ANHANG

Appendix I: Die Ökologie des Wüstenplaneten

Über den kritischen Punkt eines endlichen Raums hinaus vermindert sich die Bewegungsfreiheit ebenso, wie sich die Lebensbedingungen ändern. Dies gilt nicht nur für Menschen im endlichen Raum eines planetarisch-ökologischen Systems, sondern ebenso für Gasmoleküle innerhalb einer versiegelten Flasche. Die interessierende Frage ist deshalb nicht, wie viele Lebensformen in diesem System möglicherweise überleben können, sondern welcher Art der Existenz jene ausgesetzt sein werden, die überleben.

Pardot Kynes, Erster Planetologe von Arrakis.


Die erste Erkenntnis, die sich auf das Bewußtsein eines jeden Neuankömmlings auf Arrakis niederschlägt, ist die eines völlig unfruchtbaren Planeten. Jeder Fremde muß auf den ersten Blick zu dem Schluß gelangen, es sei unmöglich, daß hier — in der offenen Wüste — etwas wachsen oder leben könne. Und sein nächster Schluß wird sein, daß es unmöglich ist, diese totale Einöde zu verändern.

Für Pardot Kynes stellte Arrakis in erster Linie eine energetische Maschine dar, die von ihrer Sonne angetrieben und in Gang gehalten wurde. Was Arrakis brauchte, war eine Umformung, die den Bedürfnissen der auf ihm lebenden Menschen entgegenkam: den Fremen. Für Kynes war Arrakis die große Herausforderung, und die Fremen stellten für ihn den Veränderungsfaktor Nummer Eins dar. Sie waren für ihn eine ökologische und geologische Kraft unbegrenzten Potentials.

In vielen Dingen war Kynes ein einfach und direkt vorgehender Mann. Wie konnte er am besten den Grenzen, die die Harkonnens ihm setzten, entfliehen? Ganz einfach. Man brauchte nur eine Frau der Fremen zu ehelichen. Schenkte sie ihm einen Sohn, konnte er diesem — und den anderen Kindern dieser Verbindung — die ökologischen Tatsachen nahebringen. Dazu war es erforderlich, eine neue Symbolsprache zu schaffen, die das Bewußtsein der neuen Generation befähigte, nach und nach die gesamte Landschaft und die jahreszeitlich bedingten Begrenzungen des Systems zu manipulieren. Im Endeffekt würde das dazu führen, richtungsweisende Ideen sowie das neue Wissen in der Bevölkerung von Arrakis zu verankern und ihm so zum Durchbruch zu verhelfen.

»Auf jeder für Menschen geeigneten Welt«, pflegte Kynes zu sagen, »existiert eine Ausgewogenheit von Schönheit und Bewegung. Ein dynamischer Stabilisierungseffekt, der jedem Leben an sich zugrundeliegt und dessen Funktion darin besteht, die Aufrechterhaltung und Neukonstituierung weiterer Lebensformen zu gewährleisten. Die neuen Lebensformen veredeln die in sich geschlossene Kapazität des bisherigen Systems und erweitern es. Leben — in jeglicher Form — finden wir überall. Die Zuführung notwendiger Nährstoffe ruft eine Erweiterung dieser Stoffe von innen hervor, was wiederum die Anzahl der Lebensformen erhöht. Die gesamte Landschaft wird nach und nach zum Leben erwachen und angefüllt von aufeinander aufbauenden und sich ergänzenden Lebenssystemen.«

So lautete Pardot Kynes erste Vorlesung vor interessierten Zuhörern eines überbevölkerten Sietch.

Allerdings hatte er bereits vorher die Fremen von der Ernsthaftigkeit seiner Ansichten überzeugen müssen. Um zu verstehen, wie es dazu kam, sollte man anhand eines Beispiels die Einfachheit seiner Anschauungen verdeutlichen und den Beweis der geistigen Unschuld verdeutlichen, mit der er zu Werke ging.

Eines Tages, an einem heißen Nachmittag, befand Kynes sich auf einer Erkundungsreise durch die Wüste. Er fuhr einen Ein-Mann-Wagen. Dabei wurde er zum Zeugen einer gemeinen und menschenunwürdigen Tat: sechs Schläger, die im Solde der Harkonnens standen — ausgerüstet mit Schildgurten und bis an die Zähne bewaffnet -, hatten in der offenen Wüste, gleich hinter dem Schildwall und in der Nähe des Dorfes Windsack drei jugendliche Fremen überrascht. Kynes nahm zuerst an, es handele sich um ein harmloses Geplänkel, eine gewöhnliche Rauferei, wie sie gelegentlich vorkam, aber dann stellte er fest, daß die Söldner es darauf anlegten, die Fremen zu töten. Einer der jungen Männer lag bereits blutend am Boden, aber auch zwei der Harkonnens hatte es erwischt. Noch immer standen vier bewaffnete, erwachsene Männer zwei Frischlingen gegenüber.

Kynes war keinesfalls ein Draufgänger, im Gegenteil: er galt als beherrscht und vorsichtig. Was er jedoch sah, war, daß die Harkonnen-Schläger beabsichtigten, die Fremen, jene Werkzeuge, mit denen er vorhatte, das Angesicht des Planeten zu verändern, umzubringen.

Also aktivierte er seinen eigenen Schild, warf sich zwischen die Kämpfenden und erledigte zwei der Angreifer, ehe sie überhaupt bemerkt hatten, daß er herangekommen war. Er wich dem Schwerthieb des dritten aus, tötete auch ihn und überließ den letzten Mann den beiden Jugendlichen, während seine Aufmerksamkeit schon wieder den Gestrauchelten galt. Es gelang ihm, einen der Angreifer zu retten, während sich die Fremen den sechsten Mann vornahmen.

Die Jugendlichen waren so verdattert, daß sie kaum wußten, wie sie sich verhalten sollten. Erwachsene Fremen hätten — zwar mit einem Achselzucken, aber immerhin — Kynes zweifellos an Ort und Stelle gleich mit umgebracht. Aber die Fremen, die ihm jetzt gegenüberstanden, waren unerfahrene Kinder, und alles, was sie aus der Situation zu erkennen vermochten, war, daß sie von nun an einem Bediensteten des Imperators verpflichtet waren.

Zwei Tage später betrat Kynes einen Sietch, der auf einen Windpaß hinausführte. Für ihn war das, was er getan hatte, nichts Besonderes. Er unterhielt sich mit den Fremen über Wasserprobleme, über die Dünen, die sich mit etwas Bewuchs verankern ließen, über Oasen und Dattelpalmen und offene Qanats, die einmal durch die Wüste fließen sollten. Er redete und redete und redete.

Währenddessen fand um ihn herum eine heimliche Debatte statt, von der Kynes nicht das geringste bemerkte. Was sollte man mit diesem Verrückten anfangen? Und jetzt kannte er auch schon den Standort des Sietch. Was war zu tun?

Und was sollte sein hanebüchenes Geschwätz über ein zukünftiges Paradies auf Arrakis?

»Laßt ihn doch reden.«

»Aber er weiß zuviel.«

»Er hat immerhin einige Leute der Harkonnens getötet.«

»Und was ist mit unserer Wasserschuld?«

»Haben wir etwa dem Imperium je etwas geschuldet?«

»Er hat einige Harkonnens umgebracht.«

»Pah! Als ob das nicht jeder von uns könnte.«

»Was soll das Gerede von der Bewässerung von Arrakis?«

»Woher will er das ganze Wasser denn nehmen?«

»Er hat behauptet, es sei genügend hier.«

»Immerhin hat er drei unserer Leute gerettet!«

»Ja, drei Dummköpfe, die sich selbst in die Hände der Harkonnens begaben!«

»Er hat ein Crysmesser gesehen!«

Natürlich war der Ausgang der Debatte bereits vier Stunden vor ihrem Ende festgelegt. Ein erfahrener Kämpfer wurde ausgewählt, erhielt ein geweihtes Messer und ging auf Kynes zu, während zwei Wassermänner ihm folgten. Ihre Aufgabe war es, Kynes' Körper das Wasser zu entnehmen. Eine brutale Notwendigkeit.

Es ist zweifelhaft, ob Kynes seinen designierten Henker je bewußt bemerkte. Er sprach gerade zu einer ihn umlagernden Gruppe von Männern, die einen gewissen Sicherheitsabstand einhielten, und bewegte sich dabei so, wie er redete: unstet, gestikulierend, hin und her gehend. »Offenes Wasser«, erklärte er. »Und wir brauchen dann keine Destillanzüge mehr. Stellt euch Seen vor, in denen man schwimmen kann! Und Portyguls!«

Der Henker baute sich vor ihm auf.

»Aus dem Weg«, sagte Kynes kurz und geistesabwesend und redete weiter über seine mysteriösen Windfallen. Er überging seinen Henker einfach, ignorierte ihn und drehte ihm statt dessen für den zeremoniellen Stoß den Rücken zu.

Was in diesem Augenblick im Kopf des Henkers vorging, konnte niemand erraten. Hatte er Kynes zugehört und seinen Worten schließlich doch Glauben geschenkt? Wer weiß? Aber seine Reaktion und sein Schicksal sind überliefert. Der Name des Mannes war Uliet, was ›der ältere Liet‹ bedeutet. Uliet ging drei Schritte zurück, stolperte und stürzte in sein eigenes Messer.

Hatte er sich Kynes Anweisung gemäß, damit »aus dem Weg« geschafft? War es Selbstmord? Viele glaubten, Shai-Hulud habe ihn gelenkt. Für die anderen war sein Schicksal ein Omen.

Von diesem Tag an brauchte Kynes nur noch die Hand auszustrecken und zu sagen: »Geht dorthin.« Und ganze Fremenstämme gingen. Auch wenn die Männer, Frauen und Kinder unterwegs starben. Aber sie gingen.

Kynes kehrte an seine Arbeit zurück und baute die biologischen Teststationen auf. Bald darauf befanden sich die ersten Fremen unter seinem Stationspersonal. Sie lernten rasch, sahen einander bei der Arbeit zu und unterwanderten auf diese Weise das ›System‹. Sie nutzten damit eine Möglichkeit zum Lernen aus — und das war ein Ding, das ihnen vorher niemals in den Sinn gekommen wäre. Nach und nach verschwanden auch verschiedene Stationswerkzeuge in ihren Sietchs: spezielle Schneidstrahler hauptsächlich, die sie dazu benutzten, unterirdische Auffangbecken und versteckte Windfallen anzulegen. Und in den Becken begann sich das Wasser allmählich anzusammeln.

Den Fremen war klargeworden, daß Kynes keinesfalls ein Irrer war, sondern in seinem Wahn eher den Heiligen zugerechnet werden mußte. Er war für sie ein Umma, ein Angehöriger der Bruderschaft der Heiligen Propheten. Mithin war der Schatten Uliets ebenfalls in die Reihen der Heiligen Richter aufgenommen worden.

Kynes, der — direkt und versessen, wie er war — wußte, daß konzentriertes Recherchieren aller die Garantie dafür war, nichts elementar Neues zu produzieren, organisierte aus dem Reservoir seiner neuen Mitarbeiter kleine Experimentalteams und ließ jede dieser Einheiten nach einem eigenen Weg suchen. Es gab Millionen und Abermillionen kleiner und kleinster Fakten zu sammeln, die man anschließend den härtesten Prüfungsverfahren unterwarf. Zuerst mußten die größten Schwierigkeiten herausgefunden und katalogisiert werden.

Der Bled wurden Sandproben entnommen. Man legte Wettertabellen an. Und aus diesen erfuhr Kynes, daß die Temperaturen zwischen dem nördlichen und südlichen siebzigsten Grad — ein ziemlich weitläufiges Gebiet — sich seit Jahrtausenden in dem Temperaturbereich zwischen 254 und 332 Grad Kelvin eingependelt hatte[4]. Außerdem wies dieser Geländegürtel lange jahreszeitliche Perioden auf, während denen die Temperaturen zwischen 284 und 302 Grad Kelvin lagen[5]. Er stellte somit eine wahre Goldgrube für terraformendes Leben dar, beziehungsweise konnte es darstellen, wenn es ihnen gelang, das Bewässerungsproblem zu lösen.

»Wann wird das sein?« fragten die Fremen. »Wie lange wird es dauern, bis Arrakis anfängt, sich zu einem Paradies zu entwickeln?«

Wie ein Lehrer, der Kindern das kleine Einmaleins beibringt, erwiderte Kynes: »Es wird zwischen dreihundert und fünfhundert Jahre erfordern.«

Ein anderes Volk hätte sicher vor Enttäuschung aufgeheult. Nicht so die Fremen, denen man die Geduld mit Peitschen eingebläut hatte. Es war ein wenig länger, als sie erwartet hatten, aber sie waren davon überzeugt, daß eines Tages der gesegnete Tag kommen würde. Also schnallten sie ihre Gürtel enger und machten sich wieder an die Arbeit. Irgendwie erschien ihnen das Unternehmen durch die lange Wartezeit sogar realistischer geworden zu sein.

Was ihnen Mühe machte, war weniger das fehlende Wasser, als das Problem ungenügender Feuchtigkeit. Haustiere waren damals noch unbekannt, der Viehbestand nicht der Rede wert. Die Schmuggler verfügten zwar über domestizierte Wüstenesel (die sogenannten Kulonen), aber der Wasserpreis, den man für sie ausgeben mußte, erwies sich sogar dann noch als viel zu hoch, nachdem man sie in eigens für sie angefertigte Destillanzüge steckte. Kynes erwog die Möglichkeit, Geräte einzusetzen, um dem einheimischen Fels Sauerstoff und Stickstoff zu entziehen und die darin enthaltene Feuchtigkeit zu nutzen, aber auch die Energiekosten eines solchen Verfahrens waren für ihn unerschwinglich. Die Polkappen (die den Pyonen eine trügerische Sicherheit vermittelten, mit Wasser genügend versorgt zu sein) enthielten zu wenig für sein geheimes Projekt. Aber dann kam er auf die richtige Spur.

Man entdeckte größere Mengen Feuchtigkeit in den mittleren Höhen der Atmosphäre und bestimmten Winden. Da waren die primären Anhaltspunkte in der Lufthülle des Planeten, die zu 23 Prozent aus Sauerstoff, zu 75,4 Prozent aus Stickstoff und zu 0,23 Prozent aus Kohlendioxyd bestand, während der Rest Spuren anderer Gase darstellte. Und es gab eine seltene einheimische Wurzelpflanze, die oberhalb der 2500-Meter-Grenze in der nördlichen Temperaturzone wuchs. Ihr zwei Meter langer Stengel enthielt in der Regel einen halben Liter Wasser. Und die Anzeichen an den terranischen Wüstengewächsen: die zäheren zeigten Anzeichen von Gedeihen, sobald man sie in Mulden setzte, in denen sich Tauniederschläge sammeln konnten. Und dann fand Kynes die Salzpfanne.

