DIGORY UND SEIN ONKEL

Das Ganze ging so schnell, daß Digory einen Schrei ausstieß. So etwas Gräßliches hatte er noch nie erlebt – nicht einmal in seinen schlimmsten Alpträumen. Doch Onkel Andrew hielt ihm sofort die Hand vor den Mund. »Ruhe!« zischte er Digory ins Ohr.

»Wenn du schreist, dann hört dich deine Mutter. Und du weißt ja, was passieren kann, wenn sie sich aufregt.«

Digory sagte später, ihm sei fast schlecht geworden bei dieser gemeinen Erpressung. Aber natürlich schrie er kein zweites Mal.

»So ist es besser«, sagte Onkel Andrew. »Vielleicht kannst du ja auch gar nichts dafür. Es ist wirklich ein Schock, wenn man das erste Mal sieht, wie einer verschwindet. Selbst ich bin erschrocken, als vor ein paar Tagen das Meerschweinchen plötzlich weg war.«

»Ach, das war also der Schrei?« meinte Digory.

»Oh, du hast ihn gehört? Ich hoffe, du hast mir nicht nachspioniert?«

»Nein, hab’ ich nicht«, entgegnete Digory empört.

»Aber was ist mit Polly passiert?«

»Du darfst mir gratulieren, mein Junge«, sagte Onkel Andrew und rieb sich die Hände. »Mein Experiment ist geglückt. Das kleine Mädchen ist weg – ganz und gar verschwunden aus dieser Welt.«

»Was hast du mit ihr gemacht?«

»Ich hab’ sie – tja –, ich hab’ sie an einen anderen Ort geschickt.«

»Was meinst du damit?«

Onkel Andrew setzte sich und sagte: »Nun, ich werde dir alles erklären. Hast du jemals von der alten Mrs. Lefay gehört?«

»War das nicht eine Großtante?« fragte Digory.

»Nicht ganz«, antwortete Onkel Andrew. »Sie war meine Patin. Das ist sie, dort an der Wand.«

Digory schaute auf. Da hing ein vergilbtes Porträtfoto einer Frau. Jetzt fiel ihm wieder ein, daß er in einer Schublade zu Hause auf dem Land schon einmal ein Foto dieser Frau entdeckt hatte. Er hatte seine Mutter gefragt, wer das sei, aber es war ihm so vorgekommen, als wolle sie nicht viel über diese Frau sagen. Sie hatte ganz und gar kein nettes Gesicht, fand Digory, obwohl man das bei den frühen Fotografien ja nicht so recht beurteilen konnte.

»War da – war da nicht irgendwas, was nicht stimmte mit ihr, Onkel Andrew?«

»Tja«, antwortete der Onkel kichernd, »das hängt davon ab, was du darunter verstehst. Die Menschen sind schrecklich engstirnig. Aber im Alter wurde sie tatsächlich sehr eigenartig. Benahm sich sehr unvernünftig. Deshalb hat man sie eingesperrt.«

»In die Irrenanstalt?«

»Oh, nein, nein, nein!« protestierte Onkel Andrew schockiert. »Ganz und gar nicht. Nur ins Gefängnis.«

»O je!« rief Digory. »Was hatte sie denn angestellt?«

»Ach, die arme Frau«, klagte Onkel Andrew. »Sehr unvernünftige Dinge hat sie angestellt. Alles mögliche. Aber darüber brauchen wir nicht zu reden. Zu mir war sie jedenfalls immer sehr nett.«

»Aber was hat denn das alles mit Polly zu tun? Ich wollte, du…«

»Alles zu seiner Zeit, mein Junge«, meinte Onkel Andrew. »Bevor die alte Mrs. Lefay starb, hat man sie freigelassen, und ich war einer der wenigen, den sie noch zu sich ließ, als sie auf dem Sterbebett lag. Normale, unwissende Leute konnte sie nicht mehr ertragen. Mir geht es genauso. Wir beide hatten die gleichen Interessen. Ein paar Tage vor ihrem Tod befahl sie mir, ihr aus dem Geheimfach ihres alten Sekretärs in ihrem Haus eine Schatulle zu bringen. Als ich die Schatulle berührte, spürte ich an dem Prickeln in den Fingern, daß ich ein großes Geheimnis in den Händen hielt. Mrs. Lefay nahm mir das Versprechen ab, die Schatulle sofort nach ihrem Tod ungeöffnet und unter Einhaltung gewisser Zeremonien zu verbrennen. Dieses Versprechen habe ich nicht gehalten.«

»Das war aber doch ziemlich gemein von dir«, meinte Digory.

