteten alle Zwerge ihre Köpfe auf, als ob sie keinen sehen könnten, aber sie horchten genau und versuchten, am Klang zu erraten, was geschah.

»Was fällt euch ein, uns auf die Füße zu treten«, schimpfte ein Zwerg. »Geht uns doch gefälligst aus dem Weg! Habt ihr keine Augen im Kopf?«

»Wir haben euch nichts getan«, sagte Eugen empört. »Wir sind nicht blind. Wir haben Augen im Kopf.«

»Ihr müßt schon verdammt gute Augen haben, wenn ihr hier sehen könnt«, sagte der Zwerg, der Knupp hieß.

»Wo?« fragte Edmund.

»Du Dummkopf! Hier natürlich«, murrte Knupp. »In diesem pechschwarzen, dumpfen, stinkenden kleinen Loch von einem Stall.«

»Bist du blind?« fragte Tirian.

»Sind wir nicht alle blind in der Dunkelheit?« versetzte Knupp.

»Aber es ist gar nicht dunkel hier, ihr armen dummen Zwerge«, sagte Luzie. »Könnt ihr nicht sehen? Seht hoch, schaut euch doch um! Könnt ihr nicht den Himmel sehen, die Bäume und die Blumen? Könnt ihr mich nicht sehen?«

»Wie, im Namen allen Unsinns, kann ich sehen, was nicht da ist? Weder kann ich dich sehen, noch kannst du mich sehen in dieser rabenschwarzen Finsternis.«

»Aber ich kann dich sehen«, sagte Luzie. »Ich werde beweisen, daß ich dich sehen kann. Du hast eine Pfeife im Mund.«

»Jeder, der Tabakgeruch kennt, kann das auch behaupten«, meinte Knupp.

»O die armen Kerle! Wie schrecklich!« klagte Luzie. Dann hatte sie einen Einfall. Sie bückte sich und pflückte ein paar wilde Veilchen. »Hör zu, Zwerg«, sagte sie. »Wenn deine Augen versagen, so ist vielleicht deine Nase in Ordnung. Kannst du das riechen?« Sie beugte sich herab und hielt die frischen, feuchten Blumen an Knupps häßliche Nase. Aber sie mußte schleunigst zurückspringen, um einem Schlag von seiner schweren kleinen Faust zu entgehen.

»Nichts davon!« schrie Knupp. »Wie kannst du es wagen! Was soll das heißen, daß du mir schmutzige Stallstreu ins Gesicht hältst? Es war auch eine Distel dabei. So eine Frechheit! Wer bist du überhaupt?«

»Erdmännchen«, sagte Tirian, »das ist die Königin Luzie, aus tiefer Vergangenheit heraus von Aslan hierher gesandt. Um ihretwillen allein schlage ich, König Tirian, euch nicht die Köpfe ab, erwiesene und zweimal geprüfte Verräter, die ihr seid.«

»Das ist die Höhe!« rief Knupp aus. »Wie kannst du uns nur solchen Quatsch vorsetzen. Dein wundervoller Löwe sollte doch kommen und dir helfen, nicht wahr? Ist er gekommen, hat er dir geholfen? Kein Gedanke. Jetzt, jetzt sogar, da du besiegt worden bist und, genau wie wir, in das schwarze Loch gesteckt wurdest, treibst du noch immer dein nichtswürdiges Spiel. Du willst uns mit einer neuen Lüge einfangen und uns einreden, daß wir nicht eingesperrt sind, daß es nicht dunkel ist und der Himmel wer weiß was.«

»Hier ist kein schwarzes Loch, außer in deiner Einbildung, du Narr!« schrie Tirian. »Komm doch heraus!« Er lehnte sich vor, griff Knupp am Gürte! und an der Kappe und zog ihn aus dem Kreis der Zwerge heraus. Aber als Tirian ihn absetzte, stürzte Knupp zu seinem Platz unter den andern zurück, rieb sich die Nase und heulte:

»O weh, o weh! Was hast du nur getan! Mein Gesicht gegen die Wand geknallt! Du hast mir fast die Nase gebrochen.«

»O du liebe Güte!« klagte Luzie. »Was sollen wir bloß mit ihnen machen?«

»Laßt sie doch in Ruhe«, sagte Eugen.