Sein Thopter, der sich zwischen einigen Stationen weit draußen in der Bled aufhielt, weil er durch einen Sturm vom Kurs abgekommen war, überflog plötzlich eine riesige, ovale Vertiefung mit einer Längsachse von dreihundert Kilometern. Es war eine weithin leuchtende, weiße Überraschung. Kynes landete und untersuchte die Oberfläche.

Salz!

Jetzt war er sicher.

Es hatte also einst offenes Wasser auf Arrakis gegeben. Kynes begann die Evidenz der ausgetrockneten Brunnen, die stets nur einen Wasserstrahl absonderten und dann für immer versiegten, in einem völlig anderen Licht zu sehen. Nach seiner Rückkehr setzte er seine gesamten Fremen-Limnologen auf sie an: ihr Hauptfund bestand aus einigen lederartigen Fetzen, wie man sie manchmal innerhalb einer Gewürzstelle nach einem Sturm vorfand. Eine Masse, die bereits in den Volksweisheiten der Fremen als fiktive ›Sandforelle‹ aufgetaucht war. Als die Tatsachen und ihre Zusammenhänge immer offensichtlicher wurden, entdeckte man eine Kreatur, die die Existenz der lederartigen Fetzen erklärte: ein Sandschwimmer, der bei Temperaturen unterhalb von 280 Grad Kelvin dafür sorgte, daß das Wasser sich in Taschen porösen Gesteins unter der Oberfläche sammelte.

Diese ›Wasserdiebe‹ starben bei jeder Gewürzexplosion zu Millionen, und schon ein Temperaturumschwung von 5 Grad konnte sie töten. Die wenigen Überlebenden fielen in einen scheintotähnlichen Tiefschlaf, um sechs Jahre später aus ihm als drei Meter lange Sandwürmer hervorzugehen. Von diesen entgingen nur wenige ihren größeren Brüdern, um selbst zur Größe eines Shai-Hulud heranzuwachsen. (Daß Wasser für die Shai-Huluds giftig ist, wußten die Fremen bereits, seit sie die seltenen, im Wachstum zurückgebliebenen und selten größer als neun Meter langen Würmer ertränkten, um aus ihnen das zu produzieren, was sie das ›das Wasser des Lebens‹ nannten.)

Nun hatte sich der Kreis geschlossen: aus dem kleinen Bringer wurde sowohl die Vorgewürzmasse als auch der Shai-Hulud; der Shai-Hulud wiederum verstreute das Gewürz, von dem sich die mikroskopisch kleinen Kreaturen, die man als Sandplankton bezeichnete, ernährten; das Sandplankton, die Nahrung des Shai-Hulud, wiederum wuchs heran zum kleinen Bringer.

Kynes und seine Leute wandten sich fortan einer neuen Aufgabe zu: der Mikro-Ökologie. Zuerst das Klima: Die sandige Oberfläche von Arrakis erreichte oft Temperaturen von 344 bis 350 Grad Kelvin. Dreißig Zentimeter unter dem Boden mochte es 55 Grad, dreißig Zentimeter darüber 25 Grad kühler sein. Zweige oder dichte Schatten waren in der Lage, den Boden um weitere 18 Grad abzukühlen. Dann die Nährstoffe: der Sand von Arrakis ist hauptsächlich ein Produkt der Ausscheidungen der Würmer; der Staub (das wirklich allgegenwärtige Problem auf dieser Welt) wird von der beständigen Oberflächenerosion hervorgerufen. Auf den Abwindseiten der Dünen findet man grobe Körner, während die dem Wind zugeneigten glatt und weich sind. Ältere Dünen sind gelb (aufgrund von Oxidation), während junge in der Regel die Farbe der Felsen besitzen, aus denen sie hervorgegangen sind — grau.

Abwindseiten älterer Dünen wurden zu ersten Anpflanzfeldern. Die Fremen versuchten zunächst, Flächen von kargem Gras mit einem torfähnlichen Wimperngewächs zu verbinden, aus denen Matten entstanden. Des weiteren beraubten sie den Wind seiner Hauptwaffe: der weitertreibenden großen Körner.

Fern von den Beobachtern der Harkonnens, im fernen Süden, legte man anpassungsfähige Zonen an. Die ersten mutierten Mangelgräser wurden entlang der abwindigen Dünenseiten, die auf dem Pfad der vorherrschend von Westen kommenden Dünen lagen, befestigt. Mit der Abwindseite verankert, wuchs die Aufwindseite höher und höher und zwang so das Gras, mit ihr Schritt zu halten. Gewaltige Sifs (lange Dünen mit gezackten Kämmen) wurden auf diese Art produziert. Manche davon wurden bis zu 1500 Meter hoch.

Erreichten diese Barrieredünen eine bestimmte Breite, wurden ihre Windseiten mit zäherem Schwertgras bepflanzt. Jede Düne, die etwa sechsmal so dick war wie ihre bepflanzte Fläche, galt als verankert. ›Festgemacht.‹

Dann setzte man die längerwurzeligen und vergänglicheren Gewächse ein (Chenopodea, Schweinekraut und Amaranth), dann schottischen Ginster, Lupine, Eukalypthus (aus den nördlichen Regionen von Caladan) und Zwergentamariske, Uferpinien. Und auch die Wüste begann zu blühen: Candelilla, Saguaro und Bis-Naga, der Faßkaktus. Dort, wo es wuchs, führte man Kamelbeifuß, Zwiebelgras, Gobi-Federgras, wilde Alfalfa, Eselsbusch, Sandeisenkraut, Primeln, Zornkraut, Rauchbäume und den Kreosotebusch ein.

Und anschließend ging man zum tierischen Leben über. Man setzte unterirdisch lebende Geschöpfe aus, die den Boden öffneten und ihm Sauerstoff zuführten, Wüstenfüchse, Känguruhmäuse, Wüstenhasen, Sandschildkröten … und die nötigen Raubtiere, um zu verhindern, daß sie sich zu stark ausbreiteten: Wüstenfalken, Zwergeulen, Adler und Wüsteneulen. Dazu kamen die Insekten, um die Nischen zu füllen, in die die anderen Tiere nicht einsickern konnten:

Skorpione, Tausendfüßler, Spinnen, Wespen, Würmerfliegen — und die Wüstenfledermaus, die ihrerseits auf die Insekten angesetzt war.

Dann kam der alles entscheidende Versuch: Dattelpalmen, Baumwollpflanzen, Melonen, Kaffee und Kräuter insgesamt mehr als zweihundert ausgewählte Gewächstypen, die man vorher getestet und angepaßt hatte.

»Was der ökologische Laie nicht weiß«, sagte Kynes, »ist, daß ein ökologisches System ein System ist. Ein System, das durch ständigen Stabilitätsfluß aufrechterhalten wird und nicht funktionieren kann, wenn man auch nur die kleinsten Fakten unberücksichtigt läßt. Ein System beinhaltet eine Ordnung, die in eine bestimmte Richtung fließt. Unterbricht man diesen Fluß, bricht es zusammen. Der Laie wird diesen Zusammenbruch erst dann wahrnehmen, wenn es bereits zu spät ist. Darum ist die höchste Funktion der Ökologie das Verstehen von Konsequenzen.«

Und hatte man jetzt ein System eingeführt?

Kynes und seine Leute beobachteten und warteten ab. Die Fremen verstanden jetzt, was seine unbestimmte Voraussage von fünfhundert Jahren bedeutete.

Dann kam ein Bericht aus den Palmengärten:

Am Rande der Pflanzungen war das Sandplankton durch das Zusammentreffen mit den neuen Lebensformen vergiftet worden. Der Grund: die Unverträglichkeit der Proteine. Es war giftiges Wasser entstanden, das vom arrakisischen Leben nicht angerührt wurde. Mithin wurden die Pflanzungen von einer unfruchtbaren Zone umrundet, durch die nicht einmal mehr der Shai-Hulud sich wagte.

Kynes ging selbst zu den Palmengärten hinunter. Er machte die Zwanzig-Klopfer-Reise in einem Palanquin — wie ein Verwundeter oder eine Ehrwürdige Mutter, da er niemals zu einem Sandreiter wurde. Er untersuchte die unfruchtbare Zone, in der es zum Himmel stank und kehrte mit einem arrakisischen Geschenk nach Hause zurück.

Zusätze von Schwefel und gehärtetem Stickstoff hatten die unfruchtbare Zone zu einem reichhaltigen Pflanzenbett für terraformendes Leben erweitert. Nun konnten die Pflanzungen nach Belieben weitergeführt werden.

»Hat das einen Einfluß auf die Zeit?« fragten die Fremen.

Kynes stürzte sich auf seine gesammelten Unterlagen und begann zu rechnen. Die Anzahl der Windfallen war schon damals völlig sichergestellt. Er rechnete großzügig, weil er wußte, daß man gegen ökologische Probleme nicht bürokratisch vorgehen kann. Er benötigte ein bestimmtes Potential an Pflanzenteppichen, um die Dünen an Ort und Stelle zu halten, ein gewisses Kontingent an bestimmten Nahrungsmitteln für Mensch und Tier und einen sicheren Bestand an Feuchtigkeit, um diese in Wurzelsysteme einzuschließen und Wasser in die umliegenden Gebiete ausfließen zu lassen. Sie hatten die umherstreifenden Flecken in der Großen Bled kartographiert. All das bezog er in seine Berechnungen ein. Und selbst der Shai-Hulud hatte seinen Platz in den Tabellen. Man durfte ihn nicht vernichten, weil mit ihm auch das Gewürz zu existieren aufhören würde, und seine innerliche Umwälzungsfabrik mit den enormen Ansammlungen von Aldehyden und Säuren war zudem eine gewichtige Sauerstoffquelle. Ein mittelgroßer Wurm mit einer Länge von zweihundert Metern ließ soviel Sauerstoff in die Atmosphäre ab wie zehn Quadratkilometer Pflanzenwuchs auf der Oberfläche des Planeten.

Aber er hatte auch auf die Gilde zu achten. Die Bestechungssumme, die das Unternehmen verpflichtete, den Himmel von Arrakis von Wetter- und Beobachtungssatelliten freizuhalten, stieg in ungeahnte Höhen. Am wenigsten durfte er die Fremen ignorieren, speziell jene, die die Windfallen bauten und Pflanzungen anlegten; die Leute, die das neue ökologische Bewußtsein bereits besaßen und sich ihren Traum, aus Arrakis ein Paradies zu machen, nicht mehr nehmen lassen würden.

Die Tabellen reduzierten sich schließlich auf eine Zahl. Kynes sprach sie aus. Drei Prozent. Wenn es ihnen gelang, drei Prozent von dem anzupflanzen, was sie im Endeffekt erleben wollten, hatten sie einen Grundstock für den sich automatisch weiterentwickelnden Lebenszyklus geschaffen.

»Aber wie lange wird das dauern?« fragten die Fremen.

»Dreihundertfünfzig Jahre«, erwiderte Kynes.

Also stimmte das, was der Umma bereits am Anfang gesagt hatte: keiner von ihnen würde noch zu seinen Lebzeiten damit rechnen können, und auch nicht ihre Kinder, Enkel und Urenkel. Aber einmal würde der Große Tag kommen.

Die Arbeit wurde fortgesetzt: man baute an, pflanzte, grub und bildete die Kinder aus.

Dann wurde Kynes-der-Umma in der Höhle am Pflasterbecken getötet.

Sein Sohn, Liet-Kynes, war zu dieser Zeit neunzehn Jahre alt, galt als vollausgebildeter Fremen und hatte mehr als einhundert Harkonnens getötet. Die Tatsache, daß die Aufgabe seines Vaters auf ihn überging, war eine von vornherein beschlossene Sache: dafür sorgte schon die Faufreluches, die rigide Klassenstruktur, die jedem Sohn auferlegte, in die Fußstapfen seines Erzeugers zu treten.

Da der Kurs für die neue Entwicklung auf Arrakis zu dieser Periode bereits festgesetzt war, hatte Liet-Kynes lediglich noch die Ausführung der Arbeit zu überwachen. Die Fremen hatten ihren Weg beschritten. Liet-Kynes sorgte dafür, daß man die Agenten der Harkonnens im Auge behielt und sie nach Möglichkeit ausspionierte — bis zu jenem Tag, an dem der Planet einen Helden benötigen würde.

Appendix II: Die Religion des Wüstenplaneten

Vor der Ankunft Muad'dibs auf Arrakis praktizierten die Fremen eine Religion, deren Wurzeln — wie jeder Interessierte sicher weiß — auf Maometh Saari zurückgehen. Zudem hat man viele Anleihen bei anderen Religionen festgestellt, wobei die Hymne an das Wasser das offensichtlichste Beispiel bietet. Es ist eine direkte Übernahme des Orange-Katholisch-Liturgischen Manuals: der Anruf der Regenwolken, die es auf Arrakis niemals gab. Aber es existieren auch einige tiefergehende Übereinstimmungen zwischen dem Kitab al-Ibar der Fremen und den Lehren aus Bibel, Ilm und Fiqh.

Jeder Vergleich der religiösen Bewegungen, die im Imperium bis zur Zeit Muad'dibs dominierten, sollte mit den Hauptströmungen, den Verursachern der unterschiedlichen Glaubensbekenntnisse, begonnen werden:

1. Die Jünger der Vierzehn Weisen. Ihr Heiliges Buch war die Orange-Katholische-Bibel, während ihre Ansichten in den dazugehörigen Kommentaren sowie einigen weiteren literarischen Werken, die von Angehörigen der Kommission Ökumenischer Interpreten (KÖI) niedergeschrieben wurden.

2. Die Bene Gesserit, die von sich behauptete, keine religiöse Ordensgemeinschaft zu sein, gleichzeitig jedoch hinter einem undurchdringlichen Vorhang aus rituellen Mystizismen operierte. Ihre Ausbildungsordnung stellte zudem im Zusammenhang mit seinem Symbolismus, den internen Lehrmethoden und ihrer Organisationsform einen ausgeprägten religiösen Hintergrund dar.

3. Die agnostische Herrscherklasse (einschließlich der Gilde), für die jede religiöse Betätigung lediglich ein Marionettentheater darstellte, das man benutzte, um die Bevölkerung zu verdummen und zu manipulieren. Sie war der Ansicht, daß alle Phänomene — selbst die religiösen — rational erklärbar seien.

4. Die sogenannten Frühzeitlichen Lehren, zu denen auch die von den Zensunni-Wanderern aus der ersten, zweiten und dritten islamischen Bewegung mitgebrachte zählte; des weiteren die Navachristenheit von Chusuk, die buddhislamischen Varianten, die auf Lankiveil und Sikun vorherrschten; die Gemischten Bücher der Mahayana Lankavatara; der Zen-Hekiganshu von III Delta Panovis, die Tawrah und der Talmudische Zabur, die sich auf Salusa Secundus erhalten hatten; das Obeah-Ritual; der Muadh-Koran einschließlich des Ilm und Fiqh, das unter den Pundi-Reisbauern von Caladan verbreitet war, sowie die versprengten Reste der einstigen Hindu-Religion, die man kreuz und quer durch die Galaxis verstreut unter isoliert lebenden Pyonen fand — und letztendlich auch Butlers Djihad mit allen seinen Auswirkungen.