»Gemein?« sagte Onkel Andrew. Er sah verwirrt aus.

»Oh, ich verstehe. Du meinst, ein kleiner Junge muß seine Versprechen halten. Sehr richtig: So gehört es sich. Davon bin ich überzeugt, und ich bin froh, daß man dich so erzogen hat. Aber du mußt wissen, daß solche Regeln wie gut sie für kleine Jungen, für Bedienstete, für Frauen und für die Leute ganz allgemein auch sein mögen – keinesfalls für Wissenschaftler, für große Denker und Weise gültig sein können. Nein, Digory. Männer wie ich, die im Besitz geheimer Weisheiten sind, unterliegen nicht den gewöhnlichen Gesetzen. Desgleichen sind uns die gewöhnlichen Freuden verschlossen. Unser Los, mein Junge, ist bedeutungsschwer und voller Einsamkeit.«

Dabei seufzte er und machte ein so ernstes, edles und geheimnisvolles Gesicht, daß Digory einen Augenblick lang wirklich fand, da habe sein Onkel etwas Schönes gesagt. Doch dann fiel ihm Onkel Andrews häßlicher Gesichtsausdruck kurz vor Pollys Verschwinden wieder ein. Und im selben Augenblick durchschaute er die großspurigen Worte seines Onkels. Das bedeutet lediglich, daß er der Meinung ist, ihm sei alles erlaubt, egal was er erreichen will, dachte Digory.

»Selbstredend habe ich lange nicht gewagt, die Schatulle zu öffnen, denn ich wußte, daß sie vielleicht höchst gefährliche Objekte enthielt. Meine Patin war nämlich eine sehr außergewöhnliche Frau. Sie war eine der letzten Sterblichen dieses Landes, in deren Adern Feenblut floß. Sie hat mir erzählt, daß es außer ihr damals noch zwei weitere solche Frauen gab – die eine war Herzogin, die andere Putzfrau. Du stehst also höchstwahrscheinlich vor dem allerletzten Mann, der eine Patin hatte mit Feenblut in den Adern. Was sagst du dazu? Das ist sicher eine schöne Erinnerung für dich, wenn du mal alt bist.«

Ich wette, sie war eine böse Fee, dachte Digory. Laut fügte er hinzu: »Aber was ist jetzt mit Polly?«

»Weshalb mußt du denn immer wieder davon anfan­gen?« zeterte Onkel Andrew. »Als wäre das so wichtig! Meine erste Aufgabe war es natürlich, die Schatulle selbst zu untersuchen. Sie war uralt. Sogar damals wußte ich schon, daß sie nicht griechisch sein konnte, nicht altägyptisch, babylonisch, hethitisch oder chinesisch. Sie war älter als all diese Kulturen. Ah – welch großer Tag, als ich endlich die Wahrheit erfuhr! Die Schatulle kam aus Atlantis, der verschollenen Insel. Das bedeutet, daß sie viele Jahrhunderte älter war als all die Dinge aus der Steinzeit, die man in Europa ausgegraben hat. Sie war auch nicht so ungeschlacht und so grob wie die Sachen von damals. Denn schon zu Anbeginn aller Zeiten war Atlantis eine mächtige Stadt mit Palästen, Tempeln und Gelehrten.«

Er schwieg einen Augenblick, als warte er auf einen Kommentar von Digory. Aber der konnte seinen Onkel von Minute zu Minute weniger leiden, also hielt er den Mund.