Als er noch sprach, erzitterte die Erde. Die milde Luft wurde plötzlich noch milder. Eine Helle leuchtete hinter ihnen auf. Alle wandten sich um, Tirian zuletzt, weil er Angst hatte. Da stand der Wunsch seines Herzens groß und wirklich vor ihm: der Goldene Löwe, Aslan selbst. Schon knieten die andern im Kreis um seine Vorderpfoten und vergruben ihre Hände und Gesichter in seine Mähne. Aslan aber beugte sein großes Haupt und streichelte sie mit seiner Zunge. Dann faßte er Tirian scharf ins Auge, und Tirian kam zitternd näher und warf sich dem Löwen zu Füßen. Der Löwe küßte ihn und sagte:

»Gut, du letzter König von Narnia, der standhielt in seiner dunkelsten Stunde.«

»Aslan«, bat Luzie unter Tränen, »könntest du … willst du … willst du etwas für die armen Zwerge tun?«

»Meine Lieben«, sagte Aslan, »ich werde euch zeigen, was ich tun kann und was nicht.« Er kam nah an die Zwerge heran und gab ein schwaches Brüllen von sich, ganz schwach nur, aber es erschütterte die Luft. Doch die Zwerge sagten zueinander: »Hört ihr das? Das ist die Sippschaft vom andern Ende des Stalles. Die wollen uns nur erschrecken. Das machen sie mit einer Maschine. Kümmert euch nicht darum. Sie können uns nicht wieder betrügen.«

Aslan hob den Kopf und schüttelte die Mähne. Sogleich lag auf den Knien der Zwerge ein herrliches Festmahl: Pasteten und allerlei Köstliches, Zungen, Tauben, Trüffeln und Eis. Jeder Zwerg hielt auch in seiner rechten Hand einen Becher mit gutem Wein.

Aber das alles hatte keinen Zweck. Die Zwerge aßen und tranken gierig, merkten aber nicht, was sie aßen. Sie meinten, man hätte ihnen das vorgesetzt, was man so in einem Stall findet. Ein Zwerg sagte, er versuche Heu zu essen, ein anderer, er hätte ein Stückchen von einer alten Rübe, ein dritter, er hätte ein rohes Kohlblatt im Mund. Sie setzten goldene Becher mit köstlichem roten Wein an die Lippen und riefen: ›Hu! Schmutziges Wasser aus einem Trog für den Esel. Soweit sind wir heruntergekommene Aber sehr bald glaubte ein Zwerg, ein anderer habe etwas Besseres gefunden als er selbst. Im Nu gab es Streit, Rauferei und offenen Kampf zwischen den Zwergen. Sie verschmierten das gute Essen auf ihren Gesichtern und Gewändern oder zertrampelten es unter ihren Füßen. Doch als sie sich endlich anschickten, ihre blau und grün geschlagenen Augen und blutenden Nasen zu pflegen, sagten alle:

»Na, auf jeden Fall gibt’s hier keinen Unfug wie anderswo. Wir haben uns von niemandem übers Ohr hauen lassen. Die Zwerge sind für die Zwerge da.«

»Seht ihr«, sagte Aslan, »sie wollen sich nicht helfen lassen. Sie haben Mißtrauen und Arglist dem Glauben vorgezogen. Ihre Gefangenschaft besteht nur in ihrer eigenen Einbildung, aber sie bleiben gefangen, weil sie so denken. Aber kommt, Kinder, ich habe noch anderes zu tun.«

Er ging zur Tür, und alle folgten ihm. Er hob seinen Kopf und brüllte: »Nun ist es Zeit.« Dann noch lauter: »Zeit!« Endlich so laut, daß sein Brüllen die Sterne erschütterte: »Zeit!«

Die Tür flog auf.

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