Aber es gab noch eine fünfte Kraft, die religiösen Glauben entstehen ließ, auch wenn ihre Bedeutung so universal und grundsätzlich ist, daß man geneigt ist, sie zu übersehen.

Es handelt sich um die Raumfahrt, die in allen Religionen als

RAUMFAHRT!

besonders hervorgehoben wird.

Während der einhundertzehn Jahrhunderte, die Butlers Djihad vorausgingen, drückte die Wanderung der Menschheit zu den Sternen allen Bewegungen ihren Stempel auf. Am Anfang war die Weltraumfahrt, obwohl sie sich rasch ausbreitete, ein ungesteuertes, langsames und gefährliches Unternehmen. Bevor die Gilde in dieses Geschäft Einzug hielt, herrschte ein unüberschaubares Chaos an Methoden vor. Die ersten Raumerfahrungen früher Astronauten, die unglaublich schlechten Kommunikationsverbindungen unterlagen und teilweise zu Subjekten extremer Deformationen wurden, gaben schnell Anlaß zu den wildesten und mystischsten Spekulationen.

Der Raum erlaubte plötzlich einen völlig neuen Blick auf die unterschiedlichsten Schöpfungstheorien, und das Neue wurde bald darauf in den höchsten religiösen Unternehmungen dieser Ära sichtbar: man hatte unerwartet das Gefühl, das Dasein von Gesegneten zu führen, spürte aber gleichzeitig in der Anarchie der allesumgebenden Weltraumfinsternis eine drohende Gefahr.

Es war, als hätte sich Jupiter in all seinen Erscheinungsformen des Mutter-Raumes bemächtigt und lege es nun darauf an, das Dunkel mit den Gesichtern des Schreckens zu beleben. Die frühgeschichtlichen Rezepte der Abwehr dieser Schrecken kamen rasch wieder auf, verflochten sich und wurden aufeinander abgestimmt, als seien sie zur Eroberung neuer Welten unerläßlich. Eine Zeit des Kampfes zwischen ungeheuerlichen Dämonen auf der einen und alten Kulten und Exorzisten auf der anderen Seite begann.

Und dennoch gelangte man nie zu einer klaren Entscheidung.

Es war die Zeit, in der man dazu überging, die Genesis zurückzuinterpretieren als: »Seid fruchtbar und mehret euch und füllet das Universum und macht es euch untertan, Herrscht über alle Arten von Getier und Lebewesen in den unendlichen Himmeln, auf den unendlichen Erden und dem, was sich in und auf ihnen befindet.« Es war die Zeit der neuen Hexen, die über wirklich magische Kräfte verfügten und so später stolz darauf hinweisen konnten, daß keine von ihnen auf dem Scheiterhaufen gelandet war.

Und dann brach Butlers Djihad aus — zwei schreckliche Generationen lang. Man überwand den Gott der Maschinologik und verkündete den Massen einen neuen Erlaß: »Nichts darf den Menschen ersetzen.« Für die Menschheit wurde dieser zwei Generationen andauernde Feldzug der Gewalt zu einer thalamischen Pause. Sie blickte zu ihren Göttern auf, besah sich die ihnen zu Ehren praktizierten Rituale und stellte fest, daß beide der schrecklichsten aller Gleichungen nahekamen — in jedem Fall beherrschte die Angst vor ihnen jeglichen Ehrgeiz.

Zögernd begannen sich die Führer jener Religionen, deren Anhänger das Blut von Milliarden vergeudet hatten, zu treffen um ihre Ansichten auszutauschen. Die Raumgilde, die damals gerade damit begann, ihr Monopol auf die interstellare Raumfahrt auszudehnen, gewährte ihnen, wie die Bene Gesserit, die begann, ihre Zauberinnen aus dem Verkehr zu ziehen, großzügige Unterstützung.

Das Ergebnis dieses ersten ökumenischen Konzils waren zwei Hauptverlautbarungen:

1. Die Feststellung, daß alle Religionen zumindest eine gemeinsame Ansicht teilten: »Du sollst die Seele nicht entstellen.«

2. Die Gründung der Kommission Ökumenischer Interpreten.

Die KÖI ließ sich auf einer neutralen Insel der alten Erde nieder, der Keimzelle aller Mutterreligionen und traf sich dort im ›gemeinsamen Glauben, daß eine Göttliche Kraft im Universum existiert‹. Jede Kirche mit mehr als einer Million Anhänger war bei dieser Konferenz vertreten, die eine überraschend schnelle Einigung in bezug auf ihr gemeinsames Ziel sofort publizierten: »Wir haben uns hier versammelt, um die älteste Waffe den Händen aller religiösen Streiter zu entwinden: die Behauptung, einzig und allein im Besitz der reinen Wahrheit zu sein.«

Die Bekanntgabe dieser ›grundsätzlichen Übereinstimmung‹ war voreilig, denn sie war das einzige Statement, das man im Laufe eines ganzen Jahres von der KÖI erhielt. Die Gläubigen begannen bald über taktische Verzögerungen zu klagen, und die Troubadoure komponierten scharfzüngige und ätzende Lieder über die 121 ›alten Säcke‹, wie man die KÖI-Delegierten nannte. Eines dieser Spottlieder hat sich über Jahrhunderte gehalten und ist sogar heute noch populär:

»Angeblich zu unserm Wohl

Schwatzen Sie den alten Kohl.

Entscheiden aber tun Sie nix,

Die alten Säcke, voll im Wichs.

Was sie uns präsentiern, o Jack,

Ist alter Kack im neuen Frack.«

Gelegentlich drangen Gerüchte darüber an die Öffentlichkeit, daß die Kommission damit beschäftigt sei, die Texte aller Heiligen Bücher zu vergleichen. Man nannte auch unverantwortlicherweise bestimmte Textstellen, was zu spontanen antiökumenischen Zusammenrottungen führte. Auch dies inspirierte natürlich die Dichter zu Spottversen.

Zwei, drei Jahre vergingen.

Die Kommission — neun ihrer ersten Mitglieder waren zwischenzeitlich gestorben und ersetzt worden — gab bekannt, daß sie an einem neuen Heiligen Buch arbeitete, in dem alle ›pathologischen Symptome‹ der Vergangenheit nicht mehr enthalten sein sollten. »Wir schreiben an einem Instrument der Liebe«, gaben sie zu, »die man auf alle Arten praktizieren kann.«

Viele von ihnen verstanden nicht, weshalb die Veröffentlichung dieses Planes die schlimmsten Gewaltakte gegen die Ökumene provozierte. Zwanzig Delegierte wurden auf der Stelle von ihren Pflichten in der KÖI entbunden, einer beging Selbstmord, indem er eine Raumfregatte entführte und sich damit in die Sonne stürzte.

Historiker schätzen, daß die Aufstände achtzig Millionen Opfer forderten, was für jede dem Landsraad angeschlossene Welt 6000 Tote bedeutete. Berücksichtigt man die unruhigen Zeiten dieser Periode, kann die Schätzung sogar noch untertrieben sein. Die Kommunikation zwischen den Welten erreichte den Nullpunkt.

Die Troubadoure hatten hingegen, wie vorherzusehen war, wieder mal einen guten Tag. Eine populäre musikalische Komödie jener Tage zeigte einen an einem weißen Sandstrand sitzenden KÖI-Delegierten, der im Schatten einer Palme sang:

»Bei Gott und Ehr' und Einigkeit

Erbarmt euch unser,

Teilt das Leid.

Wo wir so arbeitsam hier wirken,

Da können Troubadoure nichts

Als unsre Mühen abzuwürgen.«

Grundsätzlich stellen Kabaretts und Unruhen jene Symptome dar, in denen sich eine Zeit widerspiegelt, die von tiefer Unsicherheit geprägt ist, und sorgen für einen psychologischen Einblick in die Verhältnisse: sie offenbaren das Streben nach etwas Besserem und zeigen gleichzeitig, daß dennoch alles umsonst ist.

Die Hauptbollwerke gegen die Anarchie dieser Epoche stellten die damals noch im Embryonalstadium befindliche Gilde, die Bene Gesserit und der Landsraad dar, die auch unter größten Hindernissen weiterhin zusammenarbeiteten.

Die Rolle der Gilde ist klar: Sie garantierte allen KÖI-Delegierten und Landsraad-Unternehmungen freien Transport. Obskurer dagegen die Rolle der Bene Gesserit: sie beschäftigte sich bereits wieder (obwohl sie offiziell damit begonnen hatte, ihre Zauberinnen aus dem Verkehr zu ziehen) damit, subtile Narkotika zu erforschen, die Prana-Bindu-Ausbildung voranzutreiben und die Missionaria Protectiva ins Leben zu rufen, die den schwarzen Arm des Aberglaubens darstellte. Gleichzeitig brachte sie jedoch auch die Litanei gegen die Furcht heraus und stellte das Azhar-Buch zusammen, jenes bibliographische Wunderwerk, das die großen Geheimnisse frühzeitlicher religiöser Bewegungen der Nachwelt erhielt. Möglicherweise ist die Erklärung Ingsleys die einzig richtige: »Es waren nun einmal Zeiten tiefster Verwirrung.«

Fast sieben Jahre lang arbeitete die KÖI hinter verschlossenen Türen. Dann, vor dem siebten Jahrestag ihrer Gründung, bereitete sie den von Menschen beherrschten Teil des Universums auf eine wichtige Bekanntmachung vor, die sie, nachdem das Jahr abgelaufen war, präsentierten. Es war die Orange-Katholische-Bibel.

»Dieses Buch«, so ließ man verlauten, »stellt eine Arbeit von hohem Rang und größter Bedeutung dar. Es wird uns den Weg zeigen, allen Menschen bewußt zu machen, daß sie ausschließlich eine Schöpfung Gottes sind.«

Man verglich die KÖI-Delegierten mit von Gott inspirierten Geistern und schob sie, so vorbereitet, glanzvoll in die Öffentlichkeit. Sie waren ›Wiederentdecker‹. Es hieß, daß sie ›allein die großen Ideen der Vergangenheit, die die Jahrhunderte der Vergessenheit anheim hätten fallenlassen‹ ans Licht gezerrt und ›die moralischen Imperative, die das religiöse Bewußtsein erzeugt‹, zu neuem Leben erweckt hätten.

Zusammen mit der Orange-Katholische-Bibel präsentierte die KÖI den Gläubigen das Liturgische Manual und die Kommentare (ein in vielen Aspekten bemerkenswertes Buch: es nahm weniger als die Hälfte des Umfangs der O.-K.-Bibel in Anspruch), die nicht nur durch ihre Prägnanz bestachen, sondern durch ihre Aufrichtigkeit sowie das Fehlen aller unnötigen Selbstgerechtigkeit auffiel.

Sein Anfang bestand aus einem offensichtlichen Appell an die agnostische Herrscherklasse:

»Die Menschen, die in der Sunnah (die 10 000 religiösen Fragen aus dem Shari-A) keine Antworten fanden, glauben nun, dem eigenen Urteilsvermögen mehr abgewinnen zu können. Doch suchen auch sie nach der Erleuchtung. Die Religion ist nichts anderes als die älteste und ehrenhafteste Form jener menschlichen Bestrebung, die nach dem Sinn von Gottes Universum fragt. Wissenschaftler forschen nach der Gesetzmäßigkeit von Ereignissen. Es ist die Aufgabe der Religion, den Menschen in die Gesetzmäßigkeit mit einzubeziehen.«

Auch was ihre Schlüsse anbetraf, schlug die Kommission einen Ton an, der ihr späteres Schicksal im voraus ahnen ließ:

»Vieles von dem, was sich bisher Religion nannte, transportierte eine unbewußte feindselige Haltung gegenüber dem Leben. Wirkliche Religion muß die Lehre verbreiten, daß das Leben ein Born der Freude ist, der Gottes Auge erfreut, daß Wissen ohne Aktion Leere bedeutet. Alle Menschen müssen erkennen, daß eine Religion, die nach festen Regeln und starren Ritualen verfährt, hauptsächlich Verblendung hervorruft. Die eigentliche Religion erkennt man gerade an ihrer Zwanglosigkeit, und man kann sie betreiben, ohne sich minderwertig zu fühlen, weil sie in einem Gefühle erweckt, die einem sagen, daß dies etwas ist, was man schon immer gewußt hat.«

Als die Pressen anliefen und die Orange-Katholischen Bibeln über die Welten verbreitet wurden, gab es zunächst ein Gefühl tiefster Entspannung. Manche interpretierten dies als ein Zeichen Gottes, als Omen der Einheit.

Aber das Schicksal der KÖI-Delegierten, die zu ihren Organisationen zurückkehrten, strafte den heuchlerischen Frieden Lügen. Achtzehn Kommissionsmitglieder wurden innerhalb von zwei Monaten gelyncht. Dreiundfünfzig widerriefen ihre Anschauungen innerhalb eines Jahres.

Man denunzierte die O.-K.-Bibel als Arbeit einer ›hochmütigen Clique, deren Stolz über das Getane völlig ungerechtfertigt‹ sei. Es hieß, ihre Seiten seien voller unterschwelliger Anbiederungen an die Logik. Revisionen, die altertümlicher Frömmelei Tür und Tor öffneten, erschienen. Diese Ausgaben lehnten sich wieder an althergebrachte Symbole an (das Kreuz, den Halbmond, die Federklapper, die zwölf Apostel u.ä.), und so stellte sich recht bald heraus, daß es dem neuen Ökumenismus nicht gelungen war, die Religion vom alten Aberglauben zu befreien.

Halloways Bezeichnung für die sieben Jahre währende Mühe der KÖI — ›Galaktophasischer Determinismus‹ wurde von Milliarden von Glaubensfanatikern aufgeschnappt und aufgrund ihrer Initialen in ›Gottverdammte Dauerquengler‹ umgetextet.

Der KÖI-Vorsitzende Toure Bomoko, ein Ulema der Zensunni, der übrigens zu den vierzehn Delegierten (›Die Vierzehn Weisen‹) gehörte, die niemals widerriefen, gab schließlich zu, daß die KÖI einige Fehler begangen hatte.