»Inzwischen lernte ich viele andere Dinge über die Magie ganz im allgemeinen«, fuhr Onkel Andrew fort. »Aber das kann ich dir nicht alles erklären. Dafür bist du zu jung. Mit der Zeit konnte ich mir dann recht gut vorstellen, was für Dinge sich in der Schatulle befinden mochten. Durch die verschiedenen Versuche engte ich die Möglichkeiten weitgehend ein. Ich mußte einige – nun ja, einige außerordentlich eigenartige Leute kennenlernen und ein paar sehr unangenehme Erfahrungen machen. Dabei ergraute mein Haar. Man wird kein Zauberer, ohne seinen Preis dafür zu zahlen. Gegen Ende habe ich mir auch noch die Gesundheit ruiniert. Aber ich machte Fortschritte. Und schließlich und endlich erfuhr ich die Wahrheit.«

Obwohl nicht die geringste Möglichkeit bestand, daß einer lauschte, beugte er sich vor und flüsterte: »Die Scha­tulle aus Atlantis enthielt etwas, was ganz zu Anbe­ginn unse­rer Welt aus einer anderen Welt hierhergebracht wurde.«

»Was?« fragte Digory. Ganz gegen seinen Willen packte ihn jetzt die Neugierde.

»Nur Staub«, sagte Onkel Andrew. »Feiner, trockener Staub. Sah nicht nach viel aus. Es war nichts, was man für eine lebenslange Schufterei hätte vorzeigen können. Doch als ich den Staub ansah – ich war äußerst achtsam, ihn nicht zu berühren –, da mußte ich daran denken, daß sich jedes Staubkorn einst in einer anderen Welt befunden hatte. Nicht auf einem anderen Planeten, nein, die gehören zu unserer Welt, und zu ihnen kann man gelangen, wenn man nur weit genug fliegt. Nein, in einer ganz anderen Welt, einer anderen Natur, einem anderen Universum, an einem Ort, den man nie erreicht, auch wenn man bis in alle Ewigkeit durch unser Universum reist. In einer Welt, die man nur durch Zauberei erreichen kann!« Hier rieb sich Onkel Andrew die Hände, bis seine Gelenke knackten wie Feuerwerkskörper.

»Mir war klar, daß der Staub die Kraft hatte, einen dort­hin zu ziehen, wo er ursprünglich hergekommen ist«, fuhr er fort. »Man mußte ihn nur in die richtige Form bringen. Das war das Problem. Meine früheren Experi­mente waren Fehlschläge. Ich habe mit Meerschweinchen gearbeitet. Einige starben, andere explodierten wie Bomben…«

»Das war aber schrecklich grausam«, entrüstete sich Digo­ry, der selbst einmal ein Meerschweinchen gehabt hatte.

»Wieso mußt du denn laufend vom Thema ablenken?« fragte Onkel Andrew. »Dafür waren diese Viecher doch da. Ich hatte sie eigenhändig gekauft. Laß mal sehen – wo war ich? Ach ja. Endlich gelang es mir, die Ringe herzustellen: die gelben Ringe. Aber jetzt tauchte ein neues Problem auf. Ich war ziemlich sicher, daß ein gelber Ring jedes Lebewesen, das ihn berührte, zu diesem anderen Ort brachte. Aber wozu sollte das gut sein, wenn ich es nicht zurückholen konnte, damit es mir erzählte, was es dort vorgefunden hatte?«

»Und was war mit den Tieren?« wollte Digory wissen.

»Denen erging es ja ganz schön dreckig, wenn sie nicht zurück konnten!«

»Du betrachtest die Dinge unentwegt vom falschen Standpunkt aus«, sagte Onkel Andrew ungeduldig.

»Verstehst du denn nicht, daß es da um ein bedeutendes Experiment geht? Wenn ich jemand an diesen anderen Ort schicke, dann mache ich das nur deshalb, weil ich wissen will, wie es dort aussieht.«

»Warum bist du denn dann nicht einfach selbst hingereist?«

Digory hatte noch nie erlebt, daß jemand so überrascht und so gekränkt aussah wie sein Onkel Andrew jetzt auf diese einfache Frage hin. »Ich? Ich?« rief er. »Der Junge muß übergeschnappt sein. Ein Mann in meinem Alter, bei meinem Gesundheitszustand, sollte den Schock und die Gefahren riskieren, die auf einen zukommen, wenn man plötzlich in einem anderen Universum landet? So etwas Absurdes habe ich noch nie im Leben gehört! Ist dir klar, was du da sagst? Überleg doch, was das bedeutet – eine andere Welt –, dort kann man doch auf alles mögliche stoßen, auf absolut alles.«

»Und dort hast du vermutlich Polly hingeschickt«, sagte Digory. Er war hochrot vor Zorn. »Auch wenn du mein Onkel bist, kann ich dir nur sagen, daß du dich wie ein Feigling benommen hast, wenn du ein Mädchen irgendwohin schickst, wo du dich selbst nicht hinwagst.«

»Ruhe!« befahl Onkel Andrew und schlug mit der Hand auf den Tisch. »Das lasse ich mir nicht bieten, daß ein schmutziger kleiner Schuljunge so mit mir spricht! Du verstehst das nicht. Ich bin der große Wissenschaftler, der Zauberer, der Meister, der ein Experiment durchführt! Natürlich brauche ich Untergebene, mit denen ich experimentieren kann. Herr im Himmel, als nächstes wirst du mir erklären, ich hätte die Meerschweinchen um Erlaubnis fragen sollen, bevor ich sie benutzte! Große Dinge erreicht man nur, wenn man Opfer bringt. Der Gedanke, ich solle selbst in diese andere Welt reisen, ist wirklich lächerlich. Genausogut könnte man einem großen General befehlen, als gemeiner Soldat zu kämpfen. Angenommen, ich käme ums Leben – was soll dann aus meiner Lebensaufgabe werden?«

»Ach, hör doch auf mit deinem Gequassel!« meinte Digory. »Holst du nun Polly zurück oder nicht?«

»Als du mich unverschämterweise unterbrochen hast, wollte ich dir eben erklären, daß ich schließlich und end­lich einen Weg gefunden habe, wie man wieder zurück­kehren kann. Die grünen Ringe ziehen einen zurück.«

»Aber Polly hat doch gar keinen grünen Ring dabei!«

»Nein«, bestätigte Onkel Andrew mit einem grausamen Lächeln.

»Wie soll sie denn dann wiederkommen?« rief Digory.

»Da hättest du sie auch gleich umbringen können!«

»Sie kann ja zurück«, erklärte Onkel Andrew, »wenn ihr jemand nachgeht und zwei grüne Ringe mitnimmt: einen für sich selbst, und einen für das Mädchen.«

Jetzt sah Digory natürlich, in welchem Dilemma er steckte. Wortlos und mit weit offenem Mund starrte er seinen Onkel an. Er war totenblaß geworden.

Wie der perfekte Onkel, der seinem Neffen einen guten Ratschlag erteilt, fuhr Onkel Andrew nach einem kleinen Weilchen mit hoher, tragender Stimme fort: »Ich hoffe doch, daß du nicht dazu neigst, dich in derartigen Situationen zu drücken? Es täte mir leid, annehmen zu müssen, daß ein Mitglied unserer Familie nicht genug Ehrgefühl und Ritterlichkeit besitzt, um einer – hm einer Dame in Not zu helfen.«

»Hör bloß auf!« sagte Digory. »Wenn du nur ein Fünkchen Ehrgefühl oder so etwas in der Art hättest, dann würdest du selber gehen. Aber ich weiß, das machst du nicht. Na gut. Mir ist klar, daß ich gehen muß. Aber du bist wirklich ein ekelhafter Kerl. Ich nehme an, du hast das Ganze geplant. Daß sie verschwindet, ohne Bescheid zu wissen, damit ich hinter ihr her muß.«

»Natürlich«, entgegnete Onkel Andrew mit einem abscheulichen Lächeln.