»Wir hätten nicht versuchen sollen, neue Symbole zu schaffen«, erklärte er. »Statt dessen hätten wir uns klarmachen sollen, daß der von uns getragene Versuch, Freiheiten der Selbstentscheidung in die Religionen hineinzubringen, Zündstoff enthielt. Obwohl wir tagtäglich mit der schrecklichen Instabilität konfrontiert werden, die allem Menschlichen anhaftet, erlauben wir unseren Religionen, weiter anzuwachsen und Beklemmungen zu verbreiten. Was repräsentiert dieser schwarze Schatten auf dem Pfad göttlicher Bestimmung? Eine Warnung vor der Tatsache, daß Institutionen und Symbole auch dann noch bestehenbleiben, wenn ihre Bedeutung längst verlorengegangen ist, weil es keine Summe allen erreichbaren Wissens gibt.«

Die verbitterte Zweideutigkeit in diesem ›Zugeständnis‹ entging Bomokos Kritikern natürlich nicht. Bald darauf sah er sich gezwungen, ins Exil zu gehen, wobei die Gilde sein Leben schützte. Berichten zufolge starb er auf Tupile, wo man ihn ehrte und liebte, und seine letzten Worte waren: »Die Religion soll für die Leute einen Ausweg bieten, die sich selbst sagen, daß sie nicht die Person sind, die sie gerne wären. Sie darf niemals zu einer Vereinigung von Selbstgerechten werden.«

Es ist anzunehmen, daß Bomoko die Prophezeiung, die in seinen Worten über die weiterbestehenden Institutionen lag, selbst erkannte. Neunzig Generationen später durchdrang die Kraft der O.-K.-Bibeln zusammen mit den Kommentaren das religiöse Universum.

Als Paul-Muad'dib mit der rechten Hand den Schrein, der den Schädel seines Vaters enthielt, umspannte, zitierte er einige Worte aus ›Bomokos Vermächtnis‹: »Du, der du uns besiegt hast, sage den Deinen, daß Babylon fiel und seine Schandtaten überwunden sind. Und laß dir sagen, daß die Menschheit sich noch immer des Gerichts erinnert, das über sie kam.«

Die Fremen verglichen Muad'dib mit Abu Zide, dessen Fregatte der Gilde trotzte und an einem Tag dorthin und zurück flog. Das Dorthin, in diesem Sinne gebraucht, ist eine Übersetzung aus der Fremen-Mythologie und beschreibt das Land des Ruh-Geistes, das Alam al-Mithal, den Ort, an dem alle Begrenzungen aufgehoben sind.

Die Parallele zwischen dem Alam al-Mithal und dem Kwisatz Haderach, den die Schwesternschaft durch ihr Zuchtprogramm zu produzieren erhoffte (›Der Abkürzer des Weges‹ oder ›der, der an zwei Orten gleichzeitig sein kann‹), ist unübersehbar. Aber beide Interpretationen kann man auch aus den Kommentaren herauslesen:

»Wenn Gesetz und Religion eins sind, schließt dein Selbst auch das Universum mit ein.«

Muad'dib sagte über sich selbst: »Ich bin ein Netz im Meer der Zeit, in der Lage, gleichzeitig in die Vergangenheit und in die Zukunft hinüberzugleiten. Ich bin eine bewegliche Membran, der kein Zeitstrom entgehen kann.«

Diese Aussage ist zurückführbar auf die 22. Kalima der O.-K.-Bibel, in der es heißt: »Ob ein Gedanke ausgesprochen wird oder nicht, ist unerheblich. Schon wenn man ihn denkt, wird er zu einem realen Geschehnis und verfügt über die Kraft der Wirklichkeit.«

Wenn wir uns Muad'dibs eigene Aussagen in den ›Säulen des Universums‹ ansehen, die seine Priester, die Qizara Tafwid, interpretierten, erkennen wir in vollem Umfang, wie stark er von der O.-K.-Bibel und den Zensunni-Fremen profitierte. Einige Beispiele:


Muad'dib sagt: »Gesetz und Pflicht sind eins; so sei es. Aber siehe auch die Grenzen, die sie dir setzen. Wenn du sie siehst, wirst du niemals selbstgerecht werden, sondern eindringen in das gemeinschaftliche Tau. Und du wirst immer etwas weniger sein als ein einzelnes Individuum.«

Die O.-K.-Bibel: lautet hier wortgetreu ebenso (Offenbarungen, 61).


Muad'dib: »Die Religion nimmt Anteil am Fortschrittsmythos, der uns vor den Schrecknissen einer ungewissen Zukunft abschirmt.«

Die KÖI-Kommentare: lauten hier ebenso (und das Azhar-Buch schreibt diese Bemerkung einem religiösen Schriftsteller des ersten Jahrhunderts, einem gewissen Neshou, zu).


Muad'dib: »Wenn ein Kind, eine nichtausgebildete Person, ein Unwissender oder ein Geistesschwacher Probleme heraufbeschwört, liegt das an einem Fehlverhalten der Autorität, die diese Schwierigkeiten nicht vorhergesehen und verhindert hat.«

Die O.-K.-Bibel: »Jedes Versagen kann zumindest teilweise einer Nachlässigkeit zugeschrieben werden, für die Gott keine mildernden Umstände wird gelten lassen.« (Das Azhar-Buch führt diesen Satz — in geringfügig anderer Form — der alten semitischen Tawra zu.)


Muad'dib: »Strecke die Hände aus und iß, was Gott dir geben wird. Füllt er deinen Teller auf, preise den Herrn.«

Die O.-K.-Bibel: verzeichnet hier eine Paraphrase grundsätzlich gleicher Bedeutung (die das Azhar-Buch der ersten islamischen Bewegung zuschreibt).


Muad'dib: »Güte ist der Beginn der Grausamkeit.«

Der Kitab al-Ibar der Fremen: »Ein gütiger Gott ist schwer zu ertragen. Gab Gott uns nicht die sengende Sonne (Al-Lat)? Gab er uns nicht die Mutter der Feuchtigkeit (Ehrwürdige Mutter)? Gab er uns nicht den Shaitan (Satan, Iblis)? Und war es nicht Shaitan, der uns die Schmerzhaftigkeit der Schnelligkeit gab?«

(Der Ursprung der letzten Frage geht auf ein altes Fremen-Sprichwort zurück, das da lautet: »Die Schnelligkeit ist eine Verführung Shaitans.« Dabei muß man berücksichtigen, daß der menschliche Körper auf Arrakis für jedes Hundert an Kalorien, die er während zu schneller Bewegungen verbraucht, sechs Unzen Schweiß verdampft. Das Fremenwort für Schweiß ist Bakka bzw. Tränen und wird aus einem ihrer Dialekte übersetzt als ›die Lebensessenz, die Shaitan deiner Seele entreißt‹.)


Koneywell bezeichnete das Erscheinen Muad'dibs als ›auf die religiösen Bedürfnisse abgestimmt‹, was eine fatale Fehlinterpretation darstellt, da sein Auftauchen zu dieser Zeit nicht geplant war. Muad'dib sagte darüber nichts anderes als: »Ich bin da; also …«

Auf jeden Fall ist es, wenn man Muad'dibs religiösen Einfluß verstehen will, wichtig, sich einen bestimmten Faktor vor Augen zu halten: Die Fremen waren ein Wüstenvolk, dessen gesamte Lebensweise auf das Verhältnis zu der Umgebung zurückzuführen war, in der sie existierten. Es ist keine Schwierigkeit, einen bestimmten Mystizismus zu pflegen, wenn man sich in jeder Sekunde einer neuen Art von Überlebenskampf ausgesetzt sieht. ›Du bist da; also …‹

Vor dem Hintergrund einer solchen Tradition wird das allgemeine Leiden akzeptierbar, wenn auch mit Schmerzen. Es ist wichtig zu wissen, daß die Rituale der Fremen das Aufkommen von Schuldgefühlen gar nicht erst zuließen. Das lag nicht etwa daran, daß Religion und Gesetz bei ihnen eine Einheit darstellten, sondern weil ihr Dasein oft schnelle Entscheidungen und brutale (oft tödliche) Urteile erforderte, die in einem weniger harten Land die Menschen mit schweren Komplexen belastet hätten.

Kein Wunder also, daß die Fremen sehr abergläubisch waren (sogar ohne die von der Missionaria Protectiva ausgestreuten Legenden). Was macht es aus, daß der flüsternde Sand ein Omen darstellt? Was macht es, wenn sie die Faust erhoben, wenn am Himmel der erste Mond erschien? Das Fleisch eines Mannes ist sein Eigentum, doch sein Wasser gehört dem Stamm — und das Geheimnis des Lebens ist kein lösbares Problem, sondern eine Wirklichkeit, die man erfahren muß. Und Omen sind dazu da, einen daran zu erinnern. Und weil man da war und die Religion besaß, war der Sieg unausweichlich.

Die Bene Gesserit hatten seit Jahrhunderten, bevor sie auf die Fremen stießen, gelehrt: »Wenn Religion und Politik eins sind und von einem lebenden Heiligen Mann (Baraka) geführt werden, kann sich ihnen nichts mehr entgegenstellen.«

Appendix III: Bericht über die Motive und Ziele der Bene Gesserit

Das Folgende stellt einen Auszug aus dem Report dar, den Lady Jessica kurz nach der Beendigung der Arrakis-Affäre durch eigene Agenten verfassen ließ. Die Aufrichtigkeit dieses Berichts steigert seinen inhaltlichen Wert um ein Beträchtliches.


Da die Bene Gesserit unter der Tarnkappe einer halbmystischen Schule operierte, während sie ihr selektives Zuchtprogramm innerhalb der Menschheit steuerte, tendieren wir dazu, ihr einen größeren Status einzuräumen, als sie überhaupt besaß. Die Analyse ihres Abschlußprotokolls, die Arrakis-Affäre betreffend, verrät die grundsätzliche Ignoranz darüber, was ihre eigene Rolle anbetrifft.

Man mag einwenden, daß die Bene Gesserit nur solche Fakten untersuchen konnte, die ihr zugänglich waren, und daß sie keinen direkten Kontakt zur Person Muad'dibs besaß. Aber sie hatte in Wahrheit sehr große Hindernisse zu überwinden und beging deswegen tiefgreifende Irrtümer.

Das Programm der Bene Gesserit bestand aus dem Ziel, eine Person hervorzubringen, die sie als ›Kwisatz Haderach‹ bezeichnete. Dieser Terminus bedeutet ›der, der an vielen Orten zugleich sein kann‹.

Anders ausgedrückt: sie suchte nach einem Menschen mit solch geistigen Kräften, die es ihm gestatteten, die übergeordneten Dimensionen zu begreifen und zu nutzen.

Die Bene Gesserit wollte also einen Supermutanten, einen menschlichen Computer, der die gleichen seherischen Fähigkeiten besaß wie die Navigatoren der Gilde. Die folgenden Fakten sollte man mit Sorgfalt lesen:

Muad'dib, geboren als Paul Atreides, war der Sohn des Herzogs Leto, eines Mannes, dessen Blutlinie man seit 1000 Jahren überwachte. Die Mutter des Propheten, Lady Jessica, war eine natürliche Tochter des Barons Wladimir Harkonnen und stand im Besitz jener Genmarkierungen, deren größte Wichtigkeit für das Zuchtprogramm der Bene Gesserit seit beinahe 2000 Jahren bekannt war. Sie entstammte also ebenfalls dem Zuchtprogramm, war ausgebildet und hätte ein williges Werkzeug für das weitere Projekt abgeben sollen.

Man forderte sie auf, einer Atreides-Tochter das Leben zu schenken, die man mit Feyd-Rautha Harkonnen, einem Neffen des Barons Wladimir Harkonnen verheiraten wollte. Die Wahrscheinlichkeit, daß aus dieser Verbindung der Kwisatz Haderach hervorgehen würde, war sehr hoch. Aus Gründen, die ihr selbst niemals hundertprozentig klar waren, ignorierte Lady Jessica jedoch diesen Befehl und schenkte einem Jungen das Leben.

Allein dieses Ereignis hätte die Bene Gesserit alarmieren sollen: eine unerwartete Größe war dabei, ihren Plan zu zerstören. Aber es gab noch eine Reihe von wichtigen Tatsachen, die sie im wesentlichen ebenfalls nicht bemerkte:

1. Bereits als Jugendlicher zeigte Paul Atreides die Fähigkeit, die Zukunft vorherzusehen. Es war bekannt, daß er klare, prägnante und eindringliche Visionen hatte, die nur einem vierdimensionalen Bewußtsein erklärbar waren.

2. Die Ehrwürdige Mutter Gaius Helen Mohiam, die Sachwalterin der Bene Gesserit, die Pauls Menschlichkeit einer Prüfung unterzog, als der Junge fünfzehn Jahre alt war, sagte aus, daß sie ihn einem Schmerz ausgesetzt hätte wie keinem anderen Prüfling zuvor. Dennoch unterließ sie es, diesen wichtigen Punkt in ihrem Bericht ausführlich hervorzuheben!

3. Als die Familie Atreides nach Arrakis auswanderte, pries die Fremen-Bevölkerung den jungen Paul als einen Propheten, als ›die Stimme der Außenwelt‹. Obwohl es der Bene Gesserit bewußt sein mußte, daß ein Volk auf einem Planeten ohne Wasser in einer feindlichen Umgebung, die zum ständigen Überlebenskampf herausfordert, eine große Zahl sensitiver Menschen hervorbringen muß, schrieben ihre Beobachter die Reaktion der Fremen den Auswirkungen der gewürzreichen Nahrung zu.

4. Als die Harkonnens im Einvernehmen mit den Soldaten-Fanatikern des Padischah-Imperators Arrakis zurückeroberten, Pauls Vater töteten und eine Vielzahl seiner Männer umbrachten, verschwanden Paul und seine Mutter in der Wüste. Schon bald darauf verbreitete sich die Kunde eines neuen, religiös motivierten Fremen-Führers, eines Mannes namens Muad'dib, der wiederum mit dem Namen ›die Stimme der Außenwelt‹ gepriesen wurde. Die Berichte über ihn sagten klar aus, daß er von einer Ehrwürdigen Mutter des Sayyadina-Ritus begleitet wurde, ›die die Frau war, die ihn geboren hatte‹. Unterlagen, die die Bene Gesserit selbst besaßen, sagten in unmißverständlichen Worten aus, daß die Fremen-Legenden, soweit sie den Propheten betrafen, folgende Worte enthielten: »Er wird von einer Bene-Gesserit-Hexe geboren werden.«

(Einzuwenden wäre hier, daß die Bene Gesserit Jahrhunderte zuvor auf Arrakis die Missionaria Protectiva zu dem Zweck hatte verbreiten lassen, um für spätere Zeiten, in denen irgendwelche Absolventen ihrer Schule dort in Not geraten sollten und Obdach benötigten, Verbündete zu gewinnen, daß es sich bei ›der Stimme der Außenwelt‹ für eine oft benutzte, von ihr selbst installierte Phrase handelte, die gerade deswegen ignoriert wurde. Dies wäre jedoch nur dann zutreffend gewesen, wenn man sich über alle anderen Anhaltspunkte, die man über Muad'dib besaß, sicher hätte sein können.)

5. Als die Arrakis-Affäre ihrem Höhepunkt zustrebte unterbreitete die Gilde der Bene Gesserit eindeutige Vorschläge. Sie deutete an, daß ihre Navigatoren, die die Gewürzdroge von Arrakis einsetzten, um eine begrenzte Aussicht auf die Zukunft zu erhalten (die nötig war, um Raumschiffe sicher durch das Nichts zu steuern), über eben diese ›Zukunft besorgt seien‹ und ›am Horizont Probleme auftauchen‹ sähen. Dies konnte nur bedeuten, daß sie eine Verbindung sahen, das Zusammentreffen zahlloser wichtiger Entscheidungen, die außerhalb ihres Einflußbereichs lagen. Zudem stellte es eine Aufforderung an die Bene Gesserit dar, sich eines unbekannten Gegners anzunehmen, der im Begriff war, die Möglichkeiten der vierten Dimension für sich zu nutzen.

(Einige Bene Gesserit hatten bereits seit längerem vermutet, warum die Gilde nicht offen in den Kampf um das Gewürz eintreten konnte: die Gildenavigatoren hatten sich in großem Umfang persönlich so stark in das einträgliche Geschäft verstrickt, daß der kleinste Fehltritt ihrerseits sich zu einer Katastrophe auswirken konnte. Es war eine bekannte Tatsache, daß die Navigatoren nicht in der Lage waren, vorherzusagen, wie man die Kontrolle über das Gewürz zu erringen vermochte, ohne eben dieses Desaster hervorzurufen. Die Schlußfolgerung war, daß jemand unter Ausnutzung weiterreichender Kräfte bereits dabei war, die Kontrolle über das Gewürz an sich zu reißen. Dennoch verstanden die Bene Gesserit diesen Hinweis nicht!)

Angesichts dieser Tatsachen ist man geneigt anzunehmen, daß das ineffiziente Verhalten der Bene Gesserit in dieser Affäre auf einem noch höheren Plan basierte und sie allein schon aus diesen Gründen nicht in der Lage war, die Lage zu durchschauen.


Appendix IV: Der Almanak En-Ashraf

(Ausgewählte Auszüge aus der Geschichte der Hohen Häuser)

Shaddam IV. (10 134–10 202)

Der Padischah-Imperator; 81. seiner Linie (Haus Corrino), der den Goldenen Löwenthron bestieg, herrschte von 10 156 (dem Tag, an dem sein Vater, Elrood IX., einem Attentat mit Chaumurky zum Opfer fiel) bis 10 196, wo er von der Regentschaft durch seine Tochter Irulan entbunden wurde. Die Periode seiner Herrschaft ist hauptsächlich durch die Arrakis-Revolte bekanntgeworden, deren Ursachen viele Historiker auf seine Einflußnahme auf die Gerichtsbarkeit sowie seinen pompösen Lebensstil zurückführen. Bereits in den ersten sechzehn Jahren von Shaddams IV. Herrschaft verdoppelte er die Anzahl seiner Bursegs. Bereits dreißig Jahre vor der Arrakis-Revolte begann er die Ausbildung seiner Sardaukar zu vernachlässigen. Shaddam IV. hatte fünf Töchter (Irulan, Chalice, Wensicia, Josifa und Rugi), jedoch keine legalen Söhne. Vier seiner Töchter folgten ihm ins Exil. Seine Frau Anirul, eine Bene Gesserit unbekannten Ranges, starb im Jahre 10 176.


Leto Atreides (10 140–10 191)

Ein angeheirateter Cousin der Corrinos; er wurde gelegentlich auch ›der Rote Herzog‹ genannt. Das Haus Atreides herrschte über das Lehen Caladan zwanzig Generationen, bevor es dazu gezwungen wurde, Arrakis zu übernehmen. Leto Atreides war der Vater Paul Muad'dibs, des Umma-Regenten. Seine sterblichen Überreste ruhen im ›Schädelgrab‹ auf Arrakis. Sein Tod geht auf den Verrat eines Absolventen der Suk-Schule zurück, der wiederum unter dem Druck des Barons Wladimir Harkonnen handelte.


Lady Jessica (ehrenhalbe Atreides) (10 154–10 256)

Laut Aussagen der Bene Gesserit eine natürliche Tochter des Barons Wladimir Harkonnen. Mutter des Herzogs Paul Muad'dib. Sie graduierte auf der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX.


Lady Alia Atreides (10 191–XXXXX)

Legale Tochter des Herzogs Leto Atreides und seiner formellen Konkubine Lady Jessica. Lady Alia wurde acht Monate nach dem Tod des Herzogs auf Arrakis geboren. Aufgrund der Tatsache, daß sie durch ein Drogenexperiment noch vor ihrer Geburt zur Bewußtheit allen Wissens gelangte, wird sie von der Bene Gesserit ›die Verfluchte‹ genannt. Dem Volk ist sie als St. Alia, St.-Alia-vom-Messer oder St.-Alia-von-den-Messern bekanntgeworden. (Detaillierte Informationen: siehe St. Alia, Jägerin der Milliarden Welten, von Pander Oulson.)


Wladimir Harkonnen (10 110–10 193)

Obwohl er allgemein nur unter dem Namen Baron Harkonnen bekannt war, lautete sein offizieller Titel Siridar(was dem Rang eines planetarischen Gouverneurs entspricht)-Baron. Wladimir Harkonnen war der direkte Nachfahre des Bashar Abulurd Harkonnen, der nach der Schlacht von Corrin als Feigling bezeichnet wurde. Die Rückkehr der Harkonnens an die Schalthebel der Macht führte über die geschickte Manipulation des Walhautmarktes und später durch die Ausbeutung des Planeten Arrakis. Der Siridar-Baron starb während der Revolte auf Arrakis. Sein Titel ging auf seinen Neffen Feyd-Rautha Harkonnen über.


Graf Hasimir Fenring (10 133–10 225)

Ein angeheirateter Cousin des Hauses Corrino und in seiner Kindheit Spielkamerad von Shaddam IV. (Die kürzlich erschienene Geschichte des Piratentums der Corrino bezeichnet es als nicht unwahrscheinlich, daß Fenring für die Ermordung Elroods IX. mit Chaumurky verantwortlich war.) Alle Anzeichen besagen, daß Fenring einer der engsten Freunde von Shaddam IV. war. Die unangenehmen Aufgaben, mit denen Graf Fenring sich herumzuschlagen hatte, schlossen die Bespitzelung des Harkonnen-Regimes auf Arrakis ein. Später verwaltete er als Stellvertretender Siridar Caladan. Er folgte Shaddam IV. ebenfalls ins Exil nach Salusa Secundus.


Graf Glossu Rabban (10 132–10 193)

Glossu Rabban, der Graf von Lankiveil, war der älteste Neffe Wladimir Harkonnens. Zusammen mit Feyd-Rautha Rabban (der den Namen Harkonnen erst annahm, nachdem der Siridar-Baron ihn in seine Familie aufgenommen hatte) waren legale Söhne des Siridar-Barons jüngsten Demibruders Abulurd. Abulurd verzichtete auf den Namen der Harkonnens, ebenso auf alle Rechte seines Titels, als er die Herrschaft über einen Subdistrikt von Rabban-Lankiveil übernahm.

Appendix V: Terminologie des Imperiums

Wenn man sich mit dem Imperium, Arrakis und der Kultur, die den Muad'dib hervorbrachte, befaßt, stößt man auf zahlreiche wenig bekannte Ausdrücke. Zum besseren Verständnis sind einige Erklärungen sicher angebracht.


A

Aba: loses Frauengewand der Fremen, meist von schwarzer Farbe.

Ach: links; Anweisung des Steuermanns eines Sandwurms.

Adab: eine intuitive Erinnerung, die sich von selbst aufdrängt.

Akarso: Pflanze von Sikun (70 Ophiuchi A), charakterisiert durch längliche Blätter, deren grüne und weiße Streifen aktive und inaktive Chlorophyllregionen bezeichnen.

Alam al-Mithal: die mystische Welt der Gleichheiten, wo keine physischen Beschränkungen existieren.

Al-Lat: Die Originalsonne der Menschheit; später auch Bezeichnung für jede andere Sonne.

Ampoliros: der legendäre ›Fliegende Holländer‹ des Weltraums.

Amtal oder Amtal-Regel: allgemeine Regel auf primitiven Planeten, nach der etwas auf seine Grenzen überprüft wird. Umgangssprachlich: Zerstörungstest.

AQL: Probe der Vernunft. Ursprünglich bekannt als die ›sieben mystischen Fragen‹, deren erste lautet: »Wer oder was denkt?«

Arrakeen: Erste Niederlassung auf Arrakis; lange Zeit Residenz der planetarischen Regierung.

Arrakis: bekannt unter der Bezeichnung ›Wüstenplanet‹; dritter Planet der Sonne Canopus.

Auliya: in der Religion der Zensunni-Wanderer die Frau zur Linken Gottes.

Aumas: Gifte, die Speisen beigemischt werden (speziell fester Nahrung). In einigen Dialekten auch: Chaumas.

Ausbildung: auf die Bene Gesserit bezogen hat dieser üblicherweise bekannte Terminus eine andere Bedeutung und bezieht sich auf die Konditionierung der Nerven und Muskeln (siehe auch: Bindu und Prana) bis an die Grenzen der Belastbarkeit.

Ayat: Zeichen des Lebens (siehe auch: Burhan)


B

Bakka: in den Legenden der Fremen der Weinende, der die gesamte Menschheit betrauert.

Baklawa: Schwere Paste aus Dattelsirup.

Baliset: ein neunsaitiges Musikinstrument, ähnlich einer Zither, das nach der Chusuk-Skala gestimmt und mit der linken Hand gespielt wird. Bevorzugtes Instrument kaiserlicher Troubadoure.

Baradye-Pistole: eine statisch funktionierende Staubpistole, die auf Arrakis dazu benutzt wird, auf dem Sand Abgrenzungen vorzunehmen.

Baraka: Ein lebender Heiliger mit magischen Kräften.

Bashar (oft auch: Colonel Bashar): Offizier der Sardaukar, dessen Dienstgrad etwas über dem eines Colonels steht. Der Rang wurde extra für die militärischen Befehlshaber planetarer Subdistrikte geschaffen.

Beduine: siehe: Ichwanbeduine.

Bela Tegeuse: Fünfter Planet von Kuentsing; der dritte Aufenthaltsort der Zensunni (Fremen) während ihrer erzwungenen Emigration.

Bene Gesserit: Alte Schule für die Ausbildung ausschließlich weiblicher Studenten; gegründet nach Butlers Djihad, bei dem alle sogenannten ›Denkmaschinen‹ und Roboter der Zerstörung zum Opfer fielen.

B. G.: Idiomatische Bezeichnung für die Bene Gesserit.

Bene Tleilax: Medizinerschule, die sich auf die Züchtung von Menschen spezialisiert hat, die gewünschten Anforderungen entsprechen oder für Spezialaufgaben gebraucht werden. Sie stellen auch Ghola her (siehe dort). Sie konstruieren durch kontrollierte Mutation ebenso Philosophen, wie willenlose Sexualobjekte oder kaltblütige Assassinen.

Bhotani Jib: siehe Chakobsa.

Bi-La Kaifa: Amen. (Wörtlich: ›Mehr braucht nicht gesagt zu werden.‹)

Bindu: auf das menschliche Nervensystem bezüglich.

Bindu-Suspension: eine spezielle Form selbst verursachter Nervenerstarrung.

Bled: die flache, offene Wüste.

Bourka: isolierter Umhang, den die Fremen in der offenen Wüste tragen.

Bringer: siehe: Shai-Hulud.

Bringer, Kleiner: Entwicklungsstadium des arrakisischen Sandwurms, in dem er einer halb tierischen, halb pflanzlichen Lebensform unterliegt. Die Exkremente des Kleinen Bringers stellen eine Vorstufe der Melange dar.

Brecher: Militärische Raumschiffe, die aus der Zusammensetzung kleinerer Schiffe bestehen, die, sobald sie auf einen Gegner treffen, sich auf ihn stürzen und zerschmettern.

Burhan: Die Prüfungen des Lebens (meistens: Ayat und Burhan des Lebens. Siehe auch: Ayat.)

Burseg: Kommandierender General der Sardaukar.

Butlers Djihad: siehe Djihad, Butlers (auch: Große Revolte.)


C

Caid: Militärischer Rang eines Sardaukar, dessen Aufgabenbereich hauptsächlich darin besteht, sich mit Zivilproblemen zu beschäftigen; Militärgouverneur über einen planetarischen Distrikt. Ein Caid steht über einem Bashar, aber noch unter einem Burseg.

Caladan: der dritte Planet von Delta Pavonis; die Welt, auf der Muad'dib geboren wurde.

Canto und Respondu: Anrufungsritual, Teil der Panoplia Prophetica der Missionaria Protectiva.

Carryall: eine fliegende Scheibe, Arbeitsgerät auf Arrakis, das dazu benutzt wird, große Mengen an Ausrüstung zu befördern.

Chakobsa: die sogenannte ›magnetische Sprache‹, die hauptsächlich auf einen alten Bhotani Jib (= Dialekt) zurückzuführen ist. Eine Sammlung mehrerer Dialekte, die eine geheime Unterhaltung ermöglichen, hauptsächlich benutzt als Jagdsprache der Bhotani, der Söldner-Assassinen im Ersten Assassinenkrieg.

Chaumas (in einigen Dialekten: Aumas): Gift in fester Nahrung das sich besonders von anderen Giften unterscheidet.

Chaumurky (in einigen Dialekten: Musky oder Murky): Gift, das in einem Getränk verabreicht wird.

Cheops: Pyramidenschach, das auf neun Spielbrettern gleichzeitig gespielt wird.

Cherem: eine Bruderschaft des Hasses; eine Verbindung zu gemeinsamer Rache.

Chusuk: Vierter Planet von Theta Shalish; der sogenannte Musikplanet, der durch die Perfektion der auf ihm hergestellten Instrumente Berühmtheit erlangte (siehe: Varota).

Cielago: jede modifizierte Chiroptera auf Arrakis, die Distrans-Nachrichten befördert.

Coriolissturm: jeder Sandsturm auf Arrakis, bei dem der Wind auf dem offenen Flachland eine Geschwindigkeit von mindestens 700 Kilometern erreicht.

Corrin, Schlacht von: die Raumschlacht, die dem Haus Corrino seinen Namen gab. Die gleichzeitig stattfindende Schlacht in der Nähe von Sigma Draconis im Jahre 88 B. G. bewirkte seinen Aufstieg, nachdem es zuvor lediglich Salusa Secundus besessen hatte.

Cousina: Großcousins.

Crysmesser: das heilige Messer der arrakisischen Fremen wird aus dem Zahn eines Sandwurms hergestellt und existiert in zwei unterschiedlichen Formen: es gibt ›fixierte‹ und ›unfixierte‹ Crysmesser. Die unfixierten lösen sich auf, sobald sie länger als eine Woche dem menschlichen Körperfeld entzogen werden. Fixierte Messer unterliegen diesem Prozeß nicht. Die Länge der Crysmesser beträgt etwa zwanzig Zentimeter.


D

Dar al-Hikman: theologische Richtung religiöser Interpretationen.