»Na gut. Ich gehe. Aber eines will ich dir noch sagen: Bis heute habe ich nicht an Magie geglaubt. Jetzt sehe ich, daß es sie wirklich gibt. Vermutlich beruhen also auch die ganzen alten Märchen mehr oder weniger auf Wahrheit. Und so wie in diesen Märchen bist du ganz einfach ein böser, grausamer Zauberer. Aber ich habe noch nie ein Märchen gelesen, in dem so jemand wie du nicht am Ende seine gerechte Strafe bekommt. Ich wette, so ist das auch bei dir. Und das geschieht dir ganz recht.«

Alles, was Digory bis jetzt gesagt hatte, schien Onkel Andrew nicht berührt zu haben. Doch nun zuckte er zusammen, und auf seinem Gesicht lag ein derartiges Entsetzen, daß man fast Mitleid kriegen mußte mit ihm, auch wenn er ein solch gräßlicher Kerl war. Doch schon einen Augenblick später glätteten sich seine Züge wieder, und er sagte mit einem gezwungenen Lachen: »So, so. Daß ein Junge so denkt, ist wohl ganz normal – ein Junge, der wie du unter Frauen aufgewachsen ist. Altweiber­geschichten sind das. Oder? Ich glaube nicht, daß du dir Sorgen zu machen brauchst über die Gefahr, in der ich schwebe. Findest du nicht, du solltest dir eher Sorgen machen, in welcher Gefahr deine kleine Freundin schwebt? Sie ist schon ziemlich lange weg. Wenn an diesem anderen Ort Gefahren drohen – tja, es wäre jammerschade, wenn du ein paar Sekunden zu spät kämst.«

»Dir ist das ja sowieso egal!« gab Digory wütend zurück. »Aber ich habe die Nase voll von deinem Gequassel. Was soll ich tun?«

»Du mußt wirklich lernen, dich zu beherrschen, mein Junge«, gab Onkel Andrew gelassen zurück. »Andernfalls wirst du mal so wie deine Tante Letty. Also paß ganz genau auf.«

Er stand auf, zog ein Paar Handschuhe an und ging hinüber zu dem Tablett mit den Ringen.

»Sie funktionieren nur, wenn sie auch wirklich die Haut berühren. Wenn man Handschuhe trägt, kann man sie anfassen – siehst du? –, ohne daß etwas passiert. Solange du einen in der Tasche hast, geschieht gar nichts: aber natürlich mußt du achtgeben, daß du nicht die Hand in die Tasche steckst und ihn aus Versehen berührst. Sobald du einen gelben Ring anfaßt, verschwindest du aus dieser Welt. Wenn du an diesem anderen Ort bist, dann nehme ich an – das habe ich natürlich noch nicht ausprobiert, aber ich nehme es an –, daß du von dort wieder verschwindest und hierher zurückkehrst, sobald du den grünen Ring berührst. Nehme ich jedenfalls an. Also. Ich stecke dir jetzt die beiden grünen Ringe in die rechte Hosentasche. Merke dir gut, in welcher Tasche sie sind. G für Grün, R für rechts. G. R.: die ersten beiden Buchstaben von grün. Einen für dich, einen für das kleine Mädchen. Und jetzt nimmst du dir noch einen gelben. An deiner Stelle würde ich ihn an den Finger stecken, sonst läßt du ihn vielleicht noch fallen.«

Digory wollte gerade gehorchen, doch dann zog er die Hand noch einmal zurück.

»Und was ist mit meiner Mutter? Was ist, wenn sie nach mir fragt?« ,Je schneller du verschwindest, desto schneller bist du wieder hier«, erklärte Onkel Andrew munter.

»Aber du weißt doch gar nicht genau, ob ich wiederkomme!«

Onkel Andrew zuckte die Achseln, ging zur Tür, öffnete sie weit und sagte: »Na gut. Ganz wie du willst. Geh nach unten und iß. Soll das kleine Mädchen doch von wilden Tieren aufgefressen werden oder ertrinken, oder verhungern in dieser anderen Welt, oder für immer dort verlorengehen, sofern dir das lieber ist. Mir ist es egal. Vor dem Nachmittagstee solltest du vielleicht Mrs. Plummer einen Besuch abstatten und ihr erklären, daß sie ihre Tochter nie mehr wiedersieht. Und zwar deshalb, weil du zu feige warst, einen Ring anzustecken.«

»Herr im Himmel!« seufzte Digory. »Wäre ich doch nur groß genug, damit ich dir eins in die Rübe knallen könnte!«

Dann knöpfte er seine Jacke zu, atmete tief ein und nahm den Ring. Mir bleibt ja wohl gar nichts anderes übrig, dachte er dabei.

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