Derch: rechts; Anweisung des Steuermanns eines Sandwurms.

Demibrüder: die Söhne verschiedener Konkubinen mit dem gleichen Vater.

Destillanzug: Schutzbekleidung der Fremen, dessen besondere Konstruktion eine Wiederverwendung der Körperflüssigkeiten erlaubt sowie den Flüssigkeitsverlust auf ein Minimum reduziert.

Destillzelt: zeltähnliche Schutzvorrichtung gleicher Herstellungsart zur Erzeugung von Trinkwasser aus der Atemfeuchtigkeit seiner Insassen.

Dictum Familia: die Regel der Großen Konvention, die besagt, daß es verboten ist, eine Person königlichen Geblüts oder einen Angehörigen der Hohen Häuser auf heimtückische Art umzubringen. Die Regel schreibt genauestens vor, unter welchen Umständen persönliche Angriffe zugelassen sind.

Distrans: Eine Apparatur zur Erzeugung vorübergehender Eindrücke im Nervensystem von Chiroptera oder Vögeln. Der gewöhnliche Schrei eines so beeinflußten Tieres enthält unter einem Distrans-Einfluß eine Nachricht, die mit Hilfe eines zweiten Distrans entschlüsselbar ist.

Djihad: ein fanatischer, religiöser Kreuzzug.

Djihad, Butlers (siehe auch: Große Revolte): der Kreuzzug gegen Computer, Denkmaschinen und Roboter begann im Jahre 201 B. G. und endete 108 B. G. Sein Hauptprinzip basierte auf einer Überzeugung, die in die Orange-Katholische-Bibel aufgenommen wurde: »Du sollst keine Maschine nach deinem geistigen Ebenbilde machen.«

Djhubba-Umhang: Der Allzweckumhang, der Strahlungswärme aufnimmt oder sie abweist und sich in eine Hängematte oder Windschutz verwandeln läßt. Auf Arrakis wird er über dem Destillanzug getragen.

Dreibeiner, Tödlicher: ursprünglich das Dreibein, an den die Henker der Wüste ihre Opfer aufhängten; später die drei zu gemeinsamer Rache verschworenen Cherem.

Dünenmänner: idiomatische Redewendung betreffend Sandarbeiter, Gewürzjäger und ähnliche in der Wüste arbeitende Berufe auf Arrakis.

Dunklen Dinge, Die: idiomatisch für den Aberglauben, den die Missionaria Protectiva auf unterentwickelten Planeten ausstreut.


E

Ecaz: Vierter Planet von Alpha Centauri B, allgemein bekannt als das Paradies der Bildhauer. Auf Ecaz wächst das legendäre Nebelholz, dessen Struktur sich durch geistige Konzentration formen läßt.

Ego-Gleichheit: eine Art des Porträtierens unter Zuhilfenahme eines Shigadraht-Projektors, der in der Lage ist, die unterbewußten Gefühlsregungen des Porträtierten aufzunehmen und so seinem Abbild eine besondere ›Echtheit‹ zu geben.

Ehrwürdige Mutter: ursprünglich eine Sachwalterin der Bene Gesserit, die ein ›erleuchtendes‹ Gift in ihrem Körper zu neutralisieren verstand und sich dabei in einen Zustand tiefen Wissens versetzte. Der Titel wurde von den Fremen für die eigenen religiösen Führer adaptiert, die ähnliche Experimente machten (siehe auch: Bene Gesserit/Wasser des Lebens).

Elacca-Droge: ein aus Elaccaholz hergestelltes Narkotikum, das auf Ecaz wächst. Die Wirkung der Droge besteht in einer Herabsetzung des menschlichen Selbsterhaltungstriebes. Angewendet wird sie in der Regel dazu, Arenakampfer die Furcht vor besonders aussichtslosen Kämpfen zu nehmen.

El-Sayal: ›Sandregen.‹ Er entsteht dadurch, daß ein Coriolissturm Unmengen von Sand bis zu einer Höhe von 2000 Metern hinaufwirbelt und wieder fallen läßt. Gelegentlich tragen El-Sayals dazu bei, das Aussehen ganzer Landstriche zu verändern.

Erg: Sandmeer.


F

Fai: der Wassertribut; er stellt die wichtigste Steuereinheit auf Arrakis dar.

Fangtasche: jede Tasche eines Destillanzuges, die in der Lage ist, Wasser zu filtern und zu bewahren.

Faufreluches: das strenge Klassensystem des Imperiums: ›Einen Platz für jeden Menschen — und jeder Mensch an seinen Platz.‹

Fedaykin: Todeskommando der Fremen; historisch: eine Gruppe von Menschen, die sich mit dem Ziel zusammengeschlossen hat, ihr Leben dafür einzusetzen, um aus einer Ungerechtigkeit eine Gerechtigkeit zu machen.

Feuerpfeil: simple Signalrakete zur Verständigung in der Wüste.

Filmbuch: jede Shigadrahtspule, die zur Ausbildung benutzt wird oder mnemonische Impulse speichert.

Filterstopfen: Nasenfilter, das beim Destillanzug die Atemfeuchtigkeit zurückhält.

Fiqh: Weisheit; religiöses Gesetz. Eine der legendären Grundlagen in der Religion der Zensunni-Wanderer.

Fregatte: Bezeichnung für das größte Raumschiff, das fähig ist, auf einem Planeten zu landen, und starten kann, ohne daß es zuvor zerlegt werden muß.

Freihändler: idiomatisch für Schmuggler.

Fremen: selbstgewählter Name der freien Volksstämme des Planeten Arrakis. Die Fremen sind Bewohner der Wüste und Nachkommen der Zensunni-Wanderer (siehe: Zensunni). In der imperialen Enzyklopädie werden sie als ›Sandpiraten‹ bezeichnet.


G

Galach: Offizielle Sprache des Imperiums. Das Galach enthält zahlreiche Inglo-slawische Elemente und kulturell oder technisch bedingte Spezialausdrücke, die während der Ausbreitung der Menschheit über die Galaxis darin Aufnahme fanden.

Gamont: dritter Planet von Niushe; bekannt wegen seiner hedonistischen Kultur und exotischen Sexualpraktiken.

Gare: einzelstehender Berg oder Hügel.

Gewürz: siehe Melange.

Gewürzfabrik: siehe: Sandkriecher.

Gewürzfahrer: jeder Dünenmann, der die Kontrolle über die Steuerung eines Fahrzeugs in der Wüste von Arrakis ausübt.

Geyrat: geradeaus; Anweisung des Steuermanns eines Sandwurms.

Ghafla: sich selbst harmlosen Zerstreuungen hingeben; im übertragenen Sinne auch: leichtsinnige Person, der nicht recht zu trauen ist.

Ghanima: Trophäe, die bei einem Feldzug oder durch einen Zweikampf erbeutet wurde.

Ghola: ein von den Bene Tleilax reparierter und wieder zum Leben erweckter Leichnam oder aus den Genen von Leichenteilen gezüchteter Kunstmensch, eine Marionette in der Hand seines Herrn.

Giedi Primus: Planet von Ophiuchi B (36), Heimatplanet des Hauses Harkonnen. Eine nur beschränkt lebensfähige Welt minderwertiger photosynthetischer Reichweite.

Giftschnüffler: Strahlungsdetektor zur Analyse giftiger organischer sowie anorganischer Substanzen.

Gilde: siehe Raumgilde.

Ginaz, das Haus: einmalige Alliierte von Herzog Leto Atreides.

Es wurde im Krieg der Assassinen gegen Grumman geschlagen.

Giudichar: eine heilige Wahrheit; meistens als Giudichar Mantene: eine ursprüngliche und unwiderlegbare Wahrheit.

Gom Jabbar: der gnadenlose Feind; im speziellen Fall: die vergiftete (Metazyanid) Nadel, die von der Sachwalterin der Bene Gesserit benutzt wird, um in einem Test auf Leben und Tod die Menschlichkeit des Prüflings festzustellen.

Graben: eine sich aufgrund geologischer Verschiebungen bildende Senke.

Grinex-Verfahren: Verfahren, um die Melange vom Sand zu trennen; Erfindung aus der zweiten Periode des Gewürzabbaus.

Große Konvention: der allgemeine Waffenstillstand, erzwungen durch das Gleichgewicht der Kräfte zwischen der Raumgilde, den Hohen Häusern und dem Imperium. Die oberste Regel der Großen Konvention verbietet den Einsatz atomarer Waffen gegen menschliche Ziele. Sie beginnt mit den Worten: »Die Formen müssen gewahrt bleiben …«

Große Mutter: die gehörnte Göttin, das feminine Prinzip des Raumes (oft: Raummutter); weiblicher Bestandteil der männlich-weiblich-neutralen Dreieinigkeit, die von vielen Religionen des Imperiums als oberste Instanz anerkannt wird.

Große Revolte: umgangssprachlich für den Butlerschen Feldzug (siehe: Djihad, Butlers).

Großrat: Versammlung der mächtigsten Häuser des Landsraad, die bei Fehden zwischen einzelnen Häusern als letzte Instanz Entscheidungen fällt.

Grumman: zweiter Planet von Niushe; bekanntgeworden durch die Fehde des dort ansässigen Hauses Moritani mit dem Haus Ginaz.


H

Hadj: Pilgerfahrt.

Hagal: der ›Juwelenplanet‹; er wurde während der Herrschaft von Shaddam I. rücksichtslos ausgebeutet.

Haiiiii-Yoh!: vorwärts; Befehl an den Steuermann eines Sandwurms.

Hajr: Zug durch die Wüste; Emigration.

Hajra: Wüstenreise mit bestimmtem Ziel.

Hakenmann: Fremen, deren Bringerhaken präpariert sind, um einen Sandwurm als Transportmittel zu benutzen.

Hal Yawm: »Jetzt! Endlich!« Ausruf der Fremen.

Handbuch der Assassinen: die in drei Jahrhunderten gesammelten Erfahrungen über die Gifte, die in einem Krieg der Assassinen benutzt wurden und werden. Das Handbuch wurde später erweitert und mit einem Anhang jeder tödlichen waffentechnischen Neuentwicklungen versehen, die laut den Regeln der Großen Konvention einem Verbot unterliegen.

Handflächenschloß: jedes Schloß oder Siegel, das auf die Handfläche einer bestimmten Einzelperson abgestimmt ist und nur von dieser wieder geöffnet werden kann.

Harmonthep: Ingsley gibt ihn als Namen des Planeten an, auf dem die Zensunni-Wanderer ihre sechste Zwischenstation machten. Möglicherweise handelt es sich dabei um einen nicht mehr existierenden Mond im System Delta Pavonis.

Haus: umgangssprachlich für eine Familie, die einen Planeten oder ein ganzes System beherrscht.

Haus, Hohes (auch ›Großes Haus‹): Verwalter planetarer Lehen.

Haus, Kleines: planetengebundene Herrscherklasse (Galach:›Richese‹).

Heighliner: größte Raumfrachteinheit im Transportsystem der Raumgilde.

Hiereg: improvisiertes Fremen-Lager in offener Wüste.

Holtzmann-Effekt: der negative Abweiseffekt eines Schildgenerators.


I

Ibad, Augen des: die charakteristische Auswirkung einer Diät mit hoher Melangekonzentration, bei der sich das Weiße im Auge allmählich in ein dunkles Blau verfärbt (ein Zeichen starker Melangesucht).

Ibn Qirtaiba: »Also lautet das Heilige Wort …« Einleitung eines jeden religiösen Zitats der Fremen (aus dem Sprachschatz der Panoplia Prophetica).

Ichwanbeduine: die Bruderschaft aller Fremen auf Arrakis.

Ijaz: Prophezeiung, deren Wahrheit nicht angezweifelt werden kann, weil sie unwiderlegbar ist.

Ikhut-Eigh!: Ruf der Wasserverkäufer auf Arrakis (Etymologie nicht verbürgt) (siehe: Soo-soo-Sook!).

Ilm: Theologie; die Wissenschaft religiöser Tradition; einer der halblegendären Ursprünge im Glauben der Zensunni-Wanderer.

Inkrine: eine Rankenpflanze von Giedi Primus, die unter den Sklavenhaltern als Peitsche Verwendung gefunden hat. Die Opfer erkennt man daran, daß die Spuren ihrer Auspeitschungen noch Jahre später tätowierungsähnliche Wunden hinterlassen und starke Schmerzen verursachen.

Istishlah: Bestimmung zum Wohl der Allgemeinheit; gewöhnlich eine Entschuldigung für brutale Notwendigkeiten.

Ix: siehe: Richese.


J

Jäger-Sucher: winziger Lufttorpedo mit Fernsteuerung, der in den menschlichen Körper eindringt und lebenswichtige Organe zerstört; gebräuchliche Waffe von Attentätern.


K

Kanly: offizielle Fehde oder Vendetta unter den Regeln der Großen Konvention, die nach strengsten Vorschriften durchgeführt wird. Diese Regeln wurden vor allem zum Schutz anwesender Dritter festgelegt. (Siehe: Krieg der Assassinen.)

Karama: ein Wunder durch das Eingreifen übersinnlicher Kräfte.

Khala: traditionelle Beschwörung, um die bösen Geister von einem erwähnten Ort fernzuhalten.

Kindjal: zweischneidiges Kurzschwert (oder langes Messer) mit zwanzig Zentimeter langer Klinge.

Kiswa: jede Gestalt aus der Mythologie der Fremen.

Kitab al-Ibar: eine kombinierte Überlebensbibel der Fremen auf Arrakis.

Konditionierung, Kaiserliche: eine Entwicklung der medizinischen Suk-Schulen; sie enthält die höchstmögliche Konditionierung gegen heimtückischen Mord. Träger dieser Konditionierung sind durch eine sechseckige Tätowierung auf der Stirn kenntlich gemacht und sind verpflichtet, ihr Haar lang zu tragen und von einem silbernen Suk-Ring halten zu lassen.

Krieg der Assassinen: die begrenzte Form der Kriegführung, die in der Großen Konvention festgeschrieben ist. Die Regeln dienen dazu, Unbeteiligte zu schützen, schreiben eine offizielle Kriegserklärung vor und sind auf bestimmte Waffen beschränkt.

Kriegssprache: jede Spezialsprache mit verkürzter Etymologie, die für eine schnelle Kommunikation während eines Kampfes dient.

Krimskellfaser oder Krimskellschnur: die ›Klammerfaser‹, die aus Auszügen der Hufuf-Rebe des Planeten Ecaz gewonnen wird. Verknotet man die Krimskellschnur, zieht sie sich zu einem vorher festgelegten Limit zusammen. (Für weitere Details: siehe: Holjance Vohnbrooks Studie ›Die Würgepflanzen von Ecaz.‹)

Kull Wahad!: »Ich bin zutiefst bewegt!« Der Ausdruck größten Erstaunens, der im Imperium verwendet wird, dessen Verwendung allerdings in einem bestimmten Kontext stehen muß. (Es wird behauptet, daß Muad'dib diesen Ausdruck benutzte, als er das Küken eines Wüstenhabichts aus seinem Ei schlüpfen sah.)

Kulon: terranischer Wildesel, der, aus den asiatischen Steppen der Erde stammend, Arrakis angepaßt wurde.

Kwisatz Haderach: ›Abkürzung des Weges‹, auch ›einer, der an mehreren Orten gleichzeitig sein kann‹. Bezeichnung der Bene Gesserit für das Unbekannte, für das sie eine genetische Lösung suchten: ein männlicher Bene Gesserit, dessen organische mentale Kräfte Raum und Zeit überbrücken können.


L

La, La, La: Klageruf der Fremen (›La‹ bedeutet eine ultimate Verneinung; ein ›Nein‹, gegen das kein Widerspruch möglich ist).

Lasgun: Wellenvertreibender Laserprojektor, dessen Verwendung begrenzt ist, weil der Schütze, befindet er sich unter einem Schild, selber gefährdet ist.

Legion, Kaiserliche: zehn Brigaden (etwa 30 000 Mann).

Liban: Gewürzwasser der Fremen, mit Yuccamehl angerührt; ursprünglich eine Art Joghurtgetränk.

Lisan al-Gaib: ›Die Stimme der Außenwelt‹. In der messianischen Legende der Fremen ein Prophet, der nicht von Arrakis stammt. Gelegentlich auch in Übersetzungen als ›Wasserbringer‹ bezeichnet (siehe: Mahdi.)

Literjon: ein Ein-Liter-Container für den Wassertransport auf Arrakis, hergestellt aus bruchfestem Material mit besonders dichtem Verschluß.


M

MAFEA-Gesellschaft: ›Merkantile Allianz für Fortschritt und Entwicklung im All‹: die universale Entwicklungsgesellschaft, die von den Hohen Häusern und dem Imperator zusammen mit der Gilde und der Bene Gesserit (als stillen Teilhabern) kontrolliert wird.

Mahdi: in der messianischen Legende der Fremen: »Der, der uns ins Paradies führen wird.«

Mantene: intuitive Weisheit, Bekräftigung, oberstes Prinzip (siehe: Giudichar).

Maula: Sklave.

Maula-Pistole: durch Federkraft betätigte Waffe, die Giftbolzen verschießt. Reichweite etwa vierzig Meter.

Melange: das ›Gewürz der Gewürze‹, das nur auf Arrakis gewonnen wird. Hauptsächlich bekannt wegen seiner altershemmenden Eigenschaften führt es, in kleinen Mengen eingenommen, zur Sucht, wenn die Induktion von zwei Gramm täglich an einem Körper von siebzig Kilogramm Gewicht vorgenommen wird (siehe auch: Ibad, Wasser des Lebens, und Vorgewürzmasse). Muad'dib benutzte das Gewürz als Schlüssel seiner prophetischen Kräfte. Die Navigatoren der Gilde nehmen für sich ähnliche Erfahrungen in Anspruch. Auf den Märkten des Imperiums wurde das Gewürz bereits mit 620 000 Solaris pro Dekagramm gehandelt.

Mentat: eine Klasse imperialer Bürger, deren Talente auf dem Gebiet des logischen Denkens einer besonderen Ausbildung unterliegt: ›Menschliche Computer‹.

Metaglas: Jasmiumquarz mit extremer Festigkeit (etwa 450 000 Kilogramm per Quadratzentimeter bei einer Dicke von zwei Zentimetern) und guten Verwendungsmöglichkeiten als Strahlenfilter.

Mihna: die Jahreszeit, in der die jungen Männer der Fremen ihren Männlichkeitstest ablegen.

Minimischer Film: Shigadraht, der dazu benutzt wird Spionage- und Gegenspionage-Botschaften zu transportieren.

Mish-mish: Aprikosen.

Misr: historische Bezeichnung der Zensunni-Wanderer für sich selbst: ›Das Volk‹.

Missionaria Protectiva: von den Bene Gesserit ausgesandte Personen, die auf unterentwickelten Planeten eingesetzt werden, um unter den dort ansässigen Eingeborenen Aberglauben zu säen und sie für die Ziele ihrer Organisation benutzen zu können (siehe: Panoplia Prophetica).

Mond, Erster: der größere Satellit Arrakis', der zuerst aufgeht; auffallend ist das Abbild einer geballten menschlichen Faust auf seiner Oberfläche.

Mond, Zweiter: der kleinere Satellit Arrakis', auffallend wegen der auf seiner Oberfläche abgebildeten Känguruhmaus.

Monitor: ein zehnteiliges Schlachtschiff mit schwerer Bewaffnung und starker Schildabschirmung. Es kann nach der Landung in seine zehn Bestandteile zerlegt werden, die dann einzeln wieder starten können.

Muad'dib: die an den Planeten Arrakis angepaßte Känguruhmaus; ein Geschöpf, das bereits in der irdischen Mythologie der Fremen bekannt war und dessen Abbild auf der Oberfläche des zweiten Mondes von Arrakis sichtbar ist. Wegen ihrer Fähigkeit, in der Wüste zu überleben, wird sie von den Fremen besonders verehrt.

Mudir Nahya: die Bezeichnung der Fremen für ›das Ungeheuer‹ Rabban (Graf Rabban von Lankiveil), einen Cousin der Harkonnens, der mehrere Jahre lang Siridar-Gouverneur auf Arrakis war. Sein Name wird meistens übersetzt als ›Herrscher der Dämonen‹.

Mushtamal: ein kleiner Garten oder ein kleines Beet.

Musky: Gift in einem Getränk (siehe: Chaumurky).

Mu Zein Wallahi!: ›Mu zein‹ bedeutet wörtlich ›nichts Gutes‹ und ›wallah‹ verstärkt diesen Ausdruck noch. Eine traditionelle Redensart, die die Fremen gegenüber einem Gegner benutzen. ›Wallah‹ richtet das Hauptaugenmerk zurück auf die Worte ›Mu zein‹ und bildet daraus die Aussage: »Nichts Gutes, niemals gut, zu nichts nütze.«


N

Na-: Präfix mit der Bedeutung von ›nominiert‹ oder ›Nachfolger von‹. Zum Beispiel: na-Baron bezeichnet einen Anwärter auf ein Baronat.

Naib: jemand der geschworen hat, niemals lebend in die Hände seiner Feinde zu fallen; traditioneller Eid von Führern der Fremen.

Nezhoni-Schal: ein Stirnband, das die Frauen oder Gefährtinnen der Fremen unter der Kapuze des Destillanzuges tragen, nachdem sie einen Sohn geboren haben.

Noukker: Offizier der kaiserlichen Leibwache, der mit dem Imperator blutsverwandt ist; traditioneller Dienstgrad von Söhnen kaiserlicher Konkubinen.


O

Opalfeuer: ein seltener Opal auf dem Planeten Hagal.

Orange-Katholische-Bibel: das ›fortgeschriebene Buch‹, das die religiösen Texte der Kommission Ökumenischer Übersetzer enthält. Der Inhalt der Orange-Katholischen-Bibel besteht aus Elementen der meistverbreiteten frühen Religionen, einschließlich des Maometh Saari, der Mahayana-Christenheit, dem Zensunni-Katholizismus sowie buddhislamischen Traditionen. Ihr Leitsatz lautet: »Du sollst die Seele nicht entstellen.«

Ornithopter (meistens: Thopter): jede Flugmaschine, deren Fortbewegungsart auf der Imitation des Vogelfluges basiert.

Out-Freyn: Galach für ›auf den ersten Blick fremd‹, was bedeutet ›niemand aus der eigenen Gemeinschaft‹ oder ›keiner der Auserwählten‹.

Öl-Linse: Hufuf-Öl, das in statischer Spannung gehalten wird.


P

Paarungs-Index: Das Zuchtprogramm der Bene Gesserit, dessen Ziel darin besteht, die Geburt des Kwisatz Haderach zu erreichen.

Pan: auf Arrakis jede sich aufgrund unterhöhlten Bodens ergebende Senke. (Auf Planeten, die über ausreichend Wasser verfügen, bedeutet das Wort einen Ort, der einstmals von Wasser bedeckt war. Auf Arrakis herrscht der Glaube, daß man zumindest unterirdisch über einen solchen Ort verfügt, obwohl dies nicht bewiesen ist.)

Panoplia Prophetica: Sammelbegriff für alle Arten von künstlich geschaffenem Aberglauben, die die Bene Gesserit auf unterentwickelten Planeten aussäen, um sich primitive Religionen zunutze zu machen (siehe: Missionaria Protectiva).

Parakompaß: jeder Kompaß, der Himmelsrichtungen durch lokale magnetische Anomalien bestimmt; nur im Zusammenhang mit bestimmten Karten zu gebrauchen und wo das planetare Magnetfeld unstabil ist oder von Magnetstürmen beeinflußt wird.

Pentaschild: fünfschichtiges Schildgeneratorenfeld zur Abschirmung von Türöffnungen oder Durchgängen, die dadurch für jeden unpassierbar werden, der über keinen dementsprechend eingestellten Dekodierer verfügt (siehe: Prudenztür).

Plastahl: Stahl, der mit Stravidiumfasern verstärkt ist.

Plenissenta: exotische Grünpflanze von Ecaz, bekannt wegen ihres süßen Aromas.

Poritrin: dritter Planet von Epsilon Alangue, der von vielen Zensunni-Wanderern für ihren Ursprungsplaneten gehalten wird, obwohl viele Details ihrer Sprache und Mythologie auf ältere Wurzeln zurückführen.

Portygul: Orange.

Prallboxen: umgangssprachliches Wort für Frachtcontainer keiner bestimmten Größe, die von einem Raumschiff über der Oberfläche eines Planeten abgeworfen werden.

Prana (Prana-Muskulatur): die Körpermuskeln als Einheiten der ultimaten Ausbildung (siehe: Bindu).

Proces Verbal: halboffizieller Bericht über ein angebliches Verbrechen gegen das Imperium; gesetzlich: das Stadium zwischen mündlicher Anschuldigung und der Erhebung einer schriftlichen Anklage.

Proctor Superior oder Sachwalterin: eine Ehrwürdige Mutter der Bene Gesserit, die gleichzeitig Direktorin einer Bene-Gesserit-Schule ist (allgemein: die Wissende).

Prudenztür oder Prudenzbarriere (idiomatisch: Pru-Tür oder Pru-Barriere): jeder Pentaschild, der dazu dient, das Entweichen von Gefangenen zu verhindern (siehe: Pentaschild).

Pundi-Reis: mutierter Reis, dessen Körner sehr viel Zucker enthalten und dessen Ähre eine Länge von vier Zentimetern erreicht; wichtigster Exportartikel Caladans.

Pyonen: planetengebundene Tagelöhner oder Arbeiter, die der untersten Klasse der Faufreluches angehören; gesetzlich: Mündel des Planeten.

Pyretisches Gewissen: das sogenannte ›Gewissen des Feuers‹, das sich beim Versuch einer Verletzung der Kaiserlichen Konditionierung meldet (siehe: Konditionierung, Kaiserliche).


Q

Qanat: ein offener Kanal für Bewässerungszwecke in der Wüste.

Qirtaiba: siehe: Ibn Qirtaiba.

Qizarat: oberste geistliche Behörde des Imperiums nach dem Djihad.

Qzuizara Tafwid: Priester der Fremen (nach Muad'dib).


R

Rachag: koffeinähnliches Stimulans, hergestellt aus den gelben Beeren der Akarso-Pflanze (siehe: Akarso).

Ramadhan: religiöse Periode des Fastens und Betens; traditionell im neunten Monat des solar-lunaren Kalenders. Die Fremen halten den Ramadhan ab, sobald der erste Mond den Meridian zum neuntenmal gekreuzt hat.

Randwall: die zweite Reihe der schützenden Klippen des Schildwalls von Arrakis (siehe: Schildwall).

Raumgilde: eines der drei Beine, auf dem das politische Gleichgewicht nach der Unterzeichnung der Großen Konvention ruht. Die Gilde war die zweite mental-pysische Erziehungsschule (siehe: Bene Gesserit) nach Butlers Djihad. Das Monopol der Gilde auf die Raumfahrt, das interstellare Transportwesen und das Bankwesen bezeichnet den Anfang der imperialen Zeitrechnung.

Razzia: überraschender Guerillaangriff.

Repkit: kleine Ansammlung von Ersatzteilen zur Reparatur eines Destillanzuges.

Residualgift: eine Entdeckung des Mentaten Piter de Vries, wobei der Körper des Betroffenen mit Gift angereichert wird, das jedoch wirkungslos bleibt, bis ihm ein Gegenmittel verabreicht wird, das, sobald es sich verflüchtigt hat, seinen Tod einleitet.

Richese: vierter Planet von Eridani A, neben Ix die vorherrschende Maschinenkultur; bekannt wegen seiner Mikrotechnik. (Eine detaillierte Studie über die Gründe, warum weder Richese noch Ix von Butlers Djihad betroffen wurden: Der letzte Djihad, von R. Sumer und F. Kautman.)

Ruh-Geist: nach Auffassung der Fremen jener Teil des Verstandes, der in der metaphysischen Welt verwurzelt ist (siehe: Alam al-Mithal).


S

Sadus: Richter; dieser Titel bezeichnet in der Sprache der Fremen Richter, die Heilige sind.

Salusa Secundus: dritter Planet der Sonne Gamma Waiping, der, seit sich der Hof des Imperators auf Kaitain befindet, als kaiserliches Gefängnis benutzt wird. Salusa Secundus ist der Heimatplanet des Hauses Corrino und die zweite Station während der Emigration der Zensunni-Wanderer. Die Geschichte der Fremen behauptet, daß sie für neun Generationen auf Salusa Secundus ein Sklavendasein führten.

Sandkriecher (auch: Ernter oder Erntefabrik): allgemeine Bezeichnung für selbsttätig arbeitende Maschinen zum Gewürzabbau. Große (oft 120 x 40 m) Abbaugeräte, die deshalb Kriecher genannt werden, weil sie sich wie eine Art Raupe auf Ketten bewegen.

Sandmeister: Leiter der Gewürzgewinnung in einem bestimmten Gebiet.

Sandreiter: Bezeichnung der Fremen für jede Person, die fähig ist, einen Sandwurm zu fangen und zu lenken.

Sandschnorchel: Atmungsgerät, durch das einem sandbedeckten Destillzelt Luft zugeführt wird.

Sandgezeiten: idiomatisch für Sandbewegungen, die durch Gezeitenkräfte der Sonne oder der Monde hervorgerufen werden.

Sandläufer: jeder Fremen, der ausgebildet wurde, in der offenen Wüste zu überleben.

Sandwurm: siehe: Shai-Hulud.

Sapho: hochenergetisches, auf Ecaz gewonnenes Gewürzkonzentrat, das zur geistigen Stimulans eines Mentats verwendet wird. Saphoschlucker sind an rubinroten Flecken auf ihren Lippen zu erkennen.

Sardaukar: die militaristischen Fanatiker des Padischah-Imperators. Ihre ungewöhnlich harte Ausbildung läßt in der Regel nur sechs von dreizehn Personen das elfte Lebensjahr erreichten. Das Hauptgewicht ihres militärischen Trainings wurde auf totale Rücksichtslosigkeit und die nahezu völlige Ausschaltung des eigenen Selbsterhaltungstriebes gelegt. Bereits von Kindesbeinen an wurde ihnen so beigebracht, in jedem Gegner ein potentielles Schlachtopfer zu sehen, für das es keine Gnade gibt. Man sagte ihnen nach, daß sie in ihrer Brutalität zehn gewöhnliche Kämpfer aufwogen. Zur Zeit Shaddams IV., hatte ihr Kampfwert bereits erheblich gelitten, weil man der ihnen eigenen Unüberwindbarkeitsmythologie immer öfter mit Zynismus entgegentrat. Sie wurden weiterhin — mit Recht — gefürchtet.

Sarfa: die Abwendung von Gott.

Sayyadina: in der religiösen Hierarchie der Fremen eine weibliche Priesterin.

Schild: das von einem Holtzmann-Generator erzeugte Abwehrschild, das lediglich Gegenstände durchläßt, die geringe Geschwindigkeit (höchstens drei bis sechs Zentimeter pro Sekunde) besitzen und nur von bestimmten elektromagnetischen Feldern kurzgeschlossen werden kann (siehe: Lasgun).

Schildwall: Gebirgskette auf der nördlichen Halbkugel von Arrakis, die ein kleines Gebiet vor den planetaren Coriolis-Stürmen abschirmt.

Schlag: tierisches Lebewesen von Tupile, das wegen seines Felles nahezu ausgerottet wurde.

Selamlik: Kaiserlicher Audienzsaal.

Semuta: ein weiteres Narkotika, das aus den Verbrennungsrückständen des Elaccaholzes hergestellt wird. Es ruft eine andauernde Ekstase hervor, die durch atonale Semutamusik noch verstärkt wird.

Servok: einfacher, auf einem Federwerk basierender Mechanismus; eines der wenigen ›automatischen‹ Geräte, die nach Butlers Djihad weiterhin zugelassen waren.

Shadout: Ehrentitel der Fremen. ›Wasserschöpfer.‹

Shah-Nama: das legendäre Erste Buch der Zensunni-Wanderer.

Shai-Hulud: der Sandwurm von Arrakis, der ›Alte Mann der Wüste‹, der ›Ewige alte Vater‹ oder ›Großvater der Wüste‹. Sie sind von enormer Länge (in der Wüste wurden Exemplare von vierhundert Meter und mehr gesichtet) und erreichen ein hohes Alter, wenn sie nicht von einem Artgenossen getötet werden oder mit Wasser — das für sie giftig ist — in Berührung kommen. Der größte Teil des arrakisischen Sandes soll von den Sandwürmern erzeugt worden sein (siehe: Bringer, Kleiner).

Shaitan: Satan.

Shari-A: jener Teil der Panoplia Prophetica, der für die Aufrechterhaltung von Aberglauben zuständig ist (siehe: Missionaria Protectiva).

Shigadraht: metallischer Kern eines Kriechgewächses (Narvi Narvium), das lediglich auf Salusa Secundus und III Delta Kaising vorkommt. Shigadraht zeichnet sich durch extreme Zugfestigkeit aus.

Sietch: in der Sprache der Fremen ›der sichere Platz in Zeiten der Gefahr‹. Weil die Fremen Generationen in ständiger Gefahr lebten, wurde das Wort für jeden Platz verwandt, an dem sie sich in größerer Zahl aufhielten.

Sihaya: in der Sprache der Fremen der Frühling in der Wüste. Der Ausdruck impliziert einen religiösen Aspekt, ebenso die Zeit der Fruchtbarkeit und deutet auf das bevorstehende Paradies hin.

Sink: eine bewohnbare Tiefebene auf Arrakis, die von Höhenzügen umgeben ist, die die Bewohner weitgehend vor Stürmen schützt.

Sinkkarte: eine Karte von Arrakis, auf der begehbare Wege zwischen Niederlassungen eingezeichnet sind (siehe: Parakompaß).

Sirat: eine Stelle der Orange-Katholischen-Bibel, die das Leben des Menschen als Wanderung über eine schmale Brücke (Sirat) beschreibt. »Das Paradies liegt zur Rechten, die Hölle zur Linken — und hinter mir geht der Todesengel.«

Solari: offizielle Währung des Imperiums, deren Kaufkraft in einem fünfundzwanzigjährigen Turnus jeweils neu zwischen der Gilde, dem Landsraad und dem Imperator festgelegt wird.

Solido: die dreidimensionalen Abbildungen auf einem Solido-Bildschirm, der auf der Basis von 360-Grad-Signalen arbeitet und die Verwendung von Shigadraht-Spulen voraussetzt. Den besten Ruf besitzen Solido-Projektoren von Ix.

Sondagi: Farntulpe auf Tupali.

Soo-soo-Sook!: Ruf der Wasserverkäufer auf Arrakis. Sook bedeutet Marktplatz (siehe: Ikhut-Eigh!)

Späher: leichter Ornithopter, der bei der Gewürzsuche eingesetzt wird und dessen Aufgabe darin besteht, Sandwürmer zu orten und ihr voraussichtliches Eintreffen am Arbeitsplatz zu melden.

Subak ul Kuhar: Begrüßung der Fremen. »Geht es dir gut?«

Subak un Nar: »Es geht mir gut. Und dir?« Traditionelle Erwiderung.

Suspensor: zweite Phase des Holtzmann-Generators, der unter bestimmten Voraussetzungen die Schwerkraft aufhebt, solange die Körpermasse nicht zu groß ist.


T

Tahaddi al-Burhan: eine ultimate Prüfung, an deren Ergebnis niemand mehr zweifeln kann, weil sie in der Regel mit dem Tod oder der Zerstörung endet.

Tahaddi-Herausforderung: bei den Fremen eine Aufforderung zu einem tödlichen Zweikampf, durch den eine endgültige Entscheidung herbeigeführt werden soll.

Taqwa: wörtlich: »Der Preis der Freiheit.« Etwas sehr Wertvolles; etwas, das Götter von Sterblichen verlangen (und die Furcht, die dieses Verlangen provoziert).

Tau, Das: in der Sprache der Fremen die Einheit einer Sietch-Gemeinschaft, erhöht durch Gewürzdiät und speziell durch das Trinken des Wassers des Lebens.

Tauholer: Arbeiter auf Arrakis, die Pflanzen der Feuchtigkeit entziehen.

Tausammler oder Taufänger: fünf Zentimeter durchmessende, muldenförmige Plastikschalen, die unter Sonnenbestrahlung weiß werden und in der Dunkelheit schwarz. Dabei werden sie kälter als der sie umgebende Sand und ziehen bei Tagesanbruch die Tau-Niederschläge an. Die Fremen stellen sie in der Nähe von Pflanzen ab, wo sie zwar kleine, aber brauchbare Feuchtigkeitsansammlungen produzieren.

Test-Mashad: jede Prüfung, deren Bestehen in spiritueller Hinsicht Ehre einbringt.

Tleilax: einziger Planet der Sonne Thalim; bekannt wegen seiner illegalen Ausbildungsstätte für Mentaten. Treffpunkt abtrünniger Mentaten (siehe: Bene Tleilax).

T-P: idiomatische Redewendung für Telepathie.

Tragschrauber: Universalfahrzeug zum Transport von Maschinen zum Gewürzabbau (siehe: Carryall)

Trommelsand: Sandlagen von solch kompakter Dichte, daß jede Berührung seiner Oberfläche weithin wie das Geräusch einer Trommel klingt.

Truppentransporter: jedes Gildenschiff, das speziell dafür ausgerüstet ist, Truppen und deren Ausrüstung zu transportieren.

Tupile: der sogenannte ›Zufluchtsplanet‹ (vermutlich steht der Name sogar für mehrere Welten) für im Kampf geschlagene Häuser des Imperiums. Die genaue(n) Position(en) ist/sind nur der Gilde bekannt, die sich verpflichtet hat, sie nicht preiszugeben.


U

Überlebenssatz: von den Fremen hergestellter Werkzeugsatz, der das Überleben in der Wüste sichern soll.

Ulema: ein Zensunni-Doktor der Theologie.

Umma: Mitglied der Bruderschaft der Propheten. (Innerhalb des Imperiums eine herablassende Bezeichnung für jeden ›Spinner‹, der irgendwelche Zukunftsvisionen verbreitet.)

Uroshnor: Bezeichnung für verschiedene Klänge ohne besondere Bedeutung, die die Bene Gesserit der Psyche bestimmter Opfer ohne deren Wissen einpflanzen, um sie kontrollieren zu können. Die so konditionierte Person wird, sobald sie den Klang hört, völlig bewegungslos.

Usul: in der Sprache der Fremen ›die Grundlage der Säule‹.


V

Varota: berühmter Hersteller des Balisets; Eingeborener des Planeten Chusuk.

Verite: eine der willensbeeinflussenden Drogen von Ecaz, die den Benutzer zwingt, die reine Wahrheit zu sagen.

Versammlung: Treffen von fremenitischen Stammesführern, dessen Ausgang über den Führungsanspruch zweier Kämpfender entscheidet.


W

Wahrheitstrance: halbhypnotischer Trancezustand nach Einnahme bestimmter Drogen (einzeln oder in kombinierter Form), die das ›Erkenntnisspektrum‹ günstig beeinflussen. Falschaussagen werden dadurch schnell entlarvt. (Anmerkung: Die Benutzung dieser Drogen durch Untrainierte endet fast immer tödlich, da diese nicht dazu imstande sind, die zwangsläufig darin enthaltenen Gifte wirkungslos zu machen.)

Wahrsagerin: eine Ehrwürdige Mutter, die in der Lage ist, unter dem Einfluß der Wahrheitstrance die Wahrheit von der Lüge unfehlbar zu unterscheiden.

Wali: unausgebildeter Jugendlicher bei den Fremen.

Wallach IX: der neunte Planet von Laoujin, Sik der Schule der Bene Gesserit.

Wasser des Lebens: ein ›erleuchtendes‹ Gift (siehe: Ehrwürdige Mutter), eine Flüssigkeit, die der Sandwurm (siehe: Shai-Hulud) im Augenblick des Ertrinkens produziert. Das Gift, im Körper einer Ehrwürdigen Mutter neutralisiert, wird so zu einem Narkotikum, das während der Tau-Orgie eines Sietch benutzt wird.

Wasserdisziplin: wichtigster Bestandteil der Ausbildung, die die Fremen erhalten, um auf Arrakis zu überleben ohne zuviel Lebensenergie zu verschwenden.

Wassermann: Fremen, die besonders für die Ausführung ritueller Handlungen bezüglich des Wassers und des Wassers des Lebens verantwortlich sind.

Wasserrohr: jede Wasserleitung innerhalb eines Destillanzuges oder -zeltes, die Wasser in eine Fangtasche ihres Trägers leitet.

Wasserschuld: eine unabweisbare Verpflichtung.

Wetterspäher: ein speziell ausgebildeter arrakisischer ›Meteorologe‹, der in der Lage ist, auf Arrakis Wettervorhersagen zu machen und den Wind zu lesen.

Windfalle: ein Gerät zur Ausscheidung von Wasser, das eine Öffnung in die momentan herrschende Windrichtung dreht und nach dem Prinzip der Kondensation durch Temperaturabfall arbeitet.


Y

Ya Hya Chouhada!: »Lang leben die Kämpfer!« Schlachtruf der Fedaykin. Der Ausruf beinhaltet die Aussage, daß die Kämpfer nicht für, sondern gegen etwas kämpfen.

Yali: das persönliche Quartier der Fremen innerhalb des Sietch.

Ya! Ya! Yawm!: ein ritueller Ausruf der Fremen bei feierlichen Anlässen. Das ›Ya‹ enthält die Aufforderung, dem Ausrufer zuzuhören, während ›Yawm‹ die Wichtigkeit andeutet. Eine Übersetzung sollte etwa »Hört und laßt euch sagen!« lauten.


Z

Zensunni: Angehörige einer schismatischen Sekte, die sich von den Lehren des Maometh (des sogenannten ›dritten Mohammed‹), etwa 181 B. G., lossagte. Die Religion der Zensunni betont vor allem das Mystische und eine ›notwendige Rückkehr zu den Sitten der Väter‹, bestreitet jegliche Objektivität der Erkenntnis und verneint die Gültigkeit der Kausalität. Historiker vermuten in der Regel Ali Ben Ohasi als Motor der neuen Bewegung, aber es gibt berechtigte Gründe anzunehmen, daß er lediglich ein Strohmann seiner zweiten Frau Nasai war.

Appendix VI: Kartographische Erläuterungen zur nördlichen Polarregion von Arrakis

Das Alte Tor: Eine 2240 m tiefe Kerbe, die Paul-Muad'dib in den Schildwall sprengen ließ, um dem Sturm einen Weg nach Norden zu bahnen.

Basis für den Breitengrad: der Meridian führt genau durch den Observatory Mountain.

Basislinie für die Höhenbestimmung: die Große Bled.

Carthag: liegt etwa 200 km nordöstlich von Arrakeen.

Ebene der Gefallenen: das Gebiet zwischen den Felsnadeln südlich des Sietch Tabr und der Großen Bled.

Die Große Bled: die offene, flache Wüste, die typische Erg-Dünenlandschaft. Sie bedeckt Arrakis zwischen 60 Grad nördlicher und 70 Grad südlicher Breite und besteht aus Sand und Geröll, gelegentlich durchsetzt mit gewachsenem Fels.

Die Große Ebene: eine weite felsige Senke, die in die Erg, die Große Bled, übergeht. Sie liegt 100 m höher als die Bled. Irgendwo in diesem Gebiet liegt die Salzpfanne, die Pardot Kynes (Liet-Kynes Vater) einst entdeckte. Es gibt hier Felsformationen, die sich bis zu 200 m erheben, am Sietch Tabr beginnen und sich bis zu den Sietch-Gemeinschaften, die südlich davon liegen, erstrecken.

Der Hargpaß: wird vom Schrein des Herzogs Leto bewacht.

Höhle der Vögel: liegt in der Habbanya-Bergkette.

Die Palmengärten des Südens: sind auf dieser Karte nicht verzeichnet. Sie liegen auf dem vierzigsten südlichen Breitengrad.

Polartiefe: 500 m unter dem Bledspiegel.

Der Rote Spalt: liegt 1582 m unter dem Bledspiegel.

Westlicher Randwall: ein hoher Bergrücken (4600 m), der sich aus dem Schildwall bei Arrakeen erhebt.

Wurmlinie: sie verbindet die nördlichsten Punkte, an denen Würmer gesichtet wurden.